Nacktheit

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Die Nacktheit oder Blöße (hebr. עָרוּם ârûm bzw. עֲרוּמִּ֔ים , "‘ă·rūm·mîm" , nackt) wurde den Menschen erst als Folge des Sündenfalls und der damit allmählich erwachenden sinnlich-verstandesmäßigen Erkenntnis bewusst, wodurch die Wahrnehmung der Aura nach und nach erlosch. Nicht zufällig wird die Paradiesesschlange (hebr. נָחָשׁ nachasch) als listig (hebr. עָר֔וּם ârûm , listig, verschlagen) bezeichnet - mit einem im Hebräischen praktisch gleichlautenden Wort wie Nacktheit.

"Und dadurch wurde der Mensch materialistisch, daß er lernte, die Aura nicht zu sehen, sondern sich direkt zu sehen. Das konnte nur bewirkt werden, indem durch luziferische Vorgänge herbeigeführt war die Möglichkeit, daß der Mensch nun anfing, sich mit dem Tagesbewußtsein zu sehen. Und da berührt man verständnisvoll eine wichtige Stelle im Beginn des Alten Testamentes. Da wird im Alten Testament mitgeteilt, daß bis zu der luziferischen Verführung hin die Menschen nackt herumgegangen sind. Dieses Nacktherumgehen ist nicht in dem Sinne aufzufassen, daß sie so herumgingen für ihr Bewußtsein, wie Sie jetzt nackt herumgehen würden, sondern daß sie vorher die Aura ringsherum gesehen haben. Und dadurch haben sie das gar nicht gesehen, was man jetzt sehen würde am Menschen, wenn er nackt herumlaufen würde, sondern sie sahen den Menschen in einer spirituellen Kleidung. Die Aura war nämlich die Kleidung. Und als den Menschen der Unschuldszustand genommen war, als sie verurteilt waren zu einer materialistischen Lebensart, mit anderen Worten, als sie die Aura nicht mehr sehen konnten, da sahen sie das, was sie eben nicht gesehen hatten, solange die Aura da war; und da fingen sie an, die Aura zu ersetzen durch die Gewänder. Das ist der Ursprung der Bekleidung: Der Ersatz der Aura durch das Gewand. Und das ist tatsächlich in unserem materialistischen Zeitalter gut zu wissen, daß sich die Menschen zunächst nicht aus anderen Gründen, sondern aus dem Grunde angezogen haben, um in der Bekleidung die Aura nachzuahmen. Bei Kultusgebräuchen ist das ja in ausgesprochenem Sinne der Fall, denn da bedeutet jedes Kleidungsstück die Nachahmung irgendeines Teiles der Aura des Menschen. Und wie Sie noch selbst auf Raffaelschen Bildern sehen, haben die Maria, der Joseph, die Magdalena verschiedene Kleider; die eine Gestalt hat ein rotes Untergewand, blaues Übergewand; die andere blaues Untergewand, rotes Übergewand. Die Magdalena werden Sie sehr häufig bei denen, die die Tradition gut gekannt haben oder noch etwas Hellsehen gehabt haben, im gelben Gewand sehen und so weiter. Da ist immer versucht worden, zu entsprechen der Aura der betreffenden Individualität; denn das Bewußtsein war vorhanden, in der Kleidung die Aura nachzuahmen, in der Kleidung einen Ausdruck der Aura zu schaffen. Und es entspricht unserer materialistischen Zeit die Abirrung, daß in gewissen Kreisen ein Ideal darin gesehen wird, die Kleidung abzuschaffen - denn der Materialismus geht überall bis zu seinen Konsequenzen - und dasjenige, was man oft als «Nacktkultur» bezeichnet, als etwas außerordentlich Gesundes hinzustellen." (Lit.: GA 163, S. 36f)

Siehe auch

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Zufall, Notwendigkeit und Vorsehung , GA 163 (1986), ISBN 3-7274-1630-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.