Veda: Unterschied zwischen den Versionen

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Mit '''Veda''' ([[Sanskrit]], m., वेद, veda, wörtl.: "Wissen") werden im [[Hinduismus]] die heiligen Schriften bezeichnet. Den Kern des Veda bilden die Texte der [[Shruti]], das sind von [[Rishi]]s (Weisen) "gehörte" Texte, also Offenbarungen. Die '''vedische Zeit''' und die damit verbundene '''vedische Kultur''' begann etwa um 1500 v. Chr., als [[Arier|arische Stämme]] von Norden her nach [[Indien]] einwanderten und die nördlichen Flussebenen des [[w:Indus|Indus]] und des [[w:Ganges|Ganges]] besiedelten. Mit den politischen und religiösen Umbrüchen im 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. endete das vedische Zeitalter. [[w:563 v. Chr.|563 v. Chr.]] wurde [[Siddhartha Gautama]] geboren, der später zur Würde des [[Buddha]] aufstieg. Als [[Alexander der Große]] [[w:326 v. Chr.|326 v. Chr.]] bis nach Indien vordrang, wurde schließlich das klassische Zeitalter der indischen Kultur eingeläutet.
Mit '''Veda''' ([[Sanskrit]], m., वेद, veda, wörtl.: „Wissen“) werden im [[Hinduismus]] die heiligen Schriften bezeichnet. Den Kern des Veda bilden die Texte der [[Shruti]], das sind von [[Rishi]]s (Weisen) „gehörte“ Texte, also Offenbarungen. Die '''vedische Zeit''' und die damit verbundene '''vedische Kultur''' begann etwa um 1500 v. Chr., als [[Arier|arische Stämme]] von Norden her nach [[Indien]] einwanderten und die nördlichen Flussebenen des [[w:Indus|Indus]] und des [[w:Ganges|Ganges]] besiedelten. Mit den politischen und religiösen Umbrüchen im 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. endete das vedische Zeitalter. [[w:563 v. Chr.|563 v. Chr.]] wurde [[Siddhartha Gautama]] geboren, der später zur Würde des [[Buddha]] aufstieg. Als [[Alexander der Große]] [[w:326 v. Chr.|326 v. Chr.]] bis nach Indien vordrang, wurde schließlich das klassische Zeitalter der indischen Kultur eingeläutet.


Die Veden wurden lange Zeit mit erstaunlicher Präzision [[Wikipedia:Mündliche Überlieferung|mündlich überliefert]], da es sich um heilige Texte handelt. Das Wissen durfte nur an auserwählte Schüler weitergegeben werden. Erst um das 5. nachchristliche Jahrhundert wurden sie niedergeschrieben. Noch heute gibt es [[Brahmane]]n, die die Veden auswendig können. Die Bedeutung des Veda ist auch heute noch sehr groß.
Die Veden wurden lange Zeit mit erstaunlicher Präzision [[Wikipedia:Mündliche Überlieferung|mündlich überliefert]], da es sich um heilige Texte handelt. Das Wissen durfte nur an auserwählte Schüler weitergegeben werden. Erst um das 5. nachchristliche Jahrhundert wurden sie niedergeschrieben. Noch heute gibt es [[Brahmane]]n, die die Veden auswendig können. Die Bedeutung des Veda ist auch heute noch sehr groß.
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Es gibt vier Veden: [[Rigveda]], [[Samaveda]], den weißen und den schwarzen [[Yajurveda]] und den [[Atharvaveda]]. (Mitunter werden die [[Wikipedia:Agamas|Agamas]], aus denen sich die [[Tantra]]-Lehre entwickelt hat, als der fünfte Veda bezeichnet.)
Es gibt vier Veden: [[Rigveda]], [[Samaveda]], den weißen und den schwarzen [[Yajurveda]] und den [[Atharvaveda]]. (Mitunter werden die [[Wikipedia:Agamas|Agamas]], aus denen sich die [[Tantra]]-Lehre entwickelt hat, als der fünfte Veda bezeichnet.)


