Hammer

Aus AnthroWiki
Normaler Werkzeughammer

Ein Hammer ist ein händisch oder maschinell angetriebenes Werkzeug, das unter Nutzung seiner beschleunigten Masse (meist) schwere Schläge auf Körper ausübt. Bei von Hand geführten Hämmern wird dieser je nach seiner Masse und genutzter Stiellänge nach dem Heben (Ausholen) aus dem Hand-, Ellbogen- oder Schultergelenk – oder bei beidhändigem Halten aus dem Oberkörper – heraus beschleunigt.

Der Hammer gehört in einer stiellosen Variante als Faustkeil (aus bearbeitetem Stein mit einem nachgewiesenen Alter von 1,75 Millionen Jahren) wahrscheinlich zu den ältesten Werkzeugen der Menschheit.

Wirkprinzipien

Für möglichst effiziente Übertragung von Impuls und Energie ist es günstig, die Hammermasse an den zu treibenden Teil – etwa einen Nagel, Körner, Stemmeisen oder Meißel – angepasst auszuwählen. Mittels kurzem und steifem Draht(-seil), Kette oder Zugeisen kann Hammerschwung auch in Zugkraft verwandelt werden, zum Ausziehen von Zeltnägeln oder Zusammenziehen von Fertigparkettdielen.

Um Material direkt zu bearbeiten, zu glätten, verformen, z. B. Treiben und Schmieden, oder auch zerstörend zu trennen oder zu zerkleinern, wird auch eine passende Kopfform von recht flach über kugelig bis spitz benötigt. Hammerköpfe können aus vielen verschiedenen Materialien bestehen wie gehärtetem Stahl, Titan, aber auch aus relativ weichem Kupfer, Kunststoff oder Holz. Eine Rille mit Bucht und Magnet an einer Oberseite des Hammerkopfs kann zum Halten eines Eisennagels für den ersten Schlag dienen und erlaubt so einhändiges Nageln. Mit einem konischen Schlitz kann ein Nagel mit Kopf unter Nutzung des Hammers als Hebel ausgezogen werden.

Schlagtechnik: Um die Stoßwirkung auf das Handgelenk beim Schlag zu reduzieren, hält man den Hammer im Stoßmittelpunkt, da hier keine Kräfte in der Hand auftreten. Die genaue Position des Stoßmittelpunktes lässt sich im Laufe mehrerer Hammerschläge erfühlen.[1][2]

Aufbau

Der Hammer besteht aus einem Kopf und einem Stiel. Der Hammerkopf hat zumeist eine Bahn und eine Finne. Als Finne bezeichnet man den keilförmig zulaufenden Teil eines Hammerkopfs. Dieser Teil des Hammers wird auch Pinne oder Schmalbahn genannt. Die flache, ballig oder rund geformte Schlagfläche eines Hammers heißt Bahn. Der Querschnitt einer Bahn kann kreisförmig, oval, rechteckig oder selten auch achteckig sein.

Meist verläuft die Finne (Pinne) quer zum Stiel. Wenn die Finne längs zum Stiel verläuft, heißt der Hammer Kreuzschlaghammer. Die Finne sitzt entweder mittig zum Hammerkopf (z. B. Schlosserhammer) oder nach unten versetzt (z. B. Schreinerhammer). Die Finne ist meist abgerundet. Der Rundungsradius richtet sich nach dem Verwendungszweck. Ein Schmiedehammer (für Kunstschmiede und Metallbildhauer) hat einen großen Radius, beim Schlosserhammer ist er viel kleiner, und der Maurerhammer hat dort eine Schneide. Der Hammerkopf kann eine Masse zwischen wenigen Gramm bis hin zu mehreren Kilogramm haben. Große mechanische Hämmer können ein Gewicht von etlichen Tonnen (z. B. bei der industriellen Stahlbearbeitung) haben. Der Stiel wird in einer geschmiedeten oder gegossenen elliptischen, gelegentlich auch runden (Maurerhammer) Öffnung im Hammerkopf, dem Auge, mit einem Keil befestigt. Das Mittelteil des Hammerkopfs heißt Haus.

Neben den klassischen Hämmern (eine Bahn und eine Finne) gibt es solche mit zwei Bahnen (beispielsweise Fäustel, Schonhämmer, Bossierhämmer, Polstererhämmer) oder mit zwei Finnen (beispielsweise Kesselsteinhämmer oder Dengelhammer). Seltener sind rein einbahnige Ausführungen, etwa von Spann-, Pritsch- und Polierhämmern oder Schmiedehämmer aus dem ostasiatischen Raum wie Japan. Amerikanische Schlosserhämmer haben oft eine kugelig geformte Seite statt einer Finne, die Hammermasse ist zylindrisch und die Bahn daher kreisförmig rund. Solche Hämmer eignen sich besonders für Treibarbeiten und Vernietungen.

