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Erzengel

Aus AnthroWiki
(Weitergeleitet von Die sieben Erzengel)
Der Erzengel Michael wiegt eine Seele (Palazzo Carrara, Padua, 1350)

Erzengel (griech. Αρχάγγελοι, Archangeloi; lat. archangeli; auch Erzboten, Feuergeister, Söhne des Feuers oder skrt. अग्निष्वात्त Agnishvatta[1] und nach indisch-theosophischer Bezeichnung Dhyan-Chohans genannt) stehen in der Rangordnung geistiger Wesenheiten (siehe auch → Hierarchien) zwei Stufen über dem Menschen und gehören der dritten Hierarchie an. Sie haben ihre Ich-Entwicklung, d.h. ihre Menschheitsstufe, bereits auf der alten Sonne (siehe auch → Planetarische Weltentwicklungsstufen) vollendet und werden deshalb auch Solar Pitris genannt. Auf dem alten Mond bildeten sie ihr Geistselbst aus. Gegenwärtig arbeiten sie an ihrem Lebensgeist. Die Merkursphäre ist ihr kosmisches Herrschaftsgebiet. Im Buch Tobit gibt Raphael ihre Zahl mit 7 an (Tob 12,15 EU). Damit sind die sieben führenden Erzengel gemeint.

Wesen und Wirken der Erzengel

ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG

Es gibt eine Vielzahl von Erzengel. Aufgrund ihres hohen Entwicklungsgrades sind sie befähigt, ganze Völker durch ihre Inspiration zu führen. Sie wirken vielfach als Volksgeister und bilden die jedem Volk eigene charakteristische Volksseele aus. Darüber hinaus leiten sie als inspirierende Zeitgeister bestimmte kleinere Zeitabschnitte in der menschlichen Kulturentwicklung. Diese Zeitabschnitte währen etwa 350 Jahre, sind aber nicht Unterabschnitte der Kulturepochen (siehe → Weltentwicklungsstufen), sondern folgen einem eigenständigen Rhythmus, in dessen Folge die 7 hervorragendsten Erzengel einander in ihrer Regentschaft ablösen (siehe → Erzengel-Regentschaften).

Die sieben führenden Erzengel, die jeweils einer bestimmten Planetensphäre angehören, sind:

Oriphiel (Saturn)
Zachariel (Jupiter)
Samael (Mars)
Michael (Sonne)
Anael (Venus)
Raphael (Merkur)
Gabriel (Mond)

Die vier führenden Erzengel sind die Regenten der Jahreszeiten und der damit verbundenen Jahresfeste, haben aber auch eine deutliche Beziehung zu den vier grundlegenden Wesensgliedern des Menschen. Uriel, der in der obenstehenden Tabelle nicht aufgezählt wurde, gilt als Erzengel der Erde:

Michael Herbst Michaeli (Sonne) Ich
Gabriel Winter Weihnachten (Mond) Astralleib
Raphael Frühjahr Ostern (Merkur) Ätherleib
Uriel Sommer Johanni (Erde) Physischer Leib

Eine ganz besondere Aufgabe hat der Erzengel Phanuel, der als Schutzgeist der Einzuweihenden wirkt und den Geistesschüler auf dem Schulungsweg begleitet. Er wird im apokryphen Buch Henoch erwähnt und meist mit Uriel gleichgesetzt; Rudolf Steiner sieht sie allerdings als unterschiedliche geistige Wesenheiten an. (Lit.: GA 102, S. 144)

Als die Erzengel oder Feuergeister auf der alten Sonne ihre Menschheitsstufe durchmachten, bildeten sie ihr Inneres aus dem Licht, ihren äußeren Leib aus Luft; durch das vom alten Saturn herübergebrachte Feuer lebten sie ein Leben in ihrem eigenen Inneren. Indem sie sich durch ihren Gasleib von der übrigen Sonnensubstanz unterschieden, reifte eine Art von Selbstbewusstsein in ihnen heran. Wenn die Erzengel das strömende Gas der Sonne einatmeten, trat Windstille und Dunkelheit im alten Sonnenleben ein (Sonnen-Nacht); atmeten sie aus, erfüllte sich die alte Sonne mit strömendem Rauch (→ Ruach), der nach außen im Licht erglänzte (Sonnen-Tag).

Das zeitversetzte Wirken der Archangeloi

Das zeitversetzte Wirken der Archangeloi, der «Boten des Anfangs».

Die Erzengel sind die Schöpfer des Lichts. Sie strahlen das zurück, was zu einem früheren Zeitpunkt die Geister der Weisheit, die Herren der alten Sonnenentwicklung, durch ihre schenkende Tugend der Welt gegeben haben, und die Rückstrahlung dieser Weisheitsgabe ist das Licht. Aber die Erzengel strahlen es nicht sofort zurück, sondern zeitversetzt. Dadurch sind sie Boten dessen, was früher war, Boten des Anfangs sind sie – Archangeloi (Lit.: GA 132, S. 24ff). Einen bestimmten Erzengel beispielsweise wird man nicht finden, wenn man ihn unmittelbar in der Gegenwart sucht. Man muss vielmehr in der Zeit zurückgehen, z.B. ins 15. Jahrhundert, denn sein Bewusstsein ist in einer ganz bestimmten Zeit konzentriert, die nicht die jetzige ist.

