Alexander der Große

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„Alexanders Einzug in Babylon“ von Charles Le Brun, 1661–1665

Alexander der Große (griech. Ἀλέξανδρος ὁ Μέγας Aléxandros ho Mégas) bzw. Alexander III. von Makedonien (* 20. Juli 356 v. Chr. in Pella; † 10. Juni 323 v. Chr. in Babylon) kam in jener Nacht zur Welt, in der der zu den Sieben Weltwundern der Antike zählende Tempel der Artemis in Ephesos durch die Brandstiftung des Herostratos zerstört wurde.

Auf Geheiß seines Vaters Philipp II. wurde der junge Alexander von dem griechischen Philosophen Aristoteles erzogen und in Philosophie, Mathematik und den Künsten unterwiesen. Von 336 v. Chr. bis zu seinem Tod war Alexander König von Makedonien und Hegemon des Korinthischen Bundes. Mit seinem Regierungsantritt begann zugleich das Zeitalter des Hellenismus, dessen kulturelles Erbe den politischen Zusammenbruch der griechischen Welt unbeschadet überstand und noch für Jahrhunderte in Rom und in Byzanz fortwirkte.

Der Alexanderzug

Ägyptische Namen Alexanders des Großen
Horusname
G5
G20V31
I6 O49
Mek-kemet
Mk-km.t
Beschützer Ägyptens
Thronname
M23
X1
L2
X1
C12C1U21
N35
N36
Setep-en-Re-merj-Amun
Stp-n-Rˁ-mr.j-Jmn
Auserwählt von Re, geliebt von Amun
Eigenname
G1E23
V31
O34
M17N35
D46
D21
O34
Alexandros
Alksjndrs

Während seiner Regierungszeit dehnte Alexander die Grenzen des Reiches, das sein Vater aus dem zuvor nur wenig bedeutenden Kleinstaat Makedonien und mehreren griechischen Poleis errichtet hatte, durch den sogenannten Alexanderzug (Frühjahr 334 bis März 324 v. Chr.) und die Eroberung des Altpersisches Reichs (Achämenidenreich) bis nach Indien aus, nachdem er im November 333 v. Chr. in der berühmten Schlacht bei Issos den persischen Großkönig Dareios III. besiegt hatte.

In Ägypten wurde Alexander als Befreier empfangen und ließ sich zum Pharao und Sohn des Amun-Re ausrufen. 331 v. Chr. begründete er im Nildelta an der Stelle der ägyptischen Siedlung Rachotis (Raqote) die Hafenstadt Alexandria, die für lange Zeit eines der bedeutendsten kulturellen Zentren der Antike blieb. Die Bibliothek von Alexandria war die bedeutendste Bibliothek des klassischen Altertums.

Tafel 8; der linke Teil der Zeichnung (gelb, weißer Kreis mit grünen Strichen) bezieht sich auf die vorangegangenen, nicht unmittelbar zu diesem Thema gehörigen Ausführungen Steiners GA 233, S. 81ff

"Und nun sehen wir, wie mit diesem Zug Alexanders des Großen tatsächlich in einer ganz wunderbaren Weise nicht eine Kultureroberung gemacht wird, wie man nicht versucht, irgendwie Hellenentum in einer äußeren Weise dem Orientalen zu bringen, sondern Alexander der Große nimmt überall nicht nur die Sitten des Landes an, sondern er ist überall imstande, aus den Herzen, aus den Gemütern der Menschen heraus zu denken. Als er nach Ägypten, nach Memphis kommt, wird er als ein Befreier von all dem geistigen Sklavenzeug angesehen, das bis dahin geherrscht hat. Das Perserreich durchdringt er mit einer Kultur, mit einer Zivilisation, zu der die Perser niemals imstande gewesen sind. Bis nach Indien dringt er vor. Den Plan faßt er, den Ausgleich, die Harmonisierung zu bewirken zwischen hellenischer und orientalischer Zivilisation. Überall gründet er Akademien. Die bedeutsamsten für die Nachwelt sind ja dann die Akademien, die er in Alexandria, in Nordägypten, gründete. Aber das allerwichtigste ist, daß er überall in Asien drüben große und kleine Akademien gründet, in denen dann in der folgenden Zeit die Werke des Aristoteles, auch die Traditionen des Aristoteles gepflegt werden. Und das hat durch Jahrhunderte in Vorderasien weitergewirkt, so weitergewirkt, daß, ich möchte sagen, immerfort noch wie im schwachen Nachbilde sich das wiederholt hat, was Alexander inaugurierte. Alexander hat zunächst in einem mächtigen Stoß das Naturwissen drüben in Asien gepflanzt bis nach Indien hinein - durch seinen frühen Tod war er nur nicht imstande, bis nach Arabien zu kommen: Das war sein Hauptziel. Bis nach Indien hinein, bis nach Ägypten hinein, überallhin verpflanzte er das, was er als Naturgeist-Wissen von Aristoteles aufgenommen hatte. Und er hat es überall so hingestellt, daß es fruchtbar werden konnte dadurch, daß die Menschen, die es aufnehmen sollten, es als ihr Eigenes empfanden, nicht als ein fremdes Hellenisches, das ihnen aufgedrängt werden sollte. Es konnte tatsächlich nur eine so feuersprühende Natur wie Alexander der Große dies bewirken, was da bewirkt worden ist. Denn immerdar kamen Nachschübe. Viele Gelehrte der späteren Zeit gingen wiederum von Griechenland hinüber, und insbesondere war es eine der Akademien - außer Edessa war es die Akademie von Gondishapur -, welche durch Jahrhunderte hindurch immer wieder und wiederum Nachzüge aus Griechenland erfahren hat.