Die Begriffe "Veda" und "vedisch" werden in Indien auch im weiteren Sinne mit der Bedeutung "[[Wissen]]" verwendet und beziehen sich nicht nur auf Texte, sondern auf das religiöse und weltliche Wissen schlechthin.
Die Begriffe „Veda“ und „vedisch“ werden in Indien auch im weiteren Sinne mit der Bedeutung [[Wissen]]verwendet und beziehen sich nicht nur auf Texte, sondern auf das religiöse und weltliche Wissen schlechthin.


Die Tradition der vedischen Gesänge wurde von der UNESCO unter die [[Wikipedia:Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit|Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit]] aufgenommen.
Die Tradition der vedischen Gesänge wurde von der UNESCO unter die [[Wikipedia:Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit|Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit]] aufgenommen.


== Textschichten ==
== Textschichten ==
Die älteste Schicht (ca. 1200 v. Chr. - 900 v. Chr.) des Veda  bilden die vier '''[[Samhita]]s''' (Hymnen). Sie bilden den eigentlichen Kern des Veda:
Die älteste Schicht (ca. 1200 v. Chr. 900 v. Chr.) des Veda  bilden die vier '''[[Samhita]]s''' (Hymnen). Sie bilden den eigentlichen Kern des Veda:


* die [[Rigveda]]-Samhita, (Hymnen)
* die [[Rigveda]]-Samhita, (Hymnen)
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* die [[Atharvaveda]]-Samhita, (magische Formeln)
* die [[Atharvaveda]]-Samhita, (magische Formeln)


Die nächste Schicht (ca. 800 v. Chr. - 600 v. Chr.) bilden die '''[[Brahmanas]]''' (Ritualtexte):
Die nächste Schicht (ca. 800 v. Chr. 600 v. Chr.) bilden die '''[[Brahmanas]]''' (Ritualtexte):
* z. B. das Aitereya-Brahmana (gehört zum Rigveda)
* z. B. das Aitereya-Brahmana (gehört zum Rigveda)
* z. B. das Shatapatha-Brahmana (gehört zum weißen Yajurveda)
* z. B. das Shatapatha-Brahmana (gehört zum weißen Yajurveda)


Dann kommen die '''[[Aranyakas]]''' ("Waldtexte"):
Dann kommen die '''[[Aranyakas]]''' („Waldtexte“):
* z. B. das Kaushitaki-Aranyaka (gehört zum Rigveda)
* z. B. das Kaushitaki-Aranyaka (gehört zum Rigveda)
* z. B. das Taittiriya-Aranyaka (gehört zum schwarzen Yajurveda)
* z. B. das Taittiriya-Aranyaka (gehört zum schwarzen Yajurveda)


Und zuletzt (ca. 700 v. Chr. - 500 v. Chr.) kommen die '''[[Upanishaden]]''' (philosophische Lehren). Jedoch werden nicht alle Upanishaden zum Veda gerechnet.
Und zuletzt (ca. 700 v. Chr. 500 v. Chr.) kommen die '''[[Upanishaden]]''' (philosophische Lehren). Jedoch werden nicht alle Upanishaden zum Veda gerechnet.


*z. B. die Aitereya-Upanishad (gehört zum Rigveda)
*z. B. die Aitereya-Upanishad (gehört zum Rigveda)
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Die [[Samhita]]s sind in einer frühen Form des [[Sanskrit]], dem nach dem Veda benannten [[Vedisch]]en geschrieben. Sie enthalten vor allem Texte, die von den Priestern der [[Wikipedia:Geschichte des Hinduismus|Vedischen Religion]] beim [[Opfer (Religion)|Opferzeremoniell]] gesprochen oder gesungen wurden. Die späteren Upanishaden sind in [[Sanskrit]] verfasst.
Die [[Samhita]]s sind in einer frühen Form des [[Sanskrit]], dem nach dem Veda benannten [[Vedisch]]en geschrieben. Sie enthalten vor allem Texte, die von den Priestern der [[Wikipedia:Geschichte des Hinduismus|Vedischen Religion]] beim [[Opfer (Religion)|Opferzeremoniell]] gesprochen oder gesungen wurden. Die späteren Upanishaden sind in [[Sanskrit]] verfasst.