Geschichte

Steinhammer

Der Hammer zählt zu den ältesten Werkzeugen. Die Urform des Hammers ist der in die Hand genommene Stein. Manche Affenarten benutzen Steine als Schlaginstrumente, um Nüsse zu knacken. Die Urmenschen werden sich ähnlich verhalten haben. Die Schlagsteine wurden selbst bearbeitet und fanden als Faustkeile über viele tausend Jahre Verwendung. Die ersten Hämmer nach der heutigen Definition entstanden im Neolithikum mit der Entwicklung der Steinbeile.

In der Bronzezeit wurde der Steinkopf durch einen Metallkopf ersetzt. Seit der Verhüttung von Metallen wurden Hämmer zum Schmieden verwendet. Der in der jüdisch-christlichen Schöpfungsgeschichte erwähnte Tubal-Kain gilt als Stammvater aller Schmiede. Der griechische Philosoph Pythagoras soll anhand der naturwissenschaftlich nicht zutreffenden Legende Pythagoras in der Schmiede ausgehend von den von ihm beobachteten Klängen von Hämmern die Musiktheorie begründet haben.

Verwendung

In der Regel werden Hämmer in verschiedenen Bereichen der Fertigung eingesetzt. Unter anderem zum Zerschlagen, dem Einschlagen und dem Formen. So kann mit einem Hammer ein Gegenstand in einen anderen Körper eingeschlagen werden, z. B. ein Nagel in eine Wand. Mittels eines Meißels oder Punzen kann die mit dem Hammer umgeformte Bewegungsenergie punktgenau und dosiert auf das Werkstück einwirken.

Häufig werden auch Werkstücke geformt, so aus Blech beim Treiben oder aus massivem Eisen beim Schmieden. Beim Dengeln wird ein schmaler Streifen des Blattes z. B. einer Sense, Sichte oder Sichel durch die Finne des Hammers auf einem Amboss zu einer sehr dünnen Schneide ausgetrieben und die Sense so geschärft.

Daneben gibt es aber auch noch Hämmer, die nicht der Fertigung dienen. Die Verwendungszwecke sind vielfältig; sie reichen von der rein akustischen Wahrnehmung in öffentlichen Bereichen bis zur symbolisch-zeremoniellen Verwendung. Beispiele hierfür sind der Richterhammer, der Auktionshammer (bei Versteigerungen), der Logenhammer und der Grundsteinhammer. Eine weitere Ausnahme stellt der Reflexhammer des Arztes dar. Die Sportart Hammerwerfen wurde auf den britischen Inseln ursprünglich tatsächlich mit einem Schmiedehammer betrieben.

Arten

Manuell betätigte Hämmer

Fäustel
Klauenhammer
Klopfholz
Polstererhammer
Schieferhammer
Schweißerhammer nach DIN 5133

Es gibt für unterschiedliche Anwendungsbereiche verschiedene Hammerformen:

Maschinell betätigte Hämmer

Bereits durch Nutzung von Wasserkraft, aber spätestens mit der Industrialisierung erfand man auch Maschinen, die die Funktion des Handhammers nachvollziehen:

Hammerwerke

nach Antriebstechnik:

nach Produkt:

In der Akustik gibt es zudem das Norm-Hammerwerk, das für Trittschallmessungen benutzt wird.

Symbolik

Der Hammer gilt als Symbol für Stärke und Aktivität. Als das typische Handwerkszeugs der Schmiede, die Eisen verformen können, wird ihm aber zugleich auch eine machtvolle, Furcht einflößende Aura beigeordnet.[3]

Die Germanen deuteten den Blitz als sichtbares Zeichen, dass Donnergott Thor seinen Hammer (Mjölnir) zur Erde geschleudert hatte. Da der Donnergott aber auch als Beschützer der Rechtsgeschäfte und Hüter des Landes galt, wurde der Hammer auch als heiliges Gerät verwendet, etwa zur Bestimmung des Rechts auf Grund und Boden (Hammerwurf). Ferner galt Thor als für die Weihe der Ehe zuständig, so dass der Hammer auch über die fruchtbringende Bedeutung, die man dem Gewitter beimaß, als Symbol der Fruchtbarkeit angesehen wurde.[4]

Als Schlägel ist der Hammer Teil des Bergmannszeichens Schlägel und Eisen, welche heute symbolisch für Bergbau oder Arbeit generell steht.

In der Flagge der ehemaligen Sowjetunion (Hammer und Sichel) steht der Hammer als Symbol für die Industrie. Auch im Staatswappen der DDR war der Hammer als Symbol für die Arbeiterklasse enthalten, ebenso in dem der Republik Österreich, dort für die Arbeiterschaft ohne kommunistischen Bezug.

