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Sephiroth
Sephiroth Sephirot, Sefirot oder Sefiroth (Singular hebr. סְפִירָה Sefira, Plural סְפִירוֹת, Sephiroth = Ziffern) ist nach den Lehren der jüdischen Kabbala der hebräische Name der 10 göttlichen Emanationen[1], die zusammen den Lebensbaum der Kabbala (hebr. עץ החיים, Ez Ha-Chajim, oder kurz עץ חיים, Ez Chajim) bilden. Genauer gesprochen repräsentiert er den mit dem Baum der Erkenntnis verschlungenen Baum des Lebens. Dem entsprechen auch die beiden Säulen Jachin und Boas, die am Eingangstor des Salomonischen Tempels standen. Jachin, die weiße Säule rechts, ist mit dem hebräischen Buchstaben י (Jod) bezeichnet, der für die schöpferische Ich-Kraft der Elohim steht, aus der auch das menschliche Ich entsprungen ist; sie steht zugleich für das männliche Prinzip. Boas, die schwarze Säule links, ist mit einem ב B (Beth) gekennzeichnet, das aber ohne Dagesch, also ohne Punkt, geschrieben und daher als W gesprochen wird. Es ist die wellende, hüllenbildende Gestaltungskraft, die mehr oder weniger vom Rest der Seelenwelt abgesonderte Wesenheiten entstehen lässt. Sie steht für das weibliche Prinzip. In vielen Darstellungen wird auch eine mittlere, vermittelnde Säule, die Säule der Milde (hebr. גסת Gusuth), gezeigt. In ihr kündigt sich bereits das versöhnende Christus-Prinzip an, das in ähnlicher Art auch in der Offenbarung des Johannes im vierten apokalptischen Siegelbild erscheint. Zusammen bilden sie die drei Säulen der Manifestation.
Der Sephirothbaum symbolisiert zugleich den himmlischen, makrokosmischen Menschen, den Adam Kadmon, als übergeschlechtliches, aber bipolares männlich-weibliches Wesen darstellt, der sich am vollkommensten im irdischen Menschen als Mikrokosmos, aber auch sonst überall in der Schöpfung, wenn auch unvollkommener, abbildet. Ähnlich den 10 Kategorien des Aristoteles bilden die 10 Sephiroth ein geistiges Alphabet, mit dem sich der ganze Kosmos in seinem Sein und Werden systematisch beschreiben lässt. Die 10 Sephiroth sind durch 22 Pfade, die den 22 Buchstaben des Hebräischen Alphabets entsprechen, miteinander verbunden; zusammen mit den 10 Sephiroth bilden sie die 32 Pfade der Weisheit.
Die 10 Sephiroth in der Darstellung Rudolf Steiners
In der Fragenbeantwortung zu einem in Leipzig am 12. Januar 1908 gehaltenen Vortrag bringt Rudolf Steiner die zehn Sephiroth in Zusammenhang mit den Rädern des in der Vision des Hesekiel geschilderten Thronwagen Gottes (hebr. מרכבה Merkaba „Wagen“).
„Die Räder des Wagens, Merkabah, deuten die Umschwünge an,
durch welche der Mensch sich weiter vorausbewegt, und es sind damit Runden gemeint. Mit den zehn Sephirot sind Zeitabschnitte, Entwicklungsstufen bezeichnet, die der Mensch durchmachte. Vier Entwicklungsstufen machte der physische Leib durch: Saturn, Sonne, Mond, Erde. Drei Stufen der Ätherleib: Sonne, Mond, Erde. Zwei Stufen der Astralleib: Mond, Erde. Das Ich steht auf der ersten Stufe: zusammen sind es zehn.“ (Lit.: Beiträge 32, S. 31)Die wesenhaft erlebten Räder, die Ophanim (hebr. אוֹפַנִּים), werden auch mit den Thronen (hebr. גלגלים Gagalim „Räder“) gleichgesetzt, die die Beherrscher der Saturnsphäre sind.
Rudolf Steiner hat darauf hingewiesen, dass die 10 Sephiroth Buchstaben eines geistigen Alphabets sind, das tiefe Einblicke in das Wesen des Menschen geben kann. Die Sephiroth, hier nun nach der Bezeichnungsweise und Anordnung Rudolf Steiners angeführt, die sich teilweise von üblichen kabbalistischen Darstellungen unterscheidet, hängen eng mit dem dreigliedrigen Bau des Menschen zusammen. Kether (Krone), Chokmah (Weisheit) und Binah (Intelligenz, unterscheidender Verstand) bezeichnen die auf und durch das Kopfsystem wirkenden Kräfte. Chesed (Freiheit), Geburah (Lebenskraft) und Tipheret (Schönheit) wirken auf das Rhythmische System und Netsah (Überwindung), Hod (Mitgefühl) und Jesod (Fundament) auf das Gliedmassen-Stoffwechsel-System. Die zehnte Kraft, Malchuth (Reich, Feld) genannt, wirkt von der Erde her.
„Nun wollen wir uns heute einmal klarmachen, was die alten Juden mit diesem Sephirothbaum eigentlich gemeint haben. Nicht wahr, sie dachten sich das so: Der Mensch steht da in der Welt, aber die Kräfte der Welt wirken von allen Seiten auf ihn ein. Wenn man den Menschen, wie er dasteht in der Welt (es wird gezeichnet), anschaut, so können wir ihn uns, schematisch gezeichnet, so vorstellen. Also so stellen wir uns den in der Welt stehenden stofflichen Menschen einmal vor. Diesen Menschen haben sich nun die alten Juden so vorgestellt, daß auf ihn von allen Seiten die Kräfte der Welt wirken. Hier zeichne ich einen Pfeil, der so bis ins Herz hineingeht: Also auf den Menschen wirkend die Kräfte der Welt; hier unten die Kraft der Erde.
Nun haben die Juden gesagt: Zunächst wirken drei Kräfte auf den menschlichen Kopf - die habe ich in der Zeichnung mit diesen Pfeilen: 1, 2, 3 bezeichnet -, drei Kräfte auf die menschliche Mitte, auf die Brust, auf die Atmung und die Blutzirkulation hauptsächlich (Pfeile 4, 5, 6 der Zeichnung). Dann wirken drei Kräfte mehr auf die Gliedmaßen des Menschen (Pfeile 7, 8,9), und eine zehnte Kraft, die wirkt von der Erde aus auf den Menschen (Pfeil 10, von unten). Also zehn Kräfte, stellten sich die alten Juden vor, wirken von außen auf den Menschen.
Betrachten wir zunächst die drei Kräfte, die sozusagen von den weitesten Partien, von den entferntesten Partien des Weltenalls kommen und auf den menschlichen Kopf wirken, den menschlichen Kopf eigentlich rund machen, wie ein Bild vom ganzen runden Weltenall machen. Diese drei Kräfte, also 1, 2, 3, sind die edelsten; die kommen sozusagen, wenn man mit einem späteren Ausdrucke sprechen will, mit einem griechischen Ausdruck zum Beispiel, von den höchsten Himmeln her. Die formen den menschlichen Kopf, indem sie ihn zu einem runden Abbilde des ganzen runden Weltenalls machen.
Nun müssen wir aber gleich dabei einen Begriff entwickeln, welcher Sie stören könnte, wenn ich ihn einfach Ihnen sagen würde. Denn, sehen Sie, in diesen zehn Begriffen, die da die Juden an die Spitze ihrer Weisheit gestellt haben, da ist der erste da oben (1) ein solcher, der später furchtbar mißbraucht worden ist; denn später haben diejenigen Menschen, welchen es gelungen ist, die Macht an sich zu reißen, die Zeichen dieser Macht und auch die Worte für diese Macht in den äußeren Machtbereich heruntergezogen. Und so haben gewisse Menschen, welche sich die Macht der Völker angeeignet und auf ihre Nachkommen übertragen haben, sich angeeignet dasjenige, was man Krone nennt. Krone war früher, in alten Zeiten, ein Wort für das Höchste, was dem Menschen an Geistigkeit geschenkt werden kann. Und die Krone durfte nur derjenige tragen, der in dem Sinne, wie ich es Ihnen erklärt habe, durch die Einweihung gegangen ist, der also die höchste Weisheit errungen hat. Sie war ein Zeichen der höchsten Weisheit. Ich habe Ihnen ja auseinandergesetzt, wie die Orden ursprünglich alle etwas bedeutet haben, wie sie später angelegt worden sind aus Eitelkeit und nichts mehr bedeuten. Namentlich aber müssen wir so etwas gegenüber dem Ausdruck «Krone» in Betracht ziehen. Krone war für die Alten der Inbegriff von alldem, was sich an Übermenschlichkeit aus der geistigen Welt in die Menschen herniederzusenken hat. Kein Wunder, daß die Könige sich die Krone aufgesetzt haben. Die waren ja, wie Sie wissen, nicht immer weise und haben nicht immer die höchsten Himmelsgaben in sich vereinigt, aber sie haben sich das Zeichen aufgesetzt. Und man darf, wenn so etwas nach alten Sitten ausgesprochen worden ist, das nicht verwechseln mit dem, was daraus durch Mißbrauch geworden ist. Also das Höchste, die höchsten Weltengaben, die höchsten Geistesgaben, die sich auf den Menschen niedersenken können, die er vereinigen kann mit seinem Kopfe, wenn er viel weiß, das nannte man im alten Judentum Kether, die Krone. Nun, sehen Sie, das war also das Höchste. Das war dasjenige, was vom Weltenall herein geistig den Kopf formte.
