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Denk-Erlebnis

Aus AnthroWiki
(Weitergeleitet von Beobachtung des Denkens)
Rudolf Steiner (1861–1925)

Die Beobachtung des Denkens, die Rudolf Steiner erstmals in seiner «Philosophie der Freiheit» ausführlich besprochen hat, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur bewussten geistigen Erkenntnis. Das Denk-Erlebnis, das Erleben des Denkens, entzieht sich in der Regel der Beobachtung, weil der Denkende während des Denkens seine Aufmerksamkeit ganz auf den Gegenstand richtet, über den er nachdenkt. Die bewusste Beobachtung des Denkens stellt einen Ausnahmezustand dar, den aber jeder denkende Mensch bewusst willentlich herbeiführen kann. Er beobachtet dann seine eigene geistige Tätigkeit – und steht damit am Beginn der geistigen Wahrnehmung überhaupt, durch die er sich selbst als geistiges Wesen erlebt. Damit ist aber zugleich auch der Ausgangspunkt für alle weitere geistige Wahrnehmung gegeben.

Aristoteles und das «Denken des Denkens»

Aristoteles-Büste

Die Möglichkeit zur Beobachtung des Denkens hat schon Aristoteles in seiner Metaphysik zunächst als ein „Denken des Denkens“ beschrieben:

„Das Denken aber an sich hat zum Gegenstande das, was an sich das Wertvollste ist, und das reinste Denken hat auch den reinsten Gegenstand. Mithin denkt das Denken sich selbst; es nimmt teil an der Gegenständlichkeit; es wird sich selber Gegenstand, indem es ergreift und denkt, und so wird das Denken und sein Objekt identisch. Denn das was für den Gegenstand und das reine Wesen empfänglich ist, ist der denkende Geist, und er verwirklicht sein Vermögen, indem er den Gegenstand innehat.

Das Göttliche, das man dem denkenden Geiste als sein Eigentum zuschreibt, ist also mehr dieser Besitz als die bloße Empfänglichkeit; das Seligste und Höchste ist die reine Betrachtung. Ist nun Gottes Seligkeit ewig eine solche, wie sie uns wohl je einmal zu teil wird, wie wunderbar! Ist sie eine noch höhere, wie viel wunderbarer noch! So aber verhält es sich.

Und auch das Prädikat der Lebendigkeit kommt ihm zu. Denn die Wirksamkeit des denkenden Geistes ist Leben; Gott aber ist reine Wirksamkeit, und seine Wirksamkeit an und für sich ist ein höchstes, ein ewiges Leben. Und so sagen wir denn: Gott ist das ewige, absolut vollkommene Lebendige, und ihm kommt mithin ein zeitloses ewiges Leben und Dasein zu. Das nun ist Gottes Wesen und Begriff.“ (Lit.: Aristoteles, Metaphysik, II. Teil, VII.)

Vom «Denken des Denkens» zur konkreten «Anschauung des Denkens»

Was Rudolf Steiner als „Beobachtung des Denkens“ in seiner «Philosophie der Freiheit» beschrieben hat, geht jedoch noch weit über das «Denken des Denkens» hinaus und führt zu einer konkreten Anschauung des Denkens und des eigenen geistigen Wesens, das dieses hervorbringt, in dem aber auch zugleich das geistige Wesen der Welt gegründet ist. Die Beobachtung des Denkens führt so zu einer wahren Selbsterkenntnis, die die notwendige Grundlage der Welterkenntnis ist.

„Mit solcher Denkbeobachtung ist jedoch nicht etwa ein bloßes Nachdenken über das Denken gemeint, wie es sich schon im „Denken des Denkens“ bei Aristoteles und im cogito des Descartes findet. Es geht vielmehr um konkrete Anschauung und Erlebnis dessen, was da im Denken denkt. Wird dieses anschauend erlebt, betont Steiner, dann erkennt der Mensch, was er in Wirklichkeit ist. Er erkennt dann auch, was im Fühlen fühlt und was im Wollen will, und nur von dieser Erkenntnis ausgehend versteht er dann auch die Welt um ihn herum und kann in befriedigender Weise darin als Mensch leben.“ (Lit.: Clement, S. 6f)

„Es handelt sich dabei, um es nur kurz anzudeuten, darum, daß der Mensch das, was sonst bloß kombinierendes Denken ist, wie es dem zugrunde liegt, was man heute oftmals allein «Wissenschaft» nennt, zum innerlichen Denkleben erweckt. Dann ist das Denken ein Leben im Gedanken. Dann kann man auch nicht mehr über das Denken denken, sondern dann verwandelt es sich überhaupt in etwas anderes. Dann verwandelt sich das Denken über das Denken in eine geistige Anschauung des Denkens, dann hat man das Denken so vor sich, wie man sonst äußere Sinnesobjekte vor sich hat, nur daß man diese vor Augen und Ohren hat, während man das Denken vor der von geistiger Anschauung erfüllten Seele hat.“ (Lit.: GA 67, S. 82f)

Denken, Fühlen und Wollen

„Die Schwierigkeit, das Denken in seinem Wesen beobachtend zu erfassen, liegt darin, daß dieses Wesen der betrachtenden Seele nur allzu leicht schon entschlüpft ist, wenn diese es in die Richtung ihrer Aufmerksamkeit bringen will. Dann bleibt ihr nur das tote Abstrakte, die Leichname des lebendigen Denkens. Sieht man nur auf dieses Abstrakte, so wird man leicht ihm gegenüber sich gedrängt finden, in das «lebensvolle» Element der Gefühlsmystik, oder auch der Willensmetaphysik einzutreten. Man wird es absonderlich finden, wenn jemand in «bloßen Gedanken» das Wesen der Wirklichkeit ergreifen will. Aber wer sich dazu bringt, das Leben im Denken wahrhaft zu haben, der gelangt zur Einsicht, daß dem inneren Reichtum und der in sich ruhenden, aber zugleich in sich bewegten Erfahrung innerhalb dieses Lebens das Weben in bloßen Gefühlen oder das Anschauen des Willenselementes nicht einmal verglichen werden kann, geschweige denn, daß diese über jenes gesetzt werden dürften. Gerade von diesem Reichtum, von dieser inneren Fülle des Erlebens rührt es her, daß sein Gegenbild in der gewöhnlichen Seeleneinstellung tot, abstrakt aussieht. Keine andere menschliche Seelenbetätigung wird so leicht zu verkennen sein wie das Denken.

