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Hermes: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Hermes''' ({{ELSalt|Ἑρμῆς}}, auch ''Hermeias'' {{lang|grc|Ἑρμείας}}, [[Dorische Sprache|dor.]] ''Hermas'' {{lang|grc|Ἑρμᾶς}}) ist in der [[Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] der Schutzgott des Verkehrs, der Reisenden, der Kaufleute und der Hirten, andererseits auch der Gott der Diebe, der Kunsthändler, der [[Redekunst]], der [[Gymnastik]] und somit auch der [[Palästra]] und der Magie. Als Götterbote verkündet er die Beschlüsse des [[Zeus]] und führt die Seelen der Verstorbenen in den [[Unterwelt der griechischen Mythologie|Hades]] (Unterwelt). Er gehört zu den zwölf großen [[Griechische Mythologie#Die olympischen Götter|Olympischen Göttern]]. | |||
== Etymologie und weitere Namen == | |||
Meist wird der Name auf das griechische Wort ''herma'' ({{lang|grc|ἕρμα}} „Felsen“, „Stein“, „Ballast“) zurückgeführt, das sich auf die Steinpfeiler am Rand griechischer Straßen beziehen soll, die zur Kennzeichnung heiliger Orte aufgestellt wurden. Aber auch eine Herkunft aus der Sprache der vorgriechischen Bevölkerung [[Arkadien]]s, wo die Herkunft seines Kultes angenommen wird, ist nicht ausgeschlossen. | |||
Die römische Entsprechung zu Hermes ist der Gott [[Mercurius]], dessen Name sich auf den Handel (lat. ''merces'' „Waren“) bezieht. Auch wurde Hermes (ähnlich einigen anderen griechischen Göttern) mit dem Gott [[Thot]] der [[Ägyptische Mythologie|ägyptischen Mythologie]] identifiziert. Als [[Hermes Trismegistos]] ({{lang|grc|Ἑρμῆς Τρισμέγιστος}}) galt Thot/Hermes als sagenhafter Verfasser zahlreicher philosophischer, astrologischer, magischer und alchemistischer Schriften, die [[Neuplatonismus|Neuplatoniker]] führten sogar die Schriften [[Pythagoras]]’ und [[Platon]]s auf diesen Autor zurück. Auch der Gott [[Anubis (Ägyptische Mythologie)|Anubis]], der in der ägyptischen Mythologie die Seelen Verstorbener ins Jenseits geleitet, wurde mit Hermes identifiziert. | |||
Zu den Epitheta des Gottes zählt ''Argeiphontes'' ({{lang|grc|Ἀργεϊφόντης}} „Argostöter“), was ihn als Töter des Riesen [[Argos (Riese)|Argos]] aus der [[Io (Mythologie)|Io]]-Sage kennzeichnet. Die Namen ''Psychagogos'' ({{lang|grc|ψυχαγωγός}}) ''[[Psychopompos]]'' ({{lang|grc|ψυχοπομπός}}) und ''Nekropompos'' ({{lang|grc|νεκροπομπός}}) „Seelen-“ oder „Totenführer“ beziehen sich auf seine Funktion als Todesboten, ''Atlantiadēs'' ({{lang|grc|Ἀτλαντιάδης}}) weist auf seinen Großvater [[Atlas (Mythologie)|Atlas]], ''Kyllenios'' ({{lang|grc|Κυλλήνιος}}) auf seinen mutmaßlichen Geburtsort hin. Er galt als „Überbringer der Träume“ ({{lang|grc|ἡγήτωρ ὀνείρων}} ''hēgētōr oneirōn'') und Glücksbringer ({{lang|grc|πλουτοδότης}} ''ploutodotēs'', „Bringer des Reichtums“); seine Zuständigkeit für den Handel umschreiben die Epitheta „der den Verkehr Betreffende“ ({{lang|grc|ἐμπολαῖος}} ''empolaios''), „Einfuhrhändler“ ({{lang|grc|παλιγκάπηλος}} ''palinkapēlos''), „der den Profit Bestimmende“ ({{lang|grc|κερδέμπορος}} ''kerdemporos'') oder „der zum Markt Gehörige“ ({{lang|grc|ἀγοραῖος}} ''agoraios''). Außerdem wurde er als „Hundebezwinger“ ({{lang|grc|κυνάγχης}} ''kynanchēs'', eigentlich „Hundewürger“) betitelt. | |||
