Fluor

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Fluoritkristalle (CaF2)

Fluor (von lat. fluor „das Fließen“) mit dem chemischen Zeichen F ist das reaktivster aller chemischen Elemente. Das blassgelbe, stechend riechende, sehr giftige und ätzende Gas ist das leichteste Element aus der Gruppe der Halogene („Salzbildner“, von griech. ἅλος halos „Salz“ und γεννάω gennáō „erzeugen“). Das wichtigste fluorhaltige Mineral, der Fluorit oder Flussspat (Calciumfluorid, CaF2), wird als Flussmittel verwendet, um Erze leichter schmelzbar zu machen, wovon sich auch der Name des Elements ableitet. Die wässrige Lösung von Fluorwasserstoff (HF) wird als Fluorwasserstoffsäure oder Flusssäure bezeichnet. Sie ist eine farblose, stechend riechende, hochgiftige Flüssigkeit, die Glas stark angreift und die Haut verätzt.

Im menschlichen Organismus ist Fluor in kleinen Mengen in den Knochen und insbesondere in den Zähnen enthalten, wo es den Zahnschmelz härtet, indem es Hydroxylapatit teilweise in den schwerer löslichen Fluorapatit umwandelt. Gemeinsam mit dem Magnesium ist der Fluorprozess wesentlich an der Zahnbildung und an der Konsolidierung des physischen Leibes bis zum Zahnwechsel um das siebente Lebensjahr beteiligt. Fluor wirkt dabei als plastizierender Künstler, der die ausstrahlenden Kräfte des Magnesium aufhält und abrundet.

"... die erste Lebensperiode, die mit dem Zahnwechsel ihren Abschluß findet, ist wirklich das, was ich öfter charakterisiert habe, es ist ein Sich-Beschränken, ein gewissermaßen Sich-Konzentrieren der ganzen menschlichen Organtätigkeit auf das Abscheiden des festen Gerüstes, auf das Einfügen des festen Gerüstes. Den Schlußpunkt erreicht das, indem dieses feste Gerüste nach außen eben die Zähne schickt. Nun liegt es ja auf der Hand, daß dieses Schießen ins Festsein in dem ja noch zum großen Teile flüssigen Menschen, daß dieses Schießen ins Feste zu tun haben müsse mit der ganzen Bildung der menschlichen Gestalt und namentlich insbesondere mit der Bildung der menschlichen Gestalt nach der Peripherie hin. Und da ist es sehr bemerkenswert, daß wir einen innigen Anteil an all dem, was da zustande kommt, zwei Substanzen zuschreiben müssen, die eigentlich sonst viel zuwenig im menschlichen Organismus beachtet werden, das ist das Fluor und das Magnesium. Fluor und Magnesium spielen in ihrer, ich möchte sagen, Verdünnung, in der sie im menschlichen Organismus vorkommen, gerade in diesem kindlichen Prozeß bis zum Zahnwechsel hin eine ganz hervorragende Rolle. Das, was da geschieht an diesem Eingliedern der Verfestigung in den menschlichen Organismus, das ist ein fortwährendes Wechselwirken der Magnesiumkräfte und der Fluorkräfte, wobei die Kräfte des Fluors die Rolle übernehmen, im Menschen wie ein plastischer Künstler zu wirken, abzurunden, das Strahlende aufzuhalten, die Magnesiumkräfte aber strahlend wirken, die Faserbündel und dergleichen organisieren, damit sich dann die Kalksubstanz dahinein organisieren kann. Und Sie behaupten eigentlich nichts Unsinniges, sondern etwas, was gerade ungeheuer zusammentrifft mit dem, was in der Natur vorgeht, wenn Sie sagen: Ein Zahn entsteht einfach dadurch, daß ihn in bezug auf seinen Umfang, seinen Zement und Schmelz der Plastiker Fluor bildet und daß hineingießt dasjenige, was da plastiziert werden soll, das Magnesium. — Daher ist es von so großer Bedeutung, ich möchte sagen, gewissermaßen den Waagebalken richtig zu stellen für das erste Kindesalter zwischen der Zufuhr von Magnesium und der Zufuhr von Fluor, und Sie werden es immer erleben, daß die Zähne früh schadhaft werden müssen, wenn dieser Waagebalken nicht ordentlich gestellt ist. Es ist notwendig, daß man gleich beim ersten Zahn anfängt, die Zahnbildung des Kindes zu beobachten, ob es den Schmelz weniger entwickelt oder ob es einen nach der Kleinheit hingehenden Zahnwuchs hat — wir werden darüber noch ausführlicher zu sprechen haben, aber ich möchte jetzt in Kreisen die Sache näher andeuten —, und daß man dann dafür sorgt, daß durch die entsprechende Diät entweder dem einen oder dem anderen Übel abgeholfen werde durch die Zufuhr von Fluor oder durch die Zufuhr von Magnesium in den entsprechenden Verbindungen. Das läßt uns geradezu in den Bildungsprozeß des Menschen hineinsehen. Wir finden diese Wechselwirkung zwischen Magnesium und Fluor, also zwischen etwas, was stark außermenschlich ist seiner Substanzkonstitution nach in den ersten Lebensjahren, weil in diesen ersten Lebensjahren wirklich der Mensch stark nur ein Glied der Außenwelt ist. Da ist das Fluor von der Außenwelt entnommen, vom Außermenschlichen, das der strahlenden Wirkung des Metalls entgegenstrebt." (Lit.: GA 312, S. 241f)