Und dann brauchte dieser Menschenkopf noch zwei andere Kräfte. Diese zwei anderen Kräfte kamen ihm von rechts und von links zu. Man dachte sich: Das Höchste kommt von oben herunter; von rechts und links kommen ihm die zwei anderen Kräfte, die beiden Weltenkräfte, die im ganzen Weltenall ausgebreitet sind. Nun, die eine, die wie durchs rechte Ohr hineingeht, nannte man Chokmah = Weisheit. Wir würden heute, wenn wir das Wort übersetzen wollten, sagen: Weisheit. Und auf der anderen Seite kam herein aus der Welt: Binah. Wir würden heute sagen: Intelligenz (2 und 3 der Zeichnung). Die alten Juden unterschieden zwischen Weisheit und Intelligenz. Heute betrachtet man einen jeden Menschen, der intelligent ist, auch so, als ob er weise wäre. Aber das ist ja nicht der Fall. Man kann intelligent sein und die größte Dummheit denken. Es werden die größten Dummheiten sehr intelligent ausgedacht. Namentlich wenn man in vieles von der heutigen Wissenschaft hineinsieht, muß man sagen, intelligent ist diese Wissenschaft eigentlich auf allen Gebieten, aber weise ist sie sicher nicht. Die alten Juden haben Chokmah und Binah, die alte Weisheit, von der alten Intelligenz schon früh voneinander unterschieden. -Also den menschlichen Kopf, alles das eigentlich, was im Menschen zum Sinnessystem gehört, auch das, was an Nerven im Sinnessystem ausgebreitet liegt, all das bezeichnete man mit den drei Ausdrücken Kether, Chokmah, Binah - Krone, Weisheit, Intelligenz.
So wird, nach der Ansicht der alten Juden, der menschliche Kopf aufgebaut aus dem Weltenall herein. Es ist also ein starkes Bewußtsein vorhanden gewesen - sonst hätte man eine solche Lehre nicht ausgebildet -, daß der Mensch ein Glied im ganzen Weltenall ist. Wir können zum Beispiel beim menschlichen Körper fragen: Was ist mit der Leber? Nun, die Leber bekommt von der Blutzirkulation ihre Adern; sie bekommt ihre Kräfte von der menschlichen Umgebung. So haben die alten Juden gesagt: Der Mensch bekommt von der Weltumgebung die Kräfte, die dann, zunächst im Mutterleib und später auch, seine Kopfbildung bewirken.
Nun, dann gibt es drei andere Kräfte (4, 5, 6 der Zeichnung); die wirken mehr auf den mittleren Menschen, auf den Menschen, in dem das Herz, in dem die Lunge ist. Sie wirken also auf den mittleren Menschen; sie kommen weniger von oben herunter, sie leben mehr in der Umgebung. Sie leben im Sonnenschein, der auf der Erde herumgeht, sie leben in Wind und Wetter. Da kommen diejenigen drei Kräfte in Betracht, die die alten Juden genannt haben: Chesed, Geburah, Tiphereth. Wenn wir das mit heutigen Ausdrücken sagen wollen, so könnten wir es ausdrücken als: Chesed = Freiheit; Geburah = Kraft; Tiphereth = Schönheit.
Gehen wir hier vor allen Dingen von der mittleren Kraft aus, von Geburah. Ich habe Ihnen gesagt, ich will den Pfeil so zeichnen, daß er ins Herz geht! Die Kraft, die der Mensch hat, diese Herzhaftigkeit, Seelenkraft und physische Kraft zugleich, die wird angedeutet durch das menschliche Herz. Daher stellten sich die Juden vor: Wenn der Atem hineinkommt in den Menschen, wenn der Atem in das Herz läuft, da kommen von außen nicht nur diese physischen Atemkräfte in ihn, sondern es kommt die geistige Kraft, Geburah, die mit dem Atem verbunden ist. Wir würden also sagen, wenn wir es noch genauer ausdrücken wollten: die Lebenskraft, die Kraft, durch die er auch etwas kann = Geburah. Aber an der einen Seite von Geburah ist dasjenige, was man Chesed nannte, die menschliche Freiheit. Und auf der anderen Seite Tiphereth, die Schönheit. Der Mensch ist ja tatsächlich in seiner Gestalt das Schönste auf der Erde! Der alte Jude hat sich vorgestellt: Höre ich den Herzschlag, so vernehme ich die Lebenskraft, die in den Menschen hineinkommt. Strecke ich die rechte Hand aus, so vernehme ich, daß ich ein freier Mensch bin; da kommt, wenn die Muskeln sich strecken, die Kraft der Freiheit. Die linke Hand, die mehr sanft sich bewegt, die mehr sanft greifen kann, die bringt dasjenige, was der Mensch in Schönheit macht.
Also diese drei Kräfte: Chesed = Freiheit, Geburah = Lebenskraft, Tiphereth = Schönheit, die entsprechen dem im Menschen, was mit dem Atem und mit der Blutzirkulation, all dem, was in Bewegung ist und sich immer wiederholt, zusammenhängt. Es gehört dazu schon auch die Bewegung des Schlafens, der Wechsel von Tag und Nacht. Das gehört auch zu der Bewegung; da gehört der Mensch auch mit dazu.
Dann aber ist der Mensch außerdem ein Wesen, das seine Stellung im Raume ändern kann, das herumgehen kann, das nicht so wie die Pflanze immer an einem Ort bleiben muß. Das Tier kann ja auch schon herumgehen. Das hat der Mensch gemeinsam mit dem Tier. Das Tier hat nicht Chokmah, nicht Tiphereth, noch nicht Chesed, es hat aber schon Geburah = Lebenskraft. Und die drei, die ich da bezeichnet habe, die hat der Mensch gemeinschaftlich mit dem Tiere nur dadurch, daß er die anderen hat.
Dieses, daß man herumgehen kann, daß man nicht festgebannt ist an einen Ort, das nannten die Juden: Netsah, und das bedeutet, daß man den festen Stand der Erde überwindet, daß man sich bewegt (Pfeil 7 der Zeichnung). Netsah ist Überwindung. Nun, dasjenige, was mehr auf die Mitte des Menschen wirkt, da wo sein Schwerpunkt ist - es ist interessant, wissen Sie: das ist der Punkt, der etwa hier gelegen ist; er ist etwas höher im Wachen und senkt sich herunter im Schlafen, was auch bezeugt, daß beim Schlafen etwas draußen ist -, dasjenige, was in der Körpermitte wirkt, was beim Menschen auch die Fortpflanzung hervorbringt, was also mit der Sexualität zusammenhängt, das nannten die alten Juden Hod. Wir würden es heute bezeichnen mit dem Worte, das etwa ausdrücken würde Mitgefühl. Sie sehen, die Ausdrücke werden schon menschlicher. - Also mit dem Netsah ist die äußere Bewegung gemeint - wir gehen hinaus in den Raum -, mit Hod das innere Fühlen, die innere Bewegung, das innere Mitgefühl mit der Außenwelt, das ist alles Hod (Pfeil 8). Dann unter 9: Jesod; das ist nun dasjenige, auf dem der Mensch eigentlich steht, das Fundament. Der Mensch also fühlt sich da an die Erde gebunden; daß er auf der Erde stehen kann, ist das Fundament, ist Jesod. Daß er ein solches Fundament hat, rührt eben auch von den Kräften her, die von außen an ihn herankommen.
Und dann wirken die Kräfte der Erde selber auf ihn (Pfeil 10), nicht nur die umgebenden Kräfte, sondern die Kräfte der Erde selber wirken auf ihn. Das nannte man dann Malkuth. Wir würden es heute übersetzen: das Feld, auf dem der Mensch wirkt, die irdische Außenwelt; Malkuth - das Feld. Man kann schwer einen richtigen Ausdruck für dieses Malkuth prägen, man kann sagen: Reich, Feld; aber alle Dinge sind eigentlich mißbraucht worden, und die heutigen Namen bezeichnen eben nicht mehr dieses, was der alte Jude fühlte: daß da die Erde eigentlich auf ihn wirkt.
Wir brauchen uns nur vorzustellen, wir hätten hier die Mitte des Menschen; da setzt ein Oberschenkelknochen ein, auf jeder Seite des Menschen - das geht hier bis zum Knie, da wären die Kniescheiben. Auf diesen Knochen wirken alle diese Kräfte auch; aber daß er eigentlich so durchbohrt wird, daß er eigentlich eine Röhre ist, das kommt dadurch, daß die Erdenkräfte eindringen. Also all das, wo die Erdenkräfte eindringen, das bezeichnete der alte Jude mit Malkuth, das Feld.
