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Bedarf (Wirtschaft)
Bedarf bzw. Nachfrage soll im Rahmen einer assoziativen Wirtschaft nicht künstlich aus volkswirtschaftlichen Gründen, mittels wirtschaftspolitischer Maßnahmen (z.B. Stimulierung der Binnennachfrage, um die Konjunktur anzukurbeln), oder um von Unternehmen aus Profitinteresse Produziertes absetzen zu können (mittels Werbung), erzeugt werden.
„Nach dem, was ich hier eben schon ausgesprochen habe, darf niemals das Bedürfnis durch einen sozialen Eigenprozeß, durch einen wirtschaftlichen Eigenprozeß erzeugt werden, sondern das Bedürfnis muß gerade von außen herein entwickelt werden durch einen andern, sei es durch einen ethischen oder einen andern Kulturprozeß. In ungesunden Zeiten werden Bedürfnisse rein volkswirtschaftlich entwickelt, und darüber sind die ungesund denkenden Menschen eigentlich froh. Sie haben in der Zeit, die gerade zu unserer sozialen Katastrophe geführt hat, in der Zeit, wo das soziale Karzinom, die soziale Krebskrankheit sich allmählich heraufgesteigert hat, an allen Ecken und Enden sehen können, wie das Bedürfnis, das nicht aus der sozialen Struktur selber kommen, sondern das von anderen Kulturaufgaben der Menschheit her hineinkommen sollte in die soziale Struktur, wie das durch den sozialen Prozeß selbst erzeugt werden sollte. Eine Zeitlang las man immer wieder: Kocht mit Maggi gute Suppen! - Nun, das Bedürfnis nach Maggi wäre ganz gewiß nicht entstanden ohne diese Reklame! Diese Reklame ist aus der reinen Volkswirtschaft heraus. Das ist kein Bedürfnis, das sich auf wirkliche Weise ergeben hat. So Bedürfnisse erzeugen, so ein künstliches Interesse für ein bestimmtes Produkt erzeugen, das ist geradeso unheilsam und muß zur Krankheit des sozialen Organismus führen, als wenn Sie als Arzt zum Beispiel den Knaben, der etwas lernen soll, nicht durch moralische Mittel zum Fleiß anfeuern wollten, sondern wenn Sie ihm ein Pülverchen gäben, damit er durch dieses Pülverchen vielleicht da oder dort eine Aufrüttelung erlebe und durch seinen Magen fleißiger werde. ... Denn es darf eben nicht der soziale Organismus selber auf der einen Seite die Bedürfnisse erzeugen, und auf der andern Seite darf er auch nicht Ware erzeugen, die nur dem sozialen Organismus als solchem dienen soll. Der soziale Organismus muß die Ware geliefert bekommen von der Naturgrundlage. Er muß die Bedürfnisse geliefert bekommen auf der andern Seite von der Menschheitsentwickelung selbst.“ (Lit.: GA 188, S. 198)
In einer etablierten assoziativen Wirtschaft hat Werbung lediglich die Funktion von Anzeige, Bekanntmachung und Präsentation.
Zur Unterscheidung von assoziativer, bedarfsorientierter Wirtschaft von nachfrage- oder angebotsorientierter kapitalistischer Wirtschaft vgl. Folkert Wilken: Selbstgestaltung der Wirtschaft.
