Kupferchloridkristallisation

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Kupferchlorid-Kristallisationsbild von Löwenzahn (Forschungsinstitut am Goetheanum, Laboratorium für Empfindliche Kristallisation)

Die Kupferchloridkristallisation (engl. copper chloride biocrystallization) ist ein Verfahren zur Beurteilung und Qualitätsbegutachtung zu analysierender Substanzen, vor allem von Lebensmitteln, insbesondere aus biologischem Landanbau, urspr. eingeführt durch Ehrenfried Pfeiffer. Die Kupferchloridkristallisation ist kein quantitatives, sondern ein rein qualitatives, ganzheitliches phänomenologisches - und in diesem Sinn goetheanistisches - Verfahren, das zu den sog. "bildschaffenden Methoden" der Anthroposophie, der Anthroposophisch erweiterten Medizin und der Komplementärmedizin zählt.

Durchführung

Ein wässriger Extrakt der jeweiligen Probe wird einer Lösung von Kupfer(II)-chlorid-Dihydrat (CuCl2 · 2 H2O) zugesetzt, die danach in dünner Schicht auf einer Glasplatte unter kontrollierten Bedingungen (Temperatur und Luftfeuchte, erschütterungsfreie Klimakammer) zur Kristallisation gebracht wird. Dabei ergeben sich – verglichen mit den Kristallformen der reinen Kupferchloridlösung – für die zu untersuchende Probe charakteristische Strukturveränderungen des Kristallisats.[1]

Interpretation des Ergebnisses

Das zusatzspezifische "Kristallbild" wird nach morphologischen Kriterien, beispielsweise nach Anzahl und Ordnung der Verzweigungen, und nach messbaren Eigenschaften der Textur[2], beurteilt, indem es mit einer Referenzskala verglichen wird.

Bestimmte Lebensmittel aus biologischem Anbau wie beispielsweise Weizen und Möhren können mit dieser Methode von solchen aus herkömmlichem Anbau unterschieden werden.[3]

Anwender der Kupferchloridkristallisation halten die Methode für ein objektives und reproduzierbares Testverfahren in Ergänzung zur chemischen Analytik. Sie weisen jedoch selbst auf die Tatsache hin, dass – in Abhängigkeit von der Auswertungsmethodik – die Interpretation der Bilder stark an die interpretierende Person gebunden sei. Deshalb kommen zur Objektivierung der Ergebnisse Methoden der wissenschaftlichen Sensorik zur Anwendung.[4] Die Methode wurde nach ISO 17025 dokumentiert und die charakteristischen Kenngrößen ermittelt[5]. Dazu gehören neben Experimenten zur Wiederholbarkeit und Reproduzierbarkeit auch Vergleichsmessungen an codierten Proben.

Blutkristallisation

Die Blutkristallisation ist eine in der Anthroposophisch erweiterten Medizin speziell zur Blutuntersuchung angewendete Form der Kupferchloridkristallisation. Das entstehende, reproduzierbare Blutkristallisationsbild (BKB) gibt nicht nur Aufschluss über bereits klinisch manifeste Krankheiten, sondern auch über latente Krankheitstendenzen, was eine Früherkennung erleichtert. Die Lokalisation charakteristischer Formen im Wachstumsfeld der Kristallisation gibt überdies Hinweise auf die von der Krankheit betroffenen Organe bzw. Organsysteme. Der Zusammenhang zwischen Krankheitsprozessen und der morphologischen Charakteristik des BKB wurde dabei durch zahlreiche Blutuntersuchungen empirisch ermittelt. So erhält man etwa Hinweise auf Entzündungsprozesse oder Tumorbildungen. Als qualitatives ganzheitliches Verfahren ist die Blutkristallisation eine gute Ergänzung zu den herkömmlichen Verfahren, die ein rein quantitatives Blutbild (Hämogramm) liefern.

Quellen

  1. A. und O. Selawry: Die Kupferchlorid-Kristallisation in Naturwissenschaft und Medizin. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1957, S. 34 ff.
  2. Aumaporn Meelursarn: Statistical evaluation of texture analysis from the biocrystallization method. Effect of image parameters to differentiate samples from different farming systems. Dissertation, Universität Kassel 2007
  3. M. O. Kokornaczyk: Quality comparison of organic and conventional wheat by use of common and holistic methods of analysis. Ph.D. thesis, University of Pisa, 2008
  4. S. Kretschmer: Establishing a Scientific Method according to Principles of Sensory Analysis for the Visual Evaluation of Crystal Pictures derived from Copper Chloride-Crystallisation. Master Thesis, Universität Kassel, Fachgebiet Ökologische Lebensmittelqualität und Ernährungskultur 2003
  5. Bernhard Johannes Kahl: Entwicklung, in-house Validierung und Anwendung des ganzheitlichen Verfahrens Biokristallisation für die Unterscheidung von Weizen-, Möhren- und Apfelproben aus unterschiedlichem Anbau und Verarbeitungsschritten. Habilitationsschrift, Universität Kassel 2007

Literatur

  • J.-O. Andersen: Development and application of the biocrystallisation method. Biodynamic Research Association, Denmark, Report No. 1, 2001
  • J.-O. Andersen et al.: Comparative study between biocrystallisation and chemical analysis of carrots (Daucus carota L.) grown organically using different levels of green manures. Biological Agriculture and Horticulture 19, 29-48, 2001
  • J.-O. Andersen et al.: Computerised image analysis of biocrystallograms originated from agricultural products. Computers and electronics in agriculture 22, 51-69, 1999
  • J.-O. Andersen et al.: A refined biocrystallisation method applied in a pictomorphological investigation of a polymer. Elemente der Naturwissenschaft 68, 1-20, 1998
  • C. Ballivet, H. Knijpenga, J.-G. Barth und R. Clad: Zur Empfindlichkeit der Methode der Kupferchlorid-kristallisation. Elemente der Naturwissenschaft 70, 1999, 1–32
  • J.-G. Barth: Empfindliche Kristallisation – Krebs und Prekanzerose. Elemente der Naturwissenschaft 52, 1990, 42–51
  • J.-G. Barth: Cupric chloride crystallisation with additive and its applications. Elemente der Naturwissenschaft 81, 2004, 23–39
  • J.-G. Barth, J. Roussaux, K. Suppan, S. Rosa dos Santos: Crystallisation of a film of copper chloride in the presence of additives. Preliminary study on the experimental conditions and criteria of quality. Elemente der Naturwissenschaft 94, 2011, 69–99
  • S. Baumgartner, P. Doesburg, C. Scherr, and J.-O. Andersen: Development of a biocrystallisation assay for examining effects of homeopathic preparations using cress seedlings. Evidence-based complementary and alternative medicine: eCAM, vol. 2012, pp. 125945 (Article ID, 14 pages), 2012.
  • M. Cocude, J.-G. Barth, B. Bruyet, P. François: Silikose – Die Staublunge der Bergleute und ihre medizinische Langzeitbetreuung. Elemente der Naturwissenschaft 60, 1994, 49–78
  • E. Pfeiffer: Studium von Formkräften an Kristallisationen. Dornach, 1931
  • E. Pfeiffer: Empfindliche Kristallisationsvorgänge als Nachweis von Formkräften im Blut. Verlag E. Weise, Dresden, 1935
  • G. Reiter und J.-G. Barth: Some general remarks on crystallization in the presence of additives. Elemente der Naturwissenschaft 92, 2010, 39–61
  • A. und O. Selawry: Die Kupferchlorid-Kristallisation in Naturwissenschaft und Medizin. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, 1957

Weblinks

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