Das Wollen, das Fühlen, sie erwärmen die Menschenseele auch noch im Nacherleben ihres Ursprungszustandes. Das Denken läßt nur allzuleicht in diesem Nacherleben kalt; es scheint das Seelenleben auszutrocknen. Doch dies ist eben nur der stark sich geltend machende Schatten seiner lichtdurchwobenen, warm in die Welterscheinungen untertauchenden Wirklichkeit. Dieses Untertauchen geschieht mit einer in der Denkbetätigung selbst dahinfließenden Kraft, welche Kraft der Liebe in geistiger Art ist. Man darf nicht einwendend sagen, wer so Liebe im tätigen Denken sieht, der verlegt ein Gefühl, die Liebe, in dasselbe. Denn dieser Einwand ist in Wahrheit eine Bestätigung des hier geltend Gemachten. Wer nämlich zum wesenhaften Denken sich hinwendet, der findet in demselben sowohl Gefühl wie Willen, die letztern auch in den Tiefen ihrer Wirklichkeit; wer von dem Denken sich ab- und nur dem «bloßen» Fühlen und Wollen zuwendet, der verliert aus diesen die wahre Wirklichkeit. Wer im Denken intuitiv erleben will, der wird auch dem gefühlsmäßigen und willensartigen Erleben gerecht; nicht aber kann gerecht sein gegen die intuitiv-denkerische Durchdringung des Daseins die Gefühlsmystik und die Willensmetaphysik. Die letztern werden nur allzuleicht zu dem Urteil kommen, daß sie im Wirklichen stehen; der intuitiv Denkende aber gefühllos und wirklichkeitsfremd in «abstrakten Gedanken» ein schattenhaftes, kaltes Weltbild formt.“ (Lit.: GA 4, S. 142ff)

Die Beobachtung des Denkens

Wenn wir die Welt erkennen wollen, beobachten wir sie und denken über sie nach. Beobachtung versteht Rudolf Steiner dabei als «Auseinandersetzung des Denkens mit dem Gegebenen» (Lit.: GA 3, S. 67), wobei zu berücksichtigen ist, dass das «Gegebene» im Bewusstsein zunächst als spezifische, intentional erfasste Ganzheit erscheint, die erst das Denken in einzelne, aufeinander bezogene Faktoren aufgliedert.[1] Das Denken bringen wir dabei zwar aktiv hervor, aber wir beobachten es selbst zumeist nicht. In seiner Philosophie der Freiheit hat Steiner diese Beobachtung des Denkens, die wir normalerweise nicht ausführen, sehr ausführlich beschrieben:

„Zeitlich geht die Beobachtung sogar dem Denken voraus. Denn auch das Denken müssen wir erst durch Beobachtung kennen lernen. Es war wesentlich die Beschreibung einer Beobachtung, als wir am Eingange dieses Kapitels darstellten, wie sich das Denken an einem Vorgange entzündet und über das ohne sein Zutun Gegebene hinausgeht. Alles was in den Kreis unserer Erlebnisse eintritt, werden wir durch die Beobachtung erst gewahr. Der Inhalt von Empfindungen, Wahrnehmungen, Anschauungen, die Gefühle, Willensakte, Traum- und Phantasiegebilde, Vorstellungen, Begriffe und Ideen, sämtliche Illusionen und Halluzinationen werden uns durch die Beobachtung gegeben.

Nur unterscheidet sich das Denken als Beobachtungsobjekt doch wesentlich von allen andern Dingen. Die Beobachtung eines Tisches, eines Baumes tritt bei mir ein, sobald diese Gegenstände auf dem Horizonte meiner Erlebnisse auftauchen. Das Denken aber über diese Gegenstände beobachte ich nicht gleichzeitig. Den Tisch beobachte ich, das Denken über den Tisch führe ich aus, aber ich beobachte es nicht in demselben Augenblicke. Ich muss mich erst auf einen Standpunkt außerhalb meiner eigenen Tätigkeit versetzen, wenn ich neben dem Tische auch mein Denken über den Tisch beobachten will. Während das Beobachten der Gegenstände und Vorgänge und das Denken darüber ganz alltägliche, mein fortlaufendes Leben ausfüllende Zustände sind, ist die Beobachtung des Denkens eine Art Ausnahmezustand. Diese Tatsache muss in entsprechender Weise berücksichtigt werden, wenn es sich darum handelt, das Verhältnis des Denkens zu allen anderen Beobachtungsinhalten zu bestimmen. Man muss sich klar darüber sein, dass man bei der Beobachtung des Denkens auf dieses ein Verfahren anwendet, das für die Betrachtung des ganzen übrigen Weltinhaltes den normalen Zustand bildet, das aber im Verfolge dieses normalen Zustandes für das Denken selbst nicht eintritt.“ (Lit.: GA 4, S. 39f)

Wir bringen also zwar das Denken hervor, indem wir die Wahrnehmung begrifflich durchdringen, aber das Denken selbst beobachten wir dabei zumeist nicht:

„Das ist die eigentümliche Natur des Denkens, dass der Denkende das Denken vergisst, während er es ausübt. Nicht das Denken beschäftigt ihn, sondern der Gegenstand des Denkens, den er beobachtet. Die erste Beobachtung, die wir über das Denken machen, ist also die, dass es das unbeobachtete Element unseres gewöhnlichen Geisteslebens ist.

Der Grund, warum wir das Denken im alltäglichen Geistesleben nicht beobachten, ist kein anderer als der, dass es auf unserer eigenen Tätigkeit beruht. Was ich nicht selbst hervorbringe, tritt als ein Gegenständliches in mein Beobachtungsfeld ein. Ich sehe mich ihm als einem ohne mich zustande Gekommenen gegenüber; es tritt an mich heran; ich muss es als die Voraussetzung meines Denkprozesses hinnehmen. Während ich über den Gegenstand nachdenke, bin ich mit diesem beschäftigt, mein Blick ist ihm zugewandt. Diese Beschäftigung ist eben die denkende Betrachtung. Nicht auf meine Tätigkeit, sondern auf das Objekt dieser Tätigkeit ist meine Aufmerksamkeit gerichtet. Mit anderen Worten: während ich denke, sehe ich nicht auf mein Denken, das ich selbst hervorbringe, sondern auf das Objekt des Denkens, das ich nicht hervorbringe.

Ich bin sogar in demselben Fall, wenn ich den Ausnahmezustand eintreten lasse, und über mein Denken selbst nachdenke. Ich kann mein gegenwärtiges Denken nie beobachten; sondern nur die Erfahrungen, die ich über meinen Denkprozess gemacht habe, kann ich nachher zum Objekt des Denkens machen. Ich müsste mich in zwei Persönlichkeiten spalten: in eine, die denkt, und in die andere, welche sich bei diesem Denken selbst zusieht, wenn ich mein gegenwärtiges Denken beobachten wollte. Das kann ich nicht. Ich kann das nur in zwei getrennten Akten ausführen. Das Denken, das beobachtet werden soll, ist nie das dabei in Tätigkeit befindliche, sondern ein anderes. Ob ich zu diesem Zwecke meine Beobachtungen an meinem eigenen früheren Denken mache, oder ob ich den Gedankenprozess einer anderen Person verfolge, oder endlich, ob ich, wie im obigen Falle mit der Bewegung der Billardkugeln, einen fingierten Gedankenprozess voraussetze, darauf kommt es nicht an.

Zwei Dinge vertragen sich nicht: tätiges Hervorbringen und beschauliches Gegenüberstellen. Das weiß schon das erste Buch Moses. An den ersten sechs Welttagen lässt es Gott die Welt hervorbringen, und erst als sie da ist, ist die Möglichkeit vorhanden, sie zu beschauen: «Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut.» So ist es auch mit unserem Denken. Es muss erst da sein, wenn wir es beobachten wollen.

Der Grund, der es uns unmöglich macht, das Denken in seinem jeweilig gegenwärtigen Verlauf zu beobachten, ist der gleiche wie der, der es uns unmittelbarer und intimer erkennen lässt als jeden andern Prozess der Welt. Eben weil wir es selbst hervorbringen, kennen wir das Charakteristische seines Verlaufs, die Art, wie sich das dabei in Betracht kommende Geschehen vollzieht. Was in den übrigen Beobachtungssphären nur auf mittelbare Weise gefunden werden kann: der sachlich-entsprechende Zusammenhang und das Verhältnis der einzelnen Gegenstände, das wissen wir beim Denken auf ganz unmittelbare Weise. Warum für meine Beobachtung der Donner auf den Blitz folgt, weiß ich nicht ohne weiteres; warum mein Denken den Begriff Donner mit dem des Blitzes verbindet, weiß ich unmittelbar aus den Inhalten der beiden Begriffe. Es kommt natürlich gar nicht darauf an, ob ich die richtigen Begriffe von Blitz und Donner habe. Der Zusammenhang derer, die ich habe, ist mir klar, und zwar durch sie selbst.