Die Riksamhita ([[Rig Veda]]) enthält 1 028 Hymnen <!--ich bitte um genaue Quellenangaben, falls jemand andere Zählungen hier anführen will - siehe Diskussionsseite dieses Artikels. gez. Jonas Kork--> in zehn Liederkreisen ("[[Mandala]]s") mit insgesamt über 10 000 Versen ("ric", daher der Name), der [[Samaveda]] (''saman'' = "Melodie") umfasst fast ausschließlich Verse aus dem Rigveda, die nach liturgischen Gesichtspunkten anders angeordnet sind. Der [[Yajurveda]] ist in zwei Fassungen überliefert, dem "schwarzen" (''krishna'') und dem "weißen" (''shukla'') Yajurveda. Er ist in [[Prosa]] geschrieben und enthält hauptsächlich [[Mantra]]s (''yajus'' = "Opferspruch"). Der [[Atharva Veda|Atharvaveda]] überliefert neben altem auch jüngeres Material als die anderen Veden, in ihm finden sich viele [[Wikipedia:Zauberspruch|Zaubersprüche]] und magische Hymnen.
Die Riksamhita ([[Rig Veda]]) enthält 1 028 Hymnen <!--ich bitte um genaue Quellenangaben, falls jemand andere Zählungen hier anführen will - siehe Diskussionsseite dieses Artikels. gez. Jonas Kork--> in zehn Liederkreisen ([[Mandala]]s“) mit insgesamt über 10 000 Versen („ric“, daher der Name), der [[Samaveda]] (''saman'' = „Melodie“) umfasst fast ausschließlich Verse aus dem Rigveda, die nach liturgischen Gesichtspunkten anders angeordnet sind. Der [[Yajurveda]] ist in zwei Fassungen überliefert, dem „schwarzen“ (''krishna'') und dem „weißen“ (''shukla'') Yajurveda. Er ist in [[Prosa]] geschrieben und enthält hauptsächlich [[Mantra]]s (''yajus'' = „Opferspruch“). Der [[Atharva Veda|Atharvaveda]] überliefert neben altem auch jüngeres Material als die anderen Veden, in ihm finden sich viele [[Wikipedia:Zauberspruch|Zaubersprüche]] und magische Hymnen.


Die ersten drei Veden werden nach indischer Tradition auch als "Dreifaches Wissen", ''trayi vidya'', bezeichnet, der [[Atharvaveda]] wurde erst später mit ihnen gleichgestellt. Nach westlicher Schätzung geschah dies vielleicht im 3. Jh. v. Chr., als die Atharvaveda-Samhita ihre feste Form erhielt. Die drei anderen Veden wurden bereits früher kanonisiert, für den Rigveda wird eine Entstehungszeit von ca 1200 v. Chr. - 900 v. Chr. angenommen. Im [[Wikipedia:Hinduismus|Hinduismus]] glaubt man jedoch, dass die Texte etliche Tausend Jahre älter sind.
Die ersten drei Veden werden nach indischer Tradition auch als „Dreifaches Wissen“, ''trayi vidya'', bezeichnet, der [[Atharvaveda]] wurde erst später mit ihnen gleichgestellt. Nach westlicher Schätzung geschah dies vielleicht im 3. Jh. v. Chr., als die Atharvaveda-Samhita ihre feste Form erhielt. Die drei anderen Veden wurden bereits früher kanonisiert, für den Rigveda wird eine Entstehungszeit von ca 1200 v. Chr. 900 v. Chr. angenommen. Im [[Wikipedia:Hinduismus|Hinduismus]] glaubt man jedoch, dass die Texte etliche Tausend Jahre älter sind.


=== Brahmanas ===
=== Brahmanas ===
An die vier Samhitas schließen sich weitere Texte an, die auch zur [[Shruti]] (und damit zum Veda im weiteren Sinne) gehören. Die [[Brahmana]]s sind in Prosa verfasste Ritualtexte, die eine Opfertheologie entfalten. Nicht selten enthalten die Brahmanas auch ein Aranyaka und eine Upanishad.
An die vier Samhitas schließen sich weitere Texte an, die auch zur [[Shruti]] (und damit zum Veda im weiteren Sinne) gehören. Die [[Brahmana]]s sind in Prosa verfasste Ritualtexte, die eine Opfertheologie entfalten. Nicht selten enthalten die Brahmanas auch ein Aranyaka und eine Upanishad.


