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Kosmische Weisheit
Die kosmische Weisheit, nach der indischen Samkhya-Philosophie und nach theosophischer Lehre auch Mahat (skrt. महत् adj., m. u. n., „groß“) genannt, ist die Weltseele, die von Weisheit erfüllte Astralwelt. Sie wurde auf der dritten Entwicklungsstufe unserer Planetenkette, dem Alten Mond ausgebildet, der auch als Kosmos der Weisheit bezeichnet wird, dessen Herren die Geister der Bewegung unter der Führung des dritten Logos, des Heiligen Geistes, waren.
„Der materialistische Sinn glaubt nicht an die kosmische Weisheit, sondern nur an die menschliche. Wenn die Menschen mit unbefangenem Sinn hineinsehen würden in den Lauf der Entwickelung, so würden sie sehen, daß alle kosmische Weisheit am Anfänge so weit war, wie die menschliche Weisheit erst am Ende der Erde sein wird. In den Zeiten, in denen man mit Benennungen noch genauer war als gegenwärtig, nannte man die im Menschen wirkende subjektive Weisheit Intelligenz, im Gegensätze zur objektiven kosmischen Weisheit. Gar nicht achtet der Mensch darauf, daß dasjenige, was er im Laufe des Erdendaseins erfindet, die göttlich-geistigen Wesenheiten sich bereits während des Mondendaseins erobert und der Erde eingepflanzt haben.“ (Lit.: GA 103, S. 48f)
„Die Schönheit des Kosmos in den Menschen hineinprojiziert ist die Weisheit, die in seinen Gedanken lebt. Aber auch die sittliche Kraft, die auf dem Umwege durch das Gemüt von der Stärke der Erde herrührt, wird zur sittlichen Weisheit. Im Menschen begegnen sich irdische und kosmische Weisheit im rhythmischen System. Der Mensch ist ein Ausdruck des ganzen Kosmos, und man kann, wenn man will, diese Konfiguration des Menschen verstehen. Man kann gewissermaßen hineinschauen in die Geheimnisse des Weltenalls, insofern der Mensch aus diesen Geheimnissen heraus gestaltet wird.“ (Lit.: GA 202, S. 23)
„Der Mensch hat bis zu seinem Tode auf der Erde gelebt, er ist gewohnt gewesen in dieser Zeit auf der festen, materiellen Erde zu stehen, auf dieser materiellen Erde die Wesen des mineralischen, pflanzlichen, tierischen Reiches, Berge, Flüsse, Wolken, Sterne, Sonne und Mond zu sehen, und ist gewohnt worden, durch seinen eigenen Gesichtspunkt und durch seine im physischen Leib vorhandenen Fähigkeiten, sich dieses Ganze so vorzustellen, wie man es sich ja doch vorstellt, trotzdem man heute durch den Kopernikanismus weiß, daß es im Grunde ein Scheinbild ist: Da oben ist das blaue Himmelsgewölbe wie eine Himmelsschale, da sind die Sterne darauf, darüber gehen Sonne und Mond und so weiter, man selber ist wie in dieser Schale, in dieser Hohlkugel, im Inneren da drinnen, in der Mitte, auf der Erde, mit dem, was einem die Erde für die Wahrnehmung zeigt.
