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Christus verus Lucifer
Christus verus Lucifer (auch Christus verus Luciferus oder Christus verus phosphorus) ist ein später nicht mehr verstandener Ausspruch, nach dem der Christus selbst, der sich durch das Mysterium von Golgatha mit der Erde verbunden hat, als der wahre Morgenstern (griech. Φώσφορος, Phosphoros, „Lichtträger“, „Lichtbringer“; lat. Lucifer), als der wahre Lichtträger bezeichnet wurde. So heißt es etwa im Prolog des Johannesevangeliums:
„1 Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. 2 Dasselbe war im Anfang bei Gott. 3 Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.1 4 In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. 5 Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht ergriffen. 6 Es war ein Mensch, von Gott gesandt, der hieß Johannes. 7 Der kam zum Zeugnis, um von dem Licht zu zeugen, damit sie alle durch ihn glaubten. 8 Er war nicht das Licht, sondern er sollte zeugen von dem Licht. 9 Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen. 10 Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn gemacht; aber die Welt erkannte ihn nicht.“
Und an späterer Stelle bekräftig der Christus:
„Ich bin das Licht der Welt.“
Den Ausgangspunkt für die Identifikation des Christus mit dem Morgenstern bilden die Aussagen im Neuen Testament in Off 22,16 EU und 2 Petr 1,19 EU:
„Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt als Zeugen für das, was die Gemeinden betrifft. Ich bin die Wurzel und der Stamm Davids, der strahlende Morgenstern.“
„17 Er hat von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit empfangen; denn er hörte die Stimme der erhabenen Herrlichkeit, die zu ihm sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe. 18 Diese Stimme, die vom Himmel kam, haben wir gehört, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren. 19 Dadurch ist das Wort der Propheten für uns noch sicherer geworden und ihr tut gut daran, es zu beachten; denn es ist ein Licht, das an einem finsteren Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in eurem Herzen.“
Als Morgenstern wird im esoterischen Sinn zugleich der Merkur bezeichnet, der maßgeblich die zweite Hälfte der Erdentwicklung bestimmt. Alle großen Eingeweihten, die im Dienst des Christusimpulses wirken, werden daher auch als Merkureingeweihte bezeichnet.
Rudolf Steiner erläutert dazu:
"In den ersten Zeiten des Christentums hatte man einen Spruch, der lautete: «Christus verus Lucifer», Christus ist der wahre Lichtträger —, denn Lucifer heißt Lichtträger. Warum wird Christus der wahre Lichtträger genannt? Weil jetzt durch ihn berechtigt worden ist, was früher unberechtigt war. Früher war es ein Auseinanderreißen; die Menschen waren noch nicht reif zur Selbständigkeit. Jetzt waren die Menschen durch den Ich-Impuls, den sie durch den Christus Jesus bekommen haben, so weit, daß sie trotz des Ichs sich in Liebe zueinander entwickeln konnten. So wurde das, was Luzifer sozusagen vorausnehmend der Menschheit geben wollte, als diese noch unreif war, durch den wahren Lichtträger, durch den Christus Jesus, der Menschheit gebracht. Er brachte den Impuls zur Verselbständigung, aber auch die geistige Liebe, die zusammenführt, was nicht blutsverwandt ist. Durch ihn kam die Epoche, wo die Menschheit heranreifte zu dem, was Luzifer früher schon bewirken wollte. Dieser Ausspruch: «Christus verus Lucifer» ist später nicht mehr verstanden worden. Derjenige allein, der ihn richtig versteht, lernt die ersten Lehren des Christentums kennen." (Lit.: GA 104, S. 148)
"Da haben wir in der alten Zeit Götter und Volksgeister, wir haben Gruppengeister, und innerhalb der Gruppen schaffen sie durch die Gesetzesordnung. Da liebt sich, was blutsverwandt ist, und es liebt sich, indem die Liebe durch Naturgesetze eingepflanzt ist. Und je weiter wir zurückgehen, desto mehr finden wir, daß sich alles das als zusammengehörig betrachtet, daß alles das sich liebt, was die Liebe durch Naturgesetze, durch äußere Formkräfte eingepflanzt bekommen hat. Das Jehovaprinzip wirkte in dem gleichen Blut, daher das Zusammengehören. Da lebte und schaffte Jehova durch diese Verwandtschaft, die mit dem Blute zusammenhängt, Ordnung und Harmonie. Und diejenigen, die ihm entgegenwirkten, die ihre stärksten Angriffe gegen das Prinzip der Blutsverwandtschaft richteten, das waren die luziferischen Wesenheiten. Sie wollen immer den Menschen auf den Mittelpunkt seiner eigenen