Fortpflanzung

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Menschlicher Embryo in der 7. Woche p.c. (9. Schwangerschaftswoche).

Die Reproduktion oder Fortpflanzung ist der siebente und letzte der sieben grundlegenden Lebensprozesse, die Rudolf Steiner unterschieden hat. Die Fortpflanzung steht in engem Zusammenhang mit den kosmischen Wirkungen der Mondsphäre (Lit.: GA 170, S. 113ff).

Die Fortpflanzung des Menschenwesens hat sich im Lauf der Menschheitsentwicklung bedeutsam verändert. Solange der Mond noch mit der Erde verbunden war, pflanzte sich das Menschenwesen ungeschlechtlich fort. Erst mit dem Austritt des Mondes kam es zur Geschlechtertrennung und damit zur geschlechtlichen Fortpflanzung, die notwendig war, damit der Mensch seine Individualität entwickeln konnte. Während bei der ungeschlechtlichen Vermehrung die Nachkommenschaft mit den elterlichen Organismen genetisch weitgehend identisch ist, so dass eine Form biologischer Unsterblichkeit gewährleistet wird, kommt es bei der geschlechtlichen Fortpflanzung durch das Zusammenwirken zweier Partner der selben Art, aber unterschiedlichen Geschlechtstyps, durch die Neukombination der elterlichen Gene bei den Nachkommen zur Diversifizierung, durch die das Einzelwesen mit seiner einmaligen genetischen Besonderheit aber dem biologischen Tod unterworfen ist. Durch die Notwendigkeit der Partnerwahl wurde u. a. die Entwicklung der Sinne entscheidend gefördert und eine Fülle völlig neuer Verhaltensmuster und eine stärkere soziale Bindung konnte entstehen.

In der Zukunft wird die geschlechtliche Fortpflanzung wieder einer ungeschlechtlichen Reproduktion weichen. Zu dieser Zeit wird sich der Mond wieder mit der Erde vereinigen.

Der Übergang von der ungeschlechtlichen zur geschlechtlichen Fortpflanzung

In der polarischen Zeit, betrat der Mensch als astrales Wesen, das aus der alten Mondenentwicklung herübergekommen war, die Erde. Diese Astralwesen waren die Vorfahren des Menschen; den selbstbewußten Geist trugen sie noch nicht in sich. Dieser vereinigte sich mit dem Wesen, das aus jenem Vorfahren entstanden war, erst in der Mitte der lemurischen Zeit. Die Astralwesen wurden zunächst mit einem Ätherleib umhüllt. Dieser war länglich-elliptisch und zeigte als feine Schattierungen Gliedmaßen und die späteren Organe. Hatte dieser von der Seele völlig beherrschte Leib eine gewisse Größe erreicht, so spaltete er sich in zwei Tochterwesen, die ebenso seelenbegabt waren wie das Mutterwesen. Das war möglich, weil nicht etwa nur eine bestimmte Anzahl von Menschenseelen den irdischen Schauplatz betrat, sondern gleichsam ein Seelenbaum, der ungezählte Einzelseelen aus seiner gemeinsamen Wurzel hervorgehen lassen konnte.

Immer weiter verdichtete sich die Erde und in der folgenden hyperboräischen Zeit verlor die Seele die Fähigkeit, den Stoff zu gestalten. Dadurch trat eine neue Form der Fortpflanzung auf, bei der das Tochterwesen wesentlich kleiner als das Elternwesen war. Die Fortpflanzung war von nun überdies an besondere Fortpflanzungsorgane gebunden. Die frei werdenden Seelenkräfte, die nicht mehr den Stoff ergreifen konnten, machten erste innere Empfindungen möglich:

"Der äußere Stoff ist eben wegen seiner Verdichtung nicht mehr so, daß die Seele ihm unmittelbar Leben geben kann. Es wird daher im Innern des Gebildes eine besondere Partie abgesondert. Diese entzieht sich den unmittelbaren Einwirkungen des äußeren Stoffes. Nur der außer dieser abgesonderten Partie befindliche Leib bleibt diesen Einwirkungen ausgesetzt. Er ist noch in derselben Verfassung wie früher der ganze Leib. In der abgesonderten Partie wirkt nun das Seelische weiter. Hier wird die Seele der Träger des Lebensprinzipes (in der theosophischen Literatur Prana genannt). So erscheint jetzt der leibliche Menschenvorfahr mit zwei Gliedern ausgestattet. Das eine ist der physische Leib (die physische Hülle). Sie ist den chemischen und physischen Gesetzen der umgebenden Welt unterworfen. Das zweite ist die Summe von Organen, die dem besonderen Lebens-Prinzip unterworfen sind. - Nun ist aber dadurch ein Teil der Seelentätigkeit freigeworden. Diese hat keine Macht mehr über den physischen Teil des Leibes. Dieser Teil der Seelentätigkeit wendet sich nun nach innen und gestaltet einen Teil des Leibes zu besonderen Organen aus. Und dadurch beginnt ein Innenleben des Leibes. Dieser lebt nicht mehr bloß die Erschütterungen der Außenwelt mit, sondern er fängt an, sie im Innern als besondere Erlebnisse zu empfinden. Hier liegt der Ausgangspunkt der Empfindung. Zuerst tritt diese Empfindung als eine Art Tastsinn auf. Das Wesen fühlt die Bewegungen der Außenwelt, den Druck, den die Stoffe ausüben und so weiter. Auch die Anfänge einer Wärme- und Kälteempfindung treten auf." (Lit.: GA 011, S. 76ff)

Dadurch dass sich der physische Leib der unmittelbaren Wirkung der Seele entzogen hatte, trat nun erstmals der Tod in der Entwicklung auf, wobei aber das Seelenleben in den Tochterwesen immer wieder durch eine Art Wiederverkörperung auflebte.

Bis in die Mitte der lemurischen Zeit, solange der Mond noch in der Erde war, erfolgte die Fortpflanzung ungeschlechtlich durch eine Art von Selbstbefruchtung. Im Bilde der Isis, die durch den Sonnenstrahl des Osiris befruchtet wird, deuteten die ägyptischen Mysterien auf diese ungeschlechtliche Fortpflanzungskraft des Mondes hin.

Der weiche und bildsame Leib des Menschen, der damals noch im paradiesischen Zustand lebte, war zweigeschlechtlich, männlich-weiblich, und ließ sich leicht durch das formen, was in der Seele des Menschen lebte. Das feste Erdelement gab es damals noch nicht. Dennoch wurden die Inkarnationsbedingungen durch die Mondenkräfte immer schwieriger. Als die Situation so kritisch geworden war, dass nur mehr sehr wenige Menschen in die Erdensphäre herabsteigen konnten, wurde der Mond unter der Führung Jahves aus der Erde herausgezogen. Das war zur Zeit des Sündenfalls. Nun enstand auch erst das kristalline Erdelement und der Mensch stieg als Folge der luziferischen Versuchung bis auf die feste Erde herab und nahm das kristalline Element in seinen Leib auf. Im Gegensatz zu der erstarrenden zähflüssigen Mondensubstanz, die dem Menschengeist einen beinahe unüberwindlichen Widerstand bei der Verkörperung entgegensetzte, war das feste Erdelement wesentlich offener und durchdringlicher für die sich inkarnierenden Menschenseelen. Allerdings konnten sich die Seelenkräfte in diesen Leibern nur mehr auf einseitige Weise ausdrücken. Nur so konnte der Leib davor bewahrt werden, durch den luziferischen Einfluss völlig deformiert zu werden. Dadurch wurde der Leib aber auch entweder männlich oder weiblich, es kam zur Geschlechtertrennung. Während einer langen Übergangszeit bestanden die geschlechtliche und die ungeschlechtliche Fortpflanzung noch nebeneinander. Neben dem Menschen hatten sich vor der Geschlechtertrennung die Tiere bis zur Stufe der Reptilien entwickelt.

