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Substanz
Substanz oder Hypostase (lat. substantia, griech. hypostasis, hypokeimenon, ousia) ist im philosophischen Sinne der Kategorienlehre des Aristoteles das, was im eigentlichen Sinne seiend ist, etwas, was durch und in sich selbst ist, nicht durch ein anderes oder an bzw. in einem anderen. Oder anders ausgedrückt: Substanz bezeichnete in der Philosophie das Wesen eines Dinges im Gegensatz zu seinen zufälligen Eigenschaften (Akzidentien).
Gemäß der christlichen Theologie ist die sich in den drei göttlichen Personen offenbarende Trinität die eigentliche Hypostase oder Ursubstanz allen Seins.
Heute wird der Begriff Substanz allgemein nur im sehr eingeschränkten Sinn als materielle Substanz verstanden, die die einzig wirkliche Grundlage der ganzen Welt darstellen soll, während alles Seelische und Geistige nur als abgeleitetes Epiphänomen an der entsprechend organisierten Materie erscheinen soll und ohne materieller Grundlage nicht bestehen könne. Für eine tiefergehende geistige Betrachtung ist diese Ansicht nicht haltbar, und ihr gemäß muß man nicht nur von eigenständigen seelischen und geistigen Substanzen sprechen, sondern diesen sogar noch einen wesentlich höheren Wirklichkeitscharakter zumessen als der physischen Substanz. Denn das eigentlich wirkende Prinzip in der ganzen Welt ist der Geist.
Geist ist nur das, was sich selbst erschafft, von nichts anderem geschaffen wurde und sich ausschließlich durch sich selbst erhält. Das Geistige entspricht am unmittelbarsten dem, was unter dem philosophischen Begriff Substanz verstanden werden kann. Alles Seelische hat schon einen geringeren Wirklichkeitscharakter, da das Seelische eigentlich nicht durch sich selbst entstehen kann, sondern durch den schöpferischen Geist geschaffen wird. Am fernsten der geistigen Quelle der Wirklichkeit steht aber die materielle Substanz, die im Grunde überhaupt nicht durch sich selbst bestehen kann, sondern von seelischen und geistigen Kräften getragen wird, wie es der Quantenphysiker und Träger des alternativen Nobelpreises (1987) Hans-Peter Dürr vor einigen Jahren in einem Interview recht plakativ ausgedrückt hat:
- «In der schwerer begreifbaren Tiefe sind in der Welt des Kleinsten die "Dinge" überberhaupt keine Dinge - deshalb will die Revolution nicht in die Köpfe: "Es gibt keine Dinge, es gibt nur Form und Gestaltveränderung: Die Materie ist nicht aus Materie zusammengesetzt, sondern aus reinen Gestaltwesen und Potentialitäten. Das ist wie beim Geist", schließt Dürr etwas riskant: "Im Grunde gibt es nur Geist, aber er verkalkt, und wir nehmen nur den Kalk wahr, als Materie."» (Lit.: Dürr 1998)
Der mittelalterlichen Scholastik gilt Gott selbst als die einfachste, grundlegendste, aber zugleich am schwersten unmittelbar zu erkennende Ursubstanz alles Seins. So schreibt Thomas von Aquin:
- "Von den Substanzen aber sind einige einfach und einige zusammengesetzt, und in beiden ist Wesen, aber in den einfachen in wahrerer und vorzüglicherer Weise, insofern sie auch vorzüglicheres Sein haben: sie sind nämlich die Ursache dessen, was zusammengesetzt ist, wenigstens die erste einfache Substanz, die Gott ist. Aber weil die Wesen jener (einfachen) Substanzen für uns verborgener sind, daher muß man mit den Wesen der zusammengesetzten Substanzen beginnen, damit das Verfahren vom Leichteren her angemessener wird." (Lit.: Thomas v. Aquin, Kapitel 1)
Anthroposophie geht insofern über die metaphysische Spekulation der Scholastik hinaus, als sie die wahre Natur der seelischen und geistigen Welt nicht intellektuell erschließen will, oder sich nur auf die verstandesmäßige Interpretation der traditionell überlieferten Offenbarungsberichte stützt, sondern Wege zeigt, wie das menschliche Bewusstsein so gestärkt werden kann, dass es, ohne in mediumistische Trance zu verfallen, schrittweise der unmittelbaren Wahrnehmung der seelischen und geistigen Weltbereiche fähig wird und dabei die klare Besonnenheit des Denkens nicht verliert.
Gemäß dieser Erkenntnis wurzelt die Wirklichkeit in der einen göttlichen Ursubstanz, die sich weiter in eine geordnete Hierarchie individueller Geistwesen gliedert, die durch ihr tätiges Zusammenwirken die Erscheinungen der äußeren Schöpfung hervorbringen, die in abnehmendem Grad die wesenhafte Ursubstanz als mehr oder minder wesenloses Abbild widerspiegeln. Die als völlig wesenlos erscheinende Materie steht dabei auf der untersten Sprosse dieser Sufenleiter und erweist sich dadurch als reine Potentialität.
Anthroposophie geht insofern über die metaphysische Spekulation der Scholastik hinaus, als sie die wahre Natur der seelischen und geistigen Welt nicht intellektuell erschließen will, oder sich nur auf die verstandesmäßige Interpretation der traditionell überlieferten Offenbarungsberichte stützt, sondern Wege zeigt, wie das menschliche Bewusstsein so gestärkt werden kann, dass es, ohne in mediumistische Trance zu verfallen, schrittweise der unmittelbaren Wahrnehmung der seelischen und geistigen Weltbereiche fähig wird und dabei die klare Besonnenheit des Denkens nicht verliert. Sie führt uns so nach und nach an die unmittelbare geistige Begegnung mit individuellen Geistwesen heran, wodurch wir allmählich von der Betrachtung der bloßen Erscheinung zur Erkenntnis der Wirklichkeit aufrücken können.
Literatur
- Hans-Peter Dürr im Interview mit Jürgen Langenbach, DER STANDARD, 12. November 1998
- Thomas von Aquin: Über das Sein und das Wesen, Kapitel 1
Weblinks
- Substanz - Rudolf Eisler, Wörterbuch der philosophischen Begriffe (1904)
- Substanz - Friedrich Kirchner, Wörterbuch der philosophischen Grundbegriffe (1907)
- Substanz - Lexikon der Philosophie
- Substanz - Wikipedia
- Thomas von Aquin - Links zu Leben und Werk
- Thomas von Aquin: Über das Sein und das Wesen, Kapitel 1
Aristoteles: Die Kategorien (PDF-Dokument)
- Hans-Peter Dürr - Lebenslauf
- Hans-Peter Dürr - Germany - 1987 Right Livelihood Award Recipient
- Hans-Peter Dürr - Publikationen - eine Auswahl erschienener Veröffentlichungen zum Download als PDF-Dokumente.