Sie sehen also, man muß an den Menschen herankommen, wenn man von diesem Sephirothbaum sprechen will! Alle zehn zusammen, also: Kether, Chokmah, Binah, Chesed, Geburah, Tiphereth, Netsah, Hod, Jesod, Malkuth nannten die Juden die zehn Sephiroth. Diese zehn Kräfte sind dasjenige, wodurch der Mensch eigentlich mit der höheren, mit der geistigen Welt zusammenhängt. Nur die zehnte Kraft, Malkuth, ist eben in die Erde hineinversenkt. Also im Grunde genommen ist das hier der physische Mensch (auf die Zeichnung deutend), und diesen physischen Menschen umgibt der geistige Mensch, unten zunächst als die Erdenkräfte, dann aber als die Kräfte, die mehr schon nahen der Erde, aber doch noch aus der Umgebung herein wirken: Netsah, Hod, Jesod. Das gehört also alles geistig zum Menschen dazu, wie diese Kräfte hereinwirken. Dann die Kräfte, die auf seine Blutzirkulation und Atmung wirken: Chesed, Geburah, Tiphereth. Und dann die edelsten Kräfte, die auf den Menschen wirken, die auf sein Kopfsystem wirken: Kether, Chokmah, Binah. So daß sich die Juden eigentlich so, wie ich es Ihnen hier farbig aufgezeichnet habe, den Menschen mit der Welt nach allen Seiten verbunden dachten. Der Mensch ist eben durchaus so, daß er auch ein Übersinnliches in sich enthält. Und dieses Übersinnliche, das haben sie sich so vorgestellt.“ (Lit.: GA 353, S. 210ff)
Wesen und Systematik der Sephiroth
Namensherkunft und Anzahl der Sephiroth
Der Begriff Sephiroth (hebr. ספרות, Singular: Sephira - ספרה, Ziffer, Chiffre) taucht erstmals im Sefer Jetzira auf, dem ältesten überlieferten Werk der Kabbala, das der Legende nach auf Abraham selbst zurückgeht und das Ergebnis seiner Einweihung durch Melchisedek festhält. Das Wort geht auf den hebräischen Verbalstamm s-f-r (ספר, vgl. Sefer Jezirah § 1) zurück, der „zählen“, „schreiben“, „erzählen“ und, als Nomen gebraucht, auch „Buch“ (sefer) bedeuten kann, entlehnt aus arabisch sifr „Null, leer“, was wiederum lehnübersetzt ist von altindisch sunya „Null, leer“.
Die Zahl 0 (okkult gelesen als Ei) bezeichnet die Vollendung und vollständige Vergeistigung eines vorangegangenen Entwicklungszyklus (Lit.: GA 110, S. 187), aus dem mit der 10 (okkult gelesen als Eins aus dem Ei) die neue Schöpfung hervorbricht. 10 entspricht dem hebräischen Buchstaben Jod (י), der für das göttliche Ich steht. 10 ist daher die Anzahl der Sephiroth:
„Zehn Zahlen aus dem Nichts, zehn und nicht neun, zehn und nicht elf, begreife diese Weisheit, verstehe dieses Wissen, forsche danach und erwäge es, fasse es in Klarheit und folge dem Schöpfer wieder zu seinem Thron.“
Im Sefer Jetzira werden die 10 Sephiroth immer mit dem selben stehenden Ausdruck genannt, meist übersetzt als: "Zehn Zahlen ohne etwas" (hebr. עֶשֶׂר ספרות בלימה, 'esser sefirot belima). Belima (hebr. בלימה) bedeutet wörtlich ohne etwas bzw. Nichts und wird mit dem zentralen Begriff der Kabbala, dem Ain Soph (hebr. אין סוף, nicht endlich), in Verbindung gebracht; belima wäre dann auch zu übersetzten als ohne Ende, oder, wenn man den Ursprung der Sephiroth aus dem Unbegrenzten, aus dem Nichts, betonen will, als: aus dem Nichts.
Nach einem Hinweis Rudolf Steiners gibt es allerdings in Wahrheit 12 Sephiroth, von denen aber die erste und letzte verborgen bleibt:
„Die Kabbala unterscheidet innerhalb der Welt zwölf Glieder, wovon das erste und das letzte geheim bleiben, weil sie überhaupt nicht in Worte zu bringen sind. Nur die zehn übrigen werden in Worte gebracht.“ (Lit.: GA 89, S. 273)
Die Kabbala sieht in dem Namen und Begriff der Sephiroth auch den mystischen Ursprung des griechischen Wortes σφαιρα (Sphäre), mit dem es etymologisch tatsächlich verwandt ist. Manche frühe Kabbalisten gaben für Sephira auch noch andere etymologische Ableitungen, etwa von Saphir (hebr. סַפִּיר, saphir; im Sinne von lichtvoll, leuchtend) oder Grenze (hebr. ספר, sapir) oder Schönschreiber (hebr. סופר, safra), die seitdem als Nebenbedeutung durchaus mitschwingen und dem ohnehin schon komplexen System der Sephiroth noch einen zusätzlichen, vielfältig schillernden Charakter verleihen.
Wesen der Sephiroth
Die Sephiroth sind nach der Lehre Isaak Lurias aus Licht (hebr. אור, or) gestaltete Gefäße (hebr. כלי, qli oder kli; Plural: כלים, keilim oder kelim), etwa vergleichbar den kristallenen Schalen der Planetensphären der griechischen Kosmologie, das dadurch begrenzt und geformt ist - denn das Licht an sich ist undifferenziert und entstammt dem ursprünglichen, grenzenlosen Licht (Ain Soph Aur). Und diese Form, als reine Seelenform, besteht in dem Wunsch oder Verlangen, von dem unendlichen Licht zu empfangen und von ihm erfüllt zu werden. Jede Sephira besteht also aus einem Gefäß und aus dem Licht, das dieses erfüllt. Die Verschiedenheit der Sephirot resultiert aus der Verschiedenheit der Gefäße. Das an sich unbegrenzte Licht passt sich dem jeweiligen Gefäß an und bringt dadurch das spezifische Wesen des Gefäßes zum Ausdruck.
Entstehung und Evolution der Sephiroth
Damit die Sephirot entstehen konnten, musste sich das göttliche Licht nach dem Zimzum (hebr. צמצום), dem Prozess der Zusammenziehung und Selbstbeschränkung Gottes, zurückziehen und einen kreisförmigen (hebr. עִגּוּל, igul = Kreis; Plural: עִגּוּלים, igulim) Leerraum (hebr. חלל, chalal = Raum) freigeben, umgeben von Licht (hebr. אור מקיף Or Makif, „umgebendes Licht“), in dem sich die Schöpfung entfalten und gestalten konnte. In diesen begrenzten Raum wurde das zum feinen Lichtstrahl Kav (oder Qav) (hebr. קו, Linie [des Lichts]) verdichte schöpferische Licht hineingeworfen. Daraus bildete sich zuerst, noch vor der manifesten Schöpfung, das menschliche-kosmische Urbild des Adam Kadmon, erfüllt von innerem Licht (hebr. אוֹר פנימה Or Pnimi), von dessen Haupt aus Augen, Ohren, Nase, Mund und Stirn nun fünf Lichter hervorbrachen und miteinender wechselwirkend schrittweise auf dem Pfad des flammenden Schwerts die Sephiroth entstehen ließen. So trat aus dem peripheren Umkreis ein zweiter, engerer Kreis hervor, dann noch einer usw., bis schließlich durch eine Folge weiterer Selbstbeschränkungen Gottes (Zimzumim, Plural) 10 Schöpfungskreise - eben die 10 Sephiroth - in einem streng geordneten Entwicklungslauf (Seder Hishtalshelut, hebr. סדר הִשְׁתַּלְשְׁלוּת) entstanden waren.
Die Evolution der Sephiroth erfolgte in drei Stufen, die in Anlehnung an die verschieden gemusterten Ziegen Jakobs (1 Mos 31,10 EU) bezeichnet werden als
- Akudim (hebr. עֲקוּדִים gestreift, gebunden) - 10 Lichter sammeln sich in einem einzigen Gefäß und bilden die ursprünglich stabile Welt des Chaos (hebr. עולם התהו Olam ha-Tohu).
- Nekudim (hebr. נְקֻדִּ֖ים gesprenkelt, gepunktet) - 10 voneinander isolierte punktartige Lichter in 10 Gefäßen bilden zusammen die instabile Welt des Chaos, die zum Bruch der Gefäße (hebr. שבירת הכלים Schvirat ha-Kelim) führt.
- Verudim (hebr. בְרֻדִּֽים gefleckt) - 10 miteinander verbundene und interagierende Lichter in 10 Gefäßen, mit denen die Wiederherstellung der Welt (hebr. תיקון עולם Tikkun Olam) beginnt, an der der Mensch aktiv mitzuarbeiten hat.