Diese durchsichtige Klarheit in bezug auf den Denkprozess ist ganz unabhängig von unserer Kenntnis der physiologischen Grundlagen des Denkens. Ich spreche hier von dem Denken, insofern es sich aus der Beobachtung unserer geistigen Tätigkeit ergibt. Wie ein materieller Vorgang meines Gehirns einen andern veranlasst oder beeinflusst, während ich eine Gedankenoperation ausführe, kommt dabei gar nicht in Betracht. Was ich am Denken beobachte, ist nicht: welcher Vorgang in meinem Gehirne den Begriff des Blitzes mit dem des Donners verbindet, sondern, was mich veranlasst, die beiden Begriffe in ein bestimmtes Verhältnis zu bringen. Meine Beobachtung ergibt, dass mir für meine Gedankenverbindungen nichts vorliegt, nach dem ich mich richte, als der Inhalt meiner Gedanken; nicht nach den materiellen Vorgängen in meinem Gehirn richte ich mich. Für ein weniger materialistisches Zeitalter als das unsrige wäre diese Bemerkung natürlich vollständig überflüssig. Gegenwärtig aber, wo es Leute gibt, die glauben: wenn wir wissen, was Materie ist, werden wir auch wissen, wie die Materie denkt, muss doch gesagt werden, dass man vom Denken reden kann, ohne sogleich mit der Gehirnphysiologie in Kollision zu treten. Es wird heute sehr vielen Menschen schwer, den Begriff des Denkens in seiner Reinheit zu fassen. Wer der Vorstellung, die ich hier vom Denken entwickelt habe, sogleich den Satz des Cabanis entgegensetzt: «Das Gehirn sondert Gedanken ab wie die Leber Galle, die Speicheldrüse Speichel usw.», der weiß einfach nicht, wovon ich rede. Er sucht das Denken durch einen bloßen Beobachtungsprozess zu finden in derselben Art, wie wir bei anderen Gegenständen des Weltinhaltes verfahren. Er kann es aber auf diesem Wege nicht finden, weil es sich, wie ich nachgewiesen habe, gerade da der normalen Beobachtung entzieht. Wer den Materialismus nicht überwinden kann, dem fehlt die Fähigkeit, bei sich den geschilderten Ausnahmezustand herbeizuführen, der ihm zum Bewusstsein bringt, was bei aller andern Geistestätigkeit unbewusst bleibt. Wer den guten Willen nicht hat, sich in diesen Standpunkt zu versetzen, mit dem könnte man über das Denken so wenig wie mit dem Blinden über die Farbe sprechen. Er möge nur aber nicht glauben, dass wir physiologische Prozesse für Denken halten. Er erklärt das Denken nicht, weil er es überhaupt nicht sieht. Für jeden aber, der die Fähigkeit hat, das Denken zu beobachten - und bei gutem Willen hat sie jeder normal organisierte Mensch -, ist diese Beobachtung die allerwichtigste, die er machen kann. Denn er beobachtet etwas, dessen Hervorbringer er selbst ist; er sieht sich nicht einem zunächst fremden Gegenstande, sondern seiner eigenen Tätigkeit gegenüber. Er weiß, wie das zustande kommt, was er beobachtet. Er durchschaut die Verhältnisse und Beziehungen. Es ist ein fester Punkt gewonnen, von dem aus man mit begründeter Hoffnung nach der Erklärung der übrigen Welterscheinungen suchen kann.“ (Lit.: GA 4, S. 42)

„Wenn man das Denken zum Objekt der Beobachtung macht, fügt man zu dem übrigen beobachteten Weltinhalte etwas dazu, was sonst der Aufmerksamkeit entgeht; man ändert aber nicht die Art, wie sich der Mensch auch den andern Dingen gegenüber verhält. Man vermehrt die Zahl der Beobachtungsobjekte, aber nicht die Methode des Beobachtens. Während wir die andern Dinge beobachten, mischt sich in das Weltgeschehen - zu dem ich jetzt das Beobachten mitzähle - ein Prozess, der übersehen wird. Es ist etwas von allem andern Geschehen verschiedenes vorhanden, das nicht mitberücksichtigt wird. Wenn ich aber mein Denken betrachte, so ist kein solches unberücksichtigtes Element vorhanden. Denn was jetzt im Hintergrunde schwebt, ist selbst wieder nur das Denken. Der beobachtete Gegenstand ist qualitativ derselbe wie die Tätigkeit, die sich auf ihn richtet. Und das ist wieder eine charakteristische Eigentümlichkeit des Denkens. Wenn wir es zum Betrachtungsobjekt machen, sehen wir uns nicht gezwungen, dies mit Hilfe eines Qualitativ-Verschiedenen zu tun, sondern wir können in demselben Element verbleiben.“ (Lit.: GA 4, S. 47)

Wir bringen die Natur nicht hervor, indem wir sie wahrnehmen und anschließend erkennen. Die Wahrnehmungen sind uns ohne unser Zutun durch die Tätigkeit unserer äußeren und inneren Sinne gegeben. Anders ist es, wenn wir das Denken selbst beobachten. Wir beobachten dann etwas, was wir selbst hervorbringen, nämlich unsere eigene geistige Tätigkeit.

„Was bei der Natur unmöglich ist: das Schaffen vor dem Erkennen; beim Denken vollbringen wir es. Wollten wir mit dem Denken warten, bis wir es erkannt haben, dann kämen wir nie dazu. Wir müssen resolut darauf losdenken, um hinterher mittels der Beobachtung des Selbstgetanen zu seiner Erkenntnis zu kommen. Der Beobachtung des Denkens schaffen wir selbst erst ein Objekt. Für das Vorhandensein aller anderen Objekte ist ohne unser Zutun gesorgt worden.

Es ist also zweifellos: in dem Denken halten wir das Weltgeschehen an einem Zipfel, wo wir dabei sein müssen, wenn etwas zustande kommen soll. Und das ist doch gerade das, worauf es ankommt. Das ist gerade der Grund, warum mir die Dinge so rätselhaft gegenüberstehen: dass ich an ihrem Zustandekommen so unbeteiligt bin. Ich finde sie einfach vor; beim Denken aber weiß ich, wie es gemacht wird. Daher gibt es keinen ursprünglicheren Ausgangspunkt für das Betrachten alles Weltgeschehens als das Denken.“ (Lit.: GA 4, S. 49)

