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Rosenkreuzer Schulungsweg
Der Rosenkreuzer-Schulungsweg wurde im 15. Jahrhundert durch Christian Rosenkreutz begründet, nachdem er selbst durch jene Einweihungserlebnisse gegangen war, die in Johann Valentin Andreaes Chymische Hochzeit des Christiani Rosencreutz Anno 1459 (Lit.: Andreae) angedeutet werden. Die Rosenkreuzer-Schulung ist der angemessene Einweihungsweg für das Bewusstseinsseelen-Zeitalter, in dem wir gegenwärtig stehen. Sie löst den christlichen Schulungsweg ab, der heute nur mehr für wenige Menschen gangbar ist, weil er - wie bei allen früheren Einweihungswegen - eine zeitweilige, meist sogar länger dauernde Absonderung vom äußeren Leben erfordert. Der Weg der Rosenkreuzer kann hingegen inmitten des ganz normalen Alltagslebens, dessen Pflichten und Anforderungen man wie gewohnt nachkommt, gegangen werden, wie es schon durch Christian Rosenkreutz vorgezeichnet wurde:
„Am Ende seiner Schilderung der «Chymischen Hochzeit» deutet Andreae an, wie Christian Rosenkreutz «heimkommen» ist. In allen Äußerlichkeiten der Welt ist er derselbe, der er vor seinen Erlebnissen war. Seine neue Lebenslage unterscheidet sich von der alten nur dadurch, daß er fortan seinen «höheren Menschen» als den Regierer seines Bewußtseins in sich tragen wird, und daß, was er vollbringen wird, dasjenige werden kann, was dieser «höhere Mensch» durch ihn wirken mag.“ (Lit.: GA 35, S. 384)
Der anthroposophische Schulungsweg baut unmittelbar auf dem Rosenkreuzer-Schulungsweg auf.
Die Begründung des Rosenkreuzer-Schulungswegs
Über die tieferen Gründe, die zur Begründung des rosenkreuzerischen Schulungsweges führten, dem sich auch die Anthroposophie verpflichtet fühlt, berichtet Rudolf Steiner:
„Christian Rosenkreutz ging in der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts nach dem Orient, um den Ausgleich zu finden zwischen der Initiation des Ostens und jener des Westens. Eine Folge davon war die definitive Begründung der Rosenkreuzerrichtung im Westen nach seiner Rückkehr. In dieser Form sollte das Rosenkreuzertum die streng geheimgehaltene Schule sein zur Vorbereitung dessen, was der Esoterik öffentlich als Aufgabe zufallen müsse um die Wende des 19. und 20. Jahrhunderts, wenn die äußere Naturwissenschaft zur vorläufigen Lösung gewisser Probleme gekommen sein werde.
Als diese Probleme bezeichnete Christian Rosenkreutz:
- Die Entdeckung der Spektralanalyse, wodurch die materielle Konstitution des Kosmos an den Tag kam.
- Die Einführung der materiellen Evolution in die Wissenschaft vom Organischen.
- Die Erkenntnis der Tatsache eines anderen als des gewöhnlichen Bewusstseinszustandes durch die Anerkennung des Hypnotismus und der Suggestion.
Erst wenn diese materiellen Erkenntnisse innerhalb der Wissenschaft ausgereift wären, sollten gewisse rosenkreuzerische Prinzipien aus dem Geheimwissenschaftlichen in die öffentliche Mitteilung eintreten.
Für die Zeit bis dahin wurde die christlich-mystische Initiation in der Form dem Abendlande gegeben, in der sie durch den Initiator, dem «Unbekannten aus dem Oberland» erfloss in St. Victor, Meister Eckhart, Tauler usw.“ (Lit.: GA 262, S. 23)
„Im Jahre 1459 hat der eigentliche Begründer der Rosenkreuzerströmung selbst jene Stufe erlangt, durch die er die Macht hatte, auf die Welt so zu wirken, dass von ihm aus jene Einweihung der Welt gebracht werden konnte.“ (Lit.: GA 98, S. 45)
Die Weiterentwicklung des Rosenkreuzer-Schulungswegs vom Mittelalter bis zur Gegenwart
Der Rosenkreuzer-Einweihungsweg, wie er von Christian Rosenkreutz ursprünglich gegeben wurde, war auf die unmittelbare Betrachtung der geistigen Triebkräfte der Natur gerichtet, wie sie sich durch Alchemie und Astrologie offenbaren. Die Seelen der Einweihungsschüler wurden dadurch in den damaligen Inkarnationen so vorbereitet, dass heute ein spirituellerer Weg möglich ist, wie er auch in der Anthroposophie beschritten wird:
„Um nun weiter in die Sache einzudringen, wollen wir den Unterschied des Unterrichts des Christian Rosenkreutz in früheren Zeiten von den späteren Zeiten besprechen. Dieser Unterricht war früher ein mehr naturwissenschaftlicher, heute ist er mehr geisteswissenschaftlicher Art. So sprach man zum Beispiel früher mehr von Naturprozessen und nannte diese Wissenschaft Alchimie, und insofern diese Prozesse außerhalb der Erde stattfanden, nannte man diese Wissenschaft Astrologie. Heute gehen wir mehr von der spirituellen Betrachtung aus. Wenn wir zum Beispiel die aufeinanderfolgenden nachatlantischen Kulturepochen betrachten, die urindische Kultur, die urpersische, die ägyptisch-chaldäisch- assyrisch -babylonische Kultur, die griechisch-lateinische Kultur, so lernen wir aus dieser Betrachtung die Natur der menschlichen Seelenentwickelung kennen. Der mittelalterliche Rosenkreuzer studierte die Naturvorgänge, die er als die Erdvorgänge der Natur ansah. So unterschied er zum Beispiel drei verschiedene Naturvorgänge, die er als die drei großen Prozesse der Natur ansah.
Als der erste wichtige Prozeß ist folgender anzuführen: Die Salzbildung. Alles, was in der Natur aus einer Auflösung als fester Stoff sich niederschlägt, sich setzen, herausfallen kann, nannte der mittelalterliche Rosenkreuzer: Salz. Wenn aber der mittelalterliche Rosenkreuzer diese Salzbildung sah, war seine Vorstellung davon ganz verschieden von der des heutigen Menschen. Denn der Anblick eines solchen Prozesses mußte wie ein Gebet wirken in der Seele desjenigen Menschen, der ihn betrachtete, wenn er ihn als verstanden empfinden wollte. Der mittelalterliche Rosenkreuzer suchte sich deshalb klar zu machen, was in seiner eigenen Seele vorgehen müßte, wenn in ihr diese Salzbildung auch vorgehen sollte. Er dachte: Die menschliche Natur vernichtet sich fortwährend durch die Triebe und Leidenschaften. Unser Leben wäre eine fortwährende Zersetzung, ein Fäulnisprozeß, wenn wir uns nur den Begierden und Leidenschaften hingeben würden. Und wenn der Mensch sich wirklich schützen will gegen diesen Fäulnisprozeß, so muß er sich fortwährend hingeben reinen, nach dem Geistigen hintendierenden Gedanken. Es handelte sich um die Höherentwickelung seiner Gedanken. Der mittelalterliche Rosenkreuzer wußte, daß, wenn er in einer Inkarnation seine Leidenschaften nicht bekämpfte, er in die nächste Inkarnation mit Krankheitsanlagen hineingeboren werden würde, daß er aber, wenn er seine Leidenschaften läuterte, in die nächste Inkarnation mit gesunden Anlagen eintreten würde. Der Prozeß der Überwindung der zur Verwesung führenden Kräfte durch Spiritualität, das ist mikrokosmische Salzbildung. So können wir begreifen, wie ein solcher Naturvorgang für den mittelalterlichen Rosenkreuzer zum frömmsten Gebet werden konnte. Bei der Betrachtung der Salzbildung sagten sich die mittelalterlichen Rosenkreuzer mit dem Gefühl der reinsten Frömmigkeit: Hier haben göttlich-geistige Kräfte seit Tausenden von Jahren ebenso gewirkt, wie in mir reine Gedanken wirken. Ich bete an hinter der Maja der Natur die Gedanken der Götter, der göttlich-geistigen Wesenheiten. - Das wußte der mittelalterliche Rosenkreuzer und er sagte sich: Wenn ich mich durch die Natur anregen lasse, solche Empfindungen zu hegen, so mache ich mich selber dem Makrokosmos ähnlich. Betrachte ich diesen Prozeß nur äußerlich, so scheide ich mich von dem Gotte, so falle ich vom Makrokosmos ab. - So empfand der mittelalterliche Theosoph oder Rosenkreuzer.
