Kosmisches Bewusstsein

Aus AnthroWiki
Die druckbare Version wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.

Das kosmische Bewusstsein beginnt sich allmählich zu entfalten, wenn der Mensch mit dem Tod seinen physischen Leib ablegt und infolge dessen auch sein irdisches Bewusstsein verliert. Nicht mehr begrenzt durch den physischen Leib dehnt sich nun auch der Ätherleib aus, um sich mit dem kosmischen Weltenäther zu vereinen. Er gibt dabei seinen Gedächtnisschatz frei, wodurch der Mensch für etwa 3½ Tage in einem gewaltigen Lebenspanorama ein Rückschau auf sein vergangenes Erdenleben erlebt. Der Astralleib und die Ich-Wesenheit folgen der dem Kosmos zustrebenden Bewegung des Ätherleibs. Wenn dadurch auch die letzte Verbindung des Astralleibs mit dem physischen Leib, die sogenannte Silberschnur zerreißt, ist der Tod endgültig eingetreten. Eine Rückkehr in das Erdenleben ist dann nicht mehr möglich.

Der weitere Weg führt den Toten durch die Planetensphären, wo er auch den höheren geistigen Hierarchien begegnet. In der Mondsphäre, dem Herrschaftsgebiet der Angeloi, taucht er mit seinem Bewusstsein in die niedere Astralwelt, in das Kamaloka ein, wo er alle Begierden ablegen muss, die ihn noch an das vergangene irdische Leben binden. Der Aufenthalt hier dauert etwa ein Drittel des vergangenen Erdenlebens. Der Tote steigt danach weiter durch die Merkur- und Venussphäre auf und erreicht in der Sonnensphäre die höchste Region der Seelenwelt, wo auch die Elohim, die Schöpfergötter unserer Erde bzw. unseres Planetensystems, ihren Wohnsitz haben. Indem sich der Mensch so in die kosmische Astralwelt einlebt, beginnt er immer deutlicher die moralische Qualität seiner eigenen Astralität zu spüren, die er in diese weisheitsvolle, aber moralisch völlig neutrale Sphäre hineinträgt, die durch seinen Beitrag künftig zu einem Kosmos der Liebe heranreifen wird, in dem das Natürliche zugleich moralisch und das Moralische natürlich ist. Dieser Prozess wird erst auf dem künftigen Vulkan, der letzten kosmischen Wiederverkörperung unserer Erde, vollständig abgeschlossen sein.

Mit dem Übergang in die Marssphäre betritt der Tote die untere geistige Welt, das sog. niedere Devachan, und steigt dann weiter durch die Jupiter- und Saturnsphäre auf. Die vierte Region des Geisterlandes, aus der die urbildlichen Gedanken entspringen und in der auch das Weltengedächtnis, die sog. Akasha-Chronik beheimatet ist, weist bereits über unser Planetensystem hinaus. In der Fixsternregion, im Herrschaftsbereich der Cherubim und Seraphim, durchlebt der Mensch nun auch das höhere Devachan, die übergeistige Welt, um schließlich die Weltenmitternachtsstunde zu durchschreiten. Nur wenige, geistig bereits sehr hochentwickelte Menschen, können diese höchsten Regionen der geistigen Welt noch mit wachem Bewusstsein erleben. Von hier, vom Gipfelpunkt des Lebens zwischen Tod und neuer Geburt, erfolgt dann der Abstieg zur nächsten irdischen Inkarnation.

„Wenn nun der physische Organismus des Menschen im Tode zerfällt, abfällt von dem menschlichen Wesen, dann bleibt zunächst dieses menschliche Wesen im ätherischen Organismus, im astralischen Organismus und in seiner Ich-Wesenheit. Indem der physische Organismus für die Entfaltung der Menschenseele in das Kosmische hinaus nicht mehr ein Hindernis bietet, insofern er die Menschenseele nicht mehr zurückzieht in seine Sphäre, tritt für die Menschenseele sogleich die Möglichkeit eines kosmischen Bewußtseins auf [...] Der Mensch lebt sich nach dem Tode unmittelbar ein nicht nur in seinen ätherischen Organismus, sondern, indem er seinen ätherischen Organismus befreit hat von der physischen Organisation, lebt er sich in dasjenige ein, was da fortwährend ein- und ausströmt; er lebt sich in das Kosmisch-Ätherische hinein.

