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Bibliothek
Eine Bibliothek (von griech. βιβλιοθήκη biblio-thḗkē, wörtlich ein „Buch-Behälter“; lat. scrinium oder capsa „Kasten, Kiste, Kapsel, Behälter“) oder Bücherei (eine 1658 von Johann Amos Comenius eingeführte Lehnübersetzung aus dem Niederländischen[1]) ordnet überliefertes Wissen und stellt es in Form gedruckter (Bücher, Zeitschriften) oder elektronischer Medien (E-Books, DVDs, elektronische Zeitschriften und andere audiovisuelle Medien) der Öffentlichkeit oder einem eingeschränkten berechtigten Benutzerkreis zur Verfügung. Die Wurzeln des Bibliothekswesens reichen bis in die ägyptisch-chaldäische Zeit zurück und sind eng mit der Entwicklung der Schrift verbunden. Bibliotheken bewahren einerseits wertvolles Kulturgut oft über Jahrtausende, anderseits besteht auch stets die Gefahr, dass dieses zu einem toten, unfruchtbaren Wissen mumifiziert wird, das die lebendige Entfaltung des schöpferischen Denkens behindert und so die «Konservenbüchsen der Weisheit» zu einem mächtigen Werkzeug Ahrimans werden.
„Ahriman hat gewissermaßen mit Luzifer einen Vertrag geschlossen, den ich so bezeichnen möchte: Ich, Ahriman, finde es für mich besonders günstig - so sagte Ahriman zu Luzifer - , die Konservenbüchsen in Anspruch zu nehmen; dir überlasse ich den Magen, wenn du es mir nur überläßt, die Mägen in Dämmerung zu wiegen, respektive die Bewußtseine der Menschen in bezug auf den Magen in Dämmerung zu wiegen.
Sie müssen nur richtig verstehen, was ich damit meine. In Dämmerung über den Magen sind diejenigen Menschen, die ich eben als Seelenfresser und als Geistesfresser bezeichnet habe; denn sie führen direkt der luziferischen Strömung dasjenige zu, was sie ihrem Magen zuführen, wenn sie nicht in ihrer Menschheit Spirituelles tragen. Durch den Magen geht das ungeistig Gegessene und Getrunkene zu Luzifer hin!
Und mit den Konservenbüchsen, was meine ich denn eigentlich damit? Mit den Konservenbüchsen meine ich die Bibliotheken und ähnliches, wo diejenigen Wissenschaften aufbewahrt sind, die man zwar treibt, die man aber nicht eigentlich mit seinem wirklichen Interesse verfolgt, die nicht bei den Menschen leben, sondern in den Büchern, die in den Bibliotheken stehen. Sehen Sie sich diese Wissenschaft an, die abseits von den Menschen getrieben wird! Viele Bücher stehen überall in den Bibliotheken. Jeder Student muß schon anfangen, wenn er das Doktorat macht, eine gelehrte Abhandlung zu machen; dann werden diese in möglichst viele Bibliotheken hineingestellt. Dann kommt wiederum eine gelehrte Abhandlung, wenn der Betreffende in irgendeine Stellung hineinrücken will. Aber auch sonst schreiben und schreiben und schreiben die Menschen heute. Aber gelesen wird das wenigste von dem, was heute geschrieben wird. Nur dann, wenn die Menschen sich vorbereiten müssen für dieses oder jenes, dann zitieren sie das, was da in den Bibliotheken drinnen modert, konserviert ist. Diese «Konservenbüchsen der Weisheit», das ist dasjenige, was besonders ein gutes Förderungsmittel für Ahriman ist.“ (Lit.: GA 191, S. 207)
„In alten Zeiten, als das atavistische Hellsehen unter den Menschen noch heimisch war, hat es Mysterienstätten gegeben. In diesen Mysterienstätten, die gleichzeitig Kirche, Schule und Kunststätte waren, suchten diejenigen, die dort ihre menschliche Entwickelung durchmachten, auch an die Kräfte der Erkenntnis heranzukommen, aber eben mehr in seelischer Weise. In diesen Mysterienstätten war damals so mancherlei anzutreffen-aber eine Bibliothek in unserem Sinne gab es nicht. Mißverstehen Sie mich nicht: eine Bibliothek in unserem Sinne gab es nicht. Etwas Bibliothekartiges, das heißt Dinge, die aufgeschrieben waren, gab es wohl, aber alles Aufgeschriebene war da, um gelesen zu werden, um auf Seelen zu wirken. Heute ist ein großer Teil des Bibliothekmaterials nur da, um aufgespeichert, nicht um gelesen zu werden. Man nimmt es sich nur vor, wenn man eine Dissertation zu schreiben hat, weil man es da berücksichtigen muß. Aber man möchte am liebsten die Lebendigkeit ganz ausschalten. Ganz Mechanisches soll hineinkommen in die Dissertationen. Man will, daß der Mensch möglichst wenig Anteil daran habe. Es ist aller Anteil des Menschen an der Geistigkeit aus dem Menschen herausgerissen.
