Solarplexus

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Solarplexus

Der Solarplexus, anatomisch Plexus solaris (lat., dt. Sonnengeflecht, im Englischen auch Celiac Plexus genannt), ist ein autonomes Geflecht sympathischer und parasympathischer Nervenfasern. Die parasympathischen Anteile stammen aus dem Nervus vagus. Der Solarplexus wird durch den Plexus coeliacus und den Plexus mesentericus superior gebildet.

Er befindet sich am Übergang von Brustkorb zur Magengrube. Genauer gesagt zwischen dem zwölften Brust- und dem ersten Lendenwirbel an der Hauptschlagader, um den Abgang des Truncus coeliacus. Im Solarplexus werden Informationen verschaltet und weitergeleitet, die bestimmte Funktionen von inneren Organen (u. a. Magen und Darm) regulieren, z. B. die Anspannung oder Erschlaffung der glatten Muskulatur (Magenakkomodation) oder die Sekretion von Drüsen.

Ein Schlag auf den Solarplexus kann zu Schwindel oder Bewusstlosigkeit führen. Auf Grund der heftigen Stimulation des Nervus vagus kommt es zu erweiterten Gefäßen im Bauchraum, der Blutdruck und venöse Rückstrom zum Herz fällt ab, deshalb steht nicht mehr genug Blut zur Versorgung des Gehirns zur Verfügung, was den Schwindel oder die Bewusstlosigkeit auslöst. Bei Menschen mit Erkrankungen des vegetativen Nervensystems kann ein Schlag auf den Solarplexus zum Reflextod führen.

Zuschreibungen

In älteren Schriften wird das Sonnengeflecht aufgrund seiner Funktion auch als Unterleibsgehirn (lat. Cerebrum abdominale) bezeichnet,[1] dem Empfindungen wie Sympathie und Gemeinschaftsgefühl zugeschrieben werden[2] sowie der Sitz des dem Unbewussten zugeordneten Teils der Seele.[3] Im tantrischen Hinduismus wird eines der Hauptchakren, das Manipura Chakra, aufgrund seiner Verortung knapp oberhalb des Nabels dem Sonnengeflecht zugeordnet.[4] Im Yoga ist die Lage des Manipura Chakra ebenfalls der Region des Sonnengeflechts zugeordnet.[5] Die dynamische Streckung der Wirbelsäule nimmt bei bestimmten Übungen des Yoga genau dort ihren Ansatzpunkt, z. B. in der Yogaübung Dreieck (Trikonasana) oder in der Kopf-Knie-Stellung (Pashchimottanasana).

Sonnengeflecht und Nierensystem

„Sie wissen alle, daß sich im Menschen noch ein von den beiden anderen Nervensystemen, dem Gehirnsystem und dem Rückenmarksystem getrenntes Nervensystem befindet, das Gangliensystem, das Sonnengeflecht genannt, das sich im unteren Teile des Menschen ausbreitet und seine Stränge, parallel dem Rückenmark, nach oben schickt. Das ist ein von den übrigen genannten gesondertes Nervensystem, das heißt, dem richtigen Gehirn gegenüber betrachtet, ein besonderes, unausgebildetes Gehirn. Wenn wir heraufkommen über die Waage, so finden wir jenes merkwürdige Gangliensystem, das Sonnengeflecht, wie ein Gehirn des dritten Menschen ausgebreitet; und es schließt sich mit anderen Worten dem mittleren Menschen etwas an die besonderen Organe, die wir aufgezählt haben, an, das wir auch wie eine Art Gehirn, als ein drittes Gehirn zu betrachten haben: das Sonnengeflecht.

Mit diesem Sonnengeflecht stehen im wesentlichen Zusammenhänge - und das ist etwas, worüber die äußere Wissenschaft nicht so leicht in Klarheit kommen kann - die Nieren und das Nierensystem. So wie die Substanzmasse des Gehirns mit den Nervenverbindungssträngen zusammengehört, so gehören die Nieren zusammen mit dem Bauchgehirn, dem Sonnengeflecht. Tatsächlich sind Sonnengeflecht und Nieren zusammen eine besondere Art von untergeordnetem Gehirn. Wenn wir nun zu dem Unterleibe des Menschen dieses Gehirn rechnen, so können wir es, ebenso wie die anderen Unterleibsorgane, bezeichnen mit dem Ausdruck «Jungfrau»: “ (Lit.:GA 137, S. 117)

Ich-Natur und Sonnengeflecht

Das Sonnengeflecht steht in engem Zusammenhang mit der Ich-Natur des Menschen:

Sonnengeflecht und Ich-Natur
Sonnengeflecht und Ich-Natur

„Nehmen wir also zunächst an, wir hätten es zu tun mit der Ich-Natur des Menschen, mit jenem Gliede der menschlichen Wesenheit, das wir als Ich bezeichnen. Diese Ich-Natur ist selbstverständlich ganz übersinnlich; sie ist ja das Übersinnlichste, was wir zunächst haben, aber sie wirkt durch das Sinnliche. Und das Hauptsächlichste im Menschen, wodurch das Ich im Sinnlichen, in der menschlich-physischen Natur, sich auswirkt, das ist das, was wir als Gangliensystem bezeichnen - dasjenige Nervensystem, das vom Sonnengeflecht ausgeht. Wenn wir dieses Nervensystem, dieses Gangliensystem, dieses Sonngeflechtsystem schematisch andeuten wollen, so können wir es so andeuten [weiße Farbe}. Dieses Sonnengeflechtsystem entfaltet eine Tätigkeit, die ja zunächst mit dem, was man im materialistischen Sinne Nervenleben nennen könnte, nichts Besonderes zu tun zu haben scheint. Dennoch ist es der eigentliche Angriffspunkt für die wirkliche Ich-Tätigkeit.

Daß der Mensch, wenn er beginnt, okkult sich selbst zu schauen, das Zentrum des Ichs im Haupte zu empfinden hat, das widerspricht dem vorher Gesagten nicht, da wir es ja bei dem Ich-Glied des Menschen mit etwas Übersinnlichem zu tun haben - der Punkt, in dem der Mensch das Ich erlebt, ist das eine, ein anderes ist der Angriffspunkt, durch den das Ich im Menschen vorzugsweise wirkt. Man muß sich allerdings die Bedeutung des Satzes, daß das Ich durch den Angriffspunkt des Sonnengeflechtes wirke, völlig klarmachen. Diese Bedeutung liegt in folgendem: Das Ich des Menschen selbst ist in Wirklichkeit eigentlich mit einem sehr dumpfen Bewußtsein ausgestattet. Der Ich-Gedanke ist etwas anderes als das Ich. Der Ich- Gedanke ist gewissermaßen das, was als eine Welle heraufschlägt ins Bewußtsein, aber der Ich-Gedanke ist nicht das wirkliche Ich. Das wirkliche Ich greift durch das Sonnengeflecht in den Menschen ein, greift als bildsame Kraft in die ganze Organisation des Menschen ein.

Nun kann man sagen: Gewiß, das Ich verteilt sich über den ganzen Leib, aber sein Hauptangriffspunkt - also da, wo es besonders in die menschliche Bildsamkeit, in die menschliche Organisation eingreift - geht vom Sonnengeflechte aus, oder besser gesagt - weil dazu alle Verzweigungen des Gangliensystems gehören - von dem im Unterbewußtsein lebenden Nervenprozeß, der sich im Gangliensystem abspielt. Da das Gangliensystem die ganze Zirkulation des Blutes mitbedingt, so widerspricht das auch nicht der Aussage, daß das Ich im Blute seinen Ausdruck hat. In diesen Dingen muß man das, was gesagt wird, eben ganz genau nehmen. Es ist etwas anderes, wenn gesagt wird, das Ich greife durch das Gangliensystem in die Bildungskräfte und in die ganzen Lebensverhältnisse des Organismus ein, als wenn davon gesprochen wird, daß das Blut mit seiner Zirkulation der Ausdruck für das Ich im Menschen sei. Die menschliche Natur ist eben wirklich kompliziert.“ (Lit.:GA 174, S. 126f)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Carl Ernst Bock: Handbuch der Anatomie des Menschen mit Berücksichtigung der Physiologie und chirurgischen Anatomie. 2. Band. Enthält: Nerven- und Eingeweidelehre und chirurgische Anatomie. Verleger: Friedrich Volckmar, Leipzig, 1838, S. 631.
  2. Heinrich August Pierer (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit oder neuestes encyklopädisches Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe. Altenburg, 1842, Stichwort: „Gangliennerven“
  3. Heinrich August Pierer (Hrsg.): Universal-Lexikon oder vollständiges encyklopädisches Wörterbuch. Altenburg 1835, Stichwort: „Traum“
  4. M. Kahir: Das verlorene Wort: Mystik und Magie der Sprache. 3. Auflage. Turm-Verlag, 1980, ISBN 3-7999-0187-6, S. 301.
  5. Heinz Grill: Die Seelendimension des Yoga. 5. erweiterte Auflage. Lammers-Koll-Verlag, 2018, ISBN 978-3-941995-48-2, S. 142 ff.


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