Heiliger Berg

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Die Südseite des Berges Kailash in Tibet, des „heiligsten Berges der Welt“, der auch als Realsymbol für den Weltenberg Meru gilt.
Fra Angeliko: Die Bergpredigt, Fresco im Markuskloster in Florenz, 1437-1445
Hier wird sehr richtig dargestellt, dass die Bergpredigt nicht an das Volk, sondern als höhere Unterweisung nur an seine nächsten Jünger gerichtet war.

Ein heiliger Berg ist ein Berg, der als Heiligtum angesehen wird und eine besondere religiöse oder kultische Verehrung genießt. Heilige Berge spielen in bestimmten Religionen eine zentrale Rolle und sind in der Regel Gegenstand vieler Legenden. Für viele ist der symbolträchtigste Aspekt eines Berges der Gipfel, weil man glaubt, dass er dem Himmel oder anderen höheren geistigen Reichen am nächsten ist. Viele Religionen haben Traditionen, die sich um heilige Berge drehen, die entweder als heilig gelten oder galten. So wird etwa Berg Olymp in der griechischen Mythologie als Sitz der Olympischen Götter angesehen. Der Berg Kailash in Tibet, der „heiligste Berg der Welt“, gilt als Wohnsitz des Götterpaares Shiva und Parvati und wird im Hinduismus, Bön, Buddhismus und Jainismus als heilig angesehen und ist zugleich ein Symbol für den mythischen Weltenberg Meru. Auch manche Vulkane gelten als heilig, wie etwa der Ätna in Italien, der nach der römischen Mythologie der Wohnsitz von Vulkan ist, dem römischen Gott des Feuers und der Schmiede. Andere heilige Berge stehen mit berühmten Ereignissen in Verbindung, wie der Berg Sinai im Judentum, Christentum und den Nachfolgereligionen.

Rudolf Steiner hat darauf hingewiesen, dass in der Höhenluft und Einsamkeit der Berge, fernab der Alltagswelt des äußeren Lebens, die innere Stimme der Inspiration leichter vernommen wird.

„Auf dem Berge, bei der verdünnten Luft, bei dem andersartigen Verhältnis der Verteilung von Sauerstoff und Stickstoff ist das hellsichtige Bewußtsein mehr dafür gestimmt, Inspirationen durchzumachen, Neues an hellseherischen Kräften entstehen zu lassen. Daher ist der Ausdruck «den Berg hinansteigen» nicht bloß symbolisch gemeint, sondern die Bergverhältnisse begünstigen die Möglichkeit, neue okkulte Kräfte in sich auszubilden.“ (Lit.: GA 139, S. 151)

Berge sind daher oft Orte der intimeren esoterischen Unterweisung. In diesem Sinn wird der stehende Ausdruck «Auf dem Berg» mehrmals im Neuen Testament verwendet. So ist etwa die Bergpredigt keineswegs als Volkspredigt aufzufassen, sondern als intime Belehrung des engeren Kreises der Jünger Christi. Die Verklärung Christi fand nach christlicher Tradition auf dem Berg Tabor statt und konnte nur von Petrus, Jakobus und Johannes, den engsten Schülern des Christus, bewusst erlebt werden.

„Es handelt sich bei diesem Mysterium auf dem Berge Tabor um ein Ereignis, das sich «auf dem Berge» abspielte. «Auf dem Berge» ist ein Schlüsselwort, das bedeutet, daß der Meister seine Schüler in das Innerste führt, um ihnen dort die intimsten Lehren zu geben. Es steht da: «Die Jünger waren entrückt.» Das heißt, daß sie in höhere Welten geführt wurden. Da erschienen ihnen Elias, Moses und Jesus. Das bedeutet, daß eine Überwindung von Raum und Zeit stattfand. Die nicht mehr da waren, Moses und Elias, erschienen ihnen in dem devachanischen Zustande. Der Name Elias bedeutet so viel wie der Weg Gottes, das Ziel. Der Name Moses repräsentiert die Wahrheit. Moses ist die okkulte Bezeichnung für die Wahrheit. Jesus bedeutet das Leben. Da wurde sozusagen mit ehernen Worten in das Mentale geschrieben: «Der Weg, die Wahrheit und das Leben».“ (Lit.: GA 97, S. 20f)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.