Bruch der Gefäße
Die inneren sechs Sephiroth, von Chesed abwärts bis Jesod, konnten der Gewalt des zum Strahl geformten göttlichen Lichts nicht standhalten. Es kam zum Bruch der Gefäße (Schvirat ha-Kelim) und ihre Scherben blieben in der Welt erhalten als leere, geistverlassene "Schalen" (Qlīpōt) und bildeten derart die Grundlage des Bösen. Die inneren sechs Sephiroth, deren Gefäße zersprangen, entsprechen zugleich nach allgemeiner kabbalistischer Auffassung den sechs Schöpfungstagen.
Die fünf Gesichter (Parzufim)
Um weitere Zerstörung zu verhindern, mussten die Gefäße vor dem zweiten Schöpfungsakt aus dem Brennpunkt des Lichts gerückt und in fünf Gesichter (hebr. פרצוף, parzuf; Plural: parzufim; griech. πρόσωπον = Gesicht), Gestalten oder Personen verwandelt werden. Fünf ist die Zahl des Menschen, des Mikrokosmos, zugleich aber auch die Zahl des Bösen bzw. der Wahlfreiheit zwischen dem Guten und dem Bösen.
Kether, die erste Sephira, wurde zum Kopf (hebr. רֹאשׁ, Rosh) des Makroprosopon (hebr. אריך אנפין, Arik Anpin, langes oder großes Gesicht; eigentl. „der Langmütige“) transformiert. Die innere, verborgene Dimension von Kether repräsentiert Atik Yomin (aramäisch עתיק יומין atiq yomin, von עַתִּיק atiq „alt“ und יוֹם jom „Tag“), der „Alte der Tage“ (eng. Ancient of Days; vgl. Dan 7,9 LUT), der als verborgenes „sechstes Gesicht“ über oder hinter den fünf anderen steht.
Chochmah, die Weisheit, wurde zum Vater (hebr. אבא, Abba) als aktiv-männlichem Prinzip und Binah, der Verstand, zur Mutter (hebr. אִמָּא, Imma) als empfangendem weiblichen Prinzip.
Die sechs zerbrochenen Sephiroth, mit ihrem Zentrum in der Sephira Tifereth (Schönheit), wurden umgebildet zum männlichen Kind, auch Mikroprosopon (hebr. זעיר אנפין, Zeir Anpin, kurzes oder kleines Gesicht; eigentl. „der Ungeduldige“) genannt und beschrieben als voll verkörperte männliche Gestalt mit Kopf und Körper (hebr. גּוּף, Guph), die als eigentlicher Demiurg der Schöpfung wirkt.
Malchuth aber, das Reich, wurde zum weiblichen Kind (hebr. נוקבא, Nukvah, weiblich; auch hebr. בַּת, Bath, Tochter) und zur Braut (hebr. כַּלָּה, Kallah) des Zeir Anpin. Diese fünf Gesichter oder Personen sind seitdem in allen vier Welten (siehe unten) zu finden.
Die fünf Seelenarten und ihre beständige Wiedergeburt bis zur endgültigen Erlösung
Aus diesen fünf Gesichtern emanierten die fünf Arten der Seele (die höheren seelischen und geistigen Wesensglieder des Menschen): Jechidah (Geistesmensch), Chaja (Lebensgeist), Neschamah (Geistselbst/Bewusstseinsseele), Ruach (Verstandesseele) und Nephesch (Empfindungsseele). Jede dieser fünf Seelen wurde zusammen mit den entsprechenden Organen Adams geschaffen. Und so wie es niedere und höhere Organe gibt, gibt es auch niedere und höhere Seelenarten. Jede menschliche Seele ist ein Funke (hebr. נִיצוֹץ, nitzotz) der Seele Adams. Durch den Sündenfall wurden diese Seelenarten durcheinandergebracht und selbst den reinsten wurde etwas von den geistverlassenen "Schalen" (Qlīpōt) beigemischt. Diese Verwirrung der Seelen wird nach Isaak Luria erst mit dem Erscheinen des Messias verschwinden. Bis dahin kann die Seele nicht zu ihrer Quelle zurückkehren und erlöst werden, sondern muss durch zahllose Wiedergeburten (Gilgul Neschamot, hebr. גִלְגּוּל נְשָמוֹת, wörtl. das Rollen der Seelen) wandern - nach Luria nicht nur in menschlichen Körpern, sondern auch in Tieren, Pflanzen und sogar in unbelebten Dingen wie Flüssen, Holz und Stein. Damit ist aber nicht die Reinkarnation des Geistes gemeint, sondern die alte orientalische Seelenwanderungslehre, die sich auf das Verhalten des Astralleibs nach dem Tod bezieht!
Nicht nur an seiner eigenen Vervollkommnung hat der Mensch dabei zu arbeiten, sondern im fortlaufenden Prozess des Tikkun Olam (hebr. תיקון עולם, wörtlich etwa das „Reparieren der Welt“) ist er auch dazu aufgerufen, an der Wiederherstellung der reinen Schöpfungsordnung mitzuarbeiten.
Die 10 Prajapatis des Bewusstseins
Bei H.P. Blavatsky findet sich auch der Hinweis, dass die 10 Sephiroth den 10 Prajapatis des Bewusstseins entsprechen[2], die auch Rudolf Steiner in seinen frühen Vorträgen erwähnt. Die Prajapatis sind jene Wesenheiten, die im Zuge der Weltentwicklung einen Bewusstseins-, Lebens- oder Formzustand in den nächsten hinüberführen. Dementsprechend gibt es höhere und niedere Prajapatis und zwar nach Steiner 10 Prajapatis des Bewusstseins, 6 Prajapatis des Lebens und 5 Prajapatis der Form, insgesamt also 21.
„89“ (Lit.: GA 179, S. 180)
Ez Chajim - der Lebensbaum der Kabbala
Der Lebensbaum oder Ez Chajim ist in der Kabbala die Darstellung der 10 Sephiroth und der 22 sie verbindenden Pfade. Die Sephiroth werden mit Namen und Ziffern, die sie verbindenden Pfade mit den 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets bezeichnet - ein Hinweis auf die beiden höchsten Ätherarten, den Zahlenäther und den Wortäther. Die Zählung der Pfade beginnt mit 11, die zusammen mit den 10 Sephiroth die insgesamt 32 Pfade der Weisheit bilden. Der Lebensbaum mit dem System der Sephiroth wird grundlegend im Buch Sefer Jezirah (hebr.: "Buch der Formung") dargestellt, einem der frühesten und wichtigsten Werke der Kabbala, das vor dem 6. Jahrhundert u. Z. entstand.
„Zehn Zahlen aus dem Nichts und zweiundzwanzig Buchstaben, die Fundamente allen Seins: drei Mütter, sieben Einfache und zwölf Doppelte.“
Das sind die Kräfte, die den Baum des Lebens bilden: der Zahlenäther und der Wort- oder Lebensäther. Die Verfügung über diese ätherischen Kräfte wurde dem Menschen nach dem Sündenfall und der Vertreibung aus dem Paradies entzogen. Bis zum Ende der Erdentwicklung soll er die Herrschaft darüber mit Hilfe des Christus neu und vollbewusst wieder gewinnen. Und diese Kräfte beschränken sich keineswegs allein auf die ätherische Welt; sie haben ihr Äquivalent auf allen Weltebenen (siehe unten: Vier Welten).
Das System der 10 Sephiroth
Das Sefer Jetzira nennt noch keine Namen der Sephiroth. Namen werden den zehn Ziffern erst ab dem 13. Jahrhundert im Sohar und daran anschließenden kabbalistischen Werken zugeordnet. Ihr Wesen wird aber grundlegend charakterisiert, wenn es heißt:
„Zehn Zahlen aus dem Nichts:
Eins: Geist des lebendigen Gottes.
Zwei: Wind aus dem heiligen Geist.
Drei: Wasser aus Wind.
Vier: Feuer aus Wasser.
Oben,
Unten,
Osten,
Westen,
Norden
und Süden.“
Ihr Ursprung liegt im Geist des lebendigen Gottes, dann folgen die 3 Mütter (siehe unten) bzw. Elemente Luft, Wasser und Feuer und die sechs Richtungen des (Seelen-)Raumes, die den Raumwürfel (siehe unten) aufbauen.
Die später gebrauchten Namen der 10 Sephiroth sind dem Tanach entnommen, vor allem dem 1. Buch der Chronik. Die erste allgemein anerkannte Systematik der 10 Sephiroth stammt von Moshe Cordevero (1522–1570) (hebr. משה קורדובירו), der in Safed (Israel) wirkte:
„Die drei ersten Sephiroth können als Einheit betrachtet werden. Die erste stellt gewissermaßen das Erkennen an sich, die zweite den Erkennenden, die dritte das Erkannte dar. Um sich diese Einheit zu erklären, muss man sich vergegenwärtigen, dass das Erkennen des Schöpfers nicht das der Geschöpfe ist. Denn bei diesen ist das Erkennen unterschieden von dem Erkennenden und dem Erkannten, das Erkannte ebenso wiederum von dem Erkennenden. Daher unterscheiden wir: Das Denken, den Denkenden und das Gedachte. Der Schöpfer hingegen ist zugleich Erkennen, Erkennender, und Erkanntes. Seine Art des Erkennens besteht nicht wie beim Menschen darin, sich in Dingen außerhalb seines Seins zu versenken, sondern indem er sich erkennt und weiß, erkennt er alles, was ist. Gibt es doch nichts, das nicht mit ihm vereint wäre und was er nicht in seinem eigenen Wesen fände. Er ist der Typus allen Seins, und alle Dinge existieren in ihm als der reinsten und vollkommensten Form. Daher sind die Geschöpfe in dem Maße vollendet, in dem sie mit ihm, der Quelle ihres Seins, vereint sind. Je weiter sie sich von dieser Quelle entfernt haben, desto mehr fehlt ihnen dieser vollkommene und erhabene Zustand. So haben die Dinge dieser Welt ihre Form in den Sephiroth, und die Sephiroth haben ihre Form in ihrem göttlichen Urquell.“
Die 10 Sephiroth bilden zugleich die ersten 10 der 32 Pfade der Weisheit, die die aufeinanderfolgenden Entwicklungsstufen der kosmischen Intelligenz repräsentieren.
