Ekel

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Beispiele für Ekel-Mimik. Abbildungen aus dem Buch Der Ausdruck der Gemütsbewegungen bei dem Menschen und den Tieren von Charles Darwin
Adriaen Brouwer: Der bittere Trank, um 1630–1640
Orale Abwehrreaktion eines Säuglings

Ekel ist die Bezeichnung für die Empfindung einer starken Abneigung in Verbindung mit Widerwillen. Im Gegensatz zu anderen weniger starken Formen der Ablehnung äußert sich Ekel mitunter auch durch starke körperliche Reaktionen wie Übelkeit und Brechreiz, Schweißausbrüche, sinkenden Blutdruck bis hin zur Ohnmacht. Wissenschaftlich gilt Ekel nicht nur als Affekt, sondern auch als Instinkt. Die instinktive Reaktion ist in Bezug auf bestimmte Gerüche, Geschmäcker und Anblicke angeboren. Zusätzliche Ekelgefühle werden aber auch während der Sozialisation erworben. Ekel dient der Prävention von Krankheiten.[1] Nahrungstabus werden auch deshalb eingehalten, weil tabuisierte potenzielle Nahrungsmittel anerzogene Ekelgefühle auslösen.

Nach der einstigen Auffassung von Lothar Penning, der sich mit sozialwissenschaftlichen und kulturgeschichtlichen Aspekten des Ekels beschäftigt hatte, wurde Ekel als ein sozialer Mechanismus definiert, „der kulturell bedingt und pädagogisch vermittelt, sich den primitiven Brech- und Würgereflex zunutze macht, um die vorrational erworbene, soziale Basisidentität zu schützen.“[2]

Ekel spielt auch bei einigen Phobien eine Rolle, das wesentliche Merkmal einer Phobie ist jedoch Angst, nicht Ekel. Extreme Ekelempfindlichkeit wird in der Psychologie als Idiosynkrasie bezeichnet. Bei der Krankheit Chorea Huntington empfinden Betroffene dagegen überhaupt keinen Ekel und können auch den entsprechenden Gesichtsausdruck bei anderen nicht mehr deuten.

Entstehung des Ekelgefühls

Ekel (eng. disgust, franz. dégoût) entsteht vermutlich im Gehirn im sogenannten Mandelkern, der zum limbischen System gehört, wo auch andere Emotionen verarbeitet werden. Die Aktivierung dieses Areals bei Ekelreaktionen konnte in Studien nachgewiesen werden. Die Fähigkeit, Ekel zu empfinden, ist zwar angeboren, Ekelgefühle werden jedoch erst im Laufe der ersten Lebensjahre durch Sozialisation erworben. Kleinkinder empfinden nachgewiesenermaßen noch keinen Ekel gegenüber Substanzen, Objekten oder Gerüchen; sie stecken auch Kot, Käfer oder Regenwürmer in den Mund. Mitunter wird auf die Tatsache verwiesen, dass schon Neugeborene mit dem Verziehen des Gesichts auf bitteren Geschmack von Flüssigkeit reagieren, doch wird das von der Mehrheit der Wissenschaftler nicht als Ekelreaktion interpretiert, sondern als angeborene Geschmacksaversion, wie auch die Präferenz für süß angeboren ist. Auf Gerüche, die Erwachsene als ekelerregend bezeichnen – wie den von Kot oder Schweiß – reagieren Kleinkinder bis etwa drei Jahren nicht.[3]

Made
Urinprobe

Ein Forschungsansatz geht davon aus, dass die menschliche Ekelfähigkeit in den Genen angelegt ist, die Objekte des Ekels jedoch von der jeweiligen Kultur festgelegt werden und variabel sind. Da die Ekelreaktion kein angeborener Instinkt ist, wird sie im Laufe der Sozialisation nach dem Vorbild von anderen, vor allem den Eltern, erlernt und ist kulturell beeinflusst. Das Prinzip lautet: „Ekele dich vor den Dingen, die in der Gesellschaft, in der du lebst, als ekelhaft gelten!“[4] Evolutionsbiologisch betrachtet erscheint das vor allem in Hinblick auf die Ernährung sinnvoll, da das Nahrungsangebot nicht in jedem Lebensraum identisch ist und sich im Laufe der Evolution auch ständig verändert hat. Das größte Ekelpotenzial haben weltweit offenkundig tierische Produkte, im Gegensatz zu Pflanzen und unbelebten Objekten.[5]

