Bewegung: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Bewegung''' bedeutet Veränderung, im äußeren [[physik]]alischen Sinn die Änderung des [[Ort|Ortes]] eines [[Körper]]s oder eines idealisierten Massepunktes mit der [[Zeit]]. Die zu einem bestimmten Zeitpunkt ermittelte augenblickliche Bewegung des Körpers wird in der [[Physik]] als '''Bewegungszustand''' bezeichnet.
'''Bewegung''' steht für:


In der [[Biologie]] wird die ''aktive'', durch ''innere'' Ursachen bestimmte bzw. mitbestimmte Bewegung eines [[Lebewesen]]s von Ort zu Ort als '''Fortbewegung''' oder '''Lokomotion''' und insbesondere in der [[Phänomenologie]], [[Kognitionswissenschaft]] und [[Anthropologie]] auch als '''Eigenbewegung''' bezeichnet. Sie macht nach [[Aristoteles]] das [[Wesen]] des [[Leben]]digen überhaupt aus, wobei er neben der Ortsveränderung (Wo) auch die [[Reproduktion]] (Was), alle [[Qualität|qualitativen]] [[Veränderung]]en (Wie) und das [[Wachstum]] bzw. den [[Verfall]] (Wieviel) mit einbezieht.
* [[Bewegung (Physik)]], Ortsveränderung mit der Zeit
 
* [[Bewegung (Anatomie)]], Positions- und Lageveränderungen von Gelenken
In der Kognitionswissenschaft wird insbesondere hervorgehoben, wie bedeutend die aktive Bewegung, durch die ein Lebewesen aktiv seine Umwelt erfoscht, für die [[Wahrnehmung]] und das [[Phänomenales Bewusstsein|phänomenale Bewusstsein]] von [[Raum]] und [[Zeit]] ist. [[Rudolf Steiner]] hat dabei insbesondere auf den [[Eigenbewegungssinn]] und den [[Gleichgewichtssinn]] hingewiesen. Eine wichtige Rolle spielt die Eigenbewegung in der von [[Hermann Schmitz]] in den 1960er Jahren begründeten [[Neue Phänomenologie|Neuen Phänomenologie]], im [[Radikaler Konstruktivismus|radikalen Konstruktivismus]] und in den kognitionswissenschaftlichen Theorien des [[Embodiment]], nach denen [[Kognition]] auf der aktiven Wechselwirkung von [[Gehirn]], [[Körper]] und [[Umwelt]] beruht.
* [[Körperliche Aktivität]], physische Bewegung eines Menschen
 
* [[Fortbewegung]], Ortsveränderung von Lebewesen
Rastlose ''Bewegung'' gehört zum [[Wesen]] des [[Geist]]es, der beständig [[dynamisch]] [[schöpferisch]] gestaltend und umgestaltend wirkt, doch erfolgt diese Bewegung nicht im [[Raum]] und nicht in der [[Zeit]]. Nach [[Rudolf Steiner]] ist die [[Geschwindigkeit]] die eigentliche [[Realität]] und Raum (Weg) und Zeit sind abgeleitete [[Erscheinung]]en. Dieser geistige Bewegungsbegriff ist schwer zu [[denken]] und unmöglich in [[sinnlich]]en [[Vorstellung]]en zu fassen. Man kann sich ihm nur im Spannungsfeld scheinbar einander widersprechenden Anschauungen annähern. So erscheint die unaufhörliche Bewegung des Geistes zugleich als absolute Ruhe, solange alle [[Geistige Wesen|geistigen Wesen]] auf gleicher Entwicklungshöhe stehen und diese Bewegung gleichermaßen mitmachen können. Trotz der Bewegung leben sie zugleich in der [[Region der Dauer]], der [[Ewigkeit]]. Erst dort, wo einzelne Wesen hinter der allgemeinen Entwicklung zurückbleiben und dadurch Bewegungs- bzw. Geschwindigkeitsdifferenzen entstehen, wird die Bewegung auch als solche erlebt - und damit erst erscheint das [[Phänomen]] der [[Zeit]]. Die zurückgebliebenen Wesen werden in gewissem Sinn zu [[Widersacher]]n der fortschreitenden Entwicklung, was einerseits nötig ist, damit überhaupt eine äußere [[Schöpfung]] hervorgebracht werden kann, anderseits aber auch das [[Rätsel des Bösen]] begründet.
* [[Soziale Bewegung]], das Verhalten kollektiver Akteure
 
* [[Bewegung (Mathematik)]], affine Drehung oder Drehspiegelung im Raum
== Physik ==
* [[Bewegung (Kontrapunkt)]], in der Musik das Richtungsverhältnis zweier Stimmen untereinander
 
* in der Linguistik ein Typ von Transformation, siehe [[Generative Transformationsgrammatik]]
Die [[Kinematik]] (von {{ELSalt|κίνημα}} ''kinema'' „Bewegung“, aus {{lang|grc|κινεῖν}} ''kinein'' „bewegen“), auch als [[Bewegungsgeometrie]] oder (veraltet) [[Phoronomie]] (von {{ELSalt|φέρειν}} ''phérein'' „tragen, bringen“) bezeichnet, beschreibt die Bewegung von [[Körper (Physik)|Körper]]n rein [[Geometrie|geometrisch]] und berücksichtig dabei nur die [[Physikalische Größe|physikalischen Größen]] [[Zeit]], [[Ort]], [[Geschwindigkeit]] und [[Beschleunigung]].
* [[Die Bewegung]], nationalsozialistische Studentenzeitung (1935–1945)
 
Die [[Dynamik]]' (von {{ELSalt|δύναμις}} ''dynamis'' „Kraft“) berücksichtigt demgegenüber auch die [[Masse]] der Körper und die auf sie einwirkenden [[Kraft|Kräfte]] und alle davon abgeleiteten Größen wie etwa [[Impuls (Physik)|Impuls]] und [[Energie]].
 
In seinem [[GA 320|Ersten naturwissenschaftlichen Kurs]] hat [[Rudolf Steiner]] ausführlich über den Unterschied dieser beiden Betrachtungsweisen gesprochen. [[Arithmetik]], [[Geometrie]] und [[Phoronomie]] bilden drei Vorstufen der eigentlichen [[Natur]]betrachtung. Die Phoronomie ermöglicht zwar eine rein rationelle, gedankliche Beschreibung der Bewegung, steht aber noch ganz außerhalb der [[Empirie]], die erst dann gegeben ist, wenn man auch die wirkenden Kräfte berücksichtigt.
 
{{GZ|Nun
handelt es sich darum, daß in neuerer Zeit immer mehr und mehr diese
mathematische Betrachtungsweise der Naturerscheinungen - also, es
wäre falsch zu sagen: die mathematische Naturbetrachtung -, diese
Betrachtung der Naturerscheinungen durch mathematische Formulierungen,
daß diese gerade auch maßgebend geworden ist für die Art,
wie man sich die Natur selbst vorstellt.
 
Nun muß man über diese Dinge zur Klarheit kommen. Sehen Sie,
da haben wir auf dem gebräuchlichen Wege zur Natur hin eigentlich
zunächst dreierlei. Dieses Dreierlei, das ist vom Menschen angewendet,
bevor er eigentlich zur Natur kommt. Das erste ist die gewöhnliche
Arithmetik. Wir rechnen außerordentlich viel in der Naturbetrachtung
heute, wir rechnen und zählen. Nun muß man sich klar darüber sein,
daß die Arithmetik etwas ist, was der Mensch durchaus durch sich
selbst begreift. Es ist ganz gleichgültig, was wir zählen, wenn wir
zählen. Indem wir Arithmetik in uns aufnehmen, nehmen wir etwas
in uns auf, das zunächst gar keinen Bezug zur Außenwelt hat. Daher
können wir ebensogut Erbsen wie Elektronen zählen. Die Art und
Weise, wie wir einsehen, daß unsere Zähl- und Rechnungsmethoden
richtig sind, die ist etwas ganz anderes als das, was sich uns ergibt in
dem Vorgang, auf den wir die Arithmetik anwenden.
 
Das zweite ist noch immer etwas, was wir ausüben, bevor wir
eigentlich an die Natur herankommen. Es ist das, was Gegenstand der
Geometrie ist. WTas ein Würfel, was ein Oktaeder ist, wie ihre Winkel
sind, das machen wir aus, ohne daß wir unsere Beobachtung über die
Natur ausdehnen, das ist etwas, was wir aus uns herausspinnen. Daß
wir die Dinge zeichnen, ist nur etwas, was unserer Trägheit dient. Wir
könnten ebensogut alles dasjenige, was wir durch Zeichnung veranschaulichen,
uns bloß vorstellen, und es ist sogar nützlich, wenn wir
uns manches bloß vorstellen und weniger die Leiter der Veranschaulichung
benützen. Daraus ergibt sich, daß dasjenige, was wir auszusagen
haben über die geometrische Form, aus einem Gebiet genommen
ist, das zunächst fern der äußeren Natur steht. Was wir auszusagen
haben über einen Würfel, das wissen wir, ohne daß wir es ablesen vom
Steinsalzwürfel. Aber es muß sich an diesem auch finden. Wir machen
also etwas fern der Natur und wenden es dann auf die Natur an.
 
Ein Drittes, mit dem wir noch immer nicht an die Natur herandringen,
ist das, was wir treiben in der sogenannten Phoronomie, in
der Bewegungslehre. Nun ist es doch von einer gewissen Wichtigkeit,
daß Sie sich klar machen, wie auch diese Phoronomie etwas ist, was im
Grunde genommen noch ferne steht der sogenannten wirklichen Naturerscheinung.
Sehen Sie, ich stelle mir vor - ich sehe nicht auf einen
bewegten Gegenstand hin, sondern ich stelle mir vor -, daß ein Gegenstand
sich bewegt von, sagen wir, Punkt a nach Punkt b. Ich sage
 
[[Datei:GA320 032.gif|center|400px|Zeichnung aus GA 320, S. 32]]
 
sogar, es bewege sich der Punkt a nach Punkt b hin. Das stelle ich
mir vor. Nun kann ich mir jederzeit vorstellen, daß diese Bewegung
von a nach b, die ich durch den Pfeil angedeutet habe, aus zwei
Bewegungen zusammengesetzt ist. Denken Sie sich einmal, der
Punkt a würde nach b kommen sollen, aber er würde nicht gleich die
Richtung nach b einschlagen, sondern er würde sich zunächst in der
Richtung bewegen bis c. Wenn er sich dann hinterher von c nach b
bewegt, so kommt er auch bei b an. Ich kann also die Bewegung von
a nach b mir auch so vorstellen, daß sie nicht auf der Linie a-b verläuft,
sondern auf der Linie oder auf den zwei Linien a-c~b. Das heißt, ich
kann mir vorstellen, daß die Bewegung a-b zusammengesetzt ist aus
der Bewegung a-c und c-b, also aus zwei anderen Bewegungen. Sie
brauchen gar nicht einen Naturvorgang zu verfolgen, sondern Sie
können sich vorstellen, daß die Bewegung a-b aus den beiden anderen
Bewegungen zusammengesetzt ist, das heißt, daß statt der einen Bewegung
die beiden anderen Bewegungen mit demselben Effekt ausgeführt
werden könnten. Wenn ich mir das vorstelle, so ist dieses Vorgestellte
rein aus mir herausgesponnen. Denn statt daß ich das gezeichnet
habe, hätte ich Ihnen Anleitung geben können zum Vorstellen
der Sache, und das müßte eine für Sie gültige Vorstellung sein.
Aber wenn in der Natur wirklich so etwas wie ein Punkt a da ist, ein
kleines Schrotkorn etwa, und sich einmal von a nach b bewegt und
ein anderes Mal von a nach c und von c nach b bewegt, so geschieht
das wirklich, was ich mir vorgestellt habe. Das heißt, in der Bewegungslehre
ist es so, daß ich mir die Bewegungen vorstelle, aber daß
dieses Vorgestellte anwendbar ist auf die Naturerscheinungen, sich
bewähren muß an den Naturerscheinungen.
 