„Man kann sich in innerer Erkraftung so aus dem Zustand des gewöhnlichen Bewußtseins herausheben, daß man dabei ein ähnliches Erlebnis hat wie beim Übergänge vom Träumen zum wachen Vorstellen. Wer vom Träumen zum Wachen übergeht, der erfährt, wie der Wille eindringt in den Ablauf seiner Vorstellungen, während er im Träumen willenlos dem Ablauf der Bilder hingegeben ist. Was da durch unbewußte Vorgänge geschieht, kann auf einer anderen Stufe durch die bewußte Seelenverrichtung bewirkt werden. Der Mensch kann in das gewöhnliche bewußte Denken eine stärkere Willensentfaltung einführen, als in diesem im gewöhnlichen Erleben der physischen Welt vorhanden ist. Er kann dadurch vom Denken zum Erleben des Denkens übergehen. Im gewöhnlichen Bewußtsein wird nicht das Denken erlebt, sondern durch das Denken dasjenige, was gedacht wird. Es gibt nun eine innere Seelenarbeit, welche es allmählich dazu bringt, nicht in dem, was gedacht wird, sondern in der Tätigkeit des Denkens selbst zu leben. Ein Gedanke, der nicht einfach hingenommen wird aus dem gewöhnlichen Verlauf des Lebens, sondern der mit Willen in das Bewußtsein gerückt wird, um ihn in seiner Wesenheit als Gedanke zu erleben, löst in der Seele andere Kräfte los als ein solcher, der durch auftretende äußere Eindrücke oder durch den gewöhnlichen Verlauf des Seelenlebens hervorgerufen wird. Und wenn die Seele in sich die im gewöhnlichen Leben doch nur in geringem Maße geübte Hingabe an den Gedanken als solchen immer erneut bewirkt - sich auf den Gedanken als Gedanken konzentriert —: dann entdeckt sie in sich Kräfte, die im gewöhnlichen Leben nicht angewendet werden, sondern gleichsam schlummernd (latent) bleiben. Es sind Kräfte, die nur im bewußten Anwenden entdeckt werden. Sie stimmen aber die Seele zu einem ohne ihre Entdeckung nicht vorhandenen Erleben. Die Gedanken erfüllen sich mit einem ihnen eigentümlichen Leben, das der Denkende (der Meditierende) verbunden fühlt mit seinem eigenen Seelenwesen. (Das hier gemeinte schauende Bewußtsein entsteht aus dem gewöhnlichen Wachbewußtsein nicht durch körperliche [physiologische] Vorgänge, wie das gewöhnliche Wachbewußtsein aus dem Traumbewußtsein. Beim Erwachen aus diesem in das Tagesbewußtsein hat man es mit einer sich verändernden Einstellung des Leibes im Verhältnis zur Wirklichkeit zu tun; beim Erwachen aus dem gewöhnlichen Bewußtsein zum schauenden Bewußtsein mit einer sich verändernden Einstellung der geistig-seelischen Vorstellungsart im Verhältnis zu einer geistigen Welt.)

Es ist aber zu diesem Entdecken des Gedankenlebens die Aufwendung bewußten Willens notwendig. Das kann aber auch nicht ohne weiteres der Wille sein, der im gewöhnlichen Bewußtsein zutage tritt. Auch der Wille muß in anderer Art und in anderer Richtung gewissermaßen eingestellt werden, als er eingestellt ist für das Erleben in dem bloßen Sinnesdasein. Im gewöhnlichen Leben fühlt man sich selbst im Mittelpunkte dessen, was man will oder was man wünscht. Denn auch im Wünschen ist ein gleichsam angehaltener Wille wirksam. Der Wille strömt von dem Ich aus und taucht in das Begehren, in die Leibesbewegung, in die Handlung unter. Ein Wille in dieser Richtung ist unwirksam für das Erwachen der Seele aus dem gewöhnlichen Bewußtsein. Es gibt aber auch eine Willensrichtung, die in einem gewissen Sinne dieser entgegengesetzt ist. Es ist diejenige, welche wirksam ist, wenn man, ohne unmittelbaren Hinblick auf ein äußeres Ergebnis, das eigene Ich zu lenken sucht. In den Bemühungen, die man macht, um sein Denken zu einem sinngemäßen zu gestalten, sein Fühlen zu vervollkommnen, in allen Impulsen der Selbsterziehung äußert sich diese Willensrichtung. In einer allmählichen Steigerung der in dieser Richtung vorhandenen Willenskräfte liegt, was man braucht, um aus dem gewöhnlichen Bewußtsein heraus zu erwachen. Eine besondere Hilfe leistet man sich in der Verfolgung dieses Zieles dadurch, daß man mit innigerem Gemütsanteil das Leben in der Natur betrachtet. Man sucht zum Beispiel eine Pflanze so anzuschauen, daß man nicht nur ihre Form in den Gedanken aufnimmt, sondern gewissermaßen mitfühlt das innere Leben, das sich in dem Stengel nach oben streckt, in den Blättern nach der Breite entfaltet, in der Blüte das Innere dem Äußeren öffnet und so weiter. In solchem Denken schwingt der Wille leise mit; und er ist da ein in Hingabe entwickelter Wille, der die Seele lenkt; der nicht aus ihr den Ursprung nimmt, sondern auf sie seine Wirkung riehtet. Man wird naturgemäß zunächst glauben, daß er seinen Ursprung in der Seele habe. Im Erleben des Vorgangs selbst aber erkennt man, daß durch diese Umkehrung des Willens ein außerseelisches Geistiges von der Seele ergriffen wird.

Wenn ein Wille nach dieser Richtung erstarkt ist und das Gedankenleben in der angedeuteten Art ergreift, so wird in der Tat aus dem Umkreise des gewöhnlichen Bewußtseins ein anderes herausgehoben, das sich zu dem gewöhnlichen verhält wie dieses zu dem Weben in den Traumbildern. Und ein solches schauendes Bewußtsein ist in der Lage, die geistige Welt erlebend zu erkennen. (Der Verfasser dieser Schrift hat in einer Reihe von Schriften in ausführlicher Art dargestellt, was hier gewissermaßen wie eine Mitteilung in Kürze angedeutet ist. Es kann in solch kurzer Darstellung nicht auf Einwände, Bedenken und so weiter eingegangen werden; in den anderen Schriften ist dies geschehen; und man kann dort manches vorgebracht finden, was dem hier Dargestellten seine tiefere Begründung gibt. Die Titel meiner diesbezüglichen Schriften findet man am Schlusse dieser Schrift angegeben.) — Ein Wille, der nicht in der angegebenen Richtung liegt, sondern in derjenigen des alltäglichen Begehrens, Wünschens und so weiter, kann, wenn er auf das Gedankenleben in der beschriebenen Art angewendet wird, nicht zu dem Erwachen eines schauenden Bewußtseins aus dem gewöhnlichen, sondern nur zu einer Herabstimmung dieses gewöhnlichen führen, zu wachendem Träumen, Phantasterei, visionsgleichen Zuständen und ähnlichem. - Die Vorgänge, die zu dem hier gemeinten schauenden Bewußtsein führen, sind ganz geistig-seelischer Art; und ihre einfache Beschreibung müßte schon davor behüten, das durch sie Erreichte mit pathologischen Zuständen (Vision, Mediumismus, Ekstase und so weiter) zu verwechseln. Alle diese pathologischen Zustände drücken das Bewußtsein unter den Stand herab, den es im wachenden Menschen einnimmt, der seine gesunden physischen Seelenorgane voll brauchen kann.“ (Lit.: GA 20, S. 161ff)

