Zweites Konzil von Konstantinopel

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2. Konzil von Konstantinopel
Datum 5. Mai - 2. Juni 553
Akzeptiert von Römisch-Katholische Kirche, Orthodoxe Kirchen, Evangelisch-Lutherische Kirchen, Anglikanische Kirchen, Altkatholische Kirche
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Nächstes Konzil Drittes Konzil von Konstantinopel
Einberufen von Kaiser Justinian
Präsidium Patriarch Eutychius von Konstantinopel, Papst Vigilius (durch seine Legaten)
Beteiligung über 150 Bischöfe
Diskussionsthemen Christologie (Monophysitismus, Nestorianismus), Dreikapitelstreit, Origenesstreit
Konzilsdokumente Anathematismen über die Drei Kapitel
Liste ökumenischer Konzilien

Das zweite Konzil von Konstantinopel (das fünfte ökumenische Konzil) fand 553 unter dem Vorsitz von Eutychius, Patriarch von Konstantinopel, statt, um Fragen zu lösen, die aus den Entscheidungen des Konzils von Chalkedon (451) entstanden waren, sich im Kern um die Frage nach dem Verhältnis der göttlichen und menschlichen Natur Christi zueinander drehten und mittlerweile seit einem vollen Jahrhundert die Christen spalteten (siehe Monophysitismus). Konkreter Anlass der Versammlung war der so genannte Dreikapitelstreit. Das Konzil, die letzte der fünf großen Kirchenversammlungen der Spätantike, verwarf dabei drei ältere christliche Schriften als im Irrtum befindlich, da sie im Wesentlichen nestorianischer Natur seien; im Rahmen eines Kompromisses wurde jedoch ausdrücklich darauf verzichtet, deren Autoren deshalb als Ketzer zu bezeichnen.

Einberufen wurde es vom oströmischen Kaiser Justinian, der auch persönlich in die Diskussion eingriff, allerdings nicht selbst anwesend war. Die prominentesten Teilnehmer waren die Patriarchen von Antiochia und Alexandria. Die Zahl der beteiligten Bischöfe aus dem Westen war gering. Der römische Bischof (Papst) Vigilius - mittlerweile praktisch unbestritten das Haupt der lateinischen Christenheit - weilte zwar in Konstantinopel, war aber bei der Versammlung nicht anwesend, sondern ließ sich wie der Patriarch von Jerusalem durch Legaten vertreten. Vigilius, der dem kaiserlichen Druck und der überlegenen oströmischen Diplomatie, die ihn durch die Publikation vertraulicher Aussagen bloßstellte, nicht gewachsen war, akzeptierte schließlich in zwei Schritten (Constitutum I bereits vom Mai 553, Constitutum II erst im Februar 554) alle Beschlüsse des Konzils, auch wenn dies im Westen (besonders in Italien) zu langandauernden Streitigkeiten führte, da man hier vielfach der Ansicht war, die Verurteilung der „Drei Kapitel“ sei unrechtmäßig und stelle einen Sieg der Monophysiten dar. In Italien sollte es 140 Jahre dauern, bis alle Bischöfe die Ergebnisse von 553 akzeptierten. Dennoch erhielt die Synode durch die Zustimmung des Vigilius ökumenischen Rang, ihre Beschlüsse werden daher heute von den orthodoxen, katholischen und evangelischen Kirchen anerkannt.

Das Konzil - eventuell aber auch erst eine kurz darauf stattfindende Anschlussversammlung - hat zudem die Idee der Präexistenz der Seele verurteilt, die einst von Origenes und einigen seiner Schüler postuliert worden war. Vor allem aber wurde seine Lehre von der Allaussöhnung (Apokatastasis pantōn), der letztendlichen Versöhnung des gnädigen Gottes mit allen Geschöpfen, auch reulosen Sündern und Ungläubigen, endgültig verworfen.

Eine manchmal vermutete Verurteilung der Reinkarnation und die damit verbundene Streichung entsprechender Stellen in der Bibel durch das Konzil werden in den lateinischen Akten nicht erwähnt.

Die griechischen Akten des Konzils wurden 681 vernichtet, da man sie irrtümlich für eine Fälschung hielt.

Literatur

  • Florian Bruckmann: Henōsis kath hypostasin - die ersten zehn Anathematismen des fünften ökumenischen Konzils (Konstantinopel 553) als Dokument neuchalkedonischer Theologie. In: Annuarium Historiae Conciliorum. 36, 2004, ISSN 0003-5157, S. 1–166, 259–388 (Auch: Sonderabdruck. 2 Teile. Schöningh, Paderborn 2004).
  • James A. S. Evans: The Age of Justinian. The Circumstances of Imperial Power. Routledge, London u. a. 1996, ISBN 0-415-02209-6.
  • Mischa Meier: Das andere Zeitalter Justinians. Kontingenzerfahrung und Kontingenzbewältigung im 6. Jahrhundert n. Chr. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2003, ISBN 3-525-25246-3 (Hypomnemata 147), (Zugleich: Bielefeld, Univ., Habil.-Schr., 2002).
  • Richard Price (Übers. & Komm.): The Acts of the Council of Constantinople of 553. With Related Texts on the Three Chapters Controversy. 2 Bände. Liverpool University Press, Liverpool 2009, ISBN 978-1-84631-178-9 (Translated Texts for Historians 51).

Weblinks


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