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Enkidu
Enkidu, auch Eabani genannt, mit dem Beinamen Sprössling der Stille) ist nach der Überlieferung des Gilgamesch-Epos der Begleiter Gilgameschs, der ihn auch Maulesel auf der Flucht, Wildesel aus dem Gebirge und Panther aus der Steppe nannte. Die Beinamen beziehen sich auf die Geburt und das Wesen des Enkidu, der keine natürliche Geburt vorweist, sondern in der Stille der Steppe der Muttergöttin Aruru aus Lehm zum Zwecke der Zerstörung beziehungsweise Kontrolle Gilgameschs erschaffen wurde.
Enkidu lebte zunächst mit den Tieren der Steppe, erlag jedoch der Sinnlichkeit der von Gilgamesch gesandten Tempeldienerin und wandelte sich vom Nomaden zum Ackerbauern. Enkidu ging im Verlauf nach Uruk und wurde schließlich nach einem Kampf mit Gilgamesch zu dessen Kampfgefährten. Als Strafe für seine Beteiligung an der Tötung des Himmelsstieres wurde er von den Göttern zum Tode verurteilt.
„Äußerlich ist uns dieser Eabani so dargestellt, daß er in Tierfelle gekleidet ist. Es wird uns damit seine Wildheit angedeutet; aber eben durch diese Wildheit ist er noch mit alter Hellsichtigkeit begabt einerseits, und auf der anderen Seite ist er eine junge Seele, die viel weniger Inkarnationen durchlebt hat als andere auf der Höhe der Entwickelung stehende Seelen. So stellt uns Gilgamesch dar eine Wesenheit, die zur Initiation reif war, die nur diese Initiation nicht mehr erreichen konnte, denn der Gang nach Westen ist der Gang zu einer Initiation, die nicht zu Ende geführt worden ist. Wir sehen auf der einen Seite den eigentlichen Inauguratur der chaldäisch-babylonischen Kultur in Gilgamesch und hinter ihm wirksam eine göttlich-geistige Wesenheit, eine Art Feuergeist, und dann neben ihm eine andere Individualität, eine junge Seele, den Eabani, eine Individualität, die spät erst zur Erdeninkarnation heruntergekommen ist. Wenn Sie die «Geheimwissenschaft im Umriß» lesen, so werden Sie sehen, daß die Individualitäten erst nach und nach von den Planeten wieder heruntergekommen sind. - Von dem Austausch dessen, was diese beiden wissen, hängt die babylonisch-chaldäische Kultur ab, und wir werden sehen, daß die ganze babylonisch- chaldäische Kultur ein Ergebnis dessen ist, was von Gilgamesch und Eabani herrührt. Da ragt Hellsichtigkeit von dem Gottmenschen Gilgamesch und Hellsichtigkeit von der jungen Seele Eabani in die chaldäisch-babylonische Kultur hinein.“ (Lit.: GA 126, S. 17f)
Gilgamesch und Eabani wurden zu der Zeit wiedergeboren, als Heraklit (um 520 v. Chr.; † um 460 v. Chr.) in Ephesos lebte, und beide wurden im Tempel der Artemis in Ephesos in die ephesischen Mysterien eingeweiht. Eabani war in dieser Inkarnation vermutlich der griechische Philosoph Kratylos, der im hohen Alter noch einer der Lehrer des jungen Platon wurde und nach dem auch der nach 399 v. Chr. von Platon verfasste sprachphilosophische Dialog Kratylos benannt ist. Wenig später wurde Gilgamesch als Alexander der Große wiedergeboren und Eabani als dessen Lehrer Aristoteles.
„Heraklit, viele der größten Philosophen, auch Platon, Pythagoras, sie alle haben noch von Ephesus gelernt. Ephesus war wirklich dasjenige, was bis zu einem gewissen Punkte bewahrt hatte die alten orientalischen Weistümer. Und auch diejenigen Individualitäten, die in Aristoteles und Alexander dem Großen waren, in Ephesus konnten sie erfahren, etwas später als Heraklit, was dann noch an altem Wissen in den orientalischen Mysterien war, das als Erbstück geblieben ist dem Mysterium von Ephesus. Innig verbunden insbesondere mit der Alexanderseele war dasjenige, was in Ephesus an Mysterienwesen lebte. Und nun geschah eines jener historischen Ereignisse, von denen die Triviallinge annehmen, daß sie ein äußerer Zufall sind, die aber gerade tief, tief begründet sind in den inneren Zusammenhängen der Menschheitsentwickelung.