Da aber die Menschenseele eine Einheit ist, wird mitgezogen in das Kosmisch-Ätherische das Astralische des Menschen und die Ich-Wesenheit. Immer mehr und mehr leuchtet in der Menschenseele als ihr Inneres die kosmisch-ätherische Bewußtheit auf. Aber gegenüber diesem mächtigen, großen kosmischen Bewußtsein bildet der eigene Ätherleib des Menschen nur ein ganz kleines, und in diesem ganz kleinen Ätherischen lebt eigentlich der Weltenäther darinnen. Daher ist es, daß die eigenen ätherischen Menschenerlebnisse, die zusammengehalten wurden immer wieder und wieder durch die physische Organisation, nun in dem großen Weltenmeere des Ätherischen mit dem kosmischen Bewußtsein keine Bedeutung mehr haben. Das heißt aber nichts anderes als: dieser ätherische Menschenorganismus löst sich sehr bald nach dem Tode auf. Der Mensch behält jetzt mit dem kosmischen Bewußtsein, das er sich errungen hat, seine astralische Organisation und seine Ich-Wesenheit zurück.

Aber in dieser astralischen Organisation ist die Nachwirkung desjenigen, was diese astralische Organisation im physischen Erdendasein innerhalb des physischen Leibes erlebt hat [...] Jetzt, nachdem die physischen Organe des Atmungs- und Zirkulationsrhythmus abgeworfen sind, lebt aber dasjenige weiter, was während des physischen Erdendaseins sich da mit dem physischen Atmungs- und physischen Zirkulationsvorgang herausgebildet hat als Menscheninneres mit moralischer Qualitätswertung. Das lebt sich also, durchsetzt von kosmischem Bewußtsein, nach dem Tode aus. Das, was während des Erdendaseins seinen Abglanz hatte in der physischen Atmung, in der physischen Blutzirkulation, das lebt in einem kosmischen Rhythmus sich aus nach dem Tode. Ein Rhythmus ist wieder da, aber ein Rhythmus, durch den der Mensch fühlt dasjenige waltend, was er sich aus dem irdischen Dasein mitgebracht hat an moralischer Qualitätenwertung. Er fühlt seinen astralischen Inhalt als moralische Qualitäten, wie sie im physischen Erdenleben gut oder böse geworden sind, weise oder töricht. Das ist gewissermaßen ein innerer Pulsschlag.

In diesen inneren Pulsschlag strömt fortwährend von außen der noch nicht vom Moralischen durchströmte kosmische Vorgang ein, der sogar ein rein Kosmisches darstellt, in welchem man noch amoralisches - nicht antimoralisches - Geschehen vor sich hat, wie es seinen Abglanz hier auf der Erde in dem Naturgeschehen hat. Da unterscheiden wir nicht gut oder böse, da geht alles nach neutralem Naturgeschehen vor sich [...] Der Mensch fühlt sich so in einem kosmischen Rhythmus nach dem Tode, gewissermaßen einatmend den Kosmos in seiner moralischen Unschuld, ausatmend in den Kosmos das, was er angehäuft hat in sich an moralischen Bewertungen. An die Stelle des physischen Rhythmus ist ein kosmischer Rhythmus getreten, und in diesem kosmischen Rhythmus erlebt die Menschenseele, wie im Kosmos, der für die äußere Natur amoralisch angelegt ist, ein moralischer Teil entsteht, der durch die menschlichen Erlebnisse hinausgetragen wird durch die Todespforte des einzelnen Menschen in den Kosmos [...]