„Wenn man angelangt ist bei jenen inneren Erlebnissen, die in der Sphäre des reinen Denkens stehen, bei jenen inneren Erlebnissen, die sich als das Erlebnis der Freiheit zuletzt enthüllen, dann gelangt man zu einer Metamorphose des Erkennens in bezug auf die innere Bewußtseinswelt. Dann bleiben die Begriffe und Ideen nicht Begriffe und Ideen, dann bleibt nach dieser Seite hin der Hegelianismus nicht Hegelianismus, dann bleibt die Abstraktheit nicht Abstraktheit, dann geht es nach dieser Richtung hin zunächst in das reale Gebiet der Geistigkeit hinein. Dann ist das Nächste, wo hinein man gelangt, nicht mehr der bloße «Begriff», die bloße «Idee», nicht mehr etwas, wie es den ganzen Inhalt der Hegelschen Philosophie ausmacht, nein, dann verwandelt sich Begriff und Idee in Bild, in Imagination. Man entdeckt sogleich die höhere Stufe, die sich zunächst nur projiziert hat in der moralischen Phantasie, man entdeckt die Erkenntnisstufe der Imagination. Wie man mit der Philosophie noch in einer selbstgemachten Wirklichkeit drinnensteckt, so steckt man dann, wenn man sich innerlich hat treiben lassen durch den Weg, den die «Philosophie der Freiheit» weist, wenn man sich über diesen Plan der Phantasie herausbegeben hat, drinnen in einer Welt von Ideen, die aber jetzt nicht Traumbilder sind, sondern die ebenso auf Realitäten, aber auf geistige Realitäten hinweisen, wie Farben und Tone in den sinnlichen Realitäten verankert sind. Jetzt gelangt man in das Gebiet des bildlichen, des imaginativen Denkens hinein. Man gelangt zu jenen Imaginationen, die real sind, durch die man in einer Welt steht, nicht mehr bloß in seinem Inneren steht; man gelangt zu der Inspiration, die sich erleben läßt, wenn man im richtigen Sinne mathematisiert, wenn das Mathematisieren selbst ein Erleben wird, und dann gewissermaßen über sich hinauswachsen kann zu dem, was sich etwa in der Vedantaphilosophie gezeigt hat. Zu dieser Inspiration tritt auf der andern Seite die Imagination. Und durch diese Imagination entdeckt man dann dasjenige, was erst den Menschen begreiflich macht. Man entdeckt in Imaginationen, in bildhaften Vorstellungen, in Vorstellungen, die einen konkreteren Inhalt haben als abstrakte Gedanken, man entdeckt in diesen bildhaften Vorstellungen dasjenige, was einem den Menschen von der Bewußtseinsseite her begreiflich macht.“ (Lit.: GA 322, S. 55f)

Rudolf Steiner hat dieses Denk-Erlebnis zunächst in seinen philosophischen Hauptwerken ausführlich beschrieben und weiter vertieft. Später hat er dazu noch weitere Erläuterungen aus anthroposophischer Sicht gegeben:

„Dieses Leben in Gedanken, das führt ja zuletzt zu dem, was Ihnen entgegentritt, wenn Sie in der richtigen Weise die «Philosophie der Freiheit» lesen wollen. Wenn Sie in der richtigen Weise die «Philosophie der Freiheit» lesen wollen, so müssen Sie dieses Gefühl eben kennen: in Gedanken zu leben. Die «Philosophie der Freiheit» ist ganz etwas, was aus der Wirklichkeit heraus erlebt ist; aber zu gleicher Zeit ist sie etwas, was ganz und gar eben aus dem wirklichen Denken hervorgegangen ist. Und daher sehen Sie eine Grundempfindung gerade in dieser «Philosophie der Freiheit». Diese «Philosophie der Freiheit», ich habe sie konzipiert in den achtziger Jahren, niedergeschrieben in dem Beginne der neunziger Jahre, und ich darf wohl sagen: bei denjenigen Menschen, die dazumal eigentlich sogar die Aufgabe gehabt hätten, den Grundnerv dieser «Philosophie der Freiheit» irgendwie wenigstens ins Auge zu fassen, fand ich mit dieser «Philosophie der Freiheit» überall Unverständnis. Und das liegt an einem bestimmten Punkte. Das liegt an folgendem: Die Menschen, auch die sogenannten denkenden Menschen der Gegenwart, kommen mit ihrem Denken eigentlich nur dazu, in ihm ein Abbild der sinnlichen Außenwelt zu erleben. Und dann sagen sie: Vielleicht könnte einem in dem Denken auch etwas kommen von einer überphysischen Welt; aber es müßte dann das auch so sein, daß geradeso, wie der Stuhl, wie der Tisch draußen ist, und von dem Denken vorausgesetzt wird, daß es drinnen ist, so müßte nun dieses Denken, das da drinnen ist, auch auf irgendeine Weise erleben können ein außerhalb des Menschen zu erfassendes Übersinnliches, wie der Tisch und der Stuhl außerhalb sind. - So ungefähr dachte sich Eduard von Hartmann die Aufgabe des Denkens.

Nun trat ihm gegenüber dieses Buch, die «Philosophie der Freiheit». Da ist das Denken so erlebt, daß innerhalb des Denk-Erlebnisses man dazu kommt, gar nicht anders vorstellen zu können, als: Wenn du im Denken richtig drinnen lebst, lebst du, wenn auch zunächst auf eine unbestimmte Weise, im Weltenall. Dieses Verbundensein im innersten Denk-Erlebnis mit den Weltgeheimnissen, das ist ja der Grundnerv der «Philosophie der Freiheit». Und deshalb steht in dieser «Philosophie der Freiheit» der Satz: In dem Denken ergreift man das Weltgeheimnis an einem Zipfel.

Es ist vielleicht einfach ausgedrückt, aber es ist so gemeint, daß man gar nicht anders kann, wenn man das Denken wirklich erlebt, daß man sich fühlt nicht mehr außer dem Weltgeheimnis, sondern im Weltgeheimnis drinnen, daß man sich fühlt nicht mehr außerhalb des Göttlichen, sondern im Göttlichen. Erfaßt man das Denken in sich, so erfaßt man das Göttliche in sich.

Diesen Punkt konnte man nicht erfassen. Denn erfaßt man ihn wirklich, hat man sich Mühe gegeben, das Denk-Erlebnis zu haben, dann steht man eben nicht mehr in der Welt drinnen, in der man vorher drinnen gestanden hat, sondern man steht in der ätherischen Welt drinnen. Man steht in einer Welt drinnen, von der man weiß: sie ist nicht von da und dort im physischen Erdenraum bedingt, sondern sie ist bedingt von der ganzen Weltensphäre. Man steht in der ätherischen Weltensphäre drinnen. Man kann nicht mehr zweifeln an der Gesetzmäßigkeit der Weltenäthersphäre, wenn man das Denken so erfaßt hat, wie es in der «Philosophie der Freiheit» erfaßt ist. So daß da erreicht ist dasjenige, was man ätherisches Erleben nennen kann. Daher wird es einem so, wenn man in dieses Erleben hineinkommt, daß man einen eigentümlichen Schritt in seinem ganzen Leben macht.

Tafel 1
Tafel 1

Ich möchte diesen Schritt so charakterisieren: Wenn man im gewöhnlichen Bewußtsein denkt, denkt man, wenn man hier in diesem Raume ist, Tische, Stühle, selbstverständlich Menschen und so weiter; man denkt vielleicht auch noch etwas anderes, aber man denkt die Dinge, die außerhalb sind. Also sagen wir - es sind da verschiedene Dinge außerhalb -, man umfaßt gewissermaßen mit seinem Denken von dem Mittelpunkt seines Wesens aus diese Dinge. Dessen ist sich ja jeder Mensch bewußt: er will mit seinem Denken die Dinge der Welt umfassen.

