Atlas (Mythologie)

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Atlas trägt das Himmelsgewölbe auf seinen Schultern. (Statue auf dem Plaza del Toral in Santiago de Compostela, 18. Jahrhundert)

Atlas (altgriech. Ἄτλας Átlas, vom Wortstamm τλα wie in τλῆναι) ist in der griechischen Mythologie ein Titan, der das Himmelsgewölbe am westlichsten Punkt der damals bekannten Welt stützte. Er ist somit auch die Personifizierung des Atlasgebirges.

Mythos

Abstammung

Atlas war der Sohn des Titanen Iapetos und der Okeanide (Meeresnymphe) Asia,[1] auch Klymene[2] genannt. Hyginus Mythographus, der das Urweltliche der Gestalt herausstreichen wollte, machte Atlas zum Sohn von Aether und Gaia.[3] Er hatte drei Brüder, nämlich Menoitios, Prometheus und Epimetheus.[4]

Bestrafung

Atlas und sein Bruder Menoitios sahen sich nach dem Titanenkampf gegen die Olympier auf der Seite der Verlierer und wurden für ihre Loyalität zu Kronos von Zeus bestraft. Anders als die meisten anderen Titanen wurde Atlas aber nicht in den Tartaros verbannt, sondern erhielt die beschwerliche Aufgabe, an Gaias (Personifizierung der Erde) westlichem Rand zu stehen und dort den Uranos (Personifizierung des Himmels) zu stemmen, um so zu verhindern, dass jene beide ihre urweltliche Umklammerung wieder aufnähmen. (Denn in Urzeiten war Gaia es überdrüssig geworden, dauernd von Uranos vergewaltigt zu werden). So wurde Atlas zum Atlas Telamon (= verankerter Atlas) und erhielt mit Koios, der die Weltachse, um die sich der Himmel dreht, personifiziert, ein Gegenstück.[5]

Treffen mit Perseus

Atlas wird zu Stein. Rechts entflieht Perseus auf seinen Flügelschuhen. (Gemälde von Edward Coley Burne-Jones, 1882, Southampton City Art Gallery)

In einer spät entstandenen Sage ist Zeus’ Vergeltung an Atlas indirekter Natur; Ovid erzählt dazu: Nachdem Perseus im Land der Hyperboreer die Gorgo Medusa, deren schrecklicher Anblick jeden augenblicklich zu Stein erstarren ließ, enthauptet hatte, gelangte er auf seiner Weiterreise zum Palast des Atlas. Der Titan aber verweigerte ihm die gastliche Aufnahme, weil das Orakel einst geweissagt hatte, ein Sohn des Zeus würde erscheinen und die Äpfel seiner Tochter rauben (→ Hesperiden). Der erboste Perseus hielt ihm daraufhin das erbeutete Haupt der Medusa entgegen, worauf der Titan zu einem gigantischen Felsen, dem Atlasgebirge, versteinerte.[6]

Treffen mit Herakles

In seiner elften Arbeit für Eurystheus sollte Herakles die goldenen Äpfel der Hesperiden beschaffen. Diese gediehen an einem Baum, der ein Hochzeitsgeschenk der Erdgöttin Gaia an Hera war. Letztere vertraute den Apfelbaum den Hesperiden, den Töchtern des Atlas, an. Er wuchs an einem Hang des Atlasgebirges und wurde vom hundertköpfigen Drachen Ladon bewacht. Als Herakles bei seiner Exkursion auf Atlas traf und sich erklärte, anerbot sich Atlas, die Äpfel für Herakles zu pflücken, damit ihm der Kampf gegen den argwöhnischen Drachen erspart bliebe. Währenddessen sollte Herakles Atlas beim Tragen des Firmaments ablösen. Der Held bedankte sich und lud die Himmelssphäre auf seine Schultern, während der Titan die goldenen Äpfel besorgte. Berauscht von seiner neuen Freiheit wollte Atlas diese nun selbst dem Eurystheus bringen. Auch damit war Herakles zum Schein einverstanden, bat aber Atlas die Last nochmals für kurze Zeit zu übernehmen, damit er seinen Umhang neu ordnen könne, um so ein Stoffpolster zwischen Schulter und Last zu schaffen. Atlas erfüllte ihm diesen Dienst; Herakles dagegen machte sich mit der Beute auf und davon.

Darstellung

Farnese Atlas (Römische Kopie einer hellenistischen Skulptur, 2. Jahrhundert, Museo Archeologico Nazionale, Neapel)

Ursprünglich wurde Atlas in der Bildenden Kunst meist als Träger dargestellt und als Atlant übernahm er in der Architektur sowohl eine stützende wie auch dekorative Funktion. Bei späteren Abbildungen trägt er dann die Himmelskugel oder nicht selten den Globus.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Atlas (Mythologie) - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Bibliotheke des Apollodor 1.2.3
  2. Hesiod, Theogonie 359; Homer, Odyssee 1.51-54
  3. Hyginus, Fabulae (Vorwort)
  4. Hesiod, Theogonie 507ff; Homer, Odyssee 1.51-54
  5. P. R. Hardie, "Atlas and Axis" The Classical Quarterly N.S. 33.1 (1983:220-228)
  6. Ovid, Metamorphosen IV.617ff



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