So also können wir sagen: In Arithmetik, in Geometrie, in Phoronomie
haben wir die drei Vorstufen der Naturbetrachtung. Die Begriffe,
die wir dabei gewinnen, spinnen wir ganz aus uns selbst heraus,
aber sie sind maßgebend für dasjenige, was in der Natur geschieht.
Nun bitte ich Sie, einen kleinen Erinnerungs Spaziergang zu machen
in Ihr mehr oder weniger lang zurückliegendes Physikstudium und
sich zu erinnern, daß einmal darin Ihnen so etwas entgegengetreten
ist wie das sogenannte Kräfte-Parallelogramm: Wenn auf einen Punkt
a eine Kraft wirkt, so kann diese Kraft den Punkt a nach dem Punkt b
ziehen. Also unter dem Punkt a verstehe ich irgend etwas Materielles,
sagen wir wiederum ein kleines Körnchen. Das ziehe ich durch eine
Kraft von a nach b. Bitte den Unterschied zu beachten zwischen
dem, wie ich jetzt spreche und wie ich vorhin gesprochen habe.
Ich habe vorhin von der Bewegung gesprochen, jetzt spreche ich
davon, daß eine Kraft das a nach b zieht. Wenn Sie das Maß der
Kraft, die von a nach b zieht, sagen wir mit fünf Gramm, ausdrücken
durch Strecken (es wird gezeichnet): ein Gramm, zwei Gramm, drei
 
[[Datei:GA320 034.gif|center|400px|Zeichnung aus GA 320, S. 34]]
 
Gramm, vier Gramm, fünf Gramm, so können Sie sagen: Ich ziehe
mit der Kraft von fünf Gramm das a nach b. Ich könnte den ganzen
Vorgang auch anders gestalten, könnte mit einer gewissen Kraft das a
zuerst nach c ziehen. Wenn ich es aber von a nach c ziehe, dann kann
ich noch einen zweiten Zug ausführen. Ich kann ziehen in derselben
Richtung, die hier durch die Verbindungslinie von c nach b angegeben
ist, und ich muß dann ziehen mit einer Kraft, welche entspricht dieser
Länge. Wenn ich also hier mit einer Kraft von fünf Gramm ziehe, so
müßte ich aus dieser Figur ausrechnen, wie groß der Zug a-c sein muß
und wie groß der Zug c-b sein muß. Und wenn ich zu gleicher Zeit
ziehe von a nach c und a nach d, so ziehe ich das a so fort, daß es zuletzt
nach b kommt, und ich kann berechnen, wie stark ich nach c und
wie stark ich nach d ziehen muß. Aber das kann ich nicht so ausrechnen,
wie ich die Bewegung ausrechnen kann im obigen Beispiel.
Was ich hier oben für die Bewegung finde, das kann ich in der Vorstellung
ausrechnen. Sobald ein wirklicher Zug, das heißt eine wirkliche
Kraft ausgeübt wird, muß ich diese Kraft irgendwie messen. Da
muß ich an die Natur selbst herangehen, da muß ich schreiten von der
Vorstellung in die Tatsachenwelt hinein. Und je klarer Sie sich machen
diesen Unterschied zwischen dem Bewegungs-Parallelogramm - ein
Parallelogramm wird es ja auch, wenn Sie sich dieses (erste Figur, d)
ergänzen - und dem Kräfte-Parallelogramm, um so klarer und schärfer
haben Sie ausgedrückt den Unterschied zwischen all dem, was sich
innerhalb der Vorstellung festsetzen läßt, und dem, was da liegt, wo
die Vorstellungen aufhören. Sie können zu Bewegungen in der Vorstellung
kommen, aber nicht zu Kräften. Die müssen Sie in der Außenweit
messen. Und Sie können überhaupt nur, wenn Sie es äußerlich
experimentell feststellen, konstatieren, daß, wenn zwei Züge ausgeübt
werden, von a nach c und von a nach d, daß dann a nach b gezogen
wird nach den Gesetzen des Kräfte-Parallelogramms. Es gibt gar
keinen Vorstellungsbeweis wie oben. Das muß äußerlich gemessen
werden. Daher kann man sagen: Das Bewegungs-Parallelogramm wird
gewonnen aus der bloßen Vernunft heraus, das Kräfte-Parallelogramm
muß gewonnen werden auf empirische Weise durch äußere
Erfahrungen. Und indem Sie unterscheiden Bewegungs-Parallelogramm
von Kräfte-Parallelogramm, haben Sie haarscharf vor sich den
Unterschied zwischen Phoronomie und Mechanik. Die Mechanik,
die es schon zu tun hat mit Kräften, nicht mehr bloß mit Bewegungen,
ist bereits eine Naturwissenschaft. Eine eigentliche Naturwissenschaft
ist Arithmetik, ist Geometrie, ist Phoronomie noch nicht. Nur die
Mechanik hat es mit der Wirkung von Kräften im Raum und in
der Zeit zu tun. Aber man muß über das Vorstellungsleben hinausgehen,
wenn man zu dieser ersten Naturwissenschaft, zu der Mechanik,
vorschreiten will.
 
Schon hier in diesem Punkt denken eigentlich unsere Zeitgenossen
nicht klar genug. Ich will Ihnen an einem Beispiel anschaulich
machen, wie gewaltig eigentlich der Sprung ist von der Phoronomie
in die Mechanik hinein. Die phoronomischen Erscheinungen können
ganz innerhalb des Vorstellungsraumes verlaufen, die mechanischen
Erscheinungen aber werden von uns zunächst nur geprüft werden
können an der Außenwelt. Man macht sich das so wenig klar, daß
man eigentlich immer etwas konfundiert dasjenige, was man noch
mathematisch einsehen kann, mit demjenigen, worinnen schon die
Entitäten der Außenwelt spielen. Denn, was muß da sein, wenn wir
vom Kräfte-Parallelogramm reden? Solange wir vom Bewegungs-
Parallelogramm reden, braucht nichts da zu sein als ein gedachter
Körper. Aber dort beim Kräfte-Parallelogramm muß schon da sein
eine Masse, eine Masse, die zum Beispiel Gewicht hat. Darüber muß
man sich klar sein: In a muß eine Masse sein. Jetzt fühlt man sich wohl
auch gedrungen zu fragen: Was ist das eigentlich, eine Masse?
 
Ja, da wird man gewissermaßen sagen müssen: Hier stocke ich
schon. Denn es stellt sich heraus, daß, wo man dasjenige verläßt, was
in der Vorstellungswelt so festgesetzt werden kann, daß es für die
Natur gilt, daß wenn man da hineinkommt, man auf ziemlich unsicherem
Gebiete steht. Sie wissen ja, daß man, um gewissermaßen
mit Arithmetik, mit Geometrie und Phoronomie und mit dem, was
man ein bißchen hereinholt von der Mechanik, auszukommen, sich
mit dem ausrüstet und dann versucht, durch die Mechanik der Moleküle,
der Atome, in die man sich zerteilt denkt das, was man Materie
nennt, sich vorzustellen die Naturerscheinungen, die man zunächst
als subjektive Erfahrungen betrachtet. Wir greifen irgendeinen warmen
Körper an. Der Naturforscher erzählt uns: Das, was du da Wärme
nennst, ist Wirkung auf deine Wärmenerven. Objektiv vorhanden ist
die Bewegung der Moleküle, der Atome. Die kannst du studieren nach
den Gesetzen der Mechanik. - Und so studiert man die Gesetze der
Mechanik, Atome und Moleküle, und man hat ja lange Zeit geglaubt,
durch das Studium der Mechanik der Atome und so weiter überhaupt
alle Naturerscheinungen erklären zu können. Heute ist das ja schon im
Wanken. Aber auch dann muß man, selbst wenn man bis zum Atom
gedanklich vorgeht, durch allerlei Experimente dazu kommen, sich zu
fragen: Ja, wie tritt denn da die Kraft auf? Wie wirkt die Masse? Wenn
man bis zum Atom vordringt, so muß man fragen nach der Masse des
Atoms und muß weiter fragen: Wie erkennt man sie? Man kann gewissermaßen
die Masse auch nur an ihrer Wirkung erkennen.
 
Nun, man hat sich gewöhnt, das Kleinste, was man anspricht als
Träger mechanischer Kraft, so an der Wirkung zu erkennen, daß man
sich die Frage beantwortet hat: Wenn ein solcher kleinster Teil einen
anderen kleinen Teil, sagen wir einen kleinen Teil einer Materie von
dem Gewicht eines Gramms, in Bewegung versetzt, so muß da eine
Kraft ausgehen von dieser Materie, die die andere in Bewegung versetzt.
Wenn diese Masse die andere Masse, welche ein Gramm schwer
ist, so in Bewegung versetzt, daß diese andere Masse in einer Sekunde
einen Zentimeter weit fliegt, so hat die erste Masse eine Kraft angewendet,
die man sich gewöhnt hat als eine Art von «Welteinheit»
zu betrachten. Und wenn man sagen kann: Irgendeine Kraft ist sovielmal
größer als diese Kraft, welche man anwenden muß, um ein Gramm
in einer Sekunde einen Zentimeter weit zu bringen, so weiß man, wie
sich diese Kraftanwendung zu einer gewissen Welteinheit verhält.
Diese Welteinheit ist, wenn man sie ausdrücken würde durch ein Gewicht,
0,001019 Gramm. Also würde man sagen können: Solch ein
atomistischer Körper, über dessen Kraftanwendung wir nicht weiter
zurückgehen in der Natur, der ist imstande, irgendeinem Körper von
einem Gramm Größe einen solchen Schubs zu geben, daß dieser in
einer Sekunde einen Zentimeter weit fliegt.
 
Aber ausdrücken, was in dieser Kraft steckt, wie kann man es nur?
Man kann es, wenn man auf die Waage geht: Diese Kraft kommt
gleich dem Druck, der sich ausdrückt durch 0,001019 Gramm beim
Wägen. Also, durch etwas sehr Äußerliches, Reales muß ich mich ausdrücken,
wo ich an das heran will, was in der Welt Masse genannt
wird. Ich kann dasjenige, was ich da ersinne als Masse, dadurch ausdrücken,
daß ich etwas, was ich auf äußerlichen Wegen kennenlerne,
ein Gewicht, ins Feld führe. Ich drücke die Masse nur aus durch ein
Gewicht. Selbst wenn ich in das Atomisieren der Masse gehe, drücke
ich mich durch ein Gewicht aus.
 
Damit möchte ich Ihnen eben scharf den Punkt bezeichnen, wo wir
gewissermaßen aus dem a priori Festzustellenden in das Naturgemäße
hineinkommen. Und ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, wie
notwendig es ist, sich klar zu machen, inwieweit anwendbar ist dasjenige,
was wir außer aller Natur feststellen in Arithmetik, Geometrie,
Phoronomie, inwieweit das maßgebend sein kann für das, was uns
eigentlich von ganz anderer Seite entgegentritt, was uns zum ersten
Mal entgegentritt in der Mechanik und was eigentlich erst der Inhalt
dessen sein kann, was wir als Naturerscheinung bezeichnen.|320|31ff}}
 
== Die Bewegungslehre von Friedrich Adolf Trendelenburg ==
 
In dem erstmals 1840 veröffentlichten Hauptwerk von [[Friedrich Adolf Trendelenburg]], den „Logische Untersuchungen“ (LU), bildet die Bewegung das zentrale [[Erkenntnistheorie|erkenntnistheoretische]] Prinzip, in dem das [[Sein]] und das [[Denken]] durch [[Sinnlichkeit]] und [[Verstand]] vermittelt werden. [[Erkenntnis]] könne nur entstehen, wenn eine äußere Bewegung durch eine innere konstruierende Bewegung nachvollzogen und zur Deckung gebracht werde, nicht im Sinne einer Identität als Abbild, aber doch als Entsprechung.
 
{{LZ|Das Denken tritt in der Anschauung aus sich heraus, und
dies geschieht durch die Bewegung. Wer z. B. ein Gebirge
anschauet, muss es durch die Bewegung seines Blickes umschreiben
und erzeugen. „Der Berg erhebt sich; die Bergreihe läuft fort.“ Solche Ausdrücke, von den stehenden Gegenständen
gebraucht, deuten auf die Bewegung der Anschauung hin...
 
Wer etwa das keplersche Gesetz denkt: der Planet bewegt
sich in einer elliptischen Bahn - der muss das in siech
thun, was er sagt, dass der Planet thue. In diesem Beispiele
kann man sich nicht auf eine äussere, uns gleichsam von aussen
eingedrückte Anschauung berufen; denn durch eine solche
würde nur die scheinbare Bewegung und diese wieder nur
aus berechneten Fragmenten der Beobachtung erreicht. Der
Geist beschreibt in dem Raume des Gedankens jene Ellipse.
Es ist also im innern Denken der Art nach dieselbe Bewegung,
wie in der äussern Natur.|LU 1, 143f.}}
 
Trendelenburg entwickelt daraus eine eigenständige Theorie von [[Raum]] und [[Zeit]], die ebenfalls abhängig von der Bewegung seien, weil sie nicht ohne die sie erzeugende Bewegung gedacht werden könnten. „Bei dieser Ansicht [die Bewegung sei aus Raum und Zeit zusammengesetzt] werden Raum und Zeit vor die Bewegung gestellt, und diese fertigen Elemente werden in der Bewegung gleichsam die beiden Factoren. Woher nehmen wir aber Raum und Zeit als fertige Elemente? Ist ferner der Begriff der Zusammensetzung der ineinander wirkenden Factoren ein ursprünglicher Begriff? Auf diese Frage zeigt sich, dass alle drei Elemente der von der Bewegung gegebenen Erklärung (Raum, Zeit, Factor) die Bewegung selbst voraussetzen.“ (LU 1, 150) Das deckt sich weitgehend mit der Anschauung [[Rudolf Steiner]]s, wonach die [[Geschwindigkeit]] (als Maß der Bewegung) die eigentliche [[Realität]] und Raum und Zeit davon abgeleitete abstrakte Größen seien. Der [[Anthroposoph]] und [[Maler]] [[Karl Ballmer]] (1891-1958) hat in seiner Schrift ''«Abschied vom „Leib-Seele-Problem“»'' ausdrücklich auf die Bedeutung der Bewegungslehre von Trendelenburg hingewiesen.
 
