Dimension

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Als Dimension (von lat. dimensioAusdehnung“) werden im allgemeinen Sprachgebrauch die Abmessungen eines körperlichen Gegenstandes bezeichnet.

Die geistige Bedeutung der drei Dimensionen des Raumes und der höheren Dimensionen

Die nachfolgenden zitierten Texte basieren auf ausgearbeiteten Mitschriften von Mathilde Scholl zu zwei Vorträgen, die Rudolf Steiner am 21. August und am 23. oder 25. August 1906 in Landin (Brandenburg) gehalten hat. Es handelt sich dabei nicht um wörtliche Nachschriften. Vermutlich sind auch Hinweise, die Steiner in privaten Zusammenkünften gegeben hat, in die Ausarbeitung mit eingeflossen. In den Aufzeichnungen von Mathilde Scholl ist von insgesamt zehn Dimensionen die Rede. Ob diese Ausweitung auf 10 Dimensionen tatsächlich auf Steiner zurückgeht, ist heute nicht mehr feststellbar. Soweit bekannt, gibt es dazu keine Parallelstellen im Gesamtwerk Rudolf Steiners.

Der dreidimensionale Raum

Die drei Dimensionen des Raumes offenbaren das Gewordene, das im gegenständlichen Sein erstarrt ist und dem sich der Mensch als eigenständiges Wesen gegenübergestellt sieht. Gäbe es nur diese drei Dimensionen, wäre keine Bewegung, kein Werden, keine Empfindung, keine Selbstbewusstsein und auch keine höheren geistigen Bewusstseinsstufen möglich. Dazu bedarf es höherer Dimensionen, in welche die drei räumlichen Dimensionen eingebettet sind.

„Wir dürfen Raum und Dimension nicht verwechseln. Nur drei Dimensionen sind im Raume zu erkennen. Das sind die drei Dimensionen des Gewordenen, des Seienden, das heißt, die das repräsentieren, was uns als Schattenbild der sich kreuzenden Kräfte aus Vergangenheit und Zukunft in der Gegenwart vor Augen schwebt. Darauf ist aber immer das Wort anzuwenden «Alles fließt». Nichts bleibt davon, sondern es ist alles in stetem Wechsel begriffen. Die drei Raumdimensionen sind nur das Mittel, die einzelnen Entwicklungsmomente uns wie in einem Panorama vor Augen zu führen, damit wir als dreidimensionale, im Raum ausgeprägte Wesen auch andere Vorgänge in ihrer dreidimensionalen Bildhaftigkeit erkennen können. Das ist notwendig, damit der Mensch sich selbst als besonderes Wesen in der Welt erkennen lernt. Sonst wäre er nie zum objektiven Erkennen der Umwelt gekommen und hätte sie immer nur subjektiv in sich empfunden.

Nun haben wir die andern Dimensionen auch alle in uns und um uns. Die andern Dimensionen sind nicht im Raume zu suchen. Sondern der Raum, die drei Dimensionen, ruhen in den andern Dimensionen. Die andern Dimensionen enthalten die drei Dimensionen des Raumes in sich, sind aber nicht in ihnen abgegrenzt — so, wie Wasser schwimmende Eisstücke enthalten kann, aber nicht in ihnen abgegrenzt ist, oder wie Luft dichtere Substanzen enthalten kann, aber nicht in ihnen abgegrenzt ist.“ (Lit.: GA 91, S. 196)

Eine besondere Bedeutung für das Gegenständlich-Werden der Welt hat insbesondere die dritte Dimension. Erst durch diese offenbart sich das geschaffene Sein, dem wir uns äußerlich gegenüberstellen können. Den Punkt, als gleichsam nullte Dimension, die Linie als erste Dimension und die Fläche als zweite Dimension gibt es in der sinnlich erfahrbaren räumlichen Welt in Wahrheit gar nicht. Sie können nur als Idealisierung durch das Denken erfasst werden. So gibt es beispielsweise durchaus Wesen, die in der ersten und zweiten Dimension und darüber hinaus auch in höheren Dimensionen leben, denen aber die dritte Dimension fehlt und die daher nicht sinnlich räumlich-gegenständlich erscheinen, wohl aber das Panorama der Zeit in ihrem Bewusstsein als flächenhaftes Bild entrollen und so die Zeiten und ihre Entwicklungsströme überschauen können, ähnlich wie der Mensch unmittelbar nach dem Tod das ganze Lebenspanorama seines vorangegangenen Erdenlebens in seinem inneren Zusammenhang überschaut.