Es kommt uns jetzt nicht darauf an, daß das ein Scheinbild ist, daß wir selber nur durch die Beschränktheit unserer Fähigkeiten uns diesen blauen Umkreis bilden, sondern darauf, daß wir ja gar nicht anders können als das zu sehen. Wir sehen eben das, was nur durch die Beschränktheit unserer Fähigkeiten so ist, sehen eben eine blaue Kugel als Firmament über uns gebildet. Wenn nun der Mensch durch die Pforte des Todes gegangen ist, so ist das erste, daß er die Vorstellung seiner Seele ausbilden muß: Du bist jetzt außerhalb dieser blauen Kugel, in der du warst. Du siehst sie von außen an, aber so, als ob sie zu einem Stern zusammengeschrumpft wäre. Man hat zunächst kein Bewußtsein von der Sternenwelt, in die man sich eigentlich ausbreitet, sondern man hat zunächst nur ein Bewußtsein von dem, was man verlassen hat: daß man seine Bewußtseinssphäre, die man gehabt hat im physischen Leibe, verlassen hat, daß man das verlassen hat, bis wohin einen die menschlichen Fähigkeiten, die im physischen Leibe ausgebildet sind, haben schauen lassen. Es ist wirklich, aber geistig, etwas Ähnliches vorgegangen, wie es vorgehen müßte, wenn mit bewußtem Erleben ein Küchlein, das in der Eierschale drinnen ist, diese zerbricht und nachher die zerbrochene Eischale, die es bisher umschlossen hat, seine bisherige Welt, von außen statt von innen ansieht. Natürlich ist diese Vorstellung wiederum Maja, die da durch die menschliche Seele zieht, aber eine notwendige Maja. Wie gesagt, zusammengeschrumpft wie zu einem Sterne ist das, was uns vorher den Inhalt unseres Bewußtseins gab, nur daß sich, von diesem Sterne ausgehend, dasjenige ausbreitet, was man nennen könnte: erstrahlende kosmische Weisheit.
Diese erstrahlende kosmische Weisheit ist dasselbe, welches ich auch gestern im letzten Vortrag behandelt habe, und von dem ich gesagt habe, daß wir es in Fülle haben. Das glimmt und glitzert uns entgegen wie von einem feurigen Stern. Jetzt ist es nicht blau wie das Firmament, sondern jetzt ist es feurig, rötlich erglimmend, und davon ausstrahlend in den Raum die Fülle von Weisheit, die uns aber zuerst zeigt - sie ist in sich ganz beweglich - das, was man ein Erinnerungstableau unseres letzten Erdenlebens nennen könnte. All die Vorgänge, die wir mit unserem inneren Seelenerleben durchmessen haben zwischen der Geburt und dem Tode, wo wir bewußt dabei waren, treten vor unsere Seele hin, aber so, daß wir wissen: Du siehst das alles, weil der Stern, der da vor dir aufglänzt, der Hintergrund ist, der durch seine innere Tätigkeit bewirkt, daß du das alles sehen kannst, was sich als ein Erinnerungstableau ausbreitet. Das ist so mehr vom Standpunkt der Imagination aus gesprochen. Vom Standpunkt der Innerlichkeit gesprochen ist das Erlebnis etwa dieses, daß derjenige, der durch die Pforte des Todes gegangen ist, nunmehr ganz erfüllt ist von dem Gedanken: Ja, du hast deinen Leib verlassen. Jetzt, in der geistigen Welt, ist dieser Leib lauter Wille. Ein Willensstern, ein Stern, dessen Substanz Wille ist, das ist dein Leib. Und dieser Wille erglüht in Wärme und strahlt dir in den Weltenweiten, in die du dich jetzt selber ergossen hast, dein eigenes Leben zwischen der Geburt und dem Tode wie ein großes Tableau zurück. Und du verdankst dem Umstande, daß du innen verweilen konntest in diesem Stern, daß du alles das aus der Welt ziehen und saugen konntest, was du auf dem physischen Plan aus der Welt eben gezogen und gesaugt hast. Denn dieser Stern, dieser Willensstern, der jetzt den Hintergrund bildet, das ist das Geistige deines physischen Leibes, dieser Willensstern ist der Geist, der deinen physischen Leib durchtränkt und durchkraftet. Das, was dir als Weisheit erstrahlt, das ist die Tätigkeit, die Beweglichkeit deines Ätherleibes.“ (Lit.: GA 153, S. 145ff)