Ein anderes Erlebnis war der Prozeß der Auflösung: ein anderer Naturprozeß, der ebenfalls den mittelalterlichen Rosenkreuzer zum Gebet führen konnte. Alles dasjenige, was etwas anderes auflösen kann, nannte der mittelalterliche Rosenkreuzer: Quecksilber oder Merkur. Nun trat wieder für den mittelalterlichen Rosenkreuzer die Frage auf: Was ist die entsprechende Eigenschaft in der menschlichen Seele? Welche Seeleneigenschaft wirkt so, wie in der Natur draußen Quecksilber oder Merkur? Der mittelalterliche Rosenkreuzer wußte, daß das, was diesem Merkur in der Seele entspricht, alle Formen der Liebe in der Seele bedeutet. Er unterschied niedere und höhere Auflösungsprozesse, wie es niedere und höhere Liebeformen gibt. Und so wurde der Anblick des Auflösungsprozesses wieder zu einem frommen Gebete, und der mittelalterliche Theosoph sagte sich: Es hat die Liebe des Gottes draußen Jahrtausende lang so gewirkt, wie in meinem Innern die Liebe wirkt.
Der dritte wichtige Naturprozeß war für den mittelalterlichen Theosophen die Verbrennung, das, was eintritt, wenn ein äußerer Stoff in Flammen sich verzehrt. Und wiederum suchte der mittelalterliche Rosenkreuzer den inneren Vorgang, der dieser Verbrennung entspricht. Er sah diesen inneren Seelenvorgang in der inbrünstigen Hingabe an die Gottheit. Und er nannte alles, was in der Flamme aufgehen kann, Schwefel oder Sulphur. Er sah in den Entwickelungsstadien der Erde den Prozeß einer allmählichen Läuterung, ähnlich einem Verbrennungsprozeß oder Schwefelprozeß. So wie er wußte, daß einmal die Erde durch das Feuer gereinigt wird, so sah er in der inbrünstigen Hingabe an die Gottheit auch einen Verbrennungsprozeß. In den Erdenprozessen sah er die Arbeit der Götter, die zu noch höheren Göttern aufschauen. Und so durchdrungen von großer Frömmigkeit und tief religiösen Gefühlen sagte er sich beim Anblick des Verbrennungsprozesses: Jetzt opfern Götter den höheren Göttern. - Und wenn dann der mittelalterliche Theosoph selbst in seinem Laboratorium den Verbrennungsprozeß hervorbrachte, dann empfand er: Ich tue, was die Götter tun, wenn sie sich höheren Göttern opfern. - Sich selber hielt er nur dann für würdig, zu einem solchen Verbrennungsprozeß in seinem Laboratorium zu schreiten, wenn er sich von solcher Opfergesinnung durchdrungen fühlte, wenn er selber in sich fühlte den Wunsch, sich opfernd den Göttern hinzugeben. Die Macht der Flamme erfüllte den mittelalterlichen Theosophen mit großen, tiefreligiösen Gefühlen, und er sagte sich: Wenn ich draußen im Makrokosmos die Flamme sehe, so sehe ich die Gedanken, die Liebe, die Opfergesinnung der Götter. Der mittelalterliche Rosenkreuzer nahm selber in seinem Laboratorium diese Prozesse vor, und dann ergab sich der Experimentierende der Betrachtung dieser Bildungen von Salz, der Auflösungen und der Verbrennungen, bei denen er sich stets tief religiösen Empfindungen hingab, und er fühlte den Zusammenhang mit allen Kräften im Makrokosmos. Diese Seelenvorgänge riefen bei ihm hervor: erstens Göttergedanken, zweitens Götterliebe, drittens Götteropferdienst. Und dann entdeckte dieser mittelalterliche Rosenkreuzer, daß, wenn er einen Salzbildungsprozeß vornahm, in ihm selber solche reinen, läuternden Gedanken aufstiegen. Bei einem Auflösungsprozeß fühlte er sich angeregt zur Liebe, wurde er von der göttlichen Liebe durchdrungen, im Verbrennungsprozeß fühlte er sich entfacht zum Opferdienst, dazu gedrängt, sich auf dem Altar der Welt zu opfern.
Das war, was der Experimentierende erlebte. Und wenn man selbst als Hellseher einem solchen Experiment beigewohnt hätte, so hätte man eine Veränderung der Aura des betreffenden Menschen, der das Experiment ausführte, wahrgenommen. Die Aura, die vor dem Experiment sehr gemischt war, die vielleicht erfüllt gewesen war von Begierden, Trieben, denen sich der Betreffende hingegeben hatte, wurde durch das Experiment einfarbiger. Zuerst, bei dem Experiment der Salzbildung: kupfern - reine Gottesgedanken -, dann, bei dem Experiment der Auflösung: silbern - Götterliebe -, und endlich goldglänzend - Götteropferliebe oder Götteropferdienst - bei der Verbrennung. Und die Alchimisten sagten dann, sie hätten aus der Aura das subjektive Kupfer, das subjektive Silber und das subjektive Gold gemacht. Und die Folge davon war, daß derjenige, der so etwas durchgemacht hatte, der ein solches Experiment wirklich innerlich erlebte, von göttlicher Liebe ganz durchdrungen wurde. Also ein von Reinheit, Liebe und Opferwillen durchdrungener Mensch kam dabei heraus, und durch diesen Opferdienst bereiteten die mittelalterlichen Theosophen ein gewisses Hellsehen vor. So konnte der mittelalterliche Theosoph hineinschauen in die Art, wie hinter der Maja geistige Wesen die Dinge entstehen und wieder vergehen ließen. Und dadurch sah er dann auch ein, welche Bestrebungskräfte in der Seele in uns fördernd sind und welche nicht. Er lernte unsere eigenen Entstehungsund Verwesungskräfte kennen. Der mittelalterliche Theosoph Heinrich Khunrath nannte, in einem Augenblick der Aufklärung, diesen Prozeß das Gesetz der Entstehung und Verwesung.
Aus dem Naturanblick wurde dem mittelalterlichen Theosophen das Gesetz der Aufwärtsentwickelung und des Abstiegs klar. Die Wissenschaft, die er sich dadurch aneignete, drückte er in gewissen Zeichen, in imaginativen Bildern und Figuren aus. Es war eine Art imaginativer Erkenntnis. Was gestern charakterisiert worden ist als «Die geheimen Figuren der Rosenkreuzer», ist ein Resultat von dem eben Besprochenen.