== Sagen um Hermes == | |||
=== Geburt und Kindheit === | |||
[[Datei:Hermes di Prassitele, at Olimpia, front.jpg|miniatur|Hermes mit [[Dionysos]]-Kind, spätklassische Darstellung des [[Praxiteles]]]] | |||
Hermes ist der Sohn des [[Zeus]] und der [[Plejaden (Mythologie)|Pleiade]] [[Maia (Tochter des Atlas)|Maia]], einer Tochter des [[Atlas (Mythologie)|Atlas]]. Als Geburtsort gilt in den meisten Quellen der Berg [[Kyllini (Berg)|Kyllēnē]] in Arkadien, aber auch die Gegend um den Berg [[Olymp]] wird genannt. Schon als Kleinkind wird Hermes als verschlagen und listig geschildert: | |||
:''Noch am Tag seiner Geburt verließ er die Höhle seiner Mutter und tötete eine Schildkröte, die er als Resonanzkörper benutzte und so die [[Lyra (Zupfinstrument)|Leier]] erfand. Noch am selben Tag begab er sich nach [[Pieria|Pierien]]. Auf dem Weg dorthin stahl er 50 Rinder des [[Apollon]] und verwischte seine Spuren, indem er aus Zweigen eine Art Schneeschuhe flocht. Zwei der Rinder schlachtete er und zerlegte sie nach dem Opferritus. Zurück am Kyllene schlüpfte er wieder in seine Wiege. Ein Winzer hatte jedoch Apollon über den Viehdieb aufgeklärt. Als dieser am darauffolgenden Tag bei Maia ankam, stellte sich Hermes dumm und argumentierte, er sei viel zu jung, um überhaupt zu wissen, was eine Kuh sei. Doch Apollon brachte Hermes vor Zeus. Hermes verteidigt sich mit allerlei Lügen und stahl seinem Bruder bei dieser Verhandlung Bogen und Köcher. Zeus entschied, Hermes müsse die Rinder Apollon zurückgeben. Da zog Hermes die Schildkrötenleier hervor, sang zum Spiel darauf ein Lied und bot sie Apollon als Gegenwert für die fünfzig Rinder dar. Der Bruder akzeptierte und weihte Hermes in die Kunst der Weissagung ein und übergab ihm den Heroldsstab, der ihn fortan als Boten der Götter kennzeichnen sollte.'' | |||
Auch die Erfindung der [[Panflöte|Hirtenflöte]] wird Hermes zugeschrieben, seinen Stab soll Hermes im Tausch gegen diese Flöte als Viehhüterstab von Apollon erhalten haben. Den Heroldsstab erhielt er nach dieser Version von Zeus, der ihn damit zu seinem Boten ernannte. | |||
=== Weitere Erfindungen des Hermes === | |||
Von den [[Thrien]] soll Hermes die Kunst der Weissagung aus dem Werfen von Kieselsteinen in eine Urne erlernt haben. Als seine eigene Erfindung gilt das Würfelspiel und die Weissagung hieraus. Ihm wurde zusammen mit den [[Moiren]] die Entwicklung des [[Griechisches Alphabet|griechischen Alphabets]] zugeschrieben, außerdem die Erfindung von [[Astronomie]], der [[Tonleiter]], der Sportarten [[Boxen]] und [[Turnen]], der Gewichte und Maße sowie die Kultur des [[Olivenbaum|Ölbaums]]. | |||
=== Geliebte und Nachkommen === | |||