Kommt man aber dazu, dieses eben charakterisierte Denk-Erlebnis zu haben, dann ergreift man nicht die Welt; man hockt auch, möchte ich sagen, nicht in seinem Ichpunkte bloß drinnen, sondern es passiert etwas ganz anderes. Man bekommt das Gefühl, das ganz richtige Gefühlserlebnis, daß man mit seinem Denken, das eigentlich nicht an irgendeinem Orte ist, nach dem Innern alles erfaßt. Man fühlt: man tastet den inneren Menschen ab. So wie man mit dem gewöhnlichen Denken, ich möchte sagen, geistige Fühlfäden nach außen streckt, so streckt man mit seinem Denken, mit diesem Denken, das in sich selbst sich erlebt, fortwährend sich in sich selber hinein. Man wird Objekt, man wird sich Gegenstand.

Das ist eben ein sehr wichtiges Erlebnis, das man haben kann, daß man weiß: du hast früher immer die Welt erfaßt; jetzt mußt du, indem du das Denk-Erlebnis hast, dich selbst erfassen. Da ergibt sich im Laufe dieses recht starken Sich-selbst-Erfassens, daß man die Haut sprengt. Und ebenso, wie man sich innerlich erfaßt, so erfaßt man von innen aus eben den ganzen Weltenäther, nicht in seinen Einzelheiten selbstverständlich, aber man kommt zur Gewißheit: dieser Äther ist ausgebreitet über die Weltensphäre, in der man drinnen ist, in der man zugleich drinnen ist mit Sternen, Sonne und Mond und so weiter. […]

Tafel 2
Tafel 2

Nehmen wir die erste Empfindung, die man durch das Denken als inneres Erlebnis haben kann, dann wird es durch dieses Erlebnis weit; es hört ganz auf das Gefühl, im engen Raume dazustehen. Das Erleben des Menschen wird weit; man fühlt ganz bestimmt: in unserem Innern ist ein Punkt, der in die ganze Welt hinausgeht, der von derselben Substanz ist, wie die ganze Welt. Man fühlt sich eins mit der ganzen Welt, mit dem Ätherischen der Welt. Aber man fühlt auch, wenn man hier auf der Erde steht, da wird einem der Fuß, das Bein von der Schwerkraft der Erde hinuntergezogen; man fühlt, man ist mit seinem ganzen Menschen an diese Erde gebunden. In dem Momente, wo man dieses Denk-Erlebnis hat, fühlt man nicht mehr das Verbundensein mit der Erde, sondern man fühlt sich abhängig von den Weiten der Weltensphäre. Alles kommt von den Weiten herein (Zeichnung: Pfeile); nicht von unten herauf, gewissermaßen vom Mittelpunkt der Erde nach aufwärts, alles kommt von den Weiten herein. Und man fühlt schon am Menschen: es muß, gerade wenn man den Menschen verstehen will, auch dieses Gefühl des Von-den-Weiten-Hereinkommens da sein. (Siehe Zeichnung)

Das erstreckt sich eben bis in die Erfassung der Menschengestalt. Wenn ich bildhauerisch oder malerisch die Menschengestalt erfassen will, so kann ich eigentlich nur diesen unteren Teil des Kopfes der Menschengestalt so erfassen, daß ich ihn mir gebildet denke hervorgehend aus dem Räumlich-Inneren, aus dem Körperhaft-Inneren des Menschen. Ich werde nicht den rechten Geist in die Sache hineinbringen, wenn ich nun nicht in der Lage bin, den oberen Teil so zu machen, daß ich ihn mir von außen herangetragen denke. Das alles ist von innen nach außen (siehe Pfeile); das aber (oberer Kopfteil) ist von außen nach innen gebildet.

Unsere Stirne, unser Oberkopf ist eigentlich immer daraufgesetzt. Wer mit künstlerischem Verständnis die Malereien in der kleinen Kuppel gesehen hat in dem zugrunde gegangenen Goetheanum, der wird immer gesehen haben, wie dies überall durchgeführt war: das untere Antlitz gewissermaßen als etwas vom Menschen Herausgewachsenes, das Obere des Kopfes etwas von dem Kosmos ihm Gegebenes. In Zeiten, in denen man solche Dinge empfunden hat, war das besonders rege. Sie werden niemals eine wirkliche griechische plastische Kopfform verstehen, ohne daß Sie diese Empfindung in sie hineinzulegen verstehen, denn die Griechen haben aus solchen Empfindungen heraus geschaffen.

Und so fühlt man sich eben wie verbunden mit dem Umkreis im Denk-Erlebnis.

Und nun könnte man glauben, das setzte sich einfach so fort, man käme eben noch weiter hinaus, wenn man nun weitergeht vom Denken, vom Denk-Erlebnis bis zum Erinnerungserlebnis. Das ist aber nicht so, sondern es ist anders. Wenn Sie dieses Denk-Erlebnis wirklich in sich entwickeln, haben Sie ja durch das Denk-Erlebnis zuletzt den Eindruck der dritten Hierarchie: Angeloi, Archangeloi, Archai. So wie Sie sich in der Schwere, in der Verarbeitung der Nahrungsmittel durch die Verdauung und so weiter das menschliche körperliche Erlebnis hier auf Erden vorstellen können, so können Sie sich die Bedingungen, unter denen die Wesen der dritten Hierarchie leben, vorstellen, wenn Sie durch dieses Denk-Erlebnis, statt daß Sie auf der Erde herumgehen, sich fühlen als getragen von Kräften, die da aus dem Weltenende an Sie herankommen.

Denkerlebnis: Dritte Hierarchie

“ (Lit.: GA 232, S. 11ff)

Der Übergang vom Denk-Erlebnis zum Erinnerungs-Erlebnis

„Nun, wenn man aber vom Denk-Erlebnis zum Erinnerungserlebnis übergeht, so ist es nicht so, daß man nun etwa, wenn das hier das Weltensphären-Ende wäre (siehe Zeichnung, oberer Kreisbogen), bis zu dem hin erleben kann. Man kann ein solches Weltenende, wenn man in die Wirklichkeit dieses Denk-Erlebnisses eintritt, erreichen; dann kommt man nicht noch weiter hinaus, sondern dann stellt sich die Sache anders dar. Dann ist zum Beispiel hier irgendein Gegenstand: ein Kristall, eine Blume, ein Tier. Geht man vom Denk-Erlebnis zu dem über, was einem das Erinnerungserlebnis alles bringen kann, dann schaut man in dieses Ding hinein.

Tafel 3
Tafel 3

Der Blick, der bis zu den Weltenweiten gegangen ist, wenn er sich fortsetzt durch das Erinnerungserlebnis, sieht in die Dinge hinein. Also nicht, daß Sie noch weiter hinausdringen in unbestimmte abstrakte Weiten, sondern der fortgesetzte Blick, der sieht in die Dinge hinein; er sieht das Geistige in allen Dingen. Er sieht zum Beispiel im Lichte die wirkenden geistigen Wesenheiten des Lichtes und so weiter; er sieht in der Finsternis die in der Finsternis wirksamen geistigen Wesenheiten. So daß wir sagen können: das Erinnerungserlebnis, das führt in die zweite Hierarchie hinein.

Erinnerungserlebnis: Zweite Hierarchie

“ (Lit.: GA 232, S. 14ff)

Noch tiefer geht alles was sich in Gestik, Mimik und Physiognomie des Menschen ausdrückt. Die Gestenerlebnis, wie es Rudolf Steiner genannt hat, führt in die erste Hierarchie hinein.

