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Im Mittelpunkt der Drei-Welten-Kosmologie steht der Himmelsgott '''Tengri''', der den „ewigen blauen Himmel“ ({{mnS|''Mönkh khökh Tengeri''}}), der die ''obere Welt'', die [[Himmel]]swelt, repräsentiert. | Im Mittelpunkt der Drei-Welten-Kosmologie steht der Himmelsgott '''Tengri''', der den „ewigen blauen Himmel“ ({{mnS|''Mönkh khökh Tengeri''}}), der die ''obere Welt'', die [[Himmel]]swelt, repräsentiert. In ähnlicher Weise hatten in der [[Wikipedia:Antike|Antike]] die [[Griechisch-Lateinische Kultur|Griechen]] den vom Sonnen- und Sternenlicht durchhellte blaue Himmel, den sie [[Aither]] ([[ELSalt|αιτηρ}} „[[Äther]]“) nannten, als Übergang zu einer höheren, nichtmateriellen Welt empfunden. Später wurde der Äther als [[5. Element]] ([[Quintessenz]]) von [[Aristoteles]] der [[Vier-Elemente-Lehre]] hinzugefügt. | ||
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Der [[Weltenbaum]], der im Süden steht, verbindet alle drei Welten miteinander. In Richtung Norden fließt der Weltenfluss, der sich in die [[Unterwelt]] ergießt. | Der [[Weltenbaum]], der im Süden steht, verbindet alle drei Welten miteinander. In Richtung Norden fließt der Weltenfluss, der sich in die [[Unterwelt]] ergießt. | ||
== Die drei Seelen des Menschen == | == Die drei Seelen des Menschen == |
Version vom 10. Mai 2015, 21:20 Uhr

Als Tengrismus oder Tengerismus wird heute die ursprüngliche naturverbundene Religion der als Nomaden umherziehenden Mongolen und Turkvölker Zentralasiens bezeichnet.
Drei-Welten-Kosmologie
Im Mittelpunkt der Drei-Welten-Kosmologie steht der Himmelsgott Tengri, der den „ewigen blauen Himmel“ (mongol. Mönkh khökh Tengeri), der die obere Welt, die Himmelswelt, repräsentiert. In ähnlicher Weise hatten in der Antike die Griechen den vom Sonnen- und Sternenlicht durchhellte blaue Himmel, den sie Aither ([[ELSalt|αιτηρ}} „Äther“) nannten, als Übergang zu einer höheren, nichtmateriellen Welt empfunden. Später wurde der Äther als 5. Element (Quintessenz) von Aristoteles der Vier-Elemente-Lehre hinzugefügt.
In der mittleren Welt steht der Mensch, der seine persönliche, in der Brust wohnende geistige Kraft, das Windpferd (mongol. *хиймори, Chiimori), so im Gleichgewicht zu halten sucht, dass er im harmonischen Einklang mit seiner Umwelt lebt, wobei ihm verschiedenste Naturgeister und Ahnen helfend zur Seite stehen, mit denen der Schamane in der durch Trance induzierten Ekstase verkehren und so auch böse Geister abwehren und Krankheiten heilen kann. Er ist der Mittler zwischen den Welten, die sich in einem ewigen geschlossenen Kreislauf bewegen. Durch Tieropfer oder die Inhalation des Rauchs bestimmter Kräuter kann der Schamane sein Windpferd stärken. Böse Absichten schwächen das Windpferd und wirken als Buyan (auch Buyanhischig), vergleichbar dem Karma, zerstörerisch auf den Menschen zurück.
Zu Füßen der Menschenwelt liegt die fruchtbare Mutter Erde (mongol. Gazar Eje; türk. Yer Ana) mit ihren Töchtern, die untere Welt, die den Menschen trägt und nährt. Prächtig wachsende Bäume zeigen an, dass die Erdenmutter gut gestimmt und mit den Menschen zufrieden ist.
Der Weltenbaum, der im Süden steht, verbindet alle drei Welten miteinander. In Richtung Norden fließt der Weltenfluss, der sich in die Unterwelt ergießt.
Die drei Seelen des Menschen
Jeder Mensch hat drei Seelen, die nach dem Tod verschiedene Wege gehen. Die Nenzen (russisch ненцы, historisch: Samojeden) sprechen sogar von vier Seelen der Frauen und fünf Seelen der Männer. Die drei Seelen sind:
- Die Suld-Seele (auch Özüt), die an der Kopfkrone sitzt und mit dem Himmlischen Vater direkt verbunden ist, ist für das Leben unerlässlich und auch am stärksten individualisiert; verlässt sie den Leib, stirbt der Mensch und die Suld lebt in der Natur weiter und kann sich nicht wieder in menschlicher Gestalt inkarnieren.
- Die Ami-Seele ermöglicht die Atmung; nach dem Tod kehrt sie zum Weltenbaum zurück, auf dessen Ästen und Zweigen sie in Gestalt eines Vogels sitzt, und kann später, meist unter Verwandten, wiedergeboren werden.
- Die Suns-Seele, die die Persönlichkeit des Menschen ausmacht, hängt mit dem Wasser zusammen und geht nach dem Tod mit dem Weltenfluss in die Unterwelt. Sie trägt in sich die Erfahrungen aller früheren Inkarnationen. Um wiedergeboren zu werden, muss sie die Quellen des Weltenflusses erreichen.
