Gottessöhne und Menschentöchter

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„Es sahen die Gottessöhne, wie schön die Töchter der Menschen waren“, Plastik von Daniel Chester French (ca. 1923)

Die Gottessöhne und Menschentöchter, die eine unheilsame Verbindung eingingen, aus der das Geschlecht der Riesen hervorging, die zugleich die berühmten Heroen der Vorzeit waren, werden im 6. Kapitel der Genesis erwähnt. Unmittelbar danach wird Noah die bevorstehende Sintflut angekündigt, durch die die alte Atlantis unterging. Nachdem die Menschen etwa in der Mitte der lemurischen Zeit durch die luziferische Versuchung und den damit verbundenen Sündenfall aus den Paradies vertrieben worden waren, gerieten sie nun immer stärker unter ahrimanischen Einfluss und verstrickten sich durch diese ahrimanische Versuchung noch tiefer in die irdisch-materielle Welt.

„1 Als aber die Menschen sich zu mehren begannen auf Erden und ihnen Töchter geboren wurden, 2 da sahen die Gottessöhne, wie schön die Töchter der Menschen waren, und nahmen sich zu Frauen, welche sie wollten. 3 Da sprach der HERR: Mein Geist soll nicht immerdar im Menschen walten, denn er ist Fleisch. Ich will ihm als Lebenszeit geben hundertzwanzig Jahre. 4 Es waren Riesen zu den Zeiten und auch danach noch auf Erden. Denn als die Gottessöhne zu den Töchtern der Menschen eingingen und sie ihnen Kinder gebaren, wurden daraus die Riesen. Das sind die Helden der Vorzeit, die hochberühmten.“

Genesis: 6,1-4 LUT

Noch ausführlicher berichtet darüber das apokryphe 1. Buch Henoch:

6: 1. Es geschah, nachdem die Menschenkinder sich gemehrt hatten in diesen Tagen, daß ihnen herrliche und schöne Töchter geboren wurden. 2. Und als die Engel, die Söhne des Himmels sie erblickten, erbrannten sie in Liebe zu ihnen und sprachen zueinander: Kommt, laßt uns für uns Weiber auswählen aus der Nachkommenschaft der Menschen und laßt uns Kinder zeugen. 3. dann sprach Samjaza, ihr Anführer, zu ihnen: ich fürchte, daß ihr vielleicht der Ausführung dieses Unternehmens abgeneigt werdet, 4. und daß ich allein dulden müßte für ein schweres Verbrechen. 5. Aber sie antworteten ihm und sprachen: Wir schwören alle, 6. und verpflichten uns durch Verwünschungen gegenseitig, daß wir nicht ändern unser Vorhaben, sondern ausführen unser beabsichtigtes Unternehmen. 7. Dann schworen sie alle einander und alle verpflichteten sich durch gegenseitige Verwünschungen. Ihre Zahl betrug zweihundert, welche herabstiegen auf Ardis, den Gipfel des Berges Armon. 8. Dieser Berg wurde deshalb Armon genannt, weil sie geschworen hatten auf ihm und sich gebunden durch gegenseitige Verwünschungen. 9. Dies sind die Namen ihren Häupter: Samjaza, welcher ihr Führer war, Urakabarameel, Akibeel, Tamiel, Ramuel, Danel, Azkeel, Sarakujal, Afael, Armers, Batraal, Anane, Zavebe, Samsaveel, Ertael, Turel, Jomjael, Arazjal. Dies waren die Vorsteher der zweihundert Engel und die Übrigen waren mit ihnen.

7: 1. Dann nahmen sie Weiber, ein jeder wählte sich; ihnen begannen sie sich zu nahen und ihnen wohnten sie bei, lehrten sie Zauberei, Beschwörungen und das Teilen von Wurzeln und Bäumen. 2. Und die Weiber empfingen und gebaren Riesen, deren Länge dreihundert Ellen betrug. 3. Diese verschlangen allen Erwerb der Menschen, bis es unmöglich wurde, sie zu ernähren. 4. Da wandten sie sich gegen Menschen, um sie zu essen, 5. und begannen zu verletzen Vögel, Tiere, Gewürm und Fische, ihr Fleisch zu essen eins nach dem andern und zu trinken ihr Blut. 6. Dann tadelte die Erde die Ungerechten.“

