Oliver Heinl

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Oliver Heinl, geboren am 20.04.1983, aufgewachsen in einer Kleinstadt in Südostthüringen, lebt in der Nähe von Oldenburg in Niedersachsen. Nach einer Begegnung mit den sprachwissenschaftlichen Werken Arnold Wadlers vertiefte er sein Studium der Sprachwissenschaften und der erkenntnistheoretischen Werke Rudolf Steiners.

Vokabularsammlung der Sprachen der Welt

Oliver Heinl: Das Wort in seiner Bedeutung. Zur Genese von Sprache und Bewusstsein, tredition Verlag, Hamburg 2022

Ab 2012 begann Heinl mit dem systematischen Aufbau einer großangelegten Datensammlung von Sprachvokabular der Sprachen dieser Welt. Berücksichtigt wurden dabei sowohl lebendige als auch ausgestorbene Sprachen sowie ältere Sprachstufen noch fortlebender Idiome. Diese Datensammlung diente Heinl als Instrument/Werkzeug, um etymologische Forschung in Anlehnung an Aussagen Wilhelm von Humboldts, Rudolf Steiners und Arnold Wadlers zu betreiben. Dazu versuchte er den ursprünglichen Stamm der Worte (etymologischer Konsonantenstamm) zu hinterlegen, da er seine Vergleichsmethode aufbauend auf den Angaben Steiners ausrichtete, der äußerte, dass der Konsonantenstamm als eigentliche „Wortwurzel“ anzusehen sei. Die Datensammlung sollte ihrer Anlage nach berücksichtigen, dass regelmäßiger Lautwandel die Sprachen durchzieht und dabei helfen, etymologische Kognate zuverlässig ausfindig zu machen. Es wird in Heinls Werken deutlich, dass er als „Konsonantenstamm“ nicht allein einen solchen wie P-R-K ansieht, sondern die dazugehörigen Lautbilder B-R-G, F-R-CH und letztlich die Kurzformen B-R, P-R, F-R etc. Gegenwärtig umfasst diese Sammlung, folgt man den Aussagen Heinls, rund 1.795.000 Einträge aus mehr als 8.000 Sprachen und Dialekten. Die Unterscheidung in Sprachen und Dialekte ist innerhalb der Linguistik nicht immer eindeutig zu treffen. Eine Faustregel besteht darin, eine Sprache dann als Sprache und nicht mehr als Dialekt anzusehen, wenn die Sprecher der nächstverwandten Idiome die in Frage kommende Mundart nicht mehr verstehen können. Die Schwierigkeit einer Abgrenzung wird hierbei deutlich, da das Verstehen-Können einer Sprache oder Sprachstufe durchaus individuelle Färbungen annimmt und selbst nicht immer eindeutig abzugrenzen ist. Heinl geht, wie auch die moderne Linguistik, davon aus, dass weltweit derzeit ca. 7.000 Sprachen bekannt sind. Die Vielfalt an Dialekten in Heinls Sammlung macht demnach knapp 1.600 Varietäten aus.

Werk

Eine kleine, für Freunde gedachte Veröffentlichung im Jahr 2013 unter dem Titel "Einblicke in das Wesen der Sprache". Diverse Essays und Kurzschriften. Beitrag zur Festschrift für Hermann Beckh im Jahr 2016 (englische Ausgabe). Im Jahr 2018 erschien die Erstauflage der "Urbilder der Sprachbaukunst", ein Jahr darauf (2019) eine Fortsetzung mit dem Titel „Die indoeuropäische Fabelwelt“. Im Jahr 2022 folgte die zweite, stark überarbeitete und erweiterte Auflage der „Urbilder der Sprachbaukunst“ unter dem Titel „Das Wort in seiner Bedeutung. Zur Genese von Sprache und Bewusstsein“.

