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Kulturepochen

Aus AnthroWiki
(Weitergeleitet von Nachatlantische Zeit)

Das nachatlantische Zeitalter (7227 v. Chr. - 7893 n. Chr.) ist das fünfte Hauptzeitalter der physischen Erdentwicklung. Anfangs wurde es nach dem mittlerweile veralteten theosophischen Sprachgebrauch von Rudolf Steiner auch noch als fünfte Wurzelrasse[1] bezeichnet. Es begann nach dem Untergang der Atlantis und wird mit dem Krieg aller gegen alle enden. Es gliedert sich in sieben Kulturepochen, die jeweils etwa 2160 Jahre dauern, und dient vor allem der Seelenentwicklung des Menschen. Gegenwärtig leben wir in der 5. nachatlantischen Kulturepoche, dem Bewusstseinsseelenzeitalter. Gegen Ende des nachatlantischen Zeitalters werden sich die Menschen, die eine entsprechende geistige Reife erlangt haben, nicht mehr in körperlicher Gestalt auf Erden inkarnieren. Beginnen wird das bereits etwa ab dem Jahr 5700 n. Chr., also am Ende der 6. nachatlantischen Kulturepoche (→ Anfang und Ende der irdischen Inkarnationen des Menschen). Durch die ahrimanischen Mächte könnten allerdings größere Teile der Menschheit noch länger an die Erde gefesselt werden, um sie dadurch von ihrer regulären Entwicklung abzubringen.

„Es könnten die ahrimanischen Mächte, welche unter dem Einfluß der gegenwärtigen Menschenimpulse sehr stark werden, die Erdenentwickelung verkehren; sie könnten die Erdenentwickelung in gewissem Sinne pervers machen. Dadurch würde - gar nicht zum Menschenheile - über diese Jahre im 6. Jahrtausend hinaus die Menschheit in demselben physischen Leben erhalten werden können. Sie würde nur sehr stark vertieren; aber sie würde in diesem physischen Leben erhalten werden können. Das ist eine der Bestrebungen der ahrimanischen Mächte, die Menschheit länger an die Erde zu fesseln, um sie dadurch von ihrer Normalentwickelung abzubringen. Aber wenn die Menschheit wirklich das ergreift, was in ihren besten Entwickelungsmöglichkeiten liegt, so kommt einfach im 6. Jahrtausend diese Menschheit zum Irdischen in eine Beziehung, die für weitere zweieinhalb Jahrtausende so ist, daß der Mensch zwar noch mit der Erde ein Verhältnis haben wird, aber ein Verhältnis, das sich nicht mehr darin ausdrückt, daß physische Kinder geboren werden. Der Mensch wird gewissermaßen als Geist-Seelenwesen - um es anschaulich auszudrücken, will ich sagen: in den Wolken, im Regen, in Blitz und Donner rumoren in den irdischen Angelegenheiten. Er wird gewissermaßen die Naturerscheinungen durchvibrieren; und in einer noch späteren Zeit wird das Verhältnis zum Irdischen noch geistiger werden.“ (Lit.: GA 196, S. 90)

Auf der geologischen Zeitskala entspricht das nachatlantische Zeitalter ziemlich genau dem Holozän (veraltet auch Alluvium genannt), das vor etwa 11.700 Jahren mit dem Anbruch der gegenwärtigen Warmzeit innerhalb des noch andauernden känozoischen Eiszeitalters begann. Diese Warmzeit wird nach heutiger wissenschaftlicher Einschätzung nur etwa 15.000 Jahre dauern und dann wieder von einer etwa 100.000 Jahre dauernden Kaltzeit abgelöst werden, die nach vorherrschender Meinung an die gleich langen periodischen Veränderungen der Exzentrizität der Erdumlaufbahn gekoppelt ist. Diese Periodizität stellte sich erstmals vor rund 700.000 Jahren ein. Davor betrug sie nur etwa 41.000 Jahre und korrelierte damals mit den periodischen Schwankungen der Erdrotationsachse. Das mittelalterliche Klimaoptimum, das etwas nach 900 begonnen hat und vor 1400 endete und deutlich wärmer war als heute, bildet grob gesehen die Mitte des ganzen nachatlantischen Zeitalters (Lit.: GA 323, S. 118f).

