Susanne von Klettenberg

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Susanne von Klettenberg
Susanne von Klettenberg

Susanne Katharina von Klettenberg (* 19. Dezember 1723 in Frankfurt am Main; † 13. Dezember 1774 ebenda) war eine deutsche Stiftsdame und religiöse Schriftstellerin.

Leben

Susanne von Klettenberg wurde als Tochter des Arztes und Ratsherrn Remigius Seiffart von Klettenberg geboren. Seit 1751 wurde sie von Friedrich Karl von Moser mit wesentlichen Gedanken Zinzendorfs und seines zeitweiligen Anhängers Friedrich Christoph Steinhofer (1706–1761) vertraut und wandte sich trotz kritischer Haltung[1] der Herrnhuter Brüdergemeine zu.

Sie war mit Goethes Mutter, Catharina Elisabeth Goethe, verschwägert[2] und befreundet. Selbst erkrankt, half sie dem jungen Goethe 1768/69 während der Rekonvaleszenz in Frankfurt nach seiner im Juli 1768 in Leipzig erlittenen Erkrankung. Goethe war von ihrer Toleranz und differenzierten Religiosität so beeindruckt, dass er ihre Schriften und Äußerungen in seinem Werk Wilhelm Meisters Lehrjahre an zentraler Stelle ausführlich verarbeitete („Bekenntnisse einer schönen Seele“).

„Dann ist eingeflochten in den «Wilhelm Meister» - scheinbar ohne Zusammenhang - jener Teil, der betitelt ist die «Bekenntnisse einer schönen Seele». Man weiß ja, daß diese «Bekenntnisse» fast wörtlich entnommen sind den Aufzeichnungen der Freundin Goethes, Susanne von Klettenberg. Was aus dem Herzen dieser Dame floß, das haben wir in den «Bekenntnissen einer schönen Seele» zu suchen, die wir in «Wilhelm Meister» finden. Da zeigt sich gerade in diesen Bekenntnissen - man könnte sagen - an einem höchsten Punkt das Wesen des Egoismus. Und wie? Diese schöne Seele, Susanne von Klettenberg, ist ja zu hohen Stufen des menschlichen Lebens hinaufgestiegen. Aber sie zeigt gerade in diesen Bekenntnissen, wenn wir in jene hohen Regionen den Menschen hinauf verfolgen, die Gefahren des Egoismus, die Kehrseite der Bereicherung, der Inhaltserfüllung des Ich. Denn ihre eigene Entwickelung gibt uns Susanne von Klettenberg in den «Bekenntnissen einer schönen Seele». Da zeigt sie erst, wie sie Freude hat an der Umgebung wie andere Menschen, wie aber dann eines Tages etwas in ihrer Seele erwacht, das ihr sagt: In dir lebt etwas, was dich dem Gotte in dir näher bringt! Das erste, was sie da erlebt, das ist, daß diese inneren Erlebnisse sie der äußeren Welt entfremden. Sie hat kein Interesse an der Umgebung. Sie findet überall Freude und Seligkeit und namentlich ein inneres Glück in dem Verkehr, den sie hat mit dem, was sie innerlich ihren «Gott» nennt und erlebt. Sie zieht sich ganz in ihr Innenleben zurück. Im Grunde genommen fühlt diese schöne Seele, daß das eigentlich nichts anderes ist als ein raffinierter Egoismus. Dieses Aufdämmern eines Geistigen im Innern, das den Menschen der Umwelt entfremdet, das ihn kalt und herzlos macht gegen die Umwelt, ihn herausschält aus der Umwelt, das mag ihm zunächst eine Befriedigung, ein gewisses Glück gewähren. Auf die Dauer gibt es ihm kein Glück. Denn dadurch, daß es ihn der Umwelt entfremdet, verödet es ihn in sich selber. Aber diese schöne Seele ist zugleich eine energisch in sich strebende Seele, und so kommt sie von Stufe zu Stufe. Sie kann sich nicht völlig loslösen von dem, was von außen kommen und die Harmonie herstellen kann. So sucht sie immer die geheimnisvollen Untergründe in den Symbolen der verschiedenen Religionen, um dasjenige gespiegelt zu sehen, was in ihrem Ego als ihr Göttliches aufgestiegen ist. Aber das ist ihr im Grunde genommen nicht genügend, was sie da in den äußeren Formen erleben kann. Sie will weiter. Und da wird sie zu einer merkwürdigen Stufe ihres Lebens geführt. Da sagt sie sich eines Tages: Alles, was als Menschheit auf unserer Erde ist, das ist dem Gotte nicht zu gering gewesen, als daß er herabgestiegen wäre und sich selber in einem Menschen verkörpert hätte. Und da fühlt sie die Außenwelt in diesem Momente nicht etwa erniedrigt deswegen, weil sie nicht das Geistige selber, sondern nur der Ausdruck des Geistigen ist, oder weil sie etwa gar einen Abfall des Geistigen darstellt, sondern in diesem Augenblicke fühlt sie, daß diese Außenwelt wirklich geistdurchdrungen ist, und daß der Mensch kein Recht hat, sich loszulösen von dem, was ihn umgibt. Da tauchte ein anderes Erlebnis auf, das ihr sagte: Wahr ist es, was im Beginne unserer Zeitrechnung in Palästina sich zugetragen haben soll. Sie nimmt teil daran, sie erlebt selber in sich den ganzen Lebensgang des Christus Jesus bis zur Kreuzigung und zum Sterben. Sie erlebt in der Menschheit das Göttliche, und sie erlebt es so, wie sie klar schildert, daß alles äußere Bildhafte, alles, was physisch-sinnlich in Bildern auftauchen könnte, zurücktritt; daß es ein rein geistig-seelisches Erlebnis, ein unsichtbar Sichtbares, ein unhörbar Hörbares wird. Sie fühlt sich jetzt vereinigt nicht mit einem abstrakten Göttlichen, sondern mit einer Göttlichkeit, die der Erdenwelt selber angehört. Wieder aber hat sie sich in einer gewissen Weise entfernt und findet nicht den Weg zu den gewöhnlichen Lebensverhältnissen. Da tritt etwas an sie heran, wodurch sie imstande wird, in jedem einzelnen Naturobjekt, in jedem Einzeldasein, in all den Verhältnissen, die uns täglich umgeben, etwas zu erblicken, was Ausprägung des Geistigen ist. Das betrachtet sie als eine Art höchste Stufe. - Und es ist charakteristisch für Goethe, daß er selbst eine Art Bekenntnis gefunden hat, wo er die «Bekenntnisse einer schönen Seele» mitteilen konnte.“ (Lit.:GA 58, S. 243ff)

