Geistesforscher

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Ein Geistesforscher oder Geisteswissenschaftler im modernen rosenkreuzerischen Sinn ist ein Eingeweihter, der über gewisse hellsichtige Fähigkeiten verfügen muss, um die geistige Welt eigenständig wahrnehmen zu können und der auch die entsprechende Inspiration hat, um das geistig wahrgenommene richtig deuten zu können. Höhere geistige Wahrheiten, wie beispielsweise die Rückschau in frühere Erdenleben einzelner Menschen, sind nur der Intuition zugänglich. Darüber hinaus muss der Geistesforscher auch über die notwendigen intellektuellen Fähigkeiten verfügen, um seine Forschungsergebnisse in einer wissenschaftlich klaren Form darstellen zu können, die unserem gegenwärtigen Bewusstseinsseelenzeitalter angemessen ist.

Die Fähigkeit der eigenständigen geistigen Wahrnehmung, über die der Geistesforscher bewusst verfügt, ist heute bei vielen Menschen latent im Unterbewusstsein vorhanden. Die große Aufgabe unseres gegenwärtigen Bewusstseinsseelenzeitalters ist es, diese unterbewussten Wahrnehmungen ins Wachbewusstsein zu heben und mit dem klaren Denken zu erfassen. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist die Begegnung mit dem «Hüter der Schwelle».

„Alles was der Geistesforscher erkennt, das heißt ins Bewußtsein heraufhebt gerade von solchen Dingen, die in der Entwickelung der Menschheit liegen, das geht, auch wenn es nicht erkannt wird, bei den Menschen im Unterbewußtsein vor sich. Die Menschheit geht einmal, indem sie nach der Zukunft hin sich entwickelt, durch gewisse Erfahrungen hindurch. Sie geht unbewußt durch diese Erfahrungen hindurch, wenn sie es nicht vorzieht, sie ins Bewußtsein heraufzubringen, was eben im Zeitalter der Bewußtseinsseelenentwickelung geschehen sollte. Aber gerade in diesem Zeitalter der Bewußtseinsseelenentwickelung wird heute noch manches, was an den Menschen im Unterbewußtsein herantritt, zurückgestoßen.

Unter anderem tritt mehr und mehr ein gewisser Teil desjenigen Erlebnisses an den Menschen heran, das man nennen kann die Begegnung mit dem «Hüter der Schwelle». Gewiß, will man wirklich in die geistige Welt vollbewußt eintreten, Imaginationen, Inspirationen, Intuitionen entwickeln, so muß man in viel höherem Maße mit reichlicheren Erfahrungen, mit ganz andern Erfahrungen noch eintreten in das Gebiet der übersinnlichen Welt. Man muß gründlicher - wenn ich mich des Ausdrucks bedienen darf - beim Hüter der Schwelle vorbeischreiten, als die ganze Menschheit im Laufe des Zeitalters der Bewußtseinsseele dies tun muß. Aber in einem gewissen Grade muß der Mensch einfach bis zum Ende der Bewußtseinsseelenentwickelung an dem Hüter der Schwelle vorbeigeschritten sein. Er kann nun die Bequemlichkeit haben, dieses Vorbeischreiten ganz im Unterbewußtsein zu lassen. Daß dies aber nicht geschehe, dazu ist gerade Geisteswissenschaft da. Sie soll darauf aufmerksam machen, daß das eben jetzt zu den Geschehnissen gehört, die sich in der Menschheitsentwickelung vollziehen. Und derjenige, der heute die Leute abhält von Geisteswissenschaft, will eigentlich nichts Geringeres, als die Menschen zwingen, nicht bewußt, sondern unbewußt am Hüter der Schwelle vorbeizukommen, der eben einfach in diesem Zeitalter in den Horizont der Menschen hereintritt.

Mit andern Worten: die Menschheit muß in den 2160 Jahren, welche das Zeitalter der Bewußtseinsseelenentwickelung dauert, von 1413 an ungefähr, in irgendeiner Inkarnation an dem Hüter der Schwelle vorbeikommen und teilweise die Erlebnisse, die man bei dem Hüter der Schwelle haben kann, erleben. Der Mensch kann sich von materialistisch gesinnten Menschen zwingen lassen, unbewußt vorbeizugehen; oder er kann in Freiheit ergreifen den Entschluß, auf Geisteswissenschaft aufmerksam zu sein und, sei es durch Selbstschau, sei es durch den gesunden Menschenverstand, etwas über dieses Vorbeigehen an dem Hüter der Schwelle zu vernehmen. Und bei diesem Vorbeigehen an dem Hüter der Schwelle wird eben das vernommen, was den Menschen befähigt, sich richtige, zutreffende Vorstellungen zu bilden über die konkrete übersinnliche Welt, Vorstellungen zunächst, welche in der Lage sind, vor allen Dingen das Vorstellen selbst, das Denken, in eine gewisse freie, unbefangene, wirklichkeitsfreundliche Richtung zu bringen.“ (Lit.:GA 188, S. 22ff)

Rudolf Steiner entwickelte ab 1900 die Anthroposophie als Wissenschaft vom Geistigen, ausgehend von der Beobachtung des Denkens nach naturwissenschaftlicher Methode, die er schon in seiner 1894 erschienenen «Philosophie der Freiheit» ausführlich dargestellt und in deren zweitem Teil einen auf das selbstbewusste freie Ich gestützten ethischen Individualismus begründet hatte.

Nicht nur Rudolf Steiner kann als Geistesforscher gelten, sondern auch seine Nachfolger wie Valentin Tomberg, Heide Oehms, Willi Seiß, Hermann Keimeyer, Jostein Saether, Iris Paxino und Judith von Halle sowie weitere, wie z. B. Verena Staël von Holstein.

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.