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Fähigkeiten
Fähigkeiten (verwandt mit fangen, im Sinne von „etwas empfangen“) oder bestimmte Vermögen (abgeleitet von der indg. Wurzel *magh-, „können“; griech. δύναμις dynamis; lat. potentia, potestas, facultas, vis; eng. power) geben die Möglichkeit und die bewusst in innerer Erfahrung erlebte reale Kraft, willentlich gefasste Intentionen in die Tat umzusetzen und so Leistungen geistiger, seelischer (→ Seelenvermögen) oder körperlicher Art zu vollbringen. Fähigkeiten können in Form von Begabungen angeboren oder durch äußere Einflüsse (etwa durch Nachahmung oder Erziehung) mehr oder weniger unbewusst erworben sein, oder durch bewusste Anstrengung durch das Ich errungen werden. Fähigkeit ist die Voraussetzung dafür, sich durch Übung entsprechende Fertigkeiten zu erwerben. Fähigkeit und Fertigkeit zusammen ermöglichen erst echtes Können.
Im philosophischen Sinn ist Vermögen ein Synonym für die aktive Potenz nach der Akt und Potenz-Lehre des Aristoteles. So dient etwa dem Töpfer sein künstlerisches Vermögen (d.h. seine aktive Potenz) dazu, den Ton (als passive Potenz, d.h. als reine Empfänglichkeit) zu einer Vase zu formen. Alle Fähigkeiten, egal ob angeboren oder erworben, können durch entsprechende Übung weiterentwickelt werden. In der Regel verkümmern angeborene oder unbewusst erworbene Fähigkeiten sogar mit der Zeit, wenn sie nicht ausreichend bewusst gepflegt werden.
"Man erinnert sich nicht aller Erlebnisse, die man in der Kindheit durchgemacht hat, während man sich die Kunst des Lesens und des Schreibens angeeignet hat. Aber man könnte nicht lesen und schreiben, wenn man diese Erlebnisse nicht gehabt hätte und ihre Früchte nicht bewahrt geblieben wären in Form von Fähigkeiten." (Lit.: GA 9, S. 67)
Es ist nach Rudolf Steiner von einem steten Wandel unserer Fähigkeiten durch die Jahrtausende, die wir uns bereits irdisch inkarnieren, auszugehen.
"Die menschlichen Fähigkeiten haben sich durch die Jahrtausende hindurch stets verändert und die alten Generationen waren ganz anders begabt als die unsere. Was ehemals hellsichtiges Bewusstsein war, ist nicht das, was heute durch die Rosenkreuzerschulung erlangt werden kann. Es war ein dumpferes, jedoch allen Menschen eigenes hellsichtiges Bewusstsein. Wir selbst, die wir hier versammelt sind, waren in jenen Menschen verkörpert, doch unsere Fähigkeiten waren andere und werden in den künftigen Inkarnationen sich immer weiter verändern. In unserer Epoche sollten diejenigen Fähigkeiten entwickelt werden, welche die exakte Beobachtung der physischen Außenwelt ermöglichen, wie zum Beispiel der äußere Verstand, der sich des Gehirnes und der physischen Sinnesorgane bedient. Früher war die Seele nicht auf die letzteren beschränkt wie heute, sie hatte hellsehende Organe, welche allmählich abgestumpft sind. Das seelische Wahrnehmungsvermögen ist von der inneren Welt völlig auf die äußere übertragen worden, wird jedoch in Zukunft wieder verändert und erhöht werden. Das sinnlichphysische Sehen wird ergänzt werden durch geistiges Hellsehen, welches zur normalen Gabe aller Menschen werden wird." (Lit.: GA 118, S. 217)
Literatur
- Rudolf Steiner: Theosophie. Einführung in übersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung, GA 9, (2003) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Das Ereignis der Christus-Erscheinung in der ätherischen Welt, GA 118, (1984), Vortrag vom 13.04.1910 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Clara Bodenmann-Ritter: Joseph Beuys - Jeder Mensch ein Künstler, Ullstein TB, München 1988
- Michael Heinen-Anders: Aus anthroposophischen Zusammenhängen, BOD, Norderstedt 2010
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
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