So arbeiteten die besten Alchimisten vom vierzehnten bis ins achtzehnte und noch bis an den Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. Über diese wirklich moralische, ethische, intellektuelle Arbeit ist nichts gedruckt worden. Was über Alchimie gedruckt ist, handelt nur von rein äußeren Experimenten, ist nur von denen geschrieben, welche die Alchimie als Selbstzweck betrieben. Der falsche Alchimist ging darauf aus, Stoffe zu formen. Er sah in den Experimenten bei der Verbrennung der Stoffe nur den Gewinn des materiellen Ergebnisses. Der rechte Alchimist aber gab auf den Stoff, den er zuletzt erhielt, gar nichts. Es kam ihm nur auf die inneren Seelenerlebnisse während der Stofformung an, auf die Gedanken, die in ihm waren, die Erlebnisse, die er in sich hatte. Daher war es ein strenges Gesetz, daß der mittelalterliche Theosoph, welcher bei den Experimenten Gold und Silber erzeugte, nie einen Gewinn für sich daraus machen durfte. Er durfte die produzierten Metalle nur verschenken. Der heutige Mensch hat nicht mehr die richtige Vorstellung von diesen Experimenten. Er hat keine Ahnung von dem, was der Experimentierende erleben konnte. Der mittelalterliche Theosoph konnte ganze Seelendramen in seinem Laboratorium erleben, zum Beispiel wenn das Antimon gewonnen wurde, sahen die Experimentierenden sehr bedeutendes Moralisches in diesen Prozessen.
Wären damals diese Dinge nicht geschehen, so könnten wir heute nicht im geisteswissenschaftlichen Sinne Rosenkreuzerei treiben. Was der mittelalterliche Rosenkreuzer im Anblick der Naturprozesse erlebt hat, ist eine heilige Naturwissenschaft. Was er erlebte an geistigen Opfergesinnungen, an großen Freuden, großen Naturvorgängen, auch an Schmerzen und Traurigkeit, an erhebenden und erfreuenden Ereignissen während der Experimente, die er vornahm, das wirkte alles erlösend und befreiend auf ihn ein. Alles das aber ruht jetzt in den innersten Untergründen des Menschen, alles, was ihm damals dort hineingelegt wurde. Wie finden wir nun diese verborgenen Kräfte, die damals zum Hellsehen führten, wieder? Wir finden sie dadurch, daß wir Geisteswissenschaft studieren und uns durch ernste Meditation und Konzentration ganz dem inneren Leben der Seele hingeben. Durch solche innere Entwickelung wird allmählich die Beschäftigung mit der Natur wieder ein Opferdienst. Dazu müssen die Menschen hindurchgehen durch das, was wir heute Geisteswissenschaft nennen. Tausende von Menschen müssen sich der Geisteswissenschaft hingeben, ein inneres Leben führen, damit in Zukunft wieder die geistige Wahrheit hinter der Natur wahrgenommen werden kann, damit man wieder das Geistige hinter der Maja verstehen lerne. Dann wird in Zukunft, wenn auch zunächst eine noch kleine Schar, das Ereignis des Paulus vor Damaskus erleben dürfen und wahrnehmen den ätherischen Christus, der übersinnlich unter die Menschen kommt. Es muß aber zuerst der Mensch wieder zu dem geistigen Anblick der Natur kommen. Wer den ganzen inneren Sinn der Rosenkreuzerarbeit nicht kennt, kann glauben, die Menschheit sei noch auf der gleichen Stufe wie vor zweitausend Jahren. Bevor nicht dieser Prozeß durchgemacht worden sein wird, der allein durch die Geisteswissenschaft möglich ist, wird der Mensch nicht zum geistigen Schauen kommen.“ (Lit.: GA 130, S. 71ff)
Rosenkreuzer-Schulungsweg und Anthroposophie
„Aus Auseinandersetzungen, die verschiedentlich bisher gepflogen worden sind, wissen wir, daß die Rosenkreuzer-Einweihung im wesentlichen ein Ausbau der christlichen Einweihung überhaupt ist, so daß man von ihr als einer christlich-rosenkreuzerischen Einweihung sprechen kann. Und in früheren Vortragszyklen sind einander gegenübergestellt worden die rein christliche Einweihung mit ihren sieben Stufen und die Rosenkreuzer-Einweihung mit ihren ebenfalls sieben Stufen. Aber nun muß darauf aufmerksam gemacht werden, daß das Prinzip des Fortschrittes der menschlichen Seele auch gegenüber der Initiation oder Einweihung durchaus gewahrt werden muß. Wir wissen, daß die Rosenkreuzer-Einweihung so recht ihren Anfang genommen hat etwa um die Zeit des dreizehnten Jahrhunderts herum, und daß sie dazumal von denjenigen Individualitäten, welche die tieferen Geschicke der menschlichen Entwickelung zu lenken haben, als die für die fortgeschrittenere menschliche Seele richtige Einweihung anerkannt werden mußte. Schon daraus muß aber eigentlich ersichtlich sein, daß die Einweihung des Rosenkreuzers überhaupt mit der Fortentwicklung der menschlichen Seele rechnet, und daß sie daher ganz besonders berücksichtigen muß, daß diese Entwickelung der menschliche Seele seit dem dreizehnten Jahrhundert auch wieder ihren Fortgang genommen hat; daß also die Seelen, welche heute der Initiation zugeführt werden sollen, nicht mehr auf dem Standpunkte des dreizehnten Jahrhunderts stehen können. Auf dieses mochte ich insbesondere deshalb hinweisen, weil in unserer heutigen Zeit so sehr die Sehnsucht besteht, alles mit irgendeiner Marke, mit irgendeinem Schlagworte zu belegen. Aus dieser Unsitte heraus — nicht aus irgendeinem berechtigten Grunde — ist eine Bezeichnung gerade unserer anthroposophischen Strömung entstanden, die nach und nach zu einer Art von Kalamität führen könnte. So richtig es ist, daß innerhalb unserer Strömung das, was das Prinzip des Rosenkreuzertums genannt werden muß, voll gefunden werden kann, so daß man innerhalb unserer anthroposophischen Strömung eindringen kann in die Quellen des Rosenkreuzertums, — so wahr es auf der einen Seite ist, daß sich diejenigen, welche durch die Mittel unserer heutigen anthroposophischen Vertiefung eindringen in die Quellen des Rosenkreuzertums, sich Rosenkreuzer nennen können, so sehr muß es aber auch auf der anderen Seite betont werden, daß namentlich Außenstehende kein Recht dazu haben, die Art der anthroposophischen Strömung, die wir vertreten, die Rosenkreuzerstromung zu nennen, einfach aus dem Grunde, weil damit — ob es bewußt oder unbewußt geschieht — unsere Strömung mit einer ganz falschen Marke bezeichnet wird. Wir stehen nicht mehr auf dem Standpunkte, auf dem die Rosenkreuzer vom dreizehnten Jahrhundert durch die folgenden Jahrhunderte hindurch gestanden haben, sondern wir rechnen mit dem Fortschritt der menschlichen Seele. Deshalb darf das, was in meiner Schrift «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» als der geeignetste Weg hinauf in die geistigen Sphären gezeigt ist, auch nicht ohne weiteres verwechselt werden mit dem, was man als Rosenkreuzerweg bezeichnen kann. So kann man also durch unsere Strömung in das wahre Rosenkreuzertum eindringen, darf aber die Sphäre unserer Geistesströmung, die ein viel weiteres Gebiet als das der Rosenkreuzer umfaßt, nämlich das der gesamten Theosophie, nicht als eine rosenkreuzerische bezeichnen; es muß unsere Strömung schlechthin als die 'Geisteswissenschaft von heute', als die anthroposophisch orientierte Geisteswissenschaft vom zwanzigsten Jahrhundert bezeichnet werden.“ (Lit.: GA 131, S. 57ff)
Die fünf Grundregeln der Rosenkreuzer
Gegen Ende der Schilderungen der Chymischen Hochzeit, am siebenten Tag, werden Christian Rosenkreutz fünf Regeln gegeben, die grundlegend für die Rosenkreuzer sind:
I. Ihr Herren Ritter solt schweren, daß ihr ewern Orden keinem Teüffel oder Geist, sondern allein Gott, Ewerm Schöpffer und dessen Dienerin der Natur jederzeit wöllen zuschreiben.