„Wesen mit höheren Dimensionen und mit der ersten und zweiten sind nicht an die Sonderheit gebunden, sondern können den Raum überwinden. Die dritte Dimension ist überhaupt der Raum. Wesen können mehrere Dimensionen haben, die mit der dritten Raumdimension nichts zu tun haben. Die, welche die erste und zweite Dimension haben und die vierte - die Zeit - und die fünfte - die Empfindung -, sind unabhängig von der dritten Raumdimension. In der Astralwelt sind wir auch unabhängig von der dritten Raumdimension. Dafür haben wir da die Zeit wie ein Panorama hinter uns und vor uns. Wie wir hier im Raume schauen, können wir im Astralen, in der vierten Dimension, in der Zeit schauen. Die Zeit liegt da aufgerollt vor uns. Vergangenes und Zukünftiges umgeben uns wie hier im Raume ein Panorama. Ein Zurückblicken in Vergangenes oder ein Hineinschauen in Zukünftiges ist also bedingt durch die Fähigkeit des bewussten Eintretens in die vierte Dimension oder des bewussten Erfassens des dort vor uns aufgerollten Panoramas der Zeit.“ (Lit.: GA 91, S. 198)

Die Zeit als vierte Dimension

Bewegung, Leben, Werden, jede Veränderung und jede Art von Entwicklung bedürfen zusätzlich der Dimension der Zeit als vierter Dimension.

„Die Dimension, in der wir leben, die überhaupt unsere Entwicklung, unser Wachstum, zunächst bedingt, ist die Zeit. Jeder Moment unseres Lebens ist ein Bewegen durch diese vierte Dimension, die Zeit. Die Zeit umfasst alles Räumliche. Das Unlebendige hat nur die drei Dimensionen; es verändert sich nicht in die vierte Dimension hinein, in die Zeit hinein. Aber alles Lebendige lebt in die Zeit hinein. Leben heißt, sich in die Zeit hinein, sich in die vierte Dimension hinein verändern. Dass wir heute physisch anders sind als gestern, ist nur möglich durch die vierte Dimension. Innerhalb der drei Dimensionen können sich Wachstumsveränderungen nicht abspielen. Sie werden nur innerhalb der drei Dimensionen sichtbar als Schattenbilder des Veränderns in der Zeit.“ (Lit.: GA 91, S. 196f)

Empfindung als fünfte Dimension

Damit Empfindung möglich wird, wie sie Menschen und Tiere erleben können, bedarf es einer noch höheren fünften Dimension, die über Raum und Zeit hinausgeht und uns von diesen unabhängig macht.

„Die fünfte Dimension umfasst auch noch die vierte; sie ist das Empfinden; das geht über Raum und Zeit hinaus. Das, was uns mit den andern Wesen verbindet, das ist die fünfte Dimension. Das Empfinden hält Raum und Zeit in sich und ist nicht durch Raum und Zeit begrenzt. Jede höhere Dimension macht uns unabhängig von der darunter stehenden, weil wir in der höheren die darunter stehende beherrschen. Die zweite Dimension ist ein Hinausgehen über die erste Dimension; die dritte Dimension ist ein Hinausgehen über die zweite Dimension, ein Fortschreiten zur Unabhängigkeit. Die vierte Dimension ist ein Hinausgehen über die dritte Dimension, ein weiteres Unabhängig-Werden. Denn die Zeit macht uns unabhängig vom Raume. Was wir an den Raum gebunden nicht könnten, können wir in der vierten Dimension, der Zeit, erreichen. Die Zeit macht es uns möglich, uns über die Raumdimension zu erheben. So macht die Empfindung, die fünfte Dimension, es uns möglich, uns über die Zeit zu erheben; wir werden durch die Empfindung unabhängig von der Zeit.“ (Lit.: GA 91, S. 197)

Selbstbewusstsein als sechste Dimension

Durch das Selbstbewusstsein machen wir uns nicht nur von Raum und Zeit, sondern auch von der Empfindung unabhängig. Damit dringen wir in die sechste Dimension vor.