Thesen

Heinl versucht, aufbauend auf einer breiten empirischen Basis, den Nachweis zu führen, dass das Grundvokabular der Sprachen dieser Welt miteinander urverwandt ist. Diese Verwandtschaft beziehe sich auf Wortwurzeln bzw. den Konsonantenstamm, nicht auf grammatikalische Gemeinsamkeiten. Letztere könnten nur historisch jüngere (innerfamiliäre) Sprachverwandtschaften feststellen. Heinl nimmt, wie schon viele Sprachwissenschaftler vor ihm (Wilhelm von Humboldt, Franz Bopp, Friedrich August Pott u.a.) an, dass es eine prägrammatikalische Epoche der Sprachentwicklung gegeben haben muss. Ein Zeitrahmen dieser Sprachstufe ist schwer zu bestimmen. Heinl plädiert in Anlehnung an Angaben Rudolf Steiners und der modernen Linguistik dafür, für die Trennung der Sprachen den Zeitraum ab ca. 14.000 v. Chr. anzusetzen. In dieser Zeit müssten die Sprachen ihr „Wachstum“, das heißt die Ausbildung grammatikalischer Strukturen und die Diversifizierung des Vokabulars hin zu individuelleren und mit der Zeit immer determinierteren Formen (Ausbildung der Volkssprachen) vollzogen haben, sodass sich klarere Abgrenzungen zwischen den einstmaligen Dialekten ergaben und erhielten, da das situativ-dynamische Element der früheren Willenssprache mehr und mehr nachließ. Heinl ist der Ansicht, dass das Sanskrit als eine Art „äußerer Höhepunkt“ begriffen werden kann, bezogen auf die Komplexität der äußeren Ausgestaltung von Wortschatz und Grammatik, welchem eine Art Umstülpungsvorgang folgte, den die Linguistik heute im dauernden „Verfall“ (der sogenannten „Bequemlichkeit“ als Faktor des Sprachwandels und Lautwegfalls) aufzeigen kann. Eine Individualisierung der Sprachen habe folglich Einzug gehalten.

Seine Forschungsergebnisse und Postulate führen ihn dahin, anzunehmen, dass das Saussursche Postulat (vgl. Ferdinand de Saussure) der „Arbitrarität des sprachlichen Zeichens“ zwar für die Gegenwart und die jüngere Vergangenheit Gültigkeit besitzt, nicht aber für die Zeit vor der „Umstülpung der Sprachentwicklung“. In der Zeit, als sich sprachliche Strukturen erstmals ausbildeten, müsse jeder Laut eine konkret-situative Bedeutung gehabt haben, sodass die Lautäußerung des Menschen untrennbar mit der Erregung, den Außen- und Innenwelt in ihm auslösten, verbunden gewesen sei. Diese Erregungen seien in dieser Zeit aber kollektiv verlaufen, da der Mensch noch keine Mittel besaß, sich als Einzelwesen von dem Weltgeschehen abzuheben. Daher müsse eine Ursprache angenommen werden, die im Allgemeinen für jeden verständlich war, da bei gleichartiger Erregung ein gleiches oder zumindest sehr ähnliches, an der Situation ausgerichtetes Lautbild geäußert worden sein muss. Heinl hält sich hier an Rudolf Steiners Einteilung der drei Sprachstufen (Willenssprache, Gefühlssprache, Gedankensprache).

Die Implikationen, die Heinls Weiterführung der Steinerschen und Wadlerschen Gedanken mit sich bringt, sind tiefgreifend. Die Proto-Sprachen-Postulate werden von ihm sehr kritisch betrachtet, er hält die meisten Wort-Rekonstruktionen für unhaltbar, da er sich den Wandel der Wörter in die Volkssprachen hinein anders vorstellt, als es die moderne Linguistik postuliert. Heinl glaubt, empirisch dargelegt zu haben, dass, entgegen des gegenwärtig vorherrschenden sprachwissenschaftlichen Konsens, den Lauten sehr wohl eine eigene Charakteristik zugestanden werden muss, wie sie etwa Rudolf Steiner in seiner Sprachgestaltung dargelegt hat. Dazu betont und behandelt er ausführlich das eigentliche Mysterium der Bedeutungsaus- und Umbildung, den semantischen Wandel. Dieser entspreche der „inneren Sprachform“, welcher Wilhelm von Humboldt auf der Spur war. Daraus ergäben sich bedeutsame Konsequenzen für die vergleichende Sprachwissenschaft, die Etymologie und die Sprachphilosophie. Die Frage nach einer gemeinsamen Quelle aller Sprachen beantwortet Heinl auf dieser Grundlage positiv.

Schriften

  • Einblicke in das Wesen der Sprache, epubli GmbH 2013, ISBN 978-3844271058
  • Urbilder der Sprachbaukunst: Eine Abhandlung über die Bildekräfte der Sprache, tredition Verlag 2018, ISBN 978-3743939585
  • Die Indoeuropäische Fabelwelt - Ergänzungsband 1 – zu den Urbildern der Sprachbaukunst, tredition Verlag 2019, ISBN 978-3-7482-7175-8
  • Das Wort in seiner Bedeutung. Zur Genese von Sprache und Bewusstsein, tredition Verlag, Hamburg 2022, ISBN 978-3347455665