II. daß ihr aller Hurerey, Unzucht, Unreinigkeit wöllen gehaß sein: Und mit solchen Lastern Ewern Orden nit beschmeissen.
III. daß ihr durch Ewere Gaben menniglich wer deren werth, und bedürfftig wöllen zu hülff kommen.
IV. daß ihr solche Ehr nit begehret zu Weltlichem Pracht, und hohem ansehen anzuwenden.
V. daß ihr nit wöllet lenger leben, dann es Gott haben will. Uber diesen letzten Articul musten wir gnug lachen, mag auch wol nur zum Possen hinzu gesetzt worden sein. (Lit.: Andreae, Dies VII)
Rudolf Steiner kommentiert diese fünf Grundregeln so:
„In fünf Sätzen wird zusammengefaßt, was Seelen leitet, die im Sinne des Christian Rosenkreutz im Menschenleben wirken möchten. Ihnen soll es ferne liegen, aus einem andern Geiste heraus zu denken als aus dem, der sich im Schaffen der Natur offenbart, und sie sollen das Menschenwerk dadurch finden, daß sie die Fortsetzer werden der Naturwerke. Sie sollen ihr Werk nicht in den Dienst der menschlichen Triebe stellen, sondern diese Triebe zu Vermittlern der Werke des Geistes machen. Sie sollen liebevoll den Menschen dienen, damit im Verhältnis von Mensch zu Mensch der wirkende Geist sich offenbare. Sie sollen sich durch nichts, was die Welt ihnen an Wert zu geben vermag, beirren lassen in dem Streben nach dem Werte, den der Geist aller menschlichen Arbeit zu geben vermag. Sie sollen nicht nach der Art schlechter Alchimisten dem Irrtum verfallen, das Physische mit dem Geistigen zu verwechseln. Solche vermeinen, daß ein physisches Mittel der Lebensverlängerung oder ähnliches ein höchstes Gut sei, und vergessen darüber, daß das Physische nur solange Wert hat, als es durch sein Dasein sich als rechtmäßiger Offenbarer des ihm zu Grund liegenden Geistigen erweist.“ (Lit.: GA 35, S. 383f)
Die sieben Stufen des Rosenkreuzer-Einweihungswegs
Der Einweihungsweg der Rosenkreuzer umfaßt sieben Stufen:
„Was bei der Rosenkreuzerschulung zwecks Eintretens in die geistige Welt der Schüler zu absolvieren hat, sind folgende sieben Stufen. Diese brauchen nicht etwa in der Reihenfolge, wie ich sie aufzählen werde, von dem Schüler durchgemacht zu werden. Der Lehrer wird, je nach der Individualität des Schülers, aus dem einen oder dem anderen Punkte dasjenige herausheben, was gerade für den Schüler notwendig ist, und wird so eine Art von Lehrgang, eine Art von innerem Entwicklungsgang dem betreffenden Schüler persönlich zu geben haben. Hier muß man aber die Stufen der Rosenkreuzerschulung aufzählen. Es sind sieben:
- Was man im rosenkreuzerischen Sinne «Studium» nennt.
- Was man als Aneignung der sogenannten imaginativen Erkenntnis bezeichnet.
- Was man die Aneignung der okkulten Schrift nennt.
- Was man entweder mit dem anspruchslosen Wort bezeichnet: Rhythmisierung des Lebens, oder auch, und zwar im wahrhaftigen Sinne: die Bereitung des Steins der Weisen. Das ist etwas, was es gibt, was nur nicht jenes törichte Ding ist, von dem Sie in Büchern lesen können.
- Was man die Erkenntnis des Mikrokosmos, das heißt der eigenen menschlichen Natur nennt.
- Was man nennt: das Aufgehen in den Makrokosmos oder in die große Welt draußen.
- Was man nennt: die Erreichung der Gottseligkeit.
In welcher Aufeinanderfolge der Schüler diese Stufen durchmacht, das hängt ganz von seiner Individualität ab. Durchmachen aber muß er sie in der elementaren Rosenkreuzerschulung.“ (Lit.: GA 55, S. 183f)
Auf dem geistigen Schulungsweg erfolgt zuerst beim bewussten Eintritt in den Mikrokosmos (5. Stufe) die Begegnung mit dem kleinen Hüter der Schwelle, der dem Geistesschüler den Blick auf dessen wahre innere Natur eröffnet, womit erst wirkliche Selbsterkenntnis aufleuchtet und die Verwandlung des eigenen Inneren beginnen kann. Der Geistesschüler wird dadurch reif, dass er einige Zeit später beim Übertritt in den Makrokosmos (6. Stufe) auch dem großen Hüter der Schwelle begegnen kann.
In seiner «Geheimwissenschaft im Umriß» führt Rudolf Steiner die sieben Stufen des Schulungsweges weiter aus:
- Studium der Geisteswissenschaft; der an der sinnlich-physischen Welt ausgebildete Verstand wird so beweglich gemacht und schließlich zum reinen, sinnlichkeitsfreien Denken geläutert, dass er auch Geistiges erfassen kann. Voraussetzung dafür ist die strenge Gedankenkontrolle zur Entwicklung eines völlig klaren, sachlichen Denkens, das sich ausschließlich an den Tatsachen orientiert. Hierin liegt die Bedeutung der sog. Nebenübungen, deren erste eben die strenge Gedankenkontrolle ist.
"Was dem Denken des Menschen für die Geistesschulung vor allem notwendig ist, das ist Sachlichkeit. In der physisch-sinnlichen Welt ist das Leben der große Lehrmeister für das menschliche Ich zur Sachlichkeit. Wollte die Seele in beliebiger Weise die Gedanken hin und her schweifen lassen: sie müßte alsbald sich von dem Leben korrigieren lassen, wenn sie mit ihm nicht in Konflikt kommen wollte. Die Seele muß entsprechend dem Verlauf der Tatsachen des Lebens denken. Wenn nun der Mensch die Aufmerksamkeit von der physisch-sinnlichen Welt ablenkt, so fehlt ihm die Zwangskorrektur der letzteren. Ist dann sein Denken nicht imstande, sein eigener Korrektor zu sein, so muß es ins Irrlichtelieren kommen. Deshalb muß das Denken des Geistesschülers sich so üben, daß es sich selber Richtung und Ziel geben kann." (Lit.: GA 13, S. 244f)
Das Gesetz der universellen Brüderlichkeit besagt, dass ein Geistesforscher okkulte Tatsachen, die bereits früher von anderen Geistesforschern erkundet wurden, nur dann selbsttätig wieder erforschen kann, wenn er zuvor auf dem Weg äußerer Überlieferung davon Kenntnis erhalten hat. Es wird damit die lückenlose Kontinuität der Geistesforschung über die Zeiten hinweg garantiert und es wird damit erklärlich, warum das ausgiebige Studium der geisteswissenschaftlichen Überlieferung die unverzichtbare Grundlage für eigene geistige Forschungen sein muss. - Die imaginative Erkenntnis wird errungen, indem die Lotosblumen im Astralleib zu geistigen Wahrnehmungsorganen ausgebildet werden.
