Redentiner Osterspiel

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Das Redentiner Osterspiel ist ein mittelniederdeutsches Mysterienspiel von 1464. Die einzige Handschrift befindet sich in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe.

Aufbau und Inhalt

Die volkssprachliche comoedia de Christi passione et resurrectione schließt sich an eine Osterpredigt an, in der der auferstandene Christus in fünffacher Weise mit der Sonne verglichen wird. Es ist denkbar, dass die Predigt ein integraler Teil der Aufführung des Spiels war.

Das Spiel selbst ist ein handlungsreiches Drama, das sich in drei große Handlungsabschnitte auf zwei Ebenen gliedert. Es beschreibt das Geschehen zwischen Karfreitag und Ostern als Höllenfahrt Christi und seinen Sieg über Teufel und Tod.

Die Teufelsszenen des Redentiner Osterspiels sind von auffallender Ausgestaltung und dichterischer Qualität. In ihnen ist das, was in anderen christlichen Osterspielen im Haupttext thematisiert und zitiert wurde, bereits atmosphärisch realisiert. Mit Hilfe von inhaltlichen Ergänzungen, die sich in Techniken wie der Individualisierung der Hauptfiguren, dem Spiel mit divergierender Informiertheit und der Figurenkonstellation zeigen, vollzieht sich die Dramatisierung des Antagonismus’ von Gott und Teufel.

Entstehung

Nach dem Schreibervermerk wurde die Niederschrift 1464 in Redentin (heute Ortsteil von Krusenhagen), einem zum Zisterzienser-Kloster Bad Doberan gehörenden Hof bei Wismar, angefertigt.

Es ist die Ansicht einer neueren Untersuchung, dass das Stück in engem Zusammenhang mit dem 1463 gemalten Lübecker Totentanz zu sehen ist und vermutlich auch in Lübeck entstanden ist [1], Textbezüge auf den Totentanz innerhalb der Teufelsszene unterstützen dies, so wie auch Verweise auf Lübeck innerhalb des Osterspiels und direkte Übereinstimmungen der Rede des Conclusors mit der Rede des Predigers im Totentanz.[1]

Für eine gegenteilige Ansicht spricht die Tatsache, dass die Schrift aufgrund der häufigen Verwendung viel Schaden hinzugefügt wurde, was darauf hin deuten könnte, dass es sich eher um einen Lesetext handelt, als um einen Spieltext. Des Weiteren sind zwar formelle Ähnlichkeiten zwischen dem Totentanz und dem Redentiner Osterspiel vorhanden, diese können auch als zu allgemein angesehen werden, als dass der Schluss, es handele sich hier um einen direkten Einfluss, sinnvoll wäre.

Neben den Versen 7–10 des 24. Psalms und der zweistrophigen Antiphon Canticum triumphale ist das apokryphe Nikodemusevangelium die Hauptquelle dieses christlichen Osterspiels.

Überlieferung

Das Redentiner Osterspiel ist in einer einzigen Handschrift überliefert, die 1786 in Helmstedt für die damalige Markgräflich Badische Hofbibliothek erworben wurde, und zwar bei der Auktion der Bibliothek von Anton Julius von der Hardt, die auch Bücher und Manuskripte aus der Bibliothek seines Onkels Hermann von der Hardt umfasste. Sie gehört heute zum Bestand der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe (Cod. K 369).

Nachdem das Spiel lange Zeit vornehmlich nur als Sprachdenkmal Beachtung fand, wurde es im Jahre 2000 aus Anlass eines Kolloquiums von Studierenden der Katholischen Universität Löwen neu auf die Bühne gebracht und mit großem Erfolg in Löwen und Wismar aufgeführt. Eine seinerzeit weit beachtete Aufführung wurde auch im Jahr 1922 durch die Festspiele Balver Höhle gegeben, deren Gründung auch auf dieses Jahr zurück geht.

Das Spiel wird jedes Jahr im Rahmen der Osterliturgie in Gemeinden der Christengemeinschaft aufgeführt.

Literatur

Editionen

  • Carl Schröder (Hrsg.): Redentiner Osterspiel. Norden und Leipzig 1893 (Niederdeutsche Denkmäler 5) Google Books
  • Hartmut Wittkowsky (Hrsg.) Das Redentiner Osterspiel. Stuttgart: Urachhaus 1975 ISBN 3-87838-189-1
  • Das Redentiner Osterspiel mittelniederdeutsch und hochdeutsch. Übersetzt und kommentiert von Brigitta Schottmann. Stuttgart: Reclam 1986 (Reclams Universalbibliothek 9744) ISBN 3-15-009744-4
  • Dieter Andresen: Dat Osterspeel vun Redentin. Heide: Westholsteinische Verlags-Anstalt Boyens 1991 (Übertragung ins Neuniederdeutsche) ISBN 3-8042-0545-3
  • Albert Freybe: Das Meklenburger Osterspiel vollendet im J. 1464 übertragen und behandelt. Bremen: Kühtmann 1874 (Neuhochdeutsche Übertragung) Digitalisat

Studien

  • Maike Claußnitzer: Sub specie aeternitatis: Studien zum Verhältnis von historischer Situation und Heilsgeschichte im Redentiner Osterspiel. Frankfurt am Main; Berlin; Bern; Bruxelles; New York; Oxford; Wien: Lang 2007 (Mikrokosmos; Bd. 75) Zugl.: Hamburg, Univ., Diss., 2006 ISBN 978-3-631-56485-1 ISBN 3-631-56485-6
  • Maike Claußnitzer, Hartmut Freytag, Susanne Warda: Das Redentiner - ein Lübecker Osterspiel. Über das Redentiner Osterspiel von 1464 und den Totentanz in der Marienkirche in Lübeck von 1463. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 132 (2003), S. 189-238.
  • Isabel Grübel: Die Hierarchie der Teufel. Studien zum christlichen Teufelsbild und zur Allegorisierung des Bösen in Theologie, Literatur und Kunst zwischen Frühmittelalter und Gegenreformation. (=Kulturgeschichtliche Forschungen. Bd. 13). München 1991.
  • Lothar Humburg: Die Stellung des Redentiner Osterspiels in der Tradition des mittelalterlichen geistlichen Schauspiels. Neumünster: Wachholtz 1966 (Sprache und Schrifttum: Reihe B, 6)
  • Hansjürgen Linke: Die Teufelsszenen des Redentiner Osterspiels. In: Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung. 90 (1967). S. 89-105.
  • Ute Obhof: Kodikologische und provenienzgeschichtliche Untersuchungen zur Handschrift des ‘Redentiner Osterspiels’, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe, Cod. K(arlsruhe) 369. Digitalisat
  • Hellmut Rosenfeld: Das Redentiner Osterspiel – ein Lübecker Osterspiel. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 74 (1952), S. 485–491.
  • Elke Ukena-Brest: Homud heft us duvele senket in afgrunde. Superbia, Teufel und Hölle im Redentiner Osterspiel. In: Leuvense bijdragen. Leuven contributions in linguistics and philology. 90 (2001). S.181-214.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Maike Claußnitzer, Hartmut Freytag, Susanne Warda: Das Redentiner - ein Lübecker Osterspiel. Über das Redentiner Osterspiel von 1464 und den Totentanz in der Marienkirche in Lübeck von 1463. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 132 (2003), S. 189–238
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