Wenn der Geistesforscher im Zuge der Einweihung die Weltentwicklung zu überschauen beginnt, eröffnet sich ihm zuerst der Blick auf die sieben Kulturepochen, in die sich die nachatlantische Zeit untergliedert. So schildert es Rudolf Steiner z. B. in seinen Vorträgen über die Apokalypse des Johannes:

„Wir denken uns den Menschen gerade bis zu jener Stufe der Einweihung gelangt, wo das mit ihm geschehen ist, was am Schluß des letzten Vortrages geschildert wurde. Wir denken uns ihn gerade an der Grenze, wo ihm, zwischen den feinsten Wesenheiten unserer physischen Welt und der nächsthöheren, der astralischen Welt, gestattet ist, wie auf einem Gipfel zu stehen und herunterzuschauen. Was kann der Mensch auf diesem ersten Gipfel der Einweihung erschauen?

Die Untergliederung des nachatlantischen Zeitalters in sieben Kulturepochen (Zeichnung aus GA 104, S. 67).
Die Untergliederung des nachatlantischen Zeitalters in sieben Kulturepochen (Zeichnung aus GA 104, S. 67).

Da sieht er im Geiste alles das, was geschehen ist, seiner inneren Wesenheit nach, seitdem die atlantische Flut die alte Atlantis zerstört hat und der nachatlantische Mensch ins Dasein getreten ist. Da sieht er, wie sich die Kulturkreisläufe einander folgen bis zu dem Zeitpunkt, wo auch unser Zeitalter einen Untergang nehmen wird, um ein neues heraufzuführen. Durch das Wasser der atlantischen Flut ist zugrunde gegangen die alte Atlantis. Durch das, was wir nennen den Krieg aller gegen alle, durch furchtbar verheerende moralische Verwickelungen wird unser Zeitalter seinen Untergang finden. Und dieses große Zeitalter von der atlantischen Flut an bis zum gewaltigen Krieg aller gegen alle, das teilen wir wieder ein in sieben aufeinanderfolgende Haupt-Kulturepochen, in sieben Kulturzeiträume, wie aus dem vorstehenden Schema ersichtlich ist. An dem einen Ende denken wir uns die große atlantische Flut, am entgegengesetzten Ende den großen Weltkrieg, und das teilen wir in sieben Unterzeitalter, in sieben Kulturepochen. Die ganze Epoche, die diese sieben Unterzeitalter enthält, ist wieder der siebente Teil eines längeren Zeitalters, so daß Sie sich vorzustellen haben sieben solche Glieder wie unser Zeitalter zwischen Flut und Krieg, zwei nach vorn, nach dem großen Krieg, und vier nach rückwärts vor der atlantischen Flut. Unser Zeitalter, das nachatlantische, ist also das fünfte große Zeitalter.

Man muß wiederum auf einen noch höheren Gipfel der Einweihung hinaufsteigen, dann übersieht man diese siebenmal sieben Zeitalter. Sie sind zu überschauen, wenn man an der Grenze der astralischen und der geistigen, der devachanischen Welt angelangt ist. Und so geht es stufenweise hinauf. Wir werden sehen, welches die noch höheren Stufen sind.

Jetzt müssen wir festhalten, daß man zunächst einen Gipfel erreichen kann, auf dem uns, wie von einem Berge aus die weite Ebene, die sieben Kulturzeitalter der nachatlantischen Zeit sichtbar werden. Wir alle kennen sie ja schon, diese Kulturzeitalter. Wir wissen, daß, als die atlantische Flut die alte Atlantis hinweggeschwemmt hatte, als erstes die altindische Kultur aufblühte und daß sie abgelöst wurde von der urpersischen Kultur. Wir wissen, daß die assyrisch-babylonisch-chaldäisch-ägyptisch-jüdische Kultur darauf folgte, auf diese das vierte Kulturzeitalter, das griechischlateinische, und darauf das fünfte, das unsrige, in dem wir leben. In dem sechsten, das auf das unsrige folgen wird, wird in einer gewissen Beziehung in der Frucht aufgehen müssen, was wir an geistiger Kultur zu bauen haben. Das siebente Kulturzeitalter spielt sich ab vor dem Krieg aller gegen alle. Da sehen wir diese furchtbare Verwüstung der Kultur herankommen und sehen das kleine Häuflein von Menschen, das verstanden hat, das spirituelle Prinzip in sich aufzunehmen und das sich hinwegretten wird gegenüber der allgemeinen Zertrümmerung durch den Egoismus.“ (Lit.: GA 104, S. 67f)