=== Aranyakas ===
=== Aranyakas ===
Die [[Aranyaka]]s ("Waldtexte") sind mystische Geheimlehren, die nicht im Dorf, sondern im Wald gelehrt wurden. Sie enthalten Opfersymbolik und priesterliche Philosophie. Ursprünglich handelte es sich meist um einzelne Kapitel der Brahmanas, die als Texte für das dritte Lebensstadium, den ''Vanaprastha'' (in der Waldeinsamkeit Lebender) gedacht waren, und später eigenständige Texte für die brahmanischen Schulen wurden.
Die [[Aranyaka]]s („Waldtexte“) sind mystische Geheimlehren, die nicht im Dorf, sondern im Wald gelehrt wurden. Sie enthalten Opfersymbolik und priesterliche Philosophie. Ursprünglich handelte es sich meist um einzelne Kapitel der Brahmanas, die als Texte für das dritte Lebensstadium, den ''Vanaprastha'' (in der Waldeinsamkeit Lebender) gedacht waren, und später eigenständige Texte für die brahmanischen Schulen wurden.


=== Upanishaden ===
=== Upanishaden ===
Die [[Upanishaden]] (wörtl.: "sích um (den Lehrer) herum setzen) sind spirituelle Erkenntnisse und "Geheimlehren", die im direkten Austausch zwischen Lehrer und Schüler vermittelt wurden. Diese Texte dürften zwischen 700 und 500 v. Chr. entstanden sein. In den Upanishaden wurde die Basis dessen formuliert, was auch noch Jahrhunderte später die Philosophie und Religion Indiens bestimmte: die Lehre von [[Atman]] und [[Brahman (Philosophie)|Brahman]], [[Samsara]] und [[Karma]]. Insbesondere die 10 ''mukhya upanishads'' (Haupt-Upanishaden) haben den späteren Hinduismus geprägt.
Die [[Upanishaden]] (wörtl.: „sich um den Lehrer herum setzen“) sind spirituelle Erkenntnisse und „Geheimlehren“, die im direkten Austausch zwischen Lehrer und Schüler vermittelt wurden. Diese Texte dürften zwischen 700 und 500 v. Chr. entstanden sein. In den Upanishaden wurde die Basis dessen formuliert, was auch noch Jahrhunderte später die Philosophie und Religion Indiens bestimmte: die Lehre von [[Atman]] und [[Brahman (Philosophie)|Brahman]], [[Samsara]] und [[Karma]]. Insbesondere die 10 ''mukhya upanishads'' (Haupt-Upanishaden) haben den späteren Hinduismus geprägt.


== Vedische Gesänge ==
== Vedische Gesänge ==
Die Tradition des Singens vedischer Hymnen wurde im Jahr 2003 in die UNESCO-Liste der [[Wikipedia:Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit|Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit]] aufgenommen.
Die Tradition des Singens vedischer Hymnen wurde im Jahr 2003 in die UNESCO-Liste der [[Wikipedia:Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit|Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit]] aufgenommen. Ein Beispiel:
Ein Beispiel:
 
