Gott: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Wort '''Gott''' ([[Wikipedia:mittelhochdeutsch|mhd.]], [[Wikipedia:althochdeutsch|ahd.]] ''got'', [[Wikipedia:Gotische Sprache|gotisch]] ''guth'', [[Wikipedia:Englische Sprache|englisch]] ''god'', [[Wikipedia:Schwedische Sprache|schwed.]] ''Gud'', abgleitet von  [[Wikipedia:Germanische Sprachen|germ.]] ''*guda-'' Gott = ''Anrufung''), ist im [[Wikipedia:Germanen|germanischen]] Sprachraum entstanden als allgemeine Bezeichnung für erhabene [[geistige Wesen]]. Als '''Götter''' oder '''Gottheiten''' werden in der Regel [[Wesenheit]]en der ersten und zweiten [[Hierarchie]] bezeichnet. Ursprünglich hatte das Wort ''Gott'' sächliches Geschlecht, da es männliche und weibliche Gottheiten gleichermaßen umfasste. Heute wird der Singular ''Gott'' vor allem als Bezeichnung für das [[Vater (Trinität)|Vaterprinzip]] der göttlichen [[Trinität]] verwendet.
Das Wort '''Gott''' ([[Wikipedia:mittelhochdeutsch|mhd.]], [[Wikipedia:althochdeutsch|ahd.]] ''got'', [[Wikipedia:Gotische Sprache|got.]] ''guth'', [[Wikipedia:Englische Sprache|engl.]] ''god'', [[Wikipedia:Schwedische Sprache|schwed.]] ''Gud'', abgleitet von  [[Wikipedia:Germanische Sprachen|germ.]] ''*guda-'' Gott = ''Anrufung''), ist im [[Wikipedia:Germanen|germanischen]] Sprachraum entstanden als allgemeine Bezeichnung für erhabene [[geistige Wesen]]. Als '''Götter''' oder '''Gottheiten''' werden in der Regel [[Wesenheit]]en der ersten und zweiten [[Hierarchie]] bezeichnet. Ursprünglich hatte das Wort ''Gott'' sächliches Geschlecht, da es männliche und weibliche Gottheiten gleichermaßen umfasste. Heute wird der Singular ''Gott'' vor allem als Bezeichnung für das [[Vater (Trinität)|Vaterprinzip]] der göttlichen [[Trinität]] verwendet.


Nach [[Thomas von Aquin]] (* um 1225; † 1274) kann der [[Mensch]] zwar durch seine [[Vernunft]] erkennen, ''dass'' Gott ist, nicht aber ''was'' Gott ist. Letztere Erkenntnis ist auch den [[Hierarchien|Engelwesen]], obwohl sie höher stehen als der Mensch, nicht zugänglich, sondern bleibt Gott allein vorbehalten.
Nach [[Thomas von Aquin]] (* um 1225; † 1274) kann der [[Mensch]] zwar durch seine [[Vernunft]] erkennen, ''dass'' Gott ist, nicht aber ''was'' Gott ist. Letztere Erkenntnis ist auch den [[Hierarchien|Engelwesen]], obwohl sie höher stehen als der Mensch, nicht zugänglich, sondern bleibt Gott allein vorbehalten.

Version vom 10. September 2016, 10:56 Uhr

Das Wort Gott (mhd., ahd. got, got. guth, engl. god, schwed. Gud, abgleitet von germ. *guda- Gott = Anrufung), ist im germanischen Sprachraum entstanden als allgemeine Bezeichnung für erhabene geistige Wesen. Als Götter oder Gottheiten werden in der Regel Wesenheiten der ersten und zweiten Hierarchie bezeichnet. Ursprünglich hatte das Wort Gott sächliches Geschlecht, da es männliche und weibliche Gottheiten gleichermaßen umfasste. Heute wird der Singular Gott vor allem als Bezeichnung für das Vaterprinzip der göttlichen Trinität verwendet.

Nach Thomas von Aquin (* um 1225; † 1274) kann der Mensch zwar durch seine Vernunft erkennen, dass Gott ist, nicht aber was Gott ist. Letztere Erkenntnis ist auch den Engelwesen, obwohl sie höher stehen als der Mensch, nicht zugänglich, sondern bleibt Gott allein vorbehalten.

„Es gibt aber in dem, was wir von Gott bekennen, zwei Weisen von Wahrheit. Einiges nämlich über Gott ist wahr, was über jede Fähigkeit der menschlichen Vernunft hinausgeht, z. B. daß Gott dreifaltig und einer zugleich ist; anderes ist wahr, wozu auch die natürliche Vernunft gelangen kann, z. B. daß Gott ist, daß Gott einer ist und anderes dieser Art, was ja auch die Philosophen, geleitet vom Licht der natürlichen Vernunft, von Gott durch Beweise dargelegt haben.“

Thomas von Aquin: Summa contra gentiles I,1,3

Nach Johannes Scottus Eriugena (9. Jh.) weiß auch Gott selbst nicht was er ist, da er selbst grenzenlos und jenseits jeder Bestimmbarkeit ist und alles in ihm in ungeschiedener Ganzheit in Eins zusammenfällt. Dieses „Nichtwissen“ ist aber zugleich die höchste und wahre Weisheit, das unbegreifliche und unendliche Wissen Gottes selbst:

„Wenn wir sagen, Gott wisse nicht, was er sei, wollen wir damit wohl. etwas Anderes andeuten, als dass er sich. in keinem von Allem, was ist, begreife? Denn wie könnte er in ihm selber Etwas erkennen, was in ihm selber nicht sein kann? Sind doch die Gründe Alles dessen, was Gott in sich selber, d. h. der Vater im Sohne, geschaffen hat, ungetheilt in ihm Eins; sie gestatten keine Bestimmung der eigenthtimlichen Bestandheiten durch eigenthümliche Unterschiede oder zufällige Bestimmungen, indem sie dergleichen nur in ihren Wirkungen, nicht aber in ihnen selber zulassen. Was ist dann aber von der unaussprechlichen und unbegreiflichen Natur selber zu halten? Wer möchte darin etwas durch eine Grenze Bestimmtes, im Raume Ausgedehntes, in Theile Getrenntes, aus Bestandheiten und zufälligen Bestimmungen Zusammengesetztes denken? Das göttliche Nichtwissen ist also die höchste und wahre Weisheit.“

Johannes Scottus Eriugena: Über die Einteilung der Natur[1]

Anmerkungen

  1. Johannes Scotus Erigena, Ludwig Noack (Übers.): Über die Eintheilung der Natur, Verlag von L. Heimann, Berlin 1870, Erste Abtheilung, S. 209 [1]