Louis Claude de Saint-Martin, der bedeutende Schüler von Jakob Böhme, sprach in diesem Zusammenhang von dem «ursprünglichen menschlichen Ehebruch»:

„Da spricht er von dem «ursprünglichen menschlichen Ehebruch». Dieser Ehebruch habe einmal stattgefunden in der Zeit, in welcher ein Verkehr zwischen Mann und Weib in sexueller Beziehung auf der Erde noch nicht stattgefunden hat. Also einen gewöhnlichen Ehebruch meint er nicht; er meint etwas ganz anderes, er meint etwas, worüber er einen sehr starken, dichten Schleier webt, etwas, worauf etwa die Bibel deutet, indem sie sagt: «Und die Söhne der Götter fanden, daß die Töchter der Menschen schön waren, und verbanden sich mit ihnen.» Es ist ja dasjenige Ereignis, durch das dann die ganze Verwirrung in der atlantischen Welt stattfindet, das auch in einem geheimnisvollen Zusammenhang steht damit, daß der Mensch seine elementargeistige Natur versinnlicht hat. Man kann dieses Ereignis, das Saint-Martin «den ursprünglichen Ehebruch» nennt, eben nur andeuten; er deutet es auch nur an.“ (Lit.:GA 177, S. 113)

Näher erläutert Rudolf Steiner den geistigen Hintergrund dieser Geschehnisse so:

„Wir müssen, wenn wir in die Evolution der Menschheit zurückblicken, auf menschliche Zustände sehen mit dem okkulten Blick, in denen die Menschen viel geistigere Wesen waren, als sie später geworden sind; denn wir haben es in gewisser Weise mit einem Herabsteigen aus der geistigen Welt in die materielle Welt zu tun. Dieses Herabsteigen geschieht nicht für alle Menschen in der gleichen Zeit, sondern langsam und allmählich; sodass Menschen der einen Art früher – sagen wir besser: Menschenseelen der einen Art früher, andere später in die physische Erdenmaterie heruntersteigen.

Nun gibt es einen ganz bestimmten Zeitpunkt unserer Erdentwicklung, in dem die Bedingungen so waren, dass, wenn vor diesem Zeitpunkt eine Menschenseele zur dichtesten physischen Verkörperung heruntergestiegen wäre, so hätte sie müssen in der weiteren Evolution einen niedereren Typus von Menschen darstellen als die Seelen, welche später heruntergestiegen sind – sich also Zeit gelassen haben, bis die entsprechenden Bedingungen eingetreten waren. Sodass also durch die zu früh sich verkörpert habenden Seelen Rassen begründet worden sind, welche einen niederen Typus der Menschheit darstellen [als] jene Seelen, welche sich lange genug in der geistigen Sphäre gehalten haben und zur physischen Verkörperung erst gekommen sind, als die Bedingungen da waren. Die haben jene Typen von Menschen begründet, die eigentlich die Träger der Menschenkultur geworden sind.

Nun trat aber das ein, dass zu früh Menschenseelen herunterstiegen, also in einer sehr weit zurückliegenden Urzeit wirklich ein niedrigerer Menschentypus da war, als der richtige. Da entstand aber eine Vermischung zwischen denjenigen Seelen, die richtig gewartet hatten, und denjenigen, die nicht gewartet hatten. Und auf diesen Zeitpunkt, in dem diese Vermischung entstand, spielen die Bibel und das Buch Henoch an, spielen darauf an, dass es der Menschheit in ihrer gesamten Evolution besser gegangen wäre, wenn einfach die Menschen, welche abstammten von einem solchen Menschentypus – für den die Seelen genügend lange gewartet haben –, wenn diese hätten die anderen Seelen, die niedriger waren, aussterben lassen und die Entwicklung nach dem Aussterben dieser Typen vor sich gegangen wäre. Die Seelen dieser Typen wären dann nicht verloren gegangen, sie wären übergegangen in die anderen. Es wurde ein Zustand konserviert, der nicht hätte konserviert werden sollen; konserviert dadurch, dass sich Menschen höherer Typen vermischten mit Menschen niedrigerer Typen.“ (Lit.:GA 244, S. 409f)