„Wir sagen in der Geisteswissenschaft, der Erde ging der alte Mond voran. Dieser alte Mond hatte als planetarische Stufe auch eine Mission. Er hatte noch nicht die Aufgabe, die Liebe auszubilden, er sollte der Planet oder der Kosmos der Weisheit sein. Vor unserem Erdenzustand hat unser Planet durchgemacht die Stufe der Weisheit. Eine einfache, man möchte sagen, logische Betrachtung kann Ihnen das veranschaulichen. Sehen Sie sich um in der Natur unter allen ihren Wesenheiten. Nicht mit Ihrem bloßen Verstände sehen Sie sie an, sondern mit Ihren Herzens- und Gemütskräften, und Sie werden überall Weisheit finden, die in der Natur ausgeprägt ist. Diese Weisheit, von der hier gesprochen wird, ist so gemeint, daß sie wie eine Art geistiger Substanz allem zugrunde liegt. Betrachten Sie alles, was Sie wollen, in der Natur. Nehmen Sie zum Beispiel ein Stück Oberschenkelknochen, da werden Sie sehen: Das ist nicht eine massive Masse, sondern eine feine, hin und her gehende Reihe von Balken, die zu einem wunderbaren Gerüst angeordnet sind. Und wer nachforscht, nach welchem Gesetze sie aufgebaut sind, der findet, daß das Gesetz befolgt ist, nach welchem mit dem kleinsten Aufwand von Material die größte Kraft entfaltet wird, um Träger des Oberleibes des Menschen zu sein. Unsere Ingenieurkunst ist noch nicht so weit, ein solches kunstvolles Gerüst auszubauen, wie es die alles durchwaltende Weisheit da aufgebaut hat. Solche Weisheit wird der Mensch erst später haben. Göttliche Weisheit durchsetzt die ganze Natur; menschliche Weisheit kommt erst nach und nach dazu. Im Laufe der Zeit wird menschliche Weisheit innerlich das erreichen, was göttliche Weisheit in die Erde hineingeheimnißt hat.
Aber in demselben Sinne, wie die Weisheit auf dem Monde vorbereitet worden ist, so daß sie sich jetzt überall auf der Erde findet, wird auf der Erde die Liebe vorbereitet. Könnten Sie hellseherisch zurückblicken auf den alten Mond, so könnten Sie sehen, daß nicht in allen Dingen damals eine solche Weisheit war; manche Dinge würden Sie noch unweise finden. Erst durch die ganze Mondenentwickelung hindurch prägte sich die Weisheit hinein in die Dinge, und als der Mond in seiner Entwickelung fertig war, da war alles so davon durchzogen, daß überall Weisheit darinnen war. Die innerliche Weisheit zog in den Menschen erst ein auf der Erde mit dem Ich. Diese innerliche Weisheit muß aber der Mensch erst nach und nach entwickeln. Ebenso wie sich auf dem Monde die Weisheit entwickelt hat, so daß sie jetzt da ist in den Dingen, so entwickelt sich jetzt die Liebe. Zuerst trat sie in der niedrigsten Gestalt, in der sinnlichen, während der lemurischen Zeit ins Dasein. Im Laufe des Erdendaseins wird sie sich aber immer mehr und mehr vergeistigen, bis zuletzt, wenn die Erde am Ende ihrer Entwickelung angelangt sein wird, das ganze Dasein von Liebe durchzogen sein wird - wie es heute von Weisheit durchzogen ist - durch das Wirken der Menschen, wenn diese ihre Aufgabe erfüllen werden.“ (Lit.: GA 103, S. 47f)
„Wir müssen das, was in der Welt ist, aufsuchen so, wie es in uns selbst ist. Die Uhr ist eine Einrichtung, die nur möglich ist durch eine Intelligenz, die sie gefügt hat, zusammengestellt hat. Es ist töricht zu sagen: Die Uhr hat sich diese weise Einrichtung selbst gegeben. Ebenso töricht wäre es zu sagen: Der Mensch hat sich in seiner Gestaltung selbst geschaffen.
Wir haben ein kleines Klavier in unseren Ohren, das ‹Corti’sche Organ›. Es sind da Härchen daran; und das Härchen ist so, dass es auf einen bestimmten Ton gestimmt ist. Das tönt mit, wenn ein Ton am Klavier angeschlagen wird. So übertragen sich die Schwingungen der Luft auf die Härchen, welche dann mitschwingen. Ebenso verhält es sich mit dem Auge. Auch das Auge ist ein komplizierter Apparat, der durch die Weisheit entstanden ist. Der Mensch ist in dieser Weise materialisierte Weisheit. Die Welt ist nach den Gedanken gemacht worden.