Der Hammer ist häufiges Wappenzeichen, siehe Hämmer in der Heraldik, Commons-Kategorie

Redewendungen und Sprichwörter

Es gibt einige Redewendungen, die sich auf den Hammer beziehen. Hier wären zuerst „wissen, wo der Hammer hängt“ und „jemandem zeigen, wo der Hammer hängt“ zu nennen. Während das Erstgenannte bedeutet, dass sich der damit Bezeichnete in etwas sehr gut auskennt, wird letzteres als Synonym dafür benutzt, wenn jemand zurechtgewiesen wird.

Die zweite Gruppe von Redewendungen dreht sich um Auktionen. Da diese in ihrer ursprünglichen Form mit einem Hammer beendet werden, benutzt man die Formulierungen „unter den Hammer kommen“ bzw. „unter den Hammer bringen“ für Dinge, die versteigert werden.

Wenn am Verstand eines Menschen gezweifelt wird, sagt man manchmal, dass er „einen Hammer habe“, was bedeutet, dass er sich so verhält, als hätte er mit dem Hammer einen Schlag auf den Kopf bekommen. Eine dumme Sache oder Mensch wird als „behämmert“ bezeichnet.

Etwas, das besonders auffällig, beeindruckend oder schockierend ist, gut „einschlägt“, wird auch oft als der Hammer bezeichnet.

Der Ausdruck Holzhammermethode verweist auf eine plumpe und sehr direkte Art der Vermittlung.

„Den Hammer fallen lassen“ ist eine Umschreibung dafür, (meist im Zusammenhang: generell sehr pünktlich) Feierabend zu machen, z. B. "Matthias lässt immer um punkt 5 den Hammer fallen".

Wenn jemand „den Hammer kreisen lassen“ will, dann will er in der Regel eine Schlägerei anfangen. Der Ursprung entstammt dem Schmieden, wo es zügig her ging, um das glühende Werkstück schnell zu bearbeiten.

„Amboss oder Hammer sein“ aus dem Gedicht Ein andres von Johann Wolfgang von Goethe aus dem Zyklus Gesellige Lieder, welches besagt, dass man sich im Leben entscheiden muss zwischen: Leiden oder triumphieren (Zitat aus dem Gedicht).

„Der Amboss lebt länger als der Hammer.“ Ein Sprichwort aus Italien.

„Wer nur einen Hammer hat, für den sieht jedes Problem wie ein Nagel aus.“ Sprichwort; in der Kognitionspsychologie ist dieses Sprichwort seit etwa 1964 als Law of the instrument bekannt.

Die Redewendung „zwischen Hammer und Amboss geraten“ besagt, dass jemand zwischen zwei Fronten gerät und quasi mit der Wucht eines Hammers, der beim Schmieden auf den Amboss geschlagen wird, zerquetscht werden könnte. Oder als Sprichwort: „Wer zwischen Amboss ist und Hammer, dem fehlt es nicht an Jammer.“

Seit dem Mittelalter ist die (wohl ausgestorbene) Wendung den slegel (=Hammer) werfen dokumentiert. Ihre Bedeutung ist nicht ganz geklärt, jedoch scheint sie sich auf einen Abschiedsritus zu beziehen.

Siehe auch

Literatur

  • Karl Pichol: Handhammer, Maschinenhammer, Hammerwerk. (1993).
  • Gerold Würtemberger: Fachkunde für Metallberufe. Verlag Europa-Lehrmittel (1979), ISBN 3-8085-1012-9.
  • Hermann Hundeshagen: Der Schmied am Amboss. Manuela Kinzel Verlag Göppingen, 2019, ISBN 978-3-95544-120-3.

Weblinks

Commons: Hammer - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Hammer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikiquote: Hammer – Zitate

Einzelnachweise

  1.  Dietmar Gross, Werner Hauger, Jörg Schröder, Wolfgang A. Wall: Technische Mechanik 1. Statik. 14 Auflage. Springer Vieweg, Berlin 2019, ISBN 978-3-662-59156-7, 3.3.3 Exzentrischer Stoß.
  2.  Jürgen Dankert, Helga Dankert: Technische Mechanik. Statik, Festigkeitslehre, Kinematik/Kinetik. 7 Auflage. Springer Vieweg, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-8348-1809-6, 30.2.3 Der exzentrische Stoß; 30.3 Aufgaben (Aufgabe 30.2).
  3. Hans Biedermann: Knaurs Lexikon der Symbole. Droemer-Knaur-Verlag, München 1989, Stichwort: Hammer.
  4. Meyers Großes Konversationslexikon. Band 8, Leipzig 1907, Stichwort: Hammer [2].
Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Hammer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.