„Wir suchen mit einem gewissen Rechte die Manifestationen, die Offenbarungen Luzifers in alledem, was ausgedrückt ist in den menschlichen Emotionen, was in den menschlichen Leidenschaften, Empfindungen und so weiter sich darlebt. Als mehr aus dem Innern heraus wirksam betrachten wir das Luziferische. Als Eva daranzugehen hatte, sich selber schön zu machen, um selber schön zu scheinen, um das Wesen zu sein, das als solches sich selber schön findet und durch seine Schönheit die Versuchung bewirken kann, da mußte eben Luzifer mitwirken. Als das andere eintreten sollte im Laufe der Erdenentwickelung, daß die Söhne der Götter die Töchter der Menschen schön finden sollten, also das Objekt schön finden sollten, da mußte Ahriman wirken. - Um Eva so zu durchdringen, daß sie sich schön fühlte und durch ihre Verführung schön wirken konnte: Luzifer. Damit das Objekt schön befunden werden und wirken konnte von außen als Schönes, dazu war Ahriman notwendig. Das erstere fällt in die lemurische Zeit, das zweite in die atlantische Zeit.“ (Lit.:GA 170, S. 228f)

„Die erste Tatsache liegt in der lemurischen Zeit, die zweite liegt in der atlantischen Zeit. Wir wollen sie heute nur, soweit wir sie brauchen, charakterisieren. Die Tatsache der lemurischen Zeit, von einem gewissen Gesichtspunkte aus gekennzeichnet, besteht darin, daß durch all die Ereignisse, die nachgelesen werden können in der «Geheimwissenschaft im Umriß» oder in unseren Zyklen, die Menschen gewissermaßen tiefer in die Materie herein sich organisiert haben, als es vorausbestimmt war. Das ist geschehen durch den luziferischen Impuls. Durch diesen Impuls ist gewissermaßen die eine der Absichten erfüllt worden, auf die Mephistopheles hinweist mit dem, wovon er sagt, daß er es mit den andern zusammen unternommen habe in tiefverruchten Stunden, als Vernichtung ersonnen wurde dem menschlichen Geschlecht. Damit, daß die Menschheit sich tiefer in die Materie hereinorganisierte, als es ihr eigentlich vorbestimmt war, verband sich das menschliche Bewußtsein mit alldem, was das Dasein des Menschen in der Erdenentwickelung bedeutet, in anderer Weise, als es hätte sein sollen. Wir haben öfter darauf hingewiesen, daß dadurch, daß dieser luziferische Impuls gegeben worden ist, der Mensch ein ganz anderes Bewußtsein verbindet mit der Generation, mit der geschlechtlichen Fortpflanzung. Es wurde dazumal sozusagen die geschlechtliche Fortpflanzung in das Bewußtsein hereingeholt, und dadurch wurde sie in gewissem Sinne, man kann schon sagen aus einer übersinnlichen Tatsache zu einer sinnlichen Tatsache gemacht. Das ist das erste.

Die Tatsache, die dann in der atlantischen Zeit vorliegt, besteht darin, daß, indem der Mensch nun schon in der Sinnlichkeit tiefer organisiert war, als es ihm vorbestimmt war, er seinen ganzen Organismus so ausbildete, daß die Verahrimanisierung, könnte man sagen, so stattfinden konnte, wie wir es oftmals beschrieben haben, daß der Mensch seine geistigen Kräfte mit den sinnlich-physischen Naturkräften und Naturtatsachen verband. Sie wissen, daß in der Bibel die erste Tatsache ausgedrückt wird durch das Bild, das gegeben wird über die luziferische Verführung, das in den Worten hauptsächlich charakterisiert ist, die Luzifer spricht mit Bezug auf das Menschengeschlecht: Eure Augen werden aufgetan sein, und ihr werdet unterscheiden das Gute und das Böse. - Eure Augen werden aufgetan sein - in diesem Hereinnehmen der Sinnlichkeit in das Bewußtsein mit dem Aufgetanwerden der Augen liegt eben der Fall der Menschheit in die Materie. Also jetzt war die Menschheit tiefer in die Materie hineingefallen, als es ihr vorbestimmt war. Es war der Menschheit vorbestimmt, zu schauen die materielle Welt von außerhalb der materiellen Welt. Durch die luziferische Verführung ist die Menschheit gesunken in die materielle Welt, und durch das Ahrimanische der atlantischen Zeit ist dann innerhalb des Materiellen eine Verwandtschaft des Menschen mit dem Materiellen eingetreten, die nur gewissermaßen im geistigen Gegenbild oben hätte stattfinden sollen. Was sich oben hätte vollziehen sollen, gewissermaßen schwebend über dem Materiellen, hat sich in dem Materiellen vollzogen.