Während des atlantischen Zeitalters (siehe auch → Weltentwicklungsstufen) wurde vorallem der physische Leib des Menschen so weiterentwickelt, dass er später zum Gefäß für den selbstbewussten Geist des Menschen, für sein Ich werden konnte. Durch den luziferischen und ahrimanischen Einfluss entstand aber nicht ein einheitliches Menschengeschlecht, sondern dieses gliederte sich in verschiedene Rassen. Seit dem Untergang der Atlantis liegt nun das Schwergewicht der Menschheitsentwicklung darauf, im Innern die menschliche Seele weiter auszubilden. Damit wurde aber zugleich der Impuls gegeben, nach außen hin die menschliche Kultur zu schaffen. Seitdem prägen verschiedene Kulturen den Fortschritt der Menschheit, während das Rasseprinzip zurücktritt und überwunden werden muss. Diese Entwicklung, durch die die Abhängigkeit der geistigen Entwicklung von rassemäßigen Eigenschaften endgültig überwunden wurde, ging von dem prähistorischen Nomadenvolk der Arier aus[2], die nach dem Untergang der Atlantis von einem Gebiet westlich des heutigen Irland nach dem Osten in die Gegend des Tarim-Beckens auswanderten und von hier aus die ersten nachatlantischen Kulturen begründeten.

„Was wir heute Rassen nennen, das sind nur noch Überbleibsel jener bedeutsamen Unterschiede der Menschen, wie sie in der alten Atlantis üblich waren. So recht anwendbar ist der Rassenbegriff nur auf die alte Atlantis. Daher haben wir, da wir rechnen mit einer wirklichen Entwickelung der Menschheit, für die nachatlantische Zeit gar nicht den Begriff der Rasse im eminentesten Sinne gebraucht. Wir sprechen nicht von einer indischen Rasse, persischen Rasse und so weiter, weil das nicht mehr richtig ist. Wir sprechen von einem altindischen Kulturzeitraum, von einem altpersischen Kulturzeitraum und so weiter.

Und vollends würde es jeden Sinn verlieren, wenn wir davon sprechen wollten, daß sich in unserer Zeit vorbereite eine sechste Rasse. Wenn noch in unserer Zeit Reste der alten atlantischen Unterschiede, der alten atlantischen Gruppenseelenhaftigkeit vorhanden sind, so daß man noch sprechen kann davon, daß die Rasseneinteilung noch nachwirkt - was sich vorbereitet für den sechsten Zeitraum, das besteht gerade darinnen, daß der Rassencharakter abgestreift wird. Das ist das Wesentliche. Deshalb ist es notwendig, daß diejenige Bewegung, welche die anthroposophische genannt wird, welche vorbereiten soll den sechsten Zeitraum, gerade in ihrem Grundcharakter dieses Abstreifen des Rassencharakters aufnimmt, daß sie nämlich zu vereinigen sucht Menschen aus allen Rassen, aus allen Nationen und auf diese Weise überbrückt diese Differenzierung, diese Unterschiede, diese Abgründe, die zwischen den einzelnen Menschengruppen vorhanden sind. Denn es hat in gewisser Beziehung physischen Charakter, was alter Rassenstandpunkt ist, und es wird einen viel geistigeren Charakter haben, was sich in die Zukunft hinein vollzieht.“ (Lit.: GA 117, S. 152f)

Während der großen Kulturepochen bildet die Menschheit ihre nicht-physischen Wesensglieder weiter aus. Diese Entwicklung folgt den großen kosmischen Rhythmen des Platonischen Weltenjahres. Jede Kulturepoche dauert etwa so lange, als die Sonne braucht, um im Zuge dieses Weltenjahres um 1/12 des Tierkreises, also genau um ein Tierkreiszeichen, weiterzuschreiten. 7 Kulturepochen werden so aufeinander folgen, ehe dann nach einem großen Einschnitt (dem "Krieg aller gegen alle" im Sinne der Apokalypse des Johannes) ein ganz neuer Entwicklungszyklus beginnt:

1. Urindische Kultur (7227 - 5067 v. Chr.) Ätherleib
2. Urpersische Kultur (5067 - 2907 v. Chr.) Astralleib
3. Ägyptisch-Chaldäische Kultur (2907 - 747 v. Chr.) Empfindungsseele
4. Griechisch-Lateinische Kultur (747 v. Chr. - 1413 n. Chr.) Verstandes- oder Gemütsseele
5. Germanisch-Angelsächsische Kultur (1413 - 3573 n. Chr., unsere gegenwärtige Epoche) Bewusstseinsseele
6. Slawische Kultur (3573 - 5733 n. Chr.)[3] Geistselbst
7. Amerikanische Kultur (5733 - 7893 n. Chr.) Lebensgeist

In der Apokalypse des Johannes werden die sieben Kulturepochen in den Sendschreiben an die sieben Gemeinden in Kleinasien repräsentiert:

Die Kulturepochen in Zusammenhang mit den Sendschreiben an die 7 Gemeinden in Kleinasien (Julia Lauber)

„Als jene Zeit abgelaufen war, welche als die atlantische Überflutung, als Untergang der Atlantis, unsere nachatlantische Kultur von der atlantischen Kultur trennt, da war als erste nachatlantische Zeit, als erste nachatlantische Kulturepoche diejenige, welche ihre makrokosmischen Einflüsse dadurch empfing, daß die Kraft, die das Erdenleben durchflutete, diejenige war, welche entspricht dem Aufgang der Sonne im Frühlingspunkte im Zeichen des Krebses. Wir können also sagen, als die Sonne mit ihrem Frühlingspunkte in das Zeichen des Krebses eintrat, da begann die erste nachatlantische Kultur. Wir können sie geradezu - wenn der Ausdruck selbstverständlich nicht mißverstanden wird - die «Krebskultur» nennen. Wenn wir die Dinge in ihrem wirklichen Lichte begreifen, so können wir sagen, die Sonne stand mit ihrem Frühlingsaufgang im Zeichen des Krebses.

Wir haben davon gesprochen in diesen Betrachtungen, daß im Menschen immer etwas entspricht demjenigen, was da draußen im Makrokosmos ist. Der Krebs entspricht beim Menschen dem Brustkorb. So daß man, makrokosmisch gesprochen, diese erste, die urindische Kultur, dadurch charakterisieren kann, daß man sagt, sie verlief, während der Frühlingspunkt der Sonne im Krebs war. Wenn man sie mikrokosmisch charakterisieren will, kann man sagen, sie verlief damals, als der Mensch für seine Weltenerkenntnis, für seine Weltenwahrnehmung, für seine Weltenanschauung unter dem Einfluß jener Kräfte stand, die zusammenhängen mit dem, was sich in der Umhüllung seiner Brust, im Brustpanzer im Krebs zum Ausdrucke bringt.