„Wenn man aus einer lebendigen Denkhaltung tiefer in das Problem des Bedarfs hineingeht, dann wird die Tatsache, daß in der freien kapitalistischen Verkehrswirtschaft der wirtschaftliche Bedarf niemals anders als in Gestalt der „Nachfrage" in Erscheinung tritt, ein besonders schwerwiegendes Problem. Die marktwirtschaftliche Konkurrenzwirtschaft stellt dem Angebot die Nachfrage gegenüber. Die Nachfrage bringt aber nur denjenigen Bedarf zum Ausdruck, welcher geldlich fundiert ist. Wenn man die Nachfrage ganz genau kennen würde, würde man doch niemals den wahren Bedarf der konsumierenden Menschen kennen. Der wirtschaftliche Bedarf entspringt eben nicht nur denjenigen menschlichen Bedürfnissen, für deren Befriedigung das entsprechende Kaufgeld zur Verfügung steht, sondern es ist der Sinn eines entwickelten Wirtschaftslebens, für alle materiellen Bedürfnisse, die geltend gemacht werden, die Güter zu erzeugen. Die kapitalistische Wirtschaft ist so geordnet, daß nur produziert werden kann oder soll für die Nachfrage, d. h. den geldlich fundierten Bedarf. Die wahre Wirtschaft muß ihren Ausgang nehmen von dem wirklichen Bedarf aller Konsumenten. Das heißt, sie muß so geordnet sein, daß sich dieser Bedarf auch wirklich geltend machen kann. Das Geltendmachen eines solchen Bedarfs und seine Befriedigung ist aber nicht nur eine Angelegenheit der Warenerzeugung, sondern ebenso eine Angelegenheit der zureichenden Einkommensbildung. Damit diese erreicht werde, muß es möglich sein, daß die Träger eines unbefriedigten Bedarfs in der Gestaltung der Wirtschaft mitwirken.“ (Lit.: Folkert Wilken, Selbstgestaltung der Wirtschaft, S. 22)
In Opposition zu damaligen sozialistischen Programmideen eines planwirtschaftlich zu bestimmenden Bedarfes (vgl. GA 188 S. 225ff.), argumentiert Steiner, ergibt sich der konkrete Bedarf als Resultat von Kulturprozessen, die nicht als rein wirtschaftliche verstanden werden können. Für die Ermittlung und Ermöglichung der Befriedigung des zukünftigen Bedarfes kann auf ein freies Unternehmertum, mit Gespür für die Bedarfsentwicklung, nicht verzichtet werden.
„Ja, der Bedarf ist ja nicht irgend etwas, was statistisch aufgenommen werden kann und wonach sich eben anderes regeln läßt. Der Bedarf im wirklichen Leben wandelt sich fortwährend, metamorphosiert sich fortwährend. Ich bitte, ich möchte einmal, daß jemand feststellt, wie groß im Jahre 1840 der Bedarf der Menschen nach elektrischen Eisenbahnen war! Dieser Bedarf wird hervorgezaubert durch den Kulturprozeß selber, wird verwandelt durch den Kulturprozeß selbst. Wollen Sie nach einem vorhandenen Bedarf die Produktion regeln, wollen Sie der Produktion nicht Initiative geben, so bringen Sie den Bedarf zur Stagnation. Sie können allein das richtige Verhältnis zwischen Bedarf und Produktion herstellen, wenn Sie den sozialen Organismus dreifach gliedern. Dann ist im lebendigen Zusammenwirken die Regelung von selbst da zwischen Produktion und Bedarf, wie zwischen den andern Impulsen des sozialen Organismus“ (Lit.: GA 188, S. 243)
Zu berücksichtigen bei der Bestimmung des Bedarfs sind auch die "reinen Konsumenten" (Rudolf Steiner), ohne die eine reale Volkswirtschaft nicht funktionieren kann. Heutzutage wird deren Bedarf durch die vom Staat eingehobenen Steuern gegenfinanziert. Es käme aber für eine assoziative Wirtschaft darauf an, daß deren Bedürfnisse aus assoziativen Vereinbarungen heraus gegenfinanziert werden könnte.
Siehe auch
Literatur
- Folkert Wilken: Selbstgestaltung der Wirtschaft, Novalis Verlag 1949,
- Rudolf Steiner: Der Goetheanismus, ein Umwandlungsimpuls und Auferstehungsgedanke. Menschenwissenschaft und Sozialwissenschaft, GA 188 (1982), ISBN 3-7274-1880-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
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