Stil: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Stil''' (von [[lat.]] ''stilus'' „Stängel, Schreibgerät, Griffel“) ist im weitesten Sinn die charakteristisch Erscheinungsform, das einheitliche typische Gepräge eines Menschen oder einer [[Soziale Gemeinschaft|sozialen Gemeinschaft]], einer historischen Epoche, eines bestimmt gestalteten Gegenstandes usw. Im engeren Sinn bezieht sich der Stilbegriff auf alle Arten von [[Kunst]]werken, etwa der [[Literatur]], der [[Musik]], des [[Schauspiel]]s oder [[Gesang]]s, wie auch auf alle Werke der [[Bildende Kunst|bildenden Kunst]] ([[Architektur]], [[Bildhauerei]], [[Malerei]]). Wirklicher Stil entsteht dort, wo die äußere [[Erscheinung]] Ausdruck des Inneren, d.h. des [[Geist]]igen ist.
'''Stil''' (von [[lat.]] ''stilus'' „Stängel, Schreibgerät, Griffel“) ist im weitesten Sinn die charakteristisch Erscheinungsform, das einheitliche typische Gepräge eines Menschen oder einer [[Soziale Gemeinschaft|sozialen Gemeinschaft]], einer historischen Epoche, eines bestimmt gestalteten Gegenstandes usw. Im engeren Sinn bezieht sich der Stilbegriff auf alle Arten von [[Kunst]]werken, etwa der [[Literatur]], der [[Musik]], des [[Schauspiel]]s oder [[Gesang]]s, wie auch auf alle Werke der [[Bildende Kunst|bildenden Kunst]] ([[Architektur]], [[Bildhauerei]], [[Malerei]]). Wirklicher Stil entsteht dort, wo die äußere [[Erscheinung]] Ausdruck des Inneren, d.h. des [[Geist]]igen ist.
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#Rudolf Steiner: ''Natur- und Geistwesen – ihr Wirken in unserer sichtbaren Welt'', [[GA 98]] (1996), ISBN 3-7274-0980-0 {{Vorträge|098}}



Version vom 15. November 2017, 16:41 Uhr

Stil (von lat. stilus „Stängel, Schreibgerät, Griffel“) ist im weitesten Sinn die charakteristisch Erscheinungsform, das einheitliche typische Gepräge eines Menschen oder einer sozialen Gemeinschaft, einer historischen Epoche, eines bestimmt gestalteten Gegenstandes usw. Im engeren Sinn bezieht sich der Stilbegriff auf alle Arten von Kunstwerken, etwa der Literatur, der Musik, des Schauspiels oder Gesangs, wie auch auf alle Werke der bildenden Kunst (Architektur, Bildhauerei, Malerei). Wirklicher Stil entsteht dort, wo die äußere Erscheinung Ausdruck des Inneren, d.h. des Geistigen ist.

„Wahre Kunst erhebt sich über Manier und Nachahmung zum Stil. Aber der Stil kann sich nicht anders entwickeln als dadurch, daß der Mensch mit seinem ganzen Innenleben in einer wahren Wirklichkeit wurzelt, die noch hinausgeht über dasjenige, was sinnlich-physischer Natur ist, aus der heraus daher auch etwas geschaffen werden kann, was nur aus der menschlichen Schöpferkraft kommen kann. Wahre Kunst, sie muß zum Stile streben, und wahrer Stil, er kann nur auf dem Erleben des Übersinnlichen durch den Menschen beruhen. Wer in der Kunst nicht etwas wie eine Luxusbeigabe zum Leben sieht, sondern eine notwendige Bedingung jedes menschenwürdigen Daseins, etwas, was den Menschen erst zum ganzen Menschen macht und die menschliche Zivilisation erst zu ihrem vollen Sinne bringt, der wird sich sagen müssen: Agnostizismus nimmt den Menschen jene Wahrheit, die in der Kunst leben will und leben muß.“ (Lit.: GA 78, S. 16)