"Die Lotusblumen werden an dem astralischen Leibe bewußt. In dem Zeitpunkte, in dem man die eine oder die andere entwickelt hat, weiß man auch, daß man sie hat. Man fühlt, daß man sich ihrer bedienen kann und daß man durch ihren Gebrauch in eine höhere Welt wirklich eintritt. Die Eindrücke, welche man von dieser Welt erhält, gleichen in mancher Beziehung noch denen der physisch-sinnlichen. Wer imaginativ erkennt, wird von der neuen höheren Welt so sprechen können, daß er die Eindrücke als Wärme- oder Kälteempfindungen, Ton- oder Wortwahrnehmungen, Licht- oder Farbenwirkungen bezeichnet. Denn wie solche erlebt er sie. Er ist sich aber bewußt, daß diese Wahrnehmungen in der imaginativen Welt etwas anderes ausdrücken als in der sinnlich-wirklichen. Er erkennt, daß hinter ihnen nicht physisch-stoffliche Ursachen, sondern seelisch-geistige stehen. Wenn er etwas wie einen Wärmeeindruck hat, so schreibt er diesen nicht zum Beispiel einem heißen Stück Eisens zu, sondern er betrachtet ihn als Ausfluß eines seelischen Vorganges, wie er ihn bisher nur in seinem seelischen Innenleben gekannt hat. Er weiß, daß hinter den imaginativen Wahrnehmungen seelische und geistige Dinge und Vorgänge stehen, wie hinter den physischen Wahrnehmungen stofflich-physische Wesen und Tatsachen. — Zu dieser Ähnlichkeit der imaginativen mit der physischen Welt kommt aber ein bedeutsamer Unterschied hinzu. Es ist etwas in der physischen Welt vorhanden, was in der imaginativen ganz anders auftritt. In jener kann beobachtet werden ein fortwährendes Entstehen und Vergehen der Dinge, ein Wechsel von Geburt und Tod. In der imaginativen Welt tritt an Stelle dieser Erscheinung eine fortdauernde Verwandlung des einen in das andere. Man sieht zum Beispiel in der physischen Welt eine Pflanze vergehen. In der imaginativen zeigt sich in demselben Maße, in dem die Pflanze dahinwelkt, das Entstehen eines andern Gebildes, das physisch nicht wahrnehmbar ist und in welches sich die vergehende Pflanze allmählich verwandelt. Wenn nun die Pflanze dahingeschwunden ist, so ist dieses Gebilde an ihrer Stelle voll entwickelt da. Geburt und Tod sind Vorstellungen, welche in der imaginativen Welt ihre Bedeutung verlieren. An ihre Stelle tritt der Begriff von Verwandlung des einen in das andere." (Lit.: GA 13, S. 259f) - Inspirierte Erkenntnis oder Lesen der okkulten Schrift; im Ätherleib wird ein neuer Mittelpunkt ausgebildet, der nach und nach vom Kopf über den Kehlkopfbereich in die Herzgegend verlagert wird und von dem Strömungen durch den ganzen Ätherleib und hin zu den Lotosblumen führen.
"Durch diejenigen Übungen, welche zur Erlangung von Inspiration und Intuition unternommen werden, treten im menschlichen Äther- oder Lebensleib besondere Bewegungen, Gestaltungen und Strömungen auf, welche vorher nicht da waren. Sie sind eben die Organe, durch welche der Mensch das «Lesen der verborgenen Schrift» und das, was darüber hinausliegt, in den Bereich seiner Fähigkeiten aufnimmt. Für das übersinnliche Erkennen stellen sich die Veränderungen im Ätherleibe eines Menschen, der zur Inspiration und Intuition gelangt ist, in der folgenden Art dar. Es wird, ungefähr wie in der Gegend nahe dem physischen Herzen, ein neuer Mittelpunkt im Ätherleibe bewußt, der sich zu einem ätherischen Organe ausgestaltet. Von diesem laufen Bewegungen und Strömungen nach den verschiedenen Gliedern des menschlichen Leibes in der mannigfaltigsten Weise. Die wichtigsten dieser Strömungen gehen zu den Lotusblumen, durchziehen dieselben und ihre einzelnen Blätter und gehen dann nach außen, wo sie wie Strahlen sich in den äußeren Raum ergießen. Je entwickelter der Mensch ist, desto größer ist der Umkreis um ihn herum, in dem diese Strömungen wahrnehmbar sind. Der Mittelpunkt in der Gegend des Herzens bildet sich aber bei regelrechter Schulung nicht gleich im Anfang aus. Er wird erst vorbereitet. Zuerst entsteht als ein vorläufiger Mittelpunkt ein solcher im Kopfe; der rückt dann hinunter in die Kehlkopfgegend und verlegt sich zuletzt in die Nähe des physischen Herzens. Würde die Entwickelung unregelmäßig sein, so könnte sogleich in der Herzgegend das in Rede stehende Organ gebildet werden. Dann läge die Gefahr vor, daß der Mensch, statt zur ruhigen, sachgemäßen übersinnlichen Schulung zu kommen, zum Schwärmer und Phantasten würde. In seiner weiteren Entwickelung gelangt der Geistesschüler dazu, die ausgebildeten Strömungen und Gliederungen seines Ätherleibes unabhängig zu machen von dem physischen Leibe und sie selbständig zu gebrauchen. Es dienen ihm die Lotusblumen dabei als Werkzeuge, durch welche er den Ätherleib bewegt. Bevor dieses geschieht, müssen sich aber in dem ganzen Umkreis des Ätherleibes besondere Strömungen und Strahlungen gebildet haben, welche ihn wie durch ein feines Netzwerk in sich abschließen und zu einer in sich geschlossenen Wesenheit machen. Wenn das geschehen ist, können ungehindert die im Ätherleibe sich vollziehenden Bewegungen und Strömungen sich mit der äußeren seelisch-geistigen Welt berühren und mit ihnen sich verbinden, so daß äußeres geistig-seelisches Geschehen und inneres (dasjenige im menschlichen Ätherleibe) ineinanderfließen. Wenn das geschieht, ist eben der Zeitpunkt eingetreten, in dem der Mensch die Welt der Inspiration bewußt wahrnimmt. Dieses Erkennen tritt in einer anderen Art auf als das Erkennen in bezug auf die sinnlich-physische Welt. In dieser bekommt man durch die Sinne Wahrnehmungen und macht sich dann über diese Wahrnehmungen Vorstellungen und Begriffe. Beim Wissen durch die Inspiration ist es nicht so. Was man erkennt, ist unmittelbar, in einem Akte da; es gibt nicht ein Nachdenken nach der Wahrnehmung. Was für das sinnlich-physische Erkennen erst hinterher im Begriffe gewonnen wird, ist bei der Inspiration zugleich mit der Wahrnehmung gegeben. Man würde deshalb mit der seelisch-geistigen Umwelt in eins zusammenfließen, sich von ihr gar nicht unterscheiden können, wenn man das oben charakterisierte Netzwerk im Ätherleibe nicht ausgebildet hätte." (Lit.: GA 13, S. 273ff) - Bereitung des Steins der Weisen und das Sichhineinleben in die geistige Umgebung durch Intuition; dadurch wird in feiner Weise bis in den physischen Leib hineingearbeitet.