Im Nerthus-Kult, von dem Tacitus berichtet, kommt die Tatsache zum Ausdruck, dass es einen Übergangszustand von der ungeschlechtlichen zur geschlechtlichen Fortpflanzung gab. Die Fortpflanzung wurde unbewusst vollzogen und deutete sich den Menschen nur ganz zart in Träumen an, solange sie noch im paradiesische Zustand waren. Diejenigen aber, die den Zeugungsakt schon bewusst erlebten, waren früher heruntergestiegen und gehörten damit zu den tieferstehenden Menschen. Im Nerthus-Kult entsprechen ihnen die den Zug der Nerthus begleitenden Sklaven, die nachher getötet werden (Lit.: GA 106, S. 106ff).

In der lemurischen und in der frühen atlantischen Zeit gab es vier Gruppenseelen des Menschen, die sich in den vier Sphinxtieren symbolisieren. Zwei davon bildeten die Grundlage für das männliche bzw. weibliche Geschlecht. Die Löwenrasse hatte einen männlichen Ätherleib, der genügend Kraft hatte, den physischen Leib selbst ohne äußere Anregung zu befruchten. Es war eine unmittelbare Befruchtung aus dem Geistigen, ohne die Mithilfe eines anderen Wesens. Die Stierrasse hingegen hatte einen weiblichen Ätherleib und verlor allmählich die Fähigkeit zur selbsttätigen Fortpflanzung. Nach der Aufnahme des Ichs entwickelte sich aus der Löwenrasse das weibliche, aus der Stierrasse das männliche Geschlecht (Lit.: GA 107, S. 74ff).

Im männlichen Leib drückte sich nach der Geschlechtertrennung mehr der Wille aus, im weiblichen Leib das Vorstellungsmäßige. Dem Menschen stand nun nicht mehr die volle Fortpflanzungskraft zur Verfügung und musste für die Reproduktion von außen durch die entgegengesetzte Kraft eines anderen Menschen ersetzt werden. Da die Sonnenwesen den Ätherleib den Einflüssen des Astralleibs mit den darin waltenden luziferischen Kräften entzogen hatten, geschah die Fortpflanzung zu dieser Zeit noch unbewusst.

Durch die luziferische Versuchung wurden die Sinnesorgane nach außen geöffnet. Die Zirbeldrüse (Epiphyse) war das erste Sinnesorgan des irdischen Menschen und diente der Wahrnehmung von Wärmedifferenzierungen. Zugleich war es auch Befruchtungsorgan und ragte laternenförmig aus dem Kopf[1] des im wässrigen Element lebenden Menschen und leuchtete bei einer bestimmten Sonnenstellung auf. Ein letzter Rest davon hat sich bis heute bei leuchtenden Meerestieren erhalten. Auf die Hypophyse (Schleimdrüse) wirkten hingegen die Mondenkräfte ein, welche die Atmung und Ernährung regelten, die damals noch zusammenhingen. Sie war zugleich das Organ für die mehr willkürlichen, die Zirbeldrüse die für die weniger willkürlichen Funktionen (Lit.: GA 105, S. 115ff). Das Wechselspiel dieser beiden Organe ist heute für die Gedächtnisbildung besonders bedeutsam.

Der nicht mehr für die Reproduktion tätige Teil der Fortpflanzungskraft wurde nach der Geschlechtertrennung frei zur weiteren und höheren Ausbildung der inneren Organe, namentlich des Gehirns. Die Fähigkeit des Denkens, die Befruchtung der Seele durch den Geist, wurde erkauft durch die Eingeschlechtlichkeit, die in dieser Form aber auch nicht bis zum Erdenende weiter bestehen wird. Der Menschheit droht künftig Unfruchtbarkeit (siehe unten).

Fortpflanzung und Ätherleib

„Wir Menschen leben nämlich, so wie wir auf der Erde leben, nur mit unserem physischen Leib ein Leben, das mit der Erde zusammenhängt. Schon derjenige Leib, der aus Licht und Ton und Leben gewoben ist, und der in diesem physischen Leib drinnensteckt, schon dieser sogenannte ätherische Leib lebt nicht nur ein Erdenleben, sondern lebt das kosmische Leben mit. Und wenn eine Menschenseele aus den geistigen Welten durch die Geburt ins Dasein heruntersteigt, so richten sich schon vorher im außerirdischen Kosmos Kräfte zurecht, welche den Ätherorganismus des Menschen zusammensetzen, so wie aus den physischen Erdenkräften und physischen Erdenstoffen der physische Leib des Menschen zusammengesetzt ist.

In den einfachsten Begriffen der Menschheit lebt eigentlich Hochmut und Übermut, insbesondere in unserer materialistischen Zeit. In unserer materialistischen Zeit glauben ja die Vorfahren auch, daß sie die Nachkommen ganz allein ins Dasein stellen. Und indem der Materialismus sich ausbreitet, wird man immer mehr und mehr glauben, daß die Vorfahren allein es sind, die die Nachkommen ins Dasein stellen. Anders ist es geistig gesehen. Die Menschen hier auf der Erde geben nur die Veranlassung, daß das Geistige zu ihnen herunterkommen kann. Das, was der Mensch als Vorfahre tun kann, das besteht einzig und allein darinnen, daß er den Ort zubereitet, durch den sich ein Ätherleib, der aus den Weiten des Kosmos in Kräften sich zubereitet, daß ein solcher Ätherorganismus sich auf die Erde herabsenken kann. Dieser Ätherorganismus ist ein ebenso organisiertes Wesen, wie es der physische Organismus des Menschen ist. Den physischen Organismus des Menschen, wir sehen ihn mit dem Haupte, mit den Armen, mit den Händen, mit dem Rumpfe, mit alle dem, was er dem Anatomen, dem Physiologen darbietet. Für die Geistesschau ist durchglüht, durchleuchtet, wie wir wissen, dieser physische Organismus von dem Ätherorganismus. Der physische Organismus atmet die Luft ein, atmet die Luft aus. Der Ätherorganismus atmet Licht aus, und dieses Licht gibt er uns. Und indem er Licht ausatmet und uns das Licht zuteilt, leben wir durch sein Licht. Und er atmet Licht ein. Wie wir Luft ein- und ausatmen, so atmet unser Ätherleib Licht aus und ein. Und indem er Licht einatmet, verarbeitet er das Licht in sich, wie wir die Luft in uns physisch verarbeiten. Lesen Sie das nach in meinen Mysteriendramen, wo an einer bestimmten Stelle gerade dieses Geheimnis der ätherischen Welt dramatisch entwickelt ist. Der Ätherleib atmet Licht ein, verarbeitet das Licht in sich zur Dunkelheit, und in diese Dunkelheit kann er als seine Nahrung den Weltenton aufnehmen, der in der Sphärenharmonie lebt, und kann aufnehmen die Lebensimpulse. Wie wir die physische Nahrung aufnehmen, so atmet ein und aus das ätherische Wesen, das in uns lebt, Licht. Wie wir die Luft in uns als Sauerstoff verarbeiten und zu Kohlensäure machen, so verarbeitet der Ätherleib das Licht und durchzieht es mit Dunkelheit, wodurch es in Farben erscheint und der Ätherleib uns, für den hellsichtigen Blick, in wogenden Farben erscheint. Aber während der Ätherleib das Licht für die Dunkelheit zubereitet und dadurch innere Atmungsarbeit für sich verrichtet, lebt er, indem er den Weltenton aufnimmt, den Weltenton in das Weltenleben verarbeitet. Das aber, was wir so als unseren Ätherleib aufnehmen, das kommt zu uns herunter zu gewissen Zeiten aus den Weiten des Kosmos.