„Wir müssen den geisteswissenschaftlich-spirituellen Gedanken so verstehen, daß er in alle einzelnen Zweige des Lebens eindringt. In unserer materialistischen Zeit ist das äußere Leben nur wenig ein Ausdruck des Innern. Früher war jedes Türschloß, jeder Schlüssel der Ausdruck eines Geistigen. Jetzt ist alles so nichtssagend dagegen. Der Mensch wird wieder in der Weise schaffen lernen, daß das Äußere ein Abbild des Innern ist. Dann wird auch ein Bahnhof als ein Gedanke entstehen, wie der griechische Tempel und der gotische Dom entstanden. Auch unsere Zeit hat einen Baustil, der unserer Zeit entspricht. Das ist das Warenhaus. Das ist der Abdruck des Nützlichkeitsgedankens, der Abdruck des Menschenegoismus. Die Zeit der Nützlichkeit hat als einzigen originalen Stil das Warenhaus erzeugt.

Früher bauten die Menschen ihre Seelenempfindungen in den Baustil hinein. Das Warenhaus ist der Ausdruck für die Empfindungen des 19. Jahrhunderts. Aber jetzt ist schon eine spirituelle Bewegung da, die vorarbeitet für eine spätere Vergeistigung. Die Menschen, welche so die anthroposophische Bewegung verstehen, die verwirklichen den Pfingstgedanken. Wir werden in der Zukunft in dem, was die Erde bedecken wird, die anthroposophischen Gedanken kristallisiert sehen.“ (Lit.: GA 98, S. 269f)

„Was nun auf diese Art über des Menschen Zukunft prophetisch ausgesagt werden kann, das ist die Grundlage für alle Ideale, die eine wirkliche praktische Bedeutung haben. Ideale müssen, wenn sie Wert haben sollen, so tief in der geistigen Welt begründet sein wie Naturgesetze in der bloß natürlichen Welt. Gesetze der Entwickelung müssen solche wahren Ideale sein. Sonst entspringen sie aus einer wertlosen Schwärmerei und Phantasie und können niemals Verwirklichung finden. Alle großen Ideale der Weltgeschichte im weitesten Sinne sind aus schauender Erkenntnis hervorgegangen. Denn zuletzt stammen alle diese großen Ideale von den großen Geheimforschern oder Eingeweihten, und die Kleineren, die mitarbeiten an dem Menschheitsbau, richten sich entweder bewußt oder — allermeistem — unbewußt nach den von den Geheimforschern bestimmten Angaben. Alles Unbewußte hat zuletzt nämlich doch in einem Bewußten seinen Ursprung. Der Maurer, der an einem Hause arbeitet, richtet sich «unbewußt» nach Dingen, die anderen bewußt sind, welche den Ort bestimmt haben, an dem das Haus gebaut werden soll, den Stil, in dem es errichtet werden soll und so weiter. Aber auch diesem Bestimmen von Ort und Stil liegt etwas zugrunde, was den Bestimmern unbewußt bleibt, andern aber bewußt ist oder bewußt war. Ein Künstler zum Beispiel weiß, warum der betreffende Stil dort eine gerade, dort eine gewundene Linie verlangt und so weiter. Der, welcher den Stil zu seinem Hause verwendet, bringt sich dieses «Warum» vielleicht nicht zum Bewußtsein. — Es ist ebenso auch mit den großen Vorgängen in der Welt- und Menschheitsentwickelung. Hinter denen, welche auf einem bestimmten Gebiete arbeiten, stehen höhere bewußtere Arbeiter, und so geht die Stufenleiter der Bewußtheit auf- und abwärts. — Hinter den Alltagsmenschen stehen die Erfinder, Künstler, Forscher und so weiter. Hinter diesen stehen die geheimwissenschaftlichen Eingeweihten — und hinter diesen stehen übermenschliche Wesen.“ (Lit.: GA 11, S. 135f)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Aus der Akasha-Chronik, GA 11 (1986), ISBN 3-7274-0110-9 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Anthroposophie, ihre Erkenntniswurzeln und Lebensfrüchte, GA 78 (1986), ISBN 3-7274-0780-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Natur- und Geistwesen – ihr Wirken in unserer sichtbaren Welt, GA 98 (1996), ISBN 3-7274-0980-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.