Das erste also ist dadurch ausgedrückt, daß über dem Menschen die Worte gesprochen worden sind: Eure Augen werden auf getan sein, und ihr werdet unterscheiden - äußerlich - in der sinnlichen Anschauung das Gute und das Böse. - Das zweite wird ausgedrückt in der Bibel, wie Sie wissen, dadurch, daß gesagt wird: Und die Söhne der Götter fanden, daß die Töchter der Menschen schön seien, und sie verbanden sich mit ihnen in der Materie. - Das ist das biblische Wort, welches, ich möchte sagen mit Anlehnung an den Menschen und das, was im Menschen wohnt, eine breite Tatsache ausdrückt. Denn in dieser breiten Tatsache ist alles ahrimanische Wirken im Menschengeschlecht zugleich mit inbegriffen. Durch dieselbe Kraft, mit der die himmlische Liebe hineingesunken, -gezogen ist in die Materie und zur irdischen Liebe geworden ist, durch die Kraft, die der Tatsache der Verwandlung der himmlischen Liebe zur irdischen Liebe zugrunde liegt, durch diese Impulse, diese Tatsache wurde zugleich das bewirkt, daß in einer irdischen Weise der Intellekt des Menschen sich verbindet mit der Materie und die materialistische Form der Wissenschaft schafft. Ohne daß die ahrimanischen Impulse im Menschen Platz gegriffen hätten, die ausgedrückt werden durch ihre gewissermaßen menschlichste Tatsache: Und die Söhne der Götter fanden, daß die Töchter der Menschen schön seien, und sie verbanden sich mit ihnen im Fleische -, ohne daß die Impulse in das Menschengeschlecht eingezogen wären, wären auch die Impulse nicht eingezogen, die den menschlichen Intellekt dazu verwenden, alle möglichen Instrumente zu erzeugen, die nur Zusammenfügungen von materiellen Kräften sind, und die darin bestehen, daß man bloß maschinenmäßig alles mögliche erzeugt zu jedem beliebigen Zwecke, wenn auch dieser Zweck die Vernichtung des menschlichen Geschlechtes ist. Es würde, wenn diese ahrimanische Verführung nicht geschehen wäre, nicht möglich geworden sein auf der Erde, daß Mordinstrumente und dergleichen ersonnen worden wären, weil, wenn die Menschen die Verwandtschaft behalten hätten zwischen dem Intellekt und dem Schaffen da oben, nicht da unten in der Materie, sie auch nicht den Intellekt in die Materie hineingießen würden, um solche Gebilde zu schaffen, wie sie in unseren bloß dämonischen Mechanismen geschaffen werden, die eine immer größere Rolle in der Vermaterialisierung der menschlichen Kultur spielen. So wie alles, was Verwirrungen und Verirrungen des menschlichen Affekt-, Leidenschaftslebens ist, des menschlichen emotionellen Lebens, ausgedrückt ist durch die Tatsache: Und Eure Augen werden auf getan sein, und ihr werdet unterscheiden — äußerlich, sinnlich unterscheiden — das Gute und das Böse -, so sind alle die Tatsachen, die gewissermaßen aus dem Hochmut der Menschen heraus und aus der ahrimanischen Natur der Menschen heraus wie große Fortschritte der Menschheit angestaunt werden, die rein mechanische Kultur, aus demselben Prinzip, aus dem heraus ist, was angedeutet ist in der Bibel: Und die Söhne der Götter fanden, daß die Töchter der Menschen schön seien, und sie verbanden sich mit ihnen im Fleische. - Die Urkunden drücken diese Dinge in ihrer Art aus. Auf einem gewissen Gebiete leuchten sie dahin, wo diese Impulse liegen, aber diese Impulse sind im weiten Umkreise geltend. Im jetzigen Zeitalter, wo die Menschheit Luziferisches und Ahrimanisches überwinden soll — und dieses muß voll erkannt werden -, in unserer Zeit muß eine klare Einsicht immer mehr und mehr Platz greifen über das, was da geworden ist durch das Auftun der Augen, durch das Verbinden der Göttersöhne mit den Töchtern der Menschen, das heißt, durch das Heruntersteigen der himmlischen Liebe zur irdischen Liebe. Ein klares Verständnis muß sich darüber verbreiten.“ (Lit.:GA 272, S. 298ff)