Das muß wiederkommen und jetzt in voller Bewußtheit: daß die Geistigkeit ein Lebendiges wird, daß wir nicht bloß erfahren, was äußerlich mit den Sinnen gesehen werden kann, sondern daß wir wieder erfahren, was im Geiste geschaut werden kann. Es muß das Zeitalter des Michael eintreten. Im Grunde genommen ist alles, was den Menschen vom fünfzehnten Jahrhundert an zuteil geworden ist, von außen eingeflossen. Im Zeitalter des Michael wird der Mensch sein eigenes Verhältnis zur geistigen Welt finden müssen. Und Wissen, Erkennen wird in einer ganz anderen Weise wertvoll werden.
Sehen Sie, was von den alten Mysterien in den Bibliotheken war, waren mehr Denkmäler, in denen aufgezeichnet wurde, was in die Erinnerung aller übergehen sollte. Mit unseren Büchern lassen sich jene Bibliotheken gar nicht vergleichen. Denn alle Mysterienführer haben ihre Zöglinge zu einer anderen Lektüre angewiesen. Sie haben gesagt: Es gibt eine Bibliothek — und diese Bibliothek sind die Menschen, die draußen herumlaufen. An denen lernt lesen! Lernt lesen die Geheimnisse, die in jedem Menschen eingezeichnet sind! - Dazu müssen wir wiederkommen. Wir müssen nur gewissermaßen von einer andern Seite dazu kommen, so dazu kommen, daß wir als Erzieher wissen: Alle Erkenntnis, alles Wissen als Aufstapelung hat keinen Wert. Da ist es tot und bekommt sein Leben nur vom Drachen. Wir aber müssen, indem wir überhaupt «wissen» wollen, die Empfindung haben, daß dieses Wissen etwas ist, was nicht da und dort aufgestapelt werden kann, weil es gleich auseinanderfließen würde. Wir müssen lernen, daß in der Literatur dasjenige, was Geist ist, eigentlich nur angedeutet werden kann.
