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==Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften (1884 - 1897)==
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===Zugleich eine Grundlegung der Geisteswissenschaft (Anthroposophie)===
===Zugleich eine Grundlegung der Geisteswissenschaft (Anthroposophie)===
Rudolf Steiner hat bereits in diesem Frühwerk die [[Philosophie|philosophische]] Grundlage der später von entwickelten [[Anthroposophie|anthroposophischen Geisteswissenschaft]] charakterisiert, die durch rein [[geistige Wahrnehmung]] die [[geistige Welt]] erforschen will. Der Kerngedanke dabei ist, dass mit dem [[Denken]] bereits diese rein geistige Wahrnehmung beginnt:
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hinausgehende Wahrnehmungsfähigkeit zuerkennt, der muss
ihm notgedrungen auch Objekte zuerkennen, die über die
bloße sinnenfällige Wirklichkeit hinaus liegen. Die Objekte des
Denkens sind aber die ''Ideen''. Indem sich das Denken der Idee
bemächtigt, verschmilzt es mit dem Urgrunde des
Weltendaseins; das, was außen wirkt, tritt in den Geist des
Menschen ein: er wird mit der objektiven Wirklichkeit auf ihrer
höchsten Potenz eins. ''[[Das Gewahrwerden der Idee in der Wirklichkeit ist die wahre Kommunion des Menschen]].''
Das Denken hat den Ideen gegenüber dieselbe Bedeutung wie
das Auge dem Lichte, das Ohr dem Ton gegenüber. ''Es ist Organ der Auffassung.''
Diese Ansicht ist in der Lage, zwei Dinge zu vereinigen,
die man heute für völlig unvereinbar hält: empirische Methode
und Idealismus als wissenschaftliche Weltansicht.
Man glaubt, die Anerkennung der ersteren habe die Abweisung
des letzteren im Gefolge. Das ist durchaus nicht
richtig. Wenn man freilich die Sinne für die einzigen Auffassungsorgane
einer objektiven Wirklichkeit hält, so muß
man zu dieser Ansicht kommen. Denn die Sinne liefern
bloß solche Zusammenhänge der Dinge, die sich auf mechanische
Gesetze zurückführen lassen. Und damit wäre
die mechanische Weltansicht als die einzig wahre Gestalt
einer solchen gegeben. Dabei begeht man den Fehler, daß
man die andern ebenso objektiven Bestandteile der Wirklichkeit,
die sich auf mechanische Gesetze ''nicht'' zurückführen
lassen, einfach übersieht. Das objektiv Gegebene
deckt sich durchaus nicht mit dem ''sinnlich'' Gegebenen, wie
die mechanische Weltauffassung glaubt. Das letztere ist
nur die Hälfte des Gegebenen. Die andere Hälfte desselben
sind die Ideen, die ebenso Gegenstand der Erfahrung sind,
freilich einer höheren, deren Organ das Denken ist. Auch
die Ideen sind für eine induktive Methode erreichbar.
Die heutige Erfahrungswissenschaft befolgt die ganz
richtige Methode: am Gegebenen festzuhalten; aber sie
fügt die unstatthafte Behauptung hinzu, daß diese Methode
nur Sinnenfällig-Tatsächliches liefern kann. Statt bei dem,
''wie''<ref name="wiewas"></ref> wir zu unseren Ansichten kommen, stehenzubleiben,
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mit idealistischem Forschungsresultate. Das ist Idealismus,
aber kein solcher, der einer nebelhaften, geträumten
''Einheit der Dinge'' nachgeht, sondern ein solcher, der den
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sucht wie die heutige hyperexakte Forschung den
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==Inhalt==
==Inhalt==
[[Rudolf Steiner]] besorgte durch Vermittlung von [[Karl Julius Schröer]] in den Jahren 1884 – 1897 die Herausgabe von Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften (siehe [[GA 1 a-e]]) für Kürschners «Deutsche National-Litteratur». Die intensive Auseinandersetzung mit der Anschauungsweise [[Goethe]]s war der Ausgangspunkt für Steiners erkenntnistheoretische Arbeiten und hat sich auch auf sein gesamtes Werk ausgewirkt. Sämtliche seiner dazu verfaßten Einleitungen sind in diesem Band enthalten.
[[Rudolf Steiner]] besorgte durch Vermittlung von [[Karl Julius Schröer]] in den Jahren 1884 – 1897 die Herausgabe von Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften (siehe [[GA 1 a-e]]) für Kürschners «Deutsche National-Litteratur». Die intensive Auseinandersetzung mit der Anschauungsweise [[Goethe]]s war der Ausgangspunkt für Steiners erkenntnistheoretische Arbeiten und hat sich auch auf sein gesamtes Werk ausgewirkt. Sämtliche seiner dazu verfaßten Einleitungen sind in diesem Band enthalten.
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XVIII. Goethes Weltanschauung in seinen „Sprüchen in Prosa”  
XVIII. Goethes Weltanschauung in seinen „Sprüchen in Prosa”  


