Mitgefühl

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Als Mitgefühl oder Empathie (von griech. ἐμπάθεια, empatheia) wird die Fähigkeit des Menschen bezeichnet, Leid und Lust anderer Menschen, aber auch von Tieren, in sich nach- bzw. mitzuerleben und dadurch zu einem mehr oder weniger bewussten gefühlsmäßigen Verständnis dessen zu kommen, was andere Seelenwesen in ihrem Inneren bewegt. Tieren fehlt diese Fähigkeit und auch der Mensch konnte sie erst in der griechisch-lateinischen Zeit entwickeln, nachdem die Verstandes- oder Gemütsseele einen gewissen Reifegrad erreicht hatte und sich der Wille als eigenständige Seelenkraft von den noch sehr eng miteinander verbundenen Seelenfähigkeiten des Denkens und Fühlens abgesondert hatte. Das Mitgefühl ist wesentlicher Bestandteil des von Rudolf Steiner beschriebenen sozialen Urphänomens und offenbart sich grundsätzlich bei jedem Menschen auf allen Erkenntnisstufen vom bloß äußeren Nacherleben auf Basis ähnlich gearteter eigener Erfahrungen bis hin zum intuitiven Aufgehen im Bewusstsein des anderen Wesens, wobei die höheren Erkenntnisformen allerdings erst durch eine entsprechende Geistesschulung deutlicher und bewusster hervortreten. Erst auf der Stufe der Intuition, bei der die Erinnerung an eigene vergleichbare Gefühle völlig in den Hintergrund tritt, wird Miterleben fremder Lust und Unlust ganz authentisch.

Das Mitgefühl entfaltet sich zwischen den beiden Polen von Mitleid und Mitfreude. Das Mitleid, durch das man Leid, Unlust, Schmerz und Trauer miterleben kann, wird meist leichter erregt als die Mitfreude, die sich an der Lust und Freude anderer Wesen entzündet, weil diese sehr leich durch den egoistischen Neid gedämpft wird, während das Mitleid dem Selbstgefühl schmeichelt. Jean Paul sagt daher:

„Zum Mitleiden genügt ein Mensch; zur Mitfreude gehört ein Engel“