Die Weisheit im Raume nennen wir ‹kosmische Weisheit› oder [‹Mahat›]. Mahat ist die Summe der Weisheit, die in der Welt ausgebreitet ist. So ist es ein Herausschälen der Weisheit aus der Uhr. Das ist ebenso, wie der Mensch die Weisheit aus der Natur zieht.
Mahat ist das Urbild der Weisheit. ‹Mala› ist das Bild von Mahat in dem Menschen. Nach indischer Lehre ist es so: Brahma war zunächst allein, hat geschlummert, dann erwachte er. Eine Nacht des Brahma war vorüber. Es erwacht in ihm die schöpferische Weisheit. Nichts war noch da außer der schöpferischen Weisheit des Brahma. Und diese schöpferische Weisheit ist Mahat. Ein Sonnensystem ist als Gedanke im Geiste Brahmas vorhanden. Wir denken ihm diesen kosmischen Gedanken nach.
Überall in der Welt ist Weisheit vorhanden. Sie fließt aus einer Art geistigen Keim in unsere Seele. In der Seele ist die kosmische Weisheit. Mala lebt in vielen. Mahat lebt nur einmal. Indem Mahat individuell wird, also Mala wird, braucht er ein Verbindungsglied. Das ist Ahankara. Durch Ahankara hängt jeder Mensch zusammen mit der allgemeinen Weltenweisheit.“ (Lit.: GA 90a, S. 23f)
In der lemurischen Zeit, die auf abgekürzte und modifizierte Weise die alte Mondenentwicklung wiederholte und dadurch deren Früchte reifen ließ, war dem Menschen, dessen Kopf damals noch nicht in einen harten knöchernen Schädel eingeschlossen war, die kosmische Weisheit noch in hohem Maß durch seine hellseherische Kraft zugänglich. Je mehr sich der Schädel verköcherte, desto mehr ging diese Weisheit verloren. Doch das war notwendig, damit der Mensch seine Selbstständigkeit entwickeln und sich auf sein freies Ich stellen konnte.
„Der lemurische Mensch war ja, wie Sie in meiner «Geheimwissenschaft im Umriß» nachlesen können, ganz anders beschaffen als der heutige Mensch. Dasjenige, was aus dem Weltenall in ihn eindringen konnte, das drang wirklich ein, so daß der lemurische Mensch ungefähr dieselbe Weisheit, die der heutige Mensch durch seinen Kopf erwirbt, auch erhalten hat, aber vom Weltenall strömte sie in ihn ein; insofern war sie wieder anders. Sein Kopf war noch offen, sein Kopf war noch empfänglich für die Verhältnisse des Weltenalls. Daher war in alten Zeiten hellseherische Kraft vorhanden. Der Mensch erklärte sich die Dinge nicht logisch. Er lernte sie nicht, sondern er schaute sie, weil sie aus dem Kosmos in seinen Kopf hereinkamen, während sie heute nicht mehr herein können. Denn das, was hereinkommt, das hört verhältnismäßig in früher Jugend auf; wie ich gesagt habe: der Kopf steht nicht in so inniger Beziehung mehr zum Weltenall. Das ist im heutigen Zeitalter so. Damals war es nicht so; damals stand der Kopf des Menschen noch in viel innigerer Beziehung zum Weltenall, damals empfing der Kopf noch Weltenweisheit; ihr ging nicht jene Logik ab, die heute doch dem, was der Mensch selber erwirbt, abgeht. Jene Urweisheit war eine wirklich inspirierte, eine von außen an den Menschen herankommende, aus den göttlichen Welten stammende. Das zu betrachten, ist der heutige Mensch abgeneigt, denn der heutige Mensch glaubt - verzeihen Sie, wenn ich mich wiederum etwas drastisch ausdrücke -, er habe, seitdem er auf der Erde ist, immer einen so harten Schädel gehabt wie heute. Das ist aber nicht wahr. Das menschliche Haupt hat sich erst in verhältnismäßig später Zeit geschlossen, das menschliche Haupt war empfänglich für kosmische Einströmungen in alten Zeiten. Jetzt ist nur noch ein atavistischer Rest zurückgeblieben. Jeder Mensch weiß, wenn er einen Kindskopf - einen richtigen Kindskopf, nicht einen solchen also, wie ihn die Erwachsenen haben - betrachtet, so ist noch eine Stelle weich. Das ist der letzte Rest jenes dem Kosmos Geöffnetseins, wo aus dem Kosmos herein im Kopfe in einer bestimmten Weise die kosmischen Kräfte in alten Zeiten wirkten und dem Menschen kosmische Weisheit gaben. Da brauchte der Mensch noch nicht jene Korrespondenz mit dem Herzen, denn da hatte er ein kleines Herz im Kopfe, das heute verkümmert, das heute rudimentär geworden ist.
