Gilgul Neschamot

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Gilgul Neschamot (hebr. גִלְגּוּל נְשָמוֹת) oder kurz Gilgul bezeichnet die in der jüdischen Mystik verbreitete Lehre von Reinkarnation und Seelenwanderung. Der Begriff kommt zwar im Tanach, der hebräischen Bibel nicht vor, wir aber in den Überlieferungen des Talmud an einzelnen Stellen kontrovers diskutiert und ist ein zentrales Element der Kabbala, so etwa im Sefer ha-Bahir („Buch der Erleuchtung“), das als ältestes kabbalistisches Werk gilt, und in dem Ende des 13. Jahrhunderts weithin bekannten Sefer ha-Sohar („Buch des Glanzes“), das die Reinkarnationslehre für eine Weile zum Allgemeingut des osteuropäischen Judentums machte.

Rabbi Isaak Luria (1534–1572) beschrieb in seinem Schaar ha-Gilgulim („Tor der Reinkarnationen“) umfassend und präzise die verwickelten Gesetzmäßigkeiten der kabbalistischen Wiedergeburtslehre im Sinne der Seelenwanderung, wobei er sich ausdrücklich auf einzelne Verse im Tanach beruft. Er schildert die Wiedergeburt von fünf verschiedenen Seelenteilen (Nephesch, Ruach, Neschama, Chaya und Yechida), wobei er deutlich zwischen lebenslanger Inkarnation (Gilgul) und bloß vorübergehenden Inkorporation einer fremden guten Seele (Ibbur) oder bösen Seele (Dibbuk) unterscheidet.

Auch heute ist die Wiedergeburtslehre im orthodoxen Judentum weit verbreitet, namentlich bei den Chassidim, wo sie schon von dem Begründer der osteuropäischen chassidischen Bewegung, Rabbi Israel ben Elieser (1698–1760), ausgeht.

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