Bananen (Musa)

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Bananen

Dessertbanane (Musa × paradisiaca) 'Cavendish'

Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Ingwerartige (Zingiberales)
Familie: Bananengewächse (Musaceae)
Gattung: Bananen
Musa
L.

Die Bananen (Musa), veraltet Paradiesfeigen, sind eine Pflanzengattung in der Familie der Bananengewächse (Musaceae) innerhalb der Einkeimblättrigen Pflanzen (Monokotyledonen). Die etwa 70 Arten stammen – bis auf eine Art in Tansania – alle aus dem tropischen bis subtropischen Asien und westlichen Pazifikraum.[1]

Einige Arten und Hybriden bilden essbare Früchte, von denen die der Dessertbanane (Musa × paradisiaca) zum Teil für die Nahrungsmittelproduktion angebaut werden.

Beschreibung

Illustration von Musa troglodytarum
Die Beeren wilder Bananenarten enthalten teils große harte Samen
Bananensamen von Zierbananen (Obstbananen dagegen sind steril)
Reife Bananenfrüchte in einem Supermarktregal
Fruchtstand an der „Staude“

Erscheinungsbild und Blätter

Musa-Arten und -Sorten sind immergrüne, ausdauernde, krautige Pflanzen. Unterirdisch besitzen sie ein Rhizom, aus dem Ausläufer treiben. Die eigentliche Sprossachse bleibt bis zur Blütezeit sehr kurz. Der "Stamm" ist ein aus den massiven Blattstielen bzw. Blattscheiden bestehender, nicht verholzender Scheinstamm. Er wird mindestens einen halben Meter, meist aber drei bis zehn Meter hoch. An der Basis kann er etwas verdickt sein. Die großen, einfachen, ganzrandigen Laubblätter sind in der Knospenlage gerollt: Wie auch bei der Schwestergruppe der Strelitziaceae zeigen die Laubblätter convolute Vernation (gerollte Knospenlage). Sie sind deutlich in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blattspreite ist länglich oder länglich-elliptisch geformt, sie erreicht eine Länge von zwei bis drei Metern bei einer Breite von 30 bis 60 Zentimetern. Ältere Blätter sind oft mehrfach bis zur Mittelrippe eingerissen.[2][3]

Blütenstände und Blüten

Der endständige Blütenstand hängt meist über, manchmal steht er jedoch auch aufrecht. Er ist mit zahlreichen grünen, braunen oder rot-violetten Hochblättern besetzt, die nach und nach abfallen. An der Unterseite eines jeden Hochblatts befinden sich mehrere Blüten in einer oder zwei Reihen. Die zwittrigen oder eingeschlechtigen Blüten sind zygomorph und dreizählig. Oft werden sie durch Fledertiere bestäubt: Chiropterophilie. An der Basis des Blütenstandes sind die Blüten weiblich (mit verkümmerten Staubblättern) oder zwittrig, zum Ende des Blütenstandes hin befinden sich männliche Blüten mit fünf Staubblättern. Fünf der sechs Blütenhüllblätter sind zu einer Röhre verwachsen, die an einer Seite bis zum Grund aufreißt.[2][3]

Fruchtstände, Früchte und Samen

Der Fruchtstand von Bananen wird als „Büschel“ bezeichnet. Ein „Büschel“ kann aus 6 bis 20 sogenannten „Händen“ bestehen, welche die einzelnen Reihen eines Büschels umfassen.[4] Die einzelnen Früchte, die botanisch zu den Beeren gehören, werden meist 20 bis 35 Zentimeter lang und auch als „Finger“ bezeichnet. Sie sind länglich geformt, meist gekrümmt, im Querschnitt leicht kantig.[2][3] Die Krümmung entsteht aufgrund des negativen Gravitropismus'.[5] Jede „Hand“ eines „Büschels“ enthält etwa 8 bis 20 „Finger“.

Bei Wildformen werden nach der Befruchtung in der Beere viele Samen gebildet. Bei parthenokarpen Kulturformen entwickeln sich keine Samen. Die Samen sind unregelmäßig kugelig bis linsenförmig.[2][3]

Die meisten Arten sind monokarp, sterben also ab, nachdem sie gefruchtet haben. In der Regel haben sich aber am Wurzelknollen Kindel gebildet, so dass die Pflanze ausdauernd ist.

Chromosomensätze

Je nach Sektion beträgt die Chromosomengrundzahl x = 10 oder 11. Bei den Wildformen ist meist Diploidie vorhanden. Kulturformen weisen andere Ploidiegrade, beispielsweise Triploidie auf.

