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Wort
Das Wort (griech. λόγος Logos „Wort, Rede, Sinn“; lat. verbum) ist eine elementare bedeutungstragende grammatikalische Einheit der menschlichen Sprache. Eine unzusammenhängende Ansammlung solcher sinntragender (oder sinnentleerter) Einheiten wird mit dem Plural Wörter bezeichnet, während Worte (z. B. Dankesworte, Grußworte etc.) eine eigenständige höhere geschlossene sinntragende Ganzheit bilden, die aus einer Mehrzahl von miteinander zusammenhängenden, aufeinander bezogenen Wörtern und meist auch mehreren Sätzen aufgebaut ist. Gegebenenfalls wird eine derartige bedeutsame kurze Äußerung auch mit dem Kollektivum (lat. [nomen] collectivum „Sammelname, Sammelbegriff, Sammelbezeichnung“) „Wort“ bezeichnet, beispielsweise ein „Wort der Weisheit“, ein „Machtwort“ usw. Die Singularform wird etwa auch für das Wort Gottes verwendet, oder für ein Versprechen mit dem man jemandem sein Wort gibt. Gedankenlos gebrauchte, sinnentleerte, gleichsam „hohl“ gewordene Worte werden als bloße Worthülse oder als leere Phrase, Gemeinplatz, Allgemeinplatz bzw. Floskel empfunden.
Allgemeines
Bezeichnet ein und dasselbe Wort verschiedene Begriffe, nennt man es ein Homonym (von griech. ὁμός homós „gleich“ und ὄνυμα ónyma bzw. ὄνομα ónoma „Name“), in philosophischen Betrachtungen auch Äquivokation (von lat. aequivocus „gleichlautend“). Lautkombinationen, die keinem Wort einer gegebenen Sprache entsprechen, werden als Nichtwort klassifiziert. Ein neues, oft lautsymbolisch geprägtes Wort, dass keiner existierenden Sprache entlehnt wurde, und derart eine neue Wortwurzel bildet, bezeichnet man als Kunstwort.
Stehen verschiedene Wörter (oder Zeichen) für denselben Begriff, so handelt es sich um Synonyme (griech. συνώνυμος synōnymos, aus σύν syn „zusammen“ und ὄνομα ónoma „Name“). Ein Wort mit gegenteiliger Bedeutung ist ein Antonym (von griech. αντί anti „gegen“ und ὄνομα ónoma „Name, Wort“).
Wird einem Wort eine neue Bedeutung zugewiesen oder geht ein neu geprägtes Wort in den allgemeinen Sprachgebrauch über, spricht man von einem Neologismus (von griech. νέος neos „neu“ und λόγος logos „Wort“).
Das Schöpferwort
„Wenn wir imstande wären, den Rhythmus eines Wortes auf unsere ganze Umgebung zu übertragen, so würde diese unsere Umgebung zuletzt der Ausdruck dieses Wortes werden; wir würden durch unser Wort die Materie um uns in solche Bewegung versetzen und durch das andauernd tönende Wort in einer bestimmten Spannung halten, die zuletzt auch sichtbar zum Ausdruck kommen würde.
So ist auch am Anfang, das heißt bei Beginn unserer Erdentwicklung, das göttliche Schöpferwort erklungen und hat die Erde in einen bestimmten Rhythmus versetzt, und durch das Andauern dieses Rhythmus wurden die Bewegungen der Materie zur Verdichtung; die Materie wurde durch den Ton des Wortes in einer bestimmten Spannung erhalten. Dieses göttliche Schöpferwort erklang aber nicht nur am Anfang. Es erklingt unausgesetzt. Wenn es nur eine Sekunde lang nicht mehr erklingen würde, so würde die Welt sofort in ein Chaos verwandelt werden. Alles um uns her ist der Ausdruck dieses göttlichen Schöpferwortes, das durch die Welt erklingt. Alles Sichtbare ist die äußerlich wahrnehmbare Schwingungsgrenze des göttlichen Wortes; es ist der an die Oberfläche gedrängte Lebensrhythmus, den wir in der Sinnenwelt um uns her erblicken, und die Formen der Sinnenwelt sind die Gottesgedanken, die in diesem göttlichen Schöpferwort zum Ausdruck kommen.