"Geh hin zur Mutter, gehe hin zur Erde,
<poem style="margin-left:35px">
Der weitgestreckten, breiten, segensreichen ...
„Geh hin zur Mutter, gehe hin zur Erde,
Öffne dich, Erde, tu ihm nichts zuleide,
Der weitgestreckten, breiten, segensreichen ––
Empfang ihn freundlich und mit liebem Grusse."
Dem Frommen eine wollig-weiche Jungfrau ––
(Zitat eines vedischen Gesangs aus
Sie halte dich vom Randes des Verderbens!
Königsberger Beiträge, Verl.Gräfe&Unzer 1929:"Zur Erinnerung an R.Otto Franke", S.104-124).
Öffne dich, Erde, thu ihm nichts zuleide,
Empfang ihn freundlich und mit liebem Grusse.
– {{Kapitälchen|Zitat eines vedischen Gesangs<ref>Zitat aus: ''Königsberger Beiträge'', Verlag Gräfe & Unzer, 1929: ''Zur Erinnerung an R. Otto Franke'', S. 104–124. ([https://books.google.it/books?id=Q1YTAAAAQAAJ&newbks=1&newbks_redir=0&printsec=frontcover&pg=PR15&dq=veda+Geh+hin+zur+Mutter,+gehe+hin+zur&hl=de&redir_esc=y#v=onepage&q=veda%20Geh%20hin%20zur%20Mutter%2C%20gehe%20hin%20zur&f=false online] bei Google Books)</ref>}}
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== Andere Texte ==
== Andere Texte ==
Manchmal werden auch Texte der [[Smriti]] ("Erinnertes", der weltlichen Tradition zugehörige Texte) zum Veda hinzugezählt (wie das [[Mahabharata]]), hier besteht jedoch kein Konsens.
Manchmal werden auch Texte der [[Smriti]] („Erinnertes“, der weltlichen Tradition zugehörige Texte) zum Veda hinzugezählt (wie das [[Mahabharata]]), hier besteht jedoch kein Konsens.


Zur [[Smriti]] schließlich zählen die Vedangas ("Glieder des Veda"), das sind Hilfswissenschaften zum Verständnis und zur korrekten Überlieferung des Veda. Dazu gehören [[Wikipedia:Phonetik|Phonetik]], [[Wikipedia:Metrik|Metrik]], [[Wikipedia:Grammatik|Grammatik]], [[Wikipedia:Etymologie|Etymologie]], [[Astronomie]] und [[Wikipedia:Ritual|Ritual]].
Zur [[Smriti]] schließlich zählen die Vedangas („Glieder des Veda“), das sind Hilfswissenschaften zum Verständnis und zur korrekten Überlieferung des Veda. Dazu gehören [[Wikipedia:Phonetik|Phonetik]], [[Wikipedia:Metrik|Metrik]], [[Wikipedia:Grammatik|Grammatik]], [[Wikipedia:Etymologie|Etymologie]], [[Astronomie]] und [[Wikipedia:Ritual|Ritual]].


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
*[[Wikipedia:Bedeutung des Veda|Bedeutung des Veda]]
*[[Wikipedia:Bedeutung des Veda|Bedeutung des Veda]]


== Literatur ==
== Literatur ==
*Soami Divyanand: ''Vedamrit - Die Botschaft der Veden''. ISBN 3-926696-03-6 (Übersetzung der Veden auf Deutsch, Bd. 1); ISBN 3-926696-13-3 (Bd. 2); ISBN 3-926696-26-5 (Bd. 3)
*Soami Divyanand: ''Vedamrit - Die Botschaft der Veden''. ISBN 3-926696-03-6 (Übersetzung der Veden auf Deutsch, Bd. 1); ISBN 3-926696-13-3 (Bd. 2), ISBN 3-926696-26-5 (Bd. 3)
*Jutta Marie Zimmermann: ''Vedische Mantras. Begegnung mit dem Yoga.'' CD und Broschüre. Raja-Verlag CD:  ISBN 3-936684-01-4 Broschüre: ISBN 3-936684-00-6
*Jutta Marie Zimmermann: ''Vedische Mantras. Begegnung mit dem Yoga.'' CD und Broschüre. Raja-Verlag CD:  ISBN 3-936684-01-4. Broschüre: ISBN 3-936684-00-6
*Wilfried Huchzermeyer: ''Die heiligen Schriften Indiens - Geschichte der Sanskrit-Literatur.''(edition-sawitri.de) ISBN 3-931172-22-8
*Wilfried Huchzermeyer: ''Die heiligen Schriften Indiens - Geschichte der Sanskrit-Literatur.'' edition-sawitri, ISBN 3-931172-22-8
*[[Wikipedia:Moritz Winternitz|Moritz Winternitz]]: ''Geschichte der Indischen Literatur'', Leipzig, 1905 - 1922, Vol. I - III. Reprint in englischer Übersetzung: Maurice Winternitz: ''History of Indian Literatur'', Motilal Barnarsidass, Delhi, 1985, Vol I - III
*[[Wikipedia:Moritz Winternitz|Moritz Winternitz]]: ''Geschichte der Indischen Literatur''. Leipzig, 1905–1922, Vol. I-III. Reprint in englischer Übersetzung: Maurice Winternitz: ''History of Indian Literatur''. Motilal Barnarsidass, Delhi, 1985, Vol I-III
*[[Sri Aurobindo]]: ''Das Geheimnis des Veda'', 2. Auflage 1997, Hinder + Deelmann, ISBN 3-873481-65-0
*[[Sri Aurobindo]]: ''Das Geheimnis des Veda''. 2. Auflage 1997, Hinder + Deelmann, ISBN 3-873481-65-0
*Klaus J. Bracker: ''Veda und lebendiger Logos. Anthroposophie und Integraler Yoga im Dialog'', Mayer/Info3-Vlg., Frankfurt a.M. 2014, ISBN 978-3-95779-009-5
*Klaus J. Bracker: ''Veda und lebendiger Logos. Anthroposophie und Integraler Yoga im Dialog''. Mayer/Info3-Vlg., Frankfurt a.M. 2014, ISBN 978-3-95779-009-5