Schädlinge

Auf den Staudenblättern der Dessertbanane breitet sich der Pilz Black sigatoka aus,[6] weshalb industriell betriebene Bananenplantagen einmal pro Woche mit Fungiziden besprüht werden.[7]

Rote Bananen (ein triploider Kultivar von Musa acuminata), die wie die übrigen Dessertbananen für den Frischverzehr verwendet werden

Nutzung

Nahrungsmittel

Aufgeschnittene Banane

Das Fruchtfleisch vieler Sorten der Musa × paradisiaca und anderer Hybriden ist essbar. Die Zuchtbananen bringen es heute zusammen auf über 1000 Kreuzungen und Varianten.[8]

Neben den mehlig-süßen Dessertbananen sind auch Kochbananen eine bedeutende Nahrungsquelle. Ihr weißlich-gelbes Fruchtfleisch, das im Geschmack mild bis leicht säuerlich ist, ist nicht zum Rohverzehr geeignet. Es wird sowohl gekocht als auch gebacken oder gegrillt. Ferner werden auch Bananenblüten (auch als „Bananenherzen“ bezeichnet) in der südostasiatischen Küche als Frucht verwendet, während Bananenblätter oft als eine Art Serviertablett oder geschmackstragende Back- und Grillhülle dienen.

Textilien

Von den in Indonesien verbreiteten Faserbananen (Musa textilis), Abacá genannt, werden die sogenannten Manilafasern der Blattscheiden zu Netzen, Tauwerk und Garnen verarbeitet.

Zierpflanzen

Einige Bananenarten werden, vor allem in tropischen und subtropischen Ländern, als Zierpflanzen verwendet.[9] Darunter sind sowohl Sorten, die über Samen, als auch solche, die vegetativ mittels Ablegern vermehrt werden. Die am weitesten verbreitete Zierpflanze ist Musa ornata[10], diese wurde schon in europäischen Ziergärten gepflanzt, bevor sie wissenschaftlich beschrieben war.[11] Während Zierbananen in tropischen Klimaten rund ums Jahr wachsen und blühen, legen sie in tropischen und warmtemperaten Klimaten im Winter eine Dormanzphase ein. Es existieren moderat frostharte Sorten, die auch im Freiland ohne besonderen Schutz im Boden überwintern und im Folgejahr neu austreiben. Eine bekannte „winterharte“ Bananenart ist die Japanische Faserbanane (Musa basjoo); von ihr sind mehrere Sorten mit verbesserter Frostresistenz gezüchtet worden.[12]

Krankheiten und Sorten

Anfang des 20. Jahrhunderts waren Anbauregionen von der Panamakrankheit betroffen. Der Pilz Fusarium oxysporum f. sp. cubense, Stamm TR1 (= tropical race 1), der jahrelang im Boden ausdauert, drang in die Wurzeln ein. Um 1960 wurde von der Sorte Gros Michel breit auf die widerstandsfähigere Cavendish umgestellt. Eine neue Variante des Pilzes – TR4 – wurde in mehreren Untervarianten in den 1990ern in Südostasien entdeckt und breitete sich auch auf Afrika und den Nahen Osten aus. Inzwischen tritt der Pilz fast weltweit, in allen größeren Anbaugebieten, darunter Malaysia, Indonesien, Thailand, Indien, China und den Philippinen, und damit in den größten Anbaugebieten weltweit, auf. Varianten kommen auch in subtropischen Anbaugebieten vor. Nun wird angestrebt, die Cavendish-Monokulturen durch neue Sorten zu ersetzen, um die massive Verbreitung einer Krankheit in Zukunft zu erschweren. Eine der bisher registrierten Sorten dürfte dafür nicht in Frage kommen.[13]

An der KU Leuven existiert eine Gendatenbank mit derzeit über 1530 Bananensorten.[14][15] Hierdurch wird sichergestellt, dass diese verschiedenen Sorten für zukünftige Generationen erhalten bleiben.

Etymologie

Das Wort Banane gelangte über das portugiesische banana ins Deutsche. Es stammt ursprünglich aus einer westafrikanischen Sprache, vermutlich aus dem Wolof. Die Banane bekam ihren wissenschaftlichen Namen, als der Botaniker Carl von Linné 1753 die Flora der Welt klassifizierte. Er nannte die Banane unter Verwendung der arabisch-persischen Bezeichnung موز‎ / mauz für die Frucht Musa paradisiaca (für die Kochbanane) bzw. Musa sapientium (für die Dessertbanane).