Wir haben heute als physische Menschen keine Möglichkeit, durch diejenigen Kräfte, die in unserem Krebs sind, mit der Welt in erkennende Beziehungen zu treten. Wir haben keine Möglichkeiten dazu heute. Wenn der Mensch diejenigen Kräfte entwickeln kann, die eine intime Verwandtschaft zu seinem Brustkorb haben, wenn er, ich möchte sagen, mit Bezug auf die Kräfte seines Brustkorbes sensitiv ist für alles dasjenige, was in der Natur und im Menschenleben geschieht, dann ist es so, wie wenn der Mensch in einer unmittelbaren Berührung mit der äußeren Welt wäre, mit alledem, was als elementarische Welt an ihn herantritt. Wenn wir nur nehmen - wir treffen damit dasjenige, was der urindischen Kultur zugrunde lag -, wenn wir nur nehmen das Verhältnis von Mensch zu Mensch, so war es so, daß in dieser alten Zeit der Mensch, indem er dem Menschen entgegentrat, gewissermaßen an der Sensitivität seines Brustkorbes fühlte, wie der andere Mensch war. Er fühlte, wie ihm der andere Mensch sympathisch oder mehr oder weniger antipathisch sein konnte. Er trat dem ändern Menschen entgegen und lernte ihn erkennen. Indem er in seiner Nähe die Luft atmete, lernte er ihn erkennen. Gewiß, in mancher Beziehung weiß davon zu dem Heil der Menschheit die moderne Menschheit nichts. Aber in jedes Menschen Nähe atmet natürlich der Mensch anders, denn in jedes Menschen Nähe teilt der Mensch die von dem ändern ausgeatmete Luft. Für diese Dinge ist der moderne Mensch sehr unempfindlich geworden. Während der ersten nachatlantischen Kultur, während der Krebskultur, war diese Unempfindlichkeit nicht vorhanden. Ein Mensch konnte durch seinen Atem sympathisch, antipathisch sein; der Brustkorb bewegte sich anders, wenn der Mensch sympathisch oder antipathisch war. Und der Brustkorb war sensitiv genug, diese seine eigenen Bewegungen wahrzunehmen.

Denken Sie, was man da eigentlich dann wahrnimmt! Man nimmt den ändern wahr, aber man nimmt den ändern wahr durch etwas, was in einem selber vorgeht. Das Innere des ändern nimmt man in einem Vorgang wahr, den man als Inneres erlebt, als körperlich Inneres erlebt. Das war während der Krebskultur. Ich habe Ihnen das illustriert an dem Beispiel der Begegnung mit einem ändern Menschen. Aber so wurde die ganze Welt betrachtet. So entstand die Weltanschauung, die diese erste nachatlantische Kultur hatte. Der Mensch atmete anders, wenn er die Sonne betrachtete, wenn er die Morgenröte betrachtete, wenn er den Frühling betrachtete, wenn er den Herbst betrachtete; und danach bildete er sich seine Begriffe. Und wie die heutige Menschheit ihre abstrakten, ihre so strohern-abstrakten, nicht einmal mehr strohernabstrakten, sondern papieren-abstrakten Begriffe bildet über Sonne, Mond und Sterne, über Wachsen und Gedeihen, über alles mögliche, so bildete die Menschheit in der ersten nachatlantischen Zeit, in der Krebskultur, Begriffe, die in dieser unmittelbaren Weise gefühlt wurden wie ein Mitvibrieren des eigenen Krebses, des eigenen Brustkorbes.

Weltenuhr (Krebs)

Man kann also sagen: Wenn das etwa den Sonnenweg vorstellt und hier die Sonne im Frühling im Krebs steht, dann ist das die Zeit, in der auch der Mensch in der Krebskultur ist. In besonderer Weise ist ja immer ein solches Tierkreisbild - aus Gründen, die wir vielleicht auch nächstens erwähnen können, aber die ja den meisten von Ihnen bekannt sind - verwandt, als besonders einem Planeten zugehörig anzusehen. Der Krebs ist besonders dem Mond als zugehörig anzusehen. Man sagt, weil die Kräfte des Mondes eben ganz besonders wirken, wenn der Mond im Krebs steht: der Mond habe seine Heimat, sein Haus im Krebs; dort sind seine Kräfte, ganz besonders kommen sie dort zur Entwickelung.

So wie nun dem Krebs der Brustkorb am Menschen entspricht, so entspricht dem planetarischen Mond am Menschen die Sexualsphäre. Und in der Tat, man kann sagen, während auf der einen Seite der Mensch so empfänglich und empfindlich, so sensitiv war in der ersten nachatlantischen Zeit, hing gerade in dieser ersten nachatlantischen Zeit alles dasjenige, was an intimen Begriffen der nachatlantischen Weltanschauung zutage gefördert worden ist, mit der Sexualsphäre zusammen - damals mit Recht, denn es war jene Naivität vorhanden, die in späteren, verdorbenen Zeiten nicht mehr vorhanden war.