Zahlreiche Nymphen wie Karmentis, Sose, Tanagra zählten ebenso zu seinen Geliebten, wie der Arkadier Krokos oder [[Amphion]], der König von [[Theben (Thessalien)|Theben]]. Als Mutter von Hermes’ Sohn [[Pan (Mythologie)|Pan]] wurden [[Dryope (Mutter des Pan)|Dryope]], [[Penelope (Mythologie)|Penelope]], [[Persephone (Mythologie)|Persephone]] oder die Ziege [[Amaltheia]] genannt, andere hielten Zeus oder [[Kronos]] für dessen Vater. Zusammen mit [[Aphrodite]] wurde ihm die Elternschaft des Zwitterwesens [[Hermaphroditos]] zugeschrieben. | |||
Als sterbliche Söhne des Hermes galten [[Daphnis (Sohn des Hermes)|Daphnis]], der Erfinder der [[Bukolische Dichtung|Hirtendichtung]], der aus der Verbindung mit einer Nymphe hervorgegangen war, die mit der Sterblichen [[Antianeira (Tochter des Menetos)|Antianeira]] gezeugten [[Argonautensage|Argonauten]] [[Eurytos (Sohn des Hermes)|Eurytos]] und [[Echion (Argonaut)|Echion]], Herold der Argonauten und Teilnehmer am [[Trojanischer Krieg|Trojanischen Krieg]], ferner Herakles’ Liebling [[Abderos]] und der berühmte Dieb [[Autolykos (Mythologie)|Autolykos]], den ihm [[Chione (Tochter des Daidalion)|Chione]] gebar. | |||
== Bedeutung == | |||
[[Datei:Hermes Eurydike und Orpheus MKL1888.png|miniatur|Hermes, [[Eurydike (Nymphe)|Eurydike]] und [[Orpheus]] (Relief in der [[Villa Albani]], Rom)]] | |||
Hermes ist einer der Götter, dessen [[Kult]] sich am weitesten zurückverfolgen lässt. Der Mythologie nach ist er der Götterbote, der die Botschaft der Götter den Sterblichen überbringt und sie dabei auch übersetzt. Seine Botschaften sind damit also keine bloßen Mitteilungen, sondern fordern Einsicht und Verständnis. Deshalb wird die [[Wissenschaft]] vom „Erklären und Verstehen“ auch als [[Hermeneutik]] bezeichnet. Hermes kann sich als Götterbote schneller bewegen als das Licht. Dies ermöglichen ihm kleine Flügel, von denen sich je zwei an jedem seiner Stiefel befinden. Bevor Hermes geboren wurde, war [[Iris (Mythologie)|Iris]] als Götterbotin tätig. | |||
[[Datei:Hermes crioforo.jpg|miniatur|Hermes Kriophoros spätrömische Marmorkopie des Kriophoros von [[Kalamis]], [[Museo Barracco]], Rom]] | |||
Hermes war wie andere antike Götter ([[Mithraismus|Mithras]], [[Horus]]/[[Anubis (Ägyptische Mythologie)|Anubis]]) auch ein ''Hirtengott''. So hatte er sowohl weltliche als auch metaphysische Aufgaben: Als Bote des Zeus war er ultimativer Gesetzgeber und höchste weltliche Autorität, als [[Psychopompos]] („Seelenführer“) beschützte er die die Seelen der Verstorbenen auf ihrem Weg zum [[Totengericht]]. | |||
Hirtengottheiten wurden oft als ''Tierträger'' dargestellt, im Fall des Hermes als ''kriophoros'' (Widderträger).<ref name="Herbig">[[Reinhard Herbig]]: ''Pan, der griechische Bocksgott - Versuch einer Monographie.'' Klostermann, Frankfurt am Main 1949, ISBN 978-3-465-00175-1, S. 23.</ref> | |||
Die Form des Hirtengottes oder Tierträgers hat zwei Bedeutungen: | |||
*Aus weltlicher Sicht soll sie den fürsorgenden Herrscher symbolisieren, der von einem bestimmten Gott oder mehreren Göttern geleitet wird | |||