„Die sechste Dimension, das Selbstbewusstsein, ist die, aus der heraus wir auch das Empfinden, die fünfte Dimension, beherrschen. Mit dem Selbstbewusstsein umfassen wir auch die fünfte Dimension, das Empfinden. Unser Empfinden kann ruhen in dem Selbstbewusstsein, die fünfte Dimension in der sechsten. So ruht die Zeit in dem Empfinden, die vierte Dimension in der fünften; und der Raum ruht in der Zeit, die dritte Dimension in der vierten; die Fläche ruht an dem Körper, die zweite Dimension an der dritten; die Linie ruht an der Fläche, die erste Dimension an der zweiten. Die sechste Dimension, das Selbstbewusstsein, leitet über zu noch höheren Dimensionen.“ (Lit.: GA 91, S. 197)

Siebente Dimension - Hingabe an die Welt

Die siebente Dimension führt den geistig strebenden Menschen, den Chela, durch die Hingabe an die Welt über das bloße Selbstbewusstsein hinaus und eröffnet ihm den bewussten Zugang zur geistigen Welt.

„Die Überwindung des Selbstbewusstseins liegt in der siebten Dimension, in dem, was über das Selbstbewusstsein hinausgeht. In der siebten Dimension beginnt der Chela zu leben, der durch das Selbstbewusstsein in höhere Welten eindringt. Die siebte Dimension ist das bewusste Sich-Hingeben an die Welt. In dieser bewussten Hingabe liegt die siebte Dimension.“ (Lit.: GA 91, S. 197f)

Achte Dimension - Aufgehen in der Umwelt

Die achte Dimension führt den fortgeschrittenen Geistesschüler zum bewussten Aufgehen in der (geistigen) Umwelt - ohne sich dabei selbst zu verlieren.

Neunte Dimension - Bewusstes Schaffen in der Welt

Die neunte Dimension ist die höchste Dimension, die dem Menschen durch geistige Schulung zugänglich werden kann. Sie ermöglicht ihm das bewusste Schaffen in der (geistigen) Welt.

Zehnte Dimension - Kosmische Gestaltung

Die zehnte Dimension ist die Kugel, die alle anderen Dimensionen umschließt. Sie wird erreicht, wenn den schöpferisch gestalteten Wesen ein bleibendes Dasein verliehen wird.

„Die zehnte Dimension erreicht er, wenn er diesen aus sich gestalteten Wesen bleibendes Dasein verleiht. Dann ist er ein Planetengeist geworden, der aus sich selbst heraus bleibende Gestalten formt. Diese zehnte Dimension ist die Kugel, die alle andern Dimensionen umschließt. Da ist der Würfel umgewandelt in die Kugel, das Quadrat in den Kreis, die Stauung ist wieder Leben geworden. Demnach ist das Quadrat im Kreis das Bild der zehnten Dimension, oder auch die Linie im Kreis, denn von der Linie ging alles aus, und im Kreis ist sie zur Vollendung geführt. Die Zahl Zehn oder der Kreis mit der Linie ist also das Bild der ganzen Schöpfung. Und jede neue Schöpfung beginnt mit der Linie, die zum Kreis sich ausgestaltet. Wir können also die zehn Dimensionen so darstellen:

Zeichnung aus GA 91, S. 205
Zeichnung aus GA 91, S. 205
“ (Lit.: GA 91, S. 205)

Überblick über die zehn Dimensionen

Zusammenfassend hält Rudolf Steiner fest:

„Dimensionen 1 bis 3 sind die unlebendigen;
Dimension 4 bis 6 sind die lebendigen, aber passiven;
Dimensionen 7 bis 9 sind die schaffenden.