Die Welt ist in einem beständigen Rhythmus, der von dem göttlichen Schöpferwort hervorgebracht wird. Das Göttliche ist alles, was da ist; das Wort ist die Bewegung, die in dem göttlichen Ewigen eintritt; alles, was in die Erscheinung tritt, ist der Gedanke des Göttlichen, der durch das Wort aus dem Innern der Gottheit herausströmt. So tritt aus dem göttlichen Sein, aus der Ruhe, die zugleich unausgesetzte, undifferenzierte Bewegung ist, durch das Wort das Leben hervor und versetzt alles in die unausgesetzte differenzierte Bewegung und prägt dadurch den Gottesgedanken in dem vorher Undifferenzierten aus. So ist das Göttliche überall zu gleicher Zeit ewige Ruhe, dem Sein nach; dann ewiges Leben, das dem ewigen Wechsel gleichkommt, denn ewiges Leben heißt ewiger Wechsel, ewiges Aufsprießen, Hervorwachsen, und zuletzt ewiges Bewusstsein; ein beständiger Ausdruck des gewordenen Gottesgedankens ist die Welt.
Alles, was wir äußerlich in der Welt wahrnehmen, ist das durch das göttliche Leben in äußeres Sein umgesetzte Bewusstsein. Der Mensch entwickelt sich auch einmal dahin, dass er sein Bewusstsein durch das Wort nach außen senden kann und in eine äußere Schöpfung umwandeln kann. Dazu muss er erst imstande sein, den klaren Gedanken aus seinem Inneren herauszusenden. Dann muss er diesen Gedanken mit einem Leben durchtränken können. Dann muss er imstande sein, diesen lebenden, rhythmischen Gedanken der Umwelt dauernd einzuprägen, ihn zur Verkörperung zu bringen. Dann ist er selbst Schöpfer in höherem Sinne geworden, gottähnlich ist er dann. Wenn er klare Gedanken in die Welt hinaussendet, so wirkt er durch die Kraft des göttlichen Geistes; wenn er lebensvolle Gedanken erzeugt, so wirkt er durch die Kraft des Sohnes; wenn er gestaltende, lebende Gedanken aussendet, so wirkt er durch die Kraft des Vaters.“ (Lit.: GA 91, S. 270f)
„Gehen wir zurück in der Entwickelung, so finden wir in früheren Zuständen den noch stummen Menschen, der nicht des Wortes fähig war; aber wie der Same von der Blüte herkommt, so kommt der stumme Menschensame von dem sprechenden, wortbegabten Gotte im Urbeginn her. Wie das Maiglöckchen den Samen und der Same wieder das Maiglöckchen erzeugt, so erzeugt das göttliche Schöpferwort den stummen Menschensamen; und als das göttliche Schöpferwort hineinschlüpft in den stummen Menschensamen, um darin wieder aufzugehen, tönt aus dem Menschensamen das ursprüngliche göttliche Schöpferwort hervor. Gehen wir zurück in der Menschheitsentwickelung, so treffen wir ein unvollkommenes Wesen, und die Entwickelung hat den Sinn, daß zuletzt als Blüte der Logos oder das Wort, das das Innere der Seele enthüllt, erscheint. Es erscheint im Anfänge der stumme Mensch als Samen des logosbegabten Menschen, und dieser geht hervor aus dem logosbegabten Gotte. Es entspringt der Mensch aus dem nicht wortbegabten, stummen Menschen, aber zuletzt ist im Urbeginn der Logos oder das Wort. — So dringt derjenige, der die Logoslehre im alten Sinne erkennt, vor zu dem göttlichen Schöpferwort, das der Urbeginn des Daseins ist, worauf der Schreiber des Johannes-Evangeliums im Anfange hinweist. Hören wir, was er im Anfange sagt:
Heute, will er sagen, wo ist heute das Wort? Heute ist auch das Wort da, und das Wort ist beim Menschen! und ein Menschliches ist das Wort! Und so knüpft der Schreiber des Johannes-Evangeliums den Menschen an den Gott an, und wir hören in der Tat eine für jedes Menschenherz leicht begreifliche Lehre ertönen im Beginne dieses Johannes-Evangeliums.“ (Lit.: GA 103, S. 24f)
Der Christus als Wort Gottes
Das Wort, wie wir es aus der menschlichen Sprache kennen, ist nur der Schatten einer viel höheren schöpferischen Wirklichkeit. Darauf verweist der Prolog des Johannes-Evangeliums (Joh 1,1 LUT):
Griechisch: ἐν ἀρχῇ ἦν ὁ Λόγος καὶ ὁ Λόγος ἦν πρὸς τὸν Θεὸν καὶ Θεὸς ἦν ὁ Λόγος
Transkription: en archē ēn ho Logos kai ho Logos ēn pros ton Theon kai Theos ēn ho Logos
Latein: in principio erat Verbum et Verbum erat apud Deum et Deus erat Verbum
Deutsch: Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort
Nach Johannes ist das Wort in seinem höchsten Sinn, das Schöpfungswort Gottes, der Logos, identisch mit dem Christus.
„Sie müssen nur sich einmal vor die Seele stellen, wie ja im Laute Elemente des gestaltenden und wesenden Wortes gegeben sind, und wie durch das Erleben dieser Laute der mannigfaltigste, ja der wundervollste Welteninhalt gestaltet werden kann durch die Kombination der etwa 32 Lautelemente. Versetzen Sie sich einmal in eine solche Zeit - und es gab ja Zeiten, wo der Menschheit das noch eine Realität war -, versetzen Sie sich in eine Zeit, welche ganz lebhaft weste in diesen Elementen der Laute und ganz lebhaft empfand das Wunderbare, das darin liegt, aus dem Erleben dieser 32 Lautelemente heraus eine Welt gestalten zu können. Man empfand wirklich in der Sprach-Gestaltung, in der bildenden Gestaltung des Wortes, das Weben eines Geistigen, das man miterlebt im Sprechen. Man erlebte, daß in den Lauten Götter leben.
Wenn Sie diese 32 Laute nehmen, dann werden Sie sich leicht ausrechnen können, daß dabei etwa 24 Laute auf die Konsonanten und etwa sieben auf die Vokale kommen - natürlich sind die Dinge immer approximativ -, und Sie können jetzt im Sinne des Anfanges des Johannes-Evangeliums «Im Urbeginne war das Wort» ein Licht fallen lassen auf jenes Bild, das ja auch als apokalyptisches Bild gedacht werden kann: Das Alpha und das Omega ist umgeben von den sieben Engeln - den Vokalen - und von den 24 Ältesten - den Konsonanten. Und so empfand man auch, daß das Geheimnis des Weltenalls ganz in dem webte und lebte - mit der Bedeutung, die ich schon auseinandergesetzt habe -, was man in der heiligen Sprache des Kultus intonierte. Und man fühlte im Zelebrieren des Kultus die mächtige Anwesenheit desjenigen, was von dem Welteninhalt in diesem symbolischen Bilde war.“ (Lit.: GA 346, S. 88f)
Siehe auch
- Kategorie:Wort - Artikel in der deutschen Wikipedia
- Wort - Artikel in der deutschen Wikipedia
- Wortart - Artikel in der deutschen Wikipedia
Literatur
- Rudolf Steiner: Kosmologie und menschliche Evolution. Einführung in die Theosophie – Farbenlehre, GA 91 (2018), ISBN 978-3-7274-0910-3
- Rudolf Steiner: Das Johannes-Evangelium, GA 103 (1995), ISBN 3-7274-1030-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V, GA 346 (2001), ISBN 3-7274-3460-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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