So ändert sich der Mensch. Aber indem sich die Verhältnisse über die Erde hin ändern, muß der Mensch das begreifen und sich selbst auch ändern, selbst auch anderen Verhältnissen anpassen. Wir wären immer am Gängelbande des Kosmos geblieben, wenn unser Kopf nicht verknöchert wäre. Dadurch sind wir abgeschlossen gegen das Weltenall und können ein selbständiges Ich in uns entwickeln. Das ist wichtig, daß wir dieses ins Auge fassen. Wir können ein selbständiges Ich in uns entwickeln dadurch, daß wir physisch diesen harten Schädel bekommen haben. Und der letzte Rest der Erinnerungen, der lebendigen Erinnerungen an die alte Urweisheit - wann ist er denn eigentlich geschwunden bei der Menschheit? Er ist eigentlich erst geschwunden in dem Zeiträume, der dem unseren vorangegangen ist, im vierten nachatlantischen Zeitraum, während der griechisch-römischen Kultur. Allerdings haben die Menschen da auch schon längst einen zugemachten Schädel gehabt, aber es gab noch immer in den Mysterien bewahrte Urweisheit, die aus ganz alten Zeiten stammte, aus dem Zeiträume, der wiederum dem damaligen lemurischen Fischezeitalter vorangegangen ist, aus dem lemurischen Widderzeitalter.
Im lemurischen Zeitalter wurde dem Menschen auch das, was er dazumal von seinem Ich haben konnte, vom Kosmos herein geoffenbart, seine innerste Seelenkraft wurde ihm vom Kosmos herein geoffenbart. Das hörte auf gerade im vierten nachatlantischen Zeitraum, in der griechisch-lateinischen Zeit. Der Himmel machte seine letzte Türe zu vor dem Menschen. Dafür aber auch sandte er seinen größten Boten herunter gerade in jener Zeit, damit der Mensch auf der Erde finden könne, was er früher vom Himmel erhalten hat: den Christus. Insofern ist das Mysterium von Golgatha auch eine kosmische Tatsache, als für den Menschen das verlorengegangen wäre, was ihm früher schon von der lemurischen Zeit her vom Himmel geoffenbart war, kosmisch geoffenbart war. Da erscheint derjenige Impuls, der es ihm von der Erde her offenbaren kann. Nur muß der Mensch dasjenige, was von der Erde her im Christus-Impuls geoffenbart worden ist, nach und nach ausbilden, und gerade dadurch ausbilden, daß er auf jene Verjüngung eingeht, von der wir jetzt gesprochen haben.