Kain und Abel und die Rakshasas

Ein Rakshasa, dargestellt in einem Yakshagana, einem Tanztheater mit mythologischer Handlung

Rudolf Steiner spricht in diesem Zusammenhang auch von den Rakshasas, den dämonischen teuflischen Wesen der indischen Mythologie, die nach der Teilung der Menschheit in ein männliches und ein weibliches Geschlecht durch die Verbindung der Söhne Abels bzw. Seths mit dem Irdischen entstanden. Mit der Abelströmung ist die weibliche, transzendente, religiöse Weisheit gemeint. Es galt deswegen zu jener Zeit als Sünde sich mit dem Irdischen zu verbinden, wenn man sich dem Göttlichen geweiht hatte, wenn man also einen spirituellen Lebensweg gehen wollte.

„Jetzt ist der Mensch mit der Erde völlig verbunden, so daß ein Gegensatz zwischen Kain und Abel, ein Gegensatz zwischen Göttersohn und Sohn des physischen Planes ist, wobei die Söhne von Abel-Seth die Göttersöhne, die Söhne Kains die Söhne des physischen Planes darstellen.

Sie werden nun begreifen, daß das Ereignis von Kain und Abel zwischen Adam und Seth hineinfällt. Es ist da ein neues Prinzip in den Menschen eingetreten, das Prinzip der Erblichkeit, der Erbsünde, des der vorhergehenden Generation Unähnlichseins.

Göttersöhne sind aber noch geblieben. Nicht alle Abels sind aus der Welt gescharrt. Und nun sehen wir, was auf die Erde gekommen ist dadurch, daß Kain auf die Frage: «Wo ist dein Bruder Abel?» antwortet: «Bin ich denn der Hüter meines Bruders?» - Das hätte früher niemals ein Mensch gesagt. Das sagt nur ein Verstand, der gleichsam wie akustisch [?] auf das Spirituelle reagiert. Jetzt mischt sich das Prinzip des Kampfes, das Prinzip des Gegensatzes in das Prinzip der Liebe; jetzt ist der Egoismus geboren: «Bin ich denn der Hüter meines Bruders?»

Die Abels, die geblieben sind, die waren die Göttersöhne; sie blieben dem Göttlichen verwandt. Aber sie mussten sich jetzt hüten, einzugehen in das Irdische. Und damit begann das Prinzip, das für denjenigen, der sich dem Göttlichen geweiht hat, zum Prinzip der Askese wird. Eine Sünde wird es, wenn er sich verbindet mit denjenigen, welche sich der Erde geweiht haben. Eine Sünde ist es, wenn «die Göttersöhne Gefallen finden an den Töchtern der Menschen aus dem Geschlechte des Kain».

Daraus ging ein Geschlecht hervor, das gewöhnlich in den öffentlichen Büchern des Alten Testamentes nicht einmal erwähnt, sondern nur angedeutet wird: ein Geschlecht, das für physische Augen nicht wahrnehmbar ist. Es wird in der okkulten Sprache «Rakshasas» genannt und ist ähnlich den «Asuras» der Inder. Es sind das teuflische Wesen, die wirklich vorhanden waren und verführend auf die Menschen wirkten, so dass das menschliche Geschlecht selbst herabkam. Diese «Poussade» der Göttersöhne mit den Töchtern der Menschen gab ein Geschlecht, welches besonders verführend wurde für die vierte Unterrasse der Atlantier, die Turanier, und zum Untergange des Menschengeschlechtes führte. Einiges wird hinübergerettet in die neue Welt. Die Sintflut ist die Flut, welche Atlantis vernichtet hat. Die Menschen, die verführt waren von den Rakshasas, waren nach und nach verschwunden.