Dann trat ja die Sonne mit ihrem Frühlingspunkte in das Zeichen der Zwillinge. Und wir haben es dann zu tun mit der zweiten nachatlantischen Kultur, mit der urpersischen Kultur, während der Frühlingspunkt in den Zwillingen verläuft. Mit den Zwillingen im Makrokosmischen ist mikrokosmisch verwandt alles dasjenige, was sich beim Menschen auf sein Symmetrischsein bezieht, insbesondere auf das Symmetrischsein, das sich in der Beziehung der rechten Hand zur linken Hand symmetrisch ausdrückt. Wir haben natürlich auch andere Dinge, in denen sich das Symmetrischsein zum Ausdruck bringt: wir sehen mit zwei Augen die Dinge nur einfach und so weiter. Dieses kosmos ist, gerade weil er in physischem Sinne eine getreue Nachbildung des Makrokosmos ist, im spirituellen Sinne eigentlich nicht gar viel wert. Verzeihen Sie den Ausdruck: als physischer Kopf ist der Kopf des Menschen nicht gar viel wert. Und wenn der Mensch auf seinen Kopf angewiesen ist, so kann er zu nichts anderem kommen als eigentlich zu einer Gedankenkultur. Nach und nach hat auch die griechisch-lateinische Zeit, die ja, wie wir von ändern Gesichtspunkten aus gesehen haben, die Kopfkultur bis zu ihrer Höhe brachte und dadurch gewissermaßen den Menschen in einer besonderen Weise heranbrachte an die Welt, in einer nach und nach sich entwickelnden Weise es zu der eigentlichen Kopfkultur gebracht, zu der Gedankenkultur, die dann abgelaufen ist. So daß man, wie ich gestern aufmerksam gemacht habe, vom 15. Jahrhundert ab nicht mehr wußte, wie man mit dem Denken noch mit der Wirklichkeit zusammenhing. Diese Kopfkultur, diese Widderkultur, sie war aber noch immer so, daß man gewissermaßen in den Menschen hereinnahm die Anschauung des Weltenalls. Und mit Bezug auf die physische Welt war diese Kopfkultur, diese Widderkultur, die allervollommenste. Materialistisch ist erst dasjenige geworden, was sich dann als Entartung daraus entwickelt hat. Der Mensch trat durch seinen Kopf eben doch gerade in dieser Widderkultur in ein besonderes Verhältnis zur Umwelt. Und man versteht heute insbesondere die griechische Kultur schwer - die römische hat es ja dann ins mehr Philiströse verzerrt -, wenn man das nicht berücksichtigt, daß der Grieche eben zum Beispiel Begriffe und Ideen anders wahrnahm. Ich habe das in meinen «Rätseln der Philosophie» besonders ausgeführt.

Bedeutungsvoll war nun für diese Zeit, daß der Mars sein Haus im Widder hat. Die Kräfte des Mars, das sind diejenigen Kräfte, die nun wiederum, aber in anderer Art, zusammenhängen mit dem menschlichen Kehlkopfwesen, so daß der Mars, der zu gleicher Zeit dem Menschen die aggressiven Kräfte gibt, im wesentlichsten die Unterstützung bot für alles dasjenige, was an Beziehung zur Umwelt von seilen des Menschen entwickelt wurde durch seinen Kopf. Und für die vierte nachatlantische Zeit, die also im 8. Jahrhundert vor der christlichen Zeitrechnung beginnt, im 15. Jahrhundert schließt, da haben sich auch jene Verhältnisse herausgebildet, die man schon als eine Marskultur bezeichnen kann. Die Konfiguration der einzelnen sozialen Gebilde über die Erde hin ist ja in dieser Zeit im wesentlichen durch eine Marskultur, durch eine kriegerische Kultur entstanden. Jetzt sind Kriege Nachzügler. Wenn sie auch schrecklicher sind als einst, sie sind Nachzügler. Wir werden gleich noch darauf zu sprechen kommen.