Im Gegensatz zur Suld-Seele können die Ami-Seele und auch die Suns-Seele den Körper kurzzeitig verlassen, ohne dass der Tod, sondern nur Bewusstlosigkeit eintritt. Diese beiden Seelen müssen sich stets an entgegengesetzten des Körpers aufhalten, um das Gleichgewicht zu wahren. Krankheit und Gesundheit hängen von den Launen dieser drei Seelen und der Stärke des Windpferds ab.
Auch Tiere verfügen über eine Ami- und eine Suns-Seele, die ebenfalls beide wiedergeboren werden können. Tiere müssen daher entsprechend respektvoll behandelt werden.
Die Jurte als Mikrokosmos
Das nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtete Rundzelt, die Jurte (mongol. гэр, ger; türk. Yurt „Heim“), spiegelt als Mikrokosmos den dreigliedrigen Makrokosmos wider.
Wirkung in Europa

Durch die Kriegszüge der Hunnen, Awaren, Protobulgaren, Kumanen und später durch die Goldene Horde Dschingis Khans wurde der Tengrismus bis nach Europa getragen. Attila († 453), die „Geißel Gottes“, errichtete sein Reich im heutigen Ungarn. Über seine geistige Aufgabe sagt Rudolf Steiner:
"Die damaligen Mongolen hatten einen Monotheismus ausgebildet, der bis zur psychischen Greifbarkeit, bis zum Fühlen des Geistigen ging, und wenn der alte Chinese, der alte Mongole, das Wort TAO aussprach, so fühlte er das beim Aussprechen. TAO ist nicht «der Weg», wie das gewöhnlich übersetzt wird, es ist die Grundkraft, durch die der Atlantier noch die Pflanzen verwandeln konnte, durch die er seine merkwürdigen Luftschiffe in Bewegung setzen konnte. Diese Grundkraft, die man auch «Vril» nennt, hat der Atlantier überall genutzt, und er nannte sie seinen Gott. Er fühlte diese Kraft in sich, sie war ihm «der Weg und das Ziel». Daher hat jeder Mongole sich als ein Werkzeug in der Hand der großen Vril-Kraft betrachtet.
Dieser Monotheismus der Atlantier ist geblieben bei denjenigen Rassen, welche die große Flut überlebt haben. Von dieser Religionsform, die aber noch geistig war, ging die fünfte Wurzelrasse aus. Diese alten spirituellen Religionsformen der Anbetung eines einheitlichen Gottes arteten aber nach und nach zum Polytheismus aus. Der Monotheismus war nur noch bei den höchstentwickelten Priestern vorhanden. Am Anfange des Christentums verhielten sich die Mönche schlau: Baldur, so sagten sie, sei in Palästina Mensch geworden. - In den frühen Jahrhunderten würde man ein mit Heidnischem bunt gemischtes Christentum gefunden haben, auch noch im arianischen Christentum. Diese Entwicklung erfolgte in der Zeit, als ein besonders lebhaftes Aufglimmen des religiösen Gefühls in den alten mongolischen Rassen durch hochentwickelte Schamanen veranlaßt wurde. Wir sehen als Reaktion auf den Polytheismus einerseits das Heraufkommen einer neuen Einheitsreligion in Arabien durch Mohammed. Auf der anderen Seite sehen wir, etwas früher, sich erheben einen initiierten Schamanen in seinem TAO-Bewußtsein, der sich zum Rächer macht gegenüber denjenigen, die abgefallen sind von der alten monotheistischen Gottesidee. Attila wurde «Gottesgeißel» genannt. Wir sehen ringsum in seinem Reich die von ihm abgesetzten Fürsten in Pracht und Prunk leben, er aber, der Schamane, lebt in größter Einfachheit. Von ihm wird gesagt, daß seine Augen glühten und der Erdball erzitterte, wenn er sein Schwert erhob. Dieser große Initiierte hätte seine volle Berechtigung gehabt in der atlantischen Zeit; in unserer heutigen Zeit würde er sich ausnehmen wie ein Verbrecher. Dieselbe Kraft, die zu ihrer Zeit Ausdruck des göttlichen Feuers ist, erscheint in einer anderen Zeitperiode als göttlicher Zorn. Warum geschieht so etwas? Es ist nötig, um überhaupt eine Weiterentwicklung möglich zu machen. Wenn die Entwicklung weitergebracht werden soll, müssen sich - vom höheren Plan aus gesehen - die einzelnen Fäden wieder harmonisch ineinanderschließen." (Lit.: GA 092, S. 18f)
Siehe auch
- Tengrismus - Artikel in der deutschen Wikipedia
Literatur
- Rudolf Steiner: Die okkulten Wahrheiten alter Mythen und Sagen, GA 92 (1999), ISBN 3-7274-0920-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
![]() Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv. Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen. Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners. |
Weblinks
- Schamanismus (Tengerismus) in der Mongolei
- Marion Linska, Andrea Handl, Gabriele Rasuly-Paleczek: Einführung in die Ethnologie Zentralasiens. (PDF; 619 kB; 129 S.) Vorlesungsskriptum, Wien Januar 2003, S. 109–112: Religion der frühen Türken und Mongolen (abgerufen am 16. Juni 2013). Info: Rasuly-Paleczek ist mittlerweile Ass.-Professorin am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie der Universität Wien.
- Tengerism.org (englisch)
- Julie Stewart: Mongolischer Schamanismus; Golomt Center for Shamanist Studies, Ulaanbaatar, Mongolia, 1997 (englisch).