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Kether selbst ist von drei Schleiern umgeben, aus denen es sich als bewusstes Zentrum heraus verdichtet. Diese drei Schleier der negativen, d.h. grenzenlosen und positiv nicht zu erfassenden Existenz, vergleichbar der Trinität, werden als Ain (das Nichts), Ain Soph (das Grenzenlose) und Ain Soph Aur (das grenzenlose Licht) bezeichnet.
Die 10 Sephiroth und ihre Analogie zu den geistigen Hierarchien
Hier nun die 10 Sephiroth und ihre Analogie zu den 10 geistigen Hierarchien. Es handelt sich praktisch um ein Osiris-System (mit Malkuth):
Die 10 Sephiroth (hebräisch) | Die 10 Sephiroth (deutsch) | Die 10 geistigen Hierarchien.............. |
Keter | Krone/Ewigkeit | Seraphim |
Chokmah | Weisheit | Cherubim |
Binah | Intelligenz | Throne |
Chesed | Güte | Kyriotetes |
Geburah | Stärke | Dynamis |
Tiferet | Schönheit/Herrlichkeit | Exusiai |
Nezach | Dauer/Sieg | Archai |
Hod | Pracht/Glanz/Majestät | Erzengel |
Jesod | Fundament/Kraft | Engel |
Malkuth | Königreich | Mensch |
Die 10 Sephiroth und ihre Analogie zu den Planeten
Hier nun die 10 Sephiroth und ihre Analogie zu den Planeten. Es handelt sich praktisch um ein Osiris-System (mit Malkuth):
Die 10 Sephiroth (hebräisch) | Die 10 Sephiroth (deutsch) | Die 10 Himmelskörpern (Planeten) |
Keter | Krone/Ewigkeit | Neptun |
Chokmah | Weisheit | Uranus |
Binah | Intelligenz | Saturn |
Chesed | Güte | Jupiter |
Geburah | Stärke | Mars |
Tiferet | Schönheit/Herrlickeit | Sonne |
Nezach | Dauer/Sieg | Venus |
Hod | Pracht/Glanz/Majestät | Merkur |
Jesod | Fundament/Kraft | Mond |
Malkuth | Königreich | Erde |
Die 10 Sephiroth und ihre Analogie zu den Planetenmetallen
Hier nun die 10 Sephiroth und ihre Analogie zu den Planetenmetallen. Es handelt sich praktisch um ein Osiris-System (mit Malkuth):
Die 10 Sephiroth (hebräisch) | Die 10 Sephiroth (deutsch) | Die 10 Planetenmetalle |
Keter | Krone/Ewigkeit | Platin |
Chokmah | Weisheit | Uran |
Binah | Intelligenz | Blei |
Chesed | Güte | Zinn |
Geburah | Stärke | Eisen |
Tiferet | Schönheit/Herrlichkeit | Gold |
Nezach | Dauer/Sieg | Kupfer |
Hod | Pracht/Glanz/Majestät | Quecksilber |
Jesod | Kraft | Silber |
Malkuth | Königreich | Bronze |
Die 32 Pfade der Weisheit
Die 32 Pfade der Weisheit enstehen aus den 10 Sephiroth und den 22 sie verbindenden Pfaden, die den Buchstaben des Hebräischen Alphabets entsprechen. Sie repräsentieren 32 Entwicklungsstufen der kosmischen Intelligenz.
„In zweiunddreißig geheimnisvollen Pfaden der Weisheit zeichnete JAH, JHVH Zabaoth, Gott Israels, lebendiger Elohim, König der Welt, allmächtig, barmherzig und gnädig, hoch und erhaben, waltend in Ewigkeit, heilig ist sein Name, und schuf seine Welt mit drei Sefarim (hebr. ספרים): Erzählung (hebr. סִפּוּר,sippur), Zahl (hebr. סִפְרָה, sefar, Ziffer) und Zeichen (hebr. סֵפֶר, sefer; Buchstabe).“
Das sind die Kräfte, die den Baum des Lebens bilden: der Zahlenäther und der Wort- oder Lebensäther. Die Verfügung über diese ätherischen Kräfte wurde dem Menschen nach dem Sündenfall und der Vertreibung aus dem Paradies entzogen. Bis zum Ende der Erdentwicklung soll er die Herrschaft darüber mit Hilfe des Christus neu und vollbewusst wieder gewinnen.
Die 10 Sephiroth bei Isaak Luria
Wenig später, noch im 16. Jahrhundert, entwarf Isaak Luria, wie Moshe Cordevero aus Safed stammend, ein leicht, aber bedeutsam verändertes Schema der 10 Sephiroth, indem er Kether herausnahm und dafür Daath hinzufügte als bewusste Manifestation der noch unbewussten, ungeformten Kether, die damit in den Bereich des unbegrenzten Lichts (Ain Soph Aur) hinaufrückte und nicht mehr als in ein gestaltetes Gefäß gegegossene Sephira aufgefasst wurde[3]. In Daat vereinigen sich die Kräfte von Weisheit (Chochmah) und Verstand (Binah) zum bewussten, in geformte Gedanken gefassten Wissen. Damit ergibt sich folgendes Schema:
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11 Sephiroth
In manchen Darstellungen nach der Lehre Isaak Lurias werden 11 Sephiroth gezeigt, wobei Kether und Daath als unbewusste und bewusste Manifestation des selben Prinzips angesehen werden, sodass auch hier letztlich nur 10 Kategorien vorliegen. Kether bleibt nach diesem System im Verborgenen und vermittelt zwischen der Schöpfungsquelle, dem Ain Soph, und der geschaffenen Welt der 10 Sephiroth.
Drei Darstellungsarten des Systems der Sephiroth: Kreise, Gerade und Kubus
Seit der mittelalterlichen Kabbala und dem Sohar haben sich vor allem zwei Darstellungsweisen für das System der zehn Sephiroth verbreitet, die dann ab dem 16. Jahrhundert in der Lurianischen Kabbala als zwei aufeinanderfolgende, aber zusammenwirkende und einander ergänzende Entwicklungsstadien angesehen wurden. Im Kreis-Modell wirkt das Licht gestaltend von der Peripherie herein. Im Geraden-Modell strahlt die Gestaltungskraft vom Zentrum des Kreises aus. In diesem Sinn hat Rudolf Steiner den Begriff des Tohuwabohu (hebr. תֹהוּ וָבֹהוּ) erklärt. Die hebräische Überlieferung gibt noch ein genaueres und lebendigeres Bild dieses Urchaos, aus dem die Welt entstanden ist, und dieses Bild lässt sich aus dem gestaltenden Charakter der Laute der Hebräischen Sprache nachempfinden. Steiner gibt dazu folgende Anregung:
„Der Laut, der da unserem T sich vergleichen läßt, der regt an ein Bild des Auseinanderkraftens von einem Mittelpunkt nach allen Seiten des Raumes, nach allen Richtungen des Raumes. Also in dem Augenblick, wo man den T-Laut anschlägt, wird angeregt das Bild von einem aus dem Mittelpunkt nach allen Richtungen des Raumes Auseinanderkraften, ins Unbegrenzte hin Auseinanderkraften. So daß wir uns also vorzustellen haben das Ineinandergewobensein der Elemente Wärme, Luft und Wasser und da drinnen ein Auseinanderkraften wie von einem Mittelpunkt aus nach allen Seiten, und wir würden dieses Auseinanderkraften haben, wenn nur der erste Teil des Lautgefüges da wäre, tohu.