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*[http://www.unesco.org/culture/intangible-heritage/masterpiece.php?id=66&lg=en UNESCO-Seite]
*[http://www.unesco.org/culture/intangible-heritage/masterpiece.php?id=66&lg=en UNESCO-Seite]
*[http://www.thombar.de Der Rig-Veda] Deutsche Übersetzung
*[http://www.thombar.de Der Rig-Veda] Deutsche Übersetzung
== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Heilige Schrift (Hinduismus)]]
[[Kategorie:Heilige Schrift (Hinduismus)]]

Aktuelle Version vom 4. August 2024, 18:35 Uhr

Mit Veda (Sanskrit, m., वेद, veda, wörtl.: „Wissen“) werden im Hinduismus die heiligen Schriften bezeichnet. Den Kern des Veda bilden die Texte der Shruti, das sind von Rishis (Weisen) „gehörte“ Texte, also Offenbarungen. Die vedische Zeit und die damit verbundene vedische Kultur begann etwa um 1500 v. Chr., als arische Stämme von Norden her nach Indien einwanderten und die nördlichen Flussebenen des Indus und des Ganges besiedelten. Mit den politischen und religiösen Umbrüchen im 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. endete das vedische Zeitalter. 563 v. Chr. wurde Siddhartha Gautama geboren, der später zur Würde des Buddha aufstieg. Als Alexander der Große 326 v. Chr. bis nach Indien vordrang, wurde schließlich das klassische Zeitalter der indischen Kultur eingeläutet.

Die Veden wurden lange Zeit mit erstaunlicher Präzision mündlich überliefert, da es sich um heilige Texte handelt. Das Wissen durfte nur an auserwählte Schüler weitergegeben werden. Erst um das 5. nachchristliche Jahrhundert wurden sie niedergeschrieben. Noch heute gibt es Brahmanen, die die Veden auswendig können. Die Bedeutung des Veda ist auch heute noch sehr groß.

Es gibt vier Veden: Rigveda, Samaveda, den weißen und den schwarzen Yajurveda und den Atharvaveda. (Mitunter werden die Agamas, aus denen sich die Tantra-Lehre entwickelt hat, als der fünfte Veda bezeichnet.)

Die Begriffe „Veda“ und „vedisch“ werden in Indien auch im weiteren Sinne mit der Bedeutung „Wissen“ verwendet und beziehen sich nicht nur auf Texte, sondern auf das religiöse und weltliche Wissen schlechthin.

Die Tradition der vedischen Gesänge wurde von der UNESCO unter die Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen.

