Repräsentation

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Als Repräsentation (von lat. repraesentare „vergegenwärtigen“) wird in der Philosophie, insbesondere in der Philosophie des Geistes, die Vergegenwärtigung eines nicht unmittelbar Gegebenen durch eine Vorstellung bezeichnet. In der Psychologie spricht man auch von einer mentalen Repräsentation durch ein mentales Modell. Gemäß der These des Repräsentationalismus ist die Wirklichkeit an sich dem Menschen grundsätzlich nicht zugänglich, sondern nur deren mentale Repräsentation, die aber die Wirklichkeit nur unvollständig und einseitig verzerrt abbildet.

In der Kognitionswissenschaft versucht man die informationsverarbeitenden Prozesse im Gehirn zu erfassen, durch die mentale Modelle aufgebaut werden. In den Neurowissenschaften untersucht man die neuronalen Strukturen und physiologischen Prozesse, welche die physische Grundlage dieser Informationsverarbeitung bilden.

Repräsentationale Theorie des Geistes

Jerry Fodor entwickelte eine repräsentationale Theorie des Geistes, bei der er auf die naheliegend scheinende Analogie der für die meisten Computer typischen Trennung von Software und Hardware zurückgreift. Laut Fodor verhalten sich Geist und Gehirn zueinander wie Software und Hardware. Der Geist arbeite mit mentalen Repräsentationen, die nach einer mentalen Syntax zu Gedanken zusammengesetzt werden. Fodor postulierte dazu auch eine zugehörige Sprache des Geistes, die er als „Mentalesisch“ (mentalese) bezeichnete.

Fodors Modell wird zunehmend kritisiert. Mit dem sogenannten Konnektionismus wurde mittlerweile ein realistischeres Modell des Geistes entwickelt, das auf die Trennung zwischen der Software- und Hardwareebene verzichtet. Tatsächlich scheint es diese Trennung in den neuronalen Netzen desw Gehirns nicht zu geben. Darüber hinaus können auch künstliche neuronale Netze kognitive Fähigkeiten simulieren, ohne dabei auf explizite Repräsentationen und eine vorgegebene Syntax zurückzugreifen.

Politik

In der Politik bedeutet Repräsentation das Handeln einzelner autorisierter (gewählter) Vertreter für eine politische Einheit, wie es für die Repräsentative Demokratie typisch ist.

Literatur

  • Andreas Bartels: Strukturale Repräsentation. mentis, Paderborn 2005
  • Thomas Rolf: Erlebnis und Repräsentation. Eine anthropologische Untersuchung. Parerga, Berlin 2006
  • Hans Jörg Sandkühler: Kritik der Repräsentation: Einführung in die Theorie der Überzeugungen, der Wissenskulturen und des Wissens. Suhrkamp, Frankfurt 2009
  • Kai Vogeley: Repräsentation und Identität: Zur Konvergenz von Hirnforschung und Gehirn-Geist-Philosophie. Duncker & Humblot, Berlin 1995
  • John R. Anderson: Kognitive Psychologie. Eine Einführung. Spektrum der Wissenschaft, Heidelberg 1988, ISBN 3-922508-19-7.
  • Howard Gardner: Dem Denken auf der Spur. Der Weg der Kognitionswissenschaft. Klett-Cotta, Stuttgart 1989 u.ö., ISBN 3-608-93099-X, ISBN 3-608-95866-5.
  • Manuela Lenzen: Natürliche und künstliche Intelligenz. Einführung in die Kognitionswissenschaft. Campus, Frankfurt a. M. u. a. 2002, ISBN 3-593-37033-6.
  • Josef Dudel, Randolf Menzel, Robert F. Schmidt: Neurowissenschaft: Vom Molekül zur Kognition, Springer Verlag Berlin Heidelbeg 2001, ISBN 978-3642625343, eBook (2013) ISBN 978-3642564970
  • Andreas K. Engel (Hrsg.), Mark F. Bear, Barry W. Connors, Michael A. Paradiso: Neurowissenschaften: Ein grundlegendes Lehrbuch für Biologie, Medizin und Psychologie, Springer Spektrum 2016, ISBN 978-3662499320
  • Maxwell Bennett, Daniel C. Dennett, Peter Hacker, John R. Searle: Neurowissenschaft und Philosophie: Gehirn, Geist und Sprache, Suhrkamp Verlag 2010, ISBN 978-3518585429
  • Maxwell R. Bennett , Peter M. Hacker, Axel Walter (Übers.): Die philosophischen Grundlagen der Neurowissenschaften, Wissenschaftliche Buchgesellschaft (WBG) 2010, ISBN 978-3534228775, eBook ASIN B01A16QLUA
  • Tobias Kläden: Mit Leib und Seele: Die mind-brain-Debatte in der Philosophie des Geistes und die anima-forma-corporis Lehre des Thomas von Aquin (ratio fidei), Verlag Friedrich Pustet 2005, ISBN 978-3791719603
  • Klaus-Jürgen Grün (Hrsg.), Gerhard Roth (Hrsg.): Das Gehirn und seine Freiheit, 3. Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht 2006, ISBN 978-3525490853
  • Gerhard Roth: Fühlen, Denken, Handeln: Wie das Gehirn unser Verhalten steuert, 6. Auflage, Suhrkamp Verlag 2001, ISBN 978-3518583135