Da wurde das Ungeheure vollzogen, daß dasjenige, was vom Oriente herübergekommen war (es wurde gezeichnet, wobei sich die beiden Zeichnungen überschnitten; siehe Originaltafel 8. - Rot von rechts nach links, heller Fleck), was in Ephesus gestoppt worden ist durch die Brandfackel des Herostrat, daß das von seinem Schattenbilde, das in Griechenland war, zurück beleuchtet wurde (hellgrün von links nach rechts) bis zum letzten Akt, als durch oströmische Tyrannei die griechischen Philosophenschulen geschlossen wurden im 6. nachchristlichen Jahrhunderte und die letzten der griechischen Philosophen sich hinüberflüchteten nach der Akademie von Gondishapur.

Es war dieses ein Ineinanderarbeiten desjenigen, was vorangegangen war, und desjenigen, was zurückgeblieben war. Dadurch war in der Tat in dieser Mission, wenn auch mehr oder weniger unbewußt, aber es war darinnen, daß ja in einer gewissen Weise in Griechenland die Welle des Zivilisationslebens angekommen war auf eine luziferische Art, in Asien drüben sie zurückgeblieben war auf eine ahrimanische Art; in Ephesus war der Ausgleich. Und Alexander wollte, da Ephesus physisch an seinem Geburtstage zugrunde gegangen war, ein geistiges Ephesus, das seine Sonnenstrahlen über Orient und Okzident ausstrahlen sollte, begründen. In tieferem Sinne lag dem Wollen Alexanders zugrunde, ein geistiges Ephesus zu begründen über Vorderasien bis nach Indien hinein, über das ägyptische Afrika, über den Osten von Europa." (Lit.: GA 233, S. 93ff)

323 v. Chr. erkrankte Alexander in Babylon an einem Fieber und starb dort in seinem 33. Lebensjahr.

Der Feldzug Alexanders des Großen

Alexander und Aristoteles

Alexander der Große; hellenistisch, 2. bis 1. Jahrhundert v. Chr., griechischer Marmor
Aristoteles-Büste

Rudolf Steiner hat in zahlreichen Vorträgen die geistige Bedeutung der Verbindung von Alexander und Aristoteles, die schon auf mehrere frühere gemeinsame irdische Inkarnationen zurückging, ausführlich besprochen. So soll Alexander laut Steiner als Gilgamesch verkörpert gewesen sein und Aristoteles als dessen Freund Eabani (Enkidu). In weiteren gemeinsamen Erdenleben hätten sie die antiken Mysterien kennengelernt, insbesonders die ephesischen Mysterien.