„Nun sehen Sie, das Fluor als solches ist ein menschengestaltender Prozeß, und darüber viel zu grübeln, auf welchem Wege es aufgenommen wird, das ist eigentlich gar nicht das Wichtige. In der Regel braucht man nur den Prozeß zu berücksichtigen, der durch die ganz gewöhnliche Ernährung leitet; in dem werden diejenigen Substanzen, die die Fluorverbindungen enthalten, aufgenommen. Man braucht nur zu verfolgen den ganz gewöhnlichen Ernährungsprozeß, der schon peripherisch die Fluorsubstanz an diejenigen Stellen bringt, wo sie abgelagert werden soll. Das Wichtige ist, daß eigentlich das Fluor als solches viel verbreiteter ist, als man denkt. Viel davon ist vorhanden — natürlich verhältnismäßig viel, denn es wird ja vom Menschen ungeheuer wenig gebraucht — in den verschiedensten Pflanzen. Namentlich aber ist in den Pflanzen der fluorbildende Prozeß vorhanden, so daß es gerade beim Fluor so ist, daß wenn chemisch das Fluor gar nicht nachweisbar ist, so ist der fluorbildende Prozeß — wir werden gleich davon genauer sprechen — in den Pflanzen doch vorhanden. Denn es ist sogar Fluor immer im Wasser vorhanden, in jedem Wasser, das wir trinken, so daß also gar keine Not ist, das Fluor heranzubekommen. Es handelt sich nur darum, daß der Organismus so organisiert ist, daß er wiederum den außerordentlich komplizierten Prozeß bewältigt, der gerade in der Aufnahme des Fluors gelegen ist.“ (S. 316f)

In gesunder Weise entfaltet sich der Fluorprozess für die Zahnbildung, wenn die Geschicklichkeit des Menschen gefördert wird, wie es etwa in den Waldorfschulen durch den Handarbeitsunterricht geschieht:

„Gehen Sie bei uns in der Waldorfschule in unseren Handarbeitsunterricht, so finden Sie da drinnen, daß die Knaben ebenso stricken und häkeln wie die Mädchen, daß alles gleich gemacht wird von Knaben und Mädchen. Sogar die älteren Knaben machen das noch mit Begeisterung, daß sie stricken. Das geschieht alles nicht aus irgendeiner Schrulle heraus, sondern das geschieht darum, weil die Finger geschickt, gelenkig gemacht werden sollen, weil Seele hineingetrieben werden soll in die Finger. Und treibt man in die Finger Seele hinein, so fördert man vor allen Dingen dasjenige wiederum, was mit dem Zahnbildeprozeß zusammenhängt. Es ist nicht einerlei, ob man ein Kind fortwährend sitzen läßt, wenn es faul ist, oder es anleitet, herumzulaufen, ob man ein Kind ungeschickt sein läßt mit seinen Händen oder ob man es fördert in dem Geschicktwerden der Hände. Das ist deshalb nicht einerlei, weil später alles das, was man da unterlassen hat, in dem frühen Zerstören der Zähne zum Vorschein kommt, natürlich bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Diese Dinge sind individuell, aber sie kommen eben zum Vorschein. So daß man sagen kann: Gerade je früher man mit einer solchen Disziplinierung des Menschen anfängt, desto mehr beeinflußt man von dieser Seite her das Verlangsamen des Zerstörungsprozesses der Zähne. Es ist so schwer, in alles das, was mit dem Zahnprozeß zusammenhängt, irgendwie einzugreifen, daß man schon auf diese Notwendigkeit, scheinbar recht Entferntes zu berücksichtigen, hinschauen muß.“ (S. 315f)

Siehe auch

Literatur

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