*Aus [[Metaphysik|metaphysischer]] Sicht symbolisiert das Tragen eines Tieres aus der Herde die Funktion des Seelenführers nach dem Tod, das getragene Tier symbolisiert die Seele des verstorbenen Lebewesens. In der griechischen Mythologie 'tragen' Hermes und [[Charon (Mythologie)|Charon]] die Seelen der Verstorbenen über den [[Styx]], in der ägyptischen Mythologie 'tragen' [[Anubis (Ägyptische Mythologie)|Anubis]] und [[Thot]] die Seelen der Verstorbenen über den [[Eridanus (Mythologie)|Eridanos]]. Anubis hat außerdem eine wichtige Rolle beim [[Altägyptisches Totengericht|Altägyptischen Totengericht]]. <ref> | |||
[http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k111509n Pierre Saintyves: ''Saint Christophe, successeur d'Anubis, d'Hermès et d'Héraclès.'' É. Nourry, Paris 1936.]</ref> | |||
== Darstellung == | |||
[[Datei:Hermes RI2.png|left|120px]] | |||
Bei den Griechen wurde Hermes meist jugendlich und bartlos, mit einem breitkrempigen Hut (''[[Petasos]]''), später einem [[Flügelhelm|geflügelten Helm]], geflügelten Schuhen oder geflügelten Schultern und dem zaubermächtigen goldenen [[Hermesstab]] (griechisch ''Kerykeion'', lateinisch ''Caduceus'') dargestellt. Mit diesem kann Hermes einschläfern und Träume bewirken, der Stab ist ebenfalls ein Symbol für ihn. Neben dem Stab, der von zwei einander anblickenden Schlangen umwunden ist, hält er auf römischen Darstellungen meistens einen Geldbeutel. | |||
Er wird auch manchmal mit einer Schildkröte oder mit einem Widder dargestellt. Sofern die Abbildung einen bärtigen Hermes zeigt, ist der Bart spitz und nach vorne gekrümmt. Man sieht Hermes auch mit einer [[Sichel (Werkzeug)|Sichel]], mit Pfeife und [[Degen (Waffe)|Degen]] oder als Hirte mit [[Hausrind|Rind]]. Der Hut wird auch halb schwarz, halb weiß dargestellt, manchmal trägt er auch den Panzer der Schildkröte als Helm auf seinem Kopf. | |||
== Römische Mythologie == | |||
In [[Ovid]]s ''Metamorphosen'' nehmen [[Philemon und Baucis]] den unerkannt auf die Erde gestiegenen [[Mercurius]] auf. | |||
== Hermes in der griechisch-römischen Philosophie == | |||
In der [[Philosophie der Antike]] wurde Hermes mit dem [[Logos]] identifiziert und als die von den Göttern gesandte menschliche Vernunft gedeutet.<ref>Barbara Aland, Dietmar Wyrwa: ''Die Weltlichkeit des Glaubens in der Alten Kirche: Festschrift für Ulrich Wickert.'' de Gruyter, Berlin 1997, ISBN 3-11-015441-2, S. 367.</ref> | |||
[[File:Hermes-Figur an der Alten Post (Flensburg).jpg|thumb|upright=0.7|Hermes als [[Zusteller|Postbote]] am [[Alte Post (Flensburg)|alten Postgebäude]] in [[Flensburg]]]] | |||
== Wirkung nach der Antike == | |||
Als Gott der Wissenschaften ist Hermes eng mit der Chemie und besonders der Alchemie verbunden. Ein Gefäß so abzuschließen, dass nichts hinein und heraus kann, nannten die Alchemisten es „mit dem Siegel des Hermes“ [cum sigillo hermetis] verschließen, woher das heutige Wort [[hermetisch]] stammt. | |||