Mit dieser Entwickelung des Menschen hängt es zusammen, daß wir heute eigentlich in uns tragen etwas, man kann sagen, ganz Wunderbares. Ich habe schon in den gestrigen Betrachtungen erwähnt : das Wissen unserer Zeit ist das spirituellste, das es nur geben kann; nur merkt es der Mensch nicht, weil er es nicht reif werden läßt. Das, was man heute über die Natur wissen kann, das ist viel geistiger als dasjenige, was man vorher gewußt hat. Was man vorher gewußt hat, das brachte gewisse Wirklichkeiten aus dem Kosmos herunter. In den Sternen, ich habe es erwähnt, sah noch die mittelalterliche Scholastik englische Intelligenzen. Die neuere Astronomie sieht natürlich keine englischen Intelligenzen, sondern etwas, was man mit Mathematik oder Mechanik berechnet; aber es ist, ich möchte sagen, dasjenige, was man früher gesehen hat, darin ganz durchgesiebt, bis auf das letzte Geistige durchgesiebt. Es gehörte allerdings die ganze liebenswürdige Genialität des Novalis dazu, um in diesem Punkte richtig zu sehen. In den Aphorismen von Novalis finden Sie den schönen Ausspruch - ich habe ihn schon öfter erwähnt «Die Mathematik ist im Grunde ein großes Gedicht.» - Aber dazu, um das einzusehen, wie die Mathematik, durch die man auch die Sternenwelten und ihren Verlauf berechnet, eine große Dichtung ist, dazu muß man ein Poet sein, nicht wie es die heutigen Naturalisten etwa sind, sondern ein solcher Poet, wie es Novalis ist. Dann steht man bewundernd auch vor dem Gedichte der Mathematik da. Denn die Mathematik ist Phantasie. Mathematik ist nichts mit den Sinnen Beobachtetes, sie ist Phantasie. Sie ist aber das letzte Phantasieprodukt, das noch einen Zusammenhang mit der unmittelbaren äußeren Wirklichkeit hat. Die Mathematik ist nämlich ganz durchgesiebte Maja. Und lernt man sie kennen, nicht bloß mit dem schulmeisterlichen Sinn, der heute die Welt meistert, sondern lernt man die Mathematik kennen ihrer Substanz nach, lernt man die Mathematik kennen in dem, was sie offenbaren kann, dann lernt man in ihr allerdings etwas kennen, was so wenig eine Realität hat wie das Spiegelbild, das wir von uns selber im Spiegel sehen, das uns aber doch etwas sagt, das uns sehr viel sagt unter Umständen. Aber allerdings, wenn man das Spiegelbild als eine letzte Realität betrachtet, ist man ein Tor. Und wenn man gar anfängt, etwa mit dem Spiegelbild sich unterhalten zu wollen, weil man es mit der Wirklichkeit verwechselt, so sucht man eben nicht die Wirklichkeit an der rechten Stelle. Ebensowenig kann man in dem, was die Mathematik in der Astronomie errechnet, eine Wirklichkeit finden. Aber die Wirklichkeit ist schon da. Wie ein Spiegelbild nicht da ist ohne die Wirklichkeit, so ist das ganze geistige Dasein da, das rein mathematisch errechnet wird. Es ist nur ganz durchgesiebt und muß wiederum zu der Wirklichkeit zurückdringen.“ (Lit.: GA 180, S. 273ff)
Rudolf Steiner betont, wie wichtig das Wissen um die kosmische Weisheit auch für den heutigen Menschen ist:
„Wir sind als Menschen auf der einen Seite ein absterbendes Wesen, auf der andern Seite ein fortwährend geborenwerdendes Wesen. Der absterbende Teil, der aber gerade unser Bewußtsein ausmacht, gedeiht vorzugsweise, wenn er denjenigen Kräften ausgesetzt ist, die auf die Erde herunterwirken von der äußeren Planetensphäre: Saturn, Jupiter, Mars. Was den Menschen eingliedert in den Kosmos, bezieht sich natürlich nicht bloß auf den Fixsternhimmel, sondern auch auf unsere Planetensphäre.