Jetzt muss ich etwas sagen, was Ihnen jedenfalls sehr eigenartig erscheinen wird, was aber unendlich wichtig ist zu wissen, was von einer ganz besonderen Bedeutung ist und ein okkultes Geheimnis durch viele Jahrhunderte hindurch war für die Außenwelt, und was für den Verstand der meisten unglaublich erscheinen wird, aber trotzdem wahr ist. Ich kann Ihnen die Versicherung geben, dass jeder Okkultist sich oft überzeugt in dem, was wir die Akasha-Chronik nennen, ob das so ist. Aber es ist so.

Diese Rakshasas sind vorhanden, sie sind wirklich vorhanden gewesen - tätig, aktiv - als Verführer der Menschen. Sie haben gewirkt auf die menschlichen Leidenschaften bis zu dem Zeitpunkte, wo sich in Jesus von Nazareth der Christus inkarnierte und in einer menschlichen Leiblichkeit das Buddhiprinzip selbst gegenwärtig geworden ist auf der Erde. Nun mögen Sie das glauben oder nicht: das hat eine kosmische Bedeutung, das hat eine Bedeutung, die hinausreicht über den irdischen Plan. Die Bibel drückt das nicht umsonst so aus: Christus ist in die Vorhölle hinabgestiegen. - Da waren nicht mehr menschliche Wesen, er hatte es mit geistigen Wesen zu tun. Die Wesen der Rakshasas kamen dadurch in einen Zustand der Lähmung und Lethargie. Sie wurden gleichsam im Zaume gehalten, so dass sie unbeweglich wurden. Dies konnten sie nur dadurch werden, dass ihnen von zwei Seiten her entgegengewirkt wurde. Das wäre nicht möglich gewesen, wenn in Jesus von Nazareth nicht zwei Naturen vereinigt gewesen wären: auf der einen Seite der alte Chela, der ganz verbunden war mit dem physischen Plan, der auch auf dem physischen Plane wirken konnte und durch seine Kräfte ihn im Gleichgewicht halten konnte und auf der anderen Seite der Christus selbst, ein reines Geistwesen. Das ist das kosmische Problem, das dem Christentum zugrunde liegt. Es ist damals auf okkultem Felde etwas geschehen; es ist dies die Bannung der Feinde des Menschentums, nachklingend in der Sage des Antichrist, der gefesselt wurde, aber wieder erscheinen wird, wenn ihm nicht das christliche Prinzip in seiner Ursprünglichkeit wieder entgegentritt.

Der ganze Okkultismus des Mittelalters strebte danach, die Wirkung der Rakshasas nicht heraufkommen zu lassen. Diejenigen, welche auf höheren Planen sehen können, haben schon längst vorhergesehen, dass der Zeitpunkt, wo es geschehen kann, am Ende des 19. Jahrhunderts, an der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert, eintreten kann. Nostradamus, der in einem Turm arbeitete, der oben offen war, der auch Hilfe in der Pest brachte, war imstande, die Zukunft vorherzusagen. Er schrieb eine Anzahl prophetischer Verse, in denen Sie den Krieg von 1870 und manches über Marie-Antoinette als bereits erfüllte Prophezeiungen nachlesen können. In diesen Centurien des Nostradamus steht auch folgendes (Centurie 10,75): Wenn das 19. Jahrhundert zu Ende sein wird, wird einer der Hermesbrüder von Asien erscheinen und wird die Menschheit wieder vereinen. - Die Theosophische Gesellschaft ist nichts anderes als eine Erfüllung dieser Prophezeiung des Nostradamus. Die Entgegenwirkung gegen die Rakshasas und die ursprünglichen Mysterien wieder aufzurichten, ist ein Bestreben der Theosophischen Gesellschaft.“ (Lit.:GA 93, S. 37ff)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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