Es ist heute noch nicht möglich, hinzuweisen auf die Umstände, wie der menschliche Ätherleib auf den Bahnen des Lichtes herunterzieht, wenn diese Bahnen des Lichtes durch die Sternkonstellation in einer gewissen Weise gelenkt werden. Damit das einmal gesagt werden könne, müssen die Menschen sich noch auf eine höhere Stufe der Moral erheben. Denn heute noch würde gerade dieses Mysterium von dem Hereinziehen der menschlichen Ätherleiber auf Lichtes- und Sphärenharmonie-Tonbahnen von den Menschen, wenn sie es kennten, in der furchtbarsten Weise mißbraucht werden. Denn in diesem Mysterium steckt alles, was, wenn die Menschen mit niederen Trieben es sich aneignen wollten, den Vorfahren unumschränkte Macht über die ganze Nachkommenschaft geben würde. Sie werden es daher glauben, daß dieses Mysterium, wie auf Lichtesbahnen und auf den Bahnen der Töne aus der Sphärenharmonie die Ätherleiber zu den Menschen, die sich verkörpern, kommen, daß dieses Mysterium noch längere Zeit eben ein Mysterium wird bleiben müssen. Nur unter ganz bestimmten Bedingungen kann man gerade von diesem Mysterium etwas wissen; denn bei Nichterfüllung dieser Bedingungen würden die Menschen sich, wie gesagt, als Vorfahren eine Macht über die Nachkommenschaft aneignen, die unerhört wäre, wodurch die Nachkommenschaft gänzlich ihrer freien Selbständigkeit, Persönlichkeit und Individualität beraubt werden könnte, und der Wille der Vorfahren dieser Nachkommenschaft aufgedrängt werden könnte. Weisheitsvoll ist dies für die Menschheit in die Unbewußtheit gehüllt, und gedeiht durch den Willen der weisheitsvollen Weltenlenkung in der Unbewußtheit ganz gut.“ (Lit.:GA 171, S. 206ff)

Die Befruchtung als kosmischer Vorgang

Ursprünglich, als die Erde sich zwar schon von der Sonne abgetrennt hatte, aber noch mit dem Mond verbunden war, wurde die damals noch ungeschlechtliche Fortpflanzung unmittelbar durch die kosmischen Verhältnisse geregelt.

"Früher, als die Erde noch mit dem jetzigen Monde zusammen einen Himmelskörper bildete, den sogenannten Erden-Mond oder die Mond-Erde, da bewegte sich dieser Körper um die Sonne in einer bestimmten Bahn und in einer gewissen Zeit, indem er ihr stets eine Seite zuwendete. In dieser Zeit wanderten alle Lebewesen einmal um den Mond herum, um einmal die Sonneneinwirkung zu empfangen. Jener Zug um den Planeten hat sich heute noch erhalten im Vogelflug, weil die Vögel damals, bevor das Ich in die Erdenentwickelung eintrat, sich abgespalten haben von der fortschreitenden Entwickelung auf der Erde.

Etwas anderes ist noch viel merkwürdiger. Mit der fortschreitenden physischen Entwickelung des Menschen und der höheren Tiere hat sich das Geschlechtliche des einzelnen Leibes bemächtigt. Jene Begierde, die im einzelnen Leibe sitzt, die heute ganz im Geschlechtlichen lebt, war vorher dort nicht vorhanden, sie war eine kosmische Kraft. Dem alten Erden-Monde strömte sie von der Sonne zu. Sie war die Ursache jener Umgänge um den Planeten, mit denen die Art zusammenhing, wie sich die Fortpflanzung vollzog. Der Frühlingszug der Vögel ist in Wirklichkeit nichts anderes als eine Art Brautzug. Bei diesen Wesen ist das Geschlechtliche noch in der Umwelt, und die kosmische Kraft ist die dirigierende Macht, die den Zug von außen lenkt und leitet, während bei den anderen Wesen diese Kraft eingezogen ist in die einzelnen Leiber. Dieselben Kräfte, die im Innern des Menschen, in seinem Leibe wirken, wirken auch im äußeren Makrokosmos. Dieselbe Kraft, die Mensch und Mensch zusammenführt, die im Leibe des Menschen als Geschlechtskraft wirkt, wirkt bei der Vogelspezies nicht im Innern der Wesen, sondern von außen und drückt sich in dem äußeren Zuge der Vögel um den Planeten aus." (Lit.: GA 101, S. 61f)

Die weibliche Eizelle bildet in ihrer äußeren Kugelform den Kosmos ab und ihr innerer Bau spiegelt die Verhältnisse im Planetensystem wieder. Für ein künftiges tieferes Verständnis der Keimesentwicklung müssen Astronomie und Embryologie zusammengeschaut werden.

"Und nur derjenige studiert die Wirklichkeit, der auf der einen Seite den Sternenhimmel studiert und auf der anderen Seite die Entwickelung namentlich des menschlichen Embryos studiert." (Lit.: GA 323, S. 29)

Die Einwirkung der kosmischen Kräfte ist möglich, weil sich die Stoffe in der Eizelle von den irdischen Kristallisationskräften emanzipiert haben. Sie sind nicht, wie man fälschlich meint, in einem hochorganisierten, sondern in einem innerlich zerissenen, beinahe amorphen chaotischen Zustand. Das ist schon unabhängig von der Befruchtung der Fall und dadurch können jene kosmischen Kräfte hereinwirken, die formgeben für den Ätherleib und für den Astralleib sind. Durch die Befruchtung mit der Samenzelle wird dieser Gestaltung auch noch dasjenige einverleibt, was physischer Leib und was Ich oder besser, was Ich-Hülle, also Gestaltung des Ich ist.

"Man hat die Voraussetzung gemacht: Die Moleküle, wie man sagt, werden immer komplizierter und komplizierter, je mehr man aus dem mineralischen Unorganischen zum Organischen heraufkommt. -Und man sagt: Das organische Molekül, das Zellenmolekül besteht aus Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff und Schwefel. Die sind in irgendeiner Weise verbunden. Aber sehr kompliziert sind sie verbunden -, sagt man. Und man betrachtet es als ein Ideal der Naturwissenschaft, darauf zu kommen, wie nun diese einzelnen Atome in den komplizierten organischen Molekülen verbunden sein können. Man sagt sich zwar: Das wird noch lange dauern, bis man finden wird, wie Atom an Atom lagert in dem Organischen, in dem lebendigen Molekül. - Aber das Geheimnis besteht darin: Je organischer ein Stoff Zusammenhang wird, desto weniger bindet sich chemisch das eine an das andere, desto chaotischer werden die Stoffe durcheinandergewirbelt; und schon die gewöhnlichen Eiweißmoleküle, meinetwegen in der Nervensubstanz, in der Blutsubstanz, sind eigentlich im Grunde genommen innerlich amorphe Gestalten, sind nicht komplizierte Moleküle, sondern sind innerlich zerrissene anorganische Materie, anorganische Materie, die sich entledigt hat der Kristallisationskräfte, der Kräfte überhaupt, die die Moleküle zusammenhalten, die die Atome aneinandergliedern. Das ist schon in den gewöhnlichen Organmolekülen der Fall, und am meisten ist es der Fall in den Embryomolekülen, in dem Eiweiß des Keimes.

