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Das '''Kind''' bildet bis zum [[Siebentes Lebensjahr|7. Lebensjahr]] vornehmlich seinen [[Physischer Leib|physischen Leib]] und namentlich die [[Sinne]] aus und soll in dieser Entwicklung durch die entsprechende [[Erziehung]] unterstützt werden. Die ganze [[Entwicklung]] geht in diesem Alter vom [[Kopf]], vom [[Nerven-Sinnes-System]], aus. Das Kind ist da eigentlich noch ganz [[Sinnesorgan]] und bildet in sich durch Nachahmung das nach, was es mit den Sinnen [[Wahrnehmung|wahrnimmt]] - und am besten wird man für seine Erziehung sorgen, wenn es das, was es wahrnimmt, auch für "[[Wahrheit|wahr]]", [[gut]] und richtig nehmen darf. Appeliert man zu früh an den [[Intellekt]], wird diese noch sehr lebendige Entwicklung empfindlich gestört und nicht nur das Nerven-Sinnes-System, sondern letzlich der ganze [[Organismus]] nicht ganz richtig ausgebildet.
Das '''Kind''' bildet bis zum [[Siebentes Lebensjahr|7. Lebensjahr]] vornehmlich seinen [[Physischer Leib|physischen Leib]] und namentlich die [[Sinne]] aus und soll in dieser Entwicklung durch die entsprechende [[Erziehung]] unterstützt werden. Die ganze [[Entwicklung]] geht in diesem Alter vom [[Kopf]], vom [[Nerven-Sinnes-System]], aus. Das Kind ist da eigentlich noch ganz [[Sinnesorgan]] und bildet in sich durch Nachahmung das nach, was es mit den Sinnen [[Wahrnehmung|wahrnimmt]] - und am besten wird man für seine Erziehung sorgen, wenn es das, was es wahrnimmt, auch für "[[Wahrheit|wahr]]", [[gut]] und [[richtig]] nehmen darf. Appeliert man zu früh an den [[Intellekt]], wird diese noch sehr lebendige Entwicklung empfindlich gestört und nicht nur das Nerven-Sinnes-System, sondern letzlich der ganze [[Organismus]] nicht ganz richtig ausgebildet.


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Version vom 22. Mai 2011, 10:26 Uhr

Das Kind bildet bis zum 7. Lebensjahr vornehmlich seinen physischen Leib und namentlich die Sinne aus und soll in dieser Entwicklung durch die entsprechende Erziehung unterstützt werden. Die ganze Entwicklung geht in diesem Alter vom Kopf, vom Nerven-Sinnes-System, aus. Das Kind ist da eigentlich noch ganz Sinnesorgan und bildet in sich durch Nachahmung das nach, was es mit den Sinnen wahrnimmt - und am besten wird man für seine Erziehung sorgen, wenn es das, was es wahrnimmt, auch für "wahr", gut und richtig nehmen darf. Appeliert man zu früh an den Intellekt, wird diese noch sehr lebendige Entwicklung empfindlich gestört und nicht nur das Nerven-Sinnes-System, sondern letzlich der ganze Organismus nicht ganz richtig ausgebildet.

"In dem ersten Lebensalter, bis zum Zahnwechsel hin — ich habe es schon ausgesprochen —, ist das Kind in einem mehr als sinnbildlichen Sinne ganz Sinnesorgan. Es ist gewissermaßen ganz Kopf; und alle seine Entwickelung geht vom Nerven- Sinnessystem aus. Da liegen die Ursprungsstellen für die formenden Kräfte des ganzen Organismus. Das Nerven-Sinnessystem durchdringt als Hauptakteur den ganzen Organismus; und alle Eindrücke der Außenwelt wirken durch den ganzen Organismus hindurch, während sie im späteren Leben nur an der Peripherie des Sinnessystems physisch, aber weiter in den Körper hinein bloß seelisch wirken.