Um die Bedeutung dieses historischen Ereignisses einsehen zu können, rufen wir uns das Folgende einmal vor die Seele, Denken Sie daran, daß ja in den beiden Seelen, in der Seele desjenigen, der dann Aristoteles wurde, und desjenigen, der Alexander der Große wurde, zunächst das lebte, was innerlich verarbeitet war aus uralter Zeit heraus, dann das lebte, was in Ephesus ihnen ungeheuer wertvoll geworden war. Ich möchte sagen, ganz Asien, aber in der Form, in der es griechisch geworden war in Ephesus, lebte in den beiden, insbesondere in der Seele desjenigen, der später Alexander der Große geworden ist. Nun stelle man sich auch den Charakter vor - ich habe ihn geschildert aus der Gilgamesch-Zeit - , und man denke sich, daß sich ja nun im lebendigen Verkehr zwischen Alexander und Aristoteles das Wissen, das an den alten Orient und an Ephesus gebunden war, wiederholte, aber in der neuen Form des Wissens wiederholte. Man stelle sich das nur vor. Man stelle sich vor, was hätte werden müssen, wenn das gigantische Dokument, das eigentlich in diesen Seelen mit einer ungeheuren Intensität gelebt hat, wenn dieses gigantische Dokument, das Mysterium von Ephesus, dagewesen wäre, wenn also auch in der Alexander-Inkarnation Alexander das Mysterium von Ephesus noch angetroffen hätte! Man stelle sich das vor, und man würdige dann die Tatsache, daß an dem Tage, an dem Alexander geboren wurde, Herostrat die Brandfackel in das Heiligtum von Ephesus geworfen hat, so daß der Dianentempel von Ephesus an dem Tage, an dem Alexander geboren wurde, durch Frevlerhand abgebrannt ist. Es ward nicht mehr gefunden dasjenige, was gerade geknüpft war an seine Denkmal-Dokumente. Das war nun nicht da; das war im Grunde genommen allein jetzt als historische Mission in der Seele des Alexander und in seinem Lehrer Aristoteles.“ (Lit.: GA 233, S. 91ff)
„Wie das Schattenbild des Gilgamesch steht Alexander der Große im vierten, im griechisch-lateinischen Zeitraum, wie die Projektion eines Geistigen auf den physischen Plan. Und der Eabani, der ist, projiziert auf den physischen Plan, Aristoteles, der Lehrer Alexanders des Großen. So sonderbar das ist: Alexander und Aristoteles stehen nebeneinander wie Gilgamesch und Eabani. Und wir sehen sozusagen, wie im ersten Drittel des vierten nachatlantischen Zeitraumes von Alexander dem Großen herübergetragen wird - nur in die Gesetze des physischen Planes übersetzt - das, was von Gilgamesch der chaldäisch-babylonischen Kultur gegeben worden war. Das drückt sich wunderbar aus, indem als eine Nachwirkung der Taten Alexanders des Großen an der Stätte des ägyptisch-chaldäischen Kulturschauplatzes Alexandria gegründet wird, um es, wie in ein Zentrum, gerade dort hinzusetzen, wohin der dritte Zeitraum, der ägyptisch-babylonischchaldäische, so mächtig gereicht hatte. Und alles sollte sich zusammenfinden in diesem alexandrinischen Kulturzentrum.“ (Lit.: GA 126, S. 18f)
Siehe auch
Literatur
- Stefan M. Maul: Das Gilgamesch-Epos. Beck, München 2006, ISBN 3-406-52870-8
- Rudolf Steiner: Okkulte Geschichte, GA 126 (1992), ISBN 3-7274-1261-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Die Weltgeschichte in anthroposophischer Beleuchtung und als Grundlage der Erkenntnis des Menschengeistes, GA 233 (1991), ISBN 3-7274-2331-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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