Zur Systematik siehe auch

Siehe auch

Literatur

  •  Delin Wu & W. John Kress: Musaceae. In: Flora of China. Flagellariaceae through Marantaceae. Volume 24, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2000, ISBN 0-915279-83-5, Musa, S. 315 (gedrucktes Werk textgleich Online, online).
  •  Alan T. Whittemore: Musaceae. In: Flora of North America North of Mexico. Magnoliophyta: Alismatidae, Arecidae, Commelinidae (in part), and Zingiberidae. Volume 22, Oxford University Press, New York und Oxford 2000, ISBN 0-19-513729-9, Musa (gedrucktes Werk textgleich Online, online).
  • Carol Wong, R. Kiew, G. Argent, O. Set, S. K. Lee & Y. Y. Gan: Assessment of the validity of the sections in Musa (Musaceae) using AFLP, In: Annals of Botany, Volume 90, Issue 2, 2002, S. 231–238.
  • Ai-Zhong Liu, W. John Kress & De-Zhu Li: Phylogenetic analyses of the banana family (Musaceae) based on nuclear ribosomal (ITS) and chloroplast (trnL-F) evidence, In: Taxon, Volume 59, Issue 1, 2010, S. 20–28.
  • Pavla Christelová, Miroslav Valárik, Eva Hřibová, Edmond De Langhe &Jaroslav Doležel: A multi gene sequence-based phylogeny of the Musaceae (banana) family, In: BMC Evolutionary Biology, 2011
  • S. C. Nelson, R. C. Ploetz & A.K. Kepler: Musa species (banana and plantain), In: Species Profiles for Pacific Island Agroforestrywww.traditionaltree.org, 2006: Volltext-PDF.
  • Markku Häkkinen: Reappraisal of sectional taxonomy in Musa (Musaceae), In: Taxon, Volume 62, Issue 4, 2013, S. 809–813.
  • Anne Vézina: Musa sections bei ProMusa. Letzter Update der Webseite 29. August 2013

Film

Weblinks

Commons: Bananen (Musa) - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Banane – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. R. Govaerts, 2004: World Checklist of Monocotyledons Database in ACCESS: 1-54382. The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Taxon in Suchmaske eingeben bei World Checklist of Selected Plant Families, Kew.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3  Delin Wu & W. John Kress: Musaceae. In: Flora of China. Flagellariaceae through Marantaceae. Volume 24, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2000, ISBN 0-915279-83-5, Musa, S. 315 (gedrucktes Werk textgleich Online, online).
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3  Alan T. Whittemore: Musaceae. In: Flora of North America North of Mexico. Magnoliophyta: Alismatidae, Arecidae, Commelinidae (in part), and Zingiberidae. Volume 22, Oxford University Press, New York und Oxford 2000, ISBN 0-19-513729-9, Musa (gedrucktes Werk textgleich Online, online).
  4. Banane. In: exotenfrucht.de. Abgerufen am 23. Januar 2013.
  5. Nutzpflanzendatenbank – Musa × paradisiaca L. Philipps-Universität Marburg, abgerufen am 1. Februar 2014.
  6. Bild von »Black sigatoka« (Memento vom 30. Juni 2013 im Internet Archive) in: daserste.de, 30. Juni 2013
  7. Sprühflugzeug (Memento vom 30. Juni 2013 im Internet Archive) in: daserste.de, 30. Juni 2013
  8. Atlant Bieri: Bananenrepublik Schweiz. In: NZZ am Sonntag, 6. Januar 2008, S. 60
  9. Esendugue Fonsah, Richard Wallace, Gerard Krewer (2008): Why Are There Seeds In My Banana? A Look at Ornamental Bananas. Journal of Food Distribution Research 39 (1) PDF download
  10. Musa ornata – Flowering Banana. Hawaiian Plants and Tropical Flowers, by T. Beth Kinsey.
  11. Alfred Joe, Mamiyil Sabu (2016): Wild ornamental Bananas in India: an overview. South Indian Journal Of Biological Sciences 2(1): 213‐221.
  12. Musa basjoo – Pflege, Vermehren und Überwintern. In: gartendialog.de, aufgerufen am 28. Juni 2014
  13. Ein Pilz bedroht die Supermarkt-Banane kleinezeitung.at, 3. Jänner 2016, abgerufen 3. Jänner 2016.
  14. Leuven – the banana metropolis diplomatie.belgium.be, 20. Januar 2017.
  15. Genbank für Bananen: Plantage im Reagenzglas spiegel.de, 30. August 2017.


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