Und die große Frage steht während dieses Erlebens bewußt vor der Menschenseele: Bin ich durch die Qualitäten, die ich mir moralisch angeeignet habe, auch würdig, einmal im Weiterleben teilzunehmen an jenem künftigen Kosmos, der nicht mehr ein bloß natürliches Abbild haben wird, sondern der ein moralisch-natürliches Abbild haben wird? [...]

Jede Kosmologie bliebe unvollständig, die nicht wissen würde, wie der gegenwärtige Kosmos, der in der Natur einen neutralen, amoralischen Abglanz hat, einstmals durch das Leben der Menschen ein solcher werden wird, wo das Natürliche zugleich moralisch und das Moralische natürlich ist.“ (Lit.:GA 215, S. 152ff)

„Wenn wir den Menschen so betrachten, wie er heute auf der Erde lebt, so steckt ja, man könnte sagen, samenhaft in ihm schon das, was während der Jupiter-, während der Venus-, während der Vulkanperiode sich entwickeln wird. Aber ebenso ist der Mensch ein Ergebnis der Saturn-, Sonnen-, Monden-, Erdensphäre. Ich sagte gestern: Das Weisheitliche, das Wahrheitsmäßige ist schon auf der Sonne veranlagt und wird auf dem Jupiter abgeschlossen sein. Wollen wir uns das auch einmal graphisch darstellen.

Zeichnung aus GA 170, S 88
Zeichnung aus GA 170, S 88

Für die Keimanlage auf der Sonne wird auf dem Jupiter ein gewisser Abschluß erreicht sein; so daß wir also sagen können: Von der Sonne zum Jupiter ist die eigentliche Entwickelung der Wahrheit; sie wird auf dem Jupiter ganz innerlich geworden sein; dann wird sie eben ganz Weisheit sein: Wahrheit wird Weisheit!

Auf dem Mond beginnt dann dasjenige, was die ästhetische Sphäre enthält. Das wird abgeschlossen sein auf der Venus. Wir können das etwa so zeichnen: Mond, abgeschlossen Venus; wir haben also hier die Entwickelung der Schönheit. Sie sehen, das greift über.

Eigentlich ruht das alles in unseren Untergründen, im Unterbewußten, was in diesen zwei Strömungen, und auch noch in der dritten enthalten ist; denn während der Erdenentwickelung beginnt nun das, was wir nennen können die Moralitätssphäre. Sie erreicht ihren Abschluß auf dem Vulkan. Wir haben also eine dritte Strömung, wiederum übergreifend: die Strömung der Moralität. Dazu haben wir noch eine vierte Strömung, die abgeschlossen sein wird, wenn einmal die Erde am Ziel ihrer Entwicklung angelangt sein wird. Mit der Erde beginnt die Moralität. Aber sie schließt eine höhere Ordnung wiederum ab, eine Ordnung, die schon begonnen hat am Saturn; so daß wir nun eine Ordnung, eine Strömung haben vom Saturn zur Erde, und diese wird nun genannt: Gerechtigkeit, in dem Sinne, wie ich früher das Wort erklärt habe. Sie wissen, daß auf dem Saturn die Sinne zuerst veranlagt wurden. Diese Sinne würden den Menschen nach allen Richtungen zerstreuen. Sie wissen, zwölf Sinne unterscheiden wir - der Sinn würde, indem er sich entwickelt durch Sonne, Mond und Erde, den Menschen zur Orientierung, zur Gerechtigkeit tragen, wo auch die moralische Gerechtigkeit dann, wenn sie von der Moralnatur der Erde erfaßt wird, erst eingeschlossen wird; moralische Gerechtigkeit ist erst auf der Erde vorhanden. Was da innerlich wirkt dem Peripherischen der Sinne gegenüber als Zentralisches, das ist die Sphäre oder Strömung der Gerechtigkeit.“ (Lit.:GA 170, S. 88f)


Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.