"Der Geistesschüler bemerkt das daran, daß er allmählich gewisse Äußerungen des physischen Leibes, die vorher ganz ohne sein Bewußtsein erfolgten, in seine Gewalt bekommt. Er bemerkt es auch daran, daß er für kurze Zeit das Bedürfnis empfindet, zum Beispiel das Atmen (oder dergleichen) so einzurichten, daß es in eine Art Einklang oder Harmonie mit dem kommt, was in den Übungen oder sonst in der inneren Versenkung die Seele verrichtet. Das Ideal der Entwickelung ist, daß durch den physischen Leib selbst gar keine Übungen, auch nicht solche Atemübungen gemacht würden, sondern daß alles, was mit ihm zu geschehen hat, sich nur als eine Folge der reinen Intuitionsübungen einstellte." (Lit.: GA 13, S. 275) - Entsprechung zwischen Makrokosmos und Mikrokosmos.
"Es ist der Mensch aus der ganzen, ihm zunächst liegenden Welt herausgestaltet; und jede Einzelheit, die an ihm ist, entspricht einem Vorgange, einem Wesen der Außenwelt. Der Geistesschüler kommt auf der entsprechenden Stufe seiner Entwickelung dazu, dieses Verhältnis seines eigenen Wesens zur großen Welt zu erkennen. Und man kann diese Erkenntnisstufe das Gewahrwerden nennen des Entsprechens der «kleinen Welt», des Mikrokosmos, das ist des Menschen selbst, und der «großen Welt», des Makrokosmos." (Lit.: GA 13, S. 290) - Hineinleben in den Makrokosmos.
"Wenn der Geistesschüler bis zu solcher Erkenntnis sich durchgerungen hat, dann kann für ihn ein neues Erlebnis eintreten. Er fängt an, sich wie mit dem ganzen Weltenbau verwachsen zu fühlen, trotzdem er sich in seiner vollen Selbständigkeit empfindet. Es ist diese Empfindung ein Aufgehen in die ganze Welt, ein Einswerden mit derselben, aber ohne die eigene Wesenheit zu verlieren. Man kann diese Entwickelungsstufe als «Einswerden mit dem Makrokosmos» bezeichnen. Es ist bedeutsam, daß man dieses Einswerden nicht so zu denken hat, als wenn durch dasselbe das Sonderbewußtsein aufhören und die menschliche Wesenheit in das All ausfließen würde." (Lit.: GA 13, S. 290f) - Gottseligkeit; das Gesamterleben aller vorheriger Stufen als Seelen-Grundstimmung.
Näher beschreibt Rudolf Steiner diese 7 Stufen des rosenkreuzerischen Einweihungsweges so:
„Das Studium im Rosenkreuzer-Sinne ist das Sich-vertiefen-Können in einen solchen Gedankeninhalt, der nicht der physischen Wirklichkeit, sondern der den höheren Welten entnommen ist; das, was man das Leben im reinen Gedanken nennt. Das wird sogar von den heutigen Philosophen meistenteils geleugnet; sie sagen, ein jedes Denken müsse einen gewissen Rest von sinnlicher Anschauung haben. Das ist aber nicht der Fall, denn kein Mensch kann zum Beispiel einen wirklichen Kreis sehen. Einen Kreis muß man im Geiste sehen; auf der Tafel ist er nur eine Anhäufung kleiner Kreideteilchen. Einen wirklichen Kreis kann man nur erlangen, wenn man absieht von allen Beispielen, von der äußeren Wirklichkeit. So ist in der Mathematik das Denken ein übersinnliches. Aber auch in den anderen Dingen der Welt muß man übersinnlich denken lernen, und eine solche Denkweise haben die Eingeweihten immer über das Wesen des Menschen gehabt. Die Rosenkreuzer-Theosophie ist eine solche übersinnliche Erkenntnis, und ihr Studium, wie wir es jetzt getrieben haben, ist die erste Stufe für die Rosenkreuzer-Schulung selbst. Nicht aus einem äußeren Grunde trage ich die rosenkreuzerische Theosophie vor, sondern weil dies die erste Stufe der rosenkreuzerischen Einweihung ist.
Die Menschen denken wohl oft, es sei unnötig, über die Glieder der Menschennatur oder die Evolution der Menschheit oder die verschiedenen planetarischen Entwickelungen zu reden. Sie möchten sich lieber schöne Gefühle aneignen, ernsthaft studieren wollen sie nicht. Doch wenn man sich auch noch so viele schöne Gefühle aneignet in der Seele, es ist unmöglich, dadurch allein in die höheren Welten hinaufzukommen. Nicht Gefühle will die Rosenkreuzer-Theosophie erregen, sondern durch die gewaltigen Tatsachen der geistigen Welten die Gefühle selbst antönen lassen. Als eine Art von Schamlosigkeit empfindet es der Rosenkreuzer, wenn er auf die Menschen losstürmt mit Gefühlen. Er führt sie hinein in den Werdegang der Menschheit in der Voraussetzung, daß die Gefühle dann von selbst entstehen. Er läßt vor ihnen erstehen den wandelnden Planeten im Weltenraume, und wenn die Seele diese Tatsachen erlebt, dann soll sie mächtig ergriffen werden in ihren Gefühlen. Es ist nur eine Herumrederei, wenn man sagt, man solle sich direkt an das Gefühl wenden. Das ist nur eine Bequemlichkeit. Die Rosenkreuzer-Theosophie läßt die Tatsachen sprechen, und wenn diese Gedanken dann in das Gefühl einfließen, es überwältigen, dann ist das der rechte Weg. Nur was der Mensch aus sich selbst empfindet, kann ihn beseligen. Der Rosenkreuzer läßt die Tatsachen im Kosmos sprechen, denn das ist die unpersönlichste Art zu lehren. Es ist ganz gleichgültig, wer vor Ihnen steht, denn nicht durch eine Persönlichkeit sollen Sie ergriffen werden, sondern durch das, was diese Persönlichkeit von den Tatsachen des Weltenwerdens zu Ihnen spricht. Daher ist in der Rosenkreuzer-Schulung jede unmittelbare Verehrung für den Lehrer gestrichen. Er beansprucht sie nicht, er braucht sie nicht. Er will sprechen zum Schüler von dem, was ohne ihn da ist.
Derjenige, der dann hinaufdringen will in die höheren Welten, muß sich an jenes Denken gewöhnen, das einen Gedanken aus dem andern hervorgehen läßt. Ein solches Denken ist entwickelt in meiner «Philosophie der Freiheit» und «Wahrheit und Wissenschaft». Diese Bücher sind nicht so geschrieben, daß man einen Gedanken nehmen und an eine andere Stelle hinsetzen könnte; sie sind vielmehr so geschrieben, wie ein Organismus entsteht; ebenso wächst ein Gedanke aus dem andern hervor. Diese Bücher haben gar nichts zu tun mit dem, der sie geschrieben hat. Er überließ sich dem, was die Gedanken selbst in ihm erarbeiteten, wie sie sich selbst gliederten.
So ist das Studium für den, der es in einer gewissen elementaren Weise absolvieren will, ein Sich-bekannt-Machen mit den elementaren Tatsachen der Geisteswissenschaft selber, während für den, der höher hinauf will, es ein Vertiefen in ein Gedankengebäude ist, das einen Gedanken aus dem andern, aus sich selbst herauswachsen läßt.
