Quantität: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Quantität''' ([[Latein|lat.]] ''quantitas'' = Größe, Menge) ist die zweite der von [[Aristoteles]] beschriebenen zehn [[Kategorien]] und bezeichnet die in [[Zahl]]en oder Relationen (größer, kleiner, ...) ausdrückbare Menge oder Größe diskreter [[Objekt]]e oder die numerisch erfassbare [[Häufigkeit]] von Ereignissen.  
'''Quantität''' ([[Latein|lat.]] ''quantitas'' = Größe, Menge) ist die zweite der von [[Aristoteles]] beschriebenen zehn [[Kategorien]] und bezeichnet die in [[Zahl]]en oder Relationen (größer, kleiner, ...) ausdrückbare Menge oder Größe diskreter [[Objekt]]e oder die numerisch erfassbare [[Häufigkeit]] von Ereignissen.  
Dass sich die [[Natur]] nicht einseitig ''quantitativ'' erfassen lässt, sondern dass auch das [[Qualität|Qualitative]] berücksichtig werden muss, hat [[Rudolf Steiner]] schon in seinen «[[Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften]]» betont:
{{GZ|Gegenstand der
Mathematik ist die Größe, das, was ein Mehr oder Weniger
zulässt. Die Größe ist aber nichts an sich selbst Bestehendes. Es
gibt im weiten Umkreise menschlicher Erfahrung kein Ding, das
nur Größe ist. Neben anderen Merkmalen hat jedes Ding auch
solche, die durch Zahlen zu bestimmen sind. Da die Mathematik
sich mit Größen beschäftigt, hat sie zu ihrem Gegenstande keine
in sich vollendeten Erfahrungsobjekte, sondern nur alles das von
ihnen, was sich messen oder zählen lässt. Sie sondert alles, was
sich der letzten Operation unterwerfen lässt, von den Dingen ab.
So erhält sie eine ganze Welt von Abstraktionen, innerhalb
welcher sie dann arbeitet. Sie hat es nicht mit Dingen zu tun,
sondern nur mit Dingen, insofern sie Größen sind. Sie muss
zugeben, dass sie da nur eine Seite des Wirklichen behandelt,
und dass die letztere noch viele andere Seiten hat, über die sie
keine Macht hat. Die mathematischen Urteile sind keine Urteile,
die wirkliche Objekte voll umfassen, sondern sie haben nur
innerhalb der ideellen Welt von Abstraktionen Gültigkeit, die
wir selbst als eine Seite der Wirklichkeit von der letzteren
begrifflich abgesondert haben. Die Mathematik abstrahiert die
Größe und die Zahl von den Dingen, stellt die ganz ideellen
Bezüge zwischen Größen und Zahlen her und schwebt so in
einer reinen Gedankenwelt. Die Dinge der Wirklichkeit,
insofern sie Größe und Zahl sind, erlauben dann die
Anwendung der mathematischen Wahrheiten. Es ist also ein
entschiedener Irrtum, zu glauben, dass man mit mathematischen
Urteilen die Gesamtnatur erfassen könne. Die Natur ist eben
nicht bloß Quantum; sie ist auch Quale, und die Mathematik hat
es nur mit dem ersteren zu tun.|1|239f|234}}
==Literatur==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften'', [[GA 1]] (1987), ISBN 3-7274-0011-0 {{Schriften|001}}
{{GA}}


[[Kategorie:Wissenschaft]] [[Kategorie:Philosophie]]
[[Kategorie:Wissenschaft]] [[Kategorie:Philosophie]]
[[Kategorie:Quantität|!]]

Aktuelle Version vom 25. Mai 2019, 18:13 Uhr

Quantität (lat. quantitas = Größe, Menge) ist die zweite der von Aristoteles beschriebenen zehn Kategorien und bezeichnet die in Zahlen oder Relationen (größer, kleiner, ...) ausdrückbare Menge oder Größe diskreter Objekte oder die numerisch erfassbare Häufigkeit von Ereignissen.

Dass sich die Natur nicht einseitig quantitativ erfassen lässt, sondern dass auch das Qualitative berücksichtig werden muss, hat Rudolf Steiner schon in seinen «Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften» betont:

„Gegenstand der Mathematik ist die Größe, das, was ein Mehr oder Weniger zulässt. Die Größe ist aber nichts an sich selbst Bestehendes. Es gibt im weiten Umkreise menschlicher Erfahrung kein Ding, das nur Größe ist. Neben anderen Merkmalen hat jedes Ding auch solche, die durch Zahlen zu bestimmen sind. Da die Mathematik sich mit Größen beschäftigt, hat sie zu ihrem Gegenstande keine in sich vollendeten Erfahrungsobjekte, sondern nur alles das von ihnen, was sich messen oder zählen lässt. Sie sondert alles, was sich der letzten Operation unterwerfen lässt, von den Dingen ab. So erhält sie eine ganze Welt von Abstraktionen, innerhalb welcher sie dann arbeitet. Sie hat es nicht mit Dingen zu tun, sondern nur mit Dingen, insofern sie Größen sind. Sie muss zugeben, dass sie da nur eine Seite des Wirklichen behandelt, und dass die letztere noch viele andere Seiten hat, über die sie keine Macht hat. Die mathematischen Urteile sind keine Urteile, die wirkliche Objekte voll umfassen, sondern sie haben nur innerhalb der ideellen Welt von Abstraktionen Gültigkeit, die wir selbst als eine Seite der Wirklichkeit von der letzteren begrifflich abgesondert haben. Die Mathematik abstrahiert die Größe und die Zahl von den Dingen, stellt die ganz ideellen Bezüge zwischen Größen und Zahlen her und schwebt so in einer reinen Gedankenwelt. Die Dinge der Wirklichkeit, insofern sie Größe und Zahl sind, erlauben dann die Anwendung der mathematischen Wahrheiten. Es ist also ein entschiedener Irrtum, zu glauben, dass man mit mathematischen Urteilen die Gesamtnatur erfassen könne. Die Natur ist eben nicht bloß Quantum; sie ist auch Quale, und die Mathematik hat es nur mit dem ersteren zu tun.“ (Lit.: GA 1, S. 239f)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.