Textschichten

Die älteste Schicht (ca. 1200 v. Chr. – 900 v. Chr.) des Veda bilden die vier Samhitas (Hymnen). Sie bilden den eigentlichen Kern des Veda:

  • die Rigveda-Samhita, (Hymnen)
  • die Samaveda-Samhita, (Lieder)
  • die Yajurveda-Samhita, mit Vajasaneyi-Samhita (gehört zum weißen Yajur Veda), Maitrayani-Samhita (gehört zum schwarzen Yajur Veda), (Opferformeln)
  • die Atharvaveda-Samhita, (magische Formeln)

Die nächste Schicht (ca. 800 v. Chr. – 600 v. Chr.) bilden die Brahmanas (Ritualtexte):

  • z. B. das Aitereya-Brahmana (gehört zum Rigveda)
  • z. B. das Shatapatha-Brahmana (gehört zum weißen Yajurveda)

Dann kommen die Aranyakas („Waldtexte“):

  • z. B. das Kaushitaki-Aranyaka (gehört zum Rigveda)
  • z. B. das Taittiriya-Aranyaka (gehört zum schwarzen Yajurveda)

Und zuletzt (ca. 700 v. Chr. – 500 v. Chr.) kommen die Upanishaden (philosophische Lehren). Jedoch werden nicht alle Upanishaden zum Veda gerechnet.

  • z. B. die Aitereya-Upanishad (gehört zum Rigveda)
  • z. B. die Chandogya-Upanishad (gehört zum Samaveda)
  • z. B. die Taittiriya-Upanishad (gehört zum schwarzen Yajurveda)
  • z. B. die Mundaka-Upanishad (gehört zum Atharvaveda)

Man muss jedoch berücksichtigen, dass diese Textschichten nicht immer wirklich getrennt waren, da es sich um mündlich tradierte Texte handelte. Der Name Brihadaranyaka-Upanishad macht deutlich, dass dieser sehr wichtige Text ein Aranyaka und eine Upanishad enthält. Die Brihadaranyaka-Upanishad ist wiederum Teil des Shatapathabrahmana. Vor allem bei Brahmanas, Aranyakas und Upanishaden gibt es starke Überschneidungen: die Chandogya Upanishad z. B. ist Teil des Chandogya Brahmana.

Samhitas

Die Samhitas sind in einer frühen Form des Sanskrit, dem nach dem Veda benannten Vedischen geschrieben. Sie enthalten vor allem Texte, die von den Priestern der Vedischen Religion beim Opferzeremoniell gesprochen oder gesungen wurden. Die späteren Upanishaden sind in Sanskrit verfasst.

Die Riksamhita (Rig Veda) enthält 1 028 Hymnen in zehn Liederkreisen („Mandalas“) mit insgesamt über 10 000 Versen („ric“, daher der Name), der Samaveda (saman = „Melodie“) umfasst fast ausschließlich Verse aus dem Rigveda, die nach liturgischen Gesichtspunkten anders angeordnet sind. Der Yajurveda ist in zwei Fassungen überliefert, dem „schwarzen“ (krishna) und dem „weißen“ (shukla) Yajurveda. Er ist in Prosa geschrieben und enthält hauptsächlich Mantras (yajus = „Opferspruch“). Der Atharvaveda überliefert neben altem auch jüngeres Material als die anderen Veden, in ihm finden sich viele Zaubersprüche und magische Hymnen.

Die ersten drei Veden werden nach indischer Tradition auch als „Dreifaches Wissen“, trayi vidya, bezeichnet, der Atharvaveda wurde erst später mit ihnen gleichgestellt. Nach westlicher Schätzung geschah dies vielleicht im 3. Jh. v. Chr., als die Atharvaveda-Samhita ihre feste Form erhielt. Die drei anderen Veden wurden bereits früher kanonisiert, für den Rigveda wird eine Entstehungszeit von ca 1200 v. Chr. – 900 v. Chr. angenommen. Im Hinduismus glaubt man jedoch, dass die Texte etliche Tausend Jahre älter sind.

Brahmanas

An die vier Samhitas schließen sich weitere Texte an, die auch zur Shruti (und damit zum Veda im weiteren Sinne) gehören. Die Brahmanas sind in Prosa verfasste Ritualtexte, die eine Opfertheologie entfalten. Nicht selten enthalten die Brahmanas auch ein Aranyaka und eine Upanishad.