== Körperbewegung und Ich-Wesenheit ==
 
=== Das wirkliche Ich ist außerhalb des Körpers ===
 
[[Rudolf Steiner]] hat immer wieder darauf hingewiesen, dass sich das [[Wirkliches Ich|wirkliche Ich]] des [[Mensch]]en nicht innerhalb des [[Körper]]s befindet, sondern von außen, d.h. aus der geistigen Außenwelt auf diesen einwirkt. Der Körper dient ihm nur als Spiegelungsapparat, der ihm ein ''unwirkliches'' [[mental]]es Bild des [[Ich]]s zurückwirft und dem Menschen dadurch das [[Ich-Bewusstsein]] ermöglicht. Entsprechend hat der Mensch von seinem wirklichen Ich, dass durch den [[Wille]]n im Sinne des [[Karma]]s wirkt, zunächst überhaupt keine bewusste Kenntnis. Das wirkliche Ich wird uns nur durch seine Abwesenheit, als Leerraum, gleichsam als „schwarzes Loch“, innerhalb unseres [[Seelenleben]]s bewusst.
 
Ausführlich hat Rudolf Steiner darüber in seinem am [[8. April]] [[1911]] gehaltenen [[Vortrag in Bologna]] zu einem [[Philosophie|philosophisch]] fachkundigen Publikum gesprochen. So verbindet sich das wirkliche Ich bei der [[Wahrnehmung]] unmittelbar mit dem draußen in der Welt Gegebenen. Insofern das Wahrgenommene unser bewusstes Seelenleben erfüllt, stehen wir auch mit diesem außerhalb des Körpers.
 
Bei der Körperbewegung wird der Körper durch die [[Wille]]nstätigkeit ebenfalls unmittelbar von außen durch das wirkliche, d.h. das ''wirkende'' Ich ergriffen. Jegliche „Steuerung“ der Körperbewegung durch Nervenimpulse wird damit obsolent. Rudolf Steiner widerspricht hier ganz bewusst explizit der unverrückbar scheinenden, allgemein anerkannten [[Neurowissenschaften|neurowissenschaftlichen]] Grundthese. In diesem Punkt gibt es keine Versöhnung mit den [[Theorie]]n der äußeren [[Wissenschaft]], ohne das fundamentale Grundprinzip der [[Anthroposophie]] - und damit diese selbst - völlig aufzugeben.
 
{{GZ|Sogleich entsteht da
die Frage: wie ordnen sich in den Organismus ein auf der
einen Seite die eigentliche Sinneswahrnehmung, in welche
die Nerventätigkeit nur ausläuft, und wie die Bewegungsfähigkeit
auf der andern Seite, in welche das Wollen mündet?
Unbefangene Beobachtung zeigt, daß beides nicht in
demselben Sinne zum Organismus gehört wie Nerventätigkeit,
rhythmisches Geschehen und Stoffwechselvorgänge.
Was im Sinn geschieht ist etwas, das gar nicht unmittelbar
dem Organismus angehört. In die Sinne erstreckt sich die
Außenwelt wie in Golfen hinein in das Wesen des Organismus.
Indem die Seele das im Sinne vor sich gehende Geschehen
umspannt, nimmt sie nicht an einem inneren organischen
Geschehen teil, sondern an der Fortsetzung des äußeren
Geschehens in den Organismus hinein. (Ich habe
diese Verhältnisse erkenntniskritisch in einem Vortrag für
den Bologner Philosophen-Kongreß des Jahres 1911 erörtert.)
- Und in einem BewegungsVorgang hat man es physisch
auch nicht mit etwas zu tun, dessen Wesenhaftes innerhalb
des Organismus liegt, sondern mit einer Wirksamkeit
des Organismus in den Gleichgewichts- und Kräfteverhältnissen,
in die der Organismus gegenüber der Außenwelt
hineingestellt ist. Innerhalb des Organismus ist dem Wollen
nur ein Stoffwechselvorgang zuzueignen; aber das durch
diesen Vorgang ausgelöste Geschehen ist zugleich ein Wesenhaftes
innerhalb der Gleichgewichts- und Kräfteverhältnisse
der Außenwelt; und die Seele übergreift, indem sie
sich wollend betätigt, den Bereich des Organismus und lebt
mit ihrem Tun das Geschehen der Außenwelt mit.|21|158}}
 
{{GZ|Nun glaubt eine vorurteilsvolle Psychologie, Seelenlehre, daß dieses
Ich eigentlich im Menschen drinnensitzt; da, wo seine Muskeln sind,
sein Fleisch ist, seine Knochen sind und so weiter, da sei auch das
Ich drinnen. Wenn man das Leben nur ein wenig überschauen würde,
so würde man sehr bald wahrnehmen, daß es nicht so ist. Aber es ist
schwer, eine solche Überlegung heute vor die Menschen hinzubringen.
Ich habe es im Jahre 1911 schon versucht in meinem Vortrage auf dem
Philosophenkongreß in Bologna. Aber diesen Vortrag hat ja bis heute
keiner noch verstanden. Ich habe da versucht zu zeigen, wie es eigentlich
mit dem Ich ist. Dieses Ich liegt eigentlich in jeder Wahrnehmung,
das liegt eigentlich in alldem, was Eindruck auf uns macht. Nicht dadrinnen
in meinem Fleische und in meinen Knochen liegt das Ich, sondern
in demjenigen, was ich durch meine Augen wahrnehmen kann.
Wenn Sie irgendwo eine rote Blume sehen: in Ihrem Ich, in Ihrem
ganzen Erleben, das Sie ja haben, indem Sie an das Rot hingegeben
sind, können Sie ja das Rot von der Blume nicht trennen. Mit alldem
haben Sie ja zugleich das Ich gegeben, das Ich ist ja verbunden mit
Ihrem Seeleninhalt. Aber Ihr Seeleninhalt, der ist doch nicht in Ihren
Knochen! Ihren Seeleninhalt, den breiten Sie doch aus im ganzen
Räume. Also dieses Ich, das ist noch weniger als die Luft in Ihnen, die
Sie eben einatmen, noch weniger als die Luft, die vorher in Ihnen war.
Dieses Ich ist ja verbunden mit jeder Wahrnehmung und mit alldem,
was eigentlich im Grunde genommen außer Ihnen ist. Es betätigt sich
nur im Inneren, weil es aus dem Wahrnehmen die Kräfte hineinschickt.
Und ferner ist das Ich noch verbunden mit etwas anderem: Sie brauchen
nur zu gehen, das heißt, Ihren Willen zu entwickeln. Da allerdings
geht Ihr Ich mit, beziehungsweise das Ich nimmt an der Bewegung
teil, und ob Sie langsam schleichen, ob Sie laufen, ob Sie im
Kiebitzschritt sich bewegen oder irgendwie sich drehen und dergleichen,
ob Sie tanzen oder springen, das Ich macht alles das mit. Alles was an
Betätigung von Ihnen ausgeht, macht das Ich mit. Aber das ist ja auch
nicht in Ihnen. Denken Sie, es nimmt Sie doch mit. Wenn Sie einen
Reigen tanzen - glauben Sie, der Reigen ist in Ihnen? Der hätte ja gar
nicht Platz in Ihnen! Wie hätte der Platz? Aber das Ich ist dabei, das
Ich macht den Reigen mit. Also in Ihren Wahrnehmungen und in Ihrer
Betätigung, da sitzt das Ich. Aber das ist eigentlich gar nie in Ihnen
im vollen Sinne des Wortes, etwa so, wie Ihr Magen in Ihnen ist,
sondern das ist eigentlich immer etwas, dieses Ich, was im Grunde
außerhalb Ihrer ist. Es ist ebenso außerhalb des Kopfes, wie es außerhalb
der Beine ist, nur daß es im Gehen sich sehr stark beteiligt an
den Bewegungen, welche die Beine machen. Das Ich ist wirklich sehr
stark beteiligt an der Bewegung, welche die Beine machen. Der Kopf
aber, der ist an dem Ich weniger beteiligt.
 
Aber wovon unterscheiden sich des ferneren die Beine beziehungsweise
überhaupt die Gliedmaßen mit dem Stoffwechsel von dem Kopfe?
Beim Kopfe ist auch der ätherische Leib und der astralische Leib verhältnismäßig
selbständig, der Kopf ist am meisten physischer Leib.
Dieser Kopf, der also schon ein so alter Kerl ist, daß er aus der vorhergehenden
Inkarnation stammt, der ist am meisten physisch geworden,
der ist wirklich der ärgste Erdenbewohner. Dagegen bei den Beinen
beziehungsweise bei den Gliedmaßen und bei dem Stoffwechsel ist es so,
daß der ätherische Leib und der astralische Leib innig verbunden sind
mit dem physischen Leib. So daß wir sagen können: Bei den Beinen
ist es so, daß der ätherische Leib und der astralische Leib verbunden
sind mit dem physischen Leib; nur das Ich ist relativ frei von den Beinen
und nimmt die Beine nur mit, wenn sich die Beine bewegen. Und
beim Stoffwechsel ist es auch so: die Stoffwechselorgane sind im wesentlichen
mit dem ätherischen und mit dem astralischen Leib verbunden.
 
Wir können jetzt sagen: Wodurch unterscheidet sich der Kopf des
Menschen von dem Stoffwechsel-Gliedmaßenmenschen? - Dadurch,
daß der Kopf eigentlich freien Ätherleib, freien Astralleib und freies
Ich hat; der Gliedmaßen-Stoff wechselmensch hat nur freies Ich, währenddem
der Ätherleib und der Astralleib im Gliedmaßen-Stoffwechselmenschen
an den physischen Leib gebunden sind; sie sind nicht frei
von ihm.
 
[[Datei:GA205 221.gif|center|300px|Zeichnung aus GA 205, S. 221]]
 
Vielleicht ist Ihnen die Sache noch verständlicher, wenn ich Ihnen
das Folgende sage. Denken Sie sich, es fiele Ihrem astralischen Leib
oder Ihrem Ätherleib, dem Teil, der Ihren Stoffwechsel-Gliedmaßenmenschen
zu versorgen hat, einmal ein, sich ebenso zu benehmen, wie
sich der Ätherleib und der astralische Leib des Kopfes benehmen: der
wollte auch frei werden. Denken Sie, der hätte diese sonderbare Idee,
er wollte auch frei werden. Sagen wir zum Beispiel, der astralische
Leib Ihres Stoffwechselmenschen wollte sich so benehmen, wie sich
sein Kollege, der astralische Leib des Kopfes benehmen darf — er ist
nur ein anderer Teil, also sage ich: sein Kollege. Was entsteht da? Da
entsteht - was gar nicht sein darf, weil es der Gestalt des Menschen
widerspricht - das, daß unser Unterleib ein Kopf werden will, daß er
dem Kopfe ähnlich werden will. Und das Eigentümliche ist, was beim
Kopfe gesund ist, das macht den Unterleib krank. Im Grunde genommen
ist es eine Generaleigenschaft aller Krankheiten des Unterleibs,
daß der Unterleib die Konfiguration des Kopfes annimmt.
 
Es ist das ja nur ein Spezialfall, was ich zum Beispiel ausgeführt
habe für das Karzinom in einem Stuttgarter oder Zürcher Vortrag,
wo ich gezeigt habe, daß die Karzinombildung darauf beruht, daß an
einem Teil des menschlichen Leibes, wo sich nach innen keine Sinnesorgane
ausbilden sollen, plötzlich der astralische Leib anfängt, Sinnesorgane
ausbilden zu wollen. Das Karzinom ist ja nur ein an einer unrechten
Stelle sein wollendes Ohr oder Auge. Das wächst hinein. Da
will sich ein Ohr oder Auge bilden. Wenn sich also dieser astralische
Leib oder auch der Ätherleib des Unterleibes so benehmen will, wie
sich der astralische oder der ätherische Leib im Kopfe benimmt, dann
entsteht die Krankheit des Unterleibes.
 
