Symbol

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Ein Symbol (von griech. σύμβολον (sýmbolon) = "Zusammenwurf", aus συν- (syn-) = "zusammen", und βολή (bolē) = "Wurf"; lat. symbolum) oder Sinnbild ist aus geisteswissenschaftlicher Sicht ein sinnlich wahrnehmbares oder vorstellbares, leicht überschaubares Zeichen, das auf eine sinnlich nicht wahrnehmbare, übersinnliche Wirklichkeit verweist, ohne diese durch eine rationale Deutung begrifflich einzugrenzen.

Goethes Symbolbegriff

Für Goethe ist das Symbol ein Besonderes, Begrenztes, Endliches, das für ein Allgemeines, Unbegrenztes, Unendliches steht.

„Das ist die wahre Symbolik, wo das Besondere das Allgemeinere repräsentiert, nicht als Traum und Schatten, sondern als lebendig-augenblickliche Offenbarung des Unerforschlichen.“

Goethe: Maximen und Reflexionen[1]

Jede einzelne, besondere Erscheinung kann zum Symbol werden, wenn man die in ihr wirkende Idee erfaßt, die sie in die Ganzheit des Kosmos eingliedert. So kann etwa das Licht zum gemäßen Bild des Geistigen, des Göttlichen werden.

„Die Symbolik verwandelt die Erscheinung in Idee, die Idee in ein Bild, und so, daß die Idee im Bild immer unendlich wirksam und unerreichbar bleibt und, selbst in allen Sprachen ausgesprochen, doch unaussprechlich bliebe.“

Goethe: Maximen und Reflexionen[2]

Symbol und geistige Wirklichkeit

"Ein solches Symbol ist ein Bild von diesem oder jenem, was man wirklich schauen kann in der geistigen Welt, und kein Symbolum ist richtig gedeutet, bevor man nicht hinweisen kann auf das, was dafür in der geistigen Welt zu erschauen ist. Alle Spekulation hat höchstens einen vorbereitenden Zweck; der Ausdruck «es bedeutet» ist noch nicht zutreffend, sondern das Symbolum erkennt man erst wirklich, wenn man zeigt, daß darin ein geistiger Tatbestand abgezeichnet ist." (Lit.: GA 106, S. 99)

Symbole sind geeignete Meditationsobjekte, die bei genügender Übung die Seele für eigene geistige Wahrnehmungen öffnen können. Wichtig dabei ist, dass das Symbol so leicht überschaubar ist, dass seine vollständige Struktur jederzeit restlos vom Wachbewusstsein umspannt werden kann. Die Bedeutung des Symbols, d.h. die geistige Wirklichkeit, auf die es verweist, ist hingegen vieldimensional und letztlich unerschöpflich und kann sich nur nach und nach schrittweise durch fortgesetzte Meditation enthüllen.

Echt sind nach Rudolf Steiner nur solche Symbole, bei denen wir zunächst Leid empfinden, wenn wir uns in der Meditation in sie versenken:

"Wenn wir Symbole erleben, so sind nicht die echt und aus der geistigen Welt stammend, die uns freudig machen, die wir freudig erleben, sondern nur die, bei denen wir Leid empfinden. Und mit uns herumtragen müssen wir sie, bis wir ihren Sinn erfaßt haben. Im Leiden muß das Geistige aus ihnen in uns geboren werden." (Lit.: GA 266b, S. 97)

Beispiele

Ursprung

Der Begriff geht auf den antiken Brauch zurück, dass als Erkennungszeichen für eine einmal geschlossene Gastfreundschaft ein Tonring oder ein Tontäfelchen, das Symbolon, zerbrochen wurde und jeder der beiden Gastfreunde eine Hälfte mit sich nahm. Traf man, oft nach langer Zeit, wieder zusammen, fügte man die beiden Hälften ineinander und sah darin die ehemals geschlossene Freundschaft bestätigt.

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Goethe-BA Bd. 18, S. 520
  2. Goethe-BA Bd. 18, S. 638

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Ägyptische Mythen und Mysterien, GA 106 (1992), ISBN 3-7274-1060-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band II: 1910 – 1912, GA 266b (1996)
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.