Denk-Erlebnis und Salamander

Eng verbunden mit dem Gedankenleben sind die Elementarwesen des Feuers, die Salamander:

„Auf dieselbe Art nun, wie der Mensch sozusagen den schlafenden Traum durchdringen kann, kann der Mensch auch das wache Tagesleben durchdringen. Da bedient sich der Mensch aber eben in einer ganz robusten Art seines physischen Leibes. Auch das habe ich dargestellt in Aufsätzen im «Goetheanum». Da kommt der Mensch schon ganz und gar nicht dazu, einzusehen, wie er eigentlich fortwährend während des Taglebens die Feuerwesen sehen könnte, denn die Feuerwesen stehen in einer inneren Verwandtschaft mit den Gedanken des Menschen, mit alledem, was aus der Organisation des Kopfes hervorgeht. Und wenn der Mensch es dazu bringt, vollständig im wachen Tagesbewußtsein zu sein und dennoch in einem gewissen Sinne außer sich zu sein, also ganz vernünftig zu sein, fest mit den beiden Beinen auf der Erde zu stehen, und dann wiederum außer sich zu sein gleichzeitig — also er zu sein und sein Gegenüber zu sein, das heißt, sich selber als Gedankenwesen betrachten zu können: dann nimmt der Mensch wahr, wie die Feuerwesen in der Welt dasjenige Element bilden, das, wenn wir es wahrnehmen, nach der anderen Seite unsere Gedanken wahrnehmbar macht.

So kann die Wahrnehmung der Feuerwesen den Menschen dazu bringen, sich selber als Denker zu sehen, nicht bloß der Denker zu sein und die Gedanken da auszukochen, sondern sich anzuschauen, wie die Gedanken verlaufen. Nur hören dann die Gedanken auf, an den Menschen gebunden zu sein; sie erweisen sich dann als Weltgedanken; sie wirken und weben als Impulse in der Welt. Man merkt dann, daß der Menschenkopf nur die Illusion hervorruft, als ob da drinnen in diesem Schädel die Gedanken eingeschlossen wären. Da sind sie nur gespiegelt; ihre Spiegelbilder sind da. Das, was den Gedanken zugrunde liegt, gehört der Sphäre der Feuerwesen an. Kommt man in diese Sphäre der Feuerwesen hinein, dann sieht man in den Gedanken nicht bloß sich selber, sondern man sieht den Gedankengehalt der Welt, der eigentlich zugleich ein imaginativer Gehalt ist. Es ist also die Kraft, aus sich herauszukommen, welche einem die Gedanken als Weltgedanken vorstellt. Ja, vielleicht darf ich sagen: Wenn man nun nicht vom menschlichen Körper aus, sondern von der Sphäre der Feuerwesen, also gewissermaßen von der in die Erde hereinragenden Saturnwesenheit das, was auf der Erde zu sehen ist, anschaut, dann bekommt man genau das Bild, das ich geschildert habe von der Erdenevolution in der «Geheimwissenschaft im Umriß». Dieser Umriß einer Geheimwissenschaft ist so aufgezeichnet, daß die Gedanken als der Gedankengehalt der Welt erscheinen, von der Perspektive der Feuerwesen aus gesehen.“ (Lit.: GA 230, S. 133)

Übungen zur Anschauung des Denkens

„Gewiß, der Mensch hat auch heute Gedanken, aber er kann kaum zu einer wirklichen Einsicht in die Wesenheit des Denkens, der Denktätigkeit kommen, weil er ganz und gar gewöhnt ist, in seine Gedanken sogleich einfließen zu lassen, wenn er erwacht, die äußeren Sinneseindrücke; weil er eigentlich nur auf diese äußeren Sinneseindrücke etwas gibt. Er kommt dadurch zwar dazu, für seine Gedanken einen Inhalt zu haben, nämlich den äußeren Sinnesinhalt; aber er kommt nicht dazu, die eigene Tätigkeit des Denkens zu fühlen, zu empfinden. Dies wird für den heutigen Menschen eben durch solche Übungen erreicht, wie ich sie besprochen habe zum Beispiel in meinem Buche «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?».

Solche Übungen verlangen vom Menschen, daß er gewissermaßen sich mit seinem ganzen Wesen in die Denktätigkeit hineinversetzt, daß er sich hingibt mit aller inneren Gewalt dem Denken, und daß ihm bei diesem Denken dann gleichgültig ist, was die äußeren Sinne ihm überliefern, daß er also ganz bewußt nur in der Denktätigkeit lebt. Helfen kann einem viel zu dieser inneren Denkübung, wenn man sich einmal mit Mathematik beschäftigt hat, namentlich mit Geometrie. Diese Denktätigkeit, die man in der Geometrie auszuüben hat, braucht man nur - ich möchte sagen durch einen mächtigen Ruck in das eigene Wesen - in ihrer Selbständigkeit, in ihrer Bildhaftigkeit, in ihrem inneren Leben und Weben zu erfahren, dann hat man schon, wenn man ein Dreieck aufzeichnet, eben ein Erleben der Aktivität des Denkens. Sie können ja allerdings ein Dreieck auf die Tafel zeichnen. (Es wird gezeichnet.) Aber ist das ein Dreieck? Das, was auf der Tafel steht, ist kein Dreieck, das ist eine große Anzahl von Kreideklümpchen, die da an der schwarzen Tafel kleben, die man sogar, wenn man ein hinreichend starkes Mikroskop hätte, abzählen könnte. Das ist ja kein Dreieck. Es ist ein Unsinn zu glauben, daß da auf der Tafel das Dreieck ist. Das Dreieck können Sie nur in Ihrer Seele haben, in dem Gedanken, den Sie sich an der Hand dieser Kreideklümpchen, die da an der Tafel kleben, machen. Und wenn Sie auch absehen von den Kreideklümpchen, die an der Tafel sind - Sie können meinetwillen recht oft diese Tafelbeschmiererei mit Kreide gemacht haben -, dann können Sie, ohne daß Sie eine Tafel haben, wenn Sie einfach sitzen oder stehen, selbst ohne einen Finger zu bewegen, bloß in Gedanken die Vorstellung des Dreiecks haben, und dann können Sie verfolgen, wie Sie - aber alles nur in Gedanken - hier anfangen einen Strich zu ziehen, dann einen zweiten, dann einen dritten. Sie können leben in dieser inneren Tätigkeit, ohne daß Sie irgend etwas da außen machen. Sie können immer mehr und mehr solche Übungen machen, insbesondere auch kompliziertere Übungen. Zum Beispiel denken Sie sich einmal, Sie haben hier noch einmal die Tafel beschmiert mit roten Kreideklümpchen und beschmieren sie jetzt mit grünen Kreideklümpchen. Und jetzt mache ich noch einmal die Schmiererei, und Sie machen meinetwillen das Folgende: Sie haben sich an diesen beiden Figuren veranschaulicht, was Sie innerlich machen sollen, und jetzt stellen Sie sich