Die zweite Stufe ist die imaginative Erkenntnis, die Erkenntnis, die sich angliedert an das, was dem Menschen durch das Denken im Studium übermittelt wird. Das ist die Grundlage; sie muß weiter ausgebildet werden durch die eigene imaginative Erkenntnis. Wenn Sie sich manches klarmachen, was ich Ihnen in den letzten Vorträgen angedeutet habe, dann werden Sie zum Beispiel im Echo Nachklänge von Vorgängen empfinden, die auf dem Saturn gang und gäbe waren. Es gibt eine Möglichkeit, alles um uns herum als Physiognomie für eine innere Geistigkeit anzusehen. Die Menschen gehen über die Erde; sie ist ihnen ein Konglomerat von Felsen und Steinen; aber der Mensch muß begreifen lernen, daß alles um ihn herum der wahre physische Ausdruck für den Geist der Erde ist. Ebenso, wie der Leib durchseelt ist, so ist der Erdenplanet der äußere Ausdruck für einen innewohnenden Geist. Wenn die Menschen so die Erde ansehen wie einen Menschen, mit Leib und Seele, erst dann haben sie einen Begriff von dem, was Goethe gemeint hat, als er sagte: «Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis.» Wenn Sie im Menschenantlitz die Träne herunterperlen sehen, untersuchen Sie nicht mit den Gesetzen der Physik, wie schnell oder wie langsam die Träne herunterperlt, sondern sie ist Ihnen ein Ausdruck für die innere Traurigkeit der Seele, ebenso wie die lächelnde Wange der Ausdruck ist für die innere Heiterkeit der Seele. Der Schüler muß sich dazu erheben, daß er, wenn er über eine Wiese geht, in einer jeden Blume den äußeren Ausdruck eines Lebewesens sieht, den Ausdruck eines inneren Erdengeistes. Wie perlende Tränen kommen ihm manche Blumen vor; andere sind ihm der freudige Ausdruck des Geistes der Erde. Jeder Stein, jede Pflanze, jede Blume, alles ist ihm der äußere Ausdruck für den inneren Erdengeist, seine Physiognomie, die zu ihm spricht. Und alles Vergängliche wird ihm ein Gleichnis für ein Ewiges, das sich in ihm ausspricht.
So hat der Gralsschüler und Rosenkreuzer empfinden müssen. Man sagte ihm: Sieh dir an den Blumenkelch, der den Sonnenstrahl empfängt. Er ruft die reinen produktiven Kräfte hervor, die in der Pflanze schlummern. Darum wird der Sonnenstrahl die «heilige Liebeslanze» genannt. Blicke nun hin auf den Menschen. Er steht höher als die Pflanze. Er hat dieselben Organe in sich, aber bei ihm ist durchdrungen von unkeuscher Lust und Begierde das, was die Pflanze vollkommen rein und keusch in sich birgt. — Die Zukunft der Menschenentwickelung besteht darin, daß der Mensch wiederum keusch und rein durch ein anderes Organ, das sein umgewandeltes produktives Organ sein wird, sein Ebenbild hinaussprechen wird in die Welt hinein. Keusch und rein, ohne Trieb, ohne Begierde, wie der Blumenkelch sich keusch hinauf wendet zu der heiligen Liebeslanze, wird des Menschen Produktionsorgan sein. Dem geistigen Strahl der Weisheit wird er sich entgegenwenden, und der wird ihn befruchten zur Hervorbringung eines ebenbildlichen Wesens. Der Kehlkopf wird dieses Organ sein. Der Gralsschüler wurde darauf hingewiesen: Die Pflanze auf ihrer niederen Stufe hat diesen keuschen Kelch, der Mensch hat ihn verloren. Er hat sich herunterentwickelt in die unkeusche Begierde. Aus dem vergeistigten Sonnenstrahl soll er ihn wiederum entstehen lassen. In Keuschheit soll er entwickeln dasjenige, was da schafft den heiligen Gral der Zukunft.
So sieht der Schüler zum großen Ideal hinauf. Das, was in langsamer Entwickelung der ganzen Menschheit geschieht, das erlebt der Eingeweihte schon früher. Er zeigt uns die Menschheitsevolution im Bilde, und diese Bilder wirken ganz anders als die abstrakten Begriffe, die das heutige materialistische Zeitalter hervorgebracht hat. Wenn Sie sich diese Entwickelung in solchen hohen und gewaltigen Bildern, wie der Gral eines ist, vorstellen, dann ist die Wirkung eine andere als die der gewöhnlichen Erkenntnis, die keine tiefen Wirkungen auf Ihren Organismus auszuüben vermag. Die imaginative Erkenntnis arbeitet hinunter auf den Ätherleib und wirkt von da auf das Blut, und dieses ist der Vermittler, der umgestaltend wirkt auf den Organismus. Immer fähiger wird der Mensch, durch seinen Ätherleib an seinem Organismus zu arbeiten. Alle imaginative Erkenntnis, die von der Wahrheit ausgeht, ist zu gleicher Zeit gesundend und heilsam; sie macht das Blut in seinem Kreislauf gesund. Der beste Erzieher ist die imaginative Erkenntnis, wenn der Mensch nur stark und hingebungsvoll genug ist, daß sie auf ihn wirken kann.
Die dritte Stufe ist das Lesen der okkulten Schrift, das heißt, nicht nur einzelne Bilder sehen, sondern das Verhältnis dieser verschiedenen Bilder auf sich wirken lassen. Das wird zu dem, was man okkulte Schrift nennt. Man beginnt die Kraftlinien, die schöpferisch durch die Welt gehen, durch die Imagination zu gewissen Figuren und Farbengestaltungen zu ordnen. Man lernt einen inneren Zusammenhang, der in jenen Figuren ausgedrückt ist, empfinden: das wirkt als der geistige Ton, als die Sphärenharmonie, denn jene Figuren sind den wahren Weltverhältnissen nachgebildet. Unsere Schrift ist ein letzter dekadenter Rest dieser alten okkulten Schrift und ihr nachgebildet.
Zu dem vierten, «Bereitung des Steins der Weisen», kommt der Mensch durch Übungen des Atmungsprozesses. Wenn der Mensch so atmet, wie der Naturprozeß es ihm vorgeschrieben, dann braucht er die Pflanze zum Atmen. Wenn die Pflanze nicht da wäre, könnte er nicht leben, denn die Pflanze gibt ihm den Sauerstoff und assimiliert den Kohlenstoff, den er selbst ausatmet. Die Pflanze baut den eigenen Organismus daraus auf und gibt den Sauerstoff zurück, so daß dem Menschen der Sauerstoff immer erneuert wird durch die Pflanzenwelt. Die Menschheit könnte nicht für sich selbst bestehen; streichen Sie die Pflanzenwelt weg, und die Menschheit stürbe in kurzer Zeit aus. Sie sehen so den Kreislauf: Sie atmen den Sauerstoff ein, den die Pflanze ausatmet. Sie atmen aus Kohlenstoff, den die Pflanze einatmet und aus dem sie ihre eigene Körperlichkeit aufbaut. So gehört die Pflanze zu mir; sie ist das Werkzeug, das mir das Leben erhält. Wie sich die Pflanze aus dem Kohlenstoff den Leib aufbaut, sehen Sie in den Steinkohlen, denn nichts anderes als Leichname von Pflanzen sind sie.
