Lunisolarkalender

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Lunisolarkalender sind Kalendersysteme, die sowohl Sonnen- als auch Mondzyklen berücksichtigen, um den Zeitverlauf zu organisieren. Sie kombinieren Elemente von Solarkalendern, die auf dem Sonnenjahr basieren, und Lunarkalendern, die auf Mondmonaten basieren.

Geschichte und Entwicklung

Die Anfänge lunisolarer Kalender reichen zurück bis in die Antike, als verschiedene Kulturen versuchten, die Zyklen von Sonne und Mond miteinander in Einklang zu bringen. Eine der frühesten bekannten lunisolaren Kalenderanwendungen ist der Meton-Zyklus, der im 5. Jahrhundert v. Chr. vom griechischen Astronomen Meton von Athen entdeckt wurde (Hannah, 2005).[1] Der Meton-Zyklus beschreibt eine Periode von 19 Jahren, in der 235 Mondmonate nahezu genau 19 Sonnenjahren entsprechen.

Ein weiteres Beispiel ist der Kallippische Zyklus, der im 4. Jahrhundert v. Chr. vom griechischen Astronomen Kallippos von Kyzikos entwickelt wurde. Der Kallippische Zyklus erweiterte den Meton-Zyklus auf 76 Jahre, in denen 940 Mondmonate nahezu genau 76 Sonnenjahren entsprechen (Toomer, 1984).[2]

Beispiele

Lunisolare Kalender wurden in verschiedenen Kulturen auf der ganzen Welt verwendet. Einige Beispiele sind:

  1. Jüdischer Kalender: Der jüdische Kalender ist ein lunisolarer Kalender, der den Meton-Zyklus verwendet, um Schaltmonate (auch als "interkalare Monate" bezeichnet) einzufügen, die den Mondkalender an das Sonnenjahr angleichen.[3]
  2. Chinesischer Kalender: Der traditionelle chinesische Kalender ist ebenfalls ein lunisolarer Kalender, der sowohl Sonnen- als auch Mondzyklen berücksichtigt. Er verwendet ebenfalls einen 19-jährigen Zyklus ähnlich dem Meton-Zyklus, um Schaltmonate einzufügen und den Kalender an das Sonnenjahr anzupassen.[4]
  3. Babylonischer Kalender: Der babylonische Kalender war ein lunisolarer Kalender, der auf dem babylonischen Meton-Zyklus basierte. Er verwendete Schaltmonate, um die Mondmonate an das Sonnenjahr anzupassen (Parker & Dubberstein, 1956).[5]

Siehe auch

Literatur

  • F. K. Ginzel: Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie. Das Zeitrechnungswesen der Völker. Band 2: Zeitrechnung der Juden, der Naturvölker, der Römer und Griechen sowie Nachträge zum 1. Bande. (Nachdruck Originalausgabe Leipzig 1906). s. n., Innsbruck 2007 ISBN 3-226-00428-X (Austrian literature online 54).
  • Helmut Groschwitz: Mondzeiten. Zu Genese und Praxis moderner Mondkalender. Waxmann, Münster u. a. 2008, ISBN 978-3-8309-1862-2 (Regensburger Schriften zur Volkskunde – vergleichenden Kulturwissenschaft 18), (Zugleich: Regensburg, Univ., Diss., 2005).
  • Otto Neugebauer, William Kendrick Pritchett: The calendars of Athens. Harvard University Press, Cambridge MA 1947.
  • Otto Neugebauer: The Metonic and the Callippic Cycle. In: O. Neugebauer: A history of ancient mathematical astronomy. Springer, Berlin u. a. 1975, ISBN 3-540-06995-X (Studies in the History of Mathematics and Physical Sciences 1), (Nachdruck. ebenda 2006).
  • W. Kendrick Pritchett: Athenian Calendars and Ekklesias. Gieben, Amsterdam 2001, ISBN 9-0506-3258-0.
  • Carl Christian Redlich: Der Astronom Meton und sein Cyclus. Meißner, Hamburg 1864, online.
  • Jan Zuidhoek (2019) Reconstructing Metonic 19-year Lunar Cycles (on the basis of NASA’s Six Millenium Catalog of Phases of the Moon): Zwolle (ISBN 9789090324678)
  • Georges Declercq (2000) Anno Domini (The Origins of the Christian Era): Turnhout (ISBN 9782503510507)

Einzelnachweise

  1. Hannah, R. (2005). Greek and Roman Calendars: Constructions of Time in the Classical World. London: Duckworth.
  2. Toomer, G. J. (1984). Ptolemy's Almagest. London: Duckworth.
  3. Spier, A. (1952). The Comprehensive Hebrew Calendar: Its Structure, History and One Hundred Years of Correspondence, 1900-2100. Feldheim Publishers.
  4. Lee, L. (2018). The Chinese Calendar: History and Development. CreateSpace Independent Publishing Platform.
  5. Parker, R. A., & Dubberstein, W. H. (1956). Babylonian Chronology 626 B.C.–A.D. 75. Chicago: University of Chicago Press.
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