Persönlichkeit stellen, sie wollen ihn herausreißen aus seiner Blutsverwandtschaft bis zu der Zeit, wo Christus kommt und ihn ganz auf die Spitze seiner Persönlichkeit stellt, indem er seine innerste Kraft gibt, die Weisheit und Gnade zu dem innersten Impuls seines Wesens macht. Und das haben zubereitet lange, lange Zeiten hindurch die luziferischen Wesenheiten. Reif ist der Mensch geworden für das, was diese luziferischen Wesenheiten wollten, erst als Christus niedergestiegen ist. Die Bekenner solcher Anschauungen wußten wohl, was sie sagten, wenn sie den Ausspruch taten: Christus verus Luciferus, Christus ist der wahre Luzifer. - Das ist ein esoterischer Ausspruch." (Lit.: GA 105, S. 105f)
"Gegen die Blutsliebe führten in allen Zeiten die luziferischen Wesenheiten ihre allerschärfsten Angriffe. Sie wollten jeden einzelnen Menschen auf sich selbst stellen. Das Selbstbewußtsein, das wollten sie den Menschen einimpfen zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. Göttliche Wesenheiten, Träger der Liebe, trachteten den Menschen mit dem Menschen in Liebe zusammenzubringen durch andere Bande als die Blutsbande, die nicht mit der Freiheit rechnen. Das Christus-Prinzip verbindet mit der vollen Ausprägung des Ich die dem Geist der Liebe entströmende Kraft und läßt sie walten von Mensch zu Mensch. Daher heißt ein Ausspruch: Christus verus Luciferus - Christus der wahre Luzifer oder Lichtbringer, und zuletzt der Gegner des gefallenen Luzifer. Die Blutsliebe wurde umgewandelt durch den Christus in die geistige Liebe, in die strömende Bruderliebe von Seele zu Seele. Der Ausspruch des Christus: Wer nicht verlasset Vater und Mutter, der kann nicht mein Jünger sein - ist so zu verstehen, daß die Blutsliebe sich umwandeln muß in die Bruderliebe, die alle Menschen mit gleicher Kraft umfaßt." (Lit.: GA 109, S. 256)
"Hier haben Sie wiederum einen Punkt, wo Sie eine der bedeutenden OflFenbarungen finden, die Ihnen entgegentreten bei H. P. Blavatsky. Was für große Offenbarungen in der «Geheimlehre» sind, ersehen Sie auch wiederum aus der Behandlung, die Blavatsky dem Jahvebegriff zuteil werden läßt. Wir brauchen uns nicht daran zu stoßen, daß sie den Dingen nicht gerecht wird, weil sie eine gewisse Antipathie gegen Christus und Jahve hat; aber das Wahre dringt doch durch, und die Charakteristik des Jahve als einer Mondgottheit und die Darstellung, daß Luzifer sein Gegner ist, bei H. P. Blavatsky, das erweist sich als etwas wie, man möchte sagen, der gebrochene Ausdruck eines Wahren. Und die Darstellung, die da bei Blavatsky gegeben ist aus der Inspiration, sie erhält nur bei ihr eine subjektive Färbung, weil sie die Empfindung hatte, daß Luzifer eigentlich eine gute Gottheit ist. Sie empfand ihn als eine gute Gottheit. Sie zog ihn in gewisser Beziehung dem Mondgott vor, weil Luzifer für sie ein Sonnengott war. Das ist er auch, aber wir mußten den wahren Zusammenhang hinstellen, damit wir den Ausspruch, der früher figurierte, begreifen können: Christus ist der wahre Luzifer. «Christus verus Luciferus.» Heute klingt das nicht mehr gut für die Menschen. Damals hat es noch gut geklungen, als man aus den alten Geheimlehren wußte: In dem äußeren physischen Licht offenbart sich Luzifer, der Lichtträger, aber wenn wir durch das physische Licht durchdringen zu den Geistern der Weisheit, durchdringen zum geistigen Licht, dann gelangen wir zu dem Lichtträger des geistigen Lichtes: Christus verus Luciferus." (Lit.: GA 136, S. 206f)
"Die Nachwirkungen all dieser Dinge sind heute noch da. Heute noch sehen Sie über diesen nordischen Gegenden Kräfte, die scheinbar - es ist das ja alles scheinbar - zu spät dasjenige erlangt haben, was als Christus-Impuls unten versiegt ist, was aufgenommen hat den Christus-Impuls in den erstarrten Dogmen, was aber berufen ist, aus unmittelbarer Geist-Erkenntnis heraus wiederum die ganzen Geheimnisse der Tatsache von Golgatha, des Eintretens des Christus in das Erdenleben zu finden; aber zu finden in der völligen Freiheit. Denn auch diese Tatsache, daß nach dem Jahre 333 das erstarrte Christentum aus Italien heraufgezogen ist, junge Völker herübergekommen sind, deren Nachzügler überall sind, in Rußland, Schweden, Norwegen, Mitteleuropa, in England - da überall leben heute doch die Völker noch unter diesem Impuls -, auch all dieses, daß das sich so vollzogen hat, war letzten Endes dennoch dazu da, daß die Menschen in Freiheit den Christus- Impuls ergreifen können.