„Sie heißen «Engel des Anfangs», das heißt, sie sind immer an den Anfängen von Zeiträumen, sagen wir, wo Völker entstehen, wo Völker zum ersten Mal in die Weltgeschichte eintreten, da sind sie mit ihrem vollen Bewußtsein, mit ihrem eigenen Selbst vorhanden. Das bleibt in der übrigen Zeit vorhanden in den Wirkungen. Die Wirkungen fließen in die Zeit hinein. Und will man sie finden, so darf man nicht bloß in der Gleichzeitigkeit bleiben, sondern man muß aus der Zeit herausgehen, die Zeitanfänge aufsuchen.“ (Lit.: GA 156, S. 68f)

Die Welt der Erzengel

Die Erzengel erleben eine ganz anders gestaltete Umwelt als der Mensch. Der Mensch erlebt um sich herum Mineralien, Pflanzen, Tiere und andere Menschen. Erzengel können Mineralien und Pflanzen nicht erleben. Ihr Bewusstsein reicht nur bis zur Tierwelt herab, die sie allerdings nicht äußerlich sinnlich, sondern seelisch erleben.

„Nun werden Sie es leicht verstehen, daß die Erzengel ein Bewußtsein haben, das nicht mehr hinunterreicht bis ins Pflanzenreich, sondern nur bis ins Tierreich. Die Pflanzen sind sozusagen nicht mehr für sie da; diese sind für sie ein zu untergeordnetes, zu unbedeutendes Reich. Im Tierischen haben sie noch Angriffspunkte; das Tierreich nehmen sie wahr. Sie haben keinen Ätherleib, sondern als unterstes Glied ihrer Wesenheit ihren astralischen Leib. Das Tier hat auch einen astralischen Leib; daher wirken die Erzengel in die astralischen Leiber der Tiere durchaus hinein. Dann nehmen sie das Menschenreich wahr, das Reich der Engel und ihr eigenes Reich. Das, wozu sie «Ich» sagen, was so ist wie für den Menschen das Menschen-Ich, das ist das Erzengelreich. Auch diese Wesenheiten haben eine wesentliche Mission, und Sie können schon begreifen, da sie ein um zwei Stufen höheres Bewußtsein haben als der Mensch, daß diese Mission eine sehr hohe sein kann. Denn so hoch ist dieses Bewußtsein der Erzengel, daß sie die Buddhi, den Lebensgeist, vollständig ausgebildet haben, und daher lenkend und leitend sein können in der Erdenevolution aus einer solchen Einsicht heraus, die dem Lebensgeist, der Buddhi, entspricht. Das äußert sich nun darin, daß diese Erzengel zunächst die Lenker und Leiter sind ganzer Volksstämme. Was man Volksgeist nennt, was also der gemeinsame Geist der Völker ist, das ist im Konkreten irgendeiner der Erzengel. Nun werden Sie es auch begreiflich finden, daß diejenigen Völker, die von einem solchen spirituellen Zusammenhange noch ein Bewußtsein hatten, nicht gleich bis zu der höchsten Wesenheit hinaufschauten, sondern daß sie sozusagen die nächsten Wesenheiten, welche sie lenkten und leiteten, ins Auge faßten.“ (Lit.: GA 102, S. 142)

In der Frühzeit der irdischen Entwicklung der Menschheit, namentlich auf der alten Atlantis, teilweise aber auch noch in nachatlantischer Zeit (→ Bodhisattva), verkörperten sie sich in menschlichen Leibern, um so zu erhabenen Lehrern der noch jungen Menschheit zu werden. Als selbst nicht mehr irdisch inkarnierte Wesenheiten inspirierten sie insbesondere die urpersische Kultur. Die regelrecht fortgeschrittenen Erzengel, die mittlerweile den Christus-Impuls aufgenommen haben, werden in der 6. nachatlantischen Kulturepoche die geistigen Führer der Menschheit sein.

Die Wesensglieder der Erzengel

Die Wesensglieder der Erzengel.

Die Erzengel haben prinzipiell die gleichen sieben Wesensglieder wie der Mensch, doch sind sie etwas anders geartet und anders angeordnet als beim Menschen. Die Erzengel haben ihren physischen Leib, der nicht bis in die dichte Stofflichkeit hinunterreicht, nur aus den Elementen Luft und Feuer gewoben und die Körper sind wie bei allen Wesenheiten der dritten Hierarchie weder in sich zusammenhängend, noch voneinander abgegrenzt, sondern können sich durchdringen. Nur der physische Leib und der Ätherleib der Erzengel ist auf dem physischen Plan; alle höheren Wesensglieder, also Astralleib, Ich, Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmensch, sind auf dem Astralplan zu finden.

„Die Erzengel haben überhaupt dasjenige, was wir hier als den astralischen Leib gezeichnet haben, gar nicht verbunden mit physischem Leib und Ätherleib; und was wir von ihnen suchen können als ihr unterstes Glied, das müssen wir so zeichnen: physischer Leib, Ätherleib, 1, 2, das haben sie sozusagen getrennt, und alle die höheren Prinzipien sind jetzt in einer höheren Welt da droben. So daß wir von den Erzengeln das vollständige Bild nur haben, wenn wir an zwei Orten suchen, wenn wir uns sagen: Da ist nicht, wie beim Menschen, alles in einer einzigen Wesenheit vereinigt; da ist gleichsam oben das Geistige und unten spiegelt sich das Geistige. — Es kann sich ein physischer Leib und ein Ätherleib für sich nur vereinigen, wenn dieser physische Leib nur in Luft und Feuer ist. Also die Erzengel könnten Sie zum Beispiel nicht in irgendeiner Wassermasse daherbrausen fühlen ihrem physischen Leibe nach, sondern Sie könnten sie nur in Wind und Feuer wahrnehmen, und zu diesem dahinbrausenden Wind und zu diesem Feuer müssen Sie also hellseherisch in der geistigen Welt das geistige Gegenstück suchen. Das ist nicht mit seinem physischen Leib auch nicht einmal mit seinem Ätherleib vereint.“ (Lit.: GA 110, S. 114)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. GA 91, S. 160f.