Zeichnung aus GA 84, S. 94
Zeichnung aus GA 84, S. 94

vor, schnell nur, geradeso, wie Sie vorhin das Dreieck in Gedanken gezeichnet haben: das Rote wächst in das Grüne hier hinaus, hört hier auf, und das Grüne schiebt sich unter dem Roten durch, so daß aus dieser Figur diese Figur entsteht, und diese Figur aus jener - bloß im Denken. Da haben Sie das Rote in der Mitte, das Grüne ringsherum. Jetzt stellen Sie sich vor: das Rote wächst, das Grüne zieht sich zusammen. Nun haben Sie vor sich den grünen Kreis zusammengezogen, das Rote hier herum, das rote Rad; jetzt wiederum umgekehrt: das Rote schiebt sich herein, das Grüne dehnt sich aus, und das lassen Sie abwechseln, ganz in rhythmischer Folge, indem innerlich ein Kreis ist, außen ein Rad: rot, grün; grün, rot; rot, grün; grün, rot. Sie stellen sich das vor, ohne daß Sie irgendwie nötig haben, etwas äußerlich zu tun. Da werden Sie allmählich gewahr werden, daß Denken heißt: geradeso innerlich etwas tun, wie etwas äußerlich tun heißt, seine Hand gebrauchen, seinen Arm gebrauchen. Wenn Sie Ihren Arm gebrauchen, das spüren Sie. Nun müssen Sie spüren lernen, was es heißt: die Gedankenkräfte gebrauchen. Wenn Sie Ihre Arme gebrauchen und spüren, so erleben Sie Ihren physischen Leib. Wenn Sie anfangen, in dieser Weise Ihre Gedanken zu gebrauchen, so spüren Sie Ihren zweiten Menschen, Ihren Ätherleib, Ihren Bildekräfteleib. Sobald Sie wirklich das so weit gebracht haben, daß Sie sich nur einen Ruck zu geben brauchen, um überzugehen vom Armbewegungen-Spüren, Beinbewegungen-Spüren zum Spüren der inneren Denkkräfte, in diesem Augenblicke erleben Sie Ihren zweiten Menschen, Ihren Äthermenschen, Ihren Bildekräftemenschen. Aber Sie erleben ihn so, daß er eigentlich ganz aus Gedanken gewoben ist. Und in diesem Augenblick wird Ihnen zugleich Ihr ganzes Erdenleben wie gegenwärtig. Wie in einer einzigen Überschau sehen Sie Ihr ganzes Erdenleben zurück bis in die erste Kindheit hinein.“ (Lit.: GA 84, S. 92ff)

„Wenn wir dann das Denken verstärken, dann ist es so, als ob wir nicht bloß jenen Rückstoß erfahren würden, den wir in der gewöhnlichen Erinnerung haben, wo wir erst die Wahrnehmung aufgenommen haben, sie zu Vorstellungen umgebildet haben, die dann in uns stocken, zurückgestoßen werden; sondern wenn wir, gewissermaßen von rückwärts herkommend, noch dasjenige aufnehmen, was ätherisch in der Welt ist, dann stoßen wir mit diesem ätherischen Gedankeninhalt der Welt in unserem Organismus gerade so weit vor, wie wir sonst mit den Erinnerungen, die aber nur Reminiszenzen des Lebens sind, vorstoßen. Dann eignen wir uns eben ein Bewußtsein von dem ätherischen Geschehen in der Welt an, dann leben wir in dem Äthergeschehen der Welt drinnen. Und derjenige Mensch, der sich in dem Äthergeschehen der Welt erlebt, der erlebt sich, wenn ich das skizzenhaft aufzeichnen soll, so: Da ist das Äthergeschehen der Welt in mannigfaltigster Weise (gelb). Sie müssen es sich konfiguriert denken. Da webt und lebt alles drinnen. Und dann erlebt sich der Mensch in diesem Äthergeschehen. Es wird sonderbar da aussehen, aber es ist so - was ich hier aufzeichne (rot), muß man so auffassen -: die Füße, die Beine bemerkt man kaum. Man erlebt nun das Äthergeschehen so, daß man gewissermaßen an einem Punkte aus diesem Äthergeschehen herauswächst. Man erlebt das Äthergeschehen bis zu seinen Nervenendigungen hin. Das geht durch den Rücken durch und geht bis zu den Nervenendigungen des Vorderleibes, und man ist so der letzte Ausläufer der Ätherwelt. So nimmt sich das gegenüber der gegenwärtig vorhandenen Ätherwelt aus. Man nimmt die Ätherwelt durchaus so wahr, daß, wenn man sich da so hinausgedrängt sieht wie in eine letzte Ecke des Äthergeschehens, das letzte Stück noch in einen hereinragt und bei einem dann dieses Äthergeschehen aufhört. Kurz, man lebt sich auf diese Weise in das Äthergeschehen der Welt ein.

Und es ist wirklich wahr: Es wäre gar nicht so schwierig

Zeichnung aus GA 84, S. 99
Zeichnung aus GA 84, S. 99

zu erreichen, wenn die Menschen nur in der gegenwärtigen Zeit die Neigung hätten, sich, wie ich es beschrieben habe, in die Denktätigkeit selbst einzuleben.

Man kommt ja am leichtesten dazu, sich in diese Denktätigkeit selbst einzuleben, wenn man das, was in meiner «Philosophie der Freiheit» enthalten ist, richtig durchlebt. Dort ist zum Beispiel hingewiesen auf dieses Denkerleben für die ethische, für die moralische Welt. Qualitativ ist es dasselbe, was ich da beschrieben habe. Und wenn man in der richtigen Weise die «Philosophie der Freiheit» studiert, so kommt man darauf, was eigentlich dieses Äthererleben, dieses Bildekräfteerleben ist.“ (S. 97ff)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Alle Wahrnehmungen sind dem Bewusstsein zuerst als ein zusammenhängendes Ganzes gegeben, das erst in Einzelheiten gegliedert werden muss:

    „Wenn wir einem Gegenstand gegenübertreten, so ist das, was sich zuerst abspielt, die Empfindung. Wir bemerken eine Farbe, einen Geschmack oder Geruch, und diesen Tatbestand, der sich da zwischen Mensch und Gegenstand abspielt, müssen wir zunächst als durch die Empfindung charakterisiert betrachten. Was in der Aussage liegt: Etwas ist warm, kalt und so weiter, ist eine Empfindung. Diese reine Empfindung haben wir aber eigentlich im gewöhnlichen Leben gar nicht. Wir empfinden an einer roten Rose nicht nur die rote Farbe, sondern wenn wir in Wechselwirkung treten mit den Gegenständen, so haben wir immer gleich eine Gruppe von Empfindungen. Die Verbindung der Empfindungen «Rot, Duft, Ausdehnung, Form» nennen wir «Rose». Einzelne Empfindungen haben wir eigentlich nicht, sondern nur Gruppen von Empfindungen. Eine solche Gruppe kann man eine «Wahrnehmung» nennen. In der formalen Logik muß man scharf unterscheiden zwischen Wahrnehmung und Empfindung. Wahrnehmung und Empfindung sind etwas durchaus Verschiedenes. Die Wahrnehmung ist das erste, was uns entgegentritt, sie muß erst zergliedert werden, um eine Empfindung zu haben.“ (Lit.: GA 108, S. 198f)

    Das gilt auch für die Wahrnehmung des Denkens; zuerst ist für die Beobachtung des Denkens die umfassende Idee als ein vollinhaltlich in sich bestimmtes Ganzes gegeben, das erst durch die Verstandestätigkeit in einzelne Begriffe gegliedert wird, aus denen das Denken in der Folge die Ganzheit soweit als möglich zu rekonstruieren versucht und die Begriffe dadurch in ihrem durch die Ganzheit bedingten gesetzmäßigen Zusammenhang so weit als möglich zu erkennen sucht.