Durch die Alchemie wird Hermes in vielen Quellen in die Nähe der Zauberkunst gerückt und ist damit auch der Gott der Magier, Gaukler und Diebe, eben eine Art „schelmischer Tunichtgut“ ([[Trickster]]). Da seine Botschaften und Künste immer nur dem einen echten Nutzen bringen, der sie wirklich versteht, steht so mancher, der sich mit Hermes einlässt, am Ende auch mal sehr dumm da. | |||
== Siehe auch == | |||
* [[Herme]] | |||
* [[Hermetik]] | |||
* [[Hermes von Olympia]] | |||
== Quellen == | |||
* [[Homerische Hymnen]]: Nr. 4: Hymnos an Hermes ([http://www.perseus.tufts.edu/cgi-bin/ptext?doc=Perseus%3Atext%3A1999.01.0137%3Ahymn%3D4 griech.], [http://www.perseus.tufts.edu/cgi-bin/ptext?doc=Perseus%3Atext%3A1999.01.0138%3Ahymn%3D4 engl.]); Nr. 18 ([http://www.perseus.tufts.edu/cgi-bin/ptext?doc=Perseus%3Atext%3A1999.01.0137%3Ahymn%3D18 griech.], [http://www.perseus.tufts.edu/cgi-bin/ptext?doc=Perseus%3Atext%3A1999.01.0138%3Ahymn%3D18 engl.]) | |||
== Literatur == | |||
* {{DNP|5|426|432|Hermes|Gerhard J. Baudy, Anne Ley}} | |||
* {{DNP|Suppl. 5|344|351|Hermes|[[Bernhard Huß]]}} | |||
* [[Karl Kerényi]]: ''Hermes der Seelenführer. Das Mythologem vom männlichen Lebensursprung.'' Vorträge, gehalten auf der Eranos-Tagung in Ascona am 4. und 5. August 1942. Rhein-Verlag, Zürich 1944. | |||
* [[Gesine Manuwald]]: ''Das Singen des kleinen Hermes und des Silen. Zum homerischen Hermeshymnos und zu Vergils Sechster Ekloge.'' In: ''[[Rheinisches Museum für Philologie]].'' Band 145, 2002, S. 150–175 ([http://www.uni-koeln.de/phil-fak/ifa/rhm/pdf/145-2_RhM/02-RhM145-2_Manuwald.pdf PDF], 119 kB). | |||
* {{Roscher|1,2|2342|2432|Hermes|[[Christian Scherer]]}} | |||
== Weblinks == | |||
{{Commons|Hermes|Hermes}} | |||
* [http://www.theoi.com/Olympios/Hermes.html Hermes] im Theoi Project (engl.) | |||
* Christian Pinter: [http://www.wienerzeitung.at/themen_channel/wz_reflexionen/kompendium/350042_Der-Gott-der-den-Markt-erfand.html ''Der Gott, der den Markt erfand.''] In: ''Wiener Zeitung.at'' 9. Juni 2000. | |||
== Einzelnachweise == | |||
<references /> | |||
{{Navigationsleiste Die zwölf olympischen Götter}} | |||
{{Normdaten|TYP=p|GND=118639560|VIAF=126167375}} | |||
[[Kategorie:Griechische Mythologie]] | |||
[[Kategorie:Männliche Gottheit]] | |||
{{Wikipedia}} |
Version vom 26. Dezember 2015, 13:05 Uhr

Hermes (griech. Ἑρμῆς, auch Hermeias Ἑρμείας, dor. Hermas Ἑρμᾶς) ist in der griechischen Mythologie der Schutzgott des Verkehrs, der Reisenden, der Kaufleute und der Hirten, andererseits auch der Gott der Diebe, der Kunsthändler, der Redekunst, der Gymnastik und somit auch der Palästra und der Magie. Als Götterbote verkündet er die Beschlüsse des Zeus und führt die Seelen der Verstorbenen in den Hades (Unterwelt). Er gehört zu den zwölf großen Olympischen Göttern.
Etymologie und weitere Namen
Meist wird der Name auf das griechische Wort herma (ἕρμα „Felsen“, „Stein“, „Ballast“) zurückgeführt, das sich auf die Steinpfeiler am Rand griechischer Straßen beziehen soll, die zur Kennzeichnung heiliger Orte aufgestellt wurden. Aber auch eine Herkunft aus der Sprache der vorgriechischen Bevölkerung Arkadiens, wo die Herkunft seines Kultes angenommen wird, ist nicht ausgeschlossen.