Man möchte sagen: Der reife Mensch ist so organisiert, daß das Licht mit seinen physischen Wirkungen im Auge halt macht und daß es weiter hinein in den Organismus nur die vom Gefühl durchdrungene Vorstellung vom Lichte schickt. Beim Kinde ist es so, daß gewissermaßen jedes Blutkörperchen innerlich vom Lichte physisch erregt wird. Man darf diese Wirkungen allerdings nicht so verstehen, als ob sie mit groben physischen Methoden nachweisbar seien. Das Kind ist noch ganz den Wirkungen derjenigen ätherischen Essenzen hingegeben, die im späteren Leben nur an der Oberfläche des Leibes, in den Sinnesorganen wirken, damit der Mensch innerlich etwas ganz anderes entwickeln könne. Das Kind bis zum Zahnwechsel ist durch den ganzen Organismus hindurch Sinn; der mehr erwachsene Mensch ist an seiner Oberfläche Sinn, im Inneren Seele. Man beachte das in konkreten Einzelheiten. Derjenige, der als erwachsener Mensch einem ganz jungen Kinde, einem Säugling zugesellt ist, der wird als Mensch mit seinem ganzen inneren Erleben zum Erzieher des Kindes. Angenommen, es befinde sich an der Seite des Kindes ein sorgenvoller Mensch, ein solcher, der auch Grund hat, Sorgen zu entwickeln. Beim reifen Menschen kommt nur schwach dasjenige zur Offenbarung, was als physische Wirkung dieser seelischen Sorgen in Konstitution, Mimik und Bewegung in seinem Körper ist. Wenn wir Sorge haben, so ist immer unser Mund etwas trocken. Und wenn bei gewissen Menschen die Sorge habituell wird, wenn sie dauert, dann gehen diese mit immer trockenem Munde, mit klebender Zunge, mit einem bitteren Geschmack im Munde herum; sogar mit leichter Atembeklemmung. Beim erwachsenen Menschen sind diese physischen Zustände nur leise Untertöne des Lebens.

Das Kind, das neben den Erwachsenen heranwächst, ist aber ein Imitator auch der schwächsten physischen Zustände des Erziehers. Es richtet sich ganz nach dem physiognomischen Ausdruck, nach dem, was es wahrnimmt, nach der Art und Weise, wie der Erwachsene sorgenvoll spricht, sorgenvoll empfindet, ein, weil es ja ganz Sinnesorgan ist. Imponderable Wechselwirkungen spielen sich ab zwischen dem Erwachsenen und dem Kinde. Hat der Erwachsene Sorge, die seelisch ist, aber sich in den physischen Folgezuständen offenbart, so nimmt das Kind als Imitator die physischen Folgen wahr und gestaltet das eigene Innere darnach, wie sich das Auge mit der Lichtwirkung durchdringt. Das Kind nimmt eine innerliche Geste, eine innerliche Mimik auf, was sich durch die klebrige Zunge, den bitteren Geschmack offenbart. Es entwickelt sich bei ihm durch den ganzen Organismus hindurch ein konstitutioneller Abdruck des physischen Erlebens beim Erwachsenen. Es nimmt das in die Länge gezogene Blaßwerden des Gesichtes an, das der sorgenvolle Erwachsene hat, aber es kann den seelischen Inhalt der Sorge nicht in sich aufnehmen; es imitiert nur die physische Folge der Sorge. Und das Ergebnis ist, daß beim Kinde sogleich seine physische Konstitution von den geistigen Formkräften, die im Sinnes-Nervensystem ihren Sitz haben, ergriffen wird. Die inneren physischen und feineren Organe bauen sich im Sinne dessen auf, was das Kind an physischem Abbild der Sorge in sich aufgenommen hat. Es bekommt einen zur Sorge disponierten Organismus, der später auch leicht Lebenseindrücke in Sorge aufnimmt, die eine andere Konstitution nicht dazu treiben.

Das Kind wird auf diese Art zu einem sorgenvollen Menschen durch seinen physischen Organismus erzogen. Solche Erkenntnisse von feineren Lebenswirkungen muß man haben, wenn man im richtigen Sinne Erzieher sein will. Es sind dies für Lehrer und Erzieher Vorbedingungen wie für den Maler die Beobachtungsgabe für Farbenwirkungen." (Lit.: GA 305, S. 58ff)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Die geistig-seelischen Grundkräfte der Erziehungskunst. Spirituelle Werte in Erziehung und sozialem Leben., GA 305 (1991), ISBN 3-7274-3050-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.