Wenn ich hier schematisch den Organismus und hier den Keim, also den Beginn des Embryos zeichne, so ist der Keim das allerchaotischste an Zusammenwürfelung des Stofflichen. Dieser Keim ist etwas, was sich emanzipiert hat von allen Kristallisationskräften, von allen chemischen Kräften des Mineralreiches und so weiter. Es ist absolut an einem Orte das Chaos aufgetreten, das nur durch den andern Organismus zusammengehalten wird. Und wir haben dadurch, daß hier dieses chaotische Eiweiß auftritt, die Möglichkeit gegeben, daß die Kräfte des ganzen Universums auf dieses Eiweiß wirken, daß dieses Eiweiß in der Tat ein Abdruck von Kräften des ganzen Universums wird. Und zwar sind zunächst diejenigen Kräfte, die dann formbildend sind für den ätherischen Leib und für den astralischen Leib, in der weiblichen Eizelle vorhanden, ohne daß noch die Befruchtung eingetreten ist. Durch die Befruchtung wird dieser Gestaltung auch noch dasjenige einverleibt, was physischer Leib und was Ich ist, was Ich-Hülle, also Gestaltung des Ich ist. Das also hier ist vor der Befruchtung und dieses

Die Eizelle, die den gestaltenden kosmischen Kräften hingegeben ist.
Die Eizelle, die den gestaltenden kosmischen Kräften hingegeben ist.

hier ist rein kosmisches Bild, ist Bild aus dem Kosmos heraus, weil sich das Eiweiß eben emanzipiert von allen irdischen Kräften und dadurch determinierbar ist durch das, was außerirdisch ist. In der weiblichen Eizelle ist in der Tat irdische Substanz den kosmischen Kräften hingegeben. Die kosmischen Kräfte schaffen sich ihr Abbild in der weiblichen Eizelle. Das geht so weit, daß bei gewissen Gestaltungen des Eies, zum Beispiel in gewissen Tierklassen, Vögeln, selbst in der Gestaltung des Eies etwas sehr Wichtiges gesehen werden kann. Das kann natürlich nicht bei höheren Tieren und nicht beim Menschen wahrgenommen werden, aber in der Gestaltung des Eies bei Hühnern können Sie das Abbild des Kosmos finden. Denn das Ei ist nichts anderes als das wirkliche Abbild des Kosmos. Die kosmischen Kräfte wirken hinein auf das determinierte Eiweiß, das sich emanzipiert hat vom Irdischen. Das

Das Ei als Abbild des Kosmos
Das Ei als Abbild des Kosmos

Ei ist durchaus ein Abdruck des Kosmos, und die Philosophen sollten nicht spekulieren, wie die drei Dimensionen des Raumes sind, denn wenn man nur richtig weiß, wo man hinzuschauen hat, so kann man überall die Weltenrätsel anschaulich dargestellt finden. Daß die eine Weltenachse länger ist als die beiden andern, dafür ist ein Beweis, ein anschaulicher Beweis einfach das Hühnerei, und die Grenzen des Hühnereies, die Eierschalen, sind ein wirkliches Bild unseres Raumes. Es wird schon notwendig sein - das ist eine Zwischenbemerkung für Mathematiker -, daß unsere Mathematiker sich damit befassen, welches die Beziehungen sind zwischen der Lobatschewskijschen Geometrie zum Beispiel oder der Riemannschen Raumdefinition, und dem Hühnerei, der Gestaltung des Hühnereies. Daran ist außerordentlich viel zu lernen." (Lit.: GA 205, S. 88ff)

Die äußere Gestalt des Menschen und die einzelnen Teile des physischen Leibes sind ein individuelles Abbild der aus dem Tierkreis wirkenden Gestaltungskräfte. Sie bilden den kosmischen Menschen, den Riesen Ymir der germanischen Mythologie bzw. den Adam Kadmon, von dem in der Kabbala gesprochen wird. Der Kopf entspricht dem Widder, der Stier dem Kehlkopf und Nackenbereich, die Fische den Füßen usw. (Lit.: GA 110, S. 143ff) Die Kräfte des Planetensystems hingegen gestalten die inneren Organe, die Sonnenkräfte das Herz, der Merkur die Lunge usw.

Vor der Geschlechtertrennung konnten die formenden kosmischen Kräfte noch unmittelbar durch das Einzelwesen empfangen werden, später war das nur mehr durch das Zusammenwirken der beiden Geschlechter möglich. Damit wurde die Empfängnis aber erst bis zu einem gewissen Grad unter die Willkür des Menschen gestellt, während sie früher unmittelbar ein Ergebnis bestimmter kosmischer Konstellationen war.

Der Befruchtungsvorgang und die herabsteigende Individualität

Wenn der Mensch im Leben zwischen Tod und neuer Geburt im Devachan sein geistiges Urbild ausgebildet hat, erhält er den Impuls, wieder herunterzusteigen auf den physischen Plan:

"Hat der Mensch nun sein Urbild im Devachan vollendet und da hinein all das verwoben, was er als Extrakt seines Ätherleibes von der letzten Verkörperung mitgenommen hat, so geschieht jetzt eine Art von Befruchtung. Das Urbild wird befruchtet von dem Gewebe der eigenen unausgeglichenen Taten. Das erste also, was mit der Seele geschieht, nachdem sie ausgereift ist im Devachan, ist, daß sie eine Befruchtung erfährt mit dem, was wir ihr Karma nennen. Und dadurch erhält sie den Impuls, wieder auf die Erde herunterzusteigen, um möglichst viel von dem früher verursachten Schaden auszugleichen. Mit den Folgen der eigenen Taten wird die Seele befruchtet am Ende des Devachan. Dann erst ist sie vollständig reif zum Heruntersteigen zu einem neuen irdischen Dasein.

Der Hellseher sieht überall in der astralen Welt solche Seelen, die sich verkörpern wollen. Raum- und Zeitverhältnisse der astralen Welt sind allerdings anders als die der physischen Welt. Eine solche Seele kann sich mit riesiger Geschwindigkeit bewegen im astralen Raum, und sie wird von besonderen Kräften hingetrieben an den Ort, wo ein für diese Seele richtig konstruierter physischer und Ätherleib erzeugt wird." (Lit.: GA 109, S. 200)

Die Individualität, die sich zur irdischen Inkarnation anschickt, ist nun in der Regel schon am Fortpflanzungsvorgang bzw. sogar an der Herbeiführung desselben wesentlich mit beteiligt:

"Dem Fortpflanzungsvorgang geht voraus eine Liebessympathie, die der Hellseher wahrnimmt als ein Hinundherwogen von astralen Kräften, ein Hinundwiderspielen von astralischen Strömungen zwischen Mann und Frau. Es lebt da etwas, was sonst nicht vorhanden ist, wenn der Mensch allein ist; das Zusammenleben der Seelen selber drückt sich aus in dem Hinundherwogen der astralischen Strömungen. Nun ist aber jeder Liebesvorgang individuell. Jedes Lieben geht im Hinundwiderspiel von einer besonderen Individualität aus. Und nun spiegelt sich darinnen, vor aller irdischen Befruchtung, vor dem physischen Akt in dem Liebesbegehren, in diesem astralischen Hinundherspielen die Individualität, die Natur des Wesens, das wieder auf die Erde heruntersteigt. Das ist das Besondere der einzelnen Liebesakte. So"daß man sagen kann: Vor der physischen Befruchtung, da beginnt schon das zu wirken, was aus der geistigen Welt heruntersteigt; das Zusammengeführtwerden von Mann und Frau wird von der geistigen Welt mitbestimmt. Hier spielen in einer intimen wunderbaren Weise Kräfte aus der geistigen Welt mit. Und dasjenige, was heruntersteigt, sich heruntersenkt, ist im allgemeinen von Anfang an gebunden an das Ergebnis der Befruchtung. Durchaus ist es nicht so, daß erst nach einer gewissen Zeit irgendeine Individualität sich damit verbindet. Vom Moment der Befruchtung an ist diese heruntersteigende Individualität mit dem Resultat der physischen Fortpflanzung zusammengehörig. Ausnahmen gibt es allerdings auch da. In den ersten Tagen nach der Befruchtung wirkt freilich diese geistige Individualität, die herunterkommt, noch nicht auf die Entwicklung des physischen Menschen ein, aber sie ist sozusagen dabei, sie ist schon mit dem sich entwickelnden Embryo verbunden. Das Eingreifen geschieht etwa vom achtzehnten, neunzehnten, zwanzigsten und einundzwanzigsten Tage an nach der Befruchtung; da arbeitet dann schon mit dem werdenden Menschen das, was heruntergestiegen ist aus einer höheren Welt. So daß von Anfang an vorbereitet wird, nach den früheren Fähigkeiten, jenes feine, intime organische Gewebe, das notwendig ist, wenn die menschliche Individualität den physischen Leib als Instrument gebrauchen soll. Daß der Mensch eine Einheit ist, rührt davon her, daß das kleinste Organ dem ganzen Organismus entspricht, das heißt, auch das Kleinste muß von einer gewissen Art sein, damit das Ganze so sein kann, damit es geschehen kann, daß schon vom achtzehnten bis einundzwanzigsten Tage an das Ich an der Ausgestaltung des physischen und des Ätherleibes mitwirkt." (Lit.: GA 109, S. 201f)