Die römische Entsprechung zu Hermes ist der Gott Mercurius, dessen Name sich auf den Handel (lat. merces „Waren“) bezieht. Auch wurde Hermes (ähnlich einigen anderen griechischen Göttern) mit dem Gott Thot der ägyptischen Mythologie identifiziert. Als Hermes Trismegistos (Ἑρμῆς Τρισμέγιστος) galt Thot/Hermes als sagenhafter Verfasser zahlreicher philosophischer, astrologischer, magischer und alchemistischer Schriften, die Neuplatoniker führten sogar die Schriften Pythagoras’ und Platons auf diesen Autor zurück. Auch der Gott Anubis, der in der ägyptischen Mythologie die Seelen Verstorbener ins Jenseits geleitet, wurde mit Hermes identifiziert.
Zu den Epitheta des Gottes zählt Argeiphontes (Ἀργεϊφόντης „Argostöter“), was ihn als Töter des Riesen Argos aus der Io-Sage kennzeichnet. Die Namen Psychagogos (ψυχαγωγός) Psychopompos (ψυχοπομπός) und Nekropompos (νεκροπομπός) „Seelen-“ oder „Totenführer“ beziehen sich auf seine Funktion als Todesboten, Atlantiadēs (Ἀτλαντιάδης) weist auf seinen Großvater Atlas, Kyllenios (Κυλλήνιος) auf seinen mutmaßlichen Geburtsort hin. Er galt als „Überbringer der Träume“ (ἡγήτωρ ὀνείρων hēgētōr oneirōn) und Glücksbringer (πλουτοδότης ploutodotēs, „Bringer des Reichtums“); seine Zuständigkeit für den Handel umschreiben die Epitheta „der den Verkehr Betreffende“ (ἐμπολαῖος empolaios), „Einfuhrhändler“ (παλιγκάπηλος palinkapēlos), „der den Profit Bestimmende“ (κερδέμπορος kerdemporos) oder „der zum Markt Gehörige“ (ἀγοραῖος agoraios). Außerdem wurde er als „Hundebezwinger“ (κυνάγχης kynanchēs, eigentlich „Hundewürger“) betitelt.
Sagen um Hermes
Geburt und Kindheit

Hermes ist der Sohn des Zeus und der Pleiade Maia, einer Tochter des Atlas. Als Geburtsort gilt in den meisten Quellen der Berg Kyllēnē in Arkadien, aber auch die Gegend um den Berg Olymp wird genannt. Schon als Kleinkind wird Hermes als verschlagen und listig geschildert:
- Noch am Tag seiner Geburt verließ er die Höhle seiner Mutter und tötete eine Schildkröte, die er als Resonanzkörper benutzte und so die Leier erfand. Noch am selben Tag begab er sich nach Pierien. Auf dem Weg dorthin stahl er 50 Rinder des Apollon und verwischte seine Spuren, indem er aus Zweigen eine Art Schneeschuhe flocht. Zwei der Rinder schlachtete er und zerlegte sie nach dem Opferritus. Zurück am Kyllene schlüpfte er wieder in seine Wiege. Ein Winzer hatte jedoch Apollon über den Viehdieb aufgeklärt. Als dieser am darauffolgenden Tag bei Maia ankam, stellte sich Hermes dumm und argumentierte, er sei viel zu jung, um überhaupt zu wissen, was eine Kuh sei. Doch Apollon brachte Hermes vor Zeus. Hermes verteidigt sich mit allerlei Lügen und stahl seinem Bruder bei dieser Verhandlung Bogen und Köcher. Zeus entschied, Hermes müsse die Rinder Apollon zurückgeben. Da zog Hermes die Schildkrötenleier hervor, sang zum Spiel darauf ein Lied und bot sie Apollon als Gegenwert für die fünfzig Rinder dar. Der Bruder akzeptierte und weihte Hermes in die Kunst der Weissagung ein und übergab ihm den Heroldsstab, der ihn fortan als Boten der Götter kennzeichnen sollte.
Auch die Erfindung der Hirtenflöte wird Hermes zugeschrieben, seinen Stab soll Hermes im Tausch gegen diese Flöte als Viehhüterstab von Apollon erhalten haben. Den Heroldsstab erhielt er nach dieser Version von Zeus, der ihn damit zu seinem Boten ernannte.