Wie können Sie in einem Buche das wirklich umfaßt haben, was Geist ist? Ist doch das Geistige ein Lebendiges! Das Geistige gleicht nicht den Knochen, es gleicht dem Blute. Und das Blut braucht Gefäße, in denen es rinnt. Was wir als Geistiges erkennen, braucht Gefäße. Diese Gefäße sind die aufwachsenden Menschen. Da müssen wir es hineingießen, damit es überhaupt zusammenhält. Sonst müssen wir den Geist haben als etwas, das so lebendig ist, daß es gleich zerrinnt. Wir müssen alle unsere Erkenntnisse schon so bewahren, daß sie rinnen können in den sich entwickelnden Menschen. Dann werden wir Michael das Fahrzeug zimmern, werden die Genossen des Michael werden können.“ (Lit.: GA 217, S. 193ff)
„Wir wissen, daß vorläufig noch in entgegengesetztem Sinne in der Welt verfahren wird. Diejenigen, die heute Erzieher sein sollen, die prüft man ja vor allen Dingen in bezug auf dasjenige, was sie wissen, was sie an inhaltlichem Wissen in sich aufgenommen haben. Fast möchte man ja schon sagen: man prüft sie über dasjenige, was sie in Büchern finden können, wovon es besser wäre, daß sie sich darüber eine Bibliothek anlegten. Man prüft am allermeisten über das, was man jederzeit in der Bibliothek nachschlagen kann, wenn man das Nachschlagen gelernt hat. Namentlich bei der Lehrerprüfung müßte die Hauptsache nicht dasjenige sein, was der Betreffende, wenn er es braucht, leicht finden kann; auf das Wissen wäre weniger Wert zu legen. Dagegen müßte jeder Lehrer angesehen werden daraufhin, wie er in seiner Gesinnung, in seiner Empfindung verbunden sein kann mit dem, was die Menschen sich als Erkenntnis, als Gefühl für die Entwickelung des ganzen Universums aneignen können. An dem Gefühl, das man gegenüber der Menschen- und Weltenentwickelung hat, sollte abgemessen werden, ob ein Mensch als Lehrer tauglich ist oder nicht. Dann würden allerdings diejenigen in ihrem Examen durchfallen, welche nur am meisten wissen, und diejenigen würden das Examen am besten bestehen, die im geistigen Sinne gute Menschen sind.“ (Lit.: GA 161, S. 77)
„Ein Mensch, der vielleicht Übungen macht, vielleicht nicht einmal Übungen macht um Geistesforscher zu werden, sondern der sich nur ernstlich bemüht, Geisteswissenschaft zu verstehen, ein solcher wird vielleicht lange, lange nicht daran denken können, selber etwas hellseherisch zu schauen. Er wird es einmal können, aber das kann vielleicht noch ein fernes Ideal bei ihm sein. Aber wer Geisteswissenschaft wirklich auf seine Seele wirken läßt, der wird sehen, daß sich in seiner Seele die Instinkte des Lebens, die mehr unbewußten Triebfedern des Lebens ändern. Seine Seele wird wirklich anders. Man kann ein ungeschickter Mensch sein im Leben und wird Geisteswissenschafter, und man wird sehen, daß, ohne daß man irgend etwas anderes getan hat, als sich mit dieser Geisteswissenschaft zu durchdringen, man bis in die Handgriffe hinein geschickter wird. Wird man Geisteswissenschafter, so geht man nicht mehr wie früher in die Bibliotheken und läßt sich (beispielsweise) erst fünfzig Bücher geben, die nichts nutzen, sondern man greift unmittelbar an das Richtige. Es greift wirklich Geisteswissenschaft in das Leben ein, macht die Instinkte anders, versetzt in unsere Seele Triebfedern, die uns geschickter ins Leben hineinstellen.“ (Lit.: GA 153, S. 130f)
Siehe auch
- Kategorie:Bibliothek - Artikel in der deutschen Wikipedia
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Literatur
- Rudolf Steiner: Wege der geistigen Erkenntnis und der Erneuerung künstlerischer Weltanschauung, GA 161 (1999), ISBN 3-7274-1610-6 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Soziales Verständnis aus geisteswissenschaftlicher Erkenntnis, GA 191 (1989), ISBN 3-7274-1910-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Geistige Wirkenskräfte im Zusammenleben von alter und junger Generation. Pädagogischer Jugendkurs., GA 217 (1988), ISBN 3-7274-2170-3 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Inneres Wesen des Menschen und Leben zwischen Tod und neuer Geburt, GA 153 (1978)
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
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Einzelnachweise
- ↑ Werner Krieg: Einführung in die Bibliothekskunde, 2. Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1990, S. 2.