Der zweite Teil, was soll er ergeben? Er ergibt nun genau das Entgegengesetzte von dem, was ich eben gesagt habe. Der regt an durch seinen Lautcharakter — durch alles das, was wach wird in der Seele bei dem Buchstaben, der sich mit unserem B vergleichen läßt, Bet —, der regt an alles das, was Sie im Bilde bekommen, wenn Sie sich eine mächtig große Kugel, eine Hohlkugel denken, sich selbst im Inneren vorstellen und nun von allen Punkten, von allen inneren Punkten dieser Hohlkugel wiederum Strahlen nach innen sich denken, nach dem Mittelpunkt hereinstrahlend. Also Sie denken sich dieses Bild, einen Punkt inmitten des Raumes, von da aus Kräfte nach allen Richtungen des Raumes ausstrahlend, tohu; diese Strahlen sich gleichsam an einem äußeren Kugelgehäuse verfangend, zurückstrahlend in sich selber, von allen Richtungen des Raumes wieder zurück, dann haben Sie das bohu.“ (Lit.: GA 122, S. 47)
Indem diese beiden Kräfte zusammenwirken, die eine, die mit dem tóhu zentrifugal auflösend nach außen strahlt, und die andere, die mit dem bóhu, zentripedal verfestigend nach innen strebt, beginnt sich die Schöpfung zu formen. Das ist das Urgeheimnis aller Formentstehung; in ihr wirken die physischen Zentralkräfte zusammen mit den ätherischen Kräften, die aus dem kosmischen Umkreis hereinstrahlen. Jede lebendige Form bildet sich aus dem Zusammenströmen dieser beiden Kräfte, jede lebendige Form bildet sich aus dem tóhu-wa-vóhu. Insbesondere gilt das für die Gestalt des menschlichen Leibes, den die Elohim nach ihrem gemeinsamen Bilde so formen, dass er zum Gefäß, zum leiblichen Träger des menschlichen Ich werden kann. Im vóhu wirken von der Peripherie her alle Kräfte des Tierkreises, die in ihrer Gesamtheit den makrokosmischen Menschen, den Adam Kadmon, bilden, der in der nordischen Mythologie als Riese Ymir bezeichnet wird. Dem entgegen wirken die vom Mittelpunkt der Erde ausstrahlenden Kräfte des tóhu, in denen, angedeutet durch das T, der schöpferische Funke des menschlichen Ich gezündet wurde. Und dieses Ich hat, entsprechend der Siebenheit der Elohim, zunächst einen siebenfältigen Charakter (siehe dazu auch GA 26, S. 224ff).
Kreise (Igulim)
10 ineinandergeschachtelte Kreise (hebr. עִגּוּלים, igulim; Singular:עִגּוּל, igul), deren Entstehung oben besprochen wurde, repräsentieren die ursprüngliche kosmische Schöpfungsordnung. Sie entsprechen den Planetensphären bis hinauf zum Tierkreis und damit zugleich den Herrschaftsgebieten der geistigen Hierarchien. Der innerste Kreis ist die Erdenwelt und entspricht Malchuth, der äußerste steht für den Kristallhimmel, der zugleich die Grenze bildet, die aus dem initialen Zimzum hervorgegangen ist. Je weiter innen die Kreise liegen, desto mehr haben sie sich auch von ihrem Ursprung im göttlichen Urlicht Ain Soph Aur entfernt und wurden vom Bösen ergriffen.
Gerade (Yosher)
Die Gerade (hebr. ישר, yosher oder joscher) steht für den aufgerichteten, moralisch aufrechten Menschen. Nur durch die Mithilfe des Menschen kann die durch das Böse gestörte reine Schöpfungsordnung wieder hergestellt werden. Das wird ausgedrückt durch den schon früh geprägten Begriff Tikkun Olam (hebr. תיקון עולם), was etwa bedeutet: das „Reparieren der Welt“. Diese menschliche Dimension des Sephirothbaums wird durch die üblichen Darstellungen mit seinen drei Säulen der Manifestation (Jachin, Boas und in der Mitte die ausgleichende Säule der Milde) und den die Sephiroth verbindenden Linien veranschaulicht.
Der Raumwürfel
Der Raumwürfel ist ein weiteres, grundlegendes, gegenüber dem bekannteren Sephirothbaum meist viel weniger beachtetes, aber schon im Sefer Jetzira, dem ältesten überlieferten Werk der Kabbala, eingeführtes Grundkonzept der jüdischen Kabbala, das die kubische Grundstruktur der Schöpfung symbolisiert. Wie beim Sephirothbaum werden auch dem Raumwürfel nach und nach die zehn Sephiroth und die 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets gemäß ihrer Gliederung in 3 Mütter, 7 Doppelte und 12 Einfache zugeordnet.
Die Würfelgestalt der Welt darf dabei nicht im physisch-räumlichen Sinn missverstanden werden. Sie ergibt sich vielmehr aus einer systematischen Gliederung der Seelenwelt in verschiedene Gegensatzpaare, die nach ihrer seelisch-moralischen Qualität zueinander in Beziehung gesetzt werden. Höhe und Tiefe etwa sind hier nicht primär räumlich aufzufassen, sondern eher im Sinn von moralisch Erhaben oder moralisch Niedrig. Im Osten geht das geht das geistige Licht auf, im Westen zieht es sich zurück usw. Die räumliche Struktur, die wir in der sinnlichen Welt erleben, ist nur das äußere schattenhafte Abbild dieser seelischen Beziehungen.
Der Raumwürfel der Kabbala ist ein Konzept, das die gegenwärtige Schöpfung in ihrem Sein und Werden beschreibt. In der Apokalypse des Johannes wird auf die künftige planetarische Verkörperung unserer Erde hingewiesen, auf den neuen Jupiter, der aber hier als das Neue Jerusalem bezeichnet und als vollkommener Würfel beschrieben wird (Offb 21,14 LUT).
In seinen Vorträgen über Apokalypse und Priesterwirken hat Rudolf Steiner sehr ausgeführlich geschildert, wie der Aufbau des Neuen Jerusalem - und damit die Umwandlung der alten Schöpfung in die neue - eigentlich im Menschen stattfindet. Bis zum Mysterium von Golgatha bzw. bis zur Zerstörung des alten Jerusalems überwog der Aufbau von unten aus den Naturkräften, seitdem ist der Aufbau von oben aus den geistigen Kräften wichtiger und das ist der Aufbau des geistigen neuen Jerusalems. Steiner schildert dabei, wie die mit der Nahrung aufgenommenen irdischen Stoffe tatsächlich nur die Organe des Nerven-Sinnes-Systems aufbauen, nicht aber den Stoffwechsel-Gliedmaßen-Menschen. Das ist auch an der Umwandlung des Gehirns abzulesen, durch die das Vorderhirn immer ähnlicher einem Verdauungsorgan wird. (Lit.: GA 346, S 132ff)
In einem überlieferten Gespräch mit Johanna Gräfin Keyserlingk zeigt Steiner auch die Verbindung zur Gralsburg auf: Die Gralsburg existiere wirklich in der ätherischen Welt. Das neue Jerusalem sei das Urbild, wie es in Zukunft sein werde.[4]
Für eine ausführlichere Darstellung siehe auch: Raumwürfel.
