Quellenfälschung im Christentum

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"Und so sehen wir denn, als das 4. nachchristliche Jahrhundert beginnt, auf dem Boden von Italien eine Art von Schule, welche den Kampf gegen das alte Initiationsprinzip aufnimmt, welche überhaupt den Kampf aufnimmt gegen das Präparieren des einzelnen Menschen zur Initiation hin. Eine Schule sehen wir entstehen, welche alles das sammelt und sorgfaltig registriert, was von den alten Initiationen überliefert ist. Diese Schule, die aus dem 3. in das 4. Jahrhundert noch herüberwächst, geht darauf aus, das römische Wesen selber zu verewigen, an die Stelle des unmittelbaren individuellen Strebens jedes einzelnen Menschen die historische Tradition zu setzen. [Strömungen, die es heute noch gibt...] Und in dieses römische Prinzip wächst nun das Christentum hinein. Verwischt werden sollte gerade von dieser Schule, die am Ausgangspunkte jenes Christentums steht, das erst etwa im 4. nachchristlichen Jahrhundert beginnt, verwischt werden sollte namentlich alles, was man innerhalb der alten Initiation immerhin noch hat finden können über das Wohnen des Christus in der Persönlichkeit des Jesus.

In dieser römischen Schule hatte man den Grundsatz: So etwas, wie es Ammonius Sakkas gelehrt hat, wie es Jamblichos gelehrt hat, darf nicht auf die Nachwelt kommen. - Geradeso wie man dazumal im breitesten Umfange darangegangen ist, die alten Tempel zu zerstören, die alten Altäre auszumerzen, zu vernichten, was vom alten Heidentum übriggeblieben war, so ging man in einer gewissen Weise geistig daran, alles, was die Auffindungsprinzipien der höheren Welt waren, auszulöschen. Und so setzte man, um ein Beispiel herauszugreifen, an die Stelle dessen, was man noch von Jamblichos und Ammonius Sakkas gewußt hatte: daß der einzelne Mensch sich hinaufentwickeln kann, um zu begreifen, wie der Christus im Leibe des Jesus Platz nimmt -, an die Stelle dessen setzte man das Dogma von der einen göttlichen Natur oder den zwei Naturen in der Persönlichkeit des Christus. Das Dogma sollte voll bewahrt werden, und die Einsicht, die Einsichtsmöglichkeit sollte verschüttet werden. Innerhalb des alten Rom ging die Umwandlung der alten Weisheitswege in die Dogmatik vor sich. Und man bemühte sich, alle Nachrichten, alles, was an das Alte erinnerte, möglichst zu zerstören, so daß von solchen Leuten wie Ammonius Sakkas, wie Jamblichos, nur die Namen geblieben sind. Von zahlreichen anderen, die als Weisheitslehrer in den südlichen Gegenden Europas waren, sind nicht einmal die Namen geblieben. So wie all die Altäre gestürzt worden sind, wie all die Tempel ausgerottet, bis auf den Boden verbrannt worden sind, so ist auch alte Weisheit ausgetilgt worden, so daß die Menschen heute nicht einmal ahnen, was in den ersten vier Jahrhunderten nach dem Mysterium von Golgatha noch im Süden Europas an Weisheit gelebt hat." (Rudolf Steiner, GA 213, S. 202)

"Diese römische Welt war aber eigentlich, während das Christentum sich nach und nach gegen Westen schob, am Zugrundegehen, in Fäulnis. Und die nordischen Völker drangen vom Osten Europas herüber gegen Westen und gegen Süden vor. Nun ist es ein Eigentümliches, daß, wahrend auf der einen Seite das römische Wesen in Fäulnis übergeht und die frischen Völker vom Norden herankommen, sich jenes Kollegium bildet auf der italienischen Halbinsel, von dem ich schon in diesen Zeiten hier gesprochen habe, das eigentlich sich zur Aufgabe setzte, alle Ereignisse dazu zu benützen, um die alten Anschauungen mit Stumpf und Stiel auszurotten und nur diejenigen Schriften auf die Nachwelt kommen zu lassen, die diesem Kollegium bequem waren.

Über diesen Vorgang berichtet ja die Geschichte eigentlich gar nichts, und dennoch ist es ein realer Vorgang. Würde eine geschichtliche Darstellung davon vorhanden sein, so würde man eben einfach hinweisen auf jenes Kollegium, das sich als ein Erbe des römischen Pontifexkollegiums in Italien gebildet hat, das gründlich aufgeräumt hat mit allem, was ihm nicht genehm war, und das andere modifiziert und der Nachwelt übergeben hat. Geradeso wie man in Rom in bezug auf die nationalökonomischen Vorgänge das Testament erfunden hat, um hinauswirken zu lassen über den einzelnen menschlichen Willen dasjenige, über das der Wille verfügt, so entstand in diesem Kollegium der Trieb, das römische Wesen als bloße Erbschaft, eben als bloße Summe von Dogmen fortleben zu lassen in der folgenden Zeit der geschichtlichen Entwickelung durch viele Generationen hindurch. Solange als möglich soll nicht irgendwie Neues in der geistigen Welt erschaut werden, so hat dieses Kollegium gesagt. Das Initiationsprinzip soll mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden. Was wir jetzt modifizieren, das soll als Schrifttum auf die Nachwelt übergehen." (Rudolf Steiner, GA 214, S. 15f)