Weitere Erfindungen des Hermes
Von den Thrien soll Hermes die Kunst der Weissagung aus dem Werfen von Kieselsteinen in eine Urne erlernt haben. Als seine eigene Erfindung gilt das Würfelspiel und die Weissagung hieraus. Ihm wurde zusammen mit den Moiren die Entwicklung des griechischen Alphabets zugeschrieben, außerdem die Erfindung von Astronomie, der Tonleiter, der Sportarten Boxen und Turnen, der Gewichte und Maße sowie die Kultur des Ölbaums.
Geliebte und Nachkommen
Zahlreiche Nymphen wie Karmentis, Sose, Tanagra zählten ebenso zu seinen Geliebten, wie der Arkadier Krokos oder Amphion, der König von Theben. Als Mutter von Hermes’ Sohn Pan wurden Dryope, Penelope, Persephone oder die Ziege Amaltheia genannt, andere hielten Zeus oder Kronos für dessen Vater. Zusammen mit Aphrodite wurde ihm die Elternschaft des Zwitterwesens Hermaphroditos zugeschrieben.
Als sterbliche Söhne des Hermes galten Daphnis, der Erfinder der Hirtendichtung, der aus der Verbindung mit einer Nymphe hervorgegangen war, die mit der Sterblichen Antianeira gezeugten Argonauten Eurytos und Echion, Herold der Argonauten und Teilnehmer am Trojanischen Krieg, ferner Herakles’ Liebling Abderos und der berühmte Dieb Autolykos, den ihm Chione gebar.
Bedeutung

Hermes ist einer der Götter, dessen Kult sich am weitesten zurückverfolgen lässt. Der Mythologie nach ist er der Götterbote, der die Botschaft der Götter den Sterblichen überbringt und sie dabei auch übersetzt. Seine Botschaften sind damit also keine bloßen Mitteilungen, sondern fordern Einsicht und Verständnis. Deshalb wird die Wissenschaft vom „Erklären und Verstehen“ auch als Hermeneutik bezeichnet. Hermes kann sich als Götterbote schneller bewegen als das Licht. Dies ermöglichen ihm kleine Flügel, von denen sich je zwei an jedem seiner Stiefel befinden. Bevor Hermes geboren wurde, war Iris als Götterbotin tätig.

Hermes war wie andere antike Götter (Mithras, Horus/Anubis) auch ein Hirtengott. So hatte er sowohl weltliche als auch metaphysische Aufgaben: Als Bote des Zeus war er ultimativer Gesetzgeber und höchste weltliche Autorität, als Psychopompos („Seelenführer“) beschützte er die die Seelen der Verstorbenen auf ihrem Weg zum Totengericht.
Hirtengottheiten wurden oft als Tierträger dargestellt, im Fall des Hermes als kriophoros (Widderträger).[1]
Die Form des Hirtengottes oder Tierträgers hat zwei Bedeutungen:
- Aus weltlicher Sicht soll sie den fürsorgenden Herrscher symbolisieren, der von einem bestimmten Gott oder mehreren Göttern geleitet wird
- Aus metaphysischer Sicht symbolisiert das Tragen eines Tieres aus der Herde die Funktion des Seelenführers nach dem Tod, das getragene Tier symbolisiert die Seele des verstorbenen Lebewesens. In der griechischen Mythologie 'tragen' Hermes und Charon die Seelen der Verstorbenen über den Styx, in der ägyptischen Mythologie 'tragen' Anubis und Thot die Seelen der Verstorbenen über den Eridanos. Anubis hat außerdem eine wichtige Rolle beim Altägyptischen Totengericht. [2]
Darstellung

Bei den Griechen wurde Hermes meist jugendlich und bartlos, mit einem breitkrempigen Hut (Petasos), später einem geflügelten Helm, geflügelten Schuhen oder geflügelten Schultern und dem zaubermächtigen goldenen Hermesstab (griechisch Kerykeion, lateinisch Caduceus) dargestellt. Mit diesem kann Hermes einschläfern und Träume bewirken, der Stab ist ebenfalls ein Symbol für ihn. Neben dem Stab, der von zwei einander anblickenden Schlangen umwunden ist, hält er auf römischen Darstellungen meistens einen Geldbeutel.