Wesentlich für die Entwicklung des heranwachsenden Menschenkeims ist natürlich auch das, was von den Eltern gegeben wird:

"Würde nur das Weibliche einwirken, dann wäre die Fortentwickelung so geschehen, daß das Kind im allerhöchsten Maße den Vorfahren ähnlich wäre. Immer nur ganz gleichgestaltete Wesen würden entstehen. Das Generelle, das Gleichartige rührt vom weiblichen Element her. Erst durch die Geschlechtertrennung ist es möglich geworden, daß sich die menschliche Individualität entfalten kann. Denn das, was bewirkt, daß der Nachkomme Verschiedenheiten von seinen Vorfahren aufweist, das ist der Einfluß des Mannes. Das männliche Element spezialisiert; im weiblichen wird die Gattung erhalten, es reproduziert das Gleichartige; das Männliche, das gibt die Individualität.

Daher auch war es erst, als die Zweigeschlechtlichkeit auf Erden entstanden war, möglich, daß die Verkörperungen oder Reinkarnationen nacheinander erfolgen konnten. Da erst hatte der Mensch die Möglichkeit, irgendwie auf der Erde das verkörpern zu können, was das Ergebnis vom Früheren war. Daß das, was da unten auf der Erde sich vollzieht, und das, was von Inkarnation zu Inkarnation sich entwickeln und bereichern muß, was individuell ist, zusammenpaßt, das rührt davon her, daß männliches und weibliches Element zusammenwirken. Das menschliche Ich würde heute keinen passenden Körper mehr finden, wenn nicht das allgemeine Menschheitsprinzip abgeändert würde durch das männliche Element, das heißt, wenn nicht der allgemeine Typus zum Individuellen sich gestalten würde. Vom weiblichen Element her wirkt im wesentlichen der Ätherleib. Im Ätherleib, in dem die dauernden Neigungen liegen, ist die treibende Kraft des weiblichen Elements. In ihm ist verankert das, was das Generelle ist, das Gattungsmäßige. Im Ätherleib der Frau ist heute noch das Gegenbild dessen vorhanden, was man da außen findet als die Volksseele, als den Rassengeist. Volksseele und Rassengeist sind einander ähnlich. Fassen wir nun ins Auge, was als Geistiges der Befruchtung zugrunde liegt, so müssen wir sagen: Die Befruchtung an sich ist nichts anderes als eine Art Ertötung der lebendigen Kräfte des Ätherleibes. Schon bei der Befruchtung wird der Tod hineingewoben in den menschlichen Leib. Es ist etwas, was den Ätherleib, der sich sonst ins Unendliche vervielfältigen würde, verhärtet, ihn sozusagen abtötet. Das, was von der weiblichen Natur herrührt, der Ätherleib, der sonst nur Kopien gestalten würde, wird durch den männlichen Einfluß verdichtet und dadurch wird er der Bildner der neuen menschlichen Individualität. Die Fortpflanzung besteht in der Erzeugung einer Kopie des weiblichen Ätherleibes; dadurch, daß er durch die Befruchtung in einer gewissen Beziehung verhärtet wird, abgetötet, wird er zugleich individualisiert. Und in dem abgetöteten Ätherleib liegt die Formkraft verborgen, die den neuen physischen Menschen hervorbringt. So rücken zusammen Befruchtung und Fortpflanzung. Wir sehen also, daß zweierlei Befruchtungen stattfinden: unten die physische, menschliche Befruchtung, und oben die Befruchtung des Urbildes durch das eigene Karma. Schon vom achtzehnten bis einundzwanzigsten Tage an, sagten wir, arbeitet das Ich an dem Embryo; aber erst viel später, nach sechs Monaten, arbeiten an dem Embryo andere Kräfte mit, die wir die Kräfte nennen können, die das Karmische des Menschen bedingen. Wir können es so ausdrücken, daß wir sagen: da greift jenes Gewebe ein, das aus Karma gewoben ist. Nach und nach greifen diese Kräfte ein. - Nun gibt es aber auch hier Ausnahmen, so daß in späterer Zeit eine Auswechslung des Ich eintreten kann...

Wenn wir uns ein ungefähres Bild machen wollen von dem, was in den geistigen Welten sich vorfindet und da heruntersteigt, so müssen wir sagen: Das sich verkörpernde Individuum führt die sich Liebenden zusammen. - Das Urbild, das sich verkörpern will, hat sich ja die Astralsubstanz angegliedert, und diese Astralsubstanz wirkt nun hinein in die Liebesleidenschaft, in das Liebesgefühl. Das, was unten auf der Erde hin und wider wogt als astralische Leidenschaft, das spiegelt in sich wieder das Astralische des heruntersteigenden Wesens. Also der astralischen Substanz von oben kommt das astralische Gefühl der Liebenden entgegen; es wird beeinflußt von der Substanz dessen, was zur Verkörperung niedersteigt. Wenn wir diesen Gedanken ganz durchdenken, so müssen wir sagen: Der sich wiederverkörpernde Mensch ist durchaus beteiligt an der Wahl seiner Eltern. Je nachdem er ist, wird er hingetrieben zu dem betreffenden Elternpaar. Der Einwand ist billig, daß man behauptet: mit solcher Begründung der Auswahl der Eltern verliere man das Gefühl, in seinen Kindern wieder zu erstehen, und daß die Liebe, die sich darauf gründet, den Kindern das Ureigene verliehen zu haben, sich dadurch verringere. Das ist eine grundlose Furcht; denn diese Mutter- und Vaterliebe wird in einem viel höheren und schöneren Sinne aufgefaßt, wenn wir sehen, daß das Kind in einem gewissen Sinne die Eltern vorher liebt, schon vor der Befruchtung, und dadurch zu ihnen hingetrieben wird. Die Elternliebe ist also die Antwort auf die Liebe des Kindes, sie ist die Gegenliebe." (Lit.: GA 109, S. 202ff)

Natürliche Zeugung und künstliche Befruchtung

Bis in die jüngste Vergangenheit war die natürliche Zeugung durch sexuelle Vereinigung das einzige Tor, durch das eine menschliche Individualität zur irdischen Inkarnation herabsteigen konnte. Wie schon im vorigen Abschnitt angedeutet wurde, vereinigen sich dabei die astralen Kräfte, die sich das Kind aus den höheren Welten mitbringt, mit den astralen Kräften, die in der leidenschaftlichen Umarmung des elterlichen Liebespaares wirsam werden. Je nachdem, ob es sich dabei bloß um egoistische Lustgefühle oder um wirkliche Liebe handelt, wird eine unterschiedliche Astralhülle für das sich inkarnierende Kind gebildet, die seine weitere Entwicklung hemmen oder fördern kann. Natürlich spielen dabei nicht nur die Kräfte eine Rolle, die unmittelbar im Zeugungsakt regsam gemacht werden, sondern das ganze Verhältnis der Eltern zueinander ist bedeutsam, aber dem eigentlichen Moment der Zeugung kommt dabei doch eine wesentliche Bedeutung zu. Diese Kräfte können postiv oder negativ sein. Bei der künstlichen Befruchtung wird der natürliche Zeugungsakt ausgeschaltet und daher gehen auch die damit verbundenen Kräfte verloren. Es wird eine wichtige Frage für die nähere Zukunft sein, wie dafür ein wirksamer Ersatz gegeben werden kann, denn aufgrund der zunehmenden Unfruchtbarkeit der Menschheit ist zu erwarten, dass Methoden der künstlich herbeigeführten Reproduktion immer häufiger angewendet werden.