Ursprung der 10 Sephiroth
Gestaltlosigkeit und Gestalt der Göttlichen
Über den Ursprung der Sephiroth berichtet der Sohar:
„».. . Alle Lebewesen« - das sind die heiligen Tierwesen - sind in den Zeichen des heiligen Namens genannt. Und hiervon ist geschrieben: »Alles, was mit Meinem Namen genannt ist und zu Meiner Ehre, Ich habe es geschaffen, gebildet und auch gewirkt« (Jesaia 43,7). Und auch alle Geschöpfe, die durch jene geschaffen worden sind. Es gibt kein Geschöpf, das nicht mit jenem Namen gezeichnet wäre, um Kunde zu geben von dem, der es erschaffen hat. Und so ist das Jod Urbild des Hauptes allen Geschöpfen, das doppelte He Urbild des rechten und linken Armes mit ihren fünf Fingern; das Waw, Urbild des Rumpfes. Deshalb sprach Er: »Und wem wollt ihr Mich vergleichen, daß Ich gleich sei, so spricht der Heilige« (Jesaia 40,25). Es gibt kein Geschöpf, das Mir vergleichbar wäre, selbst jene nicht, welche Ich im Bilde Meiner Lautzeichen erschuf. Denn Ich vermag es, diese Form wieder zu tilgen, oder, so oft Ich will, sie wieder zu erzeugen. Aber es ist kein anderer Gott über Mir, der Meine Form zu tilgen vermöchte. Darum: »Nicht wie unsere Form ist ihre Form . . .« (5. Moses 32,31). So aber ein Mensch die Frage stellt nach dem Satz: »Denn ihr habet keinerlei Gestalt gesehen« (5. Moses 4,15), so wird ihm entgegengehalten, daß wir diese eine Form doch gesehen haben, da es ja heißt: »Und die Bildform JHWHS wird er erblicken« (4. Moses 12,8), nicht aber eine andere Bildform, eines Geschöpfes, das Er in den Lautzeichen des Menschen geformt hätte. Und darum heißt es: »Und wem wollt ihr Mich vergleichen, daß Ich ihm gleich sei?« Und ferner: »Und wem wollt ihr Gott vergleichen, und welche Gestalt Ihm beimessen?« (Jesaia 40,18). Denn auch jene Gestalt ist Ihm nicht an Seiner Stätte eigen, sondern erst, wenn Er herabsteigt zur Herrschaft über die Welt und über die Wesen sich breitet: dann erscheint Er jedem Wesen nach dessen Bilde- und Vorstellkraft, und darum heißt es: »Und durch die Propheten wurde Ich bildhaft vorgestellt« (Hosea 12,11). Und darum spricht Er: Obwohl Ich euch in eurem Urbild gleiche, »wem wollt ihr Mich vergleichen, daß Ich gleich sei?« (Jesaia 40,25). Ehe nämlich der Allheilige Abbild und Form in der Welt erschaffen, war Er allein, ohne Form und Gleichnis, und wer Ihm erkennend genaht wäre in bezug auf den Zustand vor der Schöpfung, nicht dürfte er Ihm Form und Bild in der Welt geben, nicht im Zeichen des He und nicht im Zeichen des Jod, ja auch nicht im heiligen Namen wie in keinem Konsonant- und Vokalzeichen der Welt. Davon ist gesagt: »Denn ihr habet keinerlei Gestalt gesehen von irgend einem Ding, das Gestalt hat, und keinerlei Ähnliches habt ihr gesehen.« Nachdem Er aber jenes Bild des Wagens erschaffen hatte, darin der obere Mensch herabsteigt, wird Er in dieser Bildform JHWH geheißen, daß man Ihn kennenlerne in Seinen Eigenschaften und dann nach jeder einzelnen Ihn benenne: El, Elohim, Schaddai, Zebaot, Ehejeh, daß man Ihn in jeder Eigenschaft erkenne, mit der die Welt geführt wird in Liebe und in richtender Strenge gemäß den Taten der Menschenkinder. Denn wenn Sein Lichtstrom nicht über alle Wesen sich breitete, wie könnte Er ihnen bekannt werden, wie könnten die Worte Geltung haben: »Voll ist die ganze Erde Seiner Herrlichkeit«? (Jesaia 6,3). Wehe, wer Ihn irgend einem Attribut gleichsetzte von Seinen eigenen und gar erst von solchen der Menschen, »die im Staube gegründet sind« (Hiob 4,19), als vergängliche Gefäße. Die Vorstellung von Ihm entspricht nur Seiner Herrschaft über irgend ein Attribut oder auch über alle Geschöpfe. Wird dieses aber nicht mehr von Ihm vorgestellt, dann ist an Ihm kein Attribut, keine Vorstellung, keine Form. Dem Meer gleich, dessen Wasser, soweit sie nur aus ihm hervorgehen, nicht Fassung und nicht Form haben, erst wenn sie sich ausbreiten und in ein Gefäß aufgenommen werden, welches die Erde ist, kommt Vorstellung zustande und können wir rechnende Gedanken bilden. So ist da zuerst der Ursprung aus dem Meere, der in seiner Ausbreitung in ein Gefäß aufgenommen wird, das die Rundung des Jod hat- dieser Ursprung ist eins. Und der Quell, der daraus hervorkommt -zwei. Dann erst wird ein großes Gefäß geschaffen, wie wenn einer eine weite Grube gräbt, die mit dem Wasser des Quells sich füllt. Dieses Gefäß wird »Meer« genannt: es ist das dritte. Dieses große Gefäß spaltet sich in sieben, gestreckten Gefäßen vergleichbar. Und breitet sich das Wasser aus dem Meere in sieben Bäche: das sind zehn. Wenn aber der Meister diese Gefäße, die er gebaut, zerbräche, dann kehrte das Wasser zum Ursprung zurück und verblieben zerbrochene Gefäße, dürr und wasserlos. So hat die »Ursache der Ursachen« zehn Sefirot hervorgebracht und nannte die »Krone« Ursprung: in ihr ist kein Ende des Strömens und Quellens: deshalb nannte Er sich selbst: »Endloser«. So hat Er nicht Bild und Form, und kein Gefäß ist, Ihn zu fassen, von Ihm irgend nur zu wissen. Darum sagte man: »Nach dem, was dir entrückt, forsche nicht, und nach dem, was dir verborgen, suche nicht.« Dann erschuf Er ein kleines Gefäß, es ist das Jod, das des Wassers voll wird, und nannte es sprudelnden Quell und »Weisheit«, und sich selbst darinnen »Weiser«. Dann erschuf Er ein großes Gefäß und nannte es »Meer« und nannte es »Einsicht« und sich selbst darinnen »Einsichtiger«, »Weiser« durch Sein Wesen. »Einsichtiger« durch Sein Wesen, denn die »Weisheit« wird nicht aus sich selbst »Weisheit« genannt, sondern nach dem Weisen, der sie füllt, und die »Einsicht« wird nicht aus sich selbst »Einsicht« genannt, sondern nach dem Einsichtigen, der sie füllt. Denn wenn Er Sich entzöge, bliebe es »Dürre«, wie es heißt: »Fortgegangen sind die Wasser vom Meere und der Strom vertrocknet und verdorrt« (Hiob 14,11). Dann aber ist auch geschrieben: »Und Er schlug ihn zu sieben Bächen« (Jesaia 11,15) - das heißt: zu sieben kostbaren Gefäßen. Und nannte sie: Größe, Stärke, Herrlichkeit, Siegeskraft, Schönheit, Fundament, Reich. Und nannte Sich selbst: »groß« in der »Größe«, »stark« in der »Stärke«, »herrlich« in der »Herrlichkeit«, »siegreich« in der »Siegeskraft«. In der »Schönheit« nannte Er Seinen Namen »Schönheit unseres Bildners«, im »Fundament« jedoch »Zaddik« (vgl. Sprüche 10,25). Und im Fundament ist alles gestützt: alle Gefäße und alle Welten. Im »Reiche« endlich nannte Er Seinen Namen »König«, dessen ist »die Größe, die Stärke, die Herrlichkeit, die Siegeskraft und die Schönheit, denn alles ist im Himmel« (Chronik I. 29,11) - damit ist der »Zaddik« gemeint. »Und Sein ist die Herrschaft« - das ist »Reich«, und alles in Seiner Befugnis, die Gefäße zu vermindern und das Quellen darinnen zu mehren nach Seinem Willen. Über ihm jedoch kein Gott, der mehren oder mindern könnte. Dann schuf Er dienende Wesen jenen Gefäßen: einen Thron auf vier Säulen und sechs Stufen des Thrones: das sind zehn. Und der ganze Thron wie der Segensbecher, an dem zehn Worte bereitet sind um der Thora willen, die in zehn Worten gegeben wurde. Denn auch die Welt, das Urschöpfungswerk, ward in zehn Worten erschaffen (s. Sprüche der Väter, Kap. 5). Dann errichtete Er dem Throne Engelgruppen zum Dienste; Engel, Ar'elim, Seraphim, Tierwesen, Ofanim, Chaschmalim, Elim, Elohim, Söhne der Elohim, Individualitäten. Und diesen wieder machte Er zu Dienern Samael und all dessen Scharen - die sind wie Wolken, darauf zu reiten, um auf die Erde hinabzusteigen, oder wie Rosse. Und daß die Rosse als Reitsitze bezeichnet wurden, bezeugen die Worte: »Siehe, JHWH reitet auf leichter Wolke und kommt nach Mizrajim« (Jesaia 19,1). Das ist das Herrscherwesen Ägyptens. Sie sahen es im Bilde eines Rosses, auf dem der Allheilige einherfährt; da erschwankten die Götzen Ägyptens und das Herz Ägyptens schmolz hin“ (Lit.: Sohar, S 65ff)
Sinn und Anwendung der Sephiroth
Der Sephirothbaum als lebendiges, vielgestaltiges System
Der kabbalistische Lebensbaum spiegelt die göttliche Schöpfung zugleich im Mikrokosmos und Makrokosmos. Aufgebaut wird der Sephirothbaum durch die Abfolge der Ziffern von 1 bis 10 (1 = Keter, 10 = Malchut), die zu beiden Seiten als Gegensatzpaare angeordnet sind, die auf der mittleren Achse ihren Ausgleich finden. Die rechte Seite entspricht dabei der Vollkommenheit des Alls, die linke bringt die Entzweiung, die die äußere Schöpfung überhaupt erst möglich macht, zugleich aber auch der Ursprung des Zwistes ist und letztlich zur Hölle hinabführt. Im Sohar heißt es dazu:
„»Und es sprach Gott: »Es sei eine Scheide inmitten der Wasser!« Hier folgt im besonderen das Geheimnis der Scheidung der oberen und unteren Wasser: im Zeichen der linken Seite. Denn diese steht im Geheimnis der Entzweiung, während bis dahin nur von dem Geheimnis der rechten Seite gesprochen wurde. Die Rechte aber bezeichnet die Vollkommenheit des Alls und wird darum mit dem Namen »Alles« benannt, weil von ihr alle Vollendung abhängt. Das Erwachen der Linken ist das Erwachen des Zwistes; und an diesem Zwist kommt das Feuer des Grimmes zur Erstarkung. So hat von jenem Zwist die Hölle ihren Ursprung, die an der linken Seite erwacht und ihr verbunden bleibt. . . Dieses nahm die Weisheit des Mose wahr und gewann so Einblick in das Schöpfungswerk: wie in diesem Werke selbst schon der Zwist des Linken gegen das Rechte liegt und wie aus diesem Zwist, indem die Linke zur Erweckung kommt, auch die Hölle ihren Ursprung nimmt. Dann aber verbindet sich mit beiden die mittlere Säule, das ist der dritte Tag, tritt zwischen sie und schlichtet den Streit und versöhnt die beiden Seiten. Dadurch sinkt die Hölle hinab, die Linke vollendet sich an der Rechten, und wird Friede in allem.“ (Lit.: Sohar, S 110)
Die 10 Sephiroth, die sich zum Lebensbaum vereinigen, bilden kein starres, formales System, wenn das auch auf den ersten Blick so scheinen mag, sondern sie sollen flexibel und lebendig dem individuellen geistigen Bedürfnis angepasst werden. Spekulative Kabbalisten (theoretische Kabbala) benutzen den Sephirothbaum als Meditationsobjekt, praktische Magier (praktische Kabbala) verwenden ihn als Vorlage für magische Operationen.