Und umgekehrt, wenn der Kopf auch anfängt - leise fängt er es
an bei den [[migräne]]artigen Zuständen — so leben zu wollen wie der
Unterleib, daß er seinen astralischen Leib oder seinen Ätherleib hereinzieht
in seine Angelegenheiten, dann wird der Kopf krank. Wenn
er seinen Ätherleib hereinzieht, so entstehen die migräneartigen Zustände.
Wenn er seinen astralischen Leib hereinzieht, entsteht noch
Schlimmeres.|205|219ff}}
 
{{GZ|Im Schlafe ist ja das Ich aus dem physischen
Leibe heraus. Im Wollen ist das Ich aus gewissen Orten unseres Organismus
heraus. Das ist dadurch der Fall, daß an diesem Orte sich in gewissen
Zeitaugenblicken eben nichts mineralisiert, sondern daß da alles
lebt. Aus denjenigen Stellen unseres Organismus, in denen alles lebt,
in denen in dem entsprechenden Augenblicke nichts Mineralisiertes
sich ablöst, abscheidet, da entfalten sich die Willensimpulse. Da wird
aber das Ich ausgestoßen. In das Mineralische wird das Ich hineingezogen.
Mit dem Mineralischen kann es hantieren; mit demjenigen, was
lebendig ist, kann es nicht hantieren. Aus dem wird es herausgetrieben,
wie in der Nacht, wenn wir schlafen, dieses Ich aus dem ganzen physischen
Leibe herausgetrieben wird. Nun ist aber dann das Ich außerhalb
des Leibes. Durch das Mineralisieren wird das Ich in den Leib
hineingetrieben. Durch das Vitalisieren wird das Ich aus Teilen des
Leibes herausgetrieben. Es ist dann gerade so außerhalb dieser Teile,
wie es im Schlafe ganz außerhalb des physischen Leibes ist. Und wir
können daher sagen: bei einer Willensbetätigung sind immer Teile des
Ich außerhalb derjenigen Orte des physischen Leibes, denen sie eigentlich
zugeteilt sind. Und wo sind dann diese Teile des Ich, die außerhalb
der ihnen entsprechenden Teile des physischen Leibes sind? Nun,
sie sind eben außerhalb, im übrigen Räume. Sie sind eingegliedert in
die Kräfte, welche diesen Raum durchweben. Wir sind, indem wir
unseren Willen betätigen, mit einem Teil unseres Ich außerhalb unser.
Wir gliedern uns Kräfte ein, die durch die Welt gelegt sind. Wenn ich
einen Arm bewege, so bewege ich ihn nicht durch etwas, was im Inneren
des Organismus entspringt, sondern durch eine Kraft, die außerhalb
meines Armes ist, und in die das Ich hineinkommt dadurch, daß es
aus gewissen Orten meines Armes herausgetrieben wird. Im Wollen
komme ich außerhalb meines Leibes, und durch Kräfte, die außerhalb
meiner liegen, bewege ich mich. Man hebt das Bein nicht durch Kräfte,
die im Inneren sind, sondern man hebt das Bein durch Kräfte, die tatsächlich
von außerhalb wirken; ebenso den Arm. Während man also
im Denken nach innen getrieben wird durch das Verhältnis des Ich
zu dem mineralisierten Teil des menschlichen Organismus, wird man
im Wollen geradeso wie im Schlafe nach außen getrieben. Und niemand
versteht das Wollen, der nicht den Menschen als kosmisches Wesen
auffaßt, der nicht hinausgeht aus den Grenzen des menschlichen Leibes,
der nicht weiß, daß der Mensch im Wollen sich außerhalb seines Leibes
liegende Kräfte eingliedert. Wir versenken uns in die Welt, wir geben
uns an die Welt hin, indem wir wollen. So daß wir sagen können: Die
materielle Begleiterscheinung des Denkens ist ein mineralischer Prozeß
in uns, ein Zeichnen des Ich in mineralisierte Teile des menschlichen
Organismus. Das Wollen in uns stellt dar ein Vitalisieren, ein Herausbreiten
des Ich, ein Eingliedern des Ich in die geistige Außenwelt,
und ein Wirken auf den Leib vom Ich aus, aus der geistigen Außenwelt
herein.
 
Wollen wir schematisch das Verhältnis des Denkens zum Wollen
zeichnen, so müssen wir das in der folgenden Weise tun. Sie sehen, man
kann durchaus den Weg machen von der Innenschau des Seelenlebens
zu dem physischen Korrelat dieses Seelenlebens, ohne daß man dadurch
versucht wird, in einseitiger Weise in den Materialismus zu verfallen.
Man lernt erkennen dasjenige, was sich materiell abspielt im Denken
und im Wollen. Aber man verliert niemals das Ich, indem man erkennt,
wie das Ich innerlich aktiv wird mit dem Unorganischen im Denken,
und auf der andern Seite erkennt, wie das Ich in den Geist hineingetrieben
wird durch das organische Vitalisieren im Leib. Indem das Ich
aus dem Leibe herausgetrieben wird, wird es mit den Kräften des Kosmos
zusammengebracht, und von dem geistigen Teil des Kosmos aus,
also von außerhalb herein, entfaltet das Ich das Wollen.
 
[[Datei:GA209 133.gif|center|300px|Zeichnung aus GA 209, S. 133]]
 
Dadurch ist auf der einen Seite der Materialismus gerechtfertigt,
und auf der andern Seite zugleich überwunden. Dilettantisch bleibt
es immer, wenn man den Materialismus bloß bekämpft. Denn dasjenige,
was er im positiven Sinne zu sagen hat, das ist ein durchaus
Berechtigtes. Falsch ist an ihm nur, wenn er einseitig sich zu dem ganzen
Um und Auf der Weltanschauung des Menschen machen will. Überhaupt
kommt man immer mehr und mehr darauf, wenn man geistig
innerlich die Welt und ihr Geschehen verfolgt, daß dasjenige, was die
einzelnen menschlichen Standpunkte als Positives zu sagen haben, ein
Berechtigtes ist, daß sie unberechtigt erst werden, wenn sie Negatives
sagen wollen. Und in dieser Beziehung ist der Spiritualismus oftmals
ebenso einseitig wie der Materialismus. In dem, was der Materialismus
Positives zu sagen hat, hat er recht; in dem, was der Spiritualismus
Positives zu sagen hat, hat er recht. Erst wenn sie beide negativ werden,
verfallen sie in das Unrecht und in den Irrtum. Und es ist kein geringer
Irrtum, wenn in laienhaft dilettantischer Weise Leute, die sich
einbilden, eine spirituelle Weltanschauung sich errungen zu haben, ohne
irgend etwas zu verstehen von den materiellen Vorgängen, auf den
Materialismus herabsehen. Die materielle Welt ist durchgeistigt; aber
man muß sie auch in ihren materiellen Eigentümlichkeiten kennenlernen,
nicht einseitig werden, sondern wissen, daß man die Wirklichkeit
von den verschiedensten Seiten ansehen muß, um zur vollen Bedeutung
dieser Wirklichkeit zu kommen.
 
Das ist dasjenige, was uns als ein Bestes lehren kann eine Weltanschauung
wie diejenige, die als anthroposophische gemeint ist.|209|131ff}}
 
=== Motorische und sensorische Nerven ===
 
{{Siehe auch|Nervensystem#Motorische und sensorische Nerven|titel1=Motorische und sensorische Nerven}}
 
[[Rudolf Steiner]] hat sich, wie schon oben erwähnt, entschieden gegen das auch heute noch in den [[Neurowissenschaften]] unverrückbar scheinende [[Dogma]] gewandt, dass die Körperbewegungen des [[Mensch]]en zentral vom [[Gehirn]] gesteuert würden. Er lehnte daher auch die weder [[Anatomie|anatomisch]] noch [[Funktion|funktionell]] zu rechtfertigende Unterscheidung von [[Sensorische Nerven|sensorischen]] und [[Motorische Nerven|motorischen Nerven]] ab. In Wahrheit seien alle [[Nerven]] sensorisch und die sogenannten motorischen Nerven würden nur der [[Wahrnehmung]] der Bewegung dienen, die unmittelbar durch den Eingriff der [[Ich-Wesenheit]] bewirkt wird.
 
{{GZ|Es ist in einer gewissen Weise mißlich, wenn man in
dieser Art einer, wie es scheint, so gut begründeten Anschauung,
wie der von den beiderlei Nerven, widersprechen muß;
allein dabei steht einem ja wenigstens das zu, daß bis jetzt
weder mit Bezug auf die Reaktion noch mit Bezug auf den
anatomischen Bau irgend jemand einen Unterschied gefunden
hat, der erheblich wäre, zwischen einem sensitiven und
einem motorischen Nerven. Sie sind mit Bezug auf alles
gleich. Wenn wir uns Übung in irgend etwas aneignen, dann
eignen wir uns diese Übung dadurch an, daß wir lernen,
durch unseren Willen die Stoffwechselvorgänge zu beherrschen.
Das ist dasjenige, was das Kind lernt, nachdem es
zuerst nach allen Richtungen zappelt und keine geregelte
Willensbewegung ausführt: die StofFwechsel Vorgänge, wie
sie sich in ihren feineren Gliederungen abspielen, zu beherrschen.
Und wenn wir zum Beispiel Klavier spielen oder
ähnliche Fähigkeiten haben, dann lernen wir, die Finger in
einer gewissen Weise bewegen, die entsprechenden feineren
Stoffwechselvorgänge mit dem Willen beherrschen. Die sensitiven
Nerven, die aber die sonst sogenannten motorischen
Nerven sind, die merken es immer mehr und mehr, welches
der richtige Griff und die richtige Bewegung ist, denn diese
Nerven sind nur dazu da, um das, was im Stoffwechsel geschieht,
nachzufühlen. Ich möchte einmal jemand, der wirklich
seelisch-leiblich beobachten kann, fragen, ob er nicht bei
einer genaueren Selbstschau nach dieser Richtung fühlt, wie
er nicht motorische Nervenbahnen ausschleif};, sondern wie
er lernt, die feineren Vibrationen seines Organismus, die er
durch den Willen hervorbringt, zu fühlen, wahrzunehmen,
dumpf vorzustellen. Es ist wirklich Selbstwahrnehmung,
die wir da üben. Wir haben es zu tun im ganzen Bereich
mit sensitiven Nerven. Es soll nur jemand einmal nach dieser
Richtung das Sprechen beobachten, wie es sich aus dem
Lallen beim Kinde entwickelt. Es beruht durchaus darauf,
daß der Wille in einen Sprechorganismus lernt einzugreifen.
Und was das Nervensystem lernt, ist nur die feinere Wahrnehmung
desjenigen, was als feinere Stoffwechselvorgänge
vorgeht.|66|138f}}
 
{{GZ|Diese materialistische Wissenschaftsgesinnung glaubt nämlich, ebenso
wie sie für die Sensation, für die Empfindung, für die Wahrnehmung
der Vermittelung der Nerven bedarf, bedürfe sie auch der Vermittelung
des Nervs für die Willensimpulse. Das ist aber nicht der Fall.
Der Willensimpuls geht von dem Geistig-Seelischen aus. Da beginnt
er, und er wirkt im Leibe, unmittelbar, nicht auf dem Umweg des
Nervs, unmittelbar auf das Gliedmaßen-Stoffwechselsystem. Und der
Nerv, der in das Gliedmaßen-Stoffwechselsystem hineingeht, vermittelt
nur die Wahrnehmung desjenigen, was das Geistig-Seelische an dem
ganzen Menschen in bezug auf sein Gliedmaßen-Stoffwechselsystem
tut. Wir nehmen dasjenige wahr, was eine Folge ist seelisch-geistiger
Willensprozesse in der Blutzirkulation, im übrigen Stoffwechsel und
auch in der mechanischen Bewegung der Glieder; wir nehmen das wahr.
Die sogenannten motorischen Nerven sind keine motorischen Nerven,
die sind bloß dasjenige, was die Äußerungen, den Impuls des Willens
wahrnimmt. Ehe man diesen Zusammenhang nicht einsehen wird, eher
wird man nicht zu einer durchsichtigen Menschenerkenntnis kommen.|303|209}}
 
{{GZ|Eine
große Verwirrung hat für die Betrachtung aller dieser Dinge
die Gliederung der Nerven in Empfindungs- und motorische
Nerven angerichtet. So fest verankert diese Gliederung
in den gegenwärtigen physiologischen Vorstellungen erscheint: sie ist nicht in der unbefangenen Beobachtung begründet.
Was die Physiologie vorbringt auf Grund der Zerschneidung
der Nerven, oder der krankhaften Ausschaltung
gewisser Nerven beweist nicht, was auf Grundlage des
Versuches oder der Erfahrung sich ergibt, sondern etwas
ganz anderes. Es beweist, daß der Unterschied gar nicht besteht,
den man zwischen Empfindungs- und motorischen
Nerven annimmt. Beide Nervenarten sind vielmehr wesensgleich.
Der sogenannte motorische Nerv dient nicht in dem
Sinne der Bewegung wie die Lehre von dieser Gliederung es
annimmt, sondern als Träger der Nerventätigkeit dient er der
inneren Wahrnehmung desjenigen StofFwechselvorganges,
der dem Wollen zugrunde liegt, geradeso wie der Empfindungsnerv
der Wahrnehmung desjenigen dient, was im Sinnesorgan
sich abspielt. Bevor nicht die Nervenlehre in
dieser Beziehung mit klaren Begriffen arbeitet, wird eine
richtige Zuordnung des Seelenlebens zum Leibesleben
nicht zustande kommen.|205|159}}
 
[[Datei:GA201_Tafel_17.jpg|mini|400px|Tafel 17 aus [[GA 201]]]]
 
{{GZ|Sehen Sie, wenn heute der materialistisch gesinnte Physiologe
von dem Willen spricht, der sich zum Beispiel in einer menschlichen
Gliedbewegung offenbart, so denkt er, da wird irgendein telegraphisches
Zeichen vom Zentralorgan, vom Gehirn abgeschickt, geht
durch den sogenannten motorischen Nerv und bewegt dann, sagen
wir, das rechte Bein. Aber das ist als solches wirklich eine ganz unbegründete
Hypothese, und es ist auch eine unrichtige Hypothese.
Denn die geistige Beobachtung zeigt das Folgende. Wenn wir den
Menschen schematisch nehmen (Tafel 17), so ist das so: Wenn das
rechte Bein gehoben wird durch den Willen, so geschieht von der
Ich-Wesenheit des Menschen, von der wirklichen Ich-Wesenheit ein
unmittelbarer Einfluß auf das Bein, und das Bein wird unmittelbar
durch die Ich-Wesenheit gehoben. Nur verläuft das alles so, wie die
Tätigkeit des Schlafens. Das Bewußtsein weiß nichts davon. Daß hier
Nerven eingeschaltet sind, die dann zum Zentralorgan gehen, das
unterrichtet uns bloß davon, daß wir ein Bein haben, das unterrichtet
uns nur fortwährend von der Anwesenheit dieses Beines. Dieser
Nerv hat als solcher nichts zu tun mit der Wirkung des Ich auf das
Bein. Es ist eine unmittelbare Korrespondenz zwischen dem Bein
und dem Willen, der beim Menschen verknüpft ist mit der Ich-Wesenheit, beim Tiere verknüpft ist mit dem astralischen Leib.
 