Die drohende Unfruchtbarkeit der Menschheit ab dem 6./7. Jahrtausend

Nach den Angaben Rudolf Steiners wird die Unfruchtbarkeit der Menschheit immer rascher voranschreiten. Das liegt im notwendigen Entwicklungsgang der Menschheit, denn wir nähern uns immer mehr der Zeit, in der die irdischen Inkarnationen des Menschen überhaupt aufhören werden. Bis dahin muss allerdings das menschliche Ich soweit gereift sein, dass es für seine weitere Entwicklung keiner Verkörperung in einem physischen Leib mehr bedarf.

"Denn man kann es herausfinden durch okkulte Forschung, daß im Laufe des sechsten Jahrtausends die Menschenfrauen, wie sie heute organisiert sind, unfruchtbar sein werden, keine Kinder mehr gebären werden. Und eine ganz andere Ordnung wird eintreten im sechsten Jahrtausend! Das zeigt uns die okkulte Forschung. Ich weiß, daß es dem, der im Sinne der heutigen Wissenschaft denkt, als etwas ganz Unsinniges erscheinen wird, das auszusprechen; aber es ist schon einmal so." (Lit.: GA 175, S. 217)

"Und nehmen Sie dazu die Tatsache, die ich Ihnen neulich sagte, daß für denjenigen, der die Dinge geisteswissenschaftlich durchschaut, das klar wird, daß im sechsten, siebenten Jahrtausend die Menschheit in ihrem gegenwärtigen Sinne anfängt, unfruchtbar zu werden. Die Frauen, sagte ich, werden unfruchtbar. Es wird auf die gegenwärtige Art die Menschheit sich nicht fortpflanzen können. Das muß eine Metamorphose durchmachen, das muß wieder den Anschluß finden an eine höhere Welt. Damit dies geschehen kann, daß die Welt nicht nur in die Dekadenz kommt, wo «geheilt» würde alles Gesinntsein zum Guten und Bösen, damit das Gute und Böse, alles Sich-Bekennen zum Guten und Bösen, nicht bloß als Staats-, als Menschensatzung angesehen würde, damit das nicht zustande komme in der Zeit, wo die gegenwärtige Naturordnung innerhalb des Menschengeschlechts mit Notwendigkeit aufhört, ein Menschengeschlecht zu erhalten - denn mit derselben Notwendigkeit, mit der bei der Frau in einem gewissen Alter eine Fruchtbarkeit aufhört, so hört in der Erdenentwickelung mit einem bestimmten Zeitpunkte die Möglichkeit auf, daß die Menschen sich fortpflanzen in der bisherigen Weise -, damit das nicht eintrete, dazu kam der Christus-Impuls." (Lit.: GA 175, S. 245f)

"Denn, so sonderbar das heute klingt, eine gewissenhafte okkulte Forschung, die versucht, die Entwickelungsgesetze des Menschengeschlechts zu durchdringen, die zeigt uns eine vielleicht zunächst bestürzend wirkende Wahrheit, zeigt uns, daß in gar nicht so ferner Zeit, vielleicht schon im 7. Jahrtausend, sämtliche Erdenfrauen unfruchtbar werden. So weit geht es mit der Vertrocknung, mit der Zerbröckelung der Leiber: Im 7. Jahrtausend werden die Erdenfrauen unfruchtbar! Denken Sie sich, wenn nun die Beziehungen bleiben sollten, die sich nur zwischen dem Menschlich-Seelischen und den menschlichen physischen Leibern ausleben können, dann könnten ja nachher die Menschen überhaupt sich nichts mehr zu tun machen auf der Erde. Es werden noch nicht alle Erdenperioden abgelaufen sein, wenn die Menschenfrauen keine Kinder mehr bekommen können. Da muß denn der Mensch ein anderes Verhältnis finden zu dem Erdendasein. Die letzten Epochen der Erdenentwickelung werden den Menschen in die Notwendigkeit versetzen, überhaupt auf eine physische Leiblichkeit zu verzichten und dennoch auf der Erde anwesend zu sein. Das Dasein ist eben doch geheimnisvoller, als man nach den plumpen naturwissenschaftlichen Begriffen der Gegenwart gern annehmen möchte." (Lit.: GA 177, S. 88)

"Nun wissen Sie ja, daß der Mond einstmals sich wiederum mit der Erde vereinigen wird. Dieser Zeitpunkt, wo der Mond sich wiederum mit der Erde vereinigen wird, der wird von den in der Abstraktion lebenden Astronomen und Geologen ja Jahrtausende weit hinausgeschoben; das ist aber nur ein Wahn. In Wirklichkeit stehen wir dem Zeitpunkt gar nicht sofern. Sie wissen ja, die Menschheit als solche wird immer jünger und jünger (siehe auch -> Jüngerwerden der Menschheit und (Lit.: GA 176, S. 12ff)). Sie wissen, daß die Menschen immer mehr und mehr dazu kommen, ihre leiblich-seelische Entwickelung nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkte zu haben. In der Zeit von Christi Tod, als das Ereignis von Golgatha stattfand, waren die Menschen bis zum dreiunddreißigsten Jahr im allgemeinen leiblich-seelisch entwickelungsfähig. Heute sind sie es nurmehr bis zum siebenundzwanzigsten Jahre. Und es wird eine Zeit kommen im 4. Jahrtausend, da werden die Menschen nur bis zum einundzwanzigsten Jahre noch entwickelungsfähig sein. Dann wird eine Zeit kommen im 7. Jahrtausend, da werden die Menschen nur bis zum vierzehnten Jahr noch entwickelungsfähig sein durch ihre Leiblichkeit. Die Frauen werden dann aufhören, fruchtbar zu sein; es wird eine ganz andere Art und Weise des Erdenlebens eintreten. Es wird die Zeit sein, in der der Mond sich der Erde wiederum nähert, sich der Erde wiederum eingliedert."

"Nun möchte ich Sie zunächst noch aufmerksam machen auf das Bedeutungsvolle, das eigentlich hinter all den Tatsachen steht. Wir wissen, ungefähr 1413, also im 15.Jahrhundert, war der Übergang aus der vierten in die fünfte nachatlantische Kulturperiode. Zu alldem, was wir schon an Charakteristik angeführt haben, sei noch hinzugefügt, daß von den geistigen Welten aus die Lenkung der irdischen Angelegenheiten so geschehen ist, daß an dieser Lenkung hauptsächlich Wesen aus der Hierarchie der Archangeloi beschäftigt waren — einiges über die genaueren Zusammenhänge können Sie ja aus dem Büchelchen «Die geistige Führung des Menschen und der Menschheit» entnehmen -, hauptsächlich, sage ich... Engelwesen, Wesen aus der Hierarchie der Angeloi dienen diesen höheren Wesen aus der Hierarchie der Archangeloi; aber sie dienen ihnen so, daß gewissermaßen das Verhältnis zwischen den Wesenheiten aus der Hierarchie der Angeloi und denen der Archangeloi eine übersinnliche, eine rein geistige Angelegenheit ist, die die Menschen noch wenig berührt. Das wird anders mit dem Hereinbrechen der fünften nachatlantischen Periode, denn da werden in der Führung der Menschheit gewissermaßen selbständiger die Wesen aus der Hierarchie der Angeloi. So daß die Menschen in der vierten nachatlantischen Zeit mehr direkt geführt sind von den Archangeloi; dagegen in der fünften Zeit - also in unserer ganzen jetzigen fünften Zeit bis ins 4. Jahrtausend hinein - wird eine direkte Führung des Menschen durch die Angeloi stattfinden. So daß man jetzt nicht mehr sagen kann: Das Verhältnis der Angeloi zu den Archangeloi ist nur ein übersinnliches Verhältnis. Das ist die Tatsache, geistig ausgedrückt.