== Einzelnachweise ==
<references>
<ref name="wiewas">vgl. dazu Goethes bekannten Ausspruch: ''Das Was bedenke, mehr bedenke Wie.'' (Faust II, 2. Akt)</ref>
</references>


==Literatur==
==Literatur==
#Rudolf Steiner: ''Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften''.4. Auflage. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1987, ISBN 3-7274-0011-0
* [[Rudolf Steiner]]: ''Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften'', [[GA 1]] (1987), ISBN 3-7274-0011-0; '''Tb 649''', ISBN 978-3-7274-6490-4 {{Schriften|001}}
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=== Originalausgaben ===
 
* [https://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Faksimiles/GA001_1884.pdf Ausgabe 1884]
* [https://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Faksimiles/GA001_1887.pdf Ausgabe 1887]
* [https://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Faksimiles/GA001_1890.pdf Ausgabe 1890]
* [https://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Faksimiles/GA001_1897.pdf Ausgabe 1897]
* [https://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Faksimiles/GA001_1926.pdf Ausgabe 1926]


==Weblinks==
{{GA}}
#http://www.anthroposophy.com/Steinerwerke/Steiner-GA1-01.html - Der gesamte Text online.
#[[Bild:adobepdf_small.gif]] http://geisteswissenschaft.home.att.net/PDF01.pdf - Der gesamte Text als PDF-Dokument.


[[Kategorie:GA]] [[Kategorie:GA (Schriften)]] [[Kategorie:Gesamtausgabe]]
[[Kategorie:GA 1 Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften|!]] [[Kategorie:GA|GA 001]] [[Kategorie:GA (Schriften)|GA 001]] [[Kategorie:Gesamtausgabe|GA 001]] [[Kategorie:Taschenbücher|GA 001]]
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Version vom 25. Januar 2023, 09:28 Uhr

ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG

Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften (1884 - 1897)

Zugleich eine Grundlegung der Geisteswissenschaft (Anthroposophie)

Rudolf Steiner hat bereits in diesem Frühwerk die philosophische Grundlage der später von entwickelten anthroposophischen Geisteswissenschaft charakterisiert, die durch rein geistige Wahrnehmung die geistige Welt erforschen will. Der Kerngedanke dabei ist, dass mit dem Denken bereits diese rein geistige Wahrnehmung beginnt:

„Wer dem Denken seine über die Sinnesauffassung hinausgehende Wahrnehmungsfähigkeit zuerkennt, der muss ihm notgedrungen auch Objekte zuerkennen, die über die bloße sinnenfällige Wirklichkeit hinaus liegen. Die Objekte des Denkens sind aber die Ideen. Indem sich das Denken der Idee bemächtigt, verschmilzt es mit dem Urgrunde des Weltendaseins; das, was außen wirkt, tritt in den Geist des Menschen ein: er wird mit der objektiven Wirklichkeit auf ihrer höchsten Potenz eins. Das Gewahrwerden der Idee in der Wirklichkeit ist die wahre Kommunion des Menschen.

Das Denken hat den Ideen gegenüber dieselbe Bedeutung wie das Auge dem Lichte, das Ohr dem Ton gegenüber. Es ist Organ der Auffassung.

Diese Ansicht ist in der Lage, zwei Dinge zu vereinigen, die man heute für völlig unvereinbar hält: empirische Methode und Idealismus als wissenschaftliche Weltansicht. Man glaubt, die Anerkennung der ersteren habe die Abweisung des letzteren im Gefolge. Das ist durchaus nicht richtig. Wenn man freilich die Sinne für die einzigen Auffassungsorgane einer objektiven Wirklichkeit hält, so muß man zu dieser Ansicht kommen. Denn die Sinne liefern bloß solche Zusammenhänge der Dinge, die sich auf mechanische Gesetze zurückführen lassen. Und damit wäre die mechanische Weltansicht als die einzig wahre Gestalt einer solchen gegeben. Dabei begeht man den Fehler, daß man die andern ebenso objektiven Bestandteile der Wirklichkeit, die sich auf mechanische Gesetze nicht zurückführen lassen, einfach übersieht. Das objektiv Gegebene deckt sich durchaus nicht mit dem sinnlich Gegebenen, wie die mechanische Weltauffassung glaubt. Das letztere ist nur die Hälfte des Gegebenen. Die andere Hälfte desselben sind die Ideen, die ebenso Gegenstand der Erfahrung sind, freilich einer höheren, deren Organ das Denken ist. Auch die Ideen sind für eine induktive Methode erreichbar.

Die heutige Erfahrungswissenschaft befolgt die ganz richtige Methode: am Gegebenen festzuhalten; aber sie fügt die unstatthafte Behauptung hinzu, daß diese Methode nur Sinnenfällig-Tatsächliches liefern kann. Statt bei dem, wie[1] wir zu unseren Ansichten kommen, stehenzubleiben, bestimmt sie von vornherein das Was[1] derselben. Die einzig befriedigende Wirklichkeitsauffassung ist empirische Methode mit idealistischem Forschungsresultate. Das ist Idealismus, aber kein solcher, der einer nebelhaften, geträumten Einheit der Dinge nachgeht, sondern ein solcher, der den konkreten Ideengehalt der Wirklichkeit ebenso erfahrungsgemäß sucht wie die heutige hyperexakte Forschung den Tatsachengehalt.“ (Lit.:GA 1, S. 125f)

Inhalt

Rudolf Steiner besorgte durch Vermittlung von Karl Julius Schröer in den Jahren 1884 – 1897 die Herausgabe von Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften (siehe GA 1 a-e) für Kürschners «Deutsche National-Litteratur». Die intensive Auseinandersetzung mit der Anschauungsweise Goethes war der Ausgangspunkt für Steiners erkenntnistheoretische Arbeiten und hat sich auch auf sein gesamtes Werk ausgewirkt. Sämtliche seiner dazu verfaßten Einleitungen sind in diesem Band enthalten.

I. Einleitung
II. Die Entstehung der Metamorphosenlehre
III. Die Entstehung von Goethes Gedanken über die Bildung der Tiere
IV. Über das Wesen und die Bedeutung
von Goethes Schriften über organische Bildung
V. Abschluß über Goethes morphologische Anschauungen
VI. Goethes Erkenntnis-Art
VII. Über die Anordnung der naturwissenschaftlichen Schriften Goethes
VIII. Von der Kunst zur Wissenschaft
IX. Goethes Erkenntnistheorie
X. Wissen und Handeln im Lichte der Goetheschen Denkweise
XI. Verhältnis der Goetheschen Denkweise zu anderen Ansichten
XII. Goethe und die Mathematik
XIII. Das geologische Grundprinzip Goethes
XIV. Die meteorologischen Vorstellungen Goethes
XV. Goethe und der naturwissenschaftliche Illusionismus
XVI. Goethe als Denker und Forscher
XVII. Goethe gegen den Atomismus
XVIII. Goethes Weltanschauung in seinen „Sprüchen in Prosa”

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. dazu Goethes bekannten Ausspruch: Das Was bedenke, mehr bedenke Wie. (Faust II, 2. Akt)

Literatur

Originalausgaben

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.