Die Rosenkreuzer-Schulung leitet in einem bestimmt geregelten Atmungsprozeß den Menschen an, dasjenige Organ auszubilden, das in ihm selbst die Umwandlung des Kohlenstoffes in Sauerstoff bewirken kann. Was die Pflanze heute draußen macht, wird später durch ein Organ der Zukunft, das der Mensch durch die Schulung jetzt schon in sich ausbildet, in ihm selbst bewirkt. Das bereitet sich langsam vor. Durch den geregelten Atmungsprozeß wird der Mensch das Instrument zur Bereitung des Sauerstoffs selbst in sich tragen. Er wird mit der Pflanze ein Wesen geworden sein, während er jetzt mineralisch ist. Er behält den Kohlenstoff in sich und baut seinen eigenen Leib damit auf. Daher wird sein Leib später ein mehr der Pflanze ähnlicher sein; dann kann er zusammentreffen mit der heiligen Liebeslanze. Die ganze Menschheit wird dann ein Bewußtsein in sich haben, wie es heute der Eingeweihte sich erwirbt, wenn er in die höheren Welten sich erhebt. Das nennt man die Umwandlung der menschlichen Substanz in diejenige Substanz, deren Grundlage der Kohlenstoff selbst ist. Das ist die Alchemie, die dazu führt, daß er seinen eigenen Leib ähnlich aufbauen wird wie heute die Pflanze. Man nennt das die Bereitung des «Steins der Weisen», und die Kohle ist das äußere Symbolum dafür. Aber erst dann ist sie der «Stein der Weisen», wenn der Mensch durch seinen geregelten Atmungsprozeß ihn selbst wird erzeugen können. Die Lehre kann nur von Mensch zu Mensch mitgeteilt werden; sie ist in ein tiefes Mysterium eingehüllt, und erst nachdem er ganz geläutert und gereinigt ist, kann der Schüler dieses Mysterium empfangen. Würde man es heute öffentlich kundgeben, dann würden die Menschen in ihrem Egoismus mit diesem höchsten Geheimnisse die niedersten Bedürfnisse befriedigen.
Das fünfte ist die Entsprechung von Makrokosmos und Mikrokosmos. Wenn wir den Werdegang der Menschheit überblicken, dann sehen wir, daß das, was heute im Menschen ist, nach und na.ch von außen hinein gebildet worden ist, zum Beispiel die Drüsen wuchsen ja auf der Sonne draußen wie heute die Schwämme. Alles, was heute in die menschliche Haut eingegliedert ist, war so einstmals draußen. Der menschliche Leib ist wie zusammengestückt aus dem, was draußen ausgebreitet war. Ein jedes Glied Ihres physischen Leibes, Ätherleibes und Astralleibes war irgendwo draußen in der Welt. Das ist der Makrokosmos im Mikrokosmos. Ihre Seele selbst war ja draußen in der Gottheit. Was in uns ist, entspricht einem Ding, das draußen ist, und wir müssen diese richtigen Entsprechungen in uns erfahren.
Sie kennen die Stelle vorn an der Stirn, oberhalb der Nasenwurzel; sie drückt aus, daß etwas Bestimmtes, das früher draußen war, in den Menschen eingezogen ist. Wenn Sie dieses Organ meditativ durchdringen, sich hineinversenken, dann bedeutet das mehr als ein bloßes Hineinbrüten in diesen Punkt; dann lernen sie den Teil der äußeren Welt, der ihm entspricht, kennen. Auch den Kehlkopf und die Kräfte, die ihn gebaut haben, lernen Sie so kennen. So lernen Sie den Makrokosmos kennen durch Versenkung in Ihren eigenen Leib.
Das ist kein In-sich-Hineinbrüten. Nicht sollen Sie sagen: Drinnen ist der Gott, den will ich suchen! — Sie würden nur den kleinen Menschen finden, den Sie selbst zum Gott aufbauschen. Wer nur von diesem Hineinbrüten spricht, kommt niemals zur wirklichen Erkenntnis. Zu dieser zu kommen auf dem Wege der rosenkreuzerischen Theosophie, ist unbequemer und erfordert konkretes Arbeiten. Die Welt ist voller Herrlichkeiten und Großartigkeiten. Man muß sich in sie vertiefen; man muß den Gott in seinen Einzelheiten kennen, dann kann man ihn in sich selbst finden, und dann lernt man den Gott erst in der Ganzheit kennen. Die Welt ist wie ein großes Buch. In den Schöpfungen haben wir die Buchstaben dafür; die müssen wir lesen von Anfang bis zu Ende: dann lernen wir das Buch Mikrokosmos und das Buch Makrokosmos von Anfang bis zu Ende lesen. Und das ist dann kein bloßes Verstehen mehr; es lebt sich aus in Gefühlen, es schmilzt den Menschen zusammen mit der ganzen Welt, und er empfindet alle Dinge als den Ausdruck des göttlichen Geistes der Erde. Ist der Mensch so weit, dann handelt er ganz von selbst aus dem Willen des ganzen Kosmos heraus, und das ist die Gottseligkeit. Wenn wir imstande sind, so zu denken, dann gehen wir den Rosenkreuzer-Weg. Die christliche Schulung baut mehr auf das Gefühl, das im Innern ausgebildet wird; die rosenkreuzerische Schulung läßt auf uns wirken, was in der physischen Wirklichkeit ausgebreitet ist als die Göttlichkeit der Erde, und läßt es in Empfindung ausklingen. Das sind zwei Wege, die für jeden gangbar sind. Wenn Sie so denken, wie man in der Gegenwart denkt, dann können Sie den Rosenkreuzer-Weg gehen, wenn Sie auch noch so wissenschaftlich sind. Die moderne Wissenschaft ist sogar ein Hilfsmittel, wenn Sie den Werdegang der Welten nicht nur in Buchstaben verfolgen, sondern auch in dem suchen, was dahinter verborgen ist, ebenso wie man in einem Buche auch nicht die Buchstaben anschaut, sondern den Sinn herausliest. Sie müssen den Geist suchen hinter der Wissenschaft, dann ist Ihnen die Wissenschaft nur der Buchstabe für den Geist.
Alles dies soll nicht ein umfassender Begriff für die Rosenkreuzer-Schulung sein; es sollen nur Andeutungen sein, die eine Ahnung von dem geben, was in ihr gefunden werden kann. Es ist ein Weg für den Gegenwartsmenschen; er macht ihn geeignet, in die Zukunft hineinzuwirken. Dies sind nur die Elementarstufen, um den Weg zu charakterisieren. Wir bekommen so einen Begriff, wie man durch die Rosenkreuzer-Methode selbst eindringen kann in die höheren Geheimnisse.“ (Lit.: GA 99, S. 152ff)
Literatur
Hier finden sie eine Zusammenstellung von Büchern zum Thema „Meditation, Innere Schulung“ |
- Johann Valentin Andreä: Die Chymische Hochzeit des Christian Rosencreutz, Gedeutet und kommentiert von Bastiaan Baan, Verlag Urachhaus, Stuttgart 2001
- Rudolf Steiner: Die Geheimwissenschaft im Umriß, GA 13 (1989) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Philosophie und Anthroposophie, GA 35 (1984) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Die Erkenntnis des Übersinnlichen in unserer Zeit, GA 55 (1983), ISBN 3-7274-0550-3 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Natur- und Geistwesen – ihr Wirken in unserer sichtbaren Welt, GA 98 (1996) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Die Theosophie des Rosenkreuzers, GA 99 (1985), Vierzehnter Vortrag, München, 6. Juni 1907 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit, GA 130 (1995) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Von Jesus zu Christus, GA 131 (1988), ISBN 3-7274-1310-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner / Marie Steiner: Briefwechsel und Dokumente 1901–1925, 2., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage, GA 262 (2002) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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