Nun ist der Kopf des Menschen mit allen seinen Kräften gerade als physisches Denkwerkzeug, als Werkzeug für die physischen Gedanken, eine Nachbildung des Sternenhimmels. Daher hat auch diese vierte nachatlantische Zeit in den Gedanken noch etwas Makrokosmisches. Es kommt in die Gedanken noch viel Makrokosmisches herein, die Gedanken sind noch nicht an die Erde gebunden. Aber bedenken Sie den großen Umschwung, der nun kommt mit dem 15. Jahrhundert, indem die Widderkultur übergeht in die Kultur der Fische. Das, was jene Kräfte geworden sind im Makrokosmos, sind im Menschen die Kräfte, die mit den Füßen zusammenhängen. Vom Kopf geht es hinunter zu den Füßen. Der Umschwung ist ein ungeheurer. Daher konnte ich Ihnen erzählen, daß, wenn Sie zurückgehen würden, aber mit Verständnis zurückgehen würden in die Zeit vor dem 14. Jahrhundert und die heute viel verachteten alchimistischen und sonstigen Schriften lesen würden, Sie dann sehen würden, was da für tiefe, für ungeheure Einblicke in Weltengeheimnisse vorhanden sind. Aber es dreht sich ja die ganze menschliche Kultur - auch die Menschenkräfte - vollständig mit um. Was der Mensch vorher vom Himmel empfangen hat, empfängt er nun von der Erde aus. Das ist dasjenige, was uns aus den Himmelszeichen heraus illustriert den großen Umschwung, der sich mit dem Menschen vollzogen hatte. Und das hängt zusammen mit dem Aufgange der materiellen, der materialistischen Zeit. Die Gedanken verlieren ihre Kraft, die Gedanken können leicht zur Phrase werden in diesen Zeiten.

Aber nun denken Sie an ein merkwürdiges anderes. Wie Venus ihr Haus im Stier, Mars sein Haus im Widder hat, so hat in den Fischen Jupiter sein Haus. Und Jupiter hängt zusammen mit der menschlichen Stirnesentwickelung, mit der menschlichen Vorderhirnentwickelung. Groß kann der Mensch mit dieser Erdenkultur werden in diesem fünften nachatlantischen Zeitraum, weil er gerade in selbständiger menschlicher Weise, durch die Kräfte seines Hauptes veredeln und fassen kann dasjenige, was ihm von der entgegengesetzten Seite zugeführt wird gegenüber der früheren nachatlantischen Periode. Daher hat dieselbe Leistung beim Menschen, die Mars für das vierte nachatlantische Zeitalter zu leisten hatte, Jupiter für das fünfte zu leisten. Und man könnte sagen: Mars war in gewisser Beziehung der rechtmäßige König dieser Welt in der vierten nachatlantischen Zeit. In der fünften nachatlantischen Zeit ist er nicht der rechtmäßige König dieser Welt, weil nichts in der fünften nachatlantischen Zeit durch seine Kräfte wirklich - im Sinne dieser fünften nachatlantischen Zeit - erreicht werden kann; sondern was groß machen kann diese Epoche, das muß durch die Kräfte des geistigen Lebens, der Welterkenntnis, der Weltanschauung geltend gemacht werden. Der Mensch ist abgeschlossen von den himmlischen Kräften; er ist in das materialistische Zeitalter gebannt. Aber er hat in diesem fünften nachatlantischen Zeitalter die größte Möglichkeit, sich zu vergeistigen. Keines war der Geistigkeit so günstig, wie dieses fünfte nachatlantische Zeitalter. Es muß nur den Mut rinden, die Händler aus dem Tempel zu jagen. Es muß den Mut finden, gegenüber den Abstraktionen, gegenüber den wirklichkeitsfremden Dingen die Wirklichkeit, die volle Wirklichkeit und damit die geistige Wirklichkeit zu stellen.