Durch die dritte Dimension allein gibt es eine Trennung. Die dritte Dimension ist die Dimension der Sonderheit. Durch Überwindung der dritten Dimension treten wir aus der Sonderheit in die Gemeinschaft.

Wesen mit höheren Dimensionen und mit der ersten und zweiten sind nicht an die Sonderheit gebunden, sondern können den Raum überwinden. Die dritte Dimension ist überhaupt der Raum. Wesen können mehrere Dimensionen haben, die mit der dritten Raumdimension nichts zu tun haben. Die, welche die erste und zweite Dimension haben und die vierte - die Zeit - und die fünfte - die Empfindung -, sind unabhängig von der dritten Raumdimension. In der Astralwelt sind wir auch unabhängig von der dritten Raumdimension. Dafür haben wir da die Zeit wie ein Panorama hinter uns und vor uns. Wie wir hier im Raume schauen, können wir im Astralen, in der vierten Dimension, in der Zeit schauen. Die Zeit liegt da aufgerollt vor uns. Vergangenes und Zukünftiges umgeben uns wie hier im Raume ein Panorama. Ein Zurückblicken in Vergangenes oder ein Hineinschauen in Zukünftiges ist also bedingt durch die Fähigkeit des bewussten Eintretens in die vierte Dimension oder des bewussten Erfassens des dort vor uns aufgerollten Panoramas der Zeit.“ (Lit.: GA 91, S. 198)

Mathematik

In der Mathematik gibt die Dimension die Anzahl der Freiheitsgrade einer Bewegung in einem mathematischen Raum an. So hat etwa der vertraute geometrisch ansschauliche euklidische Raum bekanntermaßen 3 Dimensionen (Länge, Breite, Höhe). Ein Punkt hat die Dimension 0, eine Linie oder Kurve die Dimension 1 und eine Fläche die Dimension 2.

Die Mathematik vermag auch höherdimensionale, ja sogar unendlich-dimensionale Räume, die sich der sinnlichen Vorstellung entziehen, durch das reine Denken exakt zu erfassen. Rudolf Steiner hat selbst öfters über die geistige Bedeutung der vierten Dimension und noch höherer Dimensionen gesprochen.

Oft wird auch die Größenordnung einer Zahl als Dimension bezeichnet und etwa im Dezimalsystem durch entsprechende Zehnerpotenzen angegeben (z.B. 1.000.000 = 106 oder 100 = 102).

Physik

In der Physik werden Größensysteme dazu verwendet, um physikalische Größen systematisch einzuordnen. Dazu werden zuerst Basisgrößen festgelegt, von den dann weitere Größenarten abgeleitet werden können. Die Systematik orientiert sich dabei an der Dimension der Größen, die für die charakteristische qualitative Eigenschaft einer physikalischen Größe steht, also z.B. Länge, Masse, Zeit, Temperatur usw. Dem Größensystem müssen dann exakt definierte Maßeinheiten in einem entsprechenden Einheitensystem zugewiesen und dadurch der Messung zugänglich gemacht werden. Aus einem Größensystem folgt nicht ein bestimmtes Einheitensystem, sondern dieses muss extra festgelegt werden. Jedem Größensystem können verschiedene Einheitensysteme zugeordnet werden, z.B. das SI-System, das CGS-System oder das Angloamerikanische Maßsystem.

Im allgemein gebräuchlichen internationalen Einheitensystem (SI) sind folgende Basiseinheiten definiert, aus denen alle weiteren Größen abgeleitet werden können:

Basisgröße und
Dimensionsname
Größensymbol Dimensionssymbol Basiseinheit Einheitenzeichen
Länge l L Meter m
Masse m M Kilogramm kg
Zeit t T Sekunde s
Stromstärke I oder i I Ampere A
Temperatur T Θ Kelvin K
Stoffmenge n N Mol mol
Lichtstärke IV J Candela cd

Die zwölf Dimensionen

Nach Burkhard Heim gibt es zwölf Dimensionen.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.