Man kann diese Tatsache auch mehr materiell ausdrücken, denn alles Materielle ist ein Abbild des Geistigen. Wenn wir suchen, auf welchem Umwege die Archangeloi mit den Angeloi zusammen während der vierten nachatlantischen Zeit die Menschen lenkten, können wir sagen: Dies geschah durch das menschliche Blut. - Und auf dem Umwege durch das menschliche Blut wurde ja auch die soziale Struktur hervorgerufen, die sich der Blutsverwandtschaft, den Blutsbanden anschloß. Gewissermaßen war die Wohnung der Archangeloi sowohl wie der Angeloi im Blute. Ja, das Blut ist nicht bloß dasjenige, was der Chemiker analysiert, sondern das Blut ist zugleich der Wohnort übersinnlicher Wesenheiten.

Wenn wir also von dieser vierten nachatlantischen Zeit sprechen, so ist das Blut der Wohnort von Archangeloi und Angeloi. Das wird eben anders in der fünften nachatlantischen Zeit, das wird so, daß sich die Angeloi mehr des Blutes bemächtigen - ich rede jetzt von den Angeloi des Lichtes, von den normalen - und die Archangeloi mehr im Nervensystem wirken. Ich könnte auch mit alter Terminologie ebensogut sagen: In der fünften nachatlantischen Zeit wirken die Archangeloi mehr im Gehirn, die Angeloi mehr im Herzen. Physiologisch, im Sinne der jetzigen Wissenschaft gesprochen, würde man sagen müssen: Die Angeloi wirken mehr im Blute, die Archangeloi mehr im Nervensystem. - So ist wirklich mit den Menschen, wie Sie sehen, eine große Veränderung vor sich gegangen, die man verfolgen kann bis in die materielle Struktur des Menschen hinein...

Im 15. Jahrhundert war ein besonderer Zeitabschnitt in der Erdenentwickelung und in der damit zusammenhängenden Entwickelung der geistigen Welt herangekommen. Man kann dasjenige, was da herangekommen war, etwa in der folgenden Art charakterisieren. Man kann sagen: In dieser Zeit, im 15. Jahrhundert, war die Anziehungskraft der Erde für die Archangeloi, für die regelrechten Archangeloi, die ja den Übergang suchten vom Blut ins Nervensystem, am größten. Also wenn wir zurückgehen aus dem 14. ins 13., 12., 11. Jahrhundert, so finden wir, daß immer schwächer wird die Anziehungskraft der Erde, und nachher wird wiederum die Anziehungskraft der Erde schwächer. Man könnte sagen: Die Archangeloi sind von höheren Geistern angehalten gewesen, in diesem 15. Jahrhundert das Erdendasein am meisten zu lieben. So paradox das manchem heutigen, klotzig materialistisch denkenden Menschen erscheint, so ist es doch richtig, daß mit solchen Dingen zusammenhängt das, was auf der Erde vorgeht. Wie kommt es, daß gerade damals in einer so merkwürdigen Weise Amerika wiederentdeckt wurde, daß die Menschen anfingen, sich wieder der ganzen Erde zu bemächtigen? Weil die Archangeloi in dieser Zeit am meisten angezogen waren von der Erde. Dadurch dirigierten sie teilweise das Blut, teilweise das Nervensystem schon so, daß der Mensch anfing, von der ganzen Erde Besitz zu ergreifen von seinen Kulturzentren aus. Solche Ereignisse muß man im Zusammenhang mit der geistigen Wirksamkeit betrachten, sonst versteht man sie nicht. Gewiß klingt es heute für den materialistisch klotzigen Denker sonderbar, wenn man sagt: Deshalb entdeckten die Menschen Amerika, deshalb spielte sich das andere alles ab, was Sie ja in der sogenannten Geschichte nachlesen können, weil die Anziehungskraft der Erde für die Archangeloi am größten in der damaligen Zeit war zwischen bestimmten Grenzen.

Und damals begann von seiten der Archangeloi die Erziehung der Angeloi, die dahin ging, das menschliche Blut in Besitz zu nehmen, während die Archangeloi den Übergang finden wollten ins Nervensystem. Und im Beginne der vierziger Jahre war die Sache so weit, daß gewisse zurückgebliebene Angeloiwesen den Versuch machten, nun nicht im Blute zu residieren oder zu regieren, sondern den Archangeloiplatz im Nervensystem einzunehmen. Also wir können sagen: Es war in diesen vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts ein bedeutungsvoller Kampf, der sich so entwickelt hat, wie ich das schon beschrieben habe, der, wenn wir sein Spiegelbild hier im gröbst Materiellen betrachten, sich abspielte zwischen dem menschlichen Blut und dem menschlichen Nervensystem. Die Engel der Finsternis wurden aus dem Nervensystem herausgeworfen und in das menschliche Blut geworfen, so daß sie nunmehr im menschlichen Blute so rumoren, wie ich das geschildert habe. Weil sie im menschlichen Blute rumoren, kommt das alles zustande, was ich beschrieben habe als die Wirkung der zurückgebliebenen Angeloi hier auf der Erde. Da sie im menschlichen Blute rumoren, hat sich auch das herausgestellt, daß die Menschen so gescheit sein konnten, wie ich das beschrieben habe. Natürlich spielt sich das alles langsam und allmählich ab, so daß man sagen kann: Der richtige tiefgehende Abschnitt ist 1841; aber das ganze 19. Jahrhundert ist schon infiziert von dem, was da in Betracht kommt.

Damit ist überhaupt eine Evolution eingeleitet, die von tiefgehender Bedeutung ist. Ich habe Sie im Laufe dieser Vorträge schon auf eine wichtige Tatsache aufmerksam gemacht. Ich habe Sie darauf aufmerksam gemacht, daß es nur bis zum 7. Jahrtausend dauern wird innerhalb der Erdenentwickelung, daß die Menschenfrauen fruchtbar sein werden, daß dann nicht mehr die Fortpflanzung hier besorgt werden kann. Ginge es bloß nach den normal im Blute lebenden Engelwesen, so würde die menschliche Generation, die menschliche Fortpflanzung, nicht einmal bis dahin dauern, sondern nur ins 6. Jahrtausend hinein. Nur noch die sechste nachatlantische Kulturperiode träfe die Möglichkeit einer physischen Fortpflanzung auf der Erde; weiter erstreckt sich der Impuls der Fortpflanzung für diese nachatlantische Zeit in ihren sieben Kulturperioden nach der Weisheit des Lichtes nicht. Aber die Fortpflanzung wird länger dauern; sie wird bis ins 7. Jahrtausend hinein dauern, vielleicht noch etwas darüber hinaus. Woher wird das kommen? Weil dann Regenten der Fortpflanzung, impulsierende Mächte der Fortpflanzung diese herabgestoßenen Angeloi sein werden.

