Satan

Aus AnthroWiki
Version vom 28. Januar 2014, 05:21 Uhr von imported>Michael.heinen-anders
Satan schüttet die Plagen über Hiob aus (William Blake 1826–1827)

Satan (hebr. שָׂטָן, Satan „Ankläger“; Masoretisches Hebräisch: Śāṭān; griech.: Σατανᾶς, Satanás; Aramäisch: צטנא, Ṣaṭana; arab. شيطان, DMG Šayṭān; abgeleitet von der nordwestsemitischen Wurzel sn, „feindlich sein“ oder „anklagen“), der widerrechtliche Fürst dieser Welt ("Ich werde nicht mehr viel mit euch reden, denn es kommt der Fürst dieser Welt." Joh 14,30), wird von Rudolf Steiner zumeist mit den Scharen Ahrimans (siehe auch -> Mephistopheles) gleichgesetzt:

"Ahrimanische Geister, mephistophelische Geister, das sind diejenigen, die eigentlich, wenn man die Namen genau nimmt, in der mittelalterlichen Anschauung die Geister des Satans genannt wurden, der nicht zu verwechseln ist mit Luzifer." (Lit.: GA 107, S. 241f)

Nach hebräischer Auffassung ist Satan vor allem der Ankläger im göttlichen Gerichtshof, der die religiöse Integrität von Menschen testet und Sünden anklagt, wie es beispielsweise in den biblischen Büchern Ijob und Sacharja geschildert wird.

Vereinzelt bringt Rudolf Steiner die satanischen Mächte aber auch mit den Asuras, zurückgebliebene Geister der Persönlichkeit in Zusammenhang, die noch weitaus gefährlichere Widersachermächte als Ahriman sind:

"Ich habe auch zu verschiedenen Zeiten darauf aufmerksam machen können, wie von jeder Hierarchie der Geister gewisse Wesenheiten zurückbleiben, die nicht so weit aufgestiegen sind wie die anderen, die sozusagen sitzengeblieben sind im Weltengange. Nun werden Sie sich leicht vorstellen können, daß es Wesenheiten gibt, die sozusagen hätten aufsteigen sollen während der Mondenentwickelung zu der Ordnung der Offenbarungen oder Gewalten, und die nur bis zu den Urkräften gekommen sind. Das sind andere Urkräfte als die, welche im regelrechten Gange der Entwickelung aufgestiegen sind zu Urkräften. Es gibt also solche Urkräfte, die auf der Erde eigentlich verkappte Gewalten sind. Wir lernen jetzt von einem anderen Aspekt aus mancherlei kennen, was wir von einer anderen Seite her schon kennengelernt haben. Es verbergen sich also hinter den Urkräften auch solche, die eigentlich schon Gewalten sein könnten; und zu den Urkräften, die eigentlich widerrechtlich da sind, zu denen gehört - allerdings nur für diejenigen, die so etwas vom Standpunkte der Geisteswissenschaft aus ansehen - dasjenige Wesen, das man mit Recht den «Satan» nennt, Satan, der widerrechtliche Fürst dieser Welt, denn der rechtliche ist eine «Gewalt»: Jahve oder Jehova; der widerrechtliche gehört der Ordnung der Urkräfte an. Er drückt sich dadurch aus, daß er bei den Menschen den Zeitgeist fortwährend in Verwirrung bringt, daß er die Menschen dazu bringt, dem Epochalgeist fortwährend zu widersprechen. Das ist die wirkliche Wesenheit des Geistes, den man auch nennt den «Geist der Finsternis» oder den widerrechtlichen Fürsten dieser unserer Erde, der Anspruch darauf macht, eigentlich die Menschen zu lenken und zu leiten. Und Sie werden jetzt begreifen, was für einen tiefen Sinn es hat, daß der Christus erschien, um durch seine Mission sein Licht zu werfen auf die ganze folgende Evolution, und daß er den Kampf ausfechten mußte gegen diesen widerrechtlichen Fürsten dieser Welt. Dahinter liegt die allertiefste Weisheit, die sich in diesem wunderbaren Teil des Evangeliums ausdrückt.

Es ist billig, was Sie über Satan heute nicht bloß bei materialistisch gesinnten Leuten hören, sondern auch bei solchen, bei denen noch gewisse alte Vorstellungen spuken, die aber solche Vorstellungen mißverstehen; denn schon seit langem wird über den Satan ziemlich hohnvoll gesprochen. Und selbst Menschen, die gern die anderen geistigen Wesenheiten anerkennen: dem Satan wollen sie nicht gern eine Wirklichkeit zugestehen, den leugnen sie. Das rührt davon her, daß schon im Mittelalter die Menschen ganz kuriose Anschauungen über den Satan hatten und sagten: Er ist doch eigentlich ein zurückgebliebener Geist von der Stufenfolge der Gewalten; wenn er ein Geist von der Stufenfolge der Gewalten ist, so ist er zurückgeblieben. - Wo sind die Geister der Gewalten? Sie drücken sich aus in dem, was sich in der Welt an Geist offenbart. Man nannte den Satan einen Geist der Finsternis, aber man sagte: Finsternis ist doch nur eine Negation des Lichtes. Das Licht ist wirklich, aber die Finsternis ist nicht wirklich. — Man meinte das auch geistig. So schrieb man den Geistern, die sich im Licht manifestieren, wohl Wirklichkeit zu; aber dem Satan, der sich in der Finsternis manifestiert, sprach man die Wirklichkeit ab. Das ist ungefähr so gescheit, wie wenn jemand, der einem Physiker zugehört hat, sagen würde: Kälte ist nur ein Mangel an Wärme, sie ist eigentlich nichts Wirkliches. Wenn wir die Wärme immer geringer machen, wird es immer kälter, aber wenn wir auch immer mehr Wärme wegnehmen, die Kälte ist kein Wirkliches; also denken wir nicht an den Winter! -Aber trotzdem Kälte nur eine Negation von Wärme ist, ist sie doch sehr wohl zu spüren, wenn nicht eingeheizt wird. So ist Satan sehr wohl ein Wirkliches, wenn er auch nur die Negation des Lichtes ist." (Lit.: GA 102, S. 147ff)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Das Hereinwirken geistiger Wesenheiten in den Menschen, GA 102 (1984), Achter Vortrag, Berlin, 20. April 1908
  2. Rudolf Steiner: Geisteswissenschaftliche Menschenkunde, GA 107 (1988), S 241 f., Sechzehnter Vortrag, Berlin, 22. März 1909
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.