Er wird auch manchmal mit einer Schildkröte oder mit einem Widder dargestellt. Sofern die Abbildung einen bärtigen Hermes zeigt, ist der Bart spitz und nach vorne gekrümmt. Man sieht Hermes auch mit einer Sichel, mit Pfeife und Degen oder als Hirte mit Rind. Der Hut wird auch halb schwarz, halb weiß dargestellt, manchmal trägt er auch den Panzer der Schildkröte als Helm auf seinem Kopf.
Römische Mythologie
In Ovids Metamorphosen nehmen Philemon und Baucis den unerkannt auf die Erde gestiegenen Mercurius auf.
Hermes in der griechisch-römischen Philosophie
In der Philosophie der Antike wurde Hermes mit dem Logos identifiziert und als die von den Göttern gesandte menschliche Vernunft gedeutet.[3]

Wirkung nach der Antike
Als Gott der Wissenschaften ist Hermes eng mit der Chemie und besonders der Alchemie verbunden. Ein Gefäß so abzuschließen, dass nichts hinein und heraus kann, nannten die Alchemisten es „mit dem Siegel des Hermes“ [cum sigillo hermetis] verschließen, woher das heutige Wort hermetisch stammt.
Durch die Alchemie wird Hermes in vielen Quellen in die Nähe der Zauberkunst gerückt und ist damit auch der Gott der Magier, Gaukler und Diebe, eben eine Art „schelmischer Tunichtgut“ (Trickster). Da seine Botschaften und Künste immer nur dem einen echten Nutzen bringen, der sie wirklich versteht, steht so mancher, der sich mit Hermes einlässt, am Ende auch mal sehr dumm da.
Siehe auch
Quellen
- Homerische Hymnen: Nr. 4: Hymnos an Hermes (griech., engl.); Nr. 18 (griech., engl.)
Literatur
- Gerhard J. Baudy, Anne Ley: Hermes. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 5, Metzler, Stuttgart 1998, ISBN 3-476-01475-4, Sp. 426–432.
- Bernhard Huß: Hermes. In: Der Neue Pauly (DNP). Band Suppl. 5, Metzler, Stuttgart 1996–2003, ISBN 3-476-01470-3, Sp. 344–351.
- Karl Kerényi: Hermes der Seelenführer. Das Mythologem vom männlichen Lebensursprung. Vorträge, gehalten auf der Eranos-Tagung in Ascona am 4. und 5. August 1942. Rhein-Verlag, Zürich 1944.
- Gesine Manuwald: Das Singen des kleinen Hermes und des Silen. Zum homerischen Hermeshymnos und zu Vergils Sechster Ekloge. In: Rheinisches Museum für Philologie. Band 145, 2002, S. 150–175 (PDF, 119 kB).
- Christian Scherer: Hermes. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,2, Leipzig 1890, Sp. 2342–2432 (Digitalisat).
Weblinks

- Hermes im Theoi Project (engl.)
- Christian Pinter: Der Gott, der den Markt erfand. In: Wiener Zeitung.at 9. Juni 2000.
Einzelnachweise
- ↑ Reinhard Herbig: Pan, der griechische Bocksgott - Versuch einer Monographie. Klostermann, Frankfurt am Main 1949, ISBN 978-3-465-00175-1, S. 23.
- ↑ Pierre Saintyves: Saint Christophe, successeur d'Anubis, d'Hermès et d'Héraclès. É. Nourry, Paris 1936.
- ↑ Barbara Aland, Dietmar Wyrwa: Die Weltlichkeit des Glaubens in der Alten Kirche: Festschrift für Ulrich Wickert. de Gruyter, Berlin 1997, ISBN 3-11-015441-2, S. 367.
Aphrodite | Apollon | Ares | Artemis | Athene | Demeter | Hephaistos | Hera | Hermes | Hestia | Poseidon | Zeus
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