"Diese Geheimnisse der geistig-göttlichen Welt sind bewahrt worden in den Mysterienstätten. So zum Beispiel war vieles von den alten, heiligen Geheimnissen, die da kündeten den Zusammenhang der menschlichen Seele mit den göttlich-geistigen Welten, aufbewahrt worden in dem Mysterium der Diana von Ephesus und im ephesischen Tempel. Da war vieles darinnen, was einem Zeitalter, das herausgegangen war zur menschlichen Persönlichkeit, nicht mehr verständlich war. Und wie ein Wahrzeichen des geringen Verständnisses der bloß äußern Persönlichkeit für das, was spirituell geblieben ist, steht uns die halb mythische Figur des Herostrat da, die nur auf das Äußerlichste der Persönlichkeit sieht; Heros trat, der die Feuerfackel wirft in den Tempel dos Heiligtums von Ephesus. Wie ein Wahrzeichen des Zusammenstoßes der Persönlichkeit mit dem, was von alten spirituellen Zeiten geblieben ist, erscheint uns diese Tat. Und an demselben Tage, wo ein Mensch, bloß um seinen Namen auf die Nachwelt zu bringen, die Feuerfackel wirft in den Tempel des Heiligtums von Ephesus, an dem gleichen Tage wird der Mensch geboren, der zur Persönlichkeitskultur das allermeiste getan hat auf demjenigen Grund und Boden, auf dem die bloße Persönlichkeitskultur überwunden werden soll: Herostrat wirft die Fackel an dem Tage, da Alexander der Große geboren wird, der Mensch, der ganz Persönlichkeit ist. So steht Alexander der Große da als das Schattenbild des Gilgamesch.

Dahinter steckt eine tiefe Wahrheit. Wie das Schattenbild des Gilgamesch steht Alexander der Große im vierten, im griechisch-lateinischen Zeitraum, wie die Projektion eines Geistigen auf den physischen Plan. Und der Eabani, der ist, projiziert auf den physischen Plan, Aristoteles, der Lehrer Alexanders des Großen. So sonderbar das ist: Alexander und Aristoteles stehen nebeneinander wie Gilgamesch und Eabani. Und wir sehen sozusagen, wie im ersten Drittel des vierten nachatlantischen Zeitraumes von Alexander dem Großen herübergetragen wird - nur in die Gesetze des physischen Planes übersetzt - das, was von Gilgamesch der chaldäisch-babylonischen Kultur gegeben worden war. Das drückt sich wunderbar aus, indem als eine Nachwirkung der Taten Alexanders des Großen an der Stätte des ägyptisch-chaldäischen Kulturschauplatzes Alexandria gegründet wird, um es, wie in ein Zentrum, gerade dort hinzusetzen, wohin der dritte Zeitraum, der ägyptisch-babylonischchaldäische, so mächtig gereicht hatte. Und alles sollte sich zusammenfinden in diesem alexandrinischen Kulturzentrum. Da sind nach und nach wirklich zusammengekommen all die Kulturströmungen, die sich begegnen sollten aus der nachatlantischen Zeit. Wie in einem Zentrum trafen sie sich gerade in Alexandrien, an der Stätte, die hingestellt war auf den Schauplatz des dritten Kulturzeitraums, mit dem Charakter des vierten Zeitraums. Und Alexandria überdauerte die Entstehung des Christentums. Ja, in Alexandrien entwickelten sich erst die wichtigsten Dinge des vierten Kulturzeitraumes, als das Christentum schon da war. Da waren die großen Gelehrten tätig, da waren insbesondere die drei allerwesentlichsten Kulturströmungen zusammengeflossen: die alte heidnisch-griechische, die christliche und die mosaisch-hebräische. Die waren zusammen in Alexandria, die wirkten da durcheinander. Und es ist undenkbar, daß die Kultur Alexandriens, die ganz auf Persönlichkeit gebaut war, durch irgend etwas anderes hätte inauguriert werden können als durch das mit Persönlichkeit inspirierte Wesen, wie es Alexander der Große war." (Lit.: GA 126, S. 18f)

Aus Notizen Rudolf Steiners, die durch das Ehepaar Kirchner-Bockholt publiziert worden sind, geht hervor, dass Alexander und Aristoteles später als Sigune und Schionatulander wiedergeboren wurden, die aus Wolfram von Eschenbachs Versepen Titurel und Parzival bekannt sind. Darauf mögen sich wohl auch folgende Worte in den Karmavorträgen Rudolf Steiners beziehen, in denen er das Schicksal von Aristoteles und Alexander in den späteren Zeiten weiter verfolgt:

„Da sie dann ihr Karma heruntertrug in das Erdenleben, ... , lebten sie eigentlich als unbeachtete, unbekannte, früh hinsterbende Persönlichkeiten in einem allerdings für die Anthroposophie wichtigen Winkel Europas, aber eben, ich möchte sagen, nur wie kurze Zeit durch ein Fenster hereinschauend in die abendländische Zivilisation, Eindrücke, Impulse mitnehmend, aber nicht irgendwie bedeutsame Impulse gebend. Das mußten sie sich aufsparen für später.“ (Lit.:GA 240, S. 227)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.