Das ist also die Aufgabe derjenigen Völker, zu denen heute vorzugsweise als zu ihrer Zivilisation von Anthroposophie gesprochen werden muß, daß sie den ganzen Zusammenhang des Christus Jesus aufnehmen, daß sie verstehen lernen, wie gewissermaßen ohne den Christus-Impuls die Menschheit im Salzprozesse hätte erstarren müssen. Wir können mit diesen physischen Worten reden, denn bis ins Physische, bis in die physische Heilung der Menschheit geht der Christus-Impuls hinein. Und der Christus ist geworden der große Phosphorus, der geistige Phosphorus, der diesem Versalzungsprozesse der Menschheit entgegenzuwirken hat als solcher großer Phosphorus. «Christus verus phosphorus» - das war eines der Worte, welche in den ersten drei Jahrhunderten des Christentums überall gesprochen wurden." (Lit.: GA 227, S. 288f)
Vertauschung von Merkur und Venus
Rudolf Steiner hat darauf hingewiesen, dass die mittelalterlichen Okkultisten Venus und Merkur bewusst aus Gründen der Geheimhaltung vertauscht hätten. Dadurch ging aber auch das Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen dem Christus und dem Morgenstern, der die zukünftige Erdentwicklung bestimmt, verloren.
"Hier komme ich an eine Stelle, wo wir sozusagen ein kleines Geheimnis lüften müssen, das im Grunde genommen nur an dieser Stelle gelüftet werden darf. Man hat nämlich im Okkultismus für diejenigen, die die Geisteswissenschaft nur mißbrauchen würden und namentlich in älteren Zeiten mißbraucht hätten, immer gehabt das, was man nennen möchte eine Maske. Man hat sich nicht direkt ausgedrückt, sondern hat hingestellt etwas, was die wahre Sachlage verhüllen sollte. Nun hat sich die mittelalterliche Esoterik nicht anders zu helfen gewußt als durch grobe Mittel. Sie hat den Merkur Venus genannt und die Venus Merkur. In Wahrheit müßten wir, wenn wir im Sinne der Esoterik sprechen wollen, wie es der Apokalyptiker getan hat, den Merkur als Morgenstern ansprechen. Er meint mit Morgenstern den Merkur: Ich habe deinem Ich gegeben die Richtung nach aufwärts, durch den Morgenstern, den Merkur. — Sie können auch noch in gewissen, wirklich die Sachlage treffenden Büchern des Mittelalters finden, daß die Sterne unseres Planetensystems so aufgezählt werden: Saturn, Jupiter, Mars, und auf die Erde folgen nicht wie jetzt Venus, Merkur, sondern umgekehrt Merkur, Venus. Daher heißt es hier: «Wie Ich von meinem Vater empfangen habe; und will ihm geben den Morgenstern.»" (Lit.: GA 104, S. 83)
Literatur
- Rudolf Steiner: Die Apokalypse des Johannes, GA 104 (1985), ISBN 3-7274-1040-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Welt, Erde und Mensch , GA 105 (1983), ISBN 3-7274-1050-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Das Prinzip der spirituellen Ökonomie im Zusammenhang mit Wiederverkörperungsfragen, GA 109 (2000), ISBN 3-7274-1090-6 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Die geistigen Wesenheiten in den Himmelskörpern und Naturreichen, GA 136 (1996), ISBN 3-7274-1361-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Initiations-Erkenntnis, GA 227 (2000), ISBN 3-7274-2271-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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