Diese sogenannten äußeren Planeten, Saturn, Jupiter, Mars, sie enthalten die Kräfte, die vorzugsweise nach diesem Bewußtseinspol des Menschen hin wirken; während nach dem Stoffwechsel-Gliedmaßenmenschen hin die Kräfte wirken, die von Venus, Merkur, Mond, den sogenannten inneren Planeten ausgehen. Die Sonne selber steht in der Mitte drinnen und ist vorzugsweise unserem rhythmischen Menschen zugegliedert. Das aber sind ja unsere Lebensstufen, die sieben Lebensstufen. Durch diejenige, die mehr eine Art Abtötung, eine Unterdrückung des Lebens darstellt, damit Bewußtsein da sein kann, durch diese sind wir für das Erdenleben dem Himmel ähnlicher, sind zugeordnet dem äußeren, dem ferneren Planetarischen. Durch dasjenige, was in uns eigentlich als Leben wuchert - die Stoffwechselkräfte, die Gliedmaßenbewegungskräfte —, sind wir zugeordnet den näheren Planeten, Merkur, Venus und dem Monde, der ja direkt zusammenhängt mit dem, was am meisten im Menschen als Leben wuchert, mit den Fortpflanzungskräften. Also, wenn wir das Leben studieren, werden wir nach der Planetensphäre geführt. Studieren wir die Form des Menschen, werden wir geführt nach der Fixsternsphäre respektive nach dem Repräsentanten dieser Fixsternsphäre, nach dem Tierkreis. Studieren wir das Leben des Menschen, ob es mehr wucherndes Leben ist, ob es mehr ersterbendes Leben ist, dann werden wir geführt nach der Planetensphäre.
Nun können wir das Seelische des Menschen, das Geistige des Menschen ebenso betrachten. Das wollen wir in den nächsten Vorträgen hier tun. Ich wollte zunächst heute durch diese kurze Betrachtung der kosmischen Bedeutung des Menschen Ihnen wenigstens in ein paar Sätzen andeuten, wie der Mensch den Weg wiederum finden muß, sich nicht bloß als ein irdisches Wesen anzusehen, seine Form, sein Leben nicht bloß anzugliedern an dasjenige, was hier auf der Erde an Wind und Wetter oder an Frühlings- und Herbsteskräften oder an Vererbungskräften und Verdauungskräften vorhanden ist, sondern daß der Mensch wiederum die Möglichkeit finden muß, sein Leben und seine Form anzugliedern an dasjenige, was er im außerirdischen Kosmos erblicken kann. Der Mensch muß wiederum das Außerirdische finden, dann wird er sich selbst finden.
Es würde das große Unglück für den Fortschritt der abendländischen Menschheit bedeuten, wenn bestehen bliebe die bloße kosmische Maschinerie, zu welcher die naturwissenschaftliche Weltanschauung seit der Mitte des 15. Jahrhunderts geführt hat, und wenn der Mensch bloß herumgehen würde auf der Erde so, daß er von sich selber nichts wissen würde. Weil sein wahres Wesen dennoch vom Außerirdischen ist, kann der Mensch nichts von sich selber wissen, wenn er nur das Irdische sieht und das Außerirdische nur mathematisch-mechanisch, wie die neuere Wissenschaft das tut.
Sich selber auf der Erde kann der Mensch nur finden, wenn er seine Angliederung wiederum an das Außerirdische vollzieht. Aber eingegliedert muß werden, wenn es gedeihen soll, dieses Außerirdische dem moralischen Leben, dem moralisch-sozialen Leben. Daher kann es auch eine moralisch-soziale Weisheit in Wirklichkeit nur geben, wenn sie angegliedert werden kann an die kosmische Weisheit.“ (Lit.: GA 209, S. 29f)
Literatur
- Rudolf Steiner: Selbsterkenntnis und Gotteserkenntnis I, GA 90a (2017), ISBN 978-3-7274-0900-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Das Johannes-Evangelium, GA 103 (1995), ISBN 3-7274-1030-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Inneres Wesen des Menschen und Leben zwischen Tod und neuer Geburt, GA 153 (1997), ISBN 3-7274-1530-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Mysterienwahrheiten und Weihnachtsimpulse. Alte Mythen und ihre Bedeutung, GA 180 (1980), ISBN 3-7274-1800-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Die Brücke zwischen der Weltgeistigkeit und dem Physische des Menschen, GA 202 (1993), ISBN 3-7274-2020-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Nordische und mitteleuropäische Geistimpulse, GA 209 (1982), ISBN 3-7274-2090-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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