Diejenigen, welche die Konstellationen der Sterne durchschaut haben, sie haben auch immer gewußt, daß besondere Hilfen wiederum kommen von den besonderen Planeten für die einzelnen Abschnitte im Gang der Sonne. Man hat mit einem gewissen Recht jeder von diesen Konstellationen: Mond-Krebs, Merkur-Zwillinge, Venus-Stier, Mars-Widder, Jupiter-Fische, man hat ihnen drei, wie man sagte, Dekane zugeteilt, drei Dekane. Diese drei Dekane stellen diejenigen Planeten dar, welche den Beruf haben, während der betreffenden Konstellationen ganz besonders einzugreifen in das Geschick, während die ändern unwirksamer sind. So sind die Dekane der ersten nachatlantischen Zeit, der Krebszeit: Venus, Merkur, Mond; die Dekane während der Zwillingszeit: Jupiter, Mars, Sonne; die Dekane während der Stierzeit: Merkur, Mond, Saturn; die Dekane während der Widderzeit: Mars, Sonne, Venus. Und die Dekane während unserer Zeit, während des Zeitalters der Fische, sehr charakteristisch, also diejenigen Kräfte, die uns gewissermaßen nach der Himmelsuhr wiederum besonders dienen können: Saturn, Jupiter, Mars. Mars hier nicht in demselben Dienst, den er hatte, als er in seinem Haus war, wenn er durch den Widder durchgeht, sondern Mars jetzt als repräsentative Kraft für die menschliche Stärke. Aber Sie sehen in den äußeren Planeten : Saturn, Jupiter, Mars dasjenige, was zusammenhängt mit dem menschlichen Haupte, mit dem menschlichen Antlitz, mit dem menschlichen Wortbilden.

Weltenuhr

Also alles, was zunächst für dieses irdische Leben zwischen Geburt und Tod - über das andere zwischen Tod und neuer Geburt werden wir das nächste Mal reden - zusammenhängt in bezug auf die Geistigkeit, das ist wiederum besonders dienstbar in diesem Zeitalter. So ist dieses Zeitalter dasjenige, welches die unendlichst größten spirituellen Möglichkeiten in sich enthält. In keinem Zeitalter war es den Menschen vergönnt, so viel Unfug zu treiben wie in diesem, weil man sich in keinem gegen die innere Mission des Zeitalters stärker versündigen konnte als in diesem Zeitalter. Denn, lebt man mit dem Zeitalter, so wandelt man die von der Erde kommende Kraft durch die Jupiterkraft um in spirituellfreies Menschentum, und es stehen einem zur Verfügung die besten, schönsten Kräfte des Menschen, die der Mensch entwickelt zwischen der Geburt und dem Tode: Saturn-, Jupiter- und Marskräfte.

Die Weltenuhr steht günstig für dieses Zeitalter. Das darf keinen Fatalismus begründen. Das darf nicht begründen, daß man sagt: Also überlassen wir uns dem Weltengeschick, es wird schon alles gut werden -, sondern das soll begründen, daß, wenn der Mensch will -aber er muß wollen -, er gerade in unserer Zeit unendliche Möglichkeiten findet. Nur wollen die Menschen vorläufig noch nicht.“ (Lit.: GA 180, S. 192ff)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

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Eizelnachweise

  1. Der Begriff Wurzelrasse entstammt der damals gebräuchlichen Terminologie der Theosophischen Gesellschaft und wurde von Rudolf Steiner später ebenso wie der Begriff «Unterrasse» nicht mehr verwendet. Steiner hat wiederholt darauf hingewiesen, dass der Begriff «Rasse» in der nachatlantischen Zeit eigentlich nicht mehr berechtigt ist, da nun nicht mehr die körperliche, sondern die seelisch-geistige Entwicklung in den Vordergrund rückt. Die Gliederung der Menschheit in Rassen wird allmählich völlig überwunden werden und ist schon heute für die geistige Entwicklung der Menschheit bedeutungslos.
  2. Diese Ansichten Steiners standen in scharfem Gegensatz zu der von den Nationalsozialisten vertretenen Rassenlehre, durch die sie die Arier als vermeintliche "Herrenrasse" verherrlichen wollten. Nachdem Rudolf Steiner schon zu Lebzeiten von den ersten Vertretern des Nationalsozialismus heftig angefeindet worden war, wurde die Anthroposophische Gesellschaft am 1. November 1935 "infolge der Gegensätze zwischen den Anschauungen der Anthroposophischen Gesellschaft und den vom Nationalsozialismus vertretenen völkischen Gedanken" per Dekret Reinhard Heydrichs verboten.
  3. G.A. Bondarew spricht hier abweichend von der slawisch-germanischen Kulturepoche, inwieweit das heute berechtigt sein kann, das erschließt sich wohl nur aus dem Wirken der westlichen Logen (Vgl. G. A. Bondarew: Die Welt und Menschheit auf der Kreuzung der okkult-politischen Bewegungen der Gegenwart, Norderstedt 2017, S. 46).