Aranyakas

Die Aranyakas („Waldtexte“) sind mystische Geheimlehren, die nicht im Dorf, sondern im Wald gelehrt wurden. Sie enthalten Opfersymbolik und priesterliche Philosophie. Ursprünglich handelte es sich meist um einzelne Kapitel der Brahmanas, die als Texte für das dritte Lebensstadium, den Vanaprastha (in der Waldeinsamkeit Lebender) gedacht waren, und später eigenständige Texte für die brahmanischen Schulen wurden.

Upanishaden

Die Upanishaden (wörtl.: „sich um den Lehrer herum setzen“) sind spirituelle Erkenntnisse und „Geheimlehren“, die im direkten Austausch zwischen Lehrer und Schüler vermittelt wurden. Diese Texte dürften zwischen 700 und 500 v. Chr. entstanden sein. In den Upanishaden wurde die Basis dessen formuliert, was auch noch Jahrhunderte später die Philosophie und Religion Indiens bestimmte: die Lehre von Atman und Brahman, Samsara und Karma. Insbesondere die 10 mukhya upanishads (Haupt-Upanishaden) haben den späteren Hinduismus geprägt.

Vedische Gesänge

Die Tradition des Singens vedischer Hymnen wurde im Jahr 2003 in die UNESCO-Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen. Ein Beispiel:

„Geh hin zur Mutter, gehe hin zur Erde,
Der weitgestreckten, breiten, segensreichen ––
Dem Frommen eine wollig-weiche Jungfrau ––
Sie halte dich vom Randes des Verderbens!
Öffne dich, Erde, thu ihm nichts zuleide,
Empfang ihn freundlich und mit liebem Grusse.“
Zitat eines vedischen Gesangs[1]

Andere Texte

Manchmal werden auch Texte der Smriti („Erinnertes“, der weltlichen Tradition zugehörige Texte) zum Veda hinzugezählt (wie das Mahabharata), hier besteht jedoch kein Konsens.

Zur Smriti schließlich zählen die Vedangas („Glieder des Veda“), das sind Hilfswissenschaften zum Verständnis und zur korrekten Überlieferung des Veda. Dazu gehören Phonetik, Metrik, Grammatik, Etymologie, Astronomie und Ritual.

Siehe auch

Literatur

  • Soami Divyanand: Vedamrit - Die Botschaft der Veden. ISBN 3-926696-03-6 (Übersetzung der Veden auf Deutsch, Bd. 1); ISBN 3-926696-13-3 (Bd. 2), ISBN 3-926696-26-5 (Bd. 3)
  • Jutta Marie Zimmermann: Vedische Mantras. Begegnung mit dem Yoga. CD und Broschüre. Raja-Verlag CD: ISBN 3-936684-01-4. Broschüre: ISBN 3-936684-00-6
  • Wilfried Huchzermeyer: Die heiligen Schriften Indiens - Geschichte der Sanskrit-Literatur. edition-sawitri, ISBN 3-931172-22-8
  • Moritz Winternitz: Geschichte der Indischen Literatur. Leipzig, 1905–1922, Vol. I-III. Reprint in englischer Übersetzung: Maurice Winternitz: History of Indian Literatur. Motilal Barnarsidass, Delhi, 1985, Vol I-III
  • Sri Aurobindo: Das Geheimnis des Veda. 2. Auflage 1997, Hinder + Deelmann, ISBN 3-873481-65-0
  • Klaus J. Bracker: Veda und lebendiger Logos. Anthroposophie und Integraler Yoga im Dialog. Mayer/Info3-Vlg., Frankfurt a.M. 2014, ISBN 978-3-95779-009-5

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zitat aus: Königsberger Beiträge, Verlag Gräfe & Unzer, 1929: Zur Erinnerung an R. Otto Franke, S. 104–124. (online bei Google Books)
Dieser Artikel basiert auf einer für AnthroWiki adaptierten Fassung des Artikels Veda aus der freien Enzyklopädie de.wikipedia.org und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.