Alles, was die Physiologie zu sagen hat zum Beispiel auch mit Bezug
auf die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des sogenannten Willens,
das müßte umgedacht werden dahingehend, daß man es zu tun hat
mit der Fortpflanzungsgeschwindigkeit, die sich bezieht auf die
Wahrnehmung des betreffenden Gliedes. Natürlich können diejenigen,
die dressiert sind auf die heutige Physiologie, mit einem Dutzend
Einwendungen kommen. Ich kenne diese Einwände sehr gut;
aber man muß nur versuchen zurechtzukommen mit einem wirklich
logischen Denken und man wird finden, daß dasjenige, was ich hier
sage, in Übereinstimmung steht mit den Beobachtungstatsachen,
nicht aber das, was Sie heute in den physiologischen Lehrbüchern
finden.|201|134f}}
 
{{GGZ|Nun mache ich Sie auf eine
Tatsache aufmerksam, welche eine große Rolle gespielt hat in der
ganzen älteren, sagen wir, Welterkenntnis. Diese ältere Welterkenntnis
hat zum Beispiel folgende Zuordnung gemacht. Sie hat
gesagt: Zugeordnet ist der Ausgangspunkt für die unteren Gliedmaßen
dem Monde. Zugeordnet ist gewissermaßen der Zusammenlaufungspunkt
für die oberen Gliedmaßen da in der Kehlkopfgegend,
zugeordnet ist diese Partie dem Mars (Mond und Mars werden
in die Zeichnung 17 eingezeichnet).|201|136}}
 
{{GGZ|Sehen Sie, was ich jetzt eben gesagt habe, daß der Mensch mit
Bezug auf seine Willens-Stoffwechselnatur ein schlafendes, ein fortwährend
schlafendes Wesen ist, das drückt sich am intensivsten aus
in den unteren Gliedmaßen. Man könnte eigentlich sagen: Durch
jene metamorphosische Umformung, welche Arme und Hände
beim Menschen erlangt haben, trotzt der Mensch der Unbewußtheit
ab, was eigentlich Schlafesnatur des Gliedmaßenmenschen ist. Sie
werden auch wahrnehmen können, wenn Sie sich ein wenig das
innere Erleben für solche Dinge schärfen, daß doch ein beträchtlicher
Unterschied besteht zwischen den Bewegungen der Beine und
den Bewegungen der Arme. Die Bewegungen der Arme sind frei, sie
folgen in einer gewissen Weise Empfindungen. Die Bewegungen der
Beine sind nicht so frei - ich meine jetzt die Gesetzmäßigkeit, durch
die wir die Beine in Bewegung bringen. Allerdings, dies ist etwas,
was nicht immer beachtet und nicht immer in der richtigen Weise
gewürdigt wird, denn sehen Sie, ein größerer Teil des Eurythmiebesuchenden
Publikums ist natürlich daraufhin dressiert, mehr passiv
sich den Vorstellungen hinzugeben; der empfindet dann bei
unserer Eurythmie die geringer artikulierte Beinbewegung gegenüber
der mehr artikulierten Armbewegung und Händebewegung.
Aber das kommt nur davon her, daß eben, um die Armbewegungen
zu verstehen, schon ein Mitarbeiten der Seele notwendig ist von Seiten
des Zuschauers.|201|137f}}
 
{{GGZ|Also am intensivsten unbewußt ist dasjenige, was sich auf die
Bewegung der unteren Gliedmaßen bezieht. Da schläft der Mensch
in gewisser Weise ganz. Wie der Wille in die Beine hineinwirkt, wie
der Wille schon im Unterleibe wirkt, das ist etwas, was total verschlaschlafen
wird. Da ist gewissermaßen der Mensch immer seiner bewußten
Natur abgekehrt. Da sendet ihm die eigene Natur nur das
zurück, was Reflexion ist. Sie verfolgen ja natürlich auch die Bewegung
Ihrer Beine, aber eben durch Ihren Nervenapparat, durch die
Wahrnehmung; wie der Wille hineinschießt, das verfolgen Sie nicht,
sondern bekommen es nur in der Reflexion in die Wahrnehmung
herein. Die untere Natur kehrt Ihnen gewissermaßen die eine Seite
immer ab und nur die eine Seite immer zu, je nachdem Sie sie beleuchten
von Ihrem oberen Menschen aus. Das ist aber genau ebenso,
wie es der Mond macht (Tafel 17, rechts). Der Mond geht, wie
Sie ja wissen, um die Erde herum. Er ist ein höflicher Herr; er wendet
immer nur die eine Seite der Erde zu. Während er um die Erde
kreist, dreht er sich nicht so, daß er einmal seine Vorderseite zeigt,
das andere Mal seine Rückseite, sondern er wendet der Erde nie seine
Rückseite zu. Man hat aber auch zugleich niemals irgend etwas Eigenes
von dem Monde, sondern immer das zurückgesendete, das reflektierte
Licht. Da ist durchaus ein innerer Parallelismus zwischen
der Mondennatur und der ganzen inneren menschlichen Wesenheit.
Sie schauen hinauf nach dem Monde, und verstehen Sie ihn auch
nur dieser äußeren formalen Seite nach, so müssen Sie darin die
innere Verwandtschaft mit der unteren Organisation des Menschen
empfinden.|201|138f}}
 
{{GGZ|Und nehmen wir jetzt die andere Tatsache, nehmen wir die Tatsache,
daß die Arme, in ihrer Verbindung mit dem Oberen des mittleren
Menschen, in einer gewissen Weise, ich möchte sagen, im
Menschen selber aufwachen, daß die Armbewegung wenigstens
traumhaft wird, dann fühlen wir, daß alles, was die Arme betrifft,
mehr Verwandtschaft hat mit der menschlichen Bewußtheit, als dasjenige,
was die Beinbewegung betrifft. Der elementarisch empfindende
Mensch wird daher sehr häufig schon ganz naturgemäß die
Arme ein wenig zu Hilfe nehmen, wenn es sich um die Sprache
handelt, die ja mit dem mittleren Menschen sehr viel zu tun hat.
Eine Unterstützung des Redens mit den Armen wird uns naheliegen.
Ich glaube aber nicht, daß es sehr viele Redner gibt, die zu
gleicher Zeit durch Beingesten ihre Rede unterstützen, oder viele
Zuhörer, welche an diesen Beingesten Gefallen finden würden.
Also Sie brauchen nur in der richtigen Weise solch ein Bedürfnis des
Menschen zu fühlen, dann fühlen Sie die Verwandtschaft heraus,
die nun wirklich besteht zwischen den Armen und Händen - die ja
zum Gliedmaßenmenschen gehören -, diesem höheren Teil des
Gliedmaßenmenschen und dem mittleren Menschen, dem rhythmisehen
Menschen, der zu seinem seelischen Gegenbilde das Gefühlsmäßige
des Menschen hat. Vorzugsweise versuchen wir ja die Rede,
die sehr leicht abstrakt wird, durch Gebärden der Arme und Gebärden
der Hände zu unterstützen. Das Gefühlsmäßige suchen wir in
die Rede hineinzubringen durch diese Unterstützung.|201|139f}}
 
{{GGZ|Das wiederum wurde gefühlt, indem
man Sprache und Armbewegung zusammenfassend mit dem
Mars in eine gewisse Beziehung gebracht hat. Der Mars steht ja nicht
in so inniger Verbindung mit der Erde, wie der Mond, und dasjenige,
was dem Sprachorganismus und dem Armorganismus zugrunde
liegt, steht auch nicht mit dem irdischen Menschen in einer
so innigen Verbindung wie das, was dem Beinorganismus und dem
Unterleibsorganismus zugrunde liegt. Wir können sagen: In einer
gewissen Beziehung wirkt das, was den unteren Gliedmaßen als
Tätigkeiten entspricht, sehr stark auf den unbewußten Menschen;
auf den halbbewußten Menschen wirkt aber ungeheuer stark das,
was den Armen und Händen entspricht. Und es ist schon so: Jemand,
der ganz ungeschickte Hände hat, der also zum Beispiel gar
nicht mit den Fingern geschickte Bewegungen ausführen kann, der
wird auch kein sehr feinsinniger Denker sein. Er wird in einer gewissen
Weise mehr nach groben Gedankenmaschen suchen als nach feinen
Gedankengliedern. Er wird, wenn er grobklotzige Hände hat,
viel eher sich für den Materialismus eignen, als wenn er geschickte
Handbewegungen hat.|201|140f}}
 
Diese Erkenntnisse sind von großer Bedeutung für eine menschengerechte [[Pädagogik]] und sollen daher in der von [[Rudolf Steiner]] begründeten [[Waldorfpädagogik]] entsprechend berücksichtigt werden:
 
{{GGZ|All diese Dinge werden von einer umfassenden Pädagogik durchaus
ins Auge gefaßt. Sie würden wahrscheinlich Ihre Freude haben,
wenn Sie, in unsere Waldorfschule eintretend, gerade in das Zimmer
kommen, wo so nach 10 Uhr vormittags der Handarbeitsunterricht
gegeben wird von unserer Freundin, Frau Molt, mit einigen andern
Damen zusammen, und Sie sehen würden, wie da unmittelbar nebeneinander
die strickenden Knaben, die häkelnden Knaben sitzen,
wie sie fleißig und hingebungsvoll stricken und häkeln, geradeso wie
die Mädchen. Das alles sind Dinge, die durchaus aus dem Ganzen
dieses Waldorfschulgeistes herauskommen, denn da handelt es sich
wirklich nicht darum, daß man in einigen abstrakten programmatischen
Sätzen dies oder jenes schreibt, sondern daß man das ernst
nimmt, daß der ganze Unterricht von Menschenerkenntnis ausgehen
soll; daß man wissen soll als Lehrer, was es für eine Bedeutung
hat, wenn ich geschickt die Finger zu bewegen verstehe - wenn ich
unter Umständen sogar ordentlich den Mittelfinger über den Zeigefinger
zu geben vermag, so wie einen Merkurstab, oder wenn ich das
durchaus nicht zu machen vermag -, was das für einen großen Unterschied
macht für das Denken. Unsere Fingerbewegungen sind in
hohem Maße Lehrer der Elastizität unseres Denkens. Diese Dinge
können aber nun auch erkennend weiter verfolgt werden. Sie werden
verhältnismäßig leicht sich die Fertigkeit aneignen, den mittleren
Finger über den Zeigefinger elastisch drüberzulegen, so daß Sie
eine Schlange um den Merkurstab zuwege bringen, aber Sie werden
das mit der mittleren Zehe gegenüber der zweiten Zehe weniger
leicht zustande bringen. Daraus sehen Sie den Unterschied der ganzen
Organisation. Es ist sehr wichtig, das ins Auge zu fassen, denn
die Fußkonstruktion hängt innig zusammen mit unserer ganzen
menschlichen Erdennatur. Durch unsere Handorganisation erheben
wir uns über die Erdennatur. Wir erheben uns zum Außerirdischen.
Dieses Sich-Erheben zum Außerirdischen im Menschen, das fühlte
die alte Weisheit, indem sie sagte: Der untere Mensch ist dem Mond
zugeteilt; der sich über die Erdennatur erhebende Mensch ist dem
Mars zugeteilt. - So fühlte diese uralte Weisheit in dem ganzen
Weltenall drinnen die Organisation, wie wir im Menschen die Organisation
fühlen. Aber der Materialismus hat es ja eben gerade
dazu gebracht, nichts mehr vom Menschen zu verstehen. Das
ist - ich muß es immer wieder betonen - die Tragik des Materialismus,
daß er seine Blicke auf die Materie hinrichtet, aber von der
Materie nichts mehr versteht, sondern gerade den Zusammenhang
mit dem materiellen Dasein verliert. Daher kann dieser Materialismus
auch sozial nur Unheil anrichten.|201|141f}}
 
== Wie Gedanken den Willen leiten können ==
 
Sehr genau beschreibt Rudolf Steiner, wie eine gedanklich gefasste Willensabsicht den Organismus ergreift. Der Gedanke, der sonst nur [[Abbauprozesse]] im [[Nervensystem]] bewirkt, wirkt dabei zerstörerisch bis in das [[Stoffwechsel-System]] hinein. Um diese Zerstörung wieder auszugleichen, wirken im Gegenzug [[Astralleib]] und [[Ich]] ''von außen'' herein und bringen dadurch die Willenstat zur Ausführung, z.B. durch die Bewegung der [[Gliedmaßen]] oder auch in viel mehr verinnerlichter Form.
 