Weltweit gibt es einen typischen Gesichtsausdruck für das Ausdrücken von Ekel: Die Nase wird gerümpft und die Oberlippe hochgezogen, während die Mundwinkel nach unten gehen, bei starkem Ekel wird zusätzlich leicht die Zunge herausgestreckt.[3] Physiologisch kommt es häufig zu einem Würgereflex, Speichelfluss und Übelkeit mit Brechreiz, im Extremfall zu starkem Blutdruckabfall und zur Ohnmacht. Die Ekelempfindlichkeit ist individuell unterschiedlich stark ausgeprägt. Es ist möglich, Ekel zu verdrängen oder zu überwinden, was zum Beispiel in medizinischen Berufen oder bei Bestattern eine wichtige Rolle spielt, doch auch hier gibt es große individuelle Unterschiede.

Zu welchem Zweck sich die Fähigkeit zum Ekel im Laufe der Evolution herausgebildet hat, steht nicht eindeutig fest. Einige Wissenschaftler wie Paul Rozin halten eine starke Abwehrreaktion auf ungenießbare Substanzen für den Ursprung der Emotion. Auch die Psychologin Anne Schienle vermutet, dass der Ekel im Zusammenhang mit dem Würgereflex entstanden ist, der dazu dient, die Aufnahme ungenießbarer oder gesundheitsschädlicher Nahrung zu verhindern (siehe auch Evolutionäre Emotionsforschung). Nach dieser Theorie sind Ekelreaktionen erst später als Schutzmechanismus auch auf Substanzen wie Körperprodukte und Gerüche ausgeweitet worden.

Weltweit am häufigsten als ekelerregend bezeichnet werden Leichen, offene Wunden, Körperprodukte wie Kot, Urin oder Eiter, der Geruch verdorbener Lebensmittel und bestimmte Tiere wie Würmer und Ratten oder Entwicklungsformen wie Maden. Die Ausprägung der Ekelgefühle gegenüber diesen Objekten differiert jedoch in verschiedenen Kulturen und war nach Ansicht von Kulturwissenschaftlern in Europa in früheren Zeiten deutlich geringer ausgeprägt als heute.

Synthetischer Schleim (Slime)

Wissenschaftliche Experimente belegen, dass Assoziationen eine wesentliche Rolle beim Entstehen von Ekelgefühlen spielen. Viele Studienteilnehmer weigerten sich, eine Suppe zu essen, die zuvor mit einem fabrikneuen Kamm umgerührt wurde. Auch Orangensaft, der in einer neuen sterilen Urinflasche angeboten wurde, löste Ekel aus. Dasselbe gilt für Schokoladenpudding, der in der Form von Hundekot auf dem Teller angerichtet worden war – viele wollten ihn nicht essen, obwohl ihnen klar war, dass es sich um Pudding handelte.[4] Die Ekelgefühle wurden nachweislich nicht durch die Qualität der Speisen, sondern nur durch die negativen Assoziationen zu Gegenständen bzw. Objekten ausgelöst.

Echte Ekelreaktionen sind nach Auffassung der meisten Forscher bei Tieren nicht zu beobachten, obwohl sie auf unangenehme Geschmacksreize deutlich erkennbar reagieren und die meisten Tierarten Unbekömmliches durch einen Würgereflex ebenso wie Menschen erbrechen können. So wie bei vielen Menschen führt Übelkeit nach dem Genuss eines Lebensmittels zur Entwicklung einer dauerhaften Abscheu gegenüber dieser Speise. Ein ähnlicher Effekt wurde in einem Experiment bei Wölfen und Kojoten beobachtet, an die man präpariertes Schaffleisch verfüttert hatte, das heftige Übelkeit erregte. Sobald diese Tiere danach Schafe sahen, flohen sie oder zeigten typisches Unterwerfungsverhalten.[6] Dieses ausgeprägte Meidungsverhalten interpretieren einige Forscher als Ekel, während andere es als Konditionierung aufgrund der experimentell verursachten Geschmacksaversion auffassen.[7]

Zu etlichen weiteren Theman siehe auch

Siehe auch

Literatur

  • Norbert Elias: Über den Prozeß der Zivilisation. Bd. 1: Wandlungen des Verhaltens in den weltlichen Oberschichten des Abendlandes. 3. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1977, ISBN 3-518-07758-9.
  • Hans Magnus Enzensberger (Hrsg.): Ekel und Allergie. Rowohlt, Berlin 1997, ISBN 3-87134-129-0 (Kursbuch. Nr. 129)
  • Rachel Herz. (2012). That’s disgusting: Unraveling the mysteries of repulsion. New York, NY, US: W W Norton & Co., ISBN 978-0-393-34416-5
  • Hermes A. Kick (Hrsg.): Ekel. Darstellung und Deutung in den Wissenschaften und Künsten. Schriften zur Psychopathologie, Kunst und Literatur. Nr. 7. Pressler, Hürtgenwald 2003, ISBN 3-87646-101-4[8]
  • Annette Kluitmann: "Es lockt bis zum Erbrechen." Zur psychischen Bedeutung des Ekels. In: Forum der Psychoanalyse. Bd. 15, Heft 3, 1999, ISSN 0178-7667, S. 267–281.
  • Aurel Kolnai: On Disgust. Open Court, La Salle (Illinois) 2004, ISBN 0-8126-9566-6[9]
    • in Deutsch: Beiträge zur Phänomenologie des ästhetischen Genusses. Beigefügt: Der Ekel. Aus: Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische Forschung, 1 bzw. (Beifügung) 10, 1929. Hg. Moritz Geiger. 2. Auflage. Max Niemeyer, Tübingen 1974, ISBN 3-484-70116-1.
  • Till R. Kuhnle: Der Ernst des Ekels. In: Archiv für Begriffsgeschichte. Bd. 39, 1996, ISSN 0003-8946, S. 268–325.
  • Till R. Kuhnle: Der Ekel auf hoher See. Begriffsgeschichtliche Untersuchungen im Ausgang von Nietzsche. In: Archiv für Begriffsgeschichte. Bd. 42, 1999, ISSN 0003-8946, S. 161–261.
  • Winfried Menninghaus: Ekel. Theorie und Geschichte einer starken Empfindung. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-518-29234-X.
  • William Ian Miller: The Anatomy of Disgust. Harvard University Press, Cambridge 1997, ISBN 0-674-03155-5.
  • Lothar M. Penning: Kulturgeschichtliche und sozialwissenschaftliche Aspekte des Ekels. Universität Mainz, 1984 (Dissertation)
  • Christine Pernlochner-Kügler: Körperscham und Ekel: wesentlich menschliche Gefühle. Lit, Münster 2004, ISBN 3-8258-7492-3 (Philosophie. Bd. 51)
  • Robert Rawdon Wilson: The Hydra's Tale. Imagining Disgust. University of Alberta Press, Edmonton 2002, ISBN 0-88864-368-3.
  • Friedrich Pohlmann. Ekel. Phänomenologie eines starken Gefühls. SWR2, Radio-Essay, Mai 2017. (Manuskript)

Weblinks

Commons: Ekel - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Ekel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikiquote: Ekel – Zitate

Einzelnachweise

  1.  Valerie Curtis, Mícheá l de Barra, Robert Aunger: Disgust as an adaptive system for disease avoidance behaviour. In: Philosophical Transactions of the Royal Society. 366, 3. Januar 2011, S. 389–401, doi:10.1098/rstb.2010.0117. online lesen (PDF, 343 kB)
  2. Lothar Penning, Kulturgeschichtliche und sozialwissenschaftliche Aspekte des Ekels, 1984 (vgl. Dissertation, S. 2).
  3. 3,0 3,1 Skript von Bernd Reuschenbach (PDF; 249 kB)
  4. 4,0 4,1 Rolf Degen: Nicht nur Verdorbenes macht Angst, in: Tabula 02/2005 (Memento vom 9. August 2006 im Internet Archive)
  5. Tom Simpson: The Development of Food Preferences and Disgust, Skript 1994
  6. Rolf Degen: Wenn das Essen hochkommt, in: Tabula 02/2005
  7. Bruce Bower: Forbidden flavors: scientists consider how disgusting tastes can linger surreptitiously in memory, in: Science News, 29. März 1997 (Memento vom 8. Juli 2012 im Webarchiv archive.is)
  8. Autoren: Werner Kübler, Gisela C. Fischer, Manfred Oehmichen, Johann Glatzel, Franz Kohl, Ulrich Diehl, Matthias Hurst, Knut Eming, Pia Daniela Volz, Thomas Anz, Birgit Harreß, Wolfram Schmitt und der Hg. zu: Ekel in der Klinik, Ernährungsphysiologische und pflegerische Perspektiven; unter den Fragestellungen von Rechtsmedizin, Psychopathologie und Psychodynamik; Ekel in der Literatur, Kunst, im Film, in Ästhetik und Philosophie
  9. enthält auch: The Standard Modes of Aversion: Fear, Disgust, and Hatred. Dieser Text wurde in Deutsch auch gesondert bei Suhrkamp, 2007, UT: Zur Phänomenologie feindlicher Gefühle. In: Aurel Kolnai: Ekel. Suhrkamp , 2007, ISBN 978-3-518-29445-1.

[[Kategorie:Eifersucht bezeichnet Gedanken oder Gefühle von Unsicherheit, Angst und Besorgnis über einen relativen Mangel an Besitz oder Sicherheit. Für das zusammengesetzte Substantiv Eifersucht (von indoeuropäisch ai = ‚Feuer‘; althochdeutsch eiver = ‚das Herbe, Bittere, Erbitterung‘ und althochdeutsch suht = ‚Krankheit, Seuche‘) existieren Belege erst seit dem 16. Jahrhundert, das davon abgeleitete Adjektiv eifersüchtig erst seit dem 17. Jahrhundert.[1]

Beschreibung

Eifersucht beschreibt eine schmerzhafte Emotion, die innerhalb einer Partnerschaft, Familie oder Freundschaftsbeziehung entstehen kann; und zwar dann, wenn man empfindet, eine Zuneigung, Anerkennung, Aufmerksamkeit, Liebe oder Respektsbezeugung vom Partner, von der Bezugsperson oder einem anderen geschätzten Menschen nicht oder nur unzureichend bekommen zu haben. Die Eifersucht richtet sich gegen eine dritte Person, die vermeintlich oder tatsächlich diese Zuneigung bekommen hat. Sie entsteht, wenn die Erwartung von Zuneigung oder Liebe vermeintlich oder tatsächlich durch den Partner enttäuscht wird, indem er diese Zuneigung oder Liebe jemand anderem als einem selbst zukommen lässt und dadurch z. B. eine starke Verlustangst, eine Kränkung oder Minderwertigkeitsgefühle auslöst.[2][3][4] Eifersucht hat ihren Ursprung nicht nur in dem Verdacht der sexuellen Untreue. Sie entsteht auch durch das Empfinden einer Vertrautheit zwischen dem Partner und einer dritten Person, die die eifersüchtige Person ausschließt (z. B. Heimlichkeiten, Intimitätsverlust, Loyalitäts- oder Vertrauensbruch).[1][5][6][7] Dies kann Unsicherheit, Angst, Traurigkeit und Wut in der eifersüchtigen Person auslösen und zuweilen drastische, auch gewalttätige Handlungen (oft im Affekt oder Rachehandlungen) bewirken.[8][9][10]

So kann ein Kind (ab einem Alter von etwa sechs Monaten) eifersüchtig werden, wenn seine Eltern den Geschwistern mehr Zuwendung geben. Bei erwachsenen Personen kann Eifersucht etwa auftreten, wenn der Partner mit einem anderen Menschen flirtet, Vertraulichkeiten austauscht oder mehr Aufmerksamkeit, Vertrautheit oder Wertschätzung entgegenbringt und der Beobachter dies als Gefährdung der eigenen Beziehung wahrnimmt.[5][11] Während die Eifersucht des Kindes in der Regel verschwindet, wenn es von seinen Eltern ebenfalls die gleiche Zuwendung erfährt, verlangt ein eifersüchtiger Partner meist darüber hinaus nach einer uneingeschränkten, ausschließlich ihm geltenden Aufmerksamkeit und einer Heilung des Vertrauensverlusts.[2][12][13]

Eifersucht als Mischung von Gefühlen

Eifersucht setzt ein Subjekt und zwei Objekte voraus: das Objekt des „Anspruches“ auf Liebe oder der Verlustangst (den Partner) und das Objekt der Eifersucht, welches die Zweierbeziehung als „Eindringling“ bedroht. Gesamt handelt es sich also, in psychodynamischer Hinsicht, um eine Dreierbeziehung.[8]

Objekt der Verlustangst ist immer eine Person bzw. etwas, dem man einen Personenstatus zubilligt (z. B. ein Haustier). In Eifersucht zeigen sich in der Regel die eigenen Ängste, Unsicherheiten und biografischen Negativerfahrungen einer Person. So kann es sein, dass ein Mensch in Eifersucht Verlust befürchtet, ein anderer Vertrauensbruch oder Werteverletzung, wieder ein anderer befürchtet, dass der Partner im Vergleich herausfindet, dass er selbst stark defizitär (z. B. zu langweilig) ist.[12][14][15] Objekt der Eifersucht ist meist ebenfalls eine Person, kann allerdings theoretisch alles sein, durch das jemand seinen „Anspruch“ auf Liebe oder seine besondere Position im Leben eines anderen gefährdet sieht, wie zum Beispiel ein zeitraubendes berufliches Projekt, ein starkes berufliches oder soziales Engagement oder ein exzessiv betriebenes Hobby, das sehr viel Zeit und Aufmerksamkeit aus der Beziehung abzieht.[8][16]

Der Unterschied zwischen Eifersucht und Neid ist der, dass ein eifersüchtiger Mensch Angst hat, zu verlieren, was (oder wen) er liebt und wirklich oder vermeintlich braucht, und ein neidischer Mensch das haben will, was andere besitzen.[17] Beispielsweise sind Kinder eifersüchtig, wenn ihre Mutter ihren Geschwistern Aufmerksamkeit schenkt, aber neidisch wegen des Fahrrades ihres Freundes, das sie gerne hätten.[18][19][20]

Die gemeinsame Ursache für Eifersucht und Neid ist unter anderem ein Selbstwert-Defizit. Im Fall von Eifersucht empfindet der Betroffene mangelnde Wertschätzung durch eine konkrete Person, Neid hingegen entzündet sich an den eigenen Wertvorstellungen oder denjenigen, die der Betroffene in eine soziale Gruppe bzw. die Gesellschaft projiziert.[12]

Körperliche Reaktionen

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Wissenschaftliche Studien an der University of California haben ergeben, dass im Falle von Eifersucht vor allem die Hirnregionen cingulärer Kortex sowie das laterale Septum aktiv sind. Durch eine vermehrte Ausschüttung von Testosteron und Cortisol wird der Körper in einen Zustand versetzt, der dem Gefühl vor einem bevorstehenden Kampf ähnelt – eine Reaktion, die bereits bei den Vorfahren der Menschen und auch in der Tierwelt zu beobachten ist. Bleibt ein Kampf aus, kann der Hormonüberschuss zu einem schädlichen, chronischen Stress führen.

Unterschiedliche Ursachen für Eifersucht bei den Geschlechtern

Oft wird in Film und Literatur der Mann als krankhaft eifersüchtig dargestellt. Jedoch ist kein geschlechtsspezifischer Unterschied bei der Eifersuchtsintensität und Wahrnehmbarkeit erhoben. Der wesentliche Unterschied ist allerdings, dass Frauen eher auf tatsächliche oder eingebildete emotionale Untreue mit Eifersucht reagieren, während Männer eher auf tatsächliche oder eingebildete sexuelle Untreue mit Eifersucht reagieren.[21][22] Das hat eine Studie zu Bewertung sexueller und emotionaler Untreue von David M. Buss et al. aus dem Jahr 1992 ergeben.[23] Dabei überprüften sie auch die körperlichen Reaktionen der Befragten; diese unterstützten die Ergebnisse der Befragung. Ferner fand man bei der Untersuchung von homosexuellen Partnerschaften heraus, dass Schwule auf eine potentielle emotionale Untreue des Partners und Lesben auf eine sexuelle Untreue des Partners heftiger reagieren als die heterosexuellen Geschlechtsgenossen.[24] Zudem gibt es in der Bewertung der potentiellen Rivalen geschlechtsspezifische Unterschiede. Männer bewerten Rivalen nach Status, Kraft und materiellen, finanziellen Ressourcen, wobei Frauen die vermeintliche Konkurrentin nach Schönheit und Jugendlichkeit bewerten.

Eifersucht als Thema in der Literatur

Eifersucht – besonders die Eifersucht des Ehemannes und der Mord an der wirklichen oder vermeintlichen „Ehebrecherin“ – ist ein in der Weltliteratur häufig vorkommendes Thema. Beispiele:

  • William Shakespeares Tragödie Othello (um 1603) gilt als Klassiker des Eifersuchtsthemas. Othello tötet seine Frau Desdemona wegen eines vermuteten Seitensprungs, den ihm der Intrigant Jago eingeredet hat.
  • In Anatole Frances wenig gelesenem Roman Le Mannequin d’osier (1897) kann der betrogene Ehemann seiner Frau die Untreue nicht verzeihen und trägt darum selbst den größten Schaden davon.[25]
  • In Joaquim Maria Machado de Assis’ Roman Dom Casmurro (1899) kann dessen Hauptfigur und Erzähler bis zum Ende der Handlung nicht mit Gewissheit sagen, ob seine Frau ihn betrogen hat.
  • In Lancelot (1977) von Walker Percy entdeckt die männliche Hauptfigur einen Seitensprung seiner Frau viele Jahre, nachdem dieser geschehen ist, und ermordet sie.
  • Schriftsteller Franz Grillparzer hat Eifersucht wie folgt definiert: „Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.“
  • In der Bibel (2. Mose 34 Vers 14) wird Gott als eifersüchtig beschrieben.

Siehe auch: Ehebruch in der Literatur.

Eifersucht in der Bildenden Kunst

In der antiken Mythographie (Bühnenkunst, Malerei) tritt die Personifikation der Eifersucht als Phthonos auf, wobei die Unterscheidung zwischen (argwöhnischer) Wachsamkeit, Neid und Eifersucht unscharf bleibt.

In der Kunst des Mittelalters ist die Eifersucht noch kein bedeutendes Thema, es konzentriert sich auf die seltene Darstellung der sieben Frauen, die sich um eine Männerhose streiten. Mit der Neuzeit entfaltet das Motiv sich zunächst allegorisch und emblematisch: Die verbreitetste Variante von mehreren Personifikationen in der Iconologia des Cesare Ripa zeigt als Gelosia (it. für Eifersucht) eine misstrauische weibliche Gestalt, deren Kleid mit Augen und Ohren bedeckt ist. Im 18. und 19. Jahrhundert verschwindet die allegorische Bildsprache zugunsten genrehafter, anekdotischer Darstellungen. Noch bei Paul Gauguin, Oh, du bist eifersüchtig von 1892 steht die Ästhetik der kraftvollen Farben und klaren Linien im Vordergrund. Wenig später, um die Jahrhundertwende, stößt mit Edvard Munchs Eifersucht die Kunst in psychologische Tiefen des Themas vor, die fortan bestimmend bleiben.[26]

Literatur

Weblinks

Commons: Eifersucht - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Ekel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikiquote: Ekel – Zitate

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Christoph Demmerling, Hilge Landweer: Philosophie der Gefühle, J.B. Metzler Verlag Stuttgart 2007, ISBN 978-3-476-01767-3, S. 195–217.
  2. 2,0 2,1  Rolf Merkle: Eifersucht: Woher sie kommt und wie wir sie überwinden können.. 2., neubearb. u. erw. Aufl. Auflage. PAL Verlag, Mannheim 1987, ISBN 978-3-923614-24-0.
  3. Wolfgang Krüger: Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls. Kreuz Verlag, 2013, ISBN 3-451-61184-8.
  4. I. Seiffge-Krenke: Psychotherapie und Entwicklungspsychologie. Beziehungen: Herausforderungen, Ressourcen, Risiken. Springer Verlag Berlin 2009, ISBN 978-3-540-68300-1.
  5. 5,0 5,1 Peter Kutter: Liebe, Haß, Neid, Eifersucht: Eine Psychoanalyse der Leidenschaften. (englisch). Vandenhoeck & Ruprecht; 2. Auflage, 1998, ISBN 3-525-01713-8.
  6. Heike Melzer: Scharfstellung. Die neue sexuelle Revolution – Eine Sexualtherapeutin spricht Klartext. Tropen Verlag, ISBN 3-608-50356-0.
  7. S.L. Hart, M. Legerstee: Handbook of jealousy: Theory, research, and multidisciplinary approaches. Wiley-Blackwell (2010). doi:10.1002/9781444323542.
  8. 8,0 8,1 8,2  Verena Kast: Neid und Eifersucht die Herausforderung durch unangenehme Gefühle.. Ungekürzte Ausg. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1998, ISBN 978-3-423-35152-2.
  9. Danilo Rößger: Beziehungen: Gebrauchsanweisung für ein Gefühl: Eifersucht. In: Die Zeit vom: 11. Juli 2016, ISSN 0044-2070.
  10.  Beate Lakotta, Hauke Goos: „Jeder kann zum Mörder werden“. Der Psychiater Andreas Marneros über das Böse, das in uns Menschen steckt, und über Liebe, die zum Tod führen kann. In: Der Spiegel. Nr. 36, 2012, S. 54–57 (online).
  11. Andreas Bruck: Eifersucht bewältigen: Wege Aus Einem Interessenkonflikt (German Edition). Westdeutscher Verlag, 1992, ISBN 978-3-531-12275-5.
  12. 12,0 12,1 12,2  Hildegard Baumgart: Formen der Eifersucht : Erfahrungen und Lösungsversuche im Beziehungsdreieck.. Ungekürzte Ausg Auflage. Dt. Taschenbuch-Verlag, München 2006, ISBN 978-3-423-34329-9.
  13. Andreas Bruck: Eifersucht bewältigen: Wege Aus Einem Interessenkonflikt (German Edition). Westdeutscher Verlag, 1992, ISBN 978-3-531-12275-5.
  14. Herbert Csef: Polyamory – ein Weg aus den Zwängen der Monogamie und destruktiver Eifersucht? (Memento vom 23. April 2018 im Internet Archive) Journal für Psychologie, Jahrgang 22 (2014), Ausgabe 1, 26. August 2014, zur Psychodynamik der Eifersucht, Seite 3–7 (PDF, 15 Seiten, 256 kB).
  15. M.P. Wright: Intimate partner aggression and adult attachment insecurity: The mediation of jealousy and anger. Evolutionary Behavioral Sciences, 2017:11(2), pp. 187–198. doi:10.1037/ebs0000097.
  16. Andreas Bruck: Eifersucht bewältigen: Wege aus einem Interessenkonflikt (German Edition). Westdeutscher Verlag, 1992, ISBN 978-3-531-12275-5.
  17. I. Seiffge-Krenke: Psychotherapie und Entwicklungspsychologie. Beziehungen: Herausforderungen, Ressourcen, Risiken. Springer Berlin (2009). ISBN 3-540-68290-2.
  18. Daniel Ferrell: Über Eifersucht und Neid. In: Philipp Balzer, Klaus Peter Rippe (Hrsg.): Philosophie und Sex. Zeitgenössische Beiträge. dtv Verlag, München 2000, ISBN 3-423-30728-5, S. 113–146.
  19. P. Salovey: The psychology of jealousy and envy. Guilford Press, New York, NY, US: (1991).
  20. Peter Salovey: The Psychology of Jealousy and Envy. Guilford Publications, American Psychological Association; Washington (DC), March, 1991, Sprache: Englisch
  21. Kenneth N. Levy, Kristen M. Kelly: Sex Differences in Jealousy. A Contribution From Attachment Theory, (Memento vom 23. Dezember 2018 im Internet Archive) Psychological Science, Februar 2010, Bd. 21, Nr. 2, S. 168–173 (PDF 242 kB).
  22. Jasmin Andresh. Eifersucht – Die dunkle Seite der Liebe Artikel auf Spiegel Online.
  23. D.M. Buss, R.J. Larsen, D. Westen, J. Semmelroth: Sex differences in jealousy: Evolution, physiology, and psychology. In W. G. Parrott, W. G. Parrott (Eds.), Emotions in social psychology: Essential readings, (pp. 143–149). New York, NY, US: Psychology Press (2001).
  24. C.R. Harris: A Review of Sex Differences in Sexual Jealousy, Including Self-Report Data, Psychophysiological Responses, Interpersonal Violence, and Morbid Jealousy. Personality & Social Psychology Review (Lawrence Erlbaum Associates), (2003)7(2), pp. 102–128.
  25. Le mannequin d'osier. Abgerufen am 28. März 2018.
  26. Zum ganzen Abschnitt siehe Ernst Guldan: Eifersucht In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. 4, S. 954–963. Auch digital: RDK: Artikel Eifersucht.
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