Den 10 Sephirot werden dabei sämtliche Inhalte der irdischen und göttlichen Welt systematisch zugeordnet. Dazu gehören tiefgründige Deutungen der hebräischen Bibel, Farben, Formen, hebräische Buchstaben, Engelhierarchien, Welten, Planetensphären, Körperglieder usw.
Entsprechend gibt es viele unterschiedliche Darstellungen des Sephirothbaumes, die zwar alle dem einen Grundschema folgen, sich aber doch in wichtigen Details unterscheiden, ohne sich deshalb zu widersprechen, wenn man sie von einer höheren Warte aus betrachtet. Das eine, einzig richtige System der Sephiroth gibt es nicht. Das mag auf den ersten Blick verwirrend erscheinen, aber erst durch diese Flexibilität, die den ganz individuellen Zugang ermöglicht, werden die Sephiroth zur wahren bewusstseinweckenden Kraft - was wäre auch ein "Lebensbaum", wenn er nicht stets lebendig beweglich wäre und sich in den mannigfaltigsten Metamorphosen zeigen könnte, die aber doch alle dem einen Urbild treu bleiben?
Vier Welten
Vier Welten oder Weltebenen bilden nach den Lehren der jüdischen Kabbala die Stufen, durch die sich aus dem grenzenlosen Schöpfungsurgrund Ain Soph (hebr. אין סוף nicht endlich) die Schöpfung bis zur physischen Welt verdichtet. Isaak Luria fügte dem Schema als fünfte und höchste Welt noch Adam Kadmon hinzu. Diesen fünf Welten entsprechen zugleich die fünf Arten der Seele, also die höheren seelischen und geistigen Wesensglieder:
- (Adam Kadmon (aramäisch: אדמ קדמון), der "ursprüngliche Mensch") - Jechidah
- Atziluth (hebr. אֲצִילוּת = Vornehmheit, Erhabenheit, Güte, Feuer; auch Olam Atzilut, עולם אצילות, die Welt der Erhabenheit), die dem Devachan entspricht - Chaja
- Briah (Olam Briyah hebr. עולם בריאה, die Welt der Schöpfung), die astralische Welt - Neschamah
- Jetzira (Olam Yetsirah hebr. עולם יצירה, die Welt der Formgebung), die ätherische Welt - Ruach
- Assiah (Olam Asiyah hebr. עולם עשיה, die Welt der Tat), die physische Welt - Nephesch
Die oberste Triade (Kether, Chochma und Bina) des kabbalistischen Lebensbaumes verweist auf die Vernunftwelt, also auf die eigentliche geistige Welt, aus der der Mensch seine geistigen Fähigkeiten schöpft. Die mittlere Triade (Chesed, Gebura und Tifereth) bezieht sich auf die Seelenwelt (Astralwelt), während die unterste Triade auf die vitalen Kräfte der Ätherwelt zeigt. Malchut (Reich) bezeichnet die physische Welt, die allein sinnlich erfahrbar ist; alle darüber liegenden Weltbereiche sind nur der übersinnlichen Erfahrung zugänglich.
Folgt man der Lurianischen Kabbala, so erscheint das System der vier bzw. fünf Welten und des Lebensbaumes noch wesentlich komplexer. Nach Isaak Luria enthält jede dieser Welten ihren eigenen 10-gliedrigen Sephirothbaum, der sich aber wieder in die vier Weltbereiche untergliedert. Von diesen enthält auch wieder jeder seinen eigenen Lebensbaum - und so geht es letztlich im endlosen Regress weiter. Ähnlich trägt auch jede einzelne Sephira wieder einen ganzen Sephirothbaum in sich. Das verleiht dem System in hohem Maß Ganzheitlichkeit und Flexibilität.
Sefirot im außerjüdischen Kontext
Der Lebensbaum hat in esoterischen Traditionen auch im außerjüdischen Kontext erheblichen Einfluss erlangt. So bringt die Hermetik des Golden Dawn die Karten des Tarot damit in Verbindung.
Siehe auch:
- Sephiroth - Artikel in der deutschen Wikipedia
- Kabbala
- Sefer Jezirah
- Sohar
Literatur
- Michael Laitman, Yehuda Ashlag: Lehrbuch der Kabbala: Grundlagentexte zur Vorbereitung auf das Studium der authentischen Kabbala; Kamphausen Media GmbH 2011, ISBN 978-3899014181; eBook ASIN B07RQPTZDW
- Michael Laitman: Das Licht der Kabbala: Die Einführung in das Wesen der Kabbala; Berlin: Allegria (Ulstein), 2007, ISBN 978-3548743745
- Michael Laitman: Quantum Kabbala: Neue Physik und kabbalistische Spiritualität; Berlin: Allegria (Ulstein), 2007; ISBN 978-3793421054
- Michael Laitman: Leben aus der Kabbala: Das Handbuch für den spirituellen Weg; Berlin: Allegria (Ulstein), 2007; ISBN 978-3548743738
- Michael Laitman: Kabbala – Ein erster Einblick in die verborgene Weisheit; Egling an der Paar: Roman Kovar, 2002; ISBN 978-3925845925
- Gershom Scholem: Von der mystischen Gestalt der Gottheit. Studien zu Grundbegriffen der Kabbala; Zürich: Rhein-Verlag, 1962.
- Gershom Scholem: Jewish Gnosticism, Merkabah Mysticism and Talmudic Tradition; New York: The Jewish Theological Seminary of America, 1965.
- Gershom Scholem: Zur Kabbala und ihrer Symbolik; Frankfurt (Main): Suhrkamp, 1973; ISBN 3-518-27613-1
- Gershom Scholem: Die jüdische Mystik in ihren Hauptströmungen, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-518-27930-0
- Heinrich Elijah Benedikt: Die Kabbala als jüdisch-christlicher Einweihungswes, 2 Bände, Bauer-Verlag
- Karl Erich Grözinger: Jüdisches Denken. Theologie - Philosophie - Mystik: Band 2: Von der mittelalterlichen Kabbala zum Hasidismus, Campus Verlag, Frankfurt/Main 2005
- Ernst Müller (Hrsg. und Übersetzer): Der Sohar - Das heilige Buch der Kabbala, Heinrich Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/München 2005 (Diederichs Gelbe Reihe), ISBN 3-7205-2643-7
- Helmut Werner: Die Kabbala, Komet Verlag, Köln 2009, ISBN 978-3-89836-165-1
- Rudolf Steiner: Anthroposophische Leitsätze, GA 26 (1998), ISBN 3-7274-0260-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Bewußtsein – Leben – Form , GA 89 (2001) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt, GA 110 (1991) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte, GA 122 (1984), ISBN 3-7274-1220-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Das Matthäus-Evangelium, GA 123 (1988), ISBN 3-7274-1230-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Welche Bedeutung hat die okkulte Entwicklung des Menschen für seine Hüllen und sein Selbst?, GA 145 (1986) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V, GA 346 (2001) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Die Geschichte der Menschheit und die Weltanschauungen der Kulturvölker, GA 353 (1988), Zwölfter Vortrag, Dornach, 10. Mai 1924 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Okkulte Zeichen und Symbole der astralen und der geistigen Welt, Vortrag in Leipzig, 12. Januar 1908 (nicht in der GA veröffentlicht) pdf
- Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Heft 32, 1970 Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 32, S. 30f
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv. Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen. Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners. |
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Streng genommen darf man hier nicht von «Emanationen» sprechen, denn nach der von Isaak Luria stark geprägten kabbalistischen Lehre entstand die Schöpfung nicht als «Ausstrahlung» Gottes, sondern vielmehr durch seinen Rückzug und seine Selbstbeschränkung nach dem Tzimtzum (hebr. צמצום ṣimṣūm, wörtlich Zusammenziehung oder Rückzug). Dadurch erst wurde Raum geschaffen für die Freiheit des Menschen, aber auch für das Böse.
- ↑ H. P. Blavatsky: Die Geheimlehre, Band I: Kosmogenesis, S 380
- ↑ Jacob Immanuel Schochet: Mystical Concepts in Chassidism, Kehot Publications. Chapter on Sephirot. Available separately or printed at back of bilinguel Hebrew-English Tanya
- ↑ Koberwitz 1924, herausgegeben v. Adalbert Graf Keyserlingk Stuttgart 1974, S 82
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