Antinatalismus

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Antinatalismus (von griech. αντί anti „gegen“ und lat. natalis „die Geburt betreffend“) ist eine Haltung, die die Fortpflanzung des Menschen bzw. der Menschheit überhaupt aus verschiedenen, z.B. religiösen, philosophischen, ökologischen,ökonomischen oder politischen Gründen ablehnt.

Pronatalismus (von griech. προ pro „für“) oder kurz Natalismus bezeichnet die gegenteilige Haltung, wie sie etwa prominent im Alten Testament vertreten wird: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde ...“ (1 Mos 1,28 EU).

Der Antinatalismus entspringt aus einer grundsätzlich pessimistischen Einschätzung des irdischen Daseins, wie etwa bei dem arabischen Dichter Al-Ma’arri oder dem Philosophen Arthur Schopenhauer. Das Voluntary Human Extinction Movement tritt für das freiwillige Aussterben der Menschheit ein und das oberste Gebot der Church of Euthanasia (CoE) lautet entsprechend: Thou shalt not procreate (Du sollst dich nicht fortpflanzen). Die Bürde der grundsätzlich leidvollen irdischen Existenz sollte künftigen Generation erspart werden. Viele Gnostiker und auch die Katharer sahen die materielle irdische Welt überhaupt als Ort des Bösen an, von dem es sich zu lösen gelte. Auch die US-amerikanische christliche Freikirche der Shaker (eng. „Schüttler“), die aus dem Quäkertum hervorgegangen ist, vertritt eine antinatalistische Lehre.

Als weitere Gründe werden heute oft die drohende Überbevölkerung und daraus resultierende Hungersnöte genannt oder die durch den Menschen hervorgerufenen Umweltprobleme, die die Natur zerstören. Enige bevölkerungsreiche Staaten wie etwa Indien oder China verfolgen oder verfolgten daher eine antinatalistische Bevölkerungspolitik. So sollte etwa durch die chinesische Ein-Kind-Politik das rasante Bevölkerungswachstum eingedämmt werden. Staaten mit schrumpfender Bevölkerung vertreten hingegen oft eine pronatalistische Politik. So verleiht z.B. Frankreich seit 1920 die Médaille de la Famille an ausgewählte Eltern, die mehrere Kinder „mit Würde“ großgezogen haben. Vergleichbare Auszeichnungen gab es in der ehemaligen Sowjetunion mit dem Орден «Материнская слава» (Orden „Mutterruhm“) und dem Mutterkreuz im nationalsozialistischen Deutschen Reich. Dabei stehen vielfach nationalistische oder gar rassistische Motive im Hintergrund.

Praktisch entspringt die antinatalistische Haltung vielfach auch daraus, dass sich das Ego durch die mühevolle Betreuung und Erziehung der Kinder in seiner Entfaltung eingeschränkt sieht.

Zu bedenken ist dabei, dass der Mensch nur im irdischen Dasein zum freien Individuum werden und dadurch die Kraft der wahren, christlichen Liebe entwickeln kann.