Sefer Ez Chajim

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Das Sefer Ez Chajim (hebr. סֵפֶר עץ חיים „Buch vom Baum des Lebens“) gilt als einer der wesentlichsten Primärtexte der lurianischen Kabbala. Es wurde etwa zwischen 1570 und 1590 von Isaak Lurias bedeutenstem Schüler Chajim Vital zusammengestellt. Im einleitenden Gedicht werden die Grundlinien des Werkes, die auf der Lehre vom Zimzum (hebr. צמצום ṣimṣūm), dem Akt der Selbstbeschränkung und des Rückzugs Gottes bzw. des Unendlichen, des Ain Soph beruhen, durch den erst die Schöpfung möglich wurde, wie folgt umrissen:

Wisse, bevor die Emanationen emanierten und die Geschöpfe erschaffen wurden,
Gab es nur das Einfache Höhere Licht, welches die ganze Wirklichkeit ausfüllte.
Und es gab keinen leeren Raum und keine unausgefüllte Atmosphäre,
Sondern es war alles mit diesem unendlichen Einfachen Licht erfüllt.
Und es gab weder Anfang noch Ende,
Und alles war eins: Einfaches, vollkommen gleichmäßiges Licht,
Und dieses hieß „Licht von Ejn Sof“.
Und als in Seinem einfachen Willen der Wunsch erwachte, die Welten zu erschaffen
Und die Emanationen auszuströmen und die Vollkommenheit Seiner Taten,
Seiner Namen und Bezeichnungen ans Licht zu bringen,
Was der Grund für die Erschaffung der Welten war,
Schränkte sich Ejn Sof in seinem zentralen Punkt ein, exakt im Zentrum,
Und Er begrenzte jenes Licht und entfernte sich nach außerhalb der Ränder dieses Mittelpunkts,
Und es blieb ein leerer Raum, leere Luft, ein Vakuum, an diesem mittleren Punkt zurück.
Und siehe, diese Einschränkung war vollkommen gleichmäßig
Um diesen leeren mittleren Punkt herum.
So, dass jener leere Raum von allen Seiten in vollkommener Gleichmäßigkeit kreisförmig wurde.
Und siehe, nach der Einschränkung, nachdem der leere Raum und das Vakuum entstanden,
Im exakten Zentrum des Lichts Ejn Sof,
Formte sich ein Raum, in dem Geschöpfe und Emanationen und Kreaturen existieren konnten.
Dann kam aus dem Licht von Ejn Sof ein einziger Lichtstrahl,
Und stieg herab ins Innere jenes Raumes.
Und entlang dieses Strahls erschuf, formte und kreierte Er alle Welten.
Vor diesen vier Welten gab es nur das Licht von Ejn Sof, dessen Name Eins ist,
In einer herrlichen und verborgenen Einheit,
Dass sogar den Engeln, die Ihm am nächsten stehen,
Die Kraft zur Erkenntnis der Unendlichkeit fehlt,
Und es gibt keinen Verstand, der Ihn erfassen könnte,
Denn Er hat keinen Ort, keine Grenzen, keinen Namen.

Isaak Luria: Ez Chajim 1:1[1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. zit. nach: Michael Laitman (Hrsg.), Yehuda Ashlag: Lehrbuch der Kabbala: Grundlagentexte zur Vorbereitung auf das Studium der authentischen Kabbala; Kamphausen Media GmbH 2011, ISBN 978-3899014181, S. 7