Mit Susanne von Klettenberg studierte Goethe auch Werke der Alchemie, mit der diese sich intensiv befasste (sie war eine Nichte des alchemistischen Hochstaplers Johann Hektor von Klettenberg).[3][4] In Goethes Darstellung spiegelt sich auch die Geschichte ihrer von 1743 bis 1747 bestehenden Verlobung mit dem eher weltlich gesinnten Johann Daniel von Olenschlager (1711–1778).[5]

Die tief gläubige und zugleich vitale, hochgebildete Frau war Stiftsdame im St. Katharinen- oder Weißfrauenkloster.

Werke (Auswahl)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

 Wikisource: Susanne von Klettenberg – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Darin wirkte der Einfluss ihres Frankfurter Seelsorgers Johann Philipp Fresenius nach, der in der Auseinandersetzung zwischen dem nüchternen Frömmigkeitsstil des württembergischen Pietisten Johann Albrecht Bengel und dem zeitweise schwärmerischen des Grafen Zinzendorf auf Seiten Bengels stand. Auch wirkte Steinhofers Schrifttum differenzierend. Der jahrelang mit Zinzendorf und dem von 1739 bis Ende Mai 1747 in Ebersdorf im Vogtland wohnenden Friedrich Karl von Moser verbundene Ebersdorfer Pfarrer und dann zeitweilige Herrnhuter Mitbischof Steinhofer hatte sich seit 1748 eher Bengel zugewandt. Vgl. dazu Reinhard Breymayer: Friedrich Christoph Steinhofer. Ein pietistischer Theologe zwischen Oetinger, Zinzendorf und Goethe [...]. Heck, Dußlingen 2012, S. 24–31.
  2. Susanne Katharina von Klettenbergs Tante zweiten Grades Katharina Elisabeth Textor, verwitwete von Barckhaus, geb. von Klettenberg (1706–1756), war seit 1737 durch ihre Eheschließung mit Johann Nicolaus Textor (1703–1765) eine angeheiratete Tante von Goethes Mutter. Vgl. dazu Reinhard Breymayer: Prälat Friedrich Christoph Oetingers Neffe Eberhard Christoph v. Oetinger [...]. 2., verbesserte Aufl. Heck, Tübingen 2010, S. 95.
  3. Karin Figala Johann Wolfgang von Goethe, in: Claus Priesner, Karin Figala: Alchemie. Lexikon einer hermetischen Wissenschaft. Beck, München 1998, S. 155.
  4. Jette Anders: 33 Alchemistinnen. Vergangenheitsverlag, Berlin 2016, S. 137ff.
  5. Vgl. zu ihm Reinhard Breymayer: Prälat Oetingers Neffe, S. 20, 29, 66, 85–87, 95–97, 101, 109.
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