Das ist sehr bedeutungsvoll. In der sechsten nachatlantischen Kulturperiode wird nach und nach versiegen die menschliche Fruchtbarkeit, insoferne sie impulsiert ist von den Lichtmächten. Und die dunkeln Mächte werden eingreifen müssen, daß die Sache noch etwas weitergehe. Wir wissen, die sechste nachatlantische Kulturperiode hat ihre Keime im europäischen Osten. Der europäische Osten wird starke Neigungen entwickeln, die menschliche Fortpflanzung, die physische Fortpflanzung nicht über die sechste Kulturperiode hinausgehen zu lassen, sondern nachher die Erde überzuführen in ein mehr spirituelles, in ein mehr psychisches Dasein. - Von Amerika herüber werden die ändern Impulse wirken für die siebente nachatlantische Kulturperiode, in welcher die Impulse der herabgestoßenen Angeloi die Generation leiten werden." (Lit.: GA 177, S. 231ff)

"Es wird ein Jahr kommen in der physischen Erdenentwickelung, dieses Jahr wird, sagen wir, ungefähr das Jahr 5700 und einiges sein, in diesem Jahre, oder um dieses Jahr herum, wird der Mensch, wenn er seine richtige Entwickelung über die Erde hm vollzieht, nicht mehr die Erde so betreten, daß er sich verkörpert in Leibern, die von physischen Eltern abstammen. Ich habe öfters gesagt, die Frauen werden in diesem Zeitalter unfruchtbar. Die Menschenkinder werden dann nicht mehr in der heutigen Weise geboren, wenn die Entwickelung über die Erde hin normal verläuft.

Über eine solche Tatsache darf man sich keinen Mißverständnissen hingeben. Es könnte zum Beispiel auch folgendes eintreten: Es könnten die ahrimanischen Mächte, welche unter dem Einfluß der gegenwärtigen Menschenimpulse sehr stark werden, die Erdenentwickelung verkehren; sie könnten die Erdenentwickelung in gewissem Sinne pervers machen. Dadurch würde - gar nicht zum Menschenheile - über diese Jahre im 6. Jahrtausend hinaus die Menschheit in demselben physischen Leben erhalten werden können. Sie würde nur sehr stark vertieren; aber sie würde in diesem physischen Leben erhalten werden können. Das ist eine der Bestrebungen der ahrimanischen Mächte, die Menschheit länger an die Erde zu fesseln, um sie dadurch von ihrer Normalentwickelung abzubringen. Aber wenn die Menschheit wirklich das ergreift, was in ihren besten Entwickelungsmoglichkeiten liegt, so kommt einfach im 6. Jahrtausend diese Menschheit zum Irdischen in eine Beziehung, die für weitere zweieinhalb Jahrtausende so ist, daß der Mensch zwar noch mit der Erde ein Verhältnis haben wird, aber ein Verhältnis, das sich nicht mehr darin ausdrückt, daß physische Kinder geboren werden. Der Mensch wird gewissermaßen als Geist-Seelenwesen - um es anschaulich auszudrücken, will ich sagen: in den Wolken, im Regen, in Blitz und Donner rumoren in den irdischen Angelegenheiten. Er wird gewissermaßen die Naturerscheinungen durchvibrieren; und in einer noch späteren Zeit wird das Verhältnis zum Irdischen noch geistiger werden.

Von allen diesen Dingen kann heute nur erzählt werden, wenn man einen Begriff hat von dem, was geschieht zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Obzwar nicht eine vollständige Gleichheit herrscht zwischen der Art und Weise, wie der Mensch heute zwischen dem Tode und einer neuen Geburt zu den irdischen Verhältnissen in Beziehung steht, und der Art, wie er dann, wenn er sich gar nicht mehr physisch verkörpern wird, dazu in Beziehung stehen wird, so ist doch eine Ähnlichkeit vorhanden. Wir werden gewissermaßen, wenn wir verstehen, der Erdenentwickelung ihren wirklichen Sinn zu geben, dann dauernd in ein solches Verhältnis zu den irdischen Angelegenheiten kommen, wie wir jetzt dazu bloß stehen, wenn wir zwischen dem Tod und einer neuen Geburt leben. Es ist das jetzige Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt nur etwas, ich möchte sagen, geistiger, als es dann sein wird, wenn der Mensch dauernd in diesen Verhältnissen sein wird." (Lit.: GA 196, S. 90f)

Zu dieser Zeit wird sich der Mensch nicht mehr von Tieren oder Pflanzen ernähren, sondern bereits zu einer rein mineralischen Ernährungsweise übergegangen sein (siehe -> Ernährung, Milch, Fleischnahrung, Vegetarismus, künftige mineralische Ernährung).

Der Kehlkopf als künftiges Fortpflanzungsorgan

Der Kehlkopf wird sich künftig so zu einem neuen Reproduktionsorgan umbilden, dass der Mensch durch das Wort zeugend sein wird.

"Es gibt im Menschen zweierlei Organe, solche, welche auf dem Wege sind, unvollkommen zu werden, und nach und nach abfallen werden, und solche, die erst in der Ausbildung begriffen sind. Alle niederen Organe, die sexuellen Organe, werden abfallen. Herz und Kehlkopf dagegen sind Organe, die erst in der Zukunft ihre Vollendung haben werden, erst in der Zukunft ihre Entwickelung finden werden.

Ich spreche zu Ihnen. Meine Gedanken sind in mir. Ich kleide sie in Worte. Diese kommen aus dem Kehlkopf heraus, bringen Tonschwingungen hervor, und dadurch teilen sich meine Gedanken Ihrer Seele mit. Der Kehlkopf ist der Apparat, die Luftwellen zu machen, und das, was in der Seele ist, da hinauszubringen. Wenn jemand einen Apparat erfinden könnte, durch den die Wellen verfestigt werden könnten, dann könnten Sie meine Gedanken, meine Worte aufklauben. In der Zukunft wird der Kehlkopf nicht nur die Worte hervorbringen, sondern er wird einstmals das schöpferische, das Zeugungsorgan sein, das dem Menschen ähnliche Wesen hervorbringen wird.

In gewissen Zeiten, da war noch nicht die pflanzliche Natur des Menschen durchdrungen von der begierdevollen Fleischesqualität. Gerade diejenigen Organe, die sich am spätesten aus der tierischen Natur entwickelt haben, gehen zuerst wieder weg; das sind die Fortpflanzungsorgane. Diese waren lange da als Pflanzenorgane, als der Mensch schon in Fleisch da war. Deshalb sind in Sammlungen Bilder von Hermaphroditen mit Pflanzenorganen zu sehen. Wenn in der Bibel erzählt wird vom Feigenblatt der Eva, so ist in Wahrheit unter diesem Symbole zu verstehen, daß diese Organe die letzten waren, welche sich im Fleische entwickelt haben. So muß in die religiösen Urkunden eingedrungen werden. Die Sexualorgane sind untergehende Organe, dagegen ist der Kehlkopf in voller Umbildung begriffen, und wenn der Mensch wieder keusch geworden sein wird, wird sich der Kehlkopf der geistigen Sonne wieder zuwenden. Der Kelch der Pflanze entwickelte sich zu der leidenschafterfüllten Fleischesform, und wieder wird der Kehlkopf zum keuschen, reinen Kelche, der vom Geiste befruchtet wird, der der heiligen Liebeslanze entgegengehalten wird. Das ist auch das Symbol des Heiligen Gral, sein hohes Ideal." (Lit.: GA 098, S. 23f)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

  1. Rudolf Steiner: Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt - Der gesamte Text online.

Einzelnachweise

  1. Nach H. P. Blavatsky rage dieses laternenförmige Organ aus dem Hinterkopf heraus (Lit.: Geheimlehre, Bd. II, S. 308).