{{GZ|Beim Nachdenken über die Dinge der Welt,
ohne daß es zu einem Wollen kommt, wird bloß die Kopf Organisation
engagiert, und es wird die Organisation des menschlichen Kopfes durch
die Denktätigkeit in der Weise abgebaut oder wenigstens in die Neigung
zum Abbau, zum Auflösen, zum Sterben gebracht, wie ich es gestern
dargestellt habe. Fassen wir aber den Gedanken: Ich will dies oder
jenes - , dann verbreitet sich die Tätigkeit, die dem denkenden Teil der
Seele angehört, von der Kopforganisation aus in das Stoffwechselsystem
und in das Gliedmaßensystem des Menschen hinein. Wenn ein Mensch
einen Gedanken hat, der eine Willensabsicht darstellt, dann sieht man in
der Intuition, wie eine astralische Tätigkeit hineinpulsiert in irgendeinen
Teil der menschlichen Stoffwechselorganisation oder bis in die
Gliedmaßenorganisation, und da wird dann durch einen solchen den
Willen beabsichtigenden Gedanken nicht nur in der Kopforganisation
abgebaut, sondern es wird abgebaut auch in den Stoffwechselorganen
und in den Gliedmaßenorganen. Da entstehen durch solche Gedanken
Zerstörungsprozesse. Diese Zerstörungsprozesse veranlassen, daß sich
nun auch das, was als Reales dem Willensteil der Seele zugrundeliegt,
hineinergießt in den Stoffwechselorganismus oder in den Gliedmaßenorganismus
und wiederum das ausgleicht, was der Gedanke abgebaut
hat, wiederum aufbaut, was durch den Gedanken abgebaut wird.
 
Wenn ich mich anschaulich ausdrücken will, so ist folgendes der Fall.
Ich habe den Gedanken, meinen Arm aufzuheben. Dieser Gedanke
schießt aus der Kopforganisation in die Armorganisation hinein, bewirkt
dort einen Abbau, einen Zerstörungsprozeß. Man kann ihn eine
Verbrennung nennen. Da wird im Laufe meiner Armorganisation
etwas zerstört. Derjenige Teil des astralischen Organismus, der dem
Willensteil der Seele entspricht, flutet nach, stellt wiederum her, was
abgebaut ist, baut es wieder auf. Und in diesem Aufbauen vollzieht sich
das Heben meines Armes. Es wird also das, was verbrannt ist, wiederum
hergestellt, und in dieser Wiederherstellung vollzieht sich der
eigentliche Willensakt.
 
Nun ist in dem Teil des astralischen Organismus, der den Willensimpulsen
der menschlichen Seele zugrundeliegt, auch die eigentliche
Ich-Wesenheit enthalten, so daß immer, wenn eine Willensentfaltung
geschieht, auch eine Entfaltung der Ich-Wesenheit vor sich geht. Indem
man sieht, wie der Mensch seinen Willen entfaltet, schaut man also hinein,
wie auf eine gewisse Veranlassung hin der menschliche astralische
Organismus und die Ich-Wesenheit hineinfluten, sich hineinergießen in
den physischen und ätherischen Organismus. Das geschieht auch, wenn
eine Willensentfaltung sich abspielt, die eigentlich nicht nötig macht,
daß ich meine Gliedmaßen bewege, sondern die vielleicht deren Ergänzungsteil
ist, oder die vielleicht selber nur ein etwas lebhafter Wunsch
ist. Da geschieht so etwas auch, nur werden da viel innerlichere Teile
des menschlichen Organismus von dem realen Willensteil der Seele
durchflutet.
 
Sie sehen, man kann ganz genau die Willensentfaltung studieren, aber
man braucht dazu die Erkenntnis der eigentlichen seelischen und geistigen
Wesenheit des Menschen. Ohne diese Erkenntnis kann man den
Willensteil der Seele nicht studieren und eigentlich auch nicht auf die
Ich-Wesenheit kommen, weil diese im Denken sich nur in einem
schwachen Abbild zeigt, im Fühlen nur als ein Impuls auftritt und im
Willen erst für das Erdendasein ihre wirkliche Realität hat.|215|162}}
 
Wie die elektrische Aktivität der [[Nerven]] dabei die [[Muskel]]tätigkeit beeinflussen kann, zeigte Rudolf Steiner am Beispiel des Herzens, das allerdings - wie oben besprochen - erst auf dem Weg ist, künfig ein Willkürorgan zu werden:
 
{{GZ|Zum
Herzen hin gehen zwei Nervenstränge. Die gehen von da hinten aus,
gehen da herunter und gehen zum Herzen hin. Da geht einer, und der
breitet sich dann aus im Herzen. Dann geht da ein anderer, breitet sich
auch aus im Herzen. Jetzt denken Sie sich, ich leite einen elektrischen
Strom durch den Nerv. Da kann ich etwas Merkwürdiges wahrnehmen:
Das Herz fängt an, immer schneller und schneller zu schlagen. Warum?
Weil der elektrische Strom den Nerv erregt, fängt das Herz an, immer
schneller und schneller zu schlagen. Der elektrische Strom, der erregt
den Nerv.
 
[[Datei:GA349 174.gif|center|300px|Zeichnung aus GA 349, S. 174]]
 
Nun denken Sie sich aber, ich elektrisiere nicht diesen Nerv, sondern
ich elektrisiere den anderen Nerv, den zweiten. Jetzt könnten Sie
glauben, Nerv ist Nerv. Ich elektrisiere da. Und man könnte nun
glauben, nicht wahr, das Herz fängt wieder an, schneller und schneller
zu schlagen. Es ist aber nicht so. Wenn ich den Nerv hier elektrisiere
(den ersten), schlägt das Herz immer schneller und schneller. Wenn
ich aber den hier elektrisiere (den zweiten), schlägt das Herz immer
langsamer und langsamer. Und wenn ich ihn ganz stark elektrisiere,
dann hört das Herz überhaupt zu schlagen auf. Ich muß rasch aufhören,
sonst stirbt mir der Mensch am Herzschlag. Dabei ist es so,
daß zwischen diesem einen und diesem anderen Nerv gar kein Unterschied
ist in der Konstruktion. Konstruiert sind sie beide auf gleiche
Art. Ja, was liegt denn da vor?
 
Sehen Sie, da ist es dann so: Wenn das da hier elektrisiert ist, dann
geht der astralische Leib da herein, regt das Herz an, daß es schneller
schlägt, weil ihm gewissermaßen eine Arbeit, die er sonst selber machen
muß, vom elektrischen Strom abgenommen wird. Er kann also schneller
arbeiten im Herzen. Jetzt nehmen Sie aber an, hier würde elektrisiert
(beim anderen Nerv). Jetzt will der Astralleib das Herz schneller bewegen;
aber von der anderen Seite wird ihm ein Hindernis in den Weg
gesetzt. Sowie er anfangen will, das Herz schneller zu bewegen, kann
er nicht durch auf der anderen Seite. Diese Erregung (beim ersten
Nerv) nützt ihm, weil es ihm eine Arbeit abnimmt. Diese Erregung
(die zweite), die schadet ihm, weil es ihm entgegenkommt. Wenn ich
mich hineinbegeben könnte ins Herz und von da aus elektrisieren
könnte, dann würde das auch das Herz schneller und schneller schlagen
lassen. Wenn ich aber von außen her diesen Nerv elektrisiere, dann
kann dieser astralische Leib das Herz nicht bewegen, weil er immer
mehr und mehr ein Hindernis hat.
 
Daraus sehen Sie, daß man ganz genau erkennen kann, wie die
Dinge sich eigentlich vollziehen am menschlichen Körper, wie der
astralische Leib auf der einen Seite geradeso eingreift, wie wenn ich,
sagen wir, ein Rad drehen will: da schiebe ich an, da drehe ich weiter;
wenn ich aber entgegengesetzt drehe, dann geht es nicht. So ist es beim
Herzen, so ist es bei der Lunge, bei jedem Organ. Jedes Organ wird
von zwei Seiten aus versorgt mit den Nerven; aber das, was eingreift,
das ist der astralische Leib.|349|174f}}
 
== Das gesunde Verhältnis des Geistig-Seelischen zum Gliedmaßen-System ==
[[Bild:Goetheanum1 Blaues Suedfenster.jpg|thumb|350px|Das [[Das blaue Südfenster des ersten Goetheanums|blaue Südfenster]] des [[Erstes Goetheanum|ersten Goetheanums]] nach dem Entwurf [[Rudolf Steiner]]s, das die [[Einweihung]] in die [[Kosmos|kosmische]] [[Astralwelt]] zeigt. Damit wird zugleich der Weg dargestellt, der vom Willensvorsatz (links) über den [[Entschluss]] (Mitte) bis hin zu ausgeführten [[Handlung]] (rechts) führt. Im mittleren Fensterteil durchläuft der Mensch die Region des [[Tierkreis]]es, die an jeder Willenshandlung beteiligt ist. Durch seine Bewegungen drückt der Mensch aus, welche Kräfte ihm von den Tierkreiswesen zuströmen. Es sind dieselben Bewegungsformen, die wir auch aus dem [[Sprachgestaltung]]sunterricht kennen und die mit der Zuordnung der Tierkreiszeichen zu den verschiedenen Körperregionen zusammenhängen.]]
 
Verbindet sich der [[Astralleib]] zu fest mit dem [[Organismus]], so tritt [[Schmerz]] oder zumindest [[Unlust]] auf. Das [[Gefühl]]sleben bekommt einen Erlebnisinhalt, den es im gesunden Organismus nicht hat, und in der Folge wird auch das [[Wille]]nsleben beeinträchtigt. Wenn etwa die Bewegung eines Körpergliedes, die sich sonst ganz selbstverständlich vollzieht, zu schmerzen beginnt, ist das bereits der Anfang einer Lähmung. Der Wille kann den Organismus nicht mehr in rechter Weise ergreifen.
 
=== Astralleib ===
 
{{GZ|Man stellt sich wohl vor, daß das Geistige im Menschen
zur physischen Grundlage einen komplizierten Naturprozeß
wie eine Fortsetzung des außerhalb des Menschen befindlichen
Natürlichen habe. Aber man sehe doch, ob jemals
die im gesunden menschlichen Organismus begründete
Fortsetzung eines Naturprozesses das geistige Erleben als
solches hervorruft? Das Gegenteil ist der Fall. Das geistige
Erleben wird ausgelöscht, wenn der Naturprozeß sich in
gerader Linie fortsetzt. Es geschieht dies im Schlafe; es geschieht
in der Ohnmacht.
 
Man sehe dagegen, wie das bewußte Geistesleben verschärft
wird, wenn ein Organ erkrankt. Schmerz stellt sich
ein oder wenigstens Unlust und Unbehagen. Das Gefühlsleben
erhält einen Inhalt, den es sonst nicht hat. Und das
Willensleben wird beeinträchtigt. Eine Gliedbewegung, die
sich im gesunden Zustande selbstverständlich vollzieht,
kann nicht ausgeführt werden, weil sich der Schmerz oder
die Unlust hemmend entgegenstellen.
 
Man beachte den Übergang von der schmerzbegleiteten
Bewegung eines Gliedes zu dessen Lähmung. In der schmerzbegleiteten
Bewegung liegt der Anfang der gelähmten. Das
aktiv Geistige greift in den Organismus ein. Im gesunden
Zustande offenbart sich dieses zunächst im Vorstellungs- oder
Denkleben. Man aktiviert eine Vorstellung; und eine
Gliedbewegung folgt. Man geht mit der Vorstellung nicht
bewußt in die organischen Vorgänge ein, die zuletzt zur
Gliedbewegung führen. Die Vorstellung taucht in das Unbewußte
unter. Zwischen der Vorstellung und der Bewegung
tritt im gesunden Zustande ein Fühlen ein, das nur seelisch
wirkt. Es lehnt sich nicht deutlich an ein körperlich
Organisches an. Im kranken Zustande ist das aber der Fall.
Das Fühlen, das im gesunden Zustande als losgelöst von dem
physischen Organismus erlebt wird, verbindet sich im
kranken Erleben mit diesem.
 
Die Vorgänge des gesunden Fühlens und des kranken Erlebens
erscheinen dadurch in ihrer Verwandtschaft. Es muß
etwas da sein, das im gesunden Organismus mit diesem nicht
so intensiv verbunden ist als im kranken. Der geistigen Anschauung
enthüllt sich dieses als der astralische Leib. Er ist
eine übersinnliche Organisation innerhalb der sinnlichen. Er
greift entweder lose in ein Organ ein, dann führt er zum
seelischen Erleben, das für sich besteht und nicht in Verbindung
mit dem Körper empfunden wird. Oder er greift intensiv
in ein Organ ein; dann führt er zum Erleben des
Krankseins. Man muß sich eine der Formen des Krankseins
in einem Ergreifen des Organismus durch den astralischen
Leib vorstellen, die den geistigen Menschen tiefer in seinen
Körper untertauchen läßt, als dies im gesunden Zustande
der Fall ist.|27|20ff}}
 
=== Ich-Organisation ===
 
Wenn auch die [[Ich-Organisation]] zu tief in den Organismus eintaucht, verschärft sich das Problem. Verbindet sich das Ich zu stark mit dem zu bewegenden Glied, so wird dieses wie ein Stück der Außenwelt empfunden und eine Lähmung tritt ein. Die gesunde Bewegung ist eine beginnende Lähmung, die sofort wieder aufgehoben wird; das Ich verbindet sich zuerst mit dem zu bewegenden Glied, löst sich aber gleich wieder los.
 
{{GZ|Aber auch das Denken hat seine physische Grundlage
im Organismus. Es ist im gesunden Zustande nur noch mehr
von diesem losgelöst als das Fühlen. Die geistige Anschauung
findet außer dem astralischen Leib noch eine besondere
Ich-Organisation, die sich seelisch frei im Denken darlebt.
Taucht mit dieser Ich-Organisation der Mensch intensiv
in sein Körperhaftes unter, so tritt ein Zustand ein, der die
Beobachtung des eigenen Organismus derjenigen der Außenwelt
ähnlich macht. - Beobachtet man ein Ding oder
einen Vorgang der Außenwelt, so liegt die Tatsache vor,
daß der Gedanke im Menschen und das Beobachtete nicht
in lebendiger Wechselwirkung stehen, sondern unabhängig
voneinander sind. Das tritt für ein menschliches Glied nur
dann ein, wenn es gelähmt wird. Dann wird es Außenwelt.
Die Ich-Organisation ist nicht mehr lose wie im gesunden
Zustande mit dem Gliede vereinigt, so daß sie sich in der
Bewegung mit ihm verbinden und gleich wieder loslösen
kann; sie taucht sich dauernd in das Glied ein und kann sich
nicht mehr aus ihm zurückziehen.
 
Wieder stellen sich die Vorgänge des gesunden Bewegens
eines Gliedes und die Lähmung in ihrer Verwandtschaft nebeneinander.
Ja, man sieht es deutlich: die gesunde Bewegung
ist eine angefangene Lähmung, die sogleich in ihrem
Anfange wieder aufgehoben wird.|27|22f}}
 
== Bewegung, Wille, Intuition ==
 
Wie der [[Wille]] unseren [[Leib]] ergreift, um ihn zu bewegen, liegt - im Einklang mit den Erkenntnissen der [[Neurowissenschaften]] - zunächst ganz außerhalb unseres [[Bewusstsein]]s. Ein Bewusstsein dafür lässt sich nur durch [[Intuition]] erlangen.
 
{{GZ|Wenn der einfachste Ausdruck eines Willens
geschieht, wenn wir zum Beispiel eine Hand heben, oder gehen,
oder mit irgendeinem Instrument auf den Tisch schlagen, also etwas
ausführen, was mit dem Willen etwas zu tun hat, so können wir sehen,
daß in der Wirklichkeit sich etwas vollzieht, was wir nennen können
einen Übergang unserer Gemütsbewegungen - des inneren Impulses
also zu der Handlung - zu etwas, was wahrhaft nicht mehr innerhalb
unserer Seele ist, aber doch in einer gewissen Weise innerhalb von uns.
Denn dasjenige, was da durch einen wirklichen Willensimpuls geschieht,
indem wir unseren eigenen Leib in Tätigkeit versetzen, und
wodurch dann sozusagen als Fortsetzung dieses In-Tätigkeit-Versetzens
die äußere Handlung geschieht, das steht durchaus nicht innerhalb
desjenigen, was sich in der Seele erschöpft; denn der Mensch
kann unmöglich alle die Handlungen verfolgen, die von dem Entschluß,
eine Hand zu heben, bis zum wirklichen Heben der Hand
verlaufen müssen. Da wird der Mensch auf der andern Seite von seinen
Gemütsbewegungen in ein Äußeres hineingeleitet, aber in ein Äußeres,
das jetzt in einer ganz andern Weise ein Äußeres ist, nämlich das
Äußere an uns selber: unsere Leiblichkeit, unsere eigene Körperlichkeit.
Wir gehen hinunter von der Seele in unsere eigene Leiblichkeit,
in unsere eigene Körperlichkeit; aber wir wissen zunächst nicht, wie
wir das machen im äußeren Leben. Denken Sie einmal, was Sie für
Anstrengungen machen müßten, wenn Sie, anstatt Ihre Hand zu
bewegen, einen Apparat konstruieren müßten, welcher, indem Sie
ihn von außen durch Federn und so weiter bewegten, denselben Effekt
hervorrufen würde, wie wenn Sie sagen würden: Ich will die
Kreide aufheben - also wenn Sie einfach sagten: Ich will die Kreide
aufheben - und dann Ihre Hand dazu heben. Denken Sie nur, was Sie
alles, was da geschieht zwischen der Vorstellung: Ich will die Kreide
aufheben - und dem wirklichen Aufheben der Kreide, bewerkstelligen
müßten, um es durch ein Werkzeug wirklich in Realität umzusetzen!
Denken Sie, was Sie da für Anstalten machen müßten! Das kann man
nicht denken, aus dem einfachen Grunde, weil man dazu auch gar
nicht imstande ist. Es ist auch nicht ein solcher Apparat da. Dennoch
ist er vorhanden am Menschen. Da geschieht etwas in der Welt, was
ganz offenbar nicht in unserem Bewußtsein ist; denn wenn es in
unserem Bewußtsein im Alltag wäre, so würden wir den Apparat mit
Leichtigkeit herstellen können. Würde man alles kennen, was verläuft
zwischen der Vorstellung: Ich will die Kreide aufheben - und dem
Kreide-Aufheben selbst, so würde man den entsprechend konstruierten
Apparat herstellen können. Also es verfließt da etwas, was wir zu
unserer Leiblichkeit rechnen müssen, was aber dem Menschen ganz
und gar unbekannt ist.
 
Wir müssen also fragen: Was müßte denn geschehen, wenn in das,
was da in der Handbewegung oder in irgendeiner andern, dem Willen
folgenden Körperbewegung ausgeführt wird, Bewußtsein hereindringen
soll? Dann müßte auch eine solche Realität, die außer uns ist, nicht
Halt machen vor unserem Bewußtsein, sondern müßte heraufkommen
in unser Bewußtsein. Ein ebensolches Geschehen, einen ebensolchen
Verlauf, wie er sich da an unserer eigenen Leiblichkeit vollzieht
und nicht heraufdringt in unser Bewußtsein, müßten wir so vor uns
haben, daß er uns ebenso äußerlich wäre, ebenso aber wieder intensiv
mit uns verbunden wäre wie für unser Bewußtsein unsere Handbewegung.
So etwas müßten wir haben, was so intensiv zu uns gehörte und
doch in uns wie von außen hereinfiele, also etwas, was wir in unserer
Seele erleben würden und dennoch in unserer Seele als ein Äußeres
erlebten. Also wir müßten ein so Kunstvolles haben wie einen Apparat
für das Aufheben der Kreide und müßten dieses Kunstvolle ebenso
wie ein in festen äußeren Gesetzen Begründetes innerhalb unseres
Bewußtseins haben. In unser Bewußtsein müßte etwas hereinfallen,
was in gesetzmäßiger Weise innerhalb dieses Bewußtseins wirkte, so
daß wir jetzt nicht so denken würden, wie wir bei einer sonstigen
Willenshandlung denken, daß wir uns sagen: Da ist auf der einen Seite
in uns lebend der Gedanke: Ich will die Kreide aufheben - und dann,
wie streng davon getrennt, etwas, wovon ich gar nichts weiß, nämlich
der Vorgang, den ich höchstens dann wie eine äußere Wahrnehmung
anschauen kann -, sondern die beiden Dinge müßten zusammenfallen,
müßten ein und dasselbe sein. Das Geschehen müßte unmittelbar mit
dem seelischen Bewußtsein verbunden sein, so daß es in dasselbe hineinfällt,
so etwa hineinfällt, wie wenn alle Einzelheiten der Handbewegung
nicht außerhalb, sondern innerhalb des Bewußtseins sich
vollzögen. Das ist aber der Vorgang, der sich vollzieht bei der Intuition
[es wird «Intuition» angeschrieben].
 
[[Datei:GA115 274.gif|center|400px|Zeichnung aus GA 115, S. 274]]
 
Daher können wir sagen: Wenn wir mit unserem eigenen Bewußtsein
etwas, was vollständig innerhalb desselben sich auslebt, erfassen
können, nicht als ein bloßes Wissen, sondern als ein Geschehen, als
ein Weltgeschehen, so haben wir es zu tun mit der Intuition, und
zwar mit jener Intuition im höheren Sinne, wie es auch gemeint ist in
dem Buche «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?», so
daß wir es also innerhalb der Intuition zu tun haben mit dem waltenden
Willen. Während also Brentano, dieser scharfsinnige Psychologe,
bei den gewöhnlichen Seelenerscheinungen innerhalb der Seele nur
die Gemütsbewegungen findet und den Willen gar nicht findet, weil
er dort nicht vorhanden ist - denn der Wille fällt heraus für das
gewöhnliche Bewußtsein -, findet erst das in die höheren Regionen
hinaufsteigende Bewußtsein in sich etwas, was zugleich ein Geschehen
ist. Das ist das, wo die Welt hereinspielt in das Bewußtsein. Das
ist die Intuition.|115|273ff}}
 
== Die menschliche Bewegung ist eigentlich eine magische Wirkung ==
 
[[Rudolf Steiner]] ist - wie schon oben beschrieben - entschieden gegen die bis heute in den [[Neurowissenschaften]] [[dogma]]tisch verkündete Behauptung aufgetreten, dass die menschliche Bewegung zentral vom [[Nervensystem]] gesteuert werde. Er hat daher auch die ihm falsch erscheinende Unterscheidung von [[Motorische Nerven|motorischen]] und [[Sensorische Nerven|sensorischen Nerven]] zurückgewiesen. Motorische [[Nerven]] gäbe es in Wahrheit nicht. Alle Nerven seien letztlich [[sensorisch]]er Natur und die sogenannten „motorischen Nerven“ würden nur der [[Wahrnehmung]] der eigenen Körperbewegung dienen. Eigentlich sei die menschliche Bewegung eine [[Magie|magische]] Wirkung, bei der das [[Geist]]ige unmittelbar in den Bewegungsapparat eingreife. Der [[Wille]] werde dadurch angeregt, dass im unteren [[Mensch]]en eine beständige Tendenz zur Bildung von [[Blausäure]] (von Steiner im heute veralteten Sinn als ''Zyansäure'' bezeichnet) vorliege, der die Willenstätigkeit entgegenwirke.
 
{{GZ|Nun
müssen wir die Frage auf werfen: Was bewegt denn eigentlich die Gliedmaßen?
Was ist das Tätige, wenn zum Beispiel der Mensch geht, oder
wenn der Mensch mit seinen Armen irgend etwas verrichtet? Was ist
das Tätige dabei? Nicht wahr, die materialistische Anschauung wird
einfach sagen: Der Mensch selbst ist das - und wird dabei denken an
das im Menschen, woran eben die materialistische Anschauung denken
kann. Dieses Stück Kosmos aus Blut, Knochen und so weiter, das man
als den Menschen beschreibt, das bewegt die Glieder! Das ist der eigentliche
Akteur! Aber das hat im Grunde genommen gar keinen Sinn;
denn das ist das Objekt der Bewegung, das ist dasjenige, was bewegt
wird. Und wenn wir fragen: Wer ist das eigentliche Subjekt dabei, wer
bewegt das Bein, den Arm? -, dann kommen wir nicht auf Materielles,
dann kommen wir gerade auf Geistiges. Dann kommen wir dazu, uns
zu sagen: Es muß das Geistige selbst physische Kräfte, Kräfte, die wir
sonst als physische Kräfte bezeichnen, in Aktion bringen. Es muß unser
Bein geradeso durch ein Geistiges bewegt werden können, wie durch
uns, sagen wir ein Stück Holz, das wir von einem Ort zum anderen legen,
bewegt wird.
 
Aber da kommen wir auf etwas ganz Merkwürdiges, das eigentlich
gewöhnlich nicht bedacht wird, weil darüber eine große Illusion
herrscht. Unsere menschliche Bewegung ist eigentlich eine magische
Wirkung, die darin besteht, daß durch den Geist etwas in Bewegung
gesetzt wird. Tatsächlich ist unsere Bewegung als Mensch eine magische
Wirkung, und wir sehen den Menschen ganz und gar nicht richtig an,
wenn wir ihn als bewegten Menschen nicht auf magische Art bewegt
denken. Es muß der Wille, ein rein Geistiges, eingreifen in die physische
Aktivität. Das sind magische Wirkungen. Wenn Sie gehen, wirkt
der innere Magier, der ist etwas ganz Wesentliches. Wie kommt das
zustande? Dadurch, daß wir physische Menschen sind aus Knochen,
Blut und so weiter, sind wir noch kein bewegter Mensch, dadurch könnten
wir höchstens ein ruhender, ein ewig im Bette liegender Mensch
sein; aber wir könnten kein bewegter Mensch sein. Denn da muß der
Wille unmittelbar tätig sein. Die materialistische Wissenschaft macht
es sich leicht, wenn sie die Theorie aufstellt: das sind die motorischen
Nerven und so weiter. Das ist Unsinn. In Wirklichkeit liegt hier in der
menschlichen Bewegung eine magische Wirkung vor, ein unmittelbares
Eingreifen des Geistes in die körperlichen Bewegungen. Wie ist das
möglich? Das wird auf folgende Weise herbeigeführt.
 
Ich habe schon heute Nachmittag angedeutet: Wenn der Mensch lebt
vom rhythmischen System hin zum Gliedmaßen-Stoffwechselsystem,
dann erweist dasjenige, was aus dem Kohlenstoff wird, seine Verwandtschaft
mit dem, was aus dem Stickstoff wird, und es entsteht fortwährend
die Tendenz, in der menschlichen Wesenheit nach unten hin Verbindungen
zu schaffen von Kohlenstoff und Stickstoff. Diese Tendenz
besteht. Man wird früher auch den Verdauungsprozeß selbst und
namentlich den Ausscheidungsprozeß nicht durchsichtig bekommen,
wenn man nicht die Tendenz der Verbindung des Kohlenstoffes mit
dem Stickstoff ins Auge faßt. Diese Tendenz zur Verbindung von
Kohlenstoff und Stickstoff führt zuletzt zur Bildung von Zyansäure,
und tatsächlich besteht im Menschen nach unten fortwährend
die Tendenz, Zyansäure zu erzeugen oder zyansaure Salze zu erzeugen.
Wir haben nicht einmal einen ordentlichen Ausdruck für das,
was da entsteht. - Was da entsteht, wird nur so weit getrieben, daß
es gerade bis zu dem Punkt kommt, anzufangen zu entstehen, dann
wird es, durch die Absonderungen der Galle namentlich, sofort aufgehoben.
So daß wir nach unten gehend im Menschen eine Tendenz haben,
Zyanverbindungen zu schaffen, die im Status nascendi aufgehoben
werden durch die Gallenabsonderungen. Nun bedeutet aber Zyanverbindungen
im Menschen schaffen, den Menschen zerstören. Es ist die
schnellste Methode, wodurch man die Menschengestalt zerstören kann,
wenn man sie mit Zyan durchdringt. Diese Tendenz besteht namentlich
nach dem Gliedmaßen-Stoffwechselsystem hin. Fortwährend will
der menschliche Organismus Zyanverbindungen schaffen, die gleich
wieder zerstört werden. Aber in diesem Moment zwischen dem Entstehen
und dem sogleich Aufgelöstwerden der Zyansäureverbindungen
ergreift der Wille das Muskelsystem. - Im Paralysieren dieses Prozesses
liegt die Möglichkeit für den Willen, einzugreifen, so daß der
Mensch sich bewegen kann. Es liegt fortwährend im Menschen nach
unten gehend die Tendenz, die organische Substanz zu zerstören durch
eine Vergiftung. Sie ist fortwährend im Anfang und wir könnten uns
nicht bewegen, wir könnten nicht zum Freiwerden des Willens gelangen,
wenn wir nicht fortwährend die Tendenz hätten, uns zu zerstören.
So daß wir, wenn wir es grotesk ausdrücken wollen, nach unten
hin fortwährend die Tendenz haben, uns zum Gespenst zu machen
und uns dadurch auf magische Weise bewegen. Wir dürfen nicht auf
den physischen Körper schauen beim Herumgehen des Menschen, sondern
auf seinen Willen, auf das Hervorrufen von räumlichen Bewegungen
auf rein magische Weise.
 
So sehen Sie, daß wir eigentlich jedesmal, wenn wir den Menschen
in Bewegung bringen, vor der Verantwortung stehen, in die Prozesse
einzugreifen, die eigentlich Todes-, Erkrankungsprozesse sind. Wir haben
daher die Aufgabe, auf der anderen Seite auch wieder zu wissen,
daß diesem Erkrankungsprozeß gegenübersteht der Gesundungsprozeß,
und der liegt in dem, was ich schon heute nachmittag erwähnt habe: Es
muß jederzeit einem Vorgang im unteren Menschen ein entsprechender
Prozeß im oberen gegenüberstehen. Hat der Kohlenstoff die Tendenz,
nach unten Stickstoffverbindungen zu bilden, so hat er nach oben die
Tendenz, Sauerstoffverbindungen zu bilden. Die früheren Alchimisten
nannten ihn den «Stein der Weisen», das ist nichts anderes als der voll
verstandene Kohlenstoff. Er hat nach oben die Tendenz, Sauerstoffverbindungen
zu erzeugen, Sauerstoff säuren oder Sauerstoff saure Salze.
Die aber regen den Gedanken an, und jedesmal wenn wir bildhaft lebendig
das Kind beschäftigen, regen wir die Kohlensäurebildung und
damit das Denken an. Jedesmal, wenn wir das Kind anleiten, gleichzeitig
während des Denkens etwas zu tun, rufen wir einen Gleichgewichtszustand
herbei zwischen der Kohlensäurebildung und der Zyanerzeugung;
und darauf kommt im menschlichen Leben eigentlich alles
an, daß diese zwei Dinge im Gleichmaß erzeugt werden.|302a|135ff}}
 
== Die Muskeln sind kristallisiertes Karma ==
 
Im [[Wille]]n, der unsere [[Muskeln]] gestaltet und bewegt, indem er über das [[Wärme]]element unmittelbar magisch in den [[Stoffwechsel]] eingreift, wirkt unser [[Karma]], unser ganz persönliches [[Schicksal]]. Die Muskeln selbst sind, bis in den [[Biochemie|biochemischen]] Feinbau hinein, kristallisiertes Karma.
 
{{GZ|Man erblickt nämlich
dieses ganz personifizierte Schicksal so, daß man es im innersten
Zusammenhang mit seiner Leiblichkeit, mit seinem Erdenmenschen
erfühlt. Und zwar so, daß man die unmittelbare Erkenntnis hat: Wie
in deinem Erdenleibe deine Muskeln aufgebaut sind, wie dein ganzes
Muskelsystem ist, ist es eine Schöpfung dieses deines Schicksals, deines
Karmas. Jetzt kommt dann die Zeit, wo man sich sagt: Wie verschieden
ist manchmal die Maja von der Wahrheit. Da glauben wir, solange
wir auf dem physischen Plane stehen, dieser Muskelmensch bestehe
eben aus den fleischigen Muskeln; in Wahrheit sind diese Fleischesmuskeln
das kristallisierte Karma. Und sie sind so gestaltet im Menschen,
so kristallisiert, daß der Mensch bis auf die feinste chemische
Zusammensetzung hinein in seinem Muskelsystem sein kristallisiertes
Karma trägt. So sehr trägt er es, daß sich nun der geistige Erschauer
ganz klar wird darüber: Wenn ein Mensch zum Beispiel seine Muskeln
so bewegt hat, daß er sich auf eine Stätte begeben hat, auf der ihm ein
Unglück geschehen ist, so ist das aus dem Grunde geschehen, weil
in den Muskeln die geistige Kraft darinnen lag, die ihn aus sich selbst
heraus an die Stätte getrieben hat, an der ihm das Unglück passierte.
Die Weltenordnung hat unser Schicksal kristallisiert in unserem
Muskelsystem. Und in unserem Muskelsystem lebt der Geist, für den
äußeren physischen Plan kristallisiert, der ohne unser offenbares
Wissen uns überall dahin führt, wohin wir eben in Gemäßheit unseres
Karmas gehen müssen, kommen müssen.|153|85f}}


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Bewegung}}
* {{WikipediaDE|Bewegung}}
* {{WikipediaDE|Bewegung}}
* [[Geschwindigkeit]]
* [[Veränderung]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{Eisler|Bewegung}}
{{Wiktionary|Bewegung}}
* {{Kirchner|Bewegung}}
 
== Literatur ==
 
* [[Friedrich Adolf Trendelenburg]]: ''Logische Untersuchungen'', 1840 (3. Aufl. 1870) ([http://books.google.de/books?id=KRdVAAAAMAAJ&printsec=frontcover&dq=inauthor:%22Friedrich+Adolf+Trendelenburg%22&hl=de&sa=X&ei=Dx-2T5a8MrKM4gTY7cmqCQ&ved=0CGIQ6AEwCDgK#v=onepage&q=inauthor%3A%22Friedrich%20Adolf%20Trendelenburg%22&f=false Band 1], [http://books.google.de/books?id=V1wVAAAAYAAJ&printsec=frontcover&dq=inauthor:%22Friedrich+Adolf+Trendelenburg%22&hl=de&sa=X&ei=JBy2T8TREYHh4QSYhLi_CQ&ved=0CFMQ6AEwBQ#v=onepage&q=inauthor%3A%22Friedrich%20Adolf%20Trendelenburg%22&f=false Band 2])
*[[Herbert Witzenmann]]: ''Sinn und Sein. Der gemeinsame Ursprung von Gestalt und Bewegung.'' Verlag Freies Geistesleben, 1989
* [[Wolfgang Schad]] (Hrsg.): ''Die menschliche Nervenorganisation und die Soziale Frage: Teil 1: Ein anthropologisch-anthroposophisches Gespräch'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1991, ISBN 978-3772504068
* Wolfgang Schad (Hrsg.): ''Die menschliche Nervenorganisation und die Soziale Frage: Teil 2: Dokumentarischer Anhang'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1992, ISBN 978-3772504075
* Wolfgang Schad (Hrsg.): ''Die Doppelnatur des Ich: Der übersinnliche Mensch und seine Nervenorganisation'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2014, ISBN 978-3772512827
* Wolfgang Schad: ''Der periphere Blick: Die Vervollständigung der Aufklärung'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2014, ISBN 978-3772514012, EBook {{ASIN|B01LZF3IZ3}}
* [[Karl Ballmer]]: ''Briefwechsel über die motorischen Nerven'', erweiterte Neuausgabe, Edition LGC 2013, ISBN 978-3-930 964-22-2
* Peter Wyssling: ''Rudolf Steiners Kampf gegen die motorischen Nerven. Das Schicksal einer Weltanschauungsentscheidung in Karl Ballmer und Gerhard Kienle.'' 3., erweiterte und verbesserte Auflage, Edition LGC 2016, ISBN 978-3-930 964-26-0
* [[Peter Heusser]]: ''Anthroposophie und Wissenschaft: Eine Einführung. Erkenntniswissenschaft, Physik, Chemie, Genetik, Biologie, Neurobiologie, Psychologie, Philosophie des Geistes, Anthropologie, Anthroposophie, Medizin'', Verlag am Goetheanum, Dornach 2016, ISBN 978-3723515686
*Johannes W. Rohen: ''Funktionelle Neuroanatomie: Lehrbuch und Atlas'', Schattauer, F.K. Verlag 2001, ISBN 978-3794521289
*Johannes W. Rohen: ''Eine funktionelle und spirituelle Anthropologie: unter Einbeziehung der Menschenkunde Rudolf Steiners'', 1. Aufl., Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2009, ISBN 978-3772520983
*Johannes W. Rohen: ''Morphologie des menschlichen Organismus'', 4. Aufl., Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2016, ISBN 978-3772519987
*Rudolf Steiner: ''Von Seelenrätseln'', [[GA 21]] (1983), ISBN 3-7274-0210-5 {{Schriften|021}}
*Rudolf Steiner/Ita Wegman: ''Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen'', [[GA 27]] (1991), ISBN 3-7274-0270-9 {{Schriften|027}}
*Rudolf Steiner: ''Geist und Stoff, Leben und Tod'', [[GA 66]] (1988), ISBN 3-7274-0660-7 {{Vorträge|066}}
*Rudolf Steiner: ''Anthroposophie – Psychosophie – Pneumatosophie'', [[GA 115]] (2001), ISBN 3-7274-1150-3 {{Vorträge|115}}
*Rudolf Steiner: ''Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos'', [[GA 201]] (1987), ISBN 3-7274-2012-X {{Vorträge|201}}
*Rudolf Steiner: ''Nordische und mitteleuropäische Geistimpulse'', [[GA 209]] (1982), ISBN 3-7274-2090-1 {{Vorträge|209}}
*Rudolf Steiner: ''Die Philosophie, Kosmologie und Religion in der Anthroposophie'', [[GA 215]] (1980), ISBN 3-7274-2152-5 {{Vorträge|215}}
*Rudolf Steiner: ''Erziehung und Unterricht aus Menschenerkenntnis'', [[GA 302a]] (1993), ISBN 3-7274-3025-7 {{Vorträge|302a}}
*Rudolf Steiner: ''Die gesunde Entwickelung des Menschenwesens. Eine Einführung in die anthroposophische Pädagogik und Didaktik.'', [[GA 303]] (1978), ISBN 3-7274-3031-1 {{Vorträge|303}}
*Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik, I'', [[GA 320]] (2000), ISBN 3-7274-3200-4 {{Vorträge|320}}
*Rudolf Steiner: ''Vom Leben des Menschen und der Erde. Über das Wesen des Christentums'', [[GA 349]] (1980), ISBN 3-7274-3490-2 {{Vorträge|349}}


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{{Begriffsklärung}}

Aktuelle Version vom 3. Mai 2021, 06:53 Uhr

Bewegung steht für:

Siehe auch

Weblinks